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Allgemeine Zeitung. Nr. 168. Augsburg, 16. Juni 1840.

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überhaupt zu keiner Berathung geeignet halte. Sie konnte diese Aufklärung sofort ertheilen, noch ehe der Sprecher seine Rede geendet hatte. Mehr ist nicht geschehen. Die Regierung ist vollkommen in ihrem Recht. Ich kann also die Ansicht nicht theilen, daß etwas geschehen sey, was der Freiheit des Wortes entgegen wäre, die auch ich ehre. Die Ansicht des Bürgermeisters Wehner, daß die deutschen Fürsten ein deutsches Wort lieben, theile auch ich vollkommen; ich bin aber auch überzeugt, daß sie dieses Wort ehren, wenn es unter vier Augen gesprochen wird. Anders ist es, wenn es in öffentlicher Versammlung ausgesprochen wird. Was hier verhandelt wird, erklingt nicht nur in das Ohr der Fürsten, sondern des Volkes, ja in ganz Deutschland. Jedes Wort ist daher hier auf die Goldwage zu legen. Ich bin auch überzeugt, daß die Fürsten nicht gewohnt sind, heutzutage solche Schmeicheleien zu hören, wie sie der Bürgermeister Wehner vorauszusetzen scheint. In den meisten Staaten treten die Rathgeber den Fürsten mit offenen Worten entgegen. Von Sachsen kann ich dieß wenigstens aus meiner eigenen Erfahrung versichern." v. Polenz: "Ich kann wohl heute unparteiisch in diese Frage eingehen, da ich bei der letzten Sitzung mich des Wortes enthalten habe. Auch ich kann nicht läugnen, daß zu wünschen gewesen wäre, die Verhandlung hätte einen andern Gang genommen, als geschehen ist. Es schien, als wenn eine Partei zu sehr vor der andern begünstigt würde, und nach der Aeußerung des Hrn. Staatsministers gegen die Kammer mußte man annehmen, nur das, was die Deputation, also fünf Mitglieder einer Kammer, beschlossen hatten, müsse den übrigen Mitgliedern als unumstößlich erscheinen. Wollte Jemand etwas dagegen sagen, so mußte er auch Gründe anführen, und daß diese Gründe mehr oder weniger an Thatsachen streifen, läßt sich nicht ändern; ist einmal ein freies Wort nicht erlaubt, so hätte ich gewünscht, es wäre der Gegenstand entweder in geheimer Sitzung behandelt oder gar nicht zum Gutachten geeignet befunden worden, und die Stände hätten nicht Veranlassung erhalten, Ja oder Nein zu sagen." Nachdem v. Watzdorf den Antrag gestellt, über den vorliegenden Gegenstand zur Tagesordnung überzugehen, und der Präsident v. Gersdorf über den Gegenstand im versöhnlichen Geiste gesprochen, wurde zur Tagesordnung übergegangen." (Landtags Mittheil.)

Preußen.

Noch sind es nicht zwei Wochen her, daß ich Ihnen ein Fest von ähnlicher äußerer Gestaltung schildern konnte, wie die Feier, welche mir heute die Feder in die Hand gibt. Wer hätte damals gedacht, wenn gleich wir schon von schmerzlichen Ahnungen erfüllt waren, daß dieselben so schnell in Erfüllung gehen sollten? Diesen Vormittag wurde unser geliebter König Friedrich Wilhelm der Dritte im Dom feierlichst beigesetzt. Schon vom frühen Morgen an sammelten sich ernste dunkle Volksmassen, fast alle in Trauerkleidern, in den dem Schauplatz zunächst liegenden Straßen. Gegen 10 Uhr stellten sich im Lustgarten die Truppen in tiefen Colonnen auf, und bildeten so das Spalier, welches vom Schloß bis zum Dom die mit schwarzem Tuch belegte Trauerbahn einfaßte. Die Glocken