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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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hat. Jn den signalisirten Verbrechern findet man auch ein starkes
Contingent von Räubern aus allen Theilen Deutschlands und
aus den verschiedensten Räuberbanden, als frappanten Beleg von
der weiten Verbreitung und der schlüpfenden Beweglichkeit des
Gaunerthums. Das noch immer sehr nutzbare Werk wird minde-
stens als genealogische Basis bei Ermittelung von persönlichen
Verhältnissen noch lange Zeit brauchbar bleiben.

Notizen über die berüchtigsten jüdischen Gauner und Spitzbuben, welche
sich gegenwärtig in Deutschland und an dessen Gränzen umhertreiben,

nebst genauer Beschreibung ihrer Person. Nach Criminal-
Akten und sonstigen zuverlässigen Quellen bearbeitet und in
alphabetischer Ordnung zusammengestellt von O. P. T. Schwen-
cken.
1) Marburg und Kassel 1820.

Dies ausgezeichnete, in der Polizeiliteratur einen classischen
Rang einnehmende Werk, welches mehr als irgendein anderes,
praktischen Nutzen gestiftet hat, enthält zunächst eine kurze Ueber-
sicht der zu Kassel 1816 gegen Benjamin Joseph und Consorten
geführten Untersuchung, welche wesentlich dem Verfasser Anlaß
und Stoff zur Herausgabe des Buches gab, sodann Abschnitt II,
S. 11--28, einige Bemerkungen zur Charakteristik der Gauner,
welche, ungeachtet ihrer Kürze, vom tiefen Eindringen des Ver-
fassers in das Gaunerwesen Zeugniß geben. Der schätzenswertheste
Theil sind aber die Notizen selbst (S. 29--402), denen noch
S. 403--16 ein Verzeichniß der in den zwei ersten Decennien

1) Eine sehr sonderbare Enttäuschung ist es, wenn man hinter dem Titel
des 1825 in derselben Verlagsbuchhandlung (Joh. Christian Krieger) erschie-
nenen Werkes: "Neues Conversations-Lexicon zur Kenntniß der berüchtigtesten
jüdischen Gauner und Spitzbuben neuerer Zeit in Deutschland" nichts anderes
findet, als die obenangeführten Notizen von Schwencken, ohne den Vor-
bericht, die hier also von fehlgreifender buchhändlerischer Speculation mehr
gegen die "Krebse" als gegen die jüdischen Gauner misbraucht sind.
Schwencken's Name und Verdienst ist zu bedeutend, als daß irgendein, wenn
auch noch so pikanter, Titel mehr Jnteresse erregen könnte, als der einfache
Name des unvergeßlichen Mannes.

hat. Jn den ſignaliſirten Verbrechern findet man auch ein ſtarkes
Contingent von Räubern aus allen Theilen Deutſchlands und
aus den verſchiedenſten Räuberbanden, als frappanten Beleg von
der weiten Verbreitung und der ſchlüpfenden Beweglichkeit des
Gaunerthums. Das noch immer ſehr nutzbare Werk wird minde-
ſtens als genealogiſche Baſis bei Ermittelung von perſönlichen
Verhältniſſen noch lange Zeit brauchbar bleiben.

Notizen über die berüchtigſten jüdiſchen Gauner und Spitzbuben, welche
ſich gegenwärtig in Deutſchland und an deſſen Gränzen umhertreiben,

nebſt genauer Beſchreibung ihrer Perſon. Nach Criminal-
Akten und ſonſtigen zuverläſſigen Quellen bearbeitet und in
alphabetiſcher Ordnung zuſammengeſtellt von O. P. T. Schwen-
cken.
1) Marburg und Kaſſel 1820.

