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Allgemeine Zeitung. Nr. 149. Augsburg, 28. Mai 1840.

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englischen Dampfboote von Malta erheben. Der Commandant eines Paketboots weiß wohl, daß seine Passagiere die Hauptsache sind, während der eines Kriegsschiffs sie immer für eine Last und Plage ansieht, und ihre mannichfachen Vergehen gegen die Pedanterie des Verdecks eines Schiffes der königlichen Marine ihm ein Gräuel sind. Man will einen Commissär für die Waaren u. s. w. einschiffen, allein in solchen Dingen ist auf keine Wohlfeilheit und Gefälligkeit zu rechnen als durch das persönliche Interesse, das ein administrativer Beamter nie haben kann. Ein anderer Fehler ist, daß die Schiffe zu schwer für Post- und Passagierschiffe und zu leicht für Kriegsschiffe werden; wenn man zwei so verschiedene Zwecke erreichen will, so ermangelt man nie beide zu verfehlen. Aber die französische Administration kann sich nicht daran gewöhnen das, was geschehen soll, dem Privatinteresse und der Privatthätigkeit zu überlassen. Ein noch viel sonderbareres Zeichen des Geistes, der in Finanzsachen hier herrscht, ist aber der Vorschlag, eine Zuckerregie in der Art der Tabaksregie zu errichten. Er wurde dem Ministerium vor der Debatte über das letzte Gesetz gemacht, aber von ihm nicht angenommen. Da aber Jedermann wohl weiß, daß das neue Gesetz nicht dauern kann, so verzweifeln die Plusmacher noch nicht daran, sondern haben ihn in dem letzten Heft der Revue des deux Mondes, deren politisches Bulletin, in dem der Plan steht, ministeriell ist, wieder vorgebracht. Das Project besteht darin, daß der Staat 80 Mill. Kilogramme Zucker in den Colonien, und 40 Mill. in den einheimischen Fabriken kaufe, und ihn im Detail verkaufen lasse, um den Schwierigkeiten zu entgehen, welche durch die Ungleichheit der Steuer und die Concurrenz der beiden Culturen entstehen. Es ist nicht denkbar, daß diese Nachahmung des Systems des Pascha's von Aegypten je in den Kammern durchgehe, aber es ist merkwürdig, daß ein Vorschlag dieser Art heutigen Tags öffentlich gemacht werden kann.

Niederlande.

Beriot und Thalberg sind hier anwesend, und werden wohl öffentlich auftreten. - Man erwartet hier einen Abgeordneten der Israeliten zu Damaskus, welcher bereits die Oberrabbiner anderer Staaten besucht hat, und sich von hier nach London begeben wird. - Der Staatsminister Baron van Zuylen van Nyevelt hat sich nach Brüssel begeben. - Der Gesetzentwurf, bezüglich der Verantwortlichkeit der Minister, hat in den Abtheilungen der zweiten Kammer der Generalstaaten vielfachen Anstand gefunden; nur wenige Mitglieder konnten den Gesetzesentwurf für genügend finden. - Nach Mittheilungen aus Gröningen sind daselbst in der Nacht vom 18 auf den 19 d. drei Personen verhaftet worden, welche öffentlich Schmähreden gegen die Regierung ausstießen. Unter den Verhafteten befindet sich auch der Drucker und Herausgeber des Oppositionsblattes "Tolk der Vryheid." Strenge Verhöre wurden am 19 mit den Verhafteten angestellt. Offenbar treibt in Gröningen eine, wenn auch schwache, doch übelgesinnte Partei ihr Wesen. Die Garnisonen zu Gröningen und Leeuwarden sind auch durch Cavallerie verstärkt worden, doch sind die Gerüchte von allgemeiner Aufregung in der Provinz Vriesland offenbar übertrieben.

Italien.

