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Allgemeine Zeitung. Nr. 171. Augsburg, 19. Juni 1840.

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Wir wissen nicht, in wie weit Ihr Correspondent in Paris einen Mann kennt, dessen Namen er nicht einmal zu schreiben weiß, um alle diese vortrefflichen Eigenschaften an ihm rühmen zu dürfen; wir, in deren Mitte er lebt, kennen ihn. Ihr Correspondent versichert auch, daß Hr. Räß sich von den sehr beklagenswerthen "Zwistigkeiten, die zwischen dem Bischof und einigen Mitgliedern der Geistlichkeit entstanden sind, entfernt gehalten" habe. Allerdings hat er mit jenen Mitgliedern unserer Geistlichkeit nicht Partei gemacht, wohl aber wurde gerade er die traurige Veranlassung zum Ausbruch jenes Zwistes, welcher die Diöcese der Wirksamkeit von Priestern beraubte, über deren Vortrefflichkeit kein Zweifel obwalten kann, wenn ich sage, daß der geistreiche und edle Bautain die Seele derselben war. Ihr Correspondent rühmt Hrn. Räß als einen "aufgeklärten und unterrichteten" Mann. Es ist wahr, er hat mit seinem Freunde, Hrn. Dr. Weis, eine nicht geringe Anzahl von bessern oder schlechtern Büchern herausgegeben, wir hörten aber bisher noch nicht, daß er auch eines geschrieben habe. Wir wollen auch nicht einmal glauben, daß bei dieser "litterarischen Industrie" die eigentliche Industrie eine so große Rolle spiele, wie so Manche ihm Schuld geben; allein so lange Hr. Dr. Räß sich durch keine andern Werke bekannt macht, als gewisse humoristisch-satyrisch seyn sollende Artikel im "Katholiken", von denen wir immer beklagten, daß diese Zeitschrift sich und die Sache, welche sie vertritt, damit verunzierte, müssen wir wenigstens seine wissenschaftliche Tüchtigkeit in Zweifel ziehen. Man würde sich übrigens sehr irren, wenn man voraussetzte, wir erklärten uns gegen die Aussicht, Hrn. Räß einmal an der Spitze unserer Diöcese zu sehen, weil er in dem Ruf eines Ultramontanen, Obscuranten, Jesuiten u. dgl. steht; wir wissen von Hrn. Räß auch nichts "Unwürdiges"; daraus folgt aber nicht, daß wir ihn für geeignet finden, unser Bischof zu werden.

Deutschland.

Armins Denkmal.

