Allgemeine Zeitung. Nr. 172. Augsburg, 20. Juni 1840.Unterredung zu erfahren, eilten die Gegner der Regierung in Buenos-Ayres auf die Corvette Actäon zum Admiral, der sie mit kalter Höflichkeit empfing, und jede andere Frage, als die auf die Blokade bezügliche, als ganz ungehörig zurückwies, ja selbst offen seine Bereitwilligkeit zeigte, mit der bestehenden Regierung zu unterhandeln. Vergeblich beriefen sie sich auf das Versprechen der französischen Agenten, die gegenwärtige Regierung in Buenos-Ayres zu stürzen; er entgegnete, daß kein Vertrag Frankreich dazu verpflichtete, und daß der Gegenstand seiner Sendung nur sey, sich streng an die Frage der Blokade zu halten. Wüthend zog sich die Deputation zurück und ging zum französischen Consul, Hrn. Martigny, der ihnen sein "Ehrenwort" verpfändete, mit der Opposition der Regierung zu wirken, bis diese vernichtet und eine der französischen ähnliche eingesetzt wäre. Sie haben darauf eine Petition aufgesetzt mit 150 Unterschriften, welche die französische Regierung um Absetzung des Admirals Dupotet als eines Verräthers gegen die Interessen der französisch-argentinischen Allianz bittet. Sie ist nur von der revolutionären Partei in Buenos-Ayres und den Franzosen von Vial's Partei gezeichnet, und sollte den 12 März mit der Camille an die französische Deputirtenkammer abgehen. Eine andere derselben Art soll an das Ministerconseil adressirt werden. Montenegro und die Stimme aus Budua. Mein in diesen Blättern mitgetheilter Aufsatz: "Ein Besuch beim Vladika von Montenegro" wird in der Beilage Nr. 148 derselben Blätter durch einen Hrn. R. aus Budua angegriffen, und ich würde die abgeschmackten Berichtigungen, die der Artikel zu Markte bringt, gewiß unbeantwortet gelassen haben, wenn mir im Eingange desselben nicht Mißbrauch der Gastfreundschaft vorgeworfen würde. Wie traurig stünde es um die Aufschlüsse, welche das Lesepublicum über derlei wenig besuchte ja beinahe unzugängliche Länder erhält, wenn der Berichterstatter, einer Flasche Wein wegen, die ihm gereicht wurde, oder eines Nachtlagers wegen, das er in Ermanglung anderweitiger Unterkunft anzunehmen gezwungen war, das Recht, die Wahrheit zu berichten, aufgeben, wenn er darum die Pflichten gegen seine Leser unerfüllt lassen müßte! Wie albern ist es daher von dem reisenden Schriftsteller, der die mühselige Wanderung nach Montenegro's Gebirgsnestern nicht scheute, um darüber zu berichten, der sich, nebenbei sey es gesagt, gegen den schmutzigen Vorwurf des Schmarotzens durch an die Dienerschaft gegebene Geschenke, welche den Werth des Genossenen wohl zweifach überschreiten, verwahrt hat, wie albern ist es, von demselben vorwurfsweise zu sagen: "er habe sich an Schöpfenfleisch satt gegessen, an Madeira und Champagner satt getrunken." Die gesellschaftliche Stellung des Hrn. R. in Budua ist mir unbekannt, die meinige aber ist eine solche, in der man auf die Qualität des Gereichten weniger Gewicht zu legen pflegt, als auf die Aufmerksamkeit und gastliche Zuvorkommenheit, die dasselbe begleiten, und wenn ich in meinem Aufsatze das Souper in Czetinje umständlich beschrieb, so geschah dieß nur des Contrastes wegen, den der Comfort im Kloster gegen die Culturstufe bildet, auf welcher das Land steht. - Je mehr ich bemüht war, der Wahrheit treu zu bleiben, desto weniger schmeichelte ich mir mit der Hoffnung, es allen Leuten recht zu machen. Wie oft wurde es dem Fürsten Pückler-Muskau bitter vorgeworfen, er habe den Aufmerksamkeiten, die ihm der Pascha von Aegypten erwiesen, die Unparteilichkeit seiner Schilderungen geopfert, und nun soll ich mich