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Allgemeine Zeitung. Nr. 182. Augsburg, 30. Juni 1840.

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befugt wäre, nicht allein von Ständeversammlungen, sondern auch von Betheiligten, z. B. Corporationen und selbst von einzelnen Unterthanen Beschwerden über Aufhebung der Landesverfassung anzunehmen und darüber rechtskräftig zu entscheiden, so wollen Wir zwar die wohlmeinende Absicht, welche diesen Anträgen zum Grunde liegt und von treuer Anhänglichkeit an die Institutionen des gemeinsamen deutschen Staatenbundes zeugt, nicht verkennen, mögen Uns jedoch von einer Verwendung um so weniger einen günstigen Erfolg versprechen, als die Frage über Veröffentlichung der Verhandlungen lediglich zur innern Geschäftsordnung gehört; zu dem zweiten Antrag aber im Hinblick auf die Verhältnisse Unserer Lande ohnedieß eine Veranlassung nicht vorliegt, und nehmen daher Anstand, den gestellten Anträgen Folge zu geben. Was die sonst noch von der Ständeversammlung beschlossenen Anträge anlangt, so behalten Wir Uns vor, solche in weitere Erwägung zu nehmen und nach Befinden das Erforderliche darauf zu verfügen. Hierbei hat es Uns jedoch nicht entgehen können, daß den getreuen Ständen, durch die zahlreichen bei denselben eingehenden Petitionen einzelner Corporationen und Unterthanen, eine bedeutende Arbeitslast zuwächst, die selbst auf die Dauer des Landtags einen nachtheiligen Einfluß äußert. Wenn nun das bisher hierunter beobachtete Verfahren ohnedieß in der Verfassung nicht begründet befunden werden mag und auch sonst mancherlei Unzuträglichkeiten mit sich führt, so behalten Wir Uns vor, wegen Abstellung der sich hierin gezeigten Uebelstände der künftigen Ständeversammlung besondere Eröffnung zu machen."

Der ritterliche Sänger Friedrich de la Motte Fouque, der in seinem gegenwärtigen Wohnorte Halle im Laufe des vorigen Winters interessante Vorlesungen über die neuere Politik öffentlich gehalten hat, verweilte in der letzten Zeit in unsern Mauern. Seine Persönlichkeit und sein äußeres Wesen sind ein getreues Abbild seiner Poesie, und man mag gewiß gesinnt seyn wie man will, man kann dem biedern alten Manne, ihm gegenüber, nicht grollen. Er hat eine Reihenfolge frommer und sinniger "Trauersprüche" auf den verstorbenen König Friedrich Wilhelm III von Preußen vollendet. - Die hiesige Officin Hirschfeld hat in dem so eben erscheinenden großen Denkblatte auf die vierte Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst eine sehr erhebliche Probe der Vervollkommnung derselben abgelegt. Alle Kenner sind erstaunt über die Vollendung dieses Druckes, und man darf wohl behaupten, daß die Presse noch nie etwas dem Aehnliches geliefert hat. Es ist ein Congrevedruck von 17 Farben und 40 Platten. Se. Maj. der König hat das erste Exemplar desselben empfangen und sich sehr gnädig darüber gegen den Besitzer der Officin geäußert.

Preußen.

