Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.ten betrüglichen magischen und mantischen Wissenschaften und Die Schreibung Gauner hat wiederum verschiedene Ablei- Jedioner wird in der Mischnah bei Erwähnung der jüdischen Hinrichtungs- arten so definirt: [fremdsprachliches Material - fehlt] Ein Todtenbeschwörer ist ein Pithon, welcher den Todten von seinen Achsel- höhlen hervor reden läßt; ein Jedioner heißt, wer ihn aus dem Munde sprechen läßt. S. die weitere Etymologie, Absch. 3, Kap. 69. 1) J. G. Schottelius, "Ausführliche Arbeit von der Teutschen Haubt- Sprache" (Braunschweig 1663), S. 462 u. 1323. -- Munster, "Cosmo- graphie" (neue deutsche Ausgabe von 1628), S. 607. 2) Vgl. J. Grimm, "Deutsche Rechtsalterthümer", Kap. 5, S. 396. 3) Adelung führt dabei noch das Mittellatein an: engannum, engau-
num, ingenium, ingeniare, betrügen, wovon das spanische enganno und ten betrüglichen magiſchen und mantiſchen Wiſſenſchaften und Die Schreibung Gauner hat wiederum verſchiedene Ablei- Jedioner wird in der Miſchnah bei Erwähnung der jüdiſchen Hinrichtungs- arten ſo definirt: [fremdsprachliches Material – fehlt] Ein Todtenbeſchwörer iſt ein Pithon, welcher den Todten von ſeinen Achſel- höhlen hervor reden läßt; ein Jedioner heißt, wer ihn aus dem Munde ſprechen läßt. S. die weitere Etymologie, Abſch. 3, Kap. 69. 1) J. G. Schottelius, „Ausführliche Arbeit von der Teutſchen Haubt- Sprache“ (Braunſchweig 1663), S. 462 u. 1323. — Munſter, „Cosmo- graphie“ (neue deutſche Ausgabe von 1628), S. 607. 2) Vgl. J. Grimm, „Deutſche Rechtsalterthümer“, Kap. 5, S. 396. 3) Adelung führt dabei noch das Mittellatein an: engannum, engau-
num, ingenium, ingeniare, betrügen, wovon das ſpaniſche enganno und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="7"/> ten betrüglichen <hi rendition="#g">magiſchen</hi> und <hi rendition="#g">mantiſchen</hi> Wiſſenſchaften und<lb/> Künſte, welche von der Höhe geheimnißvoller inſpirirter Gelehr-<lb/> ſamkeit allmählich zu den trivialſten Kunſtſtücken und Betrügereien<lb/> ſich abgeflacht haben. Sowol die Etymologie als auch die<lb/> Praxis des Jedionens hat gleichmäßig eine in der That ſeltſame<lb/> Geſchichte, und nimmt daher in der Geſchichte des Gaunerthums<lb/> wie der Hexenproceſſe eine überaus wichtige Stelle ein, wovon<lb/> im dritten Abſchnitt, Kap. 69—87, noch ganz beſonders abgehan-<lb/> delt werden wird.</p><lb/> <p>Die Schreibung <hi rendition="#g">Gauner</hi> hat wiederum verſchiedene Ablei-<lb/> tungen. Einige leiten es von dem althochdeutſchen <hi rendition="#g">gau, gou,<lb/> gaw, göw</hi> (<hi rendition="#aq">pagus, tractus seu districtus unius ditionis, regio,</hi><lb/> altſächſiſch <hi rendition="#g">börde, geländ</hi> <note place="foot" n="1)">J. G. Schottelius, „Ausführliche Arbeit von der Teutſchen Haubt-<lb/> Sprache“ (Braunſchweig 1663), S. 462 u. 1323. — Munſter, „Cosmo-<lb/> graphie“ (neue deutſche Ausgabe von 1628), S. 607.</note> ab, wobei der Gauner, wie <hi rendition="#aq">lucus<lb/> a non lucendo,</hi> als <hi rendition="#g">Nicht</hi>-Gaugehöriger erſcheint. Dieſe ſinn-<lb/> loſe Ableitung findet aber auch ſchon in der beſtimmten Bezeich-<lb/> nung <hi rendition="#g">herkommender man, vremidi, gargangus, war-<lb/> gangus</hi>, welche den in das Land kommenden nicht zum Gau<lb/> gehörigen Fremden bedeutet, ihre Widerlegung. <note place="foot" n="2)">Vgl. J. Grimm, „Deutſche Rechtsalterthümer“, Kap. 5, S. 396.