Alle Nachrichten aus Sicilien, welche früher Besorgniß erregend waren, lauten gegenwärtig übereinstimmend ganz beruhigend, indem alle angestellten Versuche der Ruhestörer, die Bewohner dieser Insel zum Aufstand gegen die bestehende Regierung zu bringen, gescheitert sind. Der König von Neapel gedenkt nach Beendigung der Inspection des Militärs seinen Rückweg über Reggio in Calabrien nach seiner Hauptstadt zu nehmen. - Der für den Norden ernannte und in den öffentlichen Blättern vielfach besprochene apostolische Vicar, Bischof Laurent, ist hier eingetroffen, wo er sich längere Zeit aufzuhalten gedenkt. - Auch der durch seine Gelehrsamkeit bekannte Bischof von Vicenza, Monsignore Capellari, befindet sich hier. - Gestern wurden dem heiligen Vater in dem großen Saal der vaticanischen Bibliothek durch den k. k. österreichischen Botschafter, Grafen v. Lützow, Graf und Gräfin Karolyi, Graf und Gräfin Boromeo und Gräfin Dietrichstein, sämmtlich mit ihren Kindern vorgestellt.

Man schreibt aus Rom, daß daselbst die Nachricht von der Festnahme des Bischofs von Podlachien eingegangen war. Sie soll große Aufregung bei dem gesammten hohen Clerus hervorgebracht haben. Die russische Regierung hat, dem Vernehmen nach, schon seit mehrern Jahren über den Bischof Klagen geführt, die auch von dem heiligen Stuhl insofern berücksichtigt worden seyn sollen, daß man dem Bischof mehr Mäßigung anrieth. Allein er ließ sich in seinem Eifer nicht stören, sondern entwickelte seltene Energie, um das, was er die Rechte der römischen Kirche nannte, zu bewahren und zu vertheidigen. Er gerieth dadurch in fortwährende Collisionen mit der Regierung, die, nachdem sie mehrere fruchtlose Versuche gemacht hatte, seine Entfernung von dem päpstlichen Stuhle zu erlangen, sich gezwungen glaubte, selbst Maaßregeln deßhalb ergreifen zu müssen. Der Bischof ward, heißt es, mittelst militärischer Escorte in seiner Diöcese aufgehoben und nach Rußland abgeführt. Seine Papiere sind von den russischen Behörden in Beschlag genommen und nach St. Petersburg zur Einsicht geschickt worden.

Deutschland.

Aus Aschaffenburg sind heute nebst den erfreulichsten Berichten über das Befinden JJ. MM. auch mehrere allerhöchste Entschließungen angekommen. - In verwichener Nacht starb hier der königl. Oberappellationsgerichtsrath Leonhard Siebenwurst. - General v. Heideck's schöpferische Hand bereicherte die Ausstellung der letzten Woche in unserm Kunstverein mit einem Bilde, welches allgemein für eines der besten dieses geistreichen Dilettanten erkannt wird. In einem festen Schlosse in Spanien sieht man Guerillas auf den Wällen sich nach außen vertheidigen, unten im Hofraunt selbst liegt ein tödtlich Verwundeter, dem ein Priester Worte des Trostes zuspricht, dabei andere betend und den Sterbenden unterstützend; mehrere Gruppen von Reitern, Geistlichen und kriegerischen Männern in ihrer malerischen Nationaltracht füllen den übrigen Raum. Charaktervolle Schilderung jener kriegerischen Horden, geschmackvolle Anordnung der Gruppen, Vollendung und Durchbildung aller Theile, und eine südliche Farbengebung erheben dieses Bild im wirklichen Sinne des Worts zu einem Kunstwerk.