ertönten in drei Pausen. Um 11 Uhr war der Gottesdienst bei der Leiche im Thronsaal, den der Bischof Eylert abhielt, beendigt. Jetzt setzte sich der Zug in Bewegung; die Geistlichkeit von Berlin, Potsdam, Charlottenburg und der Umgegend eröffnete ihn; dann folgte das Militär - von jedem Garderegiment eine Compagnie, dann die Hausdienerschaft, die Aerzte Sr. Maj., sämmtliche Minister mit den Reichsinsignien; hierauf der Leichenwagen, über den ein prachtvoller schwarzer Baldachin mit goldenen Behängen getragen wurde. Als der Leichenwagen aus dem Portal kam, präsentirten die Truppen, und ein gedämpfter Trommelwirbel erscholl; die Musik blies den Choral: "Was Gott thut, das ist wohlgethan." Es war ein feierlich erschütternder Augenblick. Die Sonne, welche bis dahin mit Regenschauern gekämpft hatte, brach jetzt herrlich durch. Dem Sarge zunächst folgten der König, die Königin, der Kaiser von Rußland, der König von Hannover (welcher in der Nacht eingetroffen war), der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz und der Herzog von Anhalt-Dessau, alle Prinzen und Prinzessinnen, und noch eine lange Reihe von höheren Beamten und Deputationen. In der Domkirche, die schwarz ausgeschlagen war, wurde der Sarg auf eine Estrade vor den Altar gestellt; acht Candelaber umgaben ihn. Der König und die hohen Herrschaften stellten sich demselben gegenüber. Nachdem der Militärsängerchor drei Verse des Liedes: "Jesus, meine Zuversicht" gesungen, sprach der Oberconsistorialrath Ehrenberg eine kurze Rede die er mit einem Gebet schloß. Hierauf wurde ein vierter Vers des Liedes gesungen, und dann der Segen über den Sarg gesprochen. In diesem Augenblicke ertönte der Donner der Kanonen und des kleinen Gewehrfeuers, und jetzt erfolgte eine Scene, die alle Anwesenden mit der tiefsten heiligsten Rührung durchdrang. Der König stieg auf die Estrade, warf sich am Sarge auf die Knie, und küßte ihn unter einem Strom von Thränen. Der Kaiser und die übrigen Fürsten und Prinzen knieten ebenfalls in stillem Gebet. Dasselbe geschah von der Königin und den Prinzessinnen. Dann umarmte der König seine Gemahlin, den russischen Kaiser, alle seine Brüder, Schwestern, bis zu den kleinen Nichten und Enkeln herab. Die ganze königliche Familie lag einander weinend in den Armen. Dieß war der Schluß der Feier, welche Allen, die zugegen gewesen, unvergeßlich bleiben wird. - Ihre Maj. die Kaiserin von Rußland ist gestern bereits nach Ems abgereist, da ihr Gesundheitszustand es nothwendig machte, den ergreifenden Anstrengungen des heutigen Tages auszuweichen. - Leider ist der gestrige Tag, wie man hört, nicht ohne Unfälle abgegangen, da bei dem ungeheuren Andrang zur Besichtigung des Paradesarges mehrere Personen ums Leben gekommen seyn sollen.

Schweden.

Se. kais. Hoh. der Herzog Maximilian von Leuchtenberg ist unerwartet hier eingetroffen. Er kam auf einem kais. russischen Dampfschiffe vorigen Sonntag Morgens hier an, und wurde am Landungsplatze von dem Chef des Seedepartements, Admiral Lagerbjelke, vom Oberstatthalter etc. empfangen. In seiner Begleitung sind der General Ignatieff und mehrere russische Officiere. Se. kais. Hoh. wird, wie verlautet, am Ende der Woche nach St. Petersburg zurückkehren. Aus Veranlassung dieses höchlich willkommenen Besuches sind alle Tage