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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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klar gegeben. Das neunzehnte Kapitel enthält das Urtheil und
die Hinrichtung von 25 Mitgliedern der Bande, worunter acht
Weibspersonen. Auch bei dieser Bande tritt die Beziehung mit
holländischen und französischen Gaunern deutlich hervor, wie denn
die Mehrzahl der Hingerichteten französische Namen führte, wie
z. B. die Gebrüder la Foure, die Gebrüder la Fortune, Selantin,
St. Amour. Den Schluß des Werkes bildet ein Responsum de
jure principis expellendi et occidendi Zygaros
von der Hand
eines Ungenannten, welches, ungeachtet der zahlreichen Allegate,
sehr flach und kümmerlich ausfällt.

Das über vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad, als über
Leopold Fixeln, Christoph Kranichfelden, Abraham Hoffmann
und Anna Sophia Wanckin. Von Andreas Schmid, Prediger
zu St.-Nikolai in Berlin. 1725.

Wieder ein criminalistisches Thema, von theologischer Hand be-
arbeitet. Das Buch behandelt die Ergreifung und Aburtheilung
von sechs im Amte Quielitz betretenen und nach Berlin abgelieferten
Mitgliedern einer großen Räuberbande, welche in Braunschweig,
Mecklenburg, der Neumark, Sachsen und Polen arge Verbrechen
verübt hatte, und von welcher schon früher eine bedeutende Anzahl
zu Driesen und in der Neumark hingerichtet war. Die Darstellung
geht meistens nur auf die psychologische Beobachtung der Jnqui-
siten und legt sehr ausführlich die mit strengem Eifer vom Ver-
fasser versuchten, an dem frechen Kranichfeld jedoch besonders ver-
geblich gewesenen, Bekehrungsbemühungen dar. Dennoch bleibt
das Buch lesenswerth und in mancher Hinsicht belehrend.

Betrugs-Lexicon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Stän-
den nebst denen darwider guten Theils dienenden Mitteln ent-
decket. Von Georg Paul Hönn D. F. S. G. Rath und Amt-
mann zu Coburg. Coburg 1720. Spätere Auflage 1724
u. 1761.

Ein sehr werkwürdiges Buch, das wie eine Episode in dieser
Literaturperiode erscheint und als erster Versuch einer abstracten,

klar gegeben. Das neunzehnte Kapitel enthält das Urtheil und
die Hinrichtung von 25 Mitgliedern der Bande, worunter acht
Weibsperſonen. Auch bei dieſer Bande tritt die Beziehung mit
holländiſchen und franzöſiſchen Gaunern deutlich hervor, wie denn
die Mehrzahl der Hingerichteten franzöſiſche Namen führte, wie
z. B. die Gebrüder la Foure, die Gebrüder la Fortune, Selantin,
St. Amour. Den Schluß des Werkes bildet ein Responsum de
jure principis expellendi et occidendi Zygaros
von der Hand
eines Ungenannten, welches, ungeachtet der zahlreichen Allegate,
ſehr flach und kümmerlich ausfällt.

Das über vier Malefitz-Perſonen ergangene Juſtitz-Rad, als über
Leopold Fixeln, Chriſtoph Kranichfelden, Abraham Hoffmann
und Anna Sophia Wanckin. Von Andreas Schmid, Prediger
zu St.-Nikolai in Berlin. 1725.

Wieder ein criminaliſtiſches Thema, von theologiſcher Hand be-
arbeitet. Das Buch behandelt die Ergreifung und Aburtheilung
von ſechs im Amte Quielitz betretenen und nach Berlin abgelieferten
Mitgliedern einer großen Räuberbande, welche in Braunſchweig,
Mecklenburg, der Neumark, Sachſen und Polen arge Verbrechen
verübt hatte, und von welcher ſchon früher eine bedeutende Anzahl
zu Drieſen und in der Neumark hingerichtet war. Die Darſtellung
geht meiſtens nur auf die pſychologiſche Beobachtung der Jnqui-
ſiten und legt ſehr ausführlich die mit ſtrengem Eifer vom Ver-
faſſer verſuchten, an dem frechen Kranichfeld jedoch beſonders ver-
geblich geweſenen, Bekehrungsbemühungen dar. Dennoch bleibt
das Buch leſenswerth und in mancher Hinſicht belehrend.

Betrugs-Lexicon, worinnen die meiſten Betrügereyen in allen Stän-
den nebſt denen darwider guten Theils dienenden Mitteln ent-
decket. Von Georg Paul Hönn D. F. S. G. Rath und Amt-
mann zu Coburg. Coburg 1720. Spätere Auflage 1724
u. 1761.

Ein ſehr werkwürdiges Buch, das wie eine Epiſode in dieſer
Literaturperiode erſcheint und als erſter Verſuch einer abſtracten,

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[229/0245] klar gegeben. Das neunzehnte Kapitel enthält das Urtheil und die Hinrichtung von 25 Mitgliedern der Bande, worunter acht Weibsperſonen. Auch bei dieſer Bande tritt die Beziehung mit holländiſchen und franzöſiſchen Gaunern deutlich hervor, wie denn die Mehrzahl der Hingerichteten franzöſiſche Namen führte, wie z. B. die Gebrüder la Foure, die Gebrüder la Fortune, Selantin, St. Amour. Den Schluß des Werkes bildet ein Responsum de jure principis expellendi et occidendi Zygaros von der Hand eines Ungenannten, welches, ungeachtet der zahlreichen Allegate, ſehr flach und kümmerlich ausfällt. Das über vier Malefitz-Perſonen ergangene Juſtitz-Rad, als über Leopold Fixeln, Chriſtoph Kranichfelden, Abraham Hoffmann und Anna Sophia Wanckin. Von Andreas Schmid, Prediger zu St.-Nikolai in Berlin. 1725. Wieder ein criminaliſtiſches Thema, von theologiſcher Hand be- arbeitet. Das Buch behandelt die Ergreifung und Aburtheilung von ſechs im Amte Quielitz betretenen und nach Berlin abgelieferten Mitgliedern einer großen Räuberbande, welche in Braunſchweig, Mecklenburg, der Neumark, Sachſen und Polen arge Verbrechen verübt hatte, und von welcher ſchon früher eine bedeutende Anzahl zu Drieſen und in der Neumark hingerichtet war. Die Darſtellung geht meiſtens nur auf die pſychologiſche Beobachtung der Jnqui- ſiten und legt ſehr ausführlich die mit ſtrengem Eifer vom Ver- faſſer verſuchten, an dem frechen Kranichfeld jedoch beſonders ver- geblich geweſenen, Bekehrungsbemühungen dar. Dennoch bleibt das Buch leſenswerth und in mancher Hinſicht belehrend. Betrugs-Lexicon, worinnen die meiſten Betrügereyen in allen Stän- den nebſt denen darwider guten Theils dienenden Mitteln ent- decket. Von Georg Paul Hönn D. F. S. G. Rath und Amt- mann zu Coburg. Coburg 1720. Spätere Auflage 1724 u. 1761. Ein ſehr werkwürdiges Buch, das wie eine Epiſode in dieſer Literaturperiode erſcheint und als erſter Verſuch einer abſtracten,

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/245>, abgerufen am 04.12.2024.