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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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der Erfolglosigkeit von Gaunerinquisitionen zu suchen, als im
Genie des Gaunerthums, das in seiner Parasitenwüchsigkeit immer
nur an der Schwäche emporwuchert. 1) Welche Fülle der trau-
rigsten Erfahrungen liegen in dieser Weise vor! Man könnte
ganze Untersuchungen wieder zur Untersuchung ziehen, die als
Verbrechen gegen den Staat, aus Unwissenheit, Sorglosigkeit
und Nachlässigkeit von Beamten begangen sind.



Zweiunddreißigstes Kapitel.
e) Das Hakesen.

Ein sehr gefährliches, in allen Gefangenanstalten, namentlich
in Untersuchungsgefängnissen, schon sehr lange bekanntes und
prakticirtes Communicationsmittel ist das Hakesen, Klopfen der
Gefangenen. Es ist von jeher der geheimnißvolle Schlüssel zu
vielen und feinen Jntriguen besonders jüdischer Gauner gewesen.
Alle Versuche, durch umständliche und kostspielige Baueinrichtun-
gen dieses Communicationsmittel zu beseitigen, haben zu keinem
Resultate geführt. 2) Selbst die vielgerühmten Scheck'schen Zellen,
in welchen die Gefangenen durch drei Steinwände mit Zwischen-

1) Auch das Zusammensetzen eines verlässigen Jndividuums mit einem
andern zur Ausforschung und zum Verrath ist unwürdig, und bei der Vor-
sicht des Gauners meistens zwecklos, aber auch insofern für die Untersuchung
verderblich, als der Gauner bei diesem unwürdigen Mittel auch bald merkt,
daß der Jnquirent mehr dem Verrathe traut, als seinem eigenen Blick und
Geschick.
2) Während meiner Studienzeit in Jena 1833 zeigte mir der verdienst-
volle Criminalrath Wenzel im Criminalgebäude zu Weimar eine eigenthüm-
liche Vorrichtung gegen das Hakesen der Jnquisiten, das in der sonst trefflichen
Lokalität überhandgenommen hatte, und nicht durch neu angebrachte Schall-
thüren paralysirt werden konnte. Es war nämlich mitten in dem Corridor
ein großes Thurmuhrwerk aufgehängt, dessen lauter Pendelschlag beständig
weithin durch das Gebäude tönte. Jndessen bewährte sich auch diese Einrich-
tung sehr bald nicht weiter, und mußte beseitigt werden.
Ave-Lallemant, Gaunerthum. II. 7

der Erfolgloſigkeit von Gaunerinquiſitionen zu ſuchen, als im
Genie des Gaunerthums, das in ſeiner Paraſitenwüchſigkeit immer
nur an der Schwäche emporwuchert. 1) Welche Fülle der trau-
rigſten Erfahrungen liegen in dieſer Weiſe vor! Man könnte
ganze Unterſuchungen wieder zur Unterſuchung ziehen, die als
Verbrechen gegen den Staat, aus Unwiſſenheit, Sorgloſigkeit
und Nachläſſigkeit von Beamten begangen ſind.



Zweiunddreißigſtes Kapitel.
ε) Das Hakeſen.

Ein ſehr gefährliches, in allen Gefangenanſtalten, namentlich
in Unterſuchungsgefängniſſen, ſchon ſehr lange bekanntes und
prakticirtes Communicationsmittel iſt das Hakeſen, Klopfen der
Gefangenen. Es iſt von jeher der geheimnißvolle Schlüſſel zu
vielen und feinen Jntriguen beſonders jüdiſcher Gauner geweſen.
Alle Verſuche, durch umſtändliche und koſtſpielige Baueinrichtun-
gen dieſes Communicationsmittel zu beſeitigen, haben zu keinem
Reſultate geführt. 2) Selbſt die vielgerühmten Scheck’ſchen Zellen,
in welchen die Gefangenen durch drei Steinwände mit Zwiſchen-

