Allgemeine Zeitung. Nr. 152. Augsburg, 31. Mai 1840.französischen Expeditionsarmee eingenommen worden sey. Tags darauf sollte die Armee nach Miliana aufbrechen. Das angebliche Schreiben sagt aber nicht, an welchem Tage Medeah besetzt worden. Die Nachricht ist jedenfalls voreilig. Eine Privatverbindung zwischen Medeah und Algier ist nicht wohl möglich. Jedenfalls wären die Depeschen des Marschalls Valee früher eingetroffen, und die Regierung würde sich beeilt haben, die Nachricht bekannt zu machen. Während die Expeditionsarmee gegen Medeah siegreich vorrückt, schwärmen zahlreiche Banden feindlicher Araber in den nächsten Umgebungen Algiers, überfallen und plündern die Landhäuser, morden isolirte Individuen oder schleppen sie ins Innere fort. Die Algierer Correspondenzen der französischen Blätter sind wieder mit Unglücksberichten angefüllt. Vier Chalifas Abd-El-Kaders, deren jeder ein abgesondertes Truppencorps commandirt, die aber im Einverständniß und mit vieler Geschicklichkeit operiren, haben die Metidscha überschritten, und sind in das nahe Algierer Hügelland eingedrungen, welches bisher von ihren Angriffen verschont geblieben war. Die Isser, die Amrauah, die Flissa und andere Kabylenstämme unter der Anführung des berühmten Häuptlings Ben-Zamun haben sich mit Abd-El-Kaders Truppen vereinigt. Feindliche Reiterhaufen zeigten sich bei dem deutschen Colonistendorf Dely-Ibrahim, bei Kuba und Hussein-Dey, sämmtlich in der nächsten Umgebung der Stadt gelegene Punkte. Achmet-Ben-Salem überschritt mit 800 Reitern die Arasch, überfiel ein kleines Lager von Straßenarbeitern, nahm ihre Zelte weg, plünderte dann einige zerstreut liegende Wirthshäuser, mordete die Bewohner und zierte die Spitze der grünen Fahne, die man vor ihm hertrug, mit einem blutigen Haupt. Truppendetachements rückten gegen die eingedrungenen Feinde aus. Ben-Salem entkam aber wohlbehalten mit seiner Beute und zog an dem Posten Maisoncarree vorüber, dessen Besatzung mit Kanonen feuerte, aber keinen Ausfall zu machen wagte. - Ein Schreiben des Commerce aus Algier vom 17 sagt, daß die Expeditionsarmee vom 27 April bis zum 10 Mai nichts als nutzlose Kreuz- und Querzüge in der Metidscha machte, weil der Marschall Valee mit seinen 20,000 Mann den Teniah von Musaya nicht zu überschreiten wagte und erst eine Verstärkung von 2000 Mann aus Oran abwartete. Paris, 23 Mai. Ein undurchdringliches Dunkel umhüllt noch immer die Politik, die Thiers gegen außen befolgen will. Zwar sind seine Worte beruhigend, seine Bemühungen, in den großen International-Verhältnissen noch conservativer zu erscheinen als seine Vorgänger, nicht vergeblich, ja nach vielen Richtungen hin sogar beschwichtigend; allein es liegt gerade in seinen Erklärungen etwas Outrirtes, das mit der Vergangenheit in Widerspruch steht, und von der Gegenwart, insofern wir Thiers' Aeußerungen im Innern, der Nation und den Kammern gegenüber berücksichtigen, fast Lügen gestraft wird. Im eigenen Lande liebt es Thiers, sich von Zeit zu Zeit als das Kind der Revolution zu proclamiren, während dem Ausland gegenüber seine Aeußerungen, in Verbindung mit seinem ganzen Benehmen, einen so entschieden antirevolutionären Charakter tragen, daß jedes den Anforderungen der Liberalen in Frankreich gemachte Zugeständniß den schönen Worten, die er in die Welt sendet, nothwendig Abbruch thun muß. Hierin besteht ein Keim zu künftigem Zerwürfniß, zu Mißhelligkeit nach außen