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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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stängler, auß den/ Colloquiis Des. Erasmi Roterodami/ Pto-
chologia
genant, verdeutscht:/ Darnach in einem ausführlichen
Tractat, Exper/ tus in truphis genant, von allerhand Gattun-
gen/ vnd Bubenstücken der Betler, so vor der Zeit Herr D./
Martin Luther wider zum Truck verfertiget/ vnd mit einer Vor-
rede gezieret./ Sampt eingeführten kurtzen Erjinnerung auß/
Gottes Wort, die Betler belangend:/ Auch angehengter Roht-
wälschen Grammatic darin/ mehrertheils jhre Spraach erkläret
wirt:/ Jetzo jedermänniglich zur Nachrichtung vnd War/ nung
an Tag geben vnd vor Augen gestellt./ Nichts ohne Vrsach./
Mit Begnadigung deß Betler Königs/ auff zwölff Jahr nicht
nachzudrucken./ Gedruckt im Jahr MDCXVI."

Diese Ausgabe, von der sich ein Exemplar in der herzogl.
Bibliothek zu Wolfenbüttel, ein anderes in der hamburger Stadt-
bibliothek befindet, ist in Octav auf 50 paginirten Seiten gedruckt.
"Ein bossierlich doch bedenklich Gespräch Von der Betteley vnd
Alchimysterey, auß den Colloquiis deß hochberühmten Herrn Erasmi
von Roterdam, da es genannt wird Ptochologia", füllt
Seite 3--15: dann folgt auf S. 16 u. 17 die Luther'sche
Vorrede und darauf die 28 Kapitel des Liber Vagatorum auf
Seite 18--42, hier und da mit parenthesirten kurzen Erläute-
rungen im Texte selbst. Die "Notabilien" nehmen S. 43--47
und der "Vocabular" S. 48--50 ein. Auch diese Ausgabe ist
offenkundig unter theologischer Redaction entstanden. Das un-
gelenk übersetzte Gespräch 1) zwischen den beiden Gaunern Mel-
chior und Schewdenkarst, mit welchen das Buch eingeleitet wird,
geht nach dem Schluß des Erasmischen Originaltextes, sonder-
barerweise, in eine mit zahlreichen Marginalallegaten aus dem
Alten und Neuen Testamente versehene Discussion auf durch-

1) Es ist das Gespräch zwischen Jrides und Misoponus in den "Colloq.
famil.
" des Erasmus von Rotterdam, "ptokhologia" überschrieben, S. 338 fg.,
der antwerpener Ausgabe von 1543. Das Gespräch ist, wie alle übrigen,
für die Geschichte des Gaunerthums beherzigenswerth, da sie einen tiefen Blick
in das fittliche Leben der damaligen Zeit gewähren.

ſtängler, auß den/ Colloquiis Des. Erasmi Roterodami/ Pto-
chologia
genant, verdeutſcht:/ Darnach in einem ausführlichen
Tractat, Exper/ tus in truphis genant, von allerhand Gattun-
gen/ vnd Bubenſtücken der Betler, ſo vor der Zeit Herr D./
Martin Luther wider zum Truck verfertiget/ vnd mit einer Vor-
rede gezieret./ Sampt eingeführten kurtzen Erjinnerung auß/
Gottes Wort, die Betler belangend:/ Auch angehengter Roht-
wälſchen Grammatic darin/ mehrertheils jhre Spraach erkläret
wirt:/ Jetzo jedermänniglich zur Nachrichtung vnd War/ nung
an Tag geben vnd vor Augen geſtellt./ Nichts ohne Vrſach./
Mit Begnadigung deß Betler Königs/ auff zwölff Jahr nicht
nachzudrucken./ Gedruckt im Jahr MDCXVI.