Mit Vergnügen haben wir hier aus dem Aufruf in der Allg. Zeitung d. J. ersehen, daß nun auch in Würtemberg ein Verein namhafter, zum Theil hochgestellter Männer für das Armins-Denkmal zusammengetreten ist. Rührend und erhebend ist, wie ein deutsches Land nach dem andern von dem in der Stille mancher Jahre zu München gereiften, hier in Detmold endlich ausgesprochenen Gedanken des Künstlers ergriffen wurde. Von dem höchst ehrenwerthen Eifer unsers kleinen Ländchens zu schweigen (denn hier lag es nahe, viel und selbst mit Vorliebe beizusteuern), folgten bald auf Einsendungen aus Hannover, den Hansestädten, Theilen von Preußen etc., ganz am andern Ende von Deutschland, aus München und Bayern so reichliche Beisteuern, daß von dort (außer der frühen Gabe Sr. Maj. des Königs Ludwig von Bayern mit 1000 fl.) bis jetzt über 7350 fl. angemeldet und großentheils auch schon eingesendet sind. Eben so unvorausgesehen sprang der schöne Wetteifer mit Einemmal wieder nach Mecklenburg über, von wo unaufhörlich noch die bedeutendsten Spenden fließen. Und so werden gewiß nunmehr auch die Schwaben hinter ihren Brüdern in andern deutschen Ländern und - hinter ihrem Könige nicht zurückbleiben, der bereits ziemlich früh gleichfalls 500 fl. übersenden ließ. Der Verein deutscher Liebe und Eintracht ist aber über die engen Gränzen des deutschen Bundes hinaus, weit hinaus gegangen. Nicht nur hat der König der Niederlande (dem einen Brückenkopfe deutscher Nationalität und Selbstständigkeit) gleichfalls 1000 fl. längst gesendet, nicht nur haben die deutschen Regimenter in Luxemburg bis zum Gemeinen herab fleißig gesammelt und freudig beigesteuert, sondern über das Weltmeer herüber, aus Havannah, Matanzas, Rio de Janeiro sind die erfreulichsten, ja reichlichsten Gaben bereits ins alte Mutterland zurückgeflossen. So wird thatsächlich wahr, was die Allg. Zeitung neulich in Aussicht stellte: es ersteht in Nordamerika ein neues Deutschland. Sie haben kürzlich in Ihrer Zeitung aus der hannover'schen Zeitung die richtige Correspondenz von hier aufgenommen, daß am Denkmale rüstig fortgearbeitet wird, daß dasselbe aber (wie es bei solchen Unternehmungen kaum anders gehen kann) noch ein gut Theil mehr Kräfte und Mittel in Anspruch nehmen werde, als beim ersten Voranschlage nöthig geglaubt wurde. Unser Verein aber, welcher wieder einen ins Einzelne gehenden Bericht zu veröffentlichen im Begriff steht, läßt nach dem bisherigen ungeahnten und überraschenden Fortgange den Muth nicht sinken. Hinter den Würtembergern stehen die Badener und die übrigen Rheinbewohner, zu denen wir dreist auch Elsaß und Lothringen zählen, die um so weniger zurückbleiben werden, wenn sie hören, daß selbst aus Lyon und Paris - und zwar nicht nur von Deutschen - manche Gaben zu Armins Denkmale eingegangen sind. - Frankreich feiert 1840 mit vollem Jubel die Rückkehr von Napoleons Staube; es hofft sich mit Einsenkung seiner Ueberreste unter der Invalidenkuppel selber wieder aus dem Staube alter Unfälle und Demüthigungen zu erheben, die ihm übrigens (was die zum Theil trefflichen Reden über Napoleon von den Rednerbühnen am besten bewahrheiten) gerade so zum Heile gedient haben, wie uns Deutschen die Schlacht bei Jena. Und uns sollte es an gleichen Denkmalen, gleichen Symbolen deutscher Einheit fehlen?

Niederlande.

In der vorgestrigen Sitzung der Generalstaaten wurde der Vorschlag der HH. van Sytzama, van Asch van Wyck und Corver Hooft nach einigen in den Abtheilungen schon verlangten Veränderungen mit 30 gegen 1 Stimme angenommen. Dieser Gegenstand ist unter den gegenwärtigen Umständen einer der wichtigsten nicht sowohl wegen dessen, was er wirklich gibt, als was er in Aussicht stellt, und noch dazu hat die Kammer bei einer Veränderung des Grundgesetzes die Initiative ergriffen. Der Art. 130 des Grundgesetzes lautet: "Die Zahl der Mitglieder der Provincialstaaten und das Verhältniß der Stände (Ritterschaft, Stadt und Land), werden durch den König geregelt, der aus jeder Provinz eine Commission ernennt, um ihn dabei zur Berathung zu dienen." Nach dem Art. 7 des Grundgesetzes sollte diese, so wie alle andern Bestimmungen hinsichtlich des Wahlrechts nach 10jährigem Bestande einen Theil des Grundgesetzes ausmachen. Diese 10 Jahre sind längst verfloßen, und das jetzige Verhältniß der Stände in den Provincialstaaten also grundgesetzmäßig. Die Veränderung, welche die oben genannten Mitglieder der Kammer vorschlugen, besteht jetzt ganz einfach in dem Zusatze: "Veränderungen in der einmal bestehenden Regulirung werden nach eingeholtem Bericht der Provincialstaaten durch das Gesetz festgestellt." Das heißt mit andern Worten, die Kammer behält sich vor, auf dem gewöhnlichen Wege der Gesetzgebung Aenderungen in der Wahlart einzuführen, namentlich wenn solche von den Provincialstaaten selbst gefordert werden. Es war höchst nothwendig geworden, eine solche Aenderung zu machen, weil man einer Debatte über die Wahlreform unmöglich entgehen konnte. Die erste Kammer wird wohl noch Ende dieser Woche mit den Gesetzentwürfen zur Veränderung des Grundgesetzes fertig werden, im Julius oder August kommt die Kammer in gedoppelter Anzahl zusammen,

