Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 155. Augsburg, 3. Juni 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Adressen um eine Verfassung) so wie auch dem Procurator Christensen ein Vivat. Erst gegen 1 Uhr war Alles wieder ruhig.

Aegypten.

Aus Damaskus vernimmt man, daß der Proceß wegen des daselbst im Februar d. J. an dem Pater Thomas verübten Mordes in vollem Gange ist, und durch die Geständnisse des bekannten Barbiers eine für die Israeliten, die jener Mordthat bezichtiget worden waren, günstige Wendung zu nehmen scheint Gedachter Barbier hat nämlich ausgesagt, er sey zur Beschuldigung der neun israelitischen Kaufleute nur durch die Drohung verleitet worden, daß, wenn er läugne, er bis zum Tode werde gefoltert werden; gestehe er aber, so habe er nicht nur Straflosigkeit, sondern sogar eine Belohnung und ein Sicherheitsgeleite zu erwarten. (Oesterr. B.)

Die jüdischen Unterthanen des Vicekönigs von Aegypten haben eine Petition zu Gunsten ihrer verfolgten Glaubensbrüder in Damaskus an Mehemed Ali gerichtet. Dieselbe lautet nach der englischen Uebersetzung in der Times folgendermaßen: "Die israelitische Nation hat keinen Fürsten, hat keinen Staat; ihr Ruhm ist vom Alterthume begraben, ihre Nationalität ist erloschen. Religion, Ew. Hoheit, beherrscht das Gewissen, aber sie trennt Nationen nicht. Die Israeliten von Damaskus sind Ihre Kinder, denn Gott hat sie Ihrer Regierung anvertraut. Sie werden von Bosheit verleumdet und von Grausamkeit unterdrückt, und an wen sollten sie sich um Gerechtigkeit wenden, wenn nicht an ihren gesetzmäßigen Herrn? Der Name Mehemed Ali's tönt laut durch das Weltall, denn in der einen Hand hält er den Ruhm, in der andern die Gerechtigkeit. Die Hebräer von Damaskus werden eines schrecklichen Verbrechens angeklagt, eines Verbrechens, welches der Vernunft, ihren religiösen Grundsätzen, der Wahrheit und noch mehr der Geschichte widerspricht. Die Hebräer waren die ersten, denen von Gott befohlen wurde, sich des Blutes zu enthalten, die ersten, welche Menschenblut von den Altären Gottes verbannten. Das Volk Israel ist zwar unglücklich, aber sein Charakter in der Trübsal staunenswerth gewesen, und Männer, wie Ew. Hoheit, die Gott mit Genie begabt, bemitleiden es, aber verachten es nicht. Wessen klagt man sie an? Einen Mann getödtet und sein Blut zu dem ungesäuerten Brode genommen zu haben. Die letztere Einrichtung hat 4000 Jahre und länger bestanden. Viertausend Jahre lang haben die religiösen Institutionen der Juden ein Feld der Untersuchung den Gelehrten der ganzen Welt dargeboten, und konnte ein solcher Frevel unentdeckt bleiben? Schmach dem, der dieß denken könnte! Die Hebräer, Ew. Hoheit, halten sich fern von Blut, und treiben dieses Gebot ihrer Religion selbst bis zum Vorurtheile. Sie gießen das von Thieren hinweg und thun Alles, was sie können, diese Flüssigkeit vom Fleische zu entfernen, bevor sie es genießen. Stimmt es nun mit der Vernunft überein, daß sie einen Menschen opfern und sein Blut genießen sollten? Dieß ist offenbar falsch; aber die alte Feindschaft einer allzu mächtigen Person in Syrien gegen jedes Individuum unsers Glaubens verschafft einem solchen Irrthum Glauben. Deßhalb, Ew. Hoheit, kommen die achtbarsten Leute jenes Landes auf die Tortur; mit Schlägen ohne Zahl sucht man sie heim; neu erfundene und sehr strenge Martern treffen den unglücklichen Stamm, und dieß sind die Mittel, sie zum Geständniß zu vermögen. Sicherlich konnten solche großen Leiden ein falsches Geständniß aus einigen von ihnen erpressen, denn obschon es viele Männer gibt, die dem augenblicklichen Tode ins Gesicht sehen können, so gibt es doch nur wenige, welche die Tortur aushalten, und in Damaskus sind die Torturen größer, als sie je in der Welt gewesen sind. Schon haben bekanntlich Israeliten sich für schuldig erklärt, und später ist ihre Unschuld erwiesen worden. Ueber hundert Kinder sind in den Gefängnissen aus Mangel an Nahrung umgekommen, denn das ist die Art, auf welche Gerechtigkeit an Ihr Volk in Damaskus ausgetheilt wird. Wir haben häufig vernommen, Ew. Hoheit, daß Sie viele Schreiben empfangen haben, nicht von den Hebräern in Damaskus, sondern von ehrbaren Anhängern Christi, denen das Gewissen durch solche Grausamkeiten verletzt wurde. Diese Briefe erklären die Hebräer für unschuldig und die Minister Ew. Hoheit für ungerecht. Die Consuln Oesterreichs und Dänemarks haben solche Nachrichten empfangen. Wir wollen nicht die theilnahmvollen Berichte erwähnen, die im Besitz unsrer Glaubensbrüder sind. Ew. Hoheit, wir verlangen keine Gnade für unsre Glaubensbrüder - wir verlangen Gerechtigkeit, aber lassen Sie sie ihnen angedeihen von Ew. Hoheit, ihrem gerechten und strengen Vater. Ihnen allein hat Gott die Gewalt über dieses unglückliche Volk anvertraut, und Sie allein haben das Recht, sie zu beherrschen. Lassen Sie sie vor Ew. Hoheit bringen, sie verhören und gestraft werden, wenn sie schuldig, oder wenn sie unschuldig sind, lassen Sie ihre Unschuld laut verkündigen. Es gilt eine alte Religion, welche man zu beschmutzen wünscht, und es scheint, Gott habe Ihnen einen noch größeren Ruhm aufbehalten - der Befreier einer unterdrückten Nation zu seyn."