gegen den entgegengesetzten Vorwurf wehren. Hätte Pückler-Muskau den Pascha weniger vortheilhaft geschildert, so hätte er es mit den Agenten desselben zu thun, vorausgesetzt, daß sie Correspondenzartikel schrieben, was sehr unwahrscheinlich ist. Das ist der Lauf der Welt. Der Kämpfer aus Budua mag sich übrigens noch so sehr bemühen, Montenegro als ein gesittetes Land darzustellen, in welchem man mehr Sicherheit genieße als in Paris; er mag sein Möglichstes thun, um für die Raubzüge der Montenegriner eine schonendere Benennung zu finden (etwa: "Rindvieheroberungen", oder "Schöpfenrepressalien"); er mag die autokratische Stellung des Vladiken, seinem Volk gegenüber, rund wegläugnen, und zu dieser undankbaren Arbeit noch seine Vukotich und Vut chevich zu Hülfe rufen - das deutsche Lesepublicum wird sich doch nicht überreden lassen: Montenegro sey ein cultivirter und noch dazu constitutioneller Staat! Da es aber der Buduaner Gladiator wagt, mich des Mißbrauchs gemachter vertraulicher Mittheilungen und willkürlicher Entstellung der Wahrheit zu beschuldigen, so erkläre ich hiemit Folgendes: 1) die Notizen, welche ich benützt habe, wurden mir nicht unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitgetheilt, und ich konnte nicht voraussetzen, daß durch Veröffentlichung von Umständen, die in Albanien kein Geheimniß, ja die dort allgemein bekannt sind, irgend Jemand compromittirt werden könnte. Sollte dieß jedoch gegen meinen Willen geschehen seyn, so überlasse es der allzuvorlaute Buduaner der etwa compromittirten Person, mit mir darüber zu rechten, mische sich aber nicht unberufen in fremde Angelegenheiten; 2) weit entfernt, eine Culturgeschichte, Statistik und Topographie von Montenegro liefern zu wollen, habe ich mich darauf beschränkt, theils Eindrücke, die ich empfangen, theils Bemerkenswerthes, das ich aus zuverlässigen Quellen geschöpft, in einem Genrebilde zu vereinigen, und bin dabei mit Gewissenhaftigkeit und Wahrheitsliebe zu Werke gegangen. Daß man übrigens Spiro Martinovich und nicht Sbiro Martinovich schreibt, so wie daß Giorgio des Vladiken Vetter und nicht sein Bruder ist, will ich gern glauben, und freue mich sogar darüber, daß diese gefährlichen Irrthümer, in die ich bona fide verfallen bin, zum Besten der Menschheit berichtigt worden sind. *) G. F. Rank. China. Die englischen Blätter theilen ein Schreiben mit, welches der chinesische Obercommissär Lin an die Königin Victoria erlassen hat. Nach einem Eingang, der ganz in den grotesken Formen des chinesischen Kanzleistyls verfaßt ist, bemerkt man darin folgende Stelle: "Euer Land ist von dem unsern durch die Unermeßlichkeit getrennt; Eure Schiffe kommen der Reihe nach, um unser Gold zu holen; Habsucht schwellt ihre Segel an. Wenn ein Theil unserer Reichthümer diese Fremden mästet, kann man da nicht in Wahrheit sagen, daß die von ihnen angehäuften Schätze von Fleisch und Blut der Chinesen herrühren. Warum bringen diese Fremden uns dafür ein zerstörendes Gift? Fern von uns sey der Gedanke, daß diese Ausländer Tod und Zerstörung unter uns aussäen wollen. Nein, sie haben nicht diese gräßliche Absicht; aber vor Allem habgierig, kümmern sie sich wenig um die Folgen ihres Handels. Wo ist dürfen wir fragen, in diesem Falle das Gewissen, das die Vorsehung jedem Menschen ins Herz gepflanzt hat? Wir wissen *) Einen dritten Punkt, den der Verfasser hervorhebt, nämlich Vermuthungen über die Person seines Gegners, muß die Redaction weglassen, da derselbe, nach der Kunde, welche der Redaction geworden, die Verdächtigungen nicht verdient, die der Verfasser gegen ihn aufstellt.