Wir wissen nicht, in wie weit Ihr Correspondent in Paris einen Mann kennt, dessen Namen er nicht einmal zu schreiben weiß, um alle diese vortrefflichen Eigenschaften an ihm rühmen zu dürfen; wir, in deren Mitte er lebt, kennen ihn. Ihr Correspondent versichert auch, daß Hr. Räß sich von den sehr beklagenswerthen „Zwistigkeiten, die zwischen dem Bischof und einigen Mitgliedern der Geistlichkeit entstanden sind, entfernt gehalten“ habe. Allerdings hat er mit jenen Mitgliedern unserer Geistlichkeit nicht Partei gemacht, wohl aber wurde gerade er die traurige Veranlassung zum Ausbruch jenes Zwistes, welcher die Diöcese der Wirksamkeit von Priestern beraubte, über deren Vortrefflichkeit kein Zweifel obwalten kann, wenn ich sage, daß der geistreiche und edle Bautain die Seele derselben war. Ihr Correspondent rühmt Hrn. Räß als einen „aufgeklärten und unterrichteten“ Mann. Es ist wahr, er hat mit seinem Freunde, Hrn. Dr. Weis, eine nicht geringe Anzahl von bessern oder schlechtern Büchern herausgegeben, wir hörten aber bisher noch nicht, daß er auch eines geschrieben habe. Wir wollen auch nicht einmal glauben, daß bei dieser „litterarischen Industrie“ die eigentliche Industrie eine so große Rolle spiele, wie so Manche ihm Schuld geben; allein so lange Hr. Dr. Räß sich durch keine andern Werke bekannt macht, als gewisse humoristisch-satyrisch seyn sollende Artikel im „Katholiken“, von denen wir immer beklagten, daß diese Zeitschrift sich und die Sache, welche sie vertritt, damit verunzierte, müssen wir wenigstens seine wissenschaftliche Tüchtigkeit in Zweifel ziehen. Man würde sich übrigens sehr irren, wenn man voraussetzte, wir erklärten uns gegen die Aussicht, Hrn. Räß einmal an der Spitze unserer Diöcese zu sehen, weil er in dem Ruf eines Ultramontanen, Obscuranten, Jesuiten u. dgl. steht; wir wissen von Hrn. Räß auch nichts „Unwürdiges“; daraus folgt aber nicht, daß wir ihn für geeignet finden, unser Bischof zu werden.

Deutschland.

Armins Denkmal.