China.

(Standard.) Nach Privatnachrichten aus China (über die Vereinigten Staaten) sind die Portugiesen von Macao der chinesischen Besatzung der Festungen an der Bocca mit einer Sendung von Geschütz und Leuten zu Hülfe gekommen, und man erwartet, daß in Folge dieses Verfahrens das englische Geschwader Macao beschießen wird.

Adressen um eine Verfassung) so wie auch dem Procurator Christensen ein Vivat. Erst gegen 1 Uhr war Alles wieder ruhig.

Aegypten.

Aus Damaskus vernimmt man, daß der Proceß wegen des daselbst im Februar d. J. an dem Pater Thomas verübten Mordes in vollem Gange ist, und durch die Geständnisse des bekannten Barbiers eine für die Israeliten, die jener Mordthat bezichtiget worden waren, günstige Wendung zu nehmen scheint Gedachter Barbier hat nämlich ausgesagt, er sey zur Beschuldigung der neun israelitischen Kaufleute nur durch die Drohung verleitet worden, daß, wenn er läugne, er bis zum Tode werde gefoltert werden; gestehe er aber, so habe er nicht nur Straflosigkeit, sondern sogar eine Belohnung und ein Sicherheitsgeleite zu erwarten. (Oesterr. B.)

Die jüdischen Unterthanen des Vicekönigs von Aegypten haben eine Petition zu Gunsten ihrer verfolgten Glaubensbrüder in Damaskus an Mehemed Ali gerichtet. Dieselbe lautet nach der englischen Uebersetzung in der Times folgendermaßen: „Die israelitische Nation hat keinen Fürsten, hat keinen Staat; ihr Ruhm ist vom Alterthume begraben, ihre Nationalität ist erloschen. Religion, Ew. Hoheit, beherrscht das Gewissen, aber sie trennt Nationen nicht. Die Israeliten von Damaskus sind Ihre Kinder, denn Gott hat sie Ihrer Regierung anvertraut. Sie werden von Bosheit verleumdet und von Grausamkeit unterdrückt, und an wen sollten sie sich um Gerechtigkeit wenden, wenn nicht an ihren gesetzmäßigen Herrn? Der Name Mehemed Ali's tönt laut durch das Weltall, denn in der einen Hand hält er den Ruhm, in der andern die Gerechtigkeit. Die Hebräer von Damaskus werden eines schrecklichen Verbrechens angeklagt, eines Verbrechens, welches der Vernunft, ihren religiösen Grundsätzen, der Wahrheit und noch mehr der Geschichte widerspricht. Die Hebräer waren die ersten, denen von Gott befohlen wurde, sich des Blutes zu enthalten, die ersten, welche Menschenblut von den Altären Gottes verbannten. Das Volk Israel ist zwar unglücklich, aber sein Charakter in der Trübsal staunenswerth gewesen, und Männer, wie Ew. Hoheit, die Gott mit Genie begabt, bemitleiden es, aber verachten es nicht. Wessen klagt man sie an? Einen Mann getödtet und sein Blut zu dem ungesäuerten Brode genommen zu haben. Die letztere Einrichtung hat 4000 Jahre und länger bestanden. Viertausend Jahre lang haben die religiösen Institutionen der