Dies ausgezeichnete, in der Polizeiliteratur einen claſſiſchen
Rang einnehmende Werk, welches mehr als irgendein anderes,
praktiſchen Nutzen geſtiftet hat, enthält zunächſt eine kurze Ueber-
ſicht der zu Kaſſel 1816 gegen Benjamin Joſeph und Conſorten
geführten Unterſuchung, welche weſentlich dem Verfaſſer Anlaß
und Stoff zur Herausgabe des Buches gab, ſodann Abſchnitt II,
S. 11—28, einige Bemerkungen zur Charakteriſtik der Gauner,
welche, ungeachtet ihrer Kürze, vom tiefen Eindringen des Ver-
faſſers in das Gaunerweſen Zeugniß geben. Der ſchätzenswertheſte
Theil ſind aber die Notizen ſelbſt (S. 29—402), denen noch
S. 403—16 ein Verzeichniß der in den zwei erſten Decennien

1) Eine ſehr ſonderbare Enttäuſchung iſt es, wenn man hinter dem Titel
des 1825 in derſelben Verlagsbuchhandlung (Joh. Chriſtian Krieger) erſchie-
nenen Werkes: „Neues Converſations-Lexicon zur Kenntniß der berüchtigteſten
jüdiſchen Gauner und Spitzbuben neuerer Zeit in Deutſchland“ nichts anderes
findet, als die obenangeführten Notizen von Schwencken, ohne den Vor-
bericht, die hier alſo von fehlgreifender buchhändleriſcher Speculation mehr
gegen die „Krebſe“ als gegen die jüdiſchen Gauner misbraucht ſind.
Schwencken’s Name und Verdienſt iſt zu bedeutend, als daß irgendein, wenn
auch noch ſo pikanter, Titel mehr Jntereſſe erregen könnte, als der einfache
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[255/0271] hat. Jn den ſignaliſirten Verbrechern findet man auch ein ſtarkes Contingent von Räubern aus allen Theilen Deutſchlands und aus den verſchiedenſten Räuberbanden, als frappanten Beleg von der weiten Verbreitung und der ſchlüpfenden Beweglichkeit des Gaunerthums. Das noch immer ſehr nutzbare Werk wird minde- ſtens als genealogiſche Baſis bei Ermittelung von perſönlichen Verhältniſſen noch lange Zeit brauchbar bleiben. Notizen über die berüchtigſten jüdiſchen Gauner und Spitzbuben, welche ſich gegenwärtig in Deutſchland und an deſſen Gränzen umhertreiben, nebſt genauer Beſchreibung ihrer Perſon. Nach Criminal- Akten und ſonſtigen zuverläſſigen Quellen bearbeitet und in alphabetiſcher Ordnung zuſammengeſtellt von O. P. T. Schwen- cken. 1) Marburg und Kaſſel 1820. Dies ausgezeichnete, in der Polizeiliteratur einen claſſiſchen Rang einnehmende Werk, welches mehr als irgendein anderes, praktiſchen Nutzen geſtiftet hat, enthält zunächſt eine kurze Ueber- ſicht der zu Kaſſel 1816 gegen Benjamin Joſeph und Conſorten geführten Unterſuchung, welche weſentlich dem Verfaſſer Anlaß und Stoff zur Herausgabe des Buches gab, ſodann Abſchnitt II, S. 11—28, einige Bemerkungen zur Charakteriſtik der Gauner, welche, ungeachtet ihrer Kürze, vom tiefen Eindringen des Ver- faſſers in das Gaunerweſen Zeugniß geben. Der ſchätzenswertheſte Theil ſind aber die Notizen ſelbſt (S. 29—402), denen noch S. 403—16 ein Verzeichniß der in den zwei erſten Decennien 1) Eine ſehr ſonderbare Enttäuſchung iſt es, wenn man hinter dem Titel des 1825 in derſelben Verlagsbuchhandlung (Joh. Chriſtian Krieger) erſchie- nenen Werkes: „Neues Converſations-Lexicon zur Kenntniß der berüchtigteſten jüdiſchen Gauner und Spitzbuben neuerer Zeit in Deutſchland“ nichts anderes findet, als die obenangeführten Notizen von Schwencken, ohne den Vor- bericht, die hier alſo von fehlgreifender buchhändleriſcher Speculation mehr gegen die „Krebſe“ als gegen die jüdiſchen Gauner misbraucht ſind. Schwencken’s Name und Verdienſt iſt zu bedeutend, als daß irgendein, wenn auch noch ſo pikanter, Titel mehr Jntereſſe erregen könnte, als der einfache Name des unvergeßlichen Mannes.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/271>, abgerufen am 02.05.2024.