Mit Vergnügen haben wir hier aus dem Aufruf in der Allg. Zeitung d. J. ersehen, daß nun auch in Würtemberg ein Verein namhafter, zum Theil hochgestellter Männer für das Armins-Denkmal zusammengetreten ist. Rührend und erhebend ist, wie ein deutsches Land nach dem andern von dem in der Stille mancher Jahre zu München gereiften, hier in Detmold endlich ausgesprochenen Gedanken des Künstlers ergriffen wurde. Von dem höchst ehrenwerthen Eifer unsers kleinen Ländchens zu schweigen (denn hier lag es nahe, viel und selbst mit Vorliebe beizusteuern), folgten bald auf Einsendungen aus Hannover, den Hansestädten, Theilen von Preußen etc., ganz am andern Ende von Deutschland, aus München und Bayern so reichliche Beisteuern, daß von dort (außer der frühen Gabe Sr. Maj. des Königs Ludwig von Bayern mit 1000 fl.) bis jetzt über 7350 fl. angemeldet und großentheils auch schon eingesendet sind. Eben so unvorausgesehen sprang der schöne Wetteifer mit Einemmal wieder nach Mecklenburg über, von wo unaufhörlich noch die bedeutendsten Spenden fließen. Und so werden gewiß nunmehr auch die Schwaben hinter ihren Brüdern in andern deutschen Ländern und – hinter ihrem Könige nicht zurückbleiben, der bereits ziemlich früh gleichfalls 500 fl. übersenden ließ. Der Verein deutscher Liebe und Eintracht ist aber über die engen Gränzen des deutschen Bundes hinaus, weit hinaus gegangen. Nicht nur hat der König der Niederlande (dem einen Brückenkopfe deutscher Nationalität und Selbstständigkeit) gleichfalls 1000 fl. längst gesendet, nicht nur haben die deutschen Regimenter in Luxemburg bis zum Gemeinen herab fleißig gesammelt und freudig beigesteuert, sondern über das Weltmeer herüber, aus Havannah, Matanzas, Rio de Janeiro sind die erfreulichsten, ja reichlichsten Gaben bereits ins alte Mutterland zurückgeflossen. So wird thatsächlich wahr, was die Allg. Zeitung neulich in Aussicht stellte: es ersteht in Nordamerika ein neues Deutschland. Sie haben kürzlich in Ihrer Zeitung aus der hannover'schen Zeitung die richtige Correspondenz von hier aufgenommen, daß am Denkmale rüstig fortgearbeitet wird, daß dasselbe aber (wie es bei solchen Unternehmungen kaum anders gehen kann) noch ein gut Theil mehr Kräfte und Mittel in Anspruch nehmen werde, als beim ersten Voranschlage nöthig geglaubt wurde. Unser Verein aber, welcher wieder einen ins Einzelne gehenden Bericht zu veröffentlichen im Begriff steht, läßt nach dem bisherigen ungeahnten und überraschenden Fortgange den Muth nicht sinken. Hinter den Würtembergern stehen die Badener und die übrigen Rheinbewohner, zu denen wir dreist auch Elsaß und Lothringen zählen, die um so weniger zurückbleiben werden, wenn sie hören, daß selbst aus Lyon und Paris – und zwar nicht nur von Deutschen – manche Gaben zu Armins Denkmale eingegangen sind. – Frankreich feiert 1840 mit vollem Jubel die Rückkehr von Napoleons Staube; es hofft sich mit Einsenkung seiner Ueberreste unter der Invalidenkuppel selber wieder aus dem Staube alter Unfälle und Demüthigungen zu erheben, die ihm übrigens (was die zum Theil trefflichen Reden über Napoleon von den Rednerbühnen am besten bewahrheiten) gerade so zum Heile gedient haben, wie uns Deutschen die Schlacht bei Jena. Und uns sollte es an gleichen Denkmalen, gleichen Symbolen deutscher Einheit fehlen?

Niederlande.

In der vorgestrigen Sitzung der Generalstaaten wurde der Vorschlag der HH. van Sytzama, van Asch van Wyck und Corver Hooft nach einigen in den Abtheilungen schon verlangten Veränderungen mit 30 gegen 1 Stimme angenommen. Dieser Gegenstand ist unter den gegenwärtigen Umständen einer der wichtigsten nicht sowohl wegen dessen, was er wirklich gibt, als was er in Aussicht stellt, und noch dazu hat die Kammer bei einer Veränderung des Grundgesetzes die Initiative ergriffen. Der Art. 130 des Grundgesetzes lautet: „Die Zahl der Mitglieder der Provincialstaaten und das Verhältniß der Stände (Ritterschaft, Stadt und Land), werden durch den König geregelt, der aus jeder Provinz eine Commission ernennt, um ihn dabei zur Berathung zu dienen.“ Nach dem Art. 7 des Grundgesetzes sollte diese, so wie alle andern Bestimmungen hinsichtlich des Wahlrechts nach 10jährigem Bestande einen Theil des Grundgesetzes ausmachen. Diese 10 Jahre sind längst verfloßen, und das jetzige Verhältniß der Stände in den Provincialstaaten also grundgesetzmäßig. Die Veränderung, welche die oben genannten Mitglieder der Kammer vorschlugen, besteht jetzt ganz einfach in dem Zusatze: „Veränderungen in der einmal bestehenden Regulirung werden nach eingeholtem Bericht der Provincialstaaten durch das Gesetz festgestellt.“ Das heißt mit andern Worten, die Kammer behält sich vor, auf dem gewöhnlichen Wege der Gesetzgebung Aenderungen in der Wahlart einzuführen, namentlich wenn solche von den Provincialstaaten selbst gefordert werden. Es war höchst nothwendig geworden, eine solche Aenderung zu machen, weil man einer Debatte über die Wahlreform unmöglich entgehen konnte. Die erste Kammer wird wohl noch Ende dieser Woche mit den Gesetzentwürfen zur Veränderung des Grundgesetzes fertig werden, im Julius oder August kommt die Kammer in gedoppelter Anzahl zusammen,