oder nach innen, denn entweder die ihn unterstützende Partei in Frankreich oder die fremden Mächte oder beide zugleich werden sich am Ende getäuscht fühlen, wenn nicht dem kleinen Richelieu noch unbekannte Zaubermittel zu Gebote stehen. Das Zugeständniß des Hofs zu dem Antrag wegen der Gebeine des Kaisers war von Umständen begleitet, welche die ganze Verantwortlichkeit der Sache auf Thiers übertragen, denn der Hof ward mit der Sache überrascht und glaubte durch die Voranstellung des Namens Joinville die Gefahren einigermaßen mildern zu können, die man selbst heraufbeschworen. - Die Berichte Guizots, der allerdings die Gunst eines Theils des englischen Ministerconseils besitzt, scheinen kein so vortheilhaftes Urtheil über Lord Palmerston zu enthalten, wie einer Ihrer hiesigen Correspondenten Ihnen gemeldet; vielmehr scheint der französische Botschafter den englischen Staatssecretär für einen Mann voll Caprice zu halten, dessen lächerliche Plane nicht geeignet seyen, irgend eine Besorgniß, weder für Mehemed Ali noch für Frankreich, zu erwecken; Lord Palmerston, meint unser doctrinärer Diplomat, werde selbst mit der Zeit davon abgehen müssen; allein er gehöre zu jenen Naturen, welche durch die Erfahrung gewitzigt werden müssen, bevor sie ihre Hirngespinnste aufgeben. - In den letzten Tagen hat Fürst v. Serra Capriola bei unserm Ministerium Schritte gemacht, damit Don Carlos in Freiheit gesetzt werde, aber eine abschlägige Antwort erhalten, da der Prätendent trotz der geschehenen Warnungen eine für Spanien und die Königin Christine sehr gefährliche Correspondenz fortsetze, weßhalb es leicht geschehen könne, daß Don Carlos in noch engere Verwahrung als die zeitherige gebracht werde. Paris, 24 Mai. Ich beeile mich, Ihnen die merkwürdigen Resultate mitzutheilen, die Mehemed Ali bei dem französischen Ministerium zu erlangen wußte. Es sind dieß Resultate im Sinn einer wahrhaft französischen Politik, denn wie mannichfaltig auch die Schwankungen der Gemüther in den höhern Kreisen unsrer politischen Notabilitäten in Betreff der orientalischen Wirren gewesen seyn mögen, der Wunsch der souveränen Nation, ihre unverkennbaren Sympathien waren von jeher für Mehemed Ali, für dessen Erhaltung und Stärkung; die öffentliche Meinung hatte sich immer für diesen natürlichen Alliirten Frankreichs in entschiedener Weise ausgesprochen. Die Spannung, die zwischen Thiers und dem Schlosse besteht - eine Spannung, die schwerlich je nachlassen wird - hat dem Minister seine natürliche Stellung angewiesen. Er nimmt sie nun ein, und wird sich an die Spitze der Nation stellen, die ihn erhoben; denn nur diese kann ihm einen Haltpunkt gewähren, den er vergebens anderwärts gesucht. Schon seit mehreren Monaten befinden sich hier zwei Agenten Mehemed Ali's, die eine erstaunliche Thätigkeit für ihren Principal entwickeln. Besonders im Laufe des Monats April hatte einer von diesen Agenten häufige Conferenzen mit Hrn. Thiers, über deren Ergebniß jedoch bis jetzt nichts im Publicum verlautet hatte. Ich bin nun in den Stand gesetzt, Ihnen über den Inhalt dieser Besprechungen einige Notizen mitzutheilen. Der Bevollmächtigte Mehemed Ali's berief sich auf gewisse Versprechungen, die vom vorigen Ministerium ausgegangen, und glaubte den thätigen Beistand Frankreichs gegen die Pforte und die europäischen Großmächte in Anspruch nehmen zu müssen. Die Besprechungen bezogen sich von nun an sämmtlich auf die