große Feste auf dem Schlosse gewesen, theils beim König und bei der Königin, theils bei dem Kronprinzen und der Kronprinzessin. Morgen wird große Parade auf Ladugardsgärde, am Donnerstag Gala-Schauspiel seyn. - Die Reichsstände fahren fort, alle Mittwoch und Sonnabend Zusammenkünfte oder sogenannte Plena zu haben; die übrigen Tage der Woche sind die Ausschüsse versammelt. Der Finanzausschuß ist jetzt damit beschäftigt, die von den Reichsständen beim Staatsbudget gemachten Anmerkungen in Erwägung zu nehmen und zu beantworten - eine sehr weitläufige Arbeit, welche mehrere Wochen Zeit erfordern dürfte. Als ein Beispiel der verrückten Illusionen, womit sich einige Leute hier weiden, kann Folgendes angeführt werden: ein Hr. Winge machte vorigen Sonnabend im Bürgerstande den Antrag, daß die Stände den König ersuchen sollten, Se. Maj. möchte dem russischen Hofe den Vorschlag thun, die Insel Aland gegen die kleine westindische

überhaupt zu keiner Berathung geeignet halte. Sie konnte diese Aufklärung sofort ertheilen, noch ehe der Sprecher seine Rede geendet hatte. Mehr ist nicht geschehen. Die Regierung ist vollkommen in ihrem Recht. Ich kann also die Ansicht nicht theilen, daß etwas geschehen sey, was der Freiheit des Wortes entgegen wäre, die auch ich ehre. Die Ansicht des Bürgermeisters Wehner, daß die deutschen Fürsten ein deutsches Wort lieben, theile auch ich vollkommen; ich bin aber auch überzeugt, daß sie dieses Wort ehren, wenn es unter vier Augen gesprochen wird. Anders ist es, wenn es in öffentlicher Versammlung ausgesprochen wird. Was hier verhandelt wird, erklingt nicht nur in das Ohr der Fürsten, sondern des Volkes, ja in ganz Deutschland. Jedes Wort ist daher hier auf die Goldwage zu legen. Ich bin auch überzeugt, daß die Fürsten nicht gewohnt sind, heutzutage solche Schmeicheleien zu hören, wie sie der Bürgermeister Wehner vorauszusetzen scheint. In den meisten Staaten treten die Rathgeber den Fürsten mit offenen Worten entgegen. Von Sachsen kann ich dieß wenigstens aus meiner eigenen Erfahrung versichern.“ v. Polenz: „Ich kann wohl heute unparteiisch in diese Frage eingehen, da ich bei der letzten Sitzung mich des Wortes enthalten habe. Auch ich kann nicht läugnen, daß zu wünschen gewesen wäre, die Verhandlung hätte einen andern Gang genommen, als geschehen ist. Es schien, als wenn eine Partei zu sehr vor der andern begünstigt würde, und nach der Aeußerung des Hrn. Staatsministers gegen die Kammer mußte man annehmen, nur das, was die Deputation, also fünf Mitglieder einer Kammer, beschlossen hatten, müsse den übrigen Mitgliedern als unumstößlich erscheinen. Wollte Jemand etwas dagegen sagen, so mußte er auch Gründe anführen, und daß diese Gründe mehr oder weniger an Thatsachen streifen, läßt sich nicht ändern; ist einmal ein freies Wort nicht erlaubt, so hätte ich gewünscht, es wäre der Gegenstand entweder in geheimer Sitzung behandelt oder gar nicht zum Gutachten geeignet befunden worden, und die Stände hätten nicht Veranlassung erhalten, Ja oder Nein zu sagen.“ Nachdem v. Watzdorf den Antrag gestellt, über den vorliegenden Gegenstand zur Tagesordnung überzugehen, und der Präsident v. Gersdorf über den Gegenstand im versöhnlichen Geiste gesprochen, wurde zur Tagesordnung übergegangen.“ (Landtags Mittheil.)

Preußen.