Dieſe Ausgabe, von der ſich ein Exemplar in der herzogl.
Bibliothek zu Wolfenbüttel, ein anderes in der hamburger Stadt-
bibliothek befindet, iſt in Octav auf 50 paginirten Seiten gedruckt.
„Ein boſſierlich doch bedenklich Geſpräch Von der Betteley vnd
Alchimyſterey, auß den Colloquiis deß hochberühmten Herrn Erasmi
von Roterdam, da es genannt wird Ptochologia“, füllt
Seite 3—15: dann folgt auf S. 16 u. 17 die Luther’ſche
Vorrede und darauf die 28 Kapitel des Liber Vagatorum auf
Seite 18—42, hier und da mit parentheſirten kurzen Erläute-
rungen im Texte ſelbſt. Die „Notabilien“ nehmen S. 43—47
und der „Vocabular“ S. 48—50 ein. Auch dieſe Ausgabe iſt
offenkundig unter theologiſcher Redaction entſtanden. Das un-
gelenk überſetzte Geſpräch 1) zwiſchen den beiden Gaunern Mel-
chior und Schewdenkarſt, mit welchen das Buch eingeleitet wird,
geht nach dem Schluß des Erasmiſchen Originaltextes, ſonder-
barerweiſe, in eine mit zahlreichen Marginalallegaten aus dem
Alten und Neuen Teſtamente verſehene Discuſſion auf durch-

1) Es iſt das Geſpräch zwiſchen Jrides und Miſoponus in den „Colloq.
famil.
“ des Erasmus von Rotterdam, „πτωχολογια“ überſchrieben, S. 338 fg.,
der antwerpener Ausgabe von 1543. Das Geſpräch iſt, wie alle übrigen,
für die Geſchichte des Gaunerthums beherzigenswerth, da ſie einen tiefen Blick
in das fittliche Leben der damaligen Zeit gewähren.
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[156/0172] ſtängler, auß den/ Colloquiis Des. Erasmi Roterodami/ Pto- chologia genant, verdeutſcht:/ Darnach in einem ausführlichen Tractat, Exper/ tus in truphis genant, von allerhand Gattun- gen/ vnd Bubenſtücken der Betler, ſo vor der Zeit Herr D./ Martin Luther wider zum Truck verfertiget/ vnd mit einer Vor- rede gezieret./ Sampt eingeführten kurtzen Erjinnerung auß/ Gottes Wort, die Betler belangend:/ Auch angehengter Roht- wälſchen Grammatic darin/ mehrertheils jhre Spraach erkläret wirt:/ Jetzo jedermänniglich zur Nachrichtung vnd War/ nung an Tag geben vnd vor Augen geſtellt./ Nichts ohne Vrſach./ Mit Begnadigung deß Betler Königs/ auff zwölff Jahr nicht nachzudrucken./ Gedruckt im Jahr MDCXVI.“ Dieſe Ausgabe, von der ſich ein Exemplar in der herzogl. Bibliothek zu Wolfenbüttel, ein anderes in der hamburger Stadt- bibliothek befindet, iſt in Octav auf 50 paginirten Seiten gedruckt. „Ein boſſierlich doch bedenklich Geſpräch Von der Betteley vnd Alchimyſterey, auß den Colloquiis deß hochberühmten Herrn Erasmi von Roterdam, da es genannt wird Ptochologia“, füllt Seite 3—15: dann folgt auf S. 16 u. 17 die Luther’ſche Vorrede und darauf die 28 Kapitel des Liber Vagatorum auf Seite 18—42, hier und da mit parentheſirten kurzen Erläute- rungen im Texte ſelbſt. Die „Notabilien“ nehmen S. 43—47 und der „Vocabular“ S. 48—50 ein. Auch dieſe Ausgabe iſt offenkundig unter theologiſcher Redaction entſtanden. Das un- gelenk überſetzte Geſpräch 1) zwiſchen den beiden Gaunern Mel- chior und Schewdenkarſt, mit welchen das Buch eingeleitet wird, geht nach dem Schluß des Erasmiſchen Originaltextes, ſonder- barerweiſe, in eine mit zahlreichen Marginalallegaten aus dem Alten und Neuen Teſtamente verſehene Discuſſion auf durch- 1) Es iſt das Geſpräch zwiſchen Jrides und Miſoponus in den „Colloq. famil.“ des Erasmus von Rotterdam, „πτωχολογια“ überſchrieben, S. 338 fg., der antwerpener Ausgabe von 1543. Das Geſpräch iſt, wie alle übrigen, für die Geſchichte des Gaunerthums beherzigenswerth, da ſie einen tiefen Blick in das fittliche Leben der damaligen Zeit gewähren.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum01_1858/172>, abgerufen am 28.04.2024.