Ressourcen Aegyptens und auf die Aussichten auf einen wirksamen Widerstand gegen die europäischen Mächte. Hr. Thiers erkundigte sich mit der gründlichsten Genauigkeit nach den kleinsten Details der innern Zustände Aegyptens, Syriens und des osmanischen Reichs, und schien durch die erhaltenen Auskünfte ziemlich befriedigt. In der zweiten Hälfte des Monats April erklärte Thiers dem ägyptischen Bevollmächtigten, "daß das französische Gouvernement sich schmeichle, den europäischen Mächten und der Pforte ein Arrangement der orientalischen Streitfrage auferlegen zu können, welches den Interessen des Vicekönigs französischen Expeditionsarmee eingenommen worden sey. Tags darauf sollte die Armee nach Miliana aufbrechen. Das angebliche Schreiben sagt aber nicht, an welchem Tage Medeah besetzt worden. Die Nachricht ist jedenfalls voreilig. Eine Privatverbindung zwischen Medeah und Algier ist nicht wohl möglich. Jedenfalls wären die Depeschen des Marschalls Valée früher eingetroffen, und die Regierung würde sich beeilt haben, die Nachricht bekannt zu machen. Während die Expeditionsarmee gegen Medeah siegreich vorrückt, schwärmen zahlreiche Banden feindlicher Araber in den nächsten Umgebungen Algiers, überfallen und plündern die Landhäuser, morden isolirte Individuen oder schleppen sie ins Innere fort. Die Algierer Correspondenzen der französischen Blätter sind wieder mit Unglücksberichten angefüllt. Vier Chalifas Abd-El-Kaders, deren jeder ein abgesondertes Truppencorps commandirt, die aber im Einverständniß und mit vieler Geschicklichkeit operiren, haben die Metidscha überschritten, und sind in das nahe Algierer Hügelland eingedrungen, welches bisher von ihren Angriffen verschont geblieben war. Die Isser, die Amrauah, die Flissa und andere Kabylenstämme unter der Anführung des berühmten Häuptlings Ben-Zamun haben sich mit Abd-El-Kaders Truppen vereinigt. Feindliche Reiterhaufen zeigten sich bei dem deutschen Colonistendorf Dely-Ibrahim, bei Kuba und Hussein-Dey, sämmtlich in der nächsten Umgebung der Stadt gelegene Punkte. Achmet-Ben-Salem überschritt mit 800 Reitern die Arasch, überfiel ein kleines Lager von Straßenarbeitern, nahm ihre Zelte weg, plünderte dann einige zerstreut liegende Wirthshäuser, mordete die Bewohner und zierte die Spitze der grünen Fahne, die man vor ihm hertrug, mit einem blutigen Haupt. Truppendetachements rückten gegen die eingedrungenen Feinde aus. Ben-Salem entkam aber wohlbehalten mit seiner Beute und zog an dem Posten Maisoncarrée vorüber, dessen Besatzung mit Kanonen feuerte, aber keinen Ausfall zu machen wagte. – Ein Schreiben des Commerce aus Algier vom 17 sagt, daß die Expeditionsarmee vom 27 April bis zum 10 Mai nichts als nutzlose Kreuz- und Querzüge in der Metidscha machte, weil der Marschall Valée mit seinen 20,000 Mann den Teniah von Musaya nicht zu überschreiten wagte und erst eine Verstärkung von 2000 Mann aus Oran abwartete. Paris, 23 Mai. Ein undurchdringliches Dunkel umhüllt noch immer die Politik, die Thiers gegen außen befolgen will. Zwar sind seine Worte beruhigend, seine Bemühungen, in den großen International-Verhältnissen noch conservativer zu erscheinen als seine Vorgänger, nicht vergeblich, ja nach vielen Richtungen hin sogar beschwichtigend; allein es liegt gerade in seinen Erklärungen etwas Outrirtes, das mit der Vergangenheit in Widerspruch steht, und von der Gegenwart, insofern wir Thiers' Aeußerungen im Innern, der