Unterredung zu erfahren, eilten die Gegner der Regierung in Buenos-Ayres auf die Corvette Actäon zum Admiral, der sie mit kalter Höflichkeit empfing, und jede andere Frage, als die auf die Blokade bezügliche, als ganz ungehörig zurückwies, ja selbst offen seine Bereitwilligkeit zeigte, mit der bestehenden Regierung zu unterhandeln. Vergeblich beriefen sie sich auf das Versprechen der französischen Agenten, die gegenwärtige Regierung in Buenos-Ayres zu stürzen; er entgegnete, daß kein Vertrag Frankreich dazu verpflichtete, und daß der Gegenstand seiner Sendung nur sey, sich streng an die Frage der Blokade zu halten. Wüthend zog sich die Deputation zurück und ging zum französischen Consul, Hrn. Martigny, der ihnen sein „Ehrenwort“ verpfändete, mit der Opposition der Regierung zu wirken, bis diese vernichtet und eine der französischen ähnliche eingesetzt wäre. Sie haben darauf eine Petition aufgesetzt mit 150 Unterschriften, welche die französische Regierung um Absetzung des Admirals Dupotet als eines Verräthers gegen die Interessen der französisch-argentinischen Allianz bittet. Sie ist nur von der revolutionären Partei in Buenos-Ayres und den Franzosen von Vial's Partei gezeichnet, und sollte den 12 März mit der Camille an die französische Deputirtenkammer abgehen. Eine andere derselben Art soll an das Ministerconseil adressirt werden. Montenegro und die Stimme aus Budua. Mein in diesen Blättern mitgetheilter Aufsatz: „Ein Besuch beim Vladika von Montenegro“ wird in der Beilage Nr. 148 derselben Blätter durch einen Hrn. R. aus Budua angegriffen, und ich würde die abgeschmackten Berichtigungen, die der Artikel zu Markte bringt, gewiß unbeantwortet gelassen haben, wenn mir im Eingange desselben nicht Mißbrauch der Gastfreundschaft vorgeworfen würde. Wie traurig stünde es um die Aufschlüsse, welche das Lesepublicum über derlei wenig besuchte ja beinahe unzugängliche Länder erhält, wenn der Berichterstatter, einer Flasche Wein wegen, die ihm gereicht wurde, oder eines Nachtlagers wegen, das er in Ermanglung anderweitiger Unterkunft anzunehmen gezwungen war, das Recht, die Wahrheit zu berichten, aufgeben, wenn er darum die Pflichten gegen seine Leser unerfüllt lassen müßte! Wie albern ist es daher von dem reisenden Schriftsteller, der die mühselige Wanderung nach Montenegro's Gebirgsnestern nicht scheute, um darüber zu berichten, der sich, nebenbei sey es gesagt, gegen den schmutzigen Vorwurf des Schmarotzens durch an die Dienerschaft gegebene Geschenke, welche den Werth des Genossenen wohl zweifach überschreiten, verwahrt hat, wie albern ist es, von demselben vorwurfsweise zu sagen: „er habe sich an Schöpfenfleisch satt gegessen, an Madeira und Champagner satt getrunken.“ Die gesellschaftliche Stellung des Hrn. R. in Budua ist mir unbekannt, die meinige aber ist eine solche, in der man auf die Qualität des Gereichten weniger Gewicht zu legen pflegt, als auf die Aufmerksamkeit und gastliche Zuvorkommenheit, die dasselbe begleiten, und wenn ich in meinem Aufsatze das Souper in Czetinje umständlich beschrieb, so geschah dieß nur des Contrastes wegen, den der Comfort im Kloster gegen die Culturstufe bildet, auf welcher das Land steht. – Je mehr ich bemüht war, der Wahrheit treu zu bleiben, desto weniger schmeichelte ich mir mit der Hoffnung, es allen Leuten recht zu machen. Wie oft wurde es dem Fürsten Pückler-Muskau bitter vorgeworfen, er habe den Aufmerksamkeiten, die ihm der Pascha von Aegypten erwiesen, die Unparteilichkeit seiner Schilderungen geopfert, und nun soll ich mich gegen den entgegengesetzten