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Allgemeine Zeitung. Nr. 140. Augsburg, 19. Mai 1840.

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dieses Ausschusses, den regelmäßigen Beistand der 15 Richter in Anspruch zu nehmen; 5) vollkommene Aufhebung der Kanzleijurisdiction des Schatzkammergerichts. Unter den allgemeinern Gründen für die Vermehrung der Justizsachen führt der Lordkanzler auch an die Errichtung der Eisenbahnen, "deren jede auf ihrem langen Laufe durch das Land die Interessen von wenigstens 1000 Personen verletze." Die Bill darf zum zweitenmal verlesen werden.

Sitzung vom 12 Mai. Bei Ueberreichung mehrerer Petitionen gegen den Opiumhandel mit China trägt Lord Stanhope von neuem auf eine Adresse an die Königin an, in welcher dieser der Wunsch ausgedrückt würde, jenen schändlichen Handel vollkommen zu unterdrücken. Lord Melbourne, den Antrag ablehnend, versucht zugleich das Betragen Capitän Elliots gegen verschiedene Anklagen zu vertheidigen, und wird hierin unterstützt durch den Herzog v. Wellington, der, vom politischen und militärischen Standpunkt aus, nicht nur Capitän Elliot zu rechtfertigen, sondern auch das Unweise eines sich Einmischens des Hauses in die einmal angefangenen Verhandlungen der Regierung mit China auseinanderzusetzen unternimmt.

Das M. Chronicle (11 Mai) enthält einen langen scharfen Artikel über Lord Stanley's politische Unweisheit bei Vorbringung seiner Bill über Verbesserung des irischen Wahlsystems, einer Bill, durch die er die Aussicht auf ein künftiges Peelministerium eben so zerstöre, als er früher durch seine Coercionsacte das Greyministerium aufgelöst habe. "Ob die Abfassung der Bill mehr Unkenntniß der irischen Verhältnisse oder mehr böse Gesinnung verrathe? Wir glauben beides. Denn was Sr. Lordschaft Kenntniß von Irland betrifft, so hat er sich mit diesem armen Lande ungefähr auf dieselbe Weise bekannt gemacht, wie jener Indianer in Nordamerika mit dem Bischof von Quebec. Als nämlich ein Reisender den Wilden frug, ob er den Bischof kenne, so antwortete dieser: was kennen! ich hab' ihn gegessen. So in der That hat Lord Stanley, so lange er Secretär für Irland war, gleich einem politischen Kannibalen die irischen Freiheiten und Rechte verschlungen, und denkt jetzt sich mit der ganzen Wahlverfassung eines Königreichs gütlich zu thun."

Der englisch-ausländische Mäßigkeitsverein feierte am 2 Mai seine neunte große Jahreszusammenkunft, bei welcher Gelegenheit sowohl vom Vorstand als von verschiedenen Mitgliedern Reden gehalten wurden. Die längste Rede war die des Bischofs von Norwich, der, anstatt des (abgehaltenen) Bischofs von London präsidirte, und theils über die Geschichte des Vereins im verflossenen Jahr berichtete, theils die allgemeine Bedeutung desselben für menschliche Tugend und Glückseligkeit durch neue Schlüsse und Urtheile zu entwickeln suchte. "Die in unserm Vereine ausgebrochene Spaltung zwischen Thee-Totalisten und Nicht-Theetotalisten, so wie den Schein des Lächerlichen und Mißbräuchlichen, der von vielen Seiten auf ihn gefallen ist, bedaur' ich um so mehr, je mehr ich überzeugt bin, daß die Hauptursache des menschlichen Elends auf allen Theilen der Erde in der Unmäßigkeit, die wir abschaffen wollen, wirklich zu suchen ist. Man hat ausgerechnet, daß die Menge geistiger Getränke, die jährlich in England verbraucht werden, hinreichen würde, um einen 100 Meilen langen, 30 Fuß tiefen und 5 Fuß breiten Strom zu füllen; und wie anders möchte ich einen solchen Strom nennen, als Strom des Todes, der zur Hölle führt? Eine andere merkwürdige Thatsache ist, daß, während die jährlichen Ausgaben der ganzen Bevölkerung für Brod 25,000,000 Pf St. betragen, die für starke Getränke sich auf 44,000,000 Pf. belaufen. - Was den unserm Verein gemachten Vorwurf betrifft, daß wir durch Ausrottung des Gebrauchs geistiger Getränke, den weit schrecklichern Gebrauch des Opiumkauens hervorgerufen hätten, so weiß ich nicht, inwiefern das Einreißen dieses Lasters wirklich begründet ist, beschwöre aber jeden unter uns sich seiner Verbreitung mit allen Kräften entgegenzusetzen." (Leider scheint auch nach den Aeußerungen einiger anderer Redner das Opiumkauen in England immer verbreiteter zu werden, und man kann hier nicht umhin an eine chinesische Nemesis zu denken.) "Besonders aufmerksam machen muß ich die Gesellschaft auf die von Pater Mathew in Irland gethanen Wunder, und zugleich bedauern, daß die protestantische Kirche bis jetzt noch keinen ähnlichen Kämpfer für Mäßigkeit hervorgebracht hat. Hinsichtlich der einzelnen vorgekommenen Fälle von Mäßigkeitsübertreibung, so halt' ich solche Uebertreibungen von der Einführung einer jeder neuen großen Volkssitte für unzertrennlich; und würde selbst, könnte ich dadurch das größere Uebel der Unmäßigkeit abschaffen, den Enthusiasmus für vollkommene Enthaltsamkeit zu erwecken und befördern suchen." - Letztere Ansicht des Präsidenten gesteht Lord Teignmouth nicht ganz theilen zu können und bedauert, daß nicht nur in England, sondern auch in Amerika und Schweden viele Leute so "unmäßig mäßig" wären. (Nach dem M. Chronicle vom 4 Mai.)