Nation und den Kammern gegenüber berücksichtigen, fast Lügen gestraft wird. Im eigenen Lande liebt es Thiers, sich von Zeit zu Zeit als das Kind der Revolution zu proclamiren, während dem Ausland gegenüber seine Aeußerungen, in Verbindung mit seinem ganzen Benehmen, einen so entschieden antirevolutionären Charakter tragen, daß jedes den Anforderungen der Liberalen in Frankreich gemachte Zugeständniß den schönen Worten, die er in die Welt sendet, nothwendig Abbruch thun muß. Hierin besteht ein Keim zu künftigem Zerwürfniß, zu Mißhelligkeit nach außen oder nach innen, denn entweder die ihn unterstützende Partei in Frankreich oder die fremden Mächte oder beide zugleich werden sich am Ende getäuscht fühlen, wenn nicht dem kleinen Richelieu noch unbekannte Zaubermittel zu Gebote stehen. Das Zugeständniß des Hofs zu dem Antrag wegen der Gebeine des Kaisers war von Umständen begleitet, welche die ganze Verantwortlichkeit der Sache auf Thiers übertragen, denn der Hof ward mit der Sache überrascht und glaubte durch die Voranstellung des Namens Joinville die Gefahren einigermaßen mildern zu können, die man selbst heraufbeschworen. – Die Berichte Guizots, der allerdings die Gunst eines Theils des englischen Ministerconseils besitzt, scheinen kein so vortheilhaftes Urtheil über Lord Palmerston zu enthalten, wie einer Ihrer hiesigen Correspondenten Ihnen gemeldet; vielmehr scheint der französische Botschafter den englischen Staatssecretär für einen Mann voll Caprice zu halten, dessen lächerliche Plane nicht geeignet seyen, irgend eine Besorgniß, weder für Mehemed Ali noch für Frankreich, zu erwecken; Lord Palmerston, meint unser doctrinärer Diplomat, werde selbst mit der Zeit davon abgehen müssen; allein er gehöre zu jenen Naturen, welche durch die Erfahrung gewitzigt werden müssen, bevor sie ihre Hirngespinnste aufgeben. – In den letzten Tagen hat Fürst v. Serra Capriola bei unserm Ministerium Schritte gemacht, damit Don Carlos in Freiheit gesetzt werde, aber eine abschlägige Antwort erhalten, da der Prätendent trotz der geschehenen Warnungen eine für Spanien und die Königin Christine sehr gefährliche Correspondenz fortsetze, weßhalb es leicht geschehen könne, daß Don Carlos in noch engere Verwahrung als die zeitherige gebracht werde. Paris, 24 Mai. Ich beeile mich, Ihnen die merkwürdigen Resultate mitzutheilen, die Mehemed Ali bei dem französischen Ministerium zu erlangen wußte. Es sind dieß Resultate im Sinn einer wahrhaft französischen Politik, denn wie mannichfaltig auch die Schwankungen der Gemüther in den höhern Kreisen unsrer politischen Notabilitäten in Betreff der orientalischen Wirren gewesen seyn mögen, der Wunsch der souveränen Nation, ihre unverkennbaren Sympathien waren von jeher für Mehemed Ali, für dessen Erhaltung und Stärkung; die öffentliche Meinung hatte sich immer für diesen natürlichen Alliirten Frankreichs in entschiedener Weise ausgesprochen. Die Spannung, die zwischen Thiers und dem Schlosse besteht – eine Spannung, die schwerlich je nachlassen wird – hat dem Minister seine natürliche Stellung angewiesen. Er nimmt sie nun ein, und wird sich an die Spitze der Nation stellen, die ihn erhoben; denn nur diese kann ihm einen Haltpunkt gewähren, den er vergebens anderwärts gesucht. Schon seit mehreren Monaten befinden sich hier zwei Agenten Mehemed Ali's, die eine erstaunliche Thätigkeit für ihren Principal entwickeln. Besonders im Laufe des Monats April hatte einer von diesen Agenten häufige Conferenzen mit Hrn. Thiers, über deren Ergebniß jedoch bis jetzt nichts im Publicum verlautet hatte. Ich bin nun in den Stand gesetzt, Ihnen über den Inhalt dieser Besprechungen einige Notizen mitzutheilen. Der Bevollmächtigte Mehemed Ali's berief sich auf gewisse Versprechungen, die vom vorigen Ministerium ausgegangen, und glaubte den thätigen Beistand Frankreichs gegen die Pforte und die europäischen Großmächte in Anspruch nehmen zu müssen. Die Besprechungen bezogen sich von nun an sämmtlich auf die Ressourcen Aegyptens und auf die Aussichten auf einen wirksamen Widerstand gegen die europäischen Mächte. Hr. Thiers erkundigte sich mit der gründlichsten Genauigkeit nach den kleinsten Details der innern Zustände Aegyptens, Syriens und des osmanischen Reichs, und schien durch die erhaltenen Auskünfte ziemlich befriedigt. 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Jedenfalls wären die Depeschen des Marschalls Valée früher eingetroffen, und die Regierung würde sich beeilt haben, die Nachricht bekannt zu machen.</p><lb/> <p>Während die Expeditionsarmee gegen Medeah siegreich vorrückt, schwärmen zahlreiche Banden feindlicher Araber in den nächsten Umgebungen Algiers, überfallen und plündern die Landhäuser, morden isolirte Individuen oder schleppen sie ins Innere fort. Die Algierer Correspondenzen der französischen Blätter sind wieder mit Unglücksberichten angefüllt. Vier Chalifas Abd-El-Kaders, deren jeder ein abgesondertes Truppencorps commandirt, die aber im Einverständniß und mit vieler Geschicklichkeit operiren, haben die Metidscha überschritten, und sind in das nahe Algierer Hügelland eingedrungen, welches bisher von ihren Angriffen verschont geblieben war. Die Isser, die Amrauah, die Flissa und andere Kabylenstämme unter der Anführung des berühmten Häuptlings Ben-Zamun haben sich mit Abd-El-Kaders Truppen vereinigt. Feindliche Reiterhaufen zeigten sich bei dem deutschen Colonistendorf Dely-Ibrahim, bei Kuba und Hussein-Dey, sämmtlich in der nächsten Umgebung der Stadt gelegene Punkte. Achmet-Ben-Salem überschritt mit 800 Reitern die Arasch, überfiel ein kleines Lager von Straßenarbeitern, nahm ihre Zelte weg, plünderte dann einige zerstreut liegende Wirthshäuser, mordete die Bewohner und zierte die Spitze der grünen Fahne, die man vor ihm hertrug, mit einem blutigen Haupt. Truppendetachements rückten gegen die eingedrungenen Feinde aus. Ben-Salem entkam aber wohlbehalten mit seiner Beute und zog an dem Posten Maisoncarrée vorüber, dessen Besatzung mit Kanonen feuerte, aber keinen Ausfall zu machen wagte. – Ein Schreiben des <hi rendition="#g">Commerce</hi> aus <hi rendition="#b">Algier</hi> vom 17 sagt, daß die Expeditionsarmee vom 27 April bis zum 10 Mai nichts als nutzlose Kreuz- und Querzüge in der Metidscha machte, weil der Marschall Valée mit seinen 20,000 Mann den Teniah von Musaya nicht zu überschreiten wagte und erst eine Verstärkung von 2000 Mann aus Oran abwartete.</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 23 Mai.</dateline> <p> Ein undurchdringliches Dunkel umhüllt noch immer die Politik, die Thiers gegen außen befolgen will. 