Vorwurf wehren. Hätte Pückler-Muskau den Pascha weniger vortheilhaft geschildert, so hätte er es mit den Agenten desselben zu thun, vorausgesetzt, daß sie Correspondenzartikel schrieben, was sehr unwahrscheinlich ist. Das ist der Lauf der Welt. Der Kämpfer aus Budua mag sich übrigens noch so sehr bemühen, Montenegro als ein gesittetes Land darzustellen, in welchem man mehr Sicherheit genieße als in Paris; er mag sein Möglichstes thun, um für die Raubzüge der Montenegriner eine schonendere Benennung zu finden (etwa: „Rindvieheroberungen“, oder „Schöpfenrepressalien“); er mag die autokratische Stellung des Vladiken, seinem Volk gegenüber, rund wegläugnen, und zu dieser undankbaren Arbeit noch seine Vukotich und Vut chevich zu Hülfe rufen – das deutsche Lesepublicum wird sich doch nicht überreden lassen: Montenegro sey ein cultivirter und noch dazu constitutioneller Staat! Da es aber der Buduaner Gladiator wagt, mich des Mißbrauchs gemachter vertraulicher Mittheilungen und willkürlicher Entstellung der Wahrheit zu beschuldigen, so erkläre ich hiemit Folgendes: 1) die Notizen, welche ich benützt habe, wurden mir nicht unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitgetheilt, und ich konnte nicht voraussetzen, daß durch Veröffentlichung von Umständen, die in Albanien kein Geheimniß, ja die dort allgemein bekannt sind, irgend Jemand compromittirt werden könnte. Sollte dieß jedoch gegen meinen Willen geschehen seyn, so überlasse es der allzuvorlaute Buduaner der etwa compromittirten Person, mit mir darüber zu rechten, mische sich aber nicht unberufen in fremde Angelegenheiten; 2) weit entfernt, eine Culturgeschichte, Statistik und Topographie von Montenegro liefern zu wollen, habe ich mich darauf beschränkt, theils Eindrücke, die ich empfangen, theils Bemerkenswerthes, das ich aus zuverlässigen Quellen geschöpft, in einem Genrebilde zu vereinigen, und bin dabei mit Gewissenhaftigkeit und Wahrheitsliebe zu Werke gegangen. Daß man übrigens Spiro Martinovich und nicht Sbiro Martinovich schreibt, so wie daß Giorgio des Vladiken Vetter und nicht sein Bruder ist, will ich gern glauben, und freue mich sogar darüber, daß diese gefährlichen Irrthümer, in die ich bona fide verfallen bin, zum Besten der Menschheit berichtigt worden sind. *) G. F. Rank. China. Die englischen Blätter theilen ein Schreiben mit, welches der chinesische Obercommissär Lin an die Königin Victoria erlassen hat. Nach einem Eingang, der ganz in den grotesken Formen des chinesischen Kanzleistyls verfaßt ist, bemerkt man darin folgende Stelle: „Euer Land ist von dem unsern durch die Unermeßlichkeit getrennt; Eure Schiffe kommen der Reihe nach, um unser Gold zu holen; Habsucht schwellt ihre Segel an. Wenn ein Theil unserer Reichthümer diese Fremden mästet, kann man da nicht in Wahrheit sagen, daß die von ihnen angehäuften Schätze von Fleisch und Blut der Chinesen herrühren. Warum bringen diese Fremden uns dafür ein zerstörendes Gift? Fern von uns sey der Gedanke, daß diese Ausländer Tod und Zerstörung unter uns aussäen wollen. Nein, sie haben nicht diese gräßliche Absicht; aber vor Allem habgierig, kümmern sie sich wenig um die Folgen ihres Handels. Wo ist dürfen wir fragen, in diesem Falle das Gewissen, das die Vorsehung jedem Menschen ins Herz gepflanzt hat? Wir wissen *) Einen dritten Punkt, den der Verfasser hervorhebt, nämlich Vermuthungen über die Person seines Gegners, muß die Redaction weglassen, da derselbe, nach der Kunde, welche der Redaction geworden, die Verdächtigungen nicht verdient, die der Verfasser gegen ihn aufstellt.