Bereits sind einige wichtige Veränderungen in dem Betrieb der Staatsgeschäfte eingetreten, welche einen lebhafteren und sichreren Gang derselben nothwendig zur Folge haben müssen. Se. Maj. der jetzt regierende König hat nämlich eingeführt, daß jeder Minister höchstdemselben über die Angelegenheiten seines Departements selbst Vortrag hält, während früher nur der Kriegsminister und der Minister Graf Lottum persönlich Sr. Maj. vorzutragen pflegten. Dadurch hat sich denn allerdings für den Augenblick die Last der Geschäfte für den König sehr vermehrt; doch mit der Zeit, wenn erst Alles gehörig geregelt seyn wird, dürfte dieß sich auch ausgleichen. - Am verwichenen Sonntag hatte eine große Empfangscour bei Sr. Maj. statt. Außer dem Militär, den Deputationen der Geistlichkeit, der Akademie und Universität empfing Se. Maj. auch die der Städte Posen und Breslau; gegen beide äußert sich der König in sehr huldvoller Weise, und wiederholte die schon früher gegebene Zusage, daß Se. Maj. mit nächstem alle Provinzen des Reichs selbst bereisen würden. Auf diese Weise ist der, vorübergehend nicht angenehme Eindruck, der, wie ich Ihnen neulich gemeldet, in Beziehung auf die Breslauer Deputation angeregt war, durchaus beseitigt worden. Wenigstens darf die Provinz Schlesien überzeugt seyn, daß Se. Maj. die getreuen Gesinnungen derselben eben so huldreich anerkennt, wie die aller übrigen Provinzen. Zu der Deputation der Geistlichkeit, die übrigens nur aus evangelischen Geistlichen bestand, hat sich der König bedeutungsvoll dahin geäußert, daß er, ganz in der Weise seines Vaters, die Kirche Christi im Allgemeinen, wie auch die evangelische insbesondere, in seinen steten sorglichen Schutz nehmen werde. - In Potsdam fand gestern eine eigenthümliche Feier statt, die des hundertjährigen Jubiläums der Errichtung des Regiments Garde-du Corps. Ich unterlasse es, Ihnen eine nähere Beschreibung dieser Festlichkeit zu geben, da dieselbe schon in unsern Zeitungen hinreichend geschildert ist. Nur darf es nicht unbemerkt bleiben, wie auch hier wieder die Gabe unsers Königs, herzlich, frei, würdig und eindringend zu sprechen, sich wiederum, wie so oft in diesen Tagen kund gethan, und den tiefsten Eindruck hervorgebracht hat. Die Gemüther werden dadurch um so mehr ergriffen, als die Scheu, oder wenn man will Blödigkeit, Sr. hochseligen Majestät uns fast ganz davon entwöhnt hatte, königliche Worte und Gesinnungen unmittelbar zu vernehmen. - Am verwichenen Sonnabend fand in den drei großen Freimaurerlogen hieselbst eine Trauerfeierlichkeit statt, der Se. k. Hoh. der Prinz Wilhelm von Preußen als Protector beiwohnte. - Heute wird in der Garnisoukirche eine große Kirchenmusik, bestehend aus dem Psalm von Gluck "de profundis" dem Requiem von Mozart, und dem Hallelujah von Händel, stattfinden, und damit die Reihe der öffentlichen Kunstgenüsse in der That auf würdigste Art wieder begonnen. Morgen wird das Schauspiel in beiden Häusern, im königlichen Theater mit Goethe's Iphigenia, im Königsstädtischen mit dem patriotischen Melodram Leonore wieder eröffnet. In Potsdam findet morgen Abend um 7 Uhr in der dortigen beleuchteten Garnisonskirche, wo Friedrichs des Großen Asche ruht, eine musikalische Todtenfeier statt, der Se. Maj. der König und die königliche Familie beiwohnen werden. Am Freitag führt die hiesige Singakademie ebenfalls Mozarts Requiem zu gleichem Zweck auf, und hat Se. Maj. auch dieser Feier seine Gegenwart zugesagt. Damit dürften die letzten Festlichkeiten, die in Bezug zu dem Ende des Königs stehen, vorüber seyn.

Rußland und Polen.

Am (10) 22 Mai hat die russische Flotte die 13te Division und 4 Bataillone der 15ten Division vom 5ten Armeecorps in der Krim an Bord genommen, und am (12) 24 Mai bei Tuabs an der tscherkessischen Küste ohne große Hindernisse ausgeschifft. Die Cirkassier sahen von ihren Bergen diesem Manöuvre ruhig zu; sie scheinen nur in geringer Anzahl versammelt gewesen zu seyn, und bloß einige Plänkler waren vorgeschoben, die jedoch den Russen wenig Schaden brachten. Die Russen nahmen unangefochten Besitz von dem dortigen Fort, das sie jetzt solider herzustellen bedacht sind. Die Kanonen von schwerem Kaliber fanden sich in dem Fort fast alle noch vor, vermuthlich weil die Cirkassier sie nicht auf ihre Berge zu bringen vermochten; wohl aber haben sie gegen 30 leichtere Geschütze davon geschleppt *) Nach der

*) Wie man sieht, ist dieses Schreiben nur eine Bestätigung des von uns vorgestern mitgetheilten Schreibens aus Jassy, mit einigen neuen Details.