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Hierin besteht ein Keim zu künftigem Zerwürfniß, zu Mißhelligkeit nach außen oder nach innen, denn entweder die ihn unterstützende Partei in Frankreich oder die fremden Mächte oder beide zugleich werden sich am Ende getäuscht fühlen, wenn nicht dem kleinen Richelieu noch unbekannte Zaubermittel zu Gebote stehen. Das Zugeständniß des Hofs zu dem Antrag wegen der Gebeine des Kaisers war von Umständen begleitet, welche die ganze Verantwortlichkeit der Sache auf Thiers übertragen, denn der Hof ward mit der Sache überrascht und glaubte durch die Voranstellung des Namens Joinville die Gefahren einigermaßen mildern zu können, die man selbst heraufbeschworen. – Die Berichte Guizots, der allerdings die Gunst eines Theils des englischen Ministerconseils besitzt, scheinen kein so vortheilhaftes Urtheil über Lord Palmerston zu enthalten, wie einer Ihrer hiesigen Correspondenten Ihnen gemeldet; vielmehr scheint der französische Botschafter den englischen Staatssecretär für einen Mann voll Caprice zu halten, dessen lächerliche Plane nicht geeignet seyen, irgend eine Besorgniß, weder für Mehemed Ali noch für Frankreich, zu erwecken; Lord Palmerston, meint unser doctrinärer Diplomat, werde selbst mit der Zeit davon abgehen müssen; allein er gehöre zu jenen Naturen, welche durch die Erfahrung gewitzigt werden müssen, bevor sie ihre Hirngespinnste aufgeben. – In den letzten Tagen hat Fürst v. Serra Capriola bei unserm Ministerium Schritte gemacht, damit Don Carlos in Freiheit gesetzt werde, aber eine abschlägige Antwort erhalten, da der Prätendent trotz der geschehenen Warnungen eine für Spanien und die Königin Christine sehr gefährliche Correspondenz fortsetze, weßhalb es leicht geschehen könne, daß Don Carlos in noch engere Verwahrung als die zeitherige gebracht werde.</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 24 Mai.</dateline> <p> Ich beeile mich, Ihnen die merkwürdigen Resultate mitzutheilen, die Mehemed Ali bei dem französischen Ministerium zu erlangen wußte. 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Besonders im Laufe des Monats April hatte einer von diesen Agenten häufige Conferenzen mit Hrn. Thiers, über deren Ergebniß jedoch bis jetzt nichts im Publicum verlautet hatte. Ich bin nun in den Stand gesetzt, Ihnen über den Inhalt dieser Besprechungen einige Notizen mitzutheilen. Der Bevollmächtigte Mehemed Ali's berief sich auf gewisse Versprechungen, die vom vorigen Ministerium ausgegangen, und glaubte den thätigen Beistand Frankreichs gegen die Pforte und die europäischen Großmächte in Anspruch nehmen zu müssen. Die Besprechungen bezogen sich von nun an sämmtlich auf die Ressourcen Aegyptens und auf die Aussichten auf einen wirksamen Widerstand gegen die europäischen Mächte. Hr. Thiers erkundigte sich mit der gründlichsten Genauigkeit nach den kleinsten Details der innern Zustände Aegyptens, Syriens und des osmanischen Reichs, und schien durch die erhaltenen Auskünfte ziemlich befriedigt. 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französischen Expeditionsarmee eingenommen worden sey. Tags darauf sollte die Armee nach Miliana aufbrechen. Das angebliche Schreiben sagt aber nicht, an welchem Tage Medeah besetzt worden. Die Nachricht ist jedenfalls voreilig. Eine Privatverbindung zwischen Medeah und Algier ist nicht wohl möglich. Jedenfalls wären die Depeschen des Marschalls Valée früher eingetroffen, und die Regierung würde sich beeilt haben, die Nachricht bekannt zu machen.