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[1365/0013] Wir wissen nicht, in wie weit Ihr Correspondent in Paris einen Mann kennt, dessen Namen er nicht einmal zu schreiben weiß, um alle diese vortrefflichen Eigenschaften an ihm rühmen zu dürfen; wir, in deren Mitte er lebt, kennen ihn. Ihr Correspondent versichert auch, daß Hr. Räß sich von den sehr beklagenswerthen „Zwistigkeiten, die zwischen dem Bischof und einigen Mitgliedern der Geistlichkeit entstanden sind, entfernt gehalten“ habe. Allerdings hat er mit jenen Mitgliedern unserer Geistlichkeit nicht Partei gemacht, wohl aber wurde gerade er die traurige Veranlassung zum Ausbruch jenes Zwistes, welcher die Diöcese der Wirksamkeit von Priestern beraubte, über deren Vortrefflichkeit kein Zweifel obwalten kann, wenn ich sage, daß der geistreiche und edle Bautain die Seele derselben war. Ihr Correspondent rühmt Hrn. Räß als einen „aufgeklärten und unterrichteten“ Mann. Es ist wahr, er hat mit seinem Freunde, Hrn. Dr. Weis, eine nicht geringe Anzahl von bessern oder schlechtern Büchern herausgegeben, wir hörten aber bisher noch nicht, daß er auch eines geschrieben habe. Wir wollen auch nicht einmal glauben, daß bei dieser „litterarischen Industrie“ die eigentliche Industrie eine so große Rolle spiele, wie so Manche ihm Schuld geben; allein so lange Hr. Dr. Räß sich durch keine andern Werke bekannt macht, als gewisse humoristisch-satyrisch seyn sollende Artikel im „Katholiken“, von denen wir immer beklagten, daß diese Zeitschrift sich und die Sache, welche sie vertritt, damit verunzierte, müssen wir wenigstens seine wissenschaftliche Tüchtigkeit in Zweifel ziehen. Man würde sich übrigens sehr irren, wenn man voraussetzte, wir erklärten uns gegen die Aussicht, Hrn. Räß einmal an der Spitze unserer Diöcese zu sehen, weil er in dem Ruf eines Ultramontanen, Obscuranten, Jesuiten u. dgl. steht; wir wissen von Hrn. Räß auch nichts „Unwürdiges“; daraus folgt aber nicht, daß wir ihn für geeignet finden, unser Bischof zu werden. Deutschland. Armins Denkmal. _ Detmold, 11 Jun. Mit Vergnügen haben wir hier aus dem Aufruf in der Allg. Zeitung d. J. ersehen, daß nun auch in Würtemberg ein Verein namhafter, zum Theil hochgestellter Männer für das Armins-Denkmal zusammengetreten ist. Rührend und erhebend ist, wie ein deutsches Land nach dem andern von dem in der Stille mancher Jahre zu München gereiften, hier in Detmold endlich ausgesprochenen Gedanken des Künstlers ergriffen wurde. Von dem höchst ehrenwerthen Eifer unsers kleinen Ländchens zu schweigen (denn hier lag es nahe, viel und selbst mit Vorliebe beizusteuern), folgten bald auf Einsendungen aus Hannover, den Hansestädten, Theilen von Preußen etc., ganz am andern Ende von Deutschland, aus München und Bayern so reichliche Beisteuern, daß von dort (außer der frühen Gabe Sr. Maj. des Königs Ludwig von Bayern mit 1000 fl.) bis jetzt über 7350 fl. angemeldet und großentheils auch schon eingesendet sind. Eben so unvorausgesehen sprang der schöne Wetteifer mit Einemmal wieder nach Mecklenburg über, von wo unaufhörlich noch die bedeutendsten Spenden fließen. Und so werden gewiß nunmehr auch die Schwaben hinter ihren Brüdern in andern deutschen Ländern und – hinter ihrem Könige nicht