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Wie albern ist es daher von dem reisenden Schriftsteller, der die mühselige Wanderung nach Montenegro's Gebirgsnestern nicht scheute, um darüber zu berichten, der sich, nebenbei sey es gesagt, gegen den schmutzigen Vorwurf des Schmarotzens durch an die Dienerschaft gegebene Geschenke, welche den Werth des Genossenen wohl zweifach überschreiten, verwahrt hat, wie albern ist es, von demselben vorwurfsweise zu sagen: „er habe sich an Schöpfenfleisch satt gegessen, an Madeira und Champagner satt getrunken.“ Die gesellschaftliche Stellung des Hrn. 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Sollte dieß jedoch gegen meinen Willen geschehen seyn, so überlasse es der allzuvorlaute Buduaner der etwa compromittirten Person, mit mir darüber zu rechten, mische sich aber nicht unberufen in fremde Angelegenheiten; 2) weit entfernt, eine Culturgeschichte, Statistik und Topographie von Montenegro liefern zu wollen, habe ich mich darauf beschränkt, theils Eindrücke, die ich empfangen, theils Bemerkenswerthes, das ich aus zuverlässigen Quellen geschöpft, in einem Genrebilde zu vereinigen, und bin dabei mit Gewissenhaftigkeit und Wahrheitsliebe zu Werke gegangen. 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Montenegro und die Stimme aus Budua.
Mein in diesen Blättern mitgetheilter Aufsatz: „Ein Besuch beim Vladika von Montenegro“ wird in der Beilage Nr. 148 derselben Blätter durch einen Hrn. R. aus Budua angegriffen, und ich würde die abgeschmackten Berichtigungen, die der Artikel zu Markte bringt, gewiß unbeantwortet gelassen haben, wenn mir im Eingange desselben nicht Mißbrauch der Gastfreundschaft vorgeworfen würde. Wie traurig stünde es um die Aufschlüsse, welche das Lesepublicum über derlei wenig besuchte ja beinahe unzugängliche Länder erhält, wenn der Berichterstatter, einer Flasche Wein wegen, die ihm gereicht wurde, oder eines Nachtlagers wegen, das er in Ermanglung anderweitiger Unterkunft anzunehmen gezwungen war, das Recht, die Wahrheit zu berichten, aufgeben, wenn er darum die Pflichten gegen seine Leser unerfüllt lassen müßte! Wie albern ist es daher von dem reisenden Schriftsteller, der die mühselige Wanderung nach Montenegro's Gebirgsnestern nicht scheute, um darüber zu berichten, der sich, nebenbei sey es gesagt, gegen den schmutzigen Vorwurf des Schmarotzens durch an die Dienerschaft gegebene Geschenke, welche den Werth des Genossenen wohl zweifach überschreiten, verwahrt hat, wie albern ist es, von demselben vorwurfsweise zu sagen: „er habe sich an Schöpfenfleisch satt gegessen, an Madeira und Champagner satt getrunken.“ Die gesellschaftliche Stellung des Hrn. R. in Budua ist mir unbekannt, die meinige aber ist eine solche, in der man auf die Qualität des Gereichten weniger Gewicht zu legen pflegt, als auf die Aufmerksamkeit und gastliche Zuvorkommenheit, die dasselbe begleiten, und wenn ich in meinem Aufsatze das Souper in Czetinje umständlich beschrieb, so geschah dieß nur des Contrastes wegen, den der Comfort im Kloster gegen die Culturstufe bildet, auf welcher das Land steht. – Je mehr ich bemüht war, der Wahrheit treu zu bleiben, desto weniger schmeichelte ich mir mit der Hoffnung, es allen Leuten recht zu machen. Wie oft wurde es dem Fürsten Pückler-Muskau bitter vorgeworfen, er habe den Aufmerksamkeiten, die ihm der Pascha von Aegypten erwiesen, die Unparteilichkeit seiner Schilderungen geopfert, und nun soll ich mich gegen den entgegengesetzten Vorwurf wehren. Hätte Pückler-Muskau den Pascha weniger vortheilhaft geschildert, so hätte er es mit den Agenten desselben zu thun, vorausgesetzt, daß sie Correspondenzartikel schrieben, was sehr unwahrscheinlich ist. Das ist der Lauf der Welt. Der Kämpfer aus Budua mag sich übrigens noch so sehr bemühen, Montenegro als ein gesittetes Land darzustellen, in welchem man mehr Sicherheit genieße als in Paris; er mag sein Möglichstes thun, um für die Raubzüge der Montenegriner eine schonendere Benennung zu finden (etwa: „Rindvieheroberungen“, oder „Schöpfenrepressalien“); er mag die autokratische Stellung des Vladiken, seinem Volk gegenüber, rund wegläugnen, und zu dieser undankbaren Arbeit noch seine Vukotich und Vut chevich zu Hülfe rufen – das deutsche Lesepublicum wird sich doch nicht überreden lassen: Montenegro sey ein cultivirter und noch dazu constitutioneller Staat!