Während die Expeditionsarmee gegen Medeah siegreich vorrückt, schwärmen zahlreiche Banden feindlicher Araber in den nächsten Umgebungen Algiers, überfallen und plündern die Landhäuser, morden isolirte Individuen oder schleppen sie ins Innere fort. Die Algierer Correspondenzen der französischen Blätter sind wieder mit Unglücksberichten angefüllt. Vier Chalifas Abd-El-Kaders, deren jeder ein abgesondertes Truppencorps commandirt, die aber im Einverständniß und mit vieler Geschicklichkeit operiren, haben die Metidscha überschritten, und sind in das nahe Algierer Hügelland eingedrungen, welches bisher von ihren Angriffen verschont geblieben war. Die Isser, die Amrauah, die Flissa und andere Kabylenstämme unter der Anführung des berühmten Häuptlings Ben-Zamun haben sich mit Abd-El-Kaders Truppen vereinigt. Feindliche Reiterhaufen zeigten sich bei dem deutschen Colonistendorf Dely-Ibrahim, bei Kuba und Hussein-Dey, sämmtlich in der nächsten Umgebung der Stadt gelegene Punkte. Achmet-Ben-Salem überschritt mit 800 Reitern die Arasch, überfiel ein kleines Lager von Straßenarbeitern, nahm ihre Zelte weg, plünderte dann einige zerstreut liegende Wirthshäuser, mordete die Bewohner und zierte die Spitze der grünen Fahne, die man vor ihm hertrug, mit einem blutigen Haupt. Truppendetachements rückten gegen die eingedrungenen Feinde aus. Ben-Salem entkam aber wohlbehalten mit seiner Beute und zog an dem Posten Maisoncarrée vorüber, dessen Besatzung mit Kanonen feuerte, aber keinen Ausfall zu machen wagte. – Ein Schreiben des Commerce aus Algier vom 17 sagt, daß die Expeditionsarmee vom 27 April bis zum 10 Mai nichts als nutzlose Kreuz- und Querzüge in der Metidscha machte, weil der Marschall Valée mit seinen 20,000 Mann den Teniah von Musaya nicht zu überschreiten wagte und erst eine Verstärkung von 2000 Mann aus Oran abwartete.
_ Paris, 23 Mai. Ein undurchdringliches Dunkel umhüllt noch immer die Politik, die Thiers gegen außen befolgen will. Zwar sind seine Worte beruhigend, seine Bemühungen, in den großen International-Verhältnissen noch conservativer zu erscheinen als seine Vorgänger, nicht vergeblich, ja nach vielen Richtungen hin sogar beschwichtigend; allein es liegt gerade in seinen Erklärungen etwas Outrirtes, das mit der Vergangenheit in Widerspruch steht, und von der Gegenwart, insofern wir Thiers' Aeußerungen im Innern, der Nation und den Kammern gegenüber berücksichtigen, fast Lügen gestraft wird. Im eigenen Lande liebt es Thiers, sich von Zeit zu Zeit als das Kind der Revolution zu proclamiren, während dem Ausland gegenüber seine Aeußerungen, in Verbindung mit seinem ganzen Benehmen, einen so entschieden antirevolutionären Charakter tragen, daß jedes den Anforderungen der Liberalen in Frankreich gemachte Zugeständniß den schönen Worten, die er in die Welt sendet, nothwendig Abbruch thun muß. Hierin besteht ein Keim zu künftigem Zerwürfniß, zu Mißhelligkeit nach außen oder nach innen, denn entweder die ihn unterstützende Partei in Frankreich oder die fremden Mächte oder beide zugleich werden sich am Ende getäuscht fühlen, wenn nicht dem kleinen Richelieu noch unbekannte Zaubermittel zu Gebote stehen. Das Zugeständniß des Hofs zu dem Antrag wegen der Gebeine des Kaisers war von Umständen begleitet, welche die ganze Verantwortlichkeit der Sache auf Thiers übertragen, denn der Hof ward mit der Sache überrascht und glaubte durch die Voranstellung des Namens Joinville die Gefahren einigermaßen mildern zu können, die man selbst heraufbeschworen. – Die Berichte Guizots, der allerdings die Gunst eines Theils des englischen