Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

Bild:
<< vorherige Seite

Diese, ungeachtet mehrmaliger Auflage, selten gewordene De-
signation, in der auch S. 3 das vollständigere Werk: "Der Jü-
dische Baldober", angekündigt wird, enthält eine treffliche und
klare, zum Verständniß des Baldobers sehr zweckdienliche Ueber-
sicht der von dem Emanuel Heinemann vulgo Mendel Carbe
und Consorten verübten Diebstähle, die man im Baldober aus-
führlich dargestellt findet. Die Designation enthält noch ein
"Actenmäßiges Supplementum", dessen letzte Blätter wegen der
dort alphabetisch aufgeführten jüdisch-deutschen Gaunervocabeln
sehr schätzbar und wichtig sind und in der Lexikographie beson-
dere Berücksichtigung finden werden.

Entdeckter Jüdischer Baldober, oder Sachsen-Coburgische Acta Cri-
minalia
wider eine Jüdische Diebs- und Rauber-Bande u. s. w.
Coburg 1737.

Diese merkwürdige Untersuchung gibt eine überraschende Aus-
kunft über Zusammenhang und Ausdehnung einer ersichtlich über
fast ganz Deutschland seit langen Jahren verbreiteten jüdischen
Gaunerbande, von der jedoch nur Emanuel Heinemann (Mendel
Carbe) Hoyum Moyses (Johannes Jngolstadt), dessen Ehefrau
Lea, Hirsch Halberstadt, Rosine Meyer, Sprengling's Frau, und
deren Sohn Jsaak Meyer in Koburg zur Haft und Untersuchung
gekommen sind, während die vielen übrigen in der Untersuchung
zur Sprache gekommenen auswärtigen Verbrechen nicht weiter
verhandelt und die zum Theil namhaft gemachten 146 Mitglieder
der Bande auch nicht weiter verfolgt worden sind. Was vorzüg-
lich dies Werk sehr werthvoll macht, das sind die vielen über die
Theorie und Praxis der jüdischen Gauner eingestreuten trefflichen
Bemerkungen, die von Scharfblick und Erfahrung des Verfassers
zeugen, und namentlich für jene Zeit von außerordentlichem Werthe
für die Criminalrechtspflege und Sicherheitspolizei gewesen sind.
Dagegen tritt aber auch hier, zum schweren Nachtheil für die un-
befangene richterliche Anschauung, jener wüste und blinde Juden-
haß hervor, dessen Unbändigkeit bei dem damaligen gänzlichen
Mangel aller politischen Ausgleichung der Gegensätze nicht allein

Dieſe, ungeachtet mehrmaliger Auflage, ſelten gewordene De-
ſignation, in der auch S. 3 das vollſtändigere Werk: „Der Jü-
diſche Baldober“, angekündigt wird, enthält eine treffliche und
klare, zum Verſtändniß des Baldobers ſehr zweckdienliche Ueber-
ſicht der von dem Emanuel Heinemann vulgo Mendel Carbe
und Conſorten verübten Diebſtähle, die man im Baldober aus-
führlich dargeſtellt findet. Die Deſignation enthält noch ein
„Actenmäßiges Supplementum“, deſſen letzte Blätter wegen der
dort alphabetiſch aufgeführten jüdiſch-deutſchen Gaunervocabeln
ſehr ſchätzbar und wichtig ſind und in der Lexikographie beſon-
dere Berückſichtigung finden werden.

Entdeckter Jüdiſcher Baldober, oder Sachſen-Coburgiſche Acta Cri-
minalia
wider eine Jüdiſche Diebs- und Rauber-Bande u. ſ. w.
Coburg 1737.