1) Auch das Zuſammenſetzen eines verläſſigen Jndividuums mit einem
andern zur Ausforſchung und zum Verrath iſt unwürdig, und bei der Vor-
ſicht des Gauners meiſtens zwecklos, aber auch inſofern für die Unterſuchung
verderblich, als der Gauner bei dieſem unwürdigen Mittel auch bald merkt,
daß der Jnquirent mehr dem Verrathe traut, als ſeinem eigenen Blick und
Geſchick.
2) Während meiner Studienzeit in Jena 1833 zeigte mir der verdienſt-
volle Criminalrath Wenzel im Criminalgebäude zu Weimar eine eigenthüm-
liche Vorrichtung gegen das Hakeſen der Jnquiſiten, das in der ſonſt trefflichen
Lokalität überhandgenommen hatte, und nicht durch neu angebrachte Schall-
thüren paralyſirt werden konnte. Es war nämlich mitten in dem Corridor
ein großes Thurmuhrwerk aufgehängt, deſſen lauter Pendelſchlag beſtändig
weithin durch das Gebäude tönte. Jndeſſen bewährte ſich auch dieſe Einrich-
tung ſehr bald nicht weiter, und mußte beſeitigt werden.
Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 7
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[97/0109] der Erfolgloſigkeit von Gaunerinquiſitionen zu ſuchen, als im Genie des Gaunerthums, das in ſeiner Paraſitenwüchſigkeit immer nur an der Schwäche emporwuchert. 1) Welche Fülle der trau- rigſten Erfahrungen liegen in dieſer Weiſe vor! Man könnte ganze Unterſuchungen wieder zur Unterſuchung ziehen, die als Verbrechen gegen den Staat, aus Unwiſſenheit, Sorgloſigkeit und Nachläſſigkeit von Beamten begangen ſind. Zweiunddreißigſtes Kapitel. ε) Das Hakeſen. Ein ſehr gefährliches, in allen Gefangenanſtalten, namentlich in Unterſuchungsgefängniſſen, ſchon ſehr lange bekanntes und prakticirtes Communicationsmittel iſt das Hakeſen, Klopfen der Gefangenen. Es iſt von jeher der geheimnißvolle Schlüſſel zu vielen und feinen Jntriguen beſonders jüdiſcher Gauner geweſen. Alle Verſuche, durch umſtändliche und koſtſpielige Baueinrichtun- gen dieſes Communicationsmittel zu beſeitigen, haben zu keinem Reſultate geführt. 2) Selbſt die vielgerühmten Scheck’ſchen Zellen, in welchen die Gefangenen durch drei Steinwände mit Zwiſchen- 1) Auch das Zuſammenſetzen eines verläſſigen Jndividuums mit einem andern zur Ausforſchung und zum Verrath iſt unwürdig, und bei der Vor- ſicht des Gauners meiſtens zwecklos, aber auch inſofern für die Unterſuchung verderblich, als der Gauner bei dieſem unwürdigen Mittel auch bald merkt, daß der Jnquirent mehr dem Verrathe traut, als ſeinem eigenen Blick und Geſchick. 2) Während meiner Studienzeit in Jena 1833 zeigte mir der verdienſt- volle Criminalrath Wenzel im Criminalgebäude zu Weimar eine eigenthüm- liche Vorrichtung gegen das Hakeſen der Jnquiſiten, das in der ſonſt trefflichen Lokalität überhandgenommen hatte, und nicht durch neu angebrachte Schall- thüren paralyſirt werden konnte. Es war nämlich mitten in dem Corridor ein großes Thurmuhrwerk aufgehängt, deſſen lauter Pendelſchlag beſtändig weithin durch das Gebäude tönte. Jndeſſen bewährte ſich auch dieſe Einrich- tung ſehr bald nicht weiter, und mußte beſeitigt werden. Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 7

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/109>, abgerufen am 24.11.2024.