zurückbleiben, der bereits ziemlich früh gleichfalls 500 fl. übersenden ließ. Der Verein deutscher Liebe und Eintracht ist aber über die engen Gränzen des deutschen Bundes hinaus, weit hinaus gegangen. Nicht nur hat der König der Niederlande (dem einen Brückenkopfe deutscher Nationalität und Selbstständigkeit) gleichfalls 1000 fl. längst gesendet, nicht nur haben die deutschen Regimenter in Luxemburg bis zum Gemeinen herab fleißig gesammelt und freudig beigesteuert, sondern über das Weltmeer herüber, aus Havannah, Matanzas, Rio de Janeiro sind die erfreulichsten, ja reichlichsten Gaben bereits ins alte Mutterland zurückgeflossen. So wird thatsächlich wahr, was die Allg. Zeitung neulich in Aussicht stellte: es ersteht in Nordamerika ein neues Deutschland. Sie haben kürzlich in Ihrer Zeitung aus der hannover'schen Zeitung die richtige Correspondenz von hier aufgenommen, daß am Denkmale rüstig fortgearbeitet wird, daß dasselbe aber (wie es bei solchen Unternehmungen kaum anders gehen kann) noch ein gut Theil mehr Kräfte und Mittel in Anspruch nehmen werde, als beim ersten Voranschlage nöthig geglaubt wurde. 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Niederlande. _ Vom Niederrhein, 12 Jun. In der vorgestrigen Sitzung der Generalstaaten wurde der Vorschlag der HH. van Sytzama, van Asch van Wyck und Corver Hooft nach einigen in den Abtheilungen schon verlangten Veränderungen mit 30 gegen 1 Stimme angenommen. Dieser Gegenstand ist unter den gegenwärtigen Umständen einer der wichtigsten nicht sowohl wegen dessen, was er wirklich gibt, als was er in Aussicht stellt, und noch dazu hat die Kammer bei einer Veränderung des Grundgesetzes die Initiative ergriffen. Der Art. 130 des Grundgesetzes lautet: „Die Zahl der Mitglieder der Provincialstaaten und das Verhältniß der Stände (Ritterschaft, Stadt und Land), werden durch den König geregelt, der aus jeder Provinz eine Commission ernennt, um ihn dabei zur Berathung zu dienen.“ Nach dem Art. 7 des Grundgesetzes sollte diese, so wie alle andern Bestimmungen hinsichtlich des Wahlrechts nach 10jährigem Bestande einen Theil des Grundgesetzes ausmachen. Diese 10 Jahre sind längst verfloßen, und das jetzige Verhältniß der Stände in den Provincialstaaten also grundgesetzmäßig. Die Veränderung, welche die oben genannten Mitglieder der Kammer vorschlugen, besteht jetzt ganz einfach in dem Zusatze: „Veränderungen in der einmal bestehenden Regulirung werden nach eingeholtem Bericht der Provincialstaaten durch das Gesetz festgestellt.“ Das heißt mit andern Worten, die Kammer behält sich vor, auf dem gewöhnlichen Wege der Gesetzgebung Aenderungen in der Wahlart einzuführen, namentlich wenn solche von den Provincialstaaten selbst gefordert werden. Es war höchst nothwendig geworden, eine solche Aenderung zu machen, weil man einer Debatte über die Wahlreform unmöglich entgehen konnte. Die erste Kammer wird wohl noch Ende dieser Woche mit den Gesetzentwürfen zur Veränderung des Grundgesetzes fertig werden, im Julius oder August kommt die Kammer in gedoppelter Anzahl zusammen,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 171. Augsburg, 19. Juni 1840, S. 1365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_171_18400619/13>, abgerufen am 26.04.2024.