"Rotwelschen Grammatik" vorhanden. Die "Rotwelsche Gramma- tik" ist weiter nichts als ein dreistes Plagiat des Liber Vagatorum, in welchem der "Vocabular" desselben vorangestellt, dann der zweite Theil desselben (die "Notabilien") angefügt und zuletzt der erste Theil desselben (die achtundzwanzig Kapitel) abgedruckt wird, durch welche Umstellung die freilich sehr rohe Andeutung zu einer gram- matischen Anordnung gegeben wird. Jn der letzten Ausgabe der "Rotwelschen Grammatik" von 1755 erscheint der eigentliche Liber Vagatorum (S. 67) nur noch als ein dürftiger Anhang in ver- kümmerter, jedoch noch deutlich kennbarer, Gestalt, während der vorangestellte "Vocabular" durch eine Menge neuhinzugefügter Vocabeln bereichert und auch als Doppellexikon bearbeitet ist.
Die älteste Ausgabe der "Rotwelschen Grammatik" ist:
"Die Rotwelsch Gram/ matic, vnnd barlen der Wanderschaft. Dardurch den Weißhulmen geuopt, die/ Hautzin besefelt, vnnd die horcken vermonet, Damit/ mann stettinger vnd speltling vber- kompt, im/ Schrefenboß Joham zu schöcheren,/ vnd mit Riblin- gen zu rürn hab./ Der Camesierer an die Gleicher./ Verkneistets also, das jrs recht vermenckelt, es gibt/ sunnst lang hans walter, so es die bschiderich vnnd Jltis/ verlunschen, da volgte den lins- marckt an dolmanschni/ eren, oder im rantz ins flossart megen./ Das wolt der loe Ganhart, da alch dich übern glentz." Ohne Jahr, Druckort, Drucker und Druckzeichen. Unten auf dem Titel ein Holzschnitt ohne Rand, ein schreitender Bettler mit einem schreitenden Bettelweibe, beide mit Pilgerhüten und kurzen Män- teln bekleidet, mit gefaltenen Händen, und lange Pilgerstöcke in den Armen haltend. Derselbe Holzschnitt findet sich auf Blatt 6 a, unter der Ueberschrift des dritten Theils (der achtundzwanzig Kapitel) wieder. Sie ist auf 14 Quartblättern gedruckt, von denen jedoch das Titelblatt und das letzte Blatt nur auf der ersten Seite bedruckt ist. Auf der ersten Seite des zweiten Blattes beginnt: "Erst theyl dises Buchs/ Jnnhaltende das Elemental vnd Voca/ bulari der Rotwelschen Grammatic vnd sprach, Von/ den Hochelerten Cammesierern in der Wander/ schafft beschribenn, Das nit ein ieder Hautz/ verlunschen vnd barlen mög./ Ja ein
„Rotwelſchen Grammatik“ vorhanden. Die „Rotwelſche Gramma- tik“ iſt weiter nichts als ein dreiſtes Plagiat des Liber Vagatorum, in welchem der „Vocabular“ deſſelben vorangeſtellt, dann der zweite Theil deſſelben (die „Notabilien“) angefügt und zuletzt der erſte Theil deſſelben (die achtundzwanzig Kapitel) abgedruckt wird, durch welche Umſtellung die freilich ſehr rohe Andeutung zu einer gram- matiſchen Anordnung gegeben wird. Jn der letzten Ausgabe der „Rotwelſchen Grammatik“ von 1755 erſcheint der eigentliche Liber Vagatorum (S. 67) nur noch als ein dürftiger Anhang in ver- kümmerter, jedoch noch deutlich kennbarer, Geſtalt, während der vorangeſtellte „Vocabular“ durch eine Menge neuhinzugefügter Vocabeln bereichert und auch als Doppellexikon bearbeitet iſt.