Berathung der zweiten Kammer über das Strafgesetz. Im §. 635 sind dem Untersuchungsrichter in Bezug auf die Fortsetzung der Untersuchung gegen Verhaftete verschiedene Fristen bestimmt, deren Versäumung, sofern die Gründe derselben nicht zu den Acten bemerkt werden, Geldstrafen, und wenn der Verzug länger als 30 Tage dauert, Dienstentlassung zur Folge hat. Schaaff, Christ und Baumgärtner tragen auf Streichung dieses Artikels an, da er eine unnöthige Belästigung der Beamten enthalte. Dieselben werden immer im Stande seyn, Gründe der Zögerung zu den Acten zu notiren, es koste aber nur Zeit, die zum Geschäft selbst zu verwenden wäre. Die Einhaltung der Fristen wäre übrigens größtentheils nicht möglich. Sander suchte nachzuweisen, daß doch einige Garantie in dieser Vorschrift

englischen Dampfboote von Malta erheben. Der Commandant eines Paketboots weiß wohl, daß seine Passagiere die Hauptsache sind, während der eines Kriegsschiffs sie immer für eine Last und Plage ansieht, und ihre mannichfachen Vergehen gegen die Pedanterie des Verdecks eines Schiffes der königlichen Marine ihm ein Gräuel sind. Man will einen Commissär für die Waaren u. s. w. einschiffen, allein in solchen Dingen ist auf keine Wohlfeilheit und Gefälligkeit zu rechnen als durch das persönliche Interesse, das ein administrativer Beamter nie haben kann. Ein anderer Fehler ist, daß die Schiffe zu schwer für Post- und Passagierschiffe und zu leicht für Kriegsschiffe werden; wenn man zwei so verschiedene Zwecke erreichen will, so ermangelt man nie beide zu verfehlen. Aber die französische Administration kann sich nicht daran gewöhnen das, was geschehen soll, dem Privatinteresse und der Privatthätigkeit zu überlassen. Ein noch viel sonderbareres Zeichen des Geistes, der in Finanzsachen hier herrscht, ist aber der Vorschlag, eine Zuckerregie in der Art der Tabaksregie zu errichten. Er wurde dem Ministerium vor der Debatte über das letzte Gesetz gemacht, aber von ihm nicht angenommen. Da aber Jedermann wohl weiß, daß das neue Gesetz nicht dauern kann, so verzweifeln die Plusmacher noch nicht daran, sondern haben ihn in dem letzten Heft der Revue des deux Mondes, deren politisches Bulletin, in dem der Plan steht, ministeriell ist, wieder vorgebracht. Das Project besteht darin, daß der Staat 80 Mill. Kilogramme Zucker in den Colonien, und 40 Mill. in den einheimischen Fabriken kaufe, und ihn im Detail verkaufen lasse, um den Schwierigkeiten zu entgehen, welche durch die Ungleichheit der Steuer und die Concurrenz der beiden Culturen entstehen. Es ist nicht denkbar, daß diese Nachahmung des Systems des Pascha's von Aegypten je in den Kammern durchgehe, aber es ist merkwürdig, daß ein Vorschlag dieser Art heutigen Tags öffentlich gemacht werden kann.

Niederlande.

Beriot und Thalberg sind hier anwesend, und werden wohl öffentlich auftreten. – Man erwartet hier einen Abgeordneten der Israeliten zu Damaskus, welcher bereits die Oberrabbiner anderer Staaten besucht hat, und sich von hier nach London begeben wird. – Der Staatsminister Baron van Zuylen van Nyevelt hat sich nach Brüssel begeben. – Der Gesetzentwurf, bezüglich der Verantwortlichkeit der Minister, hat in den Abtheilungen der zweiten Kammer der Generalstaaten vielfachen Anstand gefunden; nur wenige Mitglieder konnten den Gesetzesentwurf für genügend finden. – Nach Mittheilungen aus Gröningen sind daselbst in der Nacht vom 18 auf den 19 d. drei Personen verhaftet worden, welche öffentlich Schmähreden gegen die Regierung ausstießen. Unter den Verhafteten befindet sich auch der Drucker und Herausgeber des Oppositionsblattes „Tolk der Vryheid.“ Strenge Verhöre wurden am 19 mit den Verhafteten angestellt. Offenbar treibt in Gröningen eine, wenn auch schwache, doch übelgesinnte Partei ihr Wesen. Die Garnisonen zu Gröningen und Leeuwarden sind auch durch Cavallerie verstärkt worden, doch sind die Gerüchte von allgemeiner Aufregung in der Provinz Vriesland offenbar übertrieben.