Dieſe merkwürdige Unterſuchung gibt eine überraſchende Aus-
kunft über Zuſammenhang und Ausdehnung einer erſichtlich über
faſt ganz Deutſchland ſeit langen Jahren verbreiteten jüdiſchen
Gaunerbande, von der jedoch nur Emanuel Heinemann (Mendel
Carbe) Hoyum Moyſes (Johannes Jngolſtadt), deſſen Ehefrau
Lea, Hirſch Halberſtadt, Roſine Meyer, Sprengling’s Frau, und
deren Sohn Jſaak Meyer in Koburg zur Haft und Unterſuchung
gekommen ſind, während die vielen übrigen in der Unterſuchung
zur Sprache gekommenen auswärtigen Verbrechen nicht weiter
verhandelt und die zum Theil namhaft gemachten 146 Mitglieder
der Bande auch nicht weiter verfolgt worden ſind. Was vorzüg-
lich dies Werk ſehr werthvoll macht, das ſind die vielen über die
Theorie und Praxis der jüdiſchen Gauner eingeſtreuten trefflichen
Bemerkungen, die von Scharfblick und Erfahrung des Verfaſſers
zeugen, und namentlich für jene Zeit von außerordentlichem Werthe
für die Criminalrechtspflege und Sicherheitspolizei geweſen ſind.
Dagegen tritt aber auch hier, zum ſchweren Nachtheil für die un-
befangene richterliche Anſchauung, jener wüſte und blinde Juden-
haß hervor, deſſen Unbändigkeit bei dem damaligen gänzlichen
Mangel aller politiſchen Ausgleichung der Gegenſätze nicht allein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0248" n="232"/>
        <p>Die&#x017F;e, ungeachtet mehrmaliger Auflage, &#x017F;elten gewordene De-<lb/>
&#x017F;ignation, in der auch S. 3 das voll&#x017F;tändigere Werk: &#x201E;Der Jü-<lb/>
di&#x017F;che Baldober&#x201C;, angekündigt wird, enthält eine treffliche und<lb/>
klare, zum Ver&#x017F;tändniß des Baldobers &#x017F;ehr zweckdienliche Ueber-<lb/>
&#x017F;icht der von dem Emanuel Heinemann <hi rendition="#aq">vulgo</hi> Mendel Carbe<lb/>
und Con&#x017F;orten verübten Dieb&#x017F;tähle, die man im Baldober aus-<lb/>
führlich darge&#x017F;tellt findet. Die De&#x017F;ignation enthält noch ein<lb/>
&#x201E;Actenmäßiges <hi rendition="#aq">Supplementum</hi>&#x201C;, de&#x017F;&#x017F;en letzte Blätter wegen der<lb/>
dort alphabeti&#x017F;ch aufgeführten jüdi&#x017F;ch-deut&#x017F;chen Gaunervocabeln<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;chätzbar und wichtig &#x017F;ind und in der Lexikographie be&#x017F;on-<lb/>
dere Berück&#x017F;ichtigung finden werden.</p><lb/>
        <list>
          <item><hi rendition="#b">Entdeckter Jüdi&#x017F;cher Baldober,</hi> oder Sach&#x017F;en-Coburgi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Acta Cri-<lb/>
minalia</hi> wider eine Jüdi&#x017F;che Diebs- und Rauber-Bande u. &#x017F;. w.<lb/>
Coburg 1737.</item>
        </list><lb/>
        <p>Die&#x017F;e merkwürdige Unter&#x017F;uchung gibt eine überra&#x017F;chende Aus-<lb/>
kunft über Zu&#x017F;ammenhang und Ausdehnung einer er&#x017F;ichtlich über<lb/>
fa&#x017F;t ganz Deut&#x017F;chland &#x017F;eit langen Jahren verbreiteten jüdi&#x017F;chen<lb/>
Gaunerbande, von der jedoch nur Emanuel Heinemann (Mendel<lb/>
Carbe) Hoyum Moy&#x017F;es (Johannes Jngol&#x017F;tadt), de&#x017F;&#x017F;en Ehefrau<lb/>
Lea, Hir&#x017F;ch Halber&#x017F;tadt, Ro&#x017F;ine Meyer, Sprengling&#x2019;s Frau, und<lb/>
deren Sohn J&#x017F;aak Meyer in Koburg zur Haft und Unter&#x017F;uchung<lb/>
