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Allgemeine Zeitung. Nr. 161. Augsburg, 9. Juni 1840.

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Aussicht, ihren Lohn und ihre Nahrung im Verhältniß ihrer Zahl sich vermindern zu sehen. Dieß Alles gilt aber nur für jetzt, es kann nur für jetzt der Fall seyn. Wir wenden uns von der Legislatur, die unsere Petitionen mißachtet hat, zu euch, der Quelle ihrer Autorität, dem unwiderstehlichen Volke des großen Reichs. Wollt ihr diese übermüthige Beseitigung der Brodsteuerfrage dulden? Unser Bund wird sich nicht auflösen, noch in seiner Energie nachlassen, bevor die Brodtaxe abgeschafft ist. Durch alle gesetzlichen friedlichen und ehrenhaften Mittel - denn keine andern geziemen unserer gerechten Sache - werden wir agitiren, bis wir Gerechtigkeit erlangen."

Graf Durham ist am 31 Mai mit seiner Familie nach dem Continent - über Dover, Antwerpen nach Karlsbad - abgereist.

Nach den Barometerbeobachtungen des Hrn. Dalton in Manchester ist seit 50 Jahren das Barometer während der Monate April und Mai nie so hoch gestiegen als dieß Jahr; und die mittlere Temperatur der beiden letztverflossenen Monate findet in dem Zeitraum seit 1793 nur zweimal, in dem April der Jahre 1798 und 1830, ihresgleichen.

Das Gerücht, man habe unter Courvoisiers Sachen ein blutbeflecktes Hemd gefunden, hat sich dahin berichtigt, daß der Polizei-Inspector Tedman schon bei einer früheren Untersuchung ein Vorhemd mit Blutflecken entdeckte, die jedoch, wie Courvoisier erklärte und auch der Wundarzt, Hr. Nursey, nach genauer Beobachtung für wahr befand, von einem Nasenbluten, das ihn vor mehreren Tagen befallen, herrührten. Der Angeklagte zeigt sich in seinem neuen Gefängniß fortwährend gefaßt und standhaft.

Frankreich.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Toulon, 3 Jun. Der Seepräfect an den Seeminister. Am 7 griffen die Araber das Lager Ayn-Turco, westlich von Setif, an. Während des Angriffs fielen 400 Mann des 67sten Regiments unversehens in deren Rücken, während die Besatzung einen Ausfall machte. Die Araber wurden aufgerieben; sie ließen 400 ihrer Todten auf dem Platze. Wir hatten 17 Todte und 37 Verwundete. Am 15 war das Lager Gegenstand eines weitern ernsten Angriffs, der dem Feinde 200 Todte und uns einen einzigen Verwundeten kostete. General Galbois kam an demselben Tag in Ayn-Turco an. Am 22 versuchten gegen tausend Araber das Lager von Aruch zu überwältigen. Man fand am folgenden Morgen sieben Leichname in den Gräben. Ich habe diese Details von dem Seecommandanten von Algier unterm 30 Mai.

Der Kriegsminister hat von Oran einen Bericht erhalten, wornach am 13 Mai der General Gueheneuc, der die Division von Oran befehligte, die Araber unter dem Kalifa Bu-Hamedi, die zur Feier des Geburtstags des Propheten die Ernte der den Franzosen unterworfenen Stämme verbrennen wollten, mit bedeutendem Verlust zurückgeschlagen habe.

Ein anderer Bericht aus der Provinz Constantine meldet, daß am 22 April einige Bewohner von Dschischelli auf ihrem Rückweg von Beni Ahmed, wo sie Vieh gekauft hatten, von den Kabylen der Beni-Mussah und Uled-Meddini ausgeplündert wurden. Der Obristlieutenant Picouleau ließ das geraubte Vieh reclamiren und unternahm es, als das ihm verweigert wurde, sie zu züchtigen. Mit 500 Mann überfiel er das Dorf Beni-Mussah, verbrannte es und erschlug alle Männer, mußte sich aber vor den in Masse heranströmenden Kabylen der benachbarten Stämme zurückziehen. Mehrere Häuptlinge haben nun neuerdings um Frieden gebeten.

Der National urtheilt über den Bericht des Marschalls Valee: "Nach aufmerksamer Durchlesung der ganzen Geschichte dieses Feldzugs beharren wir mehr als jemals dabei, Gerechtigkeit zu fordern im Namen aller Familien, deren Kinder durch die zaudernde und ungeschickte Taktik des Obergenerals geopfert wurden. Der Bericht bestätigt alle früher gemeldeten Details. Ohne Einsicht auf einander gefolgte Befehle und Gegenbefehle, Ignoranz über alle Bewegungen der Feinde, Suspension des Marsches, um sie zu beobachten, Rückkehr nach Scherschel, Zaudern vor dem Engpaß Muzaia, Vergessen der Verwundeten, Vernachlässigung der Cavallerie, unklug gewählte Bivouacs, das 17te leichte Reg. einem mörderischen Feuer ausgesetzt, die Cavallerie gezwungen zum Kampfe abzusteigen, die Division des Herzogs von Orleans bei der Rückkehr geschont - alle diese Thatsachen von zerschmetternder Schwere finden sich in dem Berichte Valee's selbst bestätigt. Die Regierung kann unmöglich, ohne ihre eigene Verantwortlichkeit zu compromittiren, dem Marschall seinen Posten noch länger lassen, sie muß dem Lande eine glänzende Genugthuung geben."

Joseph Napoleon hat folgendes Schreiben an den Marschall Clauzel gerichtet, welches dieser dem Conseilpräsidenten mittheilte: "London, 26 Mai. Mein lieber Marschall, ich habe Ihren Bericht in Betreff der dem Andenken des Kaisers zu erweisenden Ehren gelesen. Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt war, daß mir der Kaiser 1815 mehrere Millionen in Rescriptionen und Delegationen, die von der Civilliste herrührten, und Hrn. Perregaux, dienstthuendem Kammerherrn, Associe des Hauses Lafitte, vier Millionen in Gold den Tag vor seiner Abreise von Malmaison übergeben hatte. Nach der Ankunft in Rochefort, wo wir den Entschluß gefaßt, auf zwei verschiedenen Schiffen nach Amerika zu segeln, drückte er den Wunsch aus, ich möchte nicht früher unter Segel gehen, als bis ich erfahren, daß er der Wachsamkeit des englischen Geschwaders entkommen sey. Ich fragte ihn, welchen Gebrauch ich von den sechs Millionen Rescriptionen, die bei meinem Schwager, Hrn. Clary, niedergelegt waren, machen sollte. "Ich hoffe, antwortete er mir, daß wir uns in Amerika wieder sehen werden; sollte aber vom Schicksal beschlossen seyn, daß wir uns erst in einer andern Welt wieder sehen, wohlan! mein Freund, so wirst du einen Gebrauch davon machen, wie du glauben wirst, daß ich ihn selbst machen würde, wenn ich mich an deiner und du dich an meiner Stelle befändest." Ueber die vier Millionen in Gold, deren Quittung er mir zeigte, hat er bei dem Hause Lafitte durch sein Testament verfügt. Die sechs Millionen in Papier entgingen der Wachsamkeit der Polizei. Durch Hrn. Clary und seinen treuen Secretär in einem Coffre wohl verwahrt und begraben, wurden sie mir in London 1832, bei meiner ersten Rückkehr von Amerika zurückgegeben. Ich habe über einen großen Theil dieser Effecten (die au porteur ausgestellt sind) den muthmaßlichen Absichten des Kaisers gemäß verfügt. Vier Millionen davon sind noch übrig. Mein Bruder Lucian erhielt von dem Kaiser unmittelbar zwei Millionen von seiner Civilliste. Von den vier Millionen, über welche ich verfügen kann, weise ich eine Million für die edlen Trümmer der kaiserlichen Garde, und eine Million statt derjenigen an, welche Ihre Commission als Zuschuß für den bereits verlangten Credit vorschlägt, überzeugt, daß Napoleon wie ich gefühlt, und so wie ich heute gehandelt haben würde, er, der sehr wohl wußte, daß das Gold in letzter Quelle der Schweiß der Armen und das Blut der Tapfern ist. Wenn wir uns in der andern Welt wieder sehen

Aussicht, ihren Lohn und ihre Nahrung im Verhältniß ihrer Zahl sich vermindern zu sehen. Dieß Alles gilt aber nur für jetzt, es kann nur für jetzt der Fall seyn. Wir wenden uns von der Legislatur, die unsere Petitionen mißachtet hat, zu euch, der Quelle ihrer Autorität, dem unwiderstehlichen Volke des großen Reichs. Wollt ihr diese übermüthige Beseitigung der Brodsteuerfrage dulden? Unser Bund wird sich nicht auflösen, noch in seiner Energie nachlassen, bevor die Brodtaxe abgeschafft ist. Durch alle gesetzlichen friedlichen und ehrenhaften Mittel – denn keine andern geziemen unserer gerechten Sache – werden wir agitiren, bis wir Gerechtigkeit erlangen.“

Graf Durham ist am 31 Mai mit seiner Familie nach dem Continent – über Dover, Antwerpen nach Karlsbad – abgereist.

Nach den Barometerbeobachtungen des Hrn. Dalton in Manchester ist seit 50 Jahren das Barometer während der Monate April und Mai nie so hoch gestiegen als dieß Jahr; und die mittlere Temperatur der beiden letztverflossenen Monate findet in dem Zeitraum seit 1793 nur zweimal, in dem April der Jahre 1798 und 1830, ihresgleichen.

Das Gerücht, man habe unter Courvoisiers Sachen ein blutbeflecktes Hemd gefunden, hat sich dahin berichtigt, daß der Polizei-Inspector Tedman schon bei einer früheren Untersuchung ein Vorhemd mit Blutflecken entdeckte, die jedoch, wie Courvoisier erklärte und auch der Wundarzt, Hr. Nursey, nach genauer Beobachtung für wahr befand, von einem Nasenbluten, das ihn vor mehreren Tagen befallen, herrührten. Der Angeklagte zeigt sich in seinem neuen Gefängniß fortwährend gefaßt und standhaft.

Frankreich.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Toulon, 3 Jun. Der Seepräfect an den Seeminister. Am 7 griffen die Araber das Lager Ayn-Turco, westlich von Setif, an. Während des Angriffs fielen 400 Mann des 67sten Regiments unversehens in deren Rücken, während die Besatzung einen Ausfall machte. Die Araber wurden aufgerieben; sie ließen 400 ihrer Todten auf dem Platze. Wir hatten 17 Todte und 37 Verwundete. Am 15 war das Lager Gegenstand eines weitern ernsten Angriffs, der dem Feinde 200 Todte und uns einen einzigen Verwundeten kostete. General Galbois kam an demselben Tag in Ayn-Turco an. Am 22 versuchten gegen tausend Araber das Lager von Aruch zu überwältigen. Man fand am folgenden Morgen sieben Leichname in den Gräben. Ich habe diese Details von dem Seecommandanten von Algier unterm 30 Mai.

Der Kriegsminister hat von Oran einen Bericht erhalten, wornach am 13 Mai der General Gueheneuc, der die Division von Oran befehligte, die Araber unter dem Kalifa Bu-Hamedi, die zur Feier des Geburtstags des Propheten die Ernte der den Franzosen unterworfenen Stämme verbrennen wollten, mit bedeutendem Verlust zurückgeschlagen habe.

Ein anderer Bericht aus der Provinz Constantine meldet, daß am 22 April einige Bewohner von Dschischelli auf ihrem Rückweg von Beni Ahmed, wo sie Vieh gekauft hatten, von den Kabylen der Beni-Mussah und Uled-Meddini ausgeplündert wurden. Der Obristlieutenant Picouleau ließ das geraubte Vieh reclamiren und unternahm es, als das ihm verweigert wurde, sie zu züchtigen. Mit 500 Mann überfiel er das Dorf Beni-Mussah, verbrannte es und erschlug alle Männer, mußte sich aber vor den in Masse heranströmenden Kabylen der benachbarten Stämme zurückziehen. Mehrere Häuptlinge haben nun neuerdings um Frieden gebeten.

Der National urtheilt über den Bericht des Marschalls Valée: „Nach aufmerksamer Durchlesung der ganzen Geschichte dieses Feldzugs beharren wir mehr als jemals dabei, Gerechtigkeit zu fordern im Namen aller Familien, deren Kinder durch die zaudernde und ungeschickte Taktik des Obergenerals geopfert wurden. Der Bericht bestätigt alle früher gemeldeten Details. Ohne Einsicht auf einander gefolgte Befehle und Gegenbefehle, Ignoranz über alle Bewegungen der Feinde, Suspension des Marsches, um sie zu beobachten, Rückkehr nach Scherschel, Zaudern vor dem Engpaß Muzaia, Vergessen der Verwundeten, Vernachlässigung der Cavallerie, unklug gewählte Bivouacs, das 17te leichte Reg. einem mörderischen Feuer ausgesetzt, die Cavallerie gezwungen zum Kampfe abzusteigen, die Division des Herzogs von Orleans bei der Rückkehr geschont – alle diese Thatsachen von zerschmetternder Schwere finden sich in dem Berichte Valée's selbst bestätigt. Die Regierung kann unmöglich, ohne ihre eigene Verantwortlichkeit zu compromittiren, dem Marschall seinen Posten noch länger lassen, sie muß dem Lande eine glänzende Genugthuung geben.“

Joseph Napoleon hat folgendes Schreiben an den Marschall Clauzel gerichtet, welches dieser dem Conseilpräsidenten mittheilte: „London, 26 Mai. Mein lieber Marschall, ich habe Ihren Bericht in Betreff der dem Andenken des Kaisers zu erweisenden Ehren gelesen. Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt war, daß mir der Kaiser 1815 mehrere Millionen in Rescriptionen und Delegationen, die von der Civilliste herrührten, und Hrn. Perregaux, dienstthuendem Kammerherrn, Associé des Hauses Lafitte, vier Millionen in Gold den Tag vor seiner Abreise von Malmaison übergeben hatte. Nach der Ankunft in Rochefort, wo wir den Entschluß gefaßt, auf zwei verschiedenen Schiffen nach Amerika zu segeln, drückte er den Wunsch aus, ich möchte nicht früher unter Segel gehen, als bis ich erfahren, daß er der Wachsamkeit des englischen Geschwaders entkommen sey. Ich fragte ihn, welchen Gebrauch ich von den sechs Millionen Rescriptionen, die bei meinem Schwager, Hrn. Clary, niedergelegt waren, machen sollte. „Ich hoffe, antwortete er mir, daß wir uns in Amerika wieder sehen werden; sollte aber vom Schicksal beschlossen seyn, daß wir uns erst in einer andern Welt wieder sehen, wohlan! mein Freund, so wirst du einen Gebrauch davon machen, wie du glauben wirst, daß ich ihn selbst machen würde, wenn ich mich an deiner und du dich an meiner Stelle befändest.“ Ueber die vier Millionen in Gold, deren Quittung er mir zeigte, hat er bei dem Hause Lafitte durch sein Testament verfügt. Die sechs Millionen in Papier entgingen der Wachsamkeit der Polizei. Durch Hrn. Clary und seinen treuen Secretär in einem Coffre wohl verwahrt und begraben, wurden sie mir in London 1832, bei meiner ersten Rückkehr von Amerika zurückgegeben. Ich habe über einen großen Theil dieser Effecten (die au porteur ausgestellt sind) den muthmaßlichen Absichten des Kaisers gemäß verfügt. Vier Millionen davon sind noch übrig. Mein Bruder Lucian erhielt von dem Kaiser unmittelbar zwei Millionen von seiner Civilliste. Von den vier Millionen, über welche ich verfügen kann, weise ich eine Million für die edlen Trümmer der kaiserlichen Garde, und eine Million statt derjenigen an, welche Ihre Commission als Zuschuß für den bereits verlangten Credit vorschlägt, überzeugt, daß Napoleon wie ich gefühlt, und so wie ich heute gehandelt haben würde, er, der sehr wohl wußte, daß das Gold in letzter Quelle der Schweiß der Armen und das Blut der Tapfern ist. Wenn wir uns in der andern Welt wieder sehen

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[1284/0004] Aussicht, ihren Lohn und ihre Nahrung im Verhältniß ihrer Zahl sich vermindern zu sehen. Dieß Alles gilt aber nur für jetzt, es kann nur für jetzt der Fall seyn. Wir wenden uns von der Legislatur, die unsere Petitionen mißachtet hat, zu euch, der Quelle ihrer Autorität, dem unwiderstehlichen Volke des großen Reichs. Wollt ihr diese übermüthige Beseitigung der Brodsteuerfrage dulden? Unser Bund wird sich nicht auflösen, noch in seiner Energie nachlassen, bevor die Brodtaxe abgeschafft ist. Durch alle gesetzlichen friedlichen und ehrenhaften Mittel – denn keine andern geziemen unserer gerechten Sache – werden wir agitiren, bis wir Gerechtigkeit erlangen.“ Graf Durham ist am 31 Mai mit seiner Familie nach dem Continent – über Dover, Antwerpen nach Karlsbad – abgereist. Nach den Barometerbeobachtungen des Hrn. Dalton in Manchester ist seit 50 Jahren das Barometer während der Monate April und Mai nie so hoch gestiegen als dieß Jahr; und die mittlere Temperatur der beiden letztverflossenen Monate findet in dem Zeitraum seit 1793 nur zweimal, in dem April der Jahre 1798 und 1830, ihresgleichen. Das Gerücht, man habe unter Courvoisiers Sachen ein blutbeflecktes Hemd gefunden, hat sich dahin berichtigt, daß der Polizei-Inspector Tedman schon bei einer früheren Untersuchung ein Vorhemd mit Blutflecken entdeckte, die jedoch, wie Courvoisier erklärte und auch der Wundarzt, Hr. Nursey, nach genauer Beobachtung für wahr befand, von einem Nasenbluten, das ihn vor mehreren Tagen befallen, herrührten. Der Angeklagte zeigt sich in seinem neuen Gefängniß fortwährend gefaßt und standhaft. Frankreich. _ Paris, 4 Jun. (Moniteur.) Telegraphische Depesche. Toulon, 3 Jun. Der Seepräfect an den Seeminister. Am 7 griffen die Araber das Lager Ayn-Turco, westlich von Setif, an. Während des Angriffs fielen 400 Mann des 67sten Regiments unversehens in deren Rücken, während die Besatzung einen Ausfall machte. Die Araber wurden aufgerieben; sie ließen 400 ihrer Todten auf dem Platze. Wir hatten 17 Todte und 37 Verwundete. Am 15 war das Lager Gegenstand eines weitern ernsten Angriffs, der dem Feinde 200 Todte und uns einen einzigen Verwundeten kostete. General Galbois kam an demselben Tag in Ayn-Turco an. Am 22 versuchten gegen tausend Araber das Lager von Aruch zu überwältigen. Man fand am folgenden Morgen sieben Leichname in den Gräben. Ich habe diese Details von dem Seecommandanten von Algier unterm 30 Mai. Der Kriegsminister hat von Oran einen Bericht erhalten, wornach am 13 Mai der General Gueheneuc, der die Division von Oran befehligte, die Araber unter dem Kalifa Bu-Hamedi, die zur Feier des Geburtstags des Propheten die Ernte der den Franzosen unterworfenen Stämme verbrennen wollten, mit bedeutendem Verlust zurückgeschlagen habe. Ein anderer Bericht aus der Provinz Constantine meldet, daß am 22 April einige Bewohner von Dschischelli auf ihrem Rückweg von Beni Ahmed, wo sie Vieh gekauft hatten, von den Kabylen der Beni-Mussah und Uled-Meddini ausgeplündert wurden. Der Obristlieutenant Picouleau ließ das geraubte Vieh reclamiren und unternahm es, als das ihm verweigert wurde, sie zu züchtigen. Mit 500 Mann überfiel er das Dorf Beni-Mussah, verbrannte es und erschlug alle Männer, mußte sich aber vor den in Masse heranströmenden Kabylen der benachbarten Stämme zurückziehen. Mehrere Häuptlinge haben nun neuerdings um Frieden gebeten. Der National urtheilt über den Bericht des Marschalls Valée: „Nach aufmerksamer Durchlesung der ganzen Geschichte dieses Feldzugs beharren wir mehr als jemals dabei, Gerechtigkeit