Frankreich.

Die Commission, welche in der Pairskammer zur Berichterstattung über den von den Deputirten bereits angenommenen Gesetzesentwurf in Betreff der Rentenumwandlung gewählt worden, besteht sämmtlich aus Gegnern des Entwurfs, an ihrer Spitze steht Graf Mole.

Die Pairskammer nahm in ihrer Sitzung vom 12 Mai nach achttägiger Debatte, die wenig Interesse bot, den Expropriationsgesetzesentwurf mit 102 gegen 11 Stimmen an. Am 13 Mai beschäftigte sich die Kammer mit dem von der Regierung verlangten außerordentlichen Credit von 1,500,000 Fr. für unvorhergesehene Ausgaben in Südamerika. Der Vicomte Dubouchage erklärte, er werde nicht gegen den verlangten Credit votiren, ja er wolle gern seinerseites noch zwei Millionen mehr bewilligen, wünsche aber, daß der Streit mit Buenos-Ayres energischer geführt und endlich einmal ein für alle dort leidenden Interessen günstiges Resultat erreicht werde. Hr. Thiers antwortete, die gegen Buenos-Ayres angewendeten Maaßregeln seyen zwar nicht von der gegenwärtigen Verwaltung ausgegangen, doch übernehme sie deren Verantwortlichkeit ganz und gar, denn die Maaßregeln seyen nur die unvermeidliche Folge der Ereignisse gewesen. Der Ministerpräsident wiederholte in Kürze die Ursachen des Streites, welchen die von den in Buenos-Ayres ansässigen Franzosen erlittenen Bedrückungen veranlaßt hatten. Außer dem Schaden, den dadurch französische Unterthanen erfahren, sey es auch für Frankreich eine Beschämung gewesen, daß nur die Engländer und Amerikaner in Buenos-Ayres den Unterthanen der begünstigtsten Nation gleich behandelt wurden. "Die Regierung von Montevideo - sagte Hr. Thiers - ist gestürzt und durch eine andere mit uns verbündete Regierung ersetzt worden. Diese Regierung hat unsere Partei gegen Rosas ergriffen und wir haben Hoffnung, daß Ribeira den Krieg für seine und unsere Rechnung bald beendigen wird. In diesem Falle wird Frankreich nicht nöthig haben, zu einer Expedition seine Zuflucht zu nehmen, welche viel Geld und viel Blut kosten würde. Wir müssen erst alle Mittel erschöpfen, ehe wir zum Aeußersten schreiten. Wenn dieselben nicht hinreichen, Frankreichs Ehre zu rächen, so werden wir nicht zaudern, eine entscheidende Expedition zu

dieses Ausschusses, den regelmäßigen Beistand der 15 Richter in Anspruch zu nehmen; 5) vollkommene Aufhebung der Kanzleijurisdiction des Schatzkammergerichts. Unter den allgemeinern Gründen für die Vermehrung der Justizsachen führt der Lordkanzler auch an die Errichtung der Eisenbahnen, „deren jede auf ihrem langen Laufe durch das Land die Interessen von wenigstens 1000 Personen verletze.“ Die Bill darf zum zweitenmal verlesen werden.

Sitzung vom 12 Mai. Bei Ueberreichung mehrerer Petitionen gegen den Opiumhandel mit China trägt Lord Stanhope von neuem auf eine Adresse an die Königin an, in welcher dieser der Wunsch ausgedrückt würde, jenen schändlichen Handel vollkommen zu unterdrücken. Lord Melbourne, den Antrag ablehnend, versucht zugleich das Betragen Capitän Elliots gegen verschiedene Anklagen zu vertheidigen, und wird hierin unterstützt durch den Herzog v. Wellington, der, vom politischen und militärischen Standpunkt aus, nicht nur Capitän Elliot zu rechtfertigen, sondern auch das Unweise eines sich Einmischens des Hauses in die einmal angefangenen Verhandlungen der Regierung mit China auseinanderzusetzen unternimmt.

Das M. Chronicle (11 Mai) enthält einen langen scharfen Artikel über Lord Stanley's politische Unweisheit bei Vorbringung seiner Bill über Verbesserung des irischen Wahlsystems, einer Bill, durch die er die Aussicht auf ein künftiges Peelministerium eben so zerstöre, als er früher durch seine Coercionsacte das Greyministerium aufgelöst habe. „Ob die Abfassung der Bill mehr Unkenntniß der irischen Verhältnisse oder mehr böse Gesinnung verrathe? Wir glauben beides. Denn was Sr. Lordschaft Kenntniß von Irland betrifft, so hat er sich mit diesem armen Lande ungefähr auf dieselbe Weise bekannt gemacht, wie jener Indianer in Nordamerika mit dem Bischof von Quebec. Als nämlich ein Reisender den Wilden frug, ob er den Bischof kenne, so antwortete dieser: was kennen! ich hab' ihn gegessen. So in der That hat Lord Stanley, so lange er Secretär für Irland war, gleich einem politischen Kannibalen die irischen Freiheiten und Rechte verschlungen, und denkt jetzt sich mit der ganzen Wahlverfassung eines Königreichs gütlich zu thun.“

Der englisch-ausländische Mäßigkeitsverein feierte am 2 Mai seine neunte große Jahreszusammenkunft, bei welcher Gelegenheit sowohl vom Vