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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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einer Hebamme, irgendeinem Beamten, Geistlichen u. s. w., und
sind keck und verwegen genug, wie die Zefirgänger auf das Ge-
rathewohl an Stuben- und Küchenthüren zu klopfen, und, wenn
keine Antwort erfolgt, einzutreten und zu stehlen. Die bewährte-
sten Jndicatoren an Hausthüren werden dadurch hergestellt, daß
man zwei hölzerne Scheiben von 6--8 Zoll Durchmesser mit
4--6 Zoll langen Stäbchen zu einem Cylinder verbindet, in den
man einige gegossene Metallschellen legt, den Cylinder über eine
Welle steckt und eine an der Hausthüre befestigte Lothschnur über
den Cylinder laufen läßt. Bei jeder noch so langsamen Be-
wegung der Hausthür rollen die Schellen durcheinander und
machen ein lebhaftes Geräusch, das dann erst besonders laut wird,
wenn die Schnur bei der Hausthür abgeschnitten werden sollte,
wogegen man sich übrigens durch ein Drahtende an der Haus-
thür verwahren kann. Diese Schellencylinder haben noch den
Vortheil, daß sie nicht unmittelbar an der Hausthür, wo sie mit
einem Haken oder Stock gehalten werden könnten, befestigt zu
werden brauchen, sondern weit nach der Mitte und hinten im
Hause, oder durch Vermittelung von Rollen in jedem andern
Theile eines Gebäudes angebracht werden können. Ueberdies läßt
sich die Lothschnur, falls am Tage das Schellengeräusch lästig
sein sollte, beliebig abhängen, und abends, oder wenn es gilt,
wieder überlegen.



Fünfundfunfzigstes Kapitel.
3) Die Kegler.

Eine besondere Art der Kittenschieber sind ferner die Kegler,
richtiger Gacheler, Gachler 1), auch Gackler, Kakler, die

1) Das Wort ist wol nur von dem hebräischen Stammwort [fremdsprachliches Material - fehlt] (gachal),
er hat Feuer angezündet, wovon [fremdsprachliches Material - fehlt] (gecholim), brennende Kohlen, abzu-
leiten; im Niederdeutschen ist der Ausdruck kakeln, mit Licht oder Feuer ka-
keln, für "spielen mit Licht, leichtfertig mit Feuer umgehen", sehr gebräuchlich.
Von den Schriftstellern über Gaunerthum hat nur Falkenberg, a. a. O.,

einer Hebamme, irgendeinem Beamten, Geiſtlichen u. ſ. w., und
ſind keck und verwegen genug, wie die Zefirgänger auf das Ge-
rathewohl an Stuben- und Küchenthüren zu klopfen, und, wenn
keine Antwort erfolgt, einzutreten und zu ſtehlen. Die bewährte-
ſten Jndicatoren an Hausthüren werden dadurch hergeſtellt, daß
man zwei hölzerne Scheiben von 6—8 Zoll Durchmeſſer mit
4—6 Zoll langen Stäbchen zu einem Cylinder verbindet, in den
man einige gegoſſene Metallſchellen legt, den Cylinder über eine
Welle ſteckt und eine an der Hausthüre befeſtigte Lothſchnur über
den Cylinder laufen läßt. Bei jeder noch ſo langſamen Be-
wegung der Hausthür rollen die Schellen durcheinander und
machen ein lebhaftes Geräuſch, das dann erſt beſonders laut wird,
wenn die Schnur bei der Hausthür abgeſchnitten werden ſollte,
wogegen man ſich übrigens durch ein Drahtende an der Haus-
thür verwahren kann. Dieſe Schellencylinder haben noch den
Vortheil, daß ſie nicht unmittelbar an der Hausthür, wo ſie mit
einem Haken oder Stock gehalten werden könnten, befeſtigt zu
werden brauchen, ſondern weit nach der Mitte und hinten im
Hauſe, oder durch Vermittelung von Rollen in jedem andern
Theile eines Gebäudes angebracht werden können. Ueberdies läßt
ſich die Lothſchnur, falls am Tage das Schellengeräuſch läſtig
ſein ſollte, beliebig abhängen, und abends, oder wenn es gilt,
wieder überlegen.



Fünfundfunfzigſtes Kapitel.
3) Die Kegler.

Eine beſondere Art der Kittenſchieber ſind ferner die Kegler,
richtiger Gacheler, Gachler 1), auch Gackler, Kakler, die

1) Das Wort iſt wol nur von dem hebräiſchen Stammwort [fremdsprachliches Material – fehlt] (gachal),
er hat Feuer angezündet, wovon [fremdsprachliches Material – fehlt] (gecholim), brennende Kohlen, abzu-
leiten; im Niederdeutſchen iſt der Ausdruck kakeln, mit Licht oder Feuer ka-
keln, für „ſpielen mit Licht, leichtfertig mit Feuer umgehen“, ſehr gebräuchlich.
Von den Schriftſtellern über Gaunerthum hat nur Falkenberg, a. a. O.,
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[189/0201] einer Hebamme, irgendeinem Beamten, Geiſtlichen u. ſ. w., und ſind keck und verwegen genug, wie die Zefirgänger auf das Ge- rathewohl an Stuben- und Küchenthüren zu klopfen, und, wenn keine Antwort erfolgt, einzutreten und zu ſtehlen. Die bewährte- ſten Jndicatoren an Hausthüren werden dadurch hergeſtellt, daß man zwei hölzerne Scheiben von 6—8 Zoll Durchmeſſer mit 4—6 Zoll langen Stäbchen zu einem Cylinder verbindet, in den man einige gegoſſene Metallſchellen legt, den Cylinder über eine Welle ſteckt und eine an der Hausthüre befeſtigte Lothſchnur über den Cylinder laufen läßt. Bei jeder noch ſo langſamen Be- wegung der Hausthür rollen die Schellen durcheinander und machen ein lebhaftes Geräuſch, das dann erſt beſonders laut wird, wenn die Schnur bei der Hausthür abgeſchnitten werden ſollte, wogegen man ſich übrigens durch ein Drahtende an der Haus- thür verwahren kann. Dieſe Schellencylinder haben noch den Vortheil, daß ſie nicht unmittelbar an der Hausthür, wo ſie mit einem Haken oder Stock gehalten werden könnten, befeſtigt zu werden brauchen, ſondern weit nach der Mitte und hinten im Hauſe, oder durch Vermittelung von Rollen in jedem andern Theile eines Gebäudes angebracht werden können. Ueberdies läßt ſich die Lothſchnur, falls am Tage das Schellengeräuſch läſtig ſein ſollte, beliebig abhängen, und abends, oder wenn es gilt, wieder überlegen. Fünfundfunfzigſtes Kapitel. 3) Die Kegler. Eine beſondere Art der Kittenſchieber ſind ferner die Kegler, richtiger Gacheler, Gachler 1), auch Gackler, Kakler, die 1) Das Wort iſt wol nur von dem hebräiſchen Stammwort _ (gachal), er hat Feuer angezündet, wovon _ (gecholim), brennende Kohlen, abzu- leiten; im Niederdeutſchen iſt der Ausdruck kakeln, mit Licht oder Feuer ka- keln, für „ſpielen mit Licht, leichtfertig mit Feuer umgehen“, ſehr gebräuchlich. Von den Schriftſtellern über Gaunerthum hat nur Falkenberg, a. a. O.,

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/201>, abgerufen am 18.11.2024.