Noch sind es nicht zwei Wochen her, daß ich Ihnen ein Fest von ähnlicher äußerer Gestaltung schildern konnte, wie die Feier, welche mir heute die Feder in die Hand gibt. Wer hätte damals gedacht, wenn gleich wir schon von schmerzlichen Ahnungen erfüllt waren, daß dieselben so schnell in Erfüllung gehen sollten? Diesen Vormittag wurde unser geliebter König Friedrich Wilhelm der Dritte im Dom feierlichst beigesetzt. Schon vom frühen Morgen an sammelten sich ernste dunkle Volksmassen, fast alle in Trauerkleidern, in den dem Schauplatz zunächst liegenden Straßen. Gegen 10 Uhr stellten sich im Lustgarten die Truppen in tiefen Colonnen auf, und bildeten so das Spalier, welches vom Schloß bis zum Dom die mit schwarzem Tuch belegte Trauerbahn einfaßte. Die Glocken ertönten in drei Pausen. Um 11 Uhr war der Gottesdienst bei der Leiche im Thronsaal, den der Bischof Eylert abhielt, beendigt. Jetzt setzte sich der Zug in Bewegung; die Geistlichkeit von Berlin, Potsdam, Charlottenburg und der Umgegend eröffnete ihn; dann folgte das Militär – von jedem Garderegiment eine Compagnie, dann die Hausdienerschaft, die Aerzte Sr. Maj., sämmtliche Minister mit den Reichsinsignien; hierauf der Leichenwagen, über den ein prachtvoller schwarzer Baldachin mit goldenen Behängen getragen wurde. Als der Leichenwagen aus dem Portal kam, präsentirten die Truppen, und ein gedämpfter Trommelwirbel erscholl; die Musik blies den Choral: „Was Gott thut, das ist wohlgethan.“ Es war ein feierlich erschütternder Augenblick. Die Sonne, welche bis dahin mit Regenschauern gekämpft hatte, brach jetzt herrlich durch. Dem Sarge zunächst folgten der König, die Königin, der Kaiser von Rußland, der König von Hannover (welcher in der Nacht eingetroffen war), der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz und der Herzog von Anhalt-Dessau, alle Prinzen und Prinzessinnen, und noch eine lange Reihe von höheren Beamten und Deputationen. In der Domkirche, die schwarz ausgeschlagen war, wurde der Sarg auf eine Estrade vor den Altar gestellt; acht Candelaber umgaben ihn. Der König und die hohen Herrschaften stellten sich demselben gegenüber. Nachdem der Militärsängerchor drei Verse des Liedes: „Jesus, meine Zuversicht“ gesungen, sprach der Oberconsistorialrath Ehrenberg eine kurze Rede die er mit einem Gebet schloß. Hierauf wurde ein vierter Vers des Liedes gesungen, und dann der Segen über den Sarg gesprochen. In diesem Augenblicke ertönte der Donner der Kanonen und des kleinen Gewehrfeuers, und jetzt erfolgte eine Scene, die alle Anwesenden mit der tiefsten heiligsten Rührung durchdrang. Der König stieg auf die Estrade, warf sich am Sarge auf die Knie, und küßte ihn unter einem Strom von Thränen. Der Kaiser und die übrigen Fürsten und Prinzen knieten ebenfalls in stillem Gebet. Dasselbe geschah von der Königin und den Prinzessinnen. Dann umarmte der König seine Gemahlin, den russischen Kaiser, alle seine Brüder, Schwestern, bis zu den kleinen Nichten und Enkeln herab. Die ganze königliche Familie lag einander weinend in den Armen. Dieß war der Schluß der Feier, welche Allen, die zugegen gewesen, unvergeßlich bleiben wird. – Ihre Maj. die Kaiserin von Rußland ist gestern bereits nach Ems abgereist, da ihr Gesundheitszustand es nothwendig machte, den ergreifenden Anstrengungen des heutigen Tages auszuweichen. – Leider ist der gestrige Tag, wie man hört, nicht ohne Unfälle abgegangen, da bei dem ungeheuren Andrang zur Besichtigung des Paradesarges mehrere Personen ums Leben gekommen seyn sollen.

Schweden.