Juden ein Feld der Untersuchung den Gelehrten der ganzen Welt dargeboten, und konnte ein solcher Frevel unentdeckt bleiben? Schmach dem, der dieß denken könnte! Die Hebräer, Ew. Hoheit, halten sich fern von Blut, und treiben dieses Gebot ihrer Religion selbst bis zum Vorurtheile. Sie gießen das von Thieren hinweg und thun Alles, was sie können, diese Flüssigkeit vom Fleische zu entfernen, bevor sie es genießen. Stimmt es nun mit der Vernunft überein, daß sie einen Menschen opfern und sein Blut genießen sollten? Dieß ist offenbar falsch; aber die alte Feindschaft einer allzu mächtigen Person in Syrien gegen jedes Individuum unsers Glaubens verschafft einem solchen Irrthum Glauben. Deßhalb, Ew. Hoheit, kommen die achtbarsten Leute jenes Landes auf die Tortur; mit Schlägen ohne Zahl sucht man sie heim; neu erfundene und sehr strenge Martern treffen den unglücklichen Stamm, und dieß sind die Mittel, sie zum Geständniß zu vermögen. Sicherlich konnten solche großen Leiden ein falsches Geständniß aus einigen von ihnen erpressen, denn obschon es viele Männer gibt, die dem augenblicklichen Tode ins Gesicht sehen können, so gibt es doch nur wenige, welche die Tortur aushalten, und in Damaskus sind die Torturen größer, als sie je in der Welt gewesen sind. Schon haben bekanntlich Israeliten sich für schuldig erklärt, und später ist ihre Unschuld erwiesen worden. Ueber hundert Kinder sind in den Gefängnissen aus Mangel an Nahrung umgekommen, denn das ist die Art, auf welche Gerechtigkeit an Ihr Volk in Damaskus ausgetheilt wird. Wir haben häufig vernommen, Ew. Hoheit, daß Sie viele Schreiben empfangen haben, nicht von den Hebräern in Damaskus, sondern von ehrbaren Anhängern Christi, denen das Gewissen durch solche Grausamkeiten verletzt wurde. Diese Briefe erklären die Hebräer für unschuldig und die Minister Ew. Hoheit für ungerecht. Die Consuln Oesterreichs und Dänemarks haben solche Nachrichten empfangen. Wir wollen nicht die theilnahmvollen Berichte erwähnen, die im Besitz unsrer Glaubensbrüder sind. Ew. Hoheit, wir verlangen keine Gnade für unsre Glaubensbrüder – wir verlangen Gerechtigkeit, aber lassen Sie sie ihnen angedeihen von Ew. Hoheit, ihrem gerechten und strengen Vater. Ihnen allein hat Gott die Gewalt über dieses unglückliche Volk anvertraut, und Sie allein haben das Recht, sie zu beherrschen. Lassen Sie sie vor Ew. Hoheit bringen, sie verhören und gestraft werden, wenn sie schuldig, oder wenn sie unschuldig sind, lassen Sie ihre Unschuld laut verkündigen. Es gilt eine alte Religion, welche man zu beschmutzen wünscht, und es scheint, Gott habe Ihnen einen noch größeren Ruhm aufbehalten – der Befreier einer unterdrückten Nation zu seyn.“

China.

(Standard.) Nach Privatnachrichten aus China (über die Vereinigten Staaten) sind die Portugiesen von Macao der chinesischen Besatzung der Festungen an der Bocca mit einer Sendung von Geschütz und Leuten zu Hülfe gekommen, und man erwartet, daß in Folge dieses Verfahrens das englische Geschwader Macao beschießen wird.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0008" n="1240"/>
Adressen um eine Verfassung) so wie auch dem Procurator Christensen ein Vivat. Erst gegen 1 Uhr war Alles wieder ruhig.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Aegypten.</hi> </head><lb/>
        <p>Aus Damaskus vernimmt man, daß der Proceß wegen des daselbst im Februar d. J. an dem Pater Thomas verübten Mordes in vollem Gange ist, und durch die Geständnisse des bekannten Barbiers eine für die Israeliten, die jener Mordthat bezichtiget worden waren, günstige Wendung zu nehmen scheint Gedachter Barbier hat nämlich ausgesagt, er sey zur Beschuldigung der neun israelitischen Kaufleute nur durch die Drohung verleitet worden, daß, wenn er läugne, er bis zum Tode werde gefoltert werden; gestehe er aber, so habe er nicht nur Straflosigkeit, sondern sogar eine Belohnung und ein Sicherheitsgeleite zu erwarten. (<hi rendition="#g">Oesterr</hi>. B.)</p><lb/>
        <p>Die jüdischen Unterthanen des Vicekönigs von Aegypten haben eine Petition zu Gunsten ihrer verfolgten Glaubensbrüder in Damaskus an Mehemed Ali gerichtet. Dieselbe lautet nach der englischen Uebersetzung in der Times folgendermaßen: &#x201E;Die israelitische Nation hat keinen Fürsten, hat keinen Staat; ihr Ruhm ist vom Alterthume begraben, ihre Nationalität ist erloschen. Religion, Ew. Hoheit, beherrscht das Gewissen, aber sie trennt Nationen nicht. Die Israeliten von Damaskus sind Ihre Kinder, denn Gott hat sie Ihrer Regierung anvertraut. Sie werden von Bosheit verleumdet und von Grausamkeit unterdrückt, und an wen sollten sie sich um Gerechtigkeit wenden, wenn nicht an ihren gesetzmäßigen Herrn? Der Name Mehemed Ali's tönt laut durch das Weltall, denn in der einen Hand hält er den Ruhm, in der andern die Gerechtigkeit. Die Hebräer von Damaskus werden eines schrecklichen Verbrechens angeklagt, eines Verbrechens, welches der Vernunft, ihren religiösen Grundsätzen, der Wahrheit und noch mehr der Geschichte widerspricht. Die Hebräer waren die ersten, denen von Gott befohlen wurde, sich des Blutes zu enthalten, die ersten, welche Menschenblut von den Altären Gottes verbannten. Das Volk Israel ist zwar unglücklich, aber sein Charakter in der Trübsal staunenswerth gewesen, und Männer, wie Ew. Hoheit, die Gott mit Genie begabt, bemitleiden es, aber verachten es nicht. Wessen klagt man sie an? Einen Mann getödtet und sein Blut zu dem ungesäuerten Brode genommen zu haben. Die letztere Einrichtung hat 4000 Jahre und länger bestanden. Viertausend Jahre lang haben die religiösen Institutionen der Juden ein Feld der Untersuchung den Gelehrten der ganzen Welt dargeboten, und konnte ein solcher Frevel unentdeckt bleiben? Schmach dem, der dieß denken könnte! Die Hebräer, Ew. Hoheit, halten sich fern von Blut, und treiben dieses Gebot ihrer Religion selbst bis zum Vorurtheile. Sie gießen das von Thieren hinweg und thun Alles, was sie können, diese Flüssigkeit vom Fleische zu entfernen, bevor sie es genießen. Stimmt es nun mit der Vernunft überein, daß sie einen Menschen opfern und sein Blut genießen sollten? Dieß ist offenbar falsch; aber die alte Feindschaft einer allzu mächtigen Person in Syrien gegen jedes Individuum unsers Glaubens verschafft einem solchen Irrthum Glauben. Deßhalb, Ew. Hoheit, kommen die achtbarsten Leute jenes Landes auf die Tortur; mit Schlägen ohne Zahl sucht man sie heim; neu erfundene und sehr strenge Martern treffen den unglücklichen Stamm, und dieß sind die Mittel, sie zum Geständniß zu vermögen. Sicherlich konnten solche großen Leiden ein falsches Geständniß aus einigen von ihnen erpressen, denn obschon es viele Männer gibt, die dem augenblicklichen Tode ins Gesicht sehen können, so gibt es doch nur wenige, welche die Tortur aushalten, und in Damaskus sind die Torturen größer, als sie je in der Welt gewesen sind. Schon haben bekanntlich Israeliten sich für schuldig erklärt, und später ist ihre Unschuld erwiesen worden. Ueber hundert Kinder sind in den Gefängnissen aus Mangel an Nahrung umgekommen, denn das ist die Art, auf welche Gerechtigkeit an Ihr Volk in Damaskus ausgetheilt wird. Wir haben häufig vernommen, Ew. Hoheit, daß Sie viele Schreiben empfangen haben, nicht von den Hebräern in Damaskus, sondern von ehrbaren Anhängern Christi, denen das Gewissen durch solche Grausamkeiten verletzt wurde. Diese Briefe erklären die Hebräer für unschuldig und die Minister Ew. Hoheit für ungerecht. Die Consuln Oesterreichs und Dänemarks haben solche Nachrichten empfangen. Wir wollen nicht die theilnahmvollen Berichte erwähnen, die im Besitz unsrer Glaubensbrüder sind. Ew. Hoheit, wir verlangen keine Gnade für unsre Glaubensbrüder &#x2013; wir verlangen Gerechtigkeit, aber lassen Sie sie ihnen angedeihen von Ew. Hoheit, ihrem gerechten und strengen Vater. Ihnen allein hat Gott die Gewalt über dieses unglückliche Volk anvertraut, und Sie allein haben das Recht, sie zu beherrschen. Lassen Sie sie vor Ew. Hoheit bringen, sie verhören und gestraft werden, wenn sie schuldig, oder wenn sie unschuldig sind, lassen Sie ihre Unschuld laut verkündigen. Es gilt eine alte Religion, welche man zu beschmutzen wünscht, und es scheint, Gott habe Ihnen einen noch größeren Ruhm aufbehalten &#x2013; der Befreier einer unterdrückten Nation zu seyn.&#x201C;</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">China.</hi> </head><lb/>
        <p>(<hi rendition="#g">Standard</hi>.) Nach Privatnachrichten aus <hi rendition="#b">China</hi> (über die Vereinigten Staaten) sind die Portugiesen von Macao der chinesischen Besatzung der Festungen an der Bocca mit einer Sendung von Geschütz und Leuten zu Hülfe gekommen, und man erwartet, daß in Folge dieses Verfahrens das englische Geschwader Macao beschießen wird.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1240/0008] Adressen um eine Verfassung) so wie auch dem Procurator Christensen ein Vivat. Erst gegen 1 Uhr war Alles wieder ruhig. Aegypten. Aus Damaskus vernimmt man, daß der Proceß wegen des daselbst im Februar d. J. an dem Pater Thomas verübten Mordes in vollem Gange ist, und durch die Geständnisse des bekannten Barbiers eine für die Israeliten, die jener Mordthat bezichtiget worden waren, günstige Wendung zu nehmen scheint Gedachter Barbier hat nämlich ausgesagt, er sey zur Beschuldigung der neun israelitischen Kaufleute nur durch die Drohung verleitet worden, daß, wenn er läugne, er bis zum Tode werde gefoltert werden; gestehe er aber, so habe er nicht nur Straflosigkeit, sondern sogar eine Belohnung und ein Sicherheitsgeleite zu erwarten. (Oesterr. B.) Die jüdischen Unterthanen des Vicekönigs von Aegypten haben eine Petition zu Gunsten ihrer verfolgten Glaubensbrüder in Damaskus an Mehemed Ali gerichtet. Dieselbe lautet nach der englischen Uebersetzung in der Times folgendermaßen: „Die israelitische Nation hat keinen Fürsten, hat keinen Staat; ihr Ruhm ist vom Alterthume begraben, ihre Nationalität ist erloschen. Religion, Ew. Hoheit, beherrscht das Gewissen, aber sie trennt Nationen nicht. Die Israeliten von Damaskus sind Ihre Kinder, denn Gott hat sie Ihrer Regierung anvertraut. Sie werden von Bosheit verleumdet und von Grausamkeit unterdrückt, und an wen sollten sie sich um Gerechtigkeit wenden, wenn nicht an ihren gesetzmäßigen Herrn? Der Name Mehemed Ali's tönt laut durch das Weltall, denn in der einen Hand hält er den Ruhm, in der andern die Gerechtigkeit. Die Hebräer von Damaskus werden eines schrecklichen Verbrechens angeklagt, eines Verbrechens, welches der Vernunft, ihren religiösen Grundsätzen, der Wahrheit und noch mehr