Italien.

Alle Nachrichten aus Sicilien, welche früher Besorgniß erregend waren, lauten gegenwärtig übereinstimmend ganz beruhigend, indem alle angestellten Versuche der Ruhestörer, die Bewohner dieser Insel zum Aufstand gegen die bestehende Regierung zu bringen, gescheitert sind. Der König von Neapel gedenkt nach Beendigung der Inspection des Militärs seinen Rückweg über Reggio in Calabrien nach seiner Hauptstadt zu nehmen. – Der für den Norden ernannte und in den öffentlichen Blättern vielfach besprochene apostolische Vicar, Bischof Laurent, ist hier eingetroffen, wo er sich längere Zeit aufzuhalten gedenkt. – Auch der durch seine Gelehrsamkeit bekannte Bischof von Vicenza, Monsignore Capellari, befindet sich hier. – Gestern wurden dem heiligen Vater in dem großen Saal der vaticanischen Bibliothek durch den k. k. österreichischen Botschafter, Grafen v. Lützow, Graf und Gräfin Karolyi, Graf und Gräfin Boromeo und Gräfin Dietrichstein, sämmtlich mit ihren Kindern vorgestellt.

Man schreibt aus Rom, daß daselbst die Nachricht von der Festnahme des Bischofs von Podlachien eingegangen war. Sie soll große Aufregung bei dem gesammten hohen Clerus hervorgebracht haben. Die russische Regierung hat, dem Vernehmen nach, schon seit mehrern Jahren über den Bischof Klagen geführt, die auch von dem heiligen Stuhl insofern berücksichtigt worden seyn sollen, daß man dem Bischof mehr Mäßigung anrieth. Allein er ließ sich in seinem Eifer nicht stören, sondern entwickelte seltene Energie, um das, was er die Rechte der römischen Kirche nannte, zu bewahren und zu vertheidigen. Er gerieth dadurch in fortwährende Collisionen mit der Regierung, die, nachdem sie mehrere fruchtlose Versuche gemacht hatte, seine Entfernung von dem päpstlichen Stuhle zu erlangen, sich gezwungen glaubte, selbst Maaßregeln deßhalb ergreifen zu müssen. Der Bischof ward, heißt es, mittelst militärischer Escorte in seiner Diöcese aufgehoben und nach Rußland abgeführt. Seine Papiere sind von den russischen Behörden in Beschlag genommen und nach St. Petersburg zur Einsicht geschickt worden.

Deutschland.

Aus Aschaffenburg sind heute nebst den erfreulichsten Berichten über das Befinden JJ. MM. auch mehrere allerhöchste Entschließungen angekommen. – In verwichener Nacht starb hier der königl. Oberappellationsgerichtsrath Leonhard Siebenwurst. – General v. Heideck's schöpferische Hand bereicherte die Ausstellung der letzten Woche in unserm Kunstverein mit einem Bilde, welches allgemein für eines der besten dieses geistreichen Dilettanten erkannt wird. In einem festen Schlosse in Spanien sieht man Guerillas auf den Wällen sich nach außen vertheidigen, unten im Hofraunt selbst liegt ein tödtlich Verwundeter, dem ein Priester Worte des Trostes zuspricht, dabei andere betend und den Sterbenden unterstützend; mehrere Gruppen von Reitern, Geistlichen und kriegerischen Männern in ihrer malerischen Nationaltracht füllen den übrigen Raum. Charaktervolle Schilderung jener kriegerischen Horden, geschmackvolle Anordnung der Gruppen, Vollendung und Durchbildung aller Theile, und eine südliche Farbengebung erheben dieses Bild im wirklichen Sinne des Worts zu einem Kunstwerk.