befugt wäre, nicht allein von Ständeversammlungen, sondern auch von Betheiligten, z. B. Corporationen und selbst von einzelnen Unterthanen Beschwerden über Aufhebung der Landesverfassung anzunehmen und darüber rechtskräftig zu entscheiden, so wollen Wir zwar die wohlmeinende Absicht, welche diesen Anträgen zum Grunde liegt und von treuer Anhänglichkeit an die Institutionen des gemeinsamen deutschen Staatenbundes zeugt, nicht verkennen, mögen Uns jedoch von einer Verwendung um so weniger einen günstigen Erfolg versprechen, als die Frage über Veröffentlichung der Verhandlungen lediglich zur innern Geschäftsordnung gehört; zu dem zweiten Antrag aber im Hinblick auf die Verhältnisse Unserer Lande ohnedieß eine Veranlassung nicht vorliegt, und nehmen daher Anstand, den gestellten Anträgen Folge zu geben. Was die sonst noch von der Ständeversammlung beschlossenen Anträge anlangt, so behalten Wir Uns vor, solche in weitere Erwägung zu nehmen und nach Befinden das Erforderliche darauf zu verfügen. Hierbei hat es Uns jedoch nicht entgehen können, daß den getreuen Ständen, durch die zahlreichen bei denselben eingehenden Petitionen einzelner Corporationen und Unterthanen, eine bedeutende Arbeitslast zuwächst, die selbst auf die Dauer des Landtags einen nachtheiligen Einfluß äußert. Wenn nun das bisher hierunter beobachtete Verfahren ohnedieß in der Verfassung nicht begründet befunden werden mag und auch sonst mancherlei Unzuträglichkeiten mit sich führt, so behalten Wir Uns vor, wegen Abstellung der sich hierin gezeigten Uebelstände der künftigen Ständeversammlung besondere Eröffnung zu machen.“

Der ritterliche Sänger Friedrich de la Motte Fouqué, der in seinem gegenwärtigen Wohnorte Halle im Laufe des vorigen Winters interessante Vorlesungen über die neuere Politik öffentlich gehalten hat, verweilte in der letzten Zeit in unsern Mauern. Seine Persönlichkeit und sein äußeres Wesen sind ein getreues Abbild seiner Poesie, und man mag gewiß gesinnt seyn wie man will, man kann dem biedern alten Manne, ihm gegenüber, nicht grollen. Er hat eine Reihenfolge frommer und sinniger „Trauersprüche“ auf den verstorbenen König Friedrich Wilhelm III von Preußen vollendet. – Die hiesige Officin Hirschfeld hat in dem so eben erscheinenden großen Denkblatte auf die vierte Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst eine sehr erhebliche Probe der Vervollkommnung derselben abgelegt. Alle Kenner sind erstaunt über die Vollendung dieses Druckes, und man darf wohl behaupten, daß die Presse noch nie etwas dem Aehnliches geliefert hat. Es ist ein Congrevedruck von 17 Farben und 40 Platten. Se. Maj. der König hat das erste Exemplar desselben empfangen und sich sehr gnädig darüber gegen den Besitzer der Officin geäußert.

Preußen.