gekommen &#x017F;ind, während die vielen übrigen in der Unter&#x017F;uchung<lb/>
zur Sprache gekommenen auswärtigen Verbrechen nicht weiter<lb/>
verhandelt und die zum Theil namhaft gemachten 146 Mitglieder<lb/>
der Bande auch nicht weiter verfolgt worden &#x017F;ind. Was vorzüg-<lb/>
lich dies Werk &#x017F;ehr werthvoll macht, das &#x017F;ind die vielen über die<lb/>
Theorie und Praxis der jüdi&#x017F;chen Gauner einge&#x017F;treuten trefflichen<lb/>
Bemerkungen, die von Scharfblick und Erfahrung des Verfa&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
zeugen, und namentlich für jene Zeit von außerordentlichem Werthe<lb/>
für die Criminalrechtspflege und Sicherheitspolizei gewe&#x017F;en &#x017F;ind.<lb/>
Dagegen tritt aber auch hier, zum &#x017F;chweren Nachtheil für die un-<lb/>
befangene richterliche An&#x017F;chauung, jener wü&#x017F;te und blinde Juden-<lb/>
haß hervor, de&#x017F;&#x017F;en Unbändigkeit bei dem damaligen gänzlichen<lb/>
Mangel aller politi&#x017F;chen Ausgleichung der Gegen&#x017F;ätze nicht allein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0248] Dieſe, ungeachtet mehrmaliger Auflage, ſelten gewordene De- ſignation, in der auch S. 3 das vollſtändigere Werk: „Der Jü- diſche Baldober“, angekündigt wird, enthält eine treffliche und klare, zum Verſtändniß des Baldobers ſehr zweckdienliche Ueber- ſicht der von dem Emanuel Heinemann vulgo Mendel Carbe und Conſorten verübten Diebſtähle, die man im Baldober aus- führlich dargeſtellt findet. Die Deſignation enthält noch ein „Actenmäßiges Supplementum“, deſſen letzte Blätter wegen der dort alphabetiſch aufgeführten jüdiſch-deutſchen Gaunervocabeln ſehr ſchätzbar und wichtig ſind und in der Lexikographie beſon- dere Berückſichtigung finden werden. Entdeckter Jüdiſcher Baldober, oder Sachſen-Coburgiſche Acta Cri- minalia wider eine Jüdiſche Diebs- und Rauber-Bande u. ſ. w. Coburg 1737. Dieſe merkwürdige Unterſuchung gibt eine überraſchende Aus- kunft über Zuſammenhang und Ausdehnung einer erſichtlich über faſt ganz Deutſchland ſeit langen Jahren verbreiteten jüdiſchen Gaunerbande, von der jedoch nur Emanuel Heinemann (Mendel Carbe) Hoyum Moyſes (Johannes Jngolſtadt), deſſen Ehefrau Lea, Hirſch Halberſtadt, Roſine Meyer, Sprengling’s Frau, und deren Sohn Jſaak Meyer in Koburg zur Haft und Unterſuchung gekommen ſind, während die vielen übrigen in der Unterſuchung zur Sprache gekommenen auswärtigen Verbrechen nicht weiter verhandelt und die zum Theil namhaft gemachten 146 Mitglieder der Bande auch nicht weiter verfolgt worden ſind. Was vorzüg- lich dies Werk ſehr werthvoll macht, das ſind die vielen über die Theorie und Praxis der jüdiſchen Gauner eingeſtreuten trefflichen Bemerkungen, die von Scharfblick und Erfahrung des Verfaſſers zeugen, und namentlich für jene Zeit von außerordentlichem Werthe für die Criminalrechtspflege und Sicherheitspolizei geweſen ſind. Dagegen tritt aber auch hier, zum ſchweren Nachtheil für die un- befangene richterliche Anſchauung, jener wüſte und blinde Juden- haß hervor, deſſen Unbändigkeit bei dem damaligen gänzlichen Mangel aller politiſchen Ausgleichung der Gegenſätze nicht allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/248
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/248>, abgerufen am 11.12.2024.