Ministerconseils besitzt, scheinen kein so vortheilhaftes Urtheil über Lord Palmerston zu enthalten, wie einer Ihrer hiesigen Correspondenten Ihnen gemeldet; vielmehr scheint der französische Botschafter den englischen Staatssecretär für einen Mann voll Caprice zu halten, dessen lächerliche Plane nicht geeignet seyen, irgend eine Besorgniß, weder für Mehemed Ali noch für Frankreich, zu erwecken; Lord Palmerston, meint unser doctrinärer Diplomat, werde selbst mit der Zeit davon abgehen müssen; allein er gehöre zu jenen Naturen, welche durch die Erfahrung gewitzigt werden müssen, bevor sie ihre Hirngespinnste aufgeben. – In den letzten Tagen hat Fürst v. Serra Capriola bei unserm Ministerium Schritte gemacht, damit Don Carlos in Freiheit gesetzt werde, aber eine abschlägige Antwort erhalten, da der Prätendent trotz der geschehenen Warnungen eine für Spanien und die Königin Christine sehr gefährliche Correspondenz fortsetze, weßhalb es leicht geschehen könne, daß Don Carlos in noch engere Verwahrung als die zeitherige gebracht werde.
_ Paris, 24 Mai. Ich beeile mich, Ihnen die merkwürdigen Resultate mitzutheilen, die Mehemed Ali bei dem französischen Ministerium zu erlangen wußte. Es sind dieß Resultate im Sinn einer wahrhaft französischen Politik, denn wie mannichfaltig auch die Schwankungen der Gemüther in den höhern Kreisen unsrer politischen Notabilitäten in Betreff der orientalischen Wirren gewesen seyn mögen, der Wunsch der souveränen Nation, ihre unverkennbaren Sympathien waren von jeher für Mehemed Ali, für dessen Erhaltung und Stärkung; die öffentliche Meinung hatte sich immer für diesen natürlichen Alliirten Frankreichs in entschiedener Weise ausgesprochen. Die Spannung, die zwischen Thiers und dem Schlosse besteht – eine Spannung, die schwerlich je nachlassen wird – hat dem Minister seine natürliche Stellung angewiesen. Er nimmt sie nun ein, und wird sich an die Spitze der Nation stellen, die ihn erhoben; denn nur diese kann ihm einen Haltpunkt gewähren, den er vergebens anderwärts gesucht. Schon seit mehreren Monaten befinden sich hier zwei Agenten Mehemed Ali's, die eine erstaunliche Thätigkeit für ihren Principal entwickeln. Besonders im Laufe des Monats April hatte einer von diesen Agenten häufige Conferenzen mit Hrn. Thiers, über deren Ergebniß jedoch bis jetzt nichts im Publicum verlautet hatte. Ich bin nun in den Stand gesetzt, Ihnen über den Inhalt dieser Besprechungen einige Notizen mitzutheilen. Der Bevollmächtigte Mehemed Ali's berief sich auf gewisse Versprechungen, die vom vorigen Ministerium ausgegangen, und glaubte den thätigen Beistand Frankreichs gegen die Pforte und die europäischen Großmächte in Anspruch nehmen zu müssen. Die Besprechungen bezogen sich von nun an sämmtlich auf die Ressourcen Aegyptens und auf die Aussichten auf einen wirksamen Widerstand gegen die europäischen Mächte. Hr. Thiers erkundigte sich mit der gründlichsten Genauigkeit nach den kleinsten Details der innern Zustände Aegyptens, Syriens und des osmanischen Reichs, und schien durch die erhaltenen Auskünfte ziemlich befriedigt. In der zweiten Hälfte des Monats April erklärte Thiers dem ägyptischen Bevollmächtigten, „daß das französische Gouvernement sich schmeichle, den europäischen Mächten und der Pforte ein Arrangement der orientalischen Streitfrage auferlegen zu können, welches den Interessen des Vicekönigs
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