Se. kais. Hoh. der Herzog Maximilian von Leuchtenberg ist unerwartet hier eingetroffen. Er kam auf einem kais. russischen Dampfschiffe vorigen Sonntag Morgens hier an, und wurde am Landungsplatze von dem Chef des Seedepartements, Admiral Lagerbjelke, vom Oberstatthalter etc. empfangen. In seiner Begleitung sind der General Ignatieff und mehrere russische Officiere. Se. kais. Hoh. wird, wie verlautet, am Ende der Woche nach St. Petersburg zurückkehren. Aus Veranlassung dieses höchlich willkommenen Besuches sind alle Tage große Feste auf dem Schlosse gewesen, theils beim König und bei der Königin, theils bei dem Kronprinzen und der Kronprinzessin. Morgen wird große Parade auf Ladugårdsgärde, am Donnerstag Gala-Schauspiel seyn. – Die Reichsstände fahren fort, alle Mittwoch und Sonnabend Zusammenkünfte oder sogenannte Plena zu haben; die übrigen Tage der Woche sind die Ausschüsse versammelt. Der Finanzausschuß ist jetzt damit beschäftigt, die von den Reichsständen beim Staatsbudget gemachten Anmerkungen in Erwägung zu nehmen und zu beantworten – eine sehr weitläufige Arbeit, welche mehrere Wochen Zeit erfordern dürfte. Als ein Beispiel der verrückten Illusionen, womit sich einige Leute hier weiden, kann Folgendes angeführt werden: ein Hr. Winge machte vorigen Sonnabend im Bürgerstande den Antrag, daß die Stände den König ersuchen sollten, Se. Maj. möchte dem russischen Hofe den Vorschlag thun, die Insel Aland gegen die kleine westindische

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überhaupt zu keiner Berathung geeignet halte. Sie konnte diese Aufklärung sofort ertheilen, noch ehe der Sprecher seine Rede geendet hatte. Mehr ist nicht geschehen. Die Regierung ist vollkommen in ihrem Recht. Ich kann also die Ansicht nicht theilen, daß etwas geschehen sey, was der Freiheit des Wortes entgegen wäre, die auch ich ehre. Die Ansicht des Bürgermeisters Wehner, daß die deutschen Fürsten ein deutsches Wort lieben, theile auch ich vollkommen; ich bin aber auch überzeugt, daß sie dieses Wort ehren, wenn es unter vier Augen gesprochen wird. Anders ist es, wenn es in öffentlicher Versammlung ausgesprochen wird. Was hier verhandelt wird, erklingt nicht nur in das Ohr der Fürsten, sondern des Volkes, ja in ganz Deutschland. Jedes Wort ist daher hier auf die Goldwage zu legen. Ich bin auch überzeugt, daß die Fürsten nicht gewohnt sind, heutzutage solche Schmeicheleien zu hören, wie sie der Bürgermeister Wehner vorauszusetzen scheint. In den meisten Staaten treten die Rathgeber den Fürsten mit offenen Worten entgegen. Von Sachsen kann ich dieß wenigstens aus meiner eigenen Erfahrung versichern.&#x201C; v. <hi rendition="#g">Polenz</hi>: &#x201E;Ich kann wohl heute unparteiisch in diese Frage eingehen, da ich bei der letzten Sitzung mich des Wortes enthalten habe. Auch ich kann nicht läugnen, daß zu wünschen gewesen wäre, die Verhandlung hätte einen andern Gang genommen, als geschehen ist. Es schien, als wenn eine Partei zu sehr vor der andern begünstigt würde, und nach der Aeußerung des Hrn. Staatsministers gegen die Kammer mußte man annehmen, nur das, was die Deputation, also fünf Mitglieder einer Kammer, beschlossen hatten, müsse den übrigen Mitgliedern als unumstößlich erscheinen. Wollte Jemand etwas dagegen sagen, so mußte er auch Gründe anführen, und daß diese Gründe mehr oder weniger an Thatsachen streifen, läßt sich nicht ändern; ist einmal ein freies Wort nicht erlaubt, so hätte ich gewünscht, es wäre der Gegenstand entweder in geheimer Sitzung behandelt oder gar nicht zum Gutachten geeignet befunden worden, und die Stände hätten nicht Veranlassung erhalten, Ja oder Nein zu sagen.&#x201C; Nachdem v. <hi rendition="#g">Watzdorf</hi> den Antrag gestellt, über den vorliegenden Gegenstand zur Tagesordnung überzugehen, und der Präsident v. <hi rendition="#g">Gersdorf</hi> über den Gegenstand im versöhnlichen Geiste gesprochen, wurde zur Tagesordnung übergegangen.&#x201C; (<hi rendition="#g">Landtags Mittheil</hi>.)</p><lb/>