zu fordern im Namen aller Familien, deren Kinder durch die zaudernde und ungeschickte Taktik des Obergenerals geopfert wurden. Der Bericht bestätigt alle früher gemeldeten Details. Ohne Einsicht auf einander gefolgte Befehle und Gegenbefehle, Ignoranz über alle Bewegungen der Feinde, Suspension des Marsches, um sie zu beobachten, Rückkehr nach Scherschel, Zaudern vor dem Engpaß Muzaia, Vergessen der Verwundeten, Vernachlässigung der Cavallerie, unklug gewählte Bivouacs, das 17te leichte Reg. einem mörderischen Feuer ausgesetzt, die Cavallerie gezwungen zum Kampfe abzusteigen, die Division des Herzogs von Orleans bei der Rückkehr geschont – alle diese Thatsachen von zerschmetternder Schwere finden sich in dem Berichte Valée's selbst bestätigt. Die Regierung kann unmöglich, ohne ihre eigene Verantwortlichkeit zu compromittiren, dem Marschall seinen Posten noch länger lassen, sie muß dem Lande eine glänzende Genugthuung geben.“ Joseph Napoleon hat folgendes Schreiben an den Marschall Clauzel gerichtet, welches dieser dem Conseilpräsidenten mittheilte: „London, 26 Mai. Mein lieber Marschall, ich habe Ihren Bericht in Betreff der dem Andenken des Kaisers zu erweisenden Ehren gelesen. Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt war, daß mir der Kaiser 1815 mehrere Millionen in Rescriptionen und Delegationen, die von der Civilliste herrührten, und Hrn. Perregaux, dienstthuendem Kammerherrn, Associé des Hauses Lafitte, vier Millionen in Gold den Tag vor seiner Abreise von Malmaison übergeben hatte. Nach der Ankunft in Rochefort, wo wir den Entschluß gefaßt, auf zwei verschiedenen Schiffen nach Amerika zu segeln, drückte er den Wunsch aus, ich möchte nicht früher unter Segel gehen, als bis ich erfahren, daß er der Wachsamkeit des englischen Geschwaders entkommen sey. Ich fragte ihn, welchen Gebrauch ich von den sechs Millionen Rescriptionen, die bei meinem Schwager, Hrn. Clary, niedergelegt waren, machen sollte. „Ich hoffe, antwortete er mir, daß wir uns in Amerika wieder sehen werden; sollte aber vom Schicksal beschlossen seyn, daß wir uns erst in einer andern Welt wieder sehen, wohlan! mein Freund, so wirst du einen Gebrauch davon machen, wie du glauben wirst, daß ich ihn selbst machen würde, wenn ich mich an deiner und du dich an meiner Stelle befändest.“ Ueber die vier Millionen in Gold, deren Quittung er mir zeigte, hat er bei dem Hause Lafitte durch sein Testament verfügt. Die sechs Millionen in Papier entgingen der Wachsamkeit der Polizei. Durch Hrn. Clary und seinen treuen Secretär in einem Coffre wohl verwahrt und begraben, wurden sie mir in London 1832, bei meiner ersten Rückkehr von Amerika zurückgegeben. Ich habe über einen großen Theil dieser Effecten (die au porteur ausgestellt sind) den muthmaßlichen Absichten des Kaisers gemäß verfügt. Vier Millionen davon sind noch übrig. Mein Bruder Lucian erhielt von dem Kaiser unmittelbar zwei Millionen von seiner Civilliste. Von den vier Millionen, über welche ich verfügen kann, weise ich eine Million für die edlen Trümmer der kaiserlichen Garde, und eine Million statt derjenigen an, welche Ihre Commission als Zuschuß für den bereits verlangten Credit vorschlägt, überzeugt, daß Napoleon wie ich gefühlt, und so wie ich heute gehandelt haben würde, er, der sehr wohl wußte, daß das Gold in letzter Quelle der Schweiß der Armen und das Blut der Tapfern ist. Wenn wir uns in der andern Welt wieder sehen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 161. Augsburg, 9. Juni 1840, S. 1284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_161_18400609/4>, abgerufen am 03.05.2024.