Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 1. Leipzig, 1858.nüssen, so auch in dem geschlechtlichen Umgange bis zum Ekel Jene Kunstsicherheit und jener Hang zur Wollust und 1) So wurden auch später, 5. Aug. 1809, die Mitglieder der Wetterauer Bande, Hölzerlips, Vielmetter und Kleebach, auf dem Kronauerhof, nachdem sie in einer Küche einen Krug voll Branntwein gefunden und ausgetrunken hatten, in sinnloser Trunkenheit von Streifern überfallen und arretirt. Grol- man, "Actenmäßige Geschichte der Wetterauer und Vogelsberger Räuber- banden", S. 250. Ebenso wurde der berüchtigte Mordbrenner Horst in Trun- kenheit auf dem Wege nach Berlin, in der Nacht vom 29. zum 30. Sept. 1810, arretirt und auf den Scheiterhaufen geliefert. Auch schon der gewal- tige du Val wurde 1670 in einem Wirthshause zu London betrunken zur Haft gebracht und bald darauf hingerichtet. 2) Jan Bosbeck selbst etablirte sich im Jahre 1800, während sein Bruder
Franz im Haag gehenkt wurde, er selbst aber aus Herzogenbusch eiligst ent- flohen und nach Hamburg gekommen war, in der Vorstadt St.-Pauli zu Hamburg als Bordellwirth mit vielem Glück, wurde jedoch nach anderthalb Jahren entlarvt und von Hamburg nach den Niederlanden dirigirt. Auf dem Transport dorthin entsprang er jedoch. Vgl. Schwencken, "Notizen über die nüſſen, ſo auch in dem geſchlechtlichen Umgange bis zum Ekel Jene Kunſtſicherheit und jener Hang zur Wolluſt und 1) So wurden auch ſpäter, 5. Aug. 1809, die Mitglieder der Wetterauer Bande, Hölzerlips, Vielmetter und Kleebach, auf dem Kronauerhof, nachdem ſie in einer Küche einen Krug voll Branntwein gefunden und ausgetrunken hatten, in ſinnloſer Trunkenheit von Streifern überfallen und arretirt. Grol- man, „Actenmäßige Geſchichte der Wetterauer und Vogelsberger Räuber- banden“, S. 250. Ebenſo wurde der berüchtigte Mordbrenner Horſt in Trun- kenheit auf dem Wege nach Berlin, in der Nacht vom 29. zum 30. Sept. 1810, arretirt und auf den Scheiterhaufen geliefert. Auch ſchon der gewal- tige du Val wurde 1670 in einem Wirthshauſe zu London betrunken zur Haft gebracht und bald darauf hingerichtet. 2) Jan Bosbeck ſelbſt etablirte ſich im Jahre 1800, während ſein Bruder
Franz im Haag gehenkt wurde, er ſelbſt aber aus Herzogenbuſch eiligſt ent- flohen und nach Hamburg gekommen war, in der Vorſtadt St.-Pauli zu Hamburg als Bordellwirth mit vielem Glück, wurde jedoch nach anderthalb Jahren entlarvt und von Hamburg nach den Niederlanden dirigirt. Auf dem Transport dorthin entſprang er jedoch. Vgl. Schwencken, „Notizen über die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0119" n="103"/> nüſſen, ſo auch in dem geſchlechtlichen Umgange bis zum Ekel<lb/> und zur ſelbſteigenen Vernichtung roh, war auch die Völlerei, der<lb/> Branntweingenuß, ein bezeichnendes Laſter der meiſten Banden-<lb/> mitglieder, ſodaß dadurch mehr als einmal Verrath und die blu-<lb/> tigſten Händel unter ihnen ausbrachen, ja ſogar manche Räuber<lb/> im Rauſche unverſehens arretirt und auf das Schaffot geliefert<lb/> wurden. <note place="foot" n="1)">So wurden auch ſpäter, 5. Aug. 1809, die Mitglieder der Wetterauer<lb/> Bande, Hölzerlips, Vielmetter und Kleebach, auf dem Kronauerhof, nachdem<lb/> ſie in einer Küche einen Krug voll Branntwein gefunden und ausgetrunken<lb/> hatten, in ſinnloſer Trunkenheit von Streifern überfallen und arretirt. Grol-<lb/> man, „Actenmäßige Geſchichte der Wetterauer und Vogelsberger Räuber-<lb/> banden“, S. 250. Ebenſo wurde der berüchtigte Mordbrenner Horſt in Trun-<lb/> kenheit auf dem Wege nach Berlin, in der Nacht vom 29. zum 30. Sept.<lb/> 1810, arretirt und auf den Scheiterhaufen geliefert. Auch ſchon der gewal-<lb/> tige du Val wurde 1670 in einem Wirthshauſe zu London betrunken zur Haft<lb/> gebracht und bald darauf hingerichtet.