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[1342/0006] überhaupt zu keiner Berathung geeignet halte. Sie konnte diese Aufklärung sofort ertheilen, noch ehe der Sprecher seine Rede geendet hatte. Mehr ist nicht geschehen. Die Regierung ist vollkommen in ihrem Recht. Ich kann also die Ansicht nicht theilen, daß etwas geschehen sey, was der Freiheit des Wortes entgegen wäre, die auch ich ehre. Die Ansicht des Bürgermeisters Wehner, daß die deutschen Fürsten ein deutsches Wort lieben, theile auch ich vollkommen; ich bin aber auch überzeugt, daß sie dieses Wort ehren, wenn es unter vier Augen gesprochen wird. Anders ist es, wenn es in öffentlicher Versammlung ausgesprochen wird. Was hier verhandelt wird, erklingt nicht nur in das Ohr der Fürsten, sondern des Volkes, ja in ganz Deutschland. Jedes Wort ist daher hier auf die Goldwage zu legen. Ich bin auch überzeugt, daß die Fürsten nicht gewohnt sind, heutzutage solche Schmeicheleien zu hören, wie sie der Bürgermeister Wehner vorauszusetzen scheint. In den meisten Staaten treten die Rathgeber den Fürsten mit offenen Worten entgegen. Von Sachsen kann ich dieß wenigstens aus meiner eigenen Erfahrung versichern.“ v. Polenz: „Ich kann wohl heute unparteiisch in diese Frage eingehen, da ich bei der letzten Sitzung mich des Wortes enthalten habe. Auch ich kann nicht läugnen, daß zu wünschen gewesen wäre, die Verhandlung hätte einen andern Gang genommen, als geschehen ist. Es schien, als wenn eine Partei zu sehr vor der andern begünstigt würde, und nach der Aeußerung des Hrn. Staatsministers gegen die Kammer mußte man annehmen, nur das, was die Deputation, also fünf Mitglieder einer Kammer, beschlossen hatten, müsse den übrigen Mitgliedern als unumstößlich erscheinen. Wollte Jemand etwas dagegen sagen, so mußte er auch Gründe anführen, und daß diese Gründe mehr oder weniger an Thatsachen streifen, läßt sich nicht ändern; ist einmal ein freies Wort nicht erlaubt, so hätte ich gewünscht, es wäre der Gegenstand entweder in geheimer Sitzung behandelt oder gar nicht zum Gutachten geeignet befunden worden, und die Stände hätten nicht Veranlassung erhalten, Ja oder Nein zu sagen.“ Nachdem v. Watzdorf den Antrag gestellt, über den vorliegenden Gegenstand zur Tagesordnung überzugehen, und der Präsident v. Gersdorf über den Gegenstand im versöhnlichen Geiste gesprochen, wurde zur Tagesordnung übergegangen.“ (Landtags Mittheil.) Preußen. _ Berlin, 11 Jun. Noch sind es nicht zwei Wochen her, daß ich Ihnen ein Fest von ähnlicher äußerer Gestaltung schildern konnte, wie die Feier, welche mir heute die Feder in die Hand gibt. Wer hätte damals gedacht, wenn gleich wir schon von schmerzlichen Ahnungen erfüllt waren, daß dieselben so schnell in Erfüllung gehen sollten? Diesen Vormittag wurde unser geliebter König Friedrich Wilhelm der Dritte im Dom feierlichst beigesetzt. Schon vom frühen Morgen an sammelten sich ernste dunkle Volksmassen, fast alle in Trauerkleidern, in den dem Schauplatz zunächst liegenden Straßen. Gegen 10 Uhr stellten sich im Lustgarten die Truppen in tiefen Colonnen auf, und bildeten so das Spalier, welches vom Schloß bis zum Dom die mit schwarzem Tuch belegte Trauerbahn einfaßte. Die Glocken ertönten in drei Pausen. Um 11 Uhr war der Gottesdienst bei der Leiche im Thronsaal, den der Bischof Eylert abhielt, beendigt. Jetzt setzte sich der Zug in Bewegung; die Geistlichkeit von Berlin, Potsdam, Charlottenburg und der Umgegend eröffnete ihn; dann folgte das Militär – von jedem Garderegiment eine Compagnie, dann die Hausdienerschaft, die Aerzte Sr. Maj., sämmtliche Minister mit den Reichsinsignien; hierauf der Leichenwagen, über den ein prachtvoller schwarzer Baldachin mit goldenen Behängen getragen wurde. Als der Leichenwagen aus dem Portal kam, präsentirten die Truppen, und ein gedämpfter Trommelwirbel erscholl; die Musik blies den Choral: „Was Gott thut, das ist wohlgethan.