Berathung der zweiten Kammer über das Strafgesetz. Im §. 635 sind dem Untersuchungsrichter in Bezug auf die Fortsetzung der Untersuchung gegen Verhaftete verschiedene Fristen bestimmt, deren Versäumung, sofern die Gründe derselben nicht zu den Acten bemerkt werden, Geldstrafen, und wenn der Verzug länger als 30 Tage dauert, Dienstentlassung zur Folge hat. Schaaff, Christ und Baumgärtner tragen auf Streichung dieses Artikels an, da er eine unnöthige Belästigung der Beamten enthalte. Dieselben werden immer im Stande seyn, Gründe der Zögerung zu den Acten zu notiren, es koste aber nur Zeit, die zum Geschäft selbst zu verwenden wäre. Die Einhaltung der Fristen wäre übrigens größtentheils nicht möglich. Sander suchte nachzuweisen, daß doch einige Garantie in dieser Vorschrift

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englischen Dampfboote von Malta erheben. Der Commandant eines Paketboots weiß wohl, daß seine Passagiere die Hauptsache sind, während der eines Kriegsschiffs sie immer für eine Last und Plage ansieht, und ihre mannichfachen Vergehen gegen die Pedanterie des Verdecks eines Schiffes der königlichen Marine ihm ein Gräuel sind. Man will einen Commissär für die Waaren u. s. w. einschiffen, allein in solchen Dingen ist auf keine Wohlfeilheit und Gefälligkeit zu rechnen als durch das persönliche Interesse, das ein administrativer Beamter nie haben kann. Ein anderer Fehler ist, daß die Schiffe zu schwer für Post- und Passagierschiffe und zu leicht für Kriegsschiffe werden; wenn man zwei so verschiedene Zwecke erreichen will, so ermangelt man nie beide zu verfehlen. Aber die französische Administration kann sich nicht daran gewöhnen das, was geschehen soll, dem Privatinteresse und der Privatthätigkeit zu überlassen. Ein noch viel sonderbareres Zeichen des Geistes, der in Finanzsachen hier herrscht, ist aber der Vorschlag, eine Zuckerregie in der Art der Tabaksregie zu errichten. Er wurde dem Ministerium vor der Debatte über das letzte Gesetz gemacht, aber von ihm nicht angenommen. Da aber Jedermann wohl weiß, daß das neue Gesetz nicht dauern kann, so verzweifeln die Plusmacher noch nicht daran, sondern haben ihn in dem letzten Heft der Revue des deux Mondes, deren politisches Bulletin, in dem der Plan steht, ministeriell ist, wieder vorgebracht. Das Project besteht darin, daß der Staat 80 Mill. Kilogramme Zucker in den Colonien, und 40 Mill. in den einheimischen Fabriken kaufe, und ihn im Detail verkaufen lasse, um den Schwierigkeiten zu entgehen, welche durch die Ungleichheit der Steuer und die Concurrenz der beiden Culturen entstehen. Es ist nicht denkbar, daß diese Nachahmung des Systems des Pascha's von Aegypten je in den Kammern durchgehe, aber es ist merkwürdig, daß ein Vorschlag dieser Art heutigen Tags öffentlich gemacht werden kann.</p><lb/>
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[1189/0005] englischen Dampfboote von Malta erheben. Der Commandant eines Paketboots weiß wohl, daß seine Passagiere die Hauptsache sind, während der eines Kriegsschiffs sie immer für eine Last und Plage ansieht, und ihre mannichfachen Vergehen gegen die Pedanterie des Verdecks eines Schiffes der königlichen Marine ihm ein Gräuel sind. Man will einen Commissär für die Waaren u. s. w. einschiffen, allein in solchen Dingen ist auf keine Wohlfeilheit und Gefälligkeit zu rechnen als durch das persönliche Interesse, das ein administrativer Beamter nie haben kann. Ein