Die älteſte Ausgabe der „Rotwelſchen Grammatik“ iſt:
„Die Rotwelſch Gram/ matic, vnnd barlen der Wanderſchaft. Dardurch den Weißhulmen geuopt, die/ Hautzin beſefelt, vnnd die horcken vermonet, Damit/ mann ſtettinger vnd ſpeltling vber- kompt, im/ Schrefenboß Joham zu ſchöcheren,/ vn̄ mit Riblin- gen zu rürn hab./ Der Cameſierer an die Gleicher./ Verkneiſtets alſo, das jrs recht vermenckelt, es gibt/ ſunnſt lang hans walter, ſo es die bſchiderich vnnd Jltis/ verlunſchen, da volgte den lins- marckt an dolmanſchni/ eren, oder im rantz ins floſſart megen./ Das wolt der loe Ganhart, da alch dich übern glentz.“ Ohne Jahr, Druckort, Drucker und Druckzeichen. Unten auf dem Titel ein Holzſchnitt ohne Rand, ein ſchreitender Bettler mit einem ſchreitenden Bettelweibe, beide mit Pilgerhüten und kurzen Män- teln bekleidet, mit gefaltenen Händen, und lange Pilgerſtöcke in den Armen haltend. Derſelbe Holzſchnitt findet ſich auf Blatt 6 a, unter der Ueberſchrift des dritten Theils (der achtundzwanzig Kapitel) wieder. Sie iſt auf 14 Quartblättern gedruckt, von denen jedoch das Titelblatt und das letzte Blatt nur auf der erſten Seite bedruckt iſt. Auf der erſten Seite des zweiten Blattes beginnt: „Erſt theyl diſes Buchs/ Jnnhaltende das Elemental vnd Voca/ bulari der Rotwelſchen Gram̄atic vnd ſprach, Von/ den Hochelerten Cammeſierern in der Wander/ ſchafft beſchribenn, Das nit ein ieder Hautz/ verlunſchen vnd barlen mög./ Ja ein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0174"n="158"/>„Rotwelſchen Grammatik“ vorhanden. Die „Rotwelſche Gramma-<lb/>
tik“ iſt weiter nichts als ein dreiſtes Plagiat des <hirendition="#aq">Liber Vagatorum</hi>,<lb/>
in welchem der „Vocabular“ deſſelben vorangeſtellt, dann der zweite<lb/>
Theil deſſelben (die „Notabilien“) angefügt und zuletzt der erſte<lb/>
Theil deſſelben (die achtundzwanzig Kapitel) abgedruckt wird, durch<lb/>
welche Umſtellung die freilich ſehr rohe Andeutung zu einer gram-<lb/>
matiſchen Anordnung gegeben wird. Jn der letzten Ausgabe der<lb/>„Rotwelſchen Grammatik“ von 1755 erſcheint der eigentliche <hirendition="#aq">Liber<lb/>
Vagatorum</hi> (S. 67) nur noch als ein dürftiger Anhang in ver-<lb/>
kümmerter, jedoch noch deutlich kennbarer, Geſtalt, während der<lb/>
vorangeſtellte „Vocabular“ durch eine Menge neuhinzugefügter<lb/>
Vocabeln bereichert und auch als Doppellexikon bearbeitet iſt.</p><lb/><p>Die älteſte Ausgabe der „Rotwelſchen Grammatik“ iſt:</p><lb/><p>„Die Rotwelſch Gram/ matic, vnnd barlen der Wanderſchaft.<lb/>
Dardurch den Weißhulmen geuopt, die/ Hautzin beſefelt, vnnd<lb/>
die horcken vermonet, Damit/ mann ſtettinger vnd ſpeltling vber-<lb/>
kompt, im/ Schrefenboß Joham zu ſchöcheren,/ vn̄ mit Riblin-<lb/>
gen zu rürn hab./ Der Cameſierer an die Gleicher./ Verkneiſtets<lb/>
alſo, das jrs recht vermenckelt, es gibt/ ſunnſt lang hans walter,<lb/>ſo es die bſchiderich vnnd Jltis/ verlunſchen, da volgte den lins-<lb/>
marckt an dolmanſchni/ eren, oder im rantz ins floſſart megen./<lb/>
Das wolt der loe Ganhart, da alch dich übern glentz.“ Ohne<lb/>
Jahr, Druckort, Drucker und Druckzeichen. Unten auf dem Titel<lb/>