</note> Weit mehr<lb/> Sinn hat die von Schäffer, a. a. O., und von Adelung (Wör-<lb/> terbuch, <hi rendition="#aq">II</hi>, 433) adoptirte Ableitung von dem altdeutſchen,<lb/> noch heutigen Tags in der niederdeutſchen Mundart in vollem<lb/> Gebrauche ſich befindenden Beiwort <hi rendition="#g">gau</hi>, flink, geſchwinde,<lb/> hurtig. <note xml:id="seg2pn_3_1" next="#seg2pn_3_2" place="foot" n="3)">Adelung führt dabei noch das Mittellatein an: <hi rendition="#aq">engannum, engau-<lb/> num, ingenium, ingeniare,</hi> betrügen, wovon das ſpaniſche <hi rendition="#aq">enganno</hi> und</note> Als offenbare Compoſition mit dieſem <hi rendition="#g">gau</hi> findet<lb/><note xml:id="seg2pn_2_2" prev="#seg2pn_2_1" place="foot" n="2)">Jedioner wird in der Miſchnah bei Erwähnung der jüdiſchen Hinrichtungs-<lb/> arten ſo definirt:<lb/><hi rendition="#c"><foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign></hi><lb/> Ein Todtenbeſchwörer iſt ein Pithon, welcher den Todten von ſeinen Achſel-<lb/> höhlen hervor reden läßt; ein <hi rendition="#g">Jedioner</hi> heißt, wer ihn aus dem <hi rendition="#g">Munde</hi><lb/> ſprechen läßt. S. die weitere Etymologie, Abſch. 3, Kap. 69.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0023]
ten betrüglichen magiſchen und mantiſchen Wiſſenſchaften und
Künſte, welche von der Höhe geheimnißvoller inſpirirter Gelehr-
ſamkeit allmählich zu den trivialſten Kunſtſtücken und Betrügereien
ſich abgeflacht haben. Sowol die Etymologie als auch die
Praxis des Jedionens hat gleichmäßig eine in der That ſeltſame
Geſchichte, und nimmt daher in der Geſchichte des Gaunerthums
wie der Hexenproceſſe eine überaus wichtige Stelle ein, wovon
im dritten Abſchnitt, Kap. 69—87, noch ganz beſonders abgehan-
delt werden wird.
Die Schreibung Gauner hat wiederum verſchiedene Ablei-
tungen. Einige leiten es von dem althochdeutſchen gau, gou,
gaw, göw (pagus, tractus seu districtus unius ditionis, regio,
altſächſiſch börde, geländ 1) ab, wobei der Gauner, wie lucus
a non lucendo, als Nicht-Gaugehöriger erſcheint. Dieſe ſinn-
loſe Ableitung findet aber auch ſchon in der beſtimmten Bezeich-
nung herkommender man, vremidi, gargangus, war-
gangus, welche den in das Land kommenden nicht zum Gau
gehörigen Fremden bedeutet, ihre Widerlegung. 2) Weit mehr
Sinn hat die von Schäffer, a. a. O., und von Adelung (Wör-
terbuch, II, 433) adoptirte Ableitung von dem altdeutſchen,
noch heutigen Tags in der niederdeutſchen Mundart in vollem
Gebrauche ſich befindenden Beiwort gau, flink, geſchwinde,
hurtig. 3) Als offenbare Compoſition mit dieſem gau findet
2)
1) J. G. Schottelius, „Ausführliche Arbeit von der Teutſchen Haubt-
Sprache“ (Braunſchweig 1663), S. 462 u. 1323. — Munſter, „Cosmo-
graphie“ (neue deutſche Ausgabe von 1628), S. 607.
2) Vgl. J. Grimm, „Deutſche Rechtsalterthümer“, Kap. 5, S. 396.
3) Adelung führt dabei noch das Mittellatein an: engannum, engau-
num, ingenium, ingeniare, betrügen, wovon das ſpaniſche enganno und
2) Jedioner wird in der Miſchnah bei Erwähnung der jüdiſchen Hinrichtungs-
arten ſo definirt:
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Ein Todtenbeſchwörer iſt ein Pithon, welcher den Todten von ſeinen Achſel-
höhlen hervor reden läßt; ein Jedioner heißt, wer ihn aus dem Munde
ſprechen läßt. S. die weitere Etymologie, Abſch. 3, Kap. 69.
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