anderer Fehler ist, daß die Schiffe zu schwer für Post- und Passagierschiffe und zu leicht für Kriegsschiffe werden; wenn man zwei so verschiedene Zwecke erreichen will, so ermangelt man nie beide zu verfehlen. Aber die französische Administration kann sich nicht daran gewöhnen das, was geschehen soll, dem Privatinteresse und der Privatthätigkeit zu überlassen. Ein noch viel sonderbareres Zeichen des Geistes, der in Finanzsachen hier herrscht, ist aber der Vorschlag, eine Zuckerregie in der Art der Tabaksregie zu errichten. Er wurde dem Ministerium vor der Debatte über das letzte Gesetz gemacht, aber von ihm nicht angenommen. Da aber Jedermann wohl weiß, daß das neue Gesetz nicht dauern kann, so verzweifeln die Plusmacher noch nicht daran, sondern haben ihn in dem letzten Heft der Revue des deux Mondes, deren politisches Bulletin, in dem der Plan steht, ministeriell ist, wieder vorgebracht. Das Project besteht darin, daß der Staat 80 Mill. Kilogramme Zucker in den Colonien, und 40 Mill. in den einheimischen Fabriken kaufe, und ihn im Detail verkaufen lasse, um den Schwierigkeiten zu entgehen, welche durch die Ungleichheit der Steuer und die Concurrenz der beiden Culturen entstehen. Es ist nicht denkbar, daß diese Nachahmung des Systems des Pascha's von Aegypten je in den Kammern durchgehe, aber es ist merkwürdig, daß ein Vorschlag dieser Art heutigen Tags öffentlich gemacht werden kann. Niederlande. _ Amsterdam, 21 Mai. Beriot und Thalberg sind hier anwesend, und werden wohl öffentlich auftreten. – Man erwartet hier einen Abgeordneten der Israeliten zu Damaskus, welcher bereits die Oberrabbiner anderer Staaten besucht hat, und sich von hier nach London begeben wird. – Der Staatsminister Baron van Zuylen van Nyevelt hat sich nach Brüssel begeben. – Der Gesetzentwurf, bezüglich der Verantwortlichkeit der Minister, hat in den Abtheilungen der zweiten Kammer der Generalstaaten vielfachen Anstand gefunden; nur wenige Mitglieder konnten den Gesetzesentwurf für genügend finden. – Nach Mittheilungen aus Gröningen sind daselbst in der Nacht vom 18 auf den 19 d. drei Personen verhaftet worden, welche öffentlich Schmähreden gegen die Regierung ausstießen. Unter den Verhafteten befindet sich auch der Drucker und Herausgeber des Oppositionsblattes „Tolk der Vryheid.“ Strenge Verhöre wurden am 19 mit den Verhafteten angestellt. Offenbar treibt in Gröningen eine, wenn auch schwache, doch übelgesinnte Partei ihr Wesen. Die Garnisonen zu Gröningen und Leeuwarden sind auch durch Cavallerie verstärkt worden, doch sind die Gerüchte von allgemeiner Aufregung in der Provinz Vriesland offenbar übertrieben. Italien. _ Rom, 19 Mai. Alle Nachrichten aus Sicilien, welche früher Besorgniß erregend waren, lauten gegenwärtig übereinstimmend ganz beruhigend, indem alle angestellten Versuche der Ruhestörer, die Bewohner dieser Insel zum Aufstand gegen die bestehende Regierung zu bringen, gescheitert sind. Der König von Neapel gedenkt nach Beendigung der Inspection des Militärs seinen Rückweg über Reggio in Calabrien nach seiner Hauptstadt zu nehmen. – Der für den Norden ernannte und in den öffentlichen Blättern vielfach besprochene apostolische Vicar, Bischof Laurent, ist hier eingetroffen, wo er sich längere Zeit aufzuhalten gedenkt. – Auch der durch seine Gelehrsamkeit bekannte Bischof von Vicenza, Monsignore Capellari, befindet sich hier. – Gestern wurden dem heiligen Vater in dem großen Saal