“ Es war ein feierlich erschütternder Augenblick. Die Sonne, welche bis dahin mit Regenschauern gekämpft hatte, brach jetzt herrlich durch. Dem Sarge zunächst folgten der König, die Königin, der Kaiser von Rußland, der König von Hannover (welcher in der Nacht eingetroffen war), der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz und der Herzog von Anhalt-Dessau, alle Prinzen und Prinzessinnen, und noch eine lange Reihe von höheren Beamten und Deputationen. In der Domkirche, die schwarz ausgeschlagen war, wurde der Sarg auf eine Estrade vor den Altar gestellt; acht Candelaber umgaben ihn. Der König und die hohen Herrschaften stellten sich demselben gegenüber. Nachdem der Militärsängerchor drei Verse des Liedes: „Jesus, meine Zuversicht“ gesungen, sprach der Oberconsistorialrath Ehrenberg eine kurze Rede die er mit einem Gebet schloß. Hierauf wurde ein vierter Vers des Liedes gesungen, und dann der Segen über den Sarg gesprochen. In diesem Augenblicke ertönte der Donner der Kanonen und des kleinen Gewehrfeuers, und jetzt erfolgte eine Scene, die alle Anwesenden mit der tiefsten heiligsten Rührung durchdrang. Der König stieg auf die Estrade, warf sich am Sarge auf die Knie, und küßte ihn unter einem Strom von Thränen. Der Kaiser und die übrigen Fürsten und Prinzen knieten ebenfalls in stillem Gebet. Dasselbe geschah von der Königin und den Prinzessinnen. Dann umarmte der König seine Gemahlin, den russischen Kaiser, alle seine Brüder, Schwestern, bis zu den kleinen Nichten und Enkeln herab. Die ganze königliche Familie lag einander weinend in den Armen. Dieß war der Schluß der Feier, welche Allen, die zugegen gewesen, unvergeßlich bleiben wird. – Ihre Maj. die Kaiserin von Rußland ist gestern bereits nach Ems abgereist, da ihr Gesundheitszustand es nothwendig machte, den ergreifenden Anstrengungen des heutigen Tages auszuweichen. – Leider ist der gestrige Tag, wie man hört, nicht ohne Unfälle abgegangen, da bei dem ungeheuren Andrang zur Besichtigung des Paradesarges mehrere Personen ums Leben gekommen seyn sollen. Schweden. _ Stockholm, 2 Jun. Se. kais. Hoh. der Herzog Maximilian von Leuchtenberg ist unerwartet hier eingetroffen. Er kam auf einem kais. russischen Dampfschiffe vorigen Sonntag Morgens hier an, und wurde am Landungsplatze von dem Chef des Seedepartements, Admiral Lagerbjelke, vom Oberstatthalter etc. empfangen. In seiner Begleitung sind der General Ignatieff und mehrere russische Officiere. Se. kais. Hoh. wird, wie verlautet, am Ende der Woche nach St. Petersburg zurückkehren. Aus Veranlassung dieses höchlich willkommenen Besuches sind alle Tage große Feste auf dem Schlosse gewesen, theils beim König und bei der Königin, theils bei dem Kronprinzen und der Kronprinzessin. Morgen wird große Parade auf Ladugårdsgärde, am Donnerstag Gala-Schauspiel seyn. – Die Reichsstände fahren fort, alle Mittwoch und Sonnabend Zusammenkünfte oder sogenannte Plena zu haben; die übrigen Tage der Woche sind die Ausschüsse versammelt. Der Finanzausschuß ist jetzt damit beschäftigt, die von den Reichsständen beim Staatsbudget gemachten Anmerkungen in Erwägung zu nehmen und zu beantworten – eine sehr weitläufige Arbeit, welche mehrere Wochen Zeit erfordern dürfte. Als ein Beispiel der verrückten Illusionen, womit sich einige Leute hier weiden, kann Folgendes angeführt werden: ein Hr. Winge machte vorigen Sonnabend im Bürgerstande den Antrag, daß die Stände den König ersuchen sollten, Se. Maj. möchte dem russischen Hofe den Vorschlag thun, die Insel Aland gegen die kleine westindische

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 168. Augsburg, 16. Juni 1840, S. 1342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_168_18400616/6>, abgerufen am 23.11.2024.