der Geschichte widerspricht. Die Hebräer waren die ersten, denen von Gott befohlen wurde, sich des Blutes zu enthalten, die ersten, welche Menschenblut von den Altären Gottes verbannten. Das Volk Israel ist zwar unglücklich, aber sein Charakter in der Trübsal staunenswerth gewesen, und Männer, wie Ew. Hoheit, die Gott mit Genie begabt, bemitleiden es, aber verachten es nicht. Wessen klagt man sie an? Einen Mann getödtet und sein Blut zu dem ungesäuerten Brode genommen zu haben. Die letztere Einrichtung hat 4000 Jahre und länger bestanden. Viertausend Jahre lang haben die religiösen Institutionen der Juden ein Feld der Untersuchung den Gelehrten der ganzen Welt dargeboten, und konnte ein solcher Frevel unentdeckt bleiben? Schmach dem, der dieß denken könnte! Die Hebräer, Ew. Hoheit, halten sich fern von Blut, und treiben dieses Gebot ihrer Religion selbst bis zum Vorurtheile. Sie gießen das von Thieren hinweg und thun Alles, was sie können, diese Flüssigkeit vom Fleische zu entfernen, bevor sie es genießen. Stimmt es nun mit der Vernunft überein, daß sie einen Menschen opfern und sein Blut genießen sollten? Dieß ist offenbar falsch; aber die alte Feindschaft einer allzu mächtigen Person in Syrien gegen jedes Individuum unsers Glaubens verschafft einem solchen Irrthum Glauben. Deßhalb, Ew. Hoheit, kommen die achtbarsten Leute jenes Landes auf die Tortur; mit Schlägen ohne Zahl sucht man sie heim; neu erfundene und sehr strenge Martern treffen den unglücklichen Stamm, und dieß sind die Mittel, sie zum Geständniß zu vermögen. Sicherlich konnten solche großen Leiden ein falsches Geständniß aus einigen von ihnen erpressen, denn obschon es viele Männer gibt, die dem augenblicklichen Tode ins Gesicht sehen können, so gibt es doch nur wenige, welche die Tortur aushalten, und in Damaskus sind die Torturen größer, als sie je in der Welt gewesen sind. Schon haben bekanntlich Israeliten sich für schuldig erklärt, und später ist ihre Unschuld erwiesen worden. Ueber hundert Kinder sind in den Gefängnissen aus Mangel an Nahrung umgekommen, denn das ist die Art, auf welche Gerechtigkeit an Ihr Volk in Damaskus ausgetheilt wird. Wir haben häufig vernommen, Ew. Hoheit, daß Sie viele Schreiben empfangen haben, nicht von den Hebräern in Damaskus, sondern von ehrbaren Anhängern Christi, denen das Gewissen durch solche Grausamkeiten verletzt wurde. Diese Briefe erklären die Hebräer für unschuldig und die Minister Ew. Hoheit für ungerecht. Die Consuln Oesterreichs und Dänemarks haben solche Nachrichten empfangen. Wir wollen nicht die theilnahmvollen Berichte erwähnen, die im Besitz unsrer Glaubensbrüder sind. Ew. Hoheit, wir verlangen keine Gnade für unsre Glaubensbrüder – wir verlangen Gerechtigkeit, aber lassen Sie sie ihnen angedeihen von Ew. Hoheit, ihrem gerechten und strengen Vater. Ihnen allein hat Gott die Gewalt über dieses unglückliche Volk anvertraut, und Sie allein haben das Recht, sie zu beherrschen. Lassen Sie sie vor Ew. Hoheit bringen, sie verhören und gestraft werden, wenn sie schuldig, oder wenn sie unschuldig sind, lassen Sie ihre Unschuld laut verkündigen. Es gilt eine alte Religion, welche man zu beschmutzen wünscht, und es scheint, Gott habe Ihnen einen noch größeren Ruhm aufbehalten – der Befreier einer unterdrückten Nation zu seyn.“ China. (Standard.) Nach Privatnachrichten aus China (über die Vereinigten Staaten) sind die Portugiesen von Macao der chinesischen Besatzung der Festungen an der Bocca mit einer Sendung von Geschütz und Leuten zu Hülfe gekommen, und man erwartet, daß in Folge dieses Verfahrens das englische Geschwader Macao beschießen wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_155_18400603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_155_18400603/8
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 155. Augsburg, 3. Juni 1840, S. 1240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_155_18400603/8>, abgerufen am 25.04.2024.