der vaticanischen Bibliothek durch den k. k. österreichischen Botschafter, Grafen v. Lützow, Graf und Gräfin Karolyi, Graf und Gräfin Boromeo und Gräfin Dietrichstein, sämmtlich mit ihren Kindern vorgestellt. _ Von der italienischen Gränze, 20 Mai. Man schreibt aus Rom, daß daselbst die Nachricht von der Festnahme des Bischofs von Podlachien eingegangen war. Sie soll große Aufregung bei dem gesammten hohen Clerus hervorgebracht haben. Die russische Regierung hat, dem Vernehmen nach, schon seit mehrern Jahren über den Bischof Klagen geführt, die auch von dem heiligen Stuhl insofern berücksichtigt worden seyn sollen, daß man dem Bischof mehr Mäßigung anrieth. Allein er ließ sich in seinem Eifer nicht stören, sondern entwickelte seltene Energie, um das, was er die Rechte der römischen Kirche nannte, zu bewahren und zu vertheidigen. Er gerieth dadurch in fortwährende Collisionen mit der Regierung, die, nachdem sie mehrere fruchtlose Versuche gemacht hatte, seine Entfernung von dem päpstlichen Stuhle zu erlangen, sich gezwungen glaubte, selbst Maaßregeln deßhalb ergreifen zu müssen. Der Bischof ward, heißt es, mittelst militärischer Escorte in seiner Diöcese aufgehoben und nach Rußland abgeführt. Seine Papiere sind von den russischen Behörden in Beschlag genommen und nach St. Petersburg zur Einsicht geschickt worden. Deutschland. _ München, 26 Mai. Aus Aschaffenburg sind heute nebst den erfreulichsten Berichten über das Befinden JJ. MM. auch mehrere allerhöchste Entschließungen angekommen. – In verwichener Nacht starb hier der königl. Oberappellationsgerichtsrath Leonhard Siebenwurst. – General v. Heideck's schöpferische Hand bereicherte die Ausstellung der letzten Woche in unserm Kunstverein mit einem Bilde, welches allgemein für eines der besten dieses geistreichen Dilettanten erkannt wird. In einem festen Schlosse in Spanien sieht man Guerillas auf den Wällen sich nach außen vertheidigen, unten im Hofraunt selbst liegt ein tödtlich Verwundeter, dem ein Priester Worte des Trostes zuspricht, dabei andere betend und den Sterbenden unterstützend; mehrere Gruppen von Reitern, Geistlichen und kriegerischen Männern in ihrer malerischen Nationaltracht füllen den übrigen Raum. Charaktervolle Schilderung jener kriegerischen Horden, geschmackvolle Anordnung der Gruppen, Vollendung und Durchbildung aller Theile, und eine südliche Farbengebung erheben dieses Bild im wirklichen Sinne des Worts zu einem Kunstwerk. _ Karlsruhe, 19 Mai. Berathung der zweiten Kammer über das Strafgesetz. Im §. 635 sind dem Untersuchungsrichter in Bezug auf die Fortsetzung der Untersuchung gegen Verhaftete verschiedene Fristen bestimmt, deren Versäumung, sofern die Gründe derselben nicht zu den Acten bemerkt werden, Geldstrafen, und wenn der Verzug länger als 30 Tage dauert, Dienstentlassung zur Folge hat. Schaaff, Christ und Baumgärtner tragen auf Streichung dieses Artikels an, da er eine unnöthige Belästigung der Beamten enthalte. Dieselben werden immer im Stande seyn, Gründe der Zögerung zu den Acten zu notiren, es koste aber nur Zeit, die zum Geschäft selbst zu verwenden wäre. Die Einhaltung der Fristen wäre übrigens größtentheils nicht möglich. Sander suchte nachzuweisen, daß doch einige Garantie in dieser Vorschrift

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 149. Augsburg, 28. Mai 1840, S. 1189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_149_18400528/5>, abgerufen am 18.12.2024.