Bereits sind einige wichtige Veränderungen in dem Betrieb der Staatsgeschäfte eingetreten, welche einen lebhafteren und sichreren Gang derselben nothwendig zur Folge haben müssen. Se. Maj. der jetzt regierende König hat nämlich eingeführt, daß jeder Minister höchstdemselben über die Angelegenheiten seines Departements selbst Vortrag hält, während früher nur der Kriegsminister und der Minister Graf Lottum persönlich Sr. Maj. vorzutragen pflegten. Dadurch hat sich denn allerdings für den Augenblick die Last der Geschäfte für den König sehr vermehrt; doch mit der Zeit, wenn erst Alles gehörig geregelt seyn wird, dürfte dieß sich auch ausgleichen. – Am verwichenen Sonntag hatte eine große Empfangscour bei Sr. Maj. statt. Außer dem Militär, den Deputationen der Geistlichkeit, der Akademie und Universität empfing Se. Maj. auch die der Städte Posen und Breslau; gegen beide äußert sich der König in sehr huldvoller Weise, und wiederholte die schon früher gegebene Zusage, daß Se. Maj. mit nächstem alle Provinzen des Reichs selbst bereisen würden. Auf diese Weise ist der, vorübergehend nicht angenehme Eindruck, der, wie ich Ihnen neulich gemeldet, in Beziehung auf die Breslauer Deputation angeregt war, durchaus beseitigt worden. Wenigstens darf die Provinz Schlesien überzeugt seyn, daß Se. Maj. die getreuen Gesinnungen derselben eben so huldreich anerkennt, wie die aller übrigen Provinzen. Zu der Deputation der Geistlichkeit, die übrigens nur aus evangelischen Geistlichen bestand, hat sich der König bedeutungsvoll dahin geäußert, daß er, ganz in der Weise seines Vaters, die Kirche Christi im Allgemeinen, wie auch die evangelische insbesondere, in seinen steten sorglichen Schutz nehmen werde. – In Potsdam fand gestern eine eigenthümliche Feier statt, die des hundertjährigen Jubiläums der Errichtung des Regiments Garde-du Corps. Ich unterlasse es, Ihnen eine nähere Beschreibung dieser Festlichkeit zu geben, da dieselbe schon in unsern Zeitungen hinreichend geschildert ist. Nur darf es nicht unbemerkt bleiben, wie auch hier wieder die Gabe unsers Königs, herzlich, frei, würdig und eindringend zu sprechen, sich wiederum, wie so oft in diesen Tagen kund gethan, und den tiefsten Eindruck hervorgebracht hat. Die Gemüther werden dadurch um so mehr ergriffen, als die Scheu, oder wenn man will Blödigkeit, Sr. hochseligen Majestät uns fast ganz davon entwöhnt hatte, königliche Worte und Gesinnungen unmittelbar zu vernehmen. – Am verwichenen Sonnabend fand in den drei großen Freimaurerlogen hieselbst eine Trauerfeierlichkeit statt, der Se. k. Hoh. der Prinz Wilhelm von Preußen als Protector beiwohnte. – Heute wird in der Garnisoukirche eine große Kirchenmusik, bestehend aus dem Psalm von Gluck „de profundis“ dem Requiem von Mozart, und dem Hallelujah von Händel, stattfinden, und damit die Reihe der öffentlichen Kunstgenüsse in der That auf würdigste Art wieder begonnen. Morgen wird das Schauspiel in beiden Häusern, im königlichen Theater mit Goethe's Iphigenia, im Königsstädtischen mit dem patriotischen Melodram Leonore wieder eröffnet. In Potsdam findet morgen Abend um 7 Uhr in der dortigen beleuchteten Garnisonskirche, wo Friedrichs des Großen Asche ruht, eine musikalische Todtenfeier statt, der Se. Maj. der König und die königliche Familie beiwohnen werden. Am Freitag führt die hiesige Singakademie ebenfalls Mozarts Requiem zu gleichem Zweck auf, und hat Se. Maj. auch dieser Feier seine Gegenwart zugesagt. Damit dürften die letzten Festlichkeiten, die in Bezug zu dem Ende des Königs stehen, vorüber seyn.

Rußland und Polen.

Am (10) 22 Mai hat die russische Flotte die 13te Division und 4 Bataillone der 15ten Division vom 5ten Armeecorps in der Krim an Bord genommen, und am (12) 24 Mai bei Tuabs an der tscherkessischen Küste ohne große Hindernisse ausgeschifft. Die Cirkassier sahen von ihren Bergen diesem Manöuvre ruhig zu; sie scheinen nur in geringer Anzahl versammelt gewesen zu seyn, und bloß einige Plänkler waren vorgeschoben, die jedoch den Russen wenig Schaden brachten. Die Russen nahmen unangefochten Besitz von dem dortigen Fort, das sie jetzt solider herzustellen bedacht sind. Die Kanonen von schwerem Kaliber fanden sich in dem Fort fast alle noch vor, vermuthlich weil die Cirkassier sie nicht auf ihre Berge zu bringen vermochten; wohl aber haben sie gegen 30 leichtere Geschütze davon geschleppt *) Nach der