ein Holzſchnitt ohne Rand, ein ſchreitender Bettler mit einem<lb/>ſchreitenden Bettelweibe, beide mit Pilgerhüten und kurzen Män-<lb/>
teln bekleidet, mit gefaltenen Händen, und lange Pilgerſtöcke in<lb/>
den Armen haltend. Derſelbe Holzſchnitt findet ſich auf Blatt<lb/>
6 <hirendition="#aq">a</hi>, unter der Ueberſchrift des dritten Theils (der achtundzwanzig<lb/>
Kapitel) wieder. Sie iſt auf 14 Quartblättern gedruckt, von<lb/>
denen jedoch das Titelblatt und das letzte Blatt nur auf der<lb/>
erſten Seite bedruckt iſt. Auf der erſten Seite des zweiten Blattes<lb/>
beginnt: „Erſt theyl diſes Buchs/ Jnnhaltende das Elemental<lb/>
vnd Voca/ bulari der Rotwelſchen Gram̄atic vnd ſprach, Von/<lb/>
den Hochelerten Cammeſierern in der Wander/ ſchafft beſchribenn,<lb/>
Das nit ein ieder Hautz/ verlunſchen vnd barlen mög./ Ja ein<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[158/0174]
„Rotwelſchen Grammatik“ vorhanden. Die „Rotwelſche Gramma-
tik“ iſt weiter nichts als ein dreiſtes Plagiat des Liber Vagatorum,
in welchem der „Vocabular“ deſſelben vorangeſtellt, dann der zweite
Theil deſſelben (die „Notabilien“) angefügt und zuletzt der erſte
Theil deſſelben (die achtundzwanzig Kapitel) abgedruckt wird, durch
welche Umſtellung die freilich ſehr rohe Andeutung zu einer gram-
matiſchen Anordnung gegeben wird. Jn der letzten Ausgabe der
„Rotwelſchen Grammatik“ von 1755 erſcheint der eigentliche Liber
Vagatorum (S. 67) nur noch als ein dürftiger Anhang in ver-
kümmerter, jedoch noch deutlich kennbarer, Geſtalt, während der
vorangeſtellte „Vocabular“ durch eine Menge neuhinzugefügter
Vocabeln bereichert und auch als Doppellexikon bearbeitet iſt.
Die älteſte Ausgabe der „Rotwelſchen Grammatik“ iſt:
„Die Rotwelſch Gram/ matic, vnnd barlen der Wanderſchaft.
Dardurch den Weißhulmen geuopt, die/ Hautzin beſefelt, vnnd
die horcken vermonet, Damit/ mann ſtettinger vnd ſpeltling vber-
kompt, im/ Schrefenboß Joham zu ſchöcheren,/ vn̄ mit Riblin-
gen zu rürn hab./ Der Cameſierer an die Gleicher./ Verkneiſtets
alſo, das jrs recht vermenckelt, es gibt/ ſunnſt lang hans walter,
ſo es die bſchiderich vnnd Jltis/ verlunſchen, da volgte den lins-
marckt an dolmanſchni/ eren, oder im rantz ins floſſart megen./
Das wolt der loe Ganhart, da alch dich übern glentz.“ Ohne
Jahr, Druckort, Drucker und Druckzeichen. Unten auf dem Titel
ein Holzſchnitt ohne Rand, ein ſchreitender Bettler mit einem
ſchreitenden Bettelweibe, beide mit Pilgerhüten und kurzen Män-
teln bekleidet, mit gefaltenen Händen, und lange Pilgerſtöcke in
den Armen haltend. Derſelbe Holzſchnitt findet ſich auf Blatt
6 a, unter der Ueberſchrift des dritten Theils (der achtundzwanzig
Kapitel) wieder. Sie iſt auf 14 Quartblättern gedruckt, von
denen jedoch das Titelblatt und das letzte Blatt nur auf der
erſten Seite bedruckt iſt. Auf der erſten Seite des zweiten Blattes
beginnt: „Erſt theyl diſes Buchs/ Jnnhaltende das Elemental
vnd Voca/ bulari der Rotwelſchen Gram̄atic vnd ſprach, Von/
den Hochelerten Cammeſierern in der Wander/ ſchafft beſchribenn,
Das nit ein ieder Hautz/ verlunſchen vnd barlen mög./ Ja ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/174>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.