</note></p><lb/> <p>Jene Kunſtſicherheit und jener Hang zur Wolluſt und<lb/> Schwelgerei gab den Räubern den Muth, furchtlos in das ge-<lb/> drängte Leben der Städte zu dringen und inmitten des ſtädtiſchen<lb/> Treibens in den Freudenhäuſern ein Aſyl zu ſuchen, das auch noch<lb/> heutigen Tags bei der nur auf eine ſanitätspolizeiliche und eine<lb/> Art zuchtpolizeilicher Controle beſchränkten polizeilichen Aufſicht<lb/> dem Verbrecher ein ſicherer Zufluchtsort bleibt. Jn der Geſchichte<lb/> der rheiniſchen Räuberbanden ſpielen die Freudenhäuſer fort-<lb/> laufend eine ſehr wichtige Rolle. Nur aus <hi rendition="#g">ihrer</hi> Exiſtenz<lb/> und Einrichtung kann man es begreiflich finden, wie frei und<lb/> ungebunden der räuberiſche Verkehr mitten im bürgerlichen Leben<lb/> und Treiben ſich bewegen, und wie verwegene Unternehmungen<lb/> angefangen werden und glücken konnten. Die Bordellwirthe waren<lb/> vertraute Genoſſen <note xml:id="seg2pn_38_1" next="#seg2pn_38_2" place="foot" n="2)">Jan Bosbeck ſelbſt etablirte ſich im Jahre 1800, während ſein Bruder<lb/> Franz im Haag gehenkt wurde, er ſelbſt aber aus Herzogenbuſch eiligſt ent-<lb/> flohen und nach Hamburg gekommen war, in der Vorſtadt St.-Pauli zu<lb/> Hamburg als Bordellwirth mit vielem Glück, wurde jedoch nach anderthalb<lb/> Jahren entlarvt und von Hamburg nach den Niederlanden dirigirt. Auf dem<lb/> Transport dorthin entſprang er jedoch. Vgl. Schwencken, „Notizen über die</note> der Räuber, von denen ſie durch Verkauf<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0119]
nüſſen, ſo auch in dem geſchlechtlichen Umgange bis zum Ekel
und zur ſelbſteigenen Vernichtung roh, war auch die Völlerei, der
Branntweingenuß, ein bezeichnendes Laſter der meiſten Banden-
mitglieder, ſodaß dadurch mehr als einmal Verrath und die blu-
tigſten Händel unter ihnen ausbrachen, ja ſogar manche Räuber
im Rauſche unverſehens arretirt und auf das Schaffot geliefert
wurden. 1)
Jene Kunſtſicherheit und jener Hang zur Wolluſt und
Schwelgerei gab den Räubern den Muth, furchtlos in das ge-
drängte Leben der Städte zu dringen und inmitten des ſtädtiſchen
Treibens in den Freudenhäuſern ein Aſyl zu ſuchen, das auch noch
heutigen Tags bei der nur auf eine ſanitätspolizeiliche und eine
Art zuchtpolizeilicher Controle beſchränkten polizeilichen Aufſicht
dem Verbrecher ein ſicherer Zufluchtsort bleibt. Jn der Geſchichte
der rheiniſchen Räuberbanden ſpielen die Freudenhäuſer fort-
laufend eine ſehr wichtige Rolle. Nur aus ihrer Exiſtenz
und Einrichtung kann man es begreiflich finden, wie frei und
ungebunden der räuberiſche Verkehr mitten im bürgerlichen Leben
und Treiben ſich bewegen, und wie verwegene Unternehmungen
angefangen werden und glücken konnten. Die Bordellwirthe waren
vertraute Genoſſen 2) der Räuber, von denen ſie durch Verkauf
1) So wurden auch ſpäter, 5. Aug. 1809, die Mitglieder der Wetterauer
Bande, Hölzerlips, Vielmetter und Kleebach, auf dem Kronauerhof, nachdem
ſie in einer Küche einen Krug voll Branntwein gefunden und ausgetrunken
hatten, in ſinnloſer Trunkenheit von Streifern überfallen und arretirt. Grol-
man, „Actenmäßige Geſchichte der Wetterauer und Vogelsberger Räuber-
banden“, S. 250. Ebenſo wurde der berüchtigte Mordbrenner Horſt in Trun-
kenheit auf dem Wege nach Berlin, in der Nacht vom 29. zum 30. Sept.
1810, arretirt und auf den Scheiterhaufen geliefert. Auch ſchon der gewal-
tige du Val wurde 1670 in einem Wirthshauſe zu London betrunken zur Haft
gebracht und bald darauf hingerichtet.
2) Jan Bosbeck ſelbſt etablirte ſich im Jahre 1800, während ſein Bruder
Franz im Haag gehenkt wurde, er ſelbſt aber aus Herzogenbuſch eiligſt ent-
flohen und nach Hamburg gekommen war, in der Vorſtadt St.-Pauli zu
Hamburg als Bordellwirth mit vielem Glück, wurde jedoch nach anderthalb
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