*) Wie man sieht, ist dieses Schreiben nur eine Bestätigung des von uns vorgestern mitgetheilten Schreibens aus Jassy, mit einigen neuen Details.
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[1455/0007] befugt wäre, nicht allein von Ständeversammlungen, sondern auch von Betheiligten, z. B. Corporationen und selbst von einzelnen Unterthanen Beschwerden über Aufhebung der Landesverfassung anzunehmen und darüber rechtskräftig zu entscheiden, so wollen Wir zwar die wohlmeinende Absicht, welche diesen Anträgen zum Grunde liegt und von treuer Anhänglichkeit an die Institutionen des gemeinsamen deutschen Staatenbundes zeugt, nicht verkennen, mögen Uns jedoch von einer Verwendung um so weniger einen günstigen Erfolg versprechen, als die Frage über Veröffentlichung der Verhandlungen lediglich zur innern Geschäftsordnung gehört; zu dem zweiten Antrag aber im Hinblick auf die Verhältnisse Unserer Lande ohnedieß eine Veranlassung nicht vorliegt, und nehmen daher Anstand, den gestellten Anträgen Folge zu geben. Was die sonst noch von der Ständeversammlung beschlossenen Anträge anlangt, so behalten Wir Uns vor, solche in weitere Erwägung zu nehmen und nach Befinden das Erforderliche darauf zu verfügen. Hierbei hat es Uns jedoch nicht entgehen können, daß den getreuen Ständen, durch die zahlreichen bei denselben eingehenden Petitionen einzelner Corporationen und Unterthanen, eine bedeutende Arbeitslast zuwächst, die selbst auf die Dauer des Landtags einen nachtheiligen Einfluß äußert. Wenn nun das bisher hierunter beobachtete Verfahren ohnedieß in der Verfassung nicht begründet befunden werden mag und auch sonst mancherlei Unzuträglichkeiten mit sich führt, so behalten Wir Uns vor, wegen Abstellung der sich hierin gezeigten Uebelstände der künftigen Ständeversammlung besondere Eröffnung zu machen.“ _ Leipzig, 24 Jun. Der ritterliche Sänger Friedrich de la Motte Fouqué, der in seinem gegenwärtigen Wohnorte Halle im Laufe des vorigen Winters interessante Vorlesungen über die neuere Politik öffentlich gehalten hat, verweilte in der letzten Zeit in unsern Mauern. Seine Persönlichkeit und sein äußeres Wesen sind ein getreues Abbild seiner Poesie, und man mag gewiß gesinnt seyn wie man will, man kann dem biedern alten Manne, ihm gegenüber, nicht grollen. Er hat eine Reihenfolge frommer und sinniger „Trauersprüche“ auf den verstorbenen König Friedrich Wilhelm III von Preußen vollendet. – Die hiesige Officin Hirschfeld hat in dem so eben erscheinenden großen Denkblatte auf die vierte Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst eine sehr erhebliche Probe der Vervollkommnung derselben abgelegt. Alle Kenner sind erstaunt über die Vollendung dieses Druckes, und man darf wohl behaupten, daß die Presse noch nie etwas dem Aehnliches geliefert hat. Es ist ein Congrevedruck von 17 Farben und 40 Platten. Se. Maj. der König hat das erste Exemplar desselben empfangen und sich sehr gnädig darüber gegen den Besitzer der Officin geäußert. Preußen. _ Berlin, 24 Jun. Bereits sind einige wichtige Veränderungen in dem Betrieb der Staatsgeschäfte eingetreten, welche einen lebhafteren und sichreren Gang derselben nothwendig zur Folge haben müssen. Se. Maj. der jetzt regierende König hat nämlich eingeführt, daß jeder Minister höchstdemselben über die Angelegenheiten seines Departements selbst Vortrag hält, während früher nur der Kriegsminister und der Minister Graf Lottum persönlich Sr. Maj. vorzutragen pflegten. Dadurch hat sich denn allerdings für den Augenblick die Last der Geschäfte für den König sehr vermehrt; doch mit der Zeit, wenn erst Alles gehörig geregelt seyn wird, dürfte dieß sich auch ausgleichen. – Am verwichenen Sonntag hatte eine große Empfangscour bei Sr. Maj. statt. Außer dem Militär, den Deputationen der Geistlichkeit, der Akademie und Universität empfing Se. Maj. auch die der Städte Posen und