Da es aber der Buduaner Gladiator wagt, mich des Mißbrauchs gemachter vertraulicher Mittheilungen und willkürlicher Entstellung der Wahrheit zu beschuldigen, so erkläre ich hiemit Folgendes: 1) die Notizen, welche ich benützt habe, wurden mir nicht unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitgetheilt, und ich konnte nicht voraussetzen, daß durch Veröffentlichung von Umständen, die in Albanien kein Geheimniß, ja die dort allgemein bekannt sind, irgend Jemand compromittirt werden könnte. Sollte dieß jedoch gegen meinen Willen geschehen seyn, so überlasse es der allzuvorlaute Buduaner der etwa compromittirten Person, mit mir darüber zu rechten, mische sich aber nicht unberufen in fremde Angelegenheiten; 2) weit entfernt, eine Culturgeschichte, Statistik und Topographie von Montenegro liefern zu wollen, habe ich mich darauf beschränkt, theils Eindrücke, die ich empfangen, theils Bemerkenswerthes, das ich aus zuverlässigen Quellen geschöpft, in einem Genrebilde zu vereinigen, und bin dabei mit Gewissenhaftigkeit und Wahrheitsliebe zu Werke gegangen. Daß man übrigens Spiro Martinovich und nicht Sbiro Martinovich schreibt, so wie daß Giorgio des Vladiken Vetter und nicht sein Bruder ist, will ich gern glauben, und freue mich sogar darüber, daß diese gefährlichen Irrthümer, in die ich bona fide verfallen bin, zum Besten der Menschheit berichtigt worden sind. *)
G. F. Rank.
China.
Die englischen Blätter theilen ein Schreiben mit, welches der chinesische Obercommissär Lin an die Königin Victoria erlassen hat. Nach einem Eingang, der ganz in den grotesken Formen des chinesischen Kanzleistyls verfaßt ist, bemerkt man darin folgende Stelle: „Euer Land ist von dem unsern durch die Unermeßlichkeit getrennt; Eure Schiffe kommen der Reihe nach, um unser Gold zu holen; Habsucht schwellt ihre Segel an. Wenn ein Theil unserer Reichthümer diese Fremden mästet, kann man da nicht in Wahrheit sagen, daß die von ihnen angehäuften Schätze von Fleisch und Blut der Chinesen herrühren. Warum bringen diese Fremden uns dafür ein zerstörendes Gift? Fern von uns sey der Gedanke, daß diese Ausländer Tod und Zerstörung unter uns aussäen wollen. Nein, sie haben nicht diese gräßliche Absicht; aber vor Allem habgierig, kümmern sie sich wenig um die Folgen ihres Handels. Wo ist dürfen wir fragen, in diesem Falle das Gewissen, das die Vorsehung jedem Menschen ins Herz gepflanzt hat? Wir wissen
*) Einen dritten Punkt, den der Verfasser hervorhebt, nämlich Vermuthungen über die Person seines Gegners, muß die Redaction weglassen, da derselbe, nach der Kunde, welche der Redaction geworden, die Verdächtigungen nicht verdient, die der Verfasser gegen ihn aufstellt.
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