Breslau; gegen beide äußert sich der König in sehr huldvoller Weise, und wiederholte die schon früher gegebene Zusage, daß Se. Maj. mit nächstem alle Provinzen des Reichs selbst bereisen würden. Auf diese Weise ist der, vorübergehend nicht angenehme Eindruck, der, wie ich Ihnen neulich gemeldet, in Beziehung auf die Breslauer Deputation angeregt war, durchaus beseitigt worden. Wenigstens darf die Provinz Schlesien überzeugt seyn, daß Se. Maj. die getreuen Gesinnungen derselben eben so huldreich anerkennt, wie die aller übrigen Provinzen. Zu der Deputation der Geistlichkeit, die übrigens nur aus evangelischen Geistlichen bestand, hat sich der König bedeutungsvoll dahin geäußert, daß er, ganz in der Weise seines Vaters, die Kirche Christi im Allgemeinen, wie auch die evangelische insbesondere, in seinen steten sorglichen Schutz nehmen werde. – In Potsdam fand gestern eine eigenthümliche Feier statt, die des hundertjährigen Jubiläums der Errichtung des Regiments Garde-du Corps. Ich unterlasse es, Ihnen eine nähere Beschreibung dieser Festlichkeit zu geben, da dieselbe schon in unsern Zeitungen hinreichend geschildert ist. Nur darf es nicht unbemerkt bleiben, wie auch hier wieder die Gabe unsers Königs, herzlich, frei, würdig und eindringend zu sprechen, sich wiederum, wie so oft in diesen Tagen kund gethan, und den tiefsten Eindruck hervorgebracht hat. Die Gemüther werden dadurch um so mehr ergriffen, als die Scheu, oder wenn man will Blödigkeit, Sr. hochseligen Majestät uns fast ganz davon entwöhnt hatte, königliche Worte und Gesinnungen unmittelbar zu vernehmen. – Am verwichenen Sonnabend fand in den drei großen Freimaurerlogen hieselbst eine Trauerfeierlichkeit statt, der Se. k. Hoh. der Prinz Wilhelm von Preußen als Protector beiwohnte. – Heute wird in der Garnisoukirche eine große Kirchenmusik, bestehend aus dem Psalm von Gluck „de profundis“ dem Requiem von Mozart, und dem Hallelujah von Händel, stattfinden, und damit die Reihe der öffentlichen Kunstgenüsse in der That auf würdigste Art wieder begonnen. Morgen wird das Schauspiel in beiden Häusern, im königlichen Theater mit Goethe's Iphigenia, im Königsstädtischen mit dem patriotischen Melodram Leonore wieder eröffnet. In Potsdam findet morgen Abend um 7 Uhr in der dortigen beleuchteten Garnisonskirche, wo Friedrichs des Großen Asche ruht, eine musikalische Todtenfeier statt, der Se. Maj. der König und die königliche Familie beiwohnen werden. Am Freitag führt die hiesige Singakademie ebenfalls Mozarts Requiem zu gleichem Zweck auf, und hat Se. Maj. auch dieser Feier seine Gegenwart zugesagt. Damit dürften die letzten Festlichkeiten, die in Bezug zu dem Ende des Königs stehen, vorüber seyn. Rußland und Polen. _ Aus Bessarabien, 14 Jun. Am (10) 22 Mai hat die russische Flotte die 13te Division und 4 Bataillone der 15ten Division vom 5ten Armeecorps in der Krim an Bord genommen, und am (12) 24 Mai bei Tuabs an der tscherkessischen Küste ohne große Hindernisse ausgeschifft. Die Cirkassier sahen von ihren Bergen diesem Manöuvre ruhig zu; sie scheinen nur in geringer Anzahl versammelt gewesen zu seyn, und bloß einige Plänkler waren vorgeschoben, die jedoch den Russen wenig Schaden brachten. Die Russen nahmen unangefochten Besitz von dem dortigen Fort, das sie jetzt solider herzustellen bedacht sind. Die Kanonen von schwerem Kaliber fanden sich in dem Fort fast alle noch vor, vermuthlich weil die Cirkassier sie nicht auf ihre Berge zu bringen vermochten; wohl aber haben sie gegen 30 leichtere Geschütze davon geschleppt *) Nach der *) Wie man sieht, ist dieses Schreiben nur eine Bestätigung des von uns vorgestern mitgetheilten Schreibens aus Jassy, mit einigen neuen Details.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 182. Augsburg, 30. Juni 1840, S. 1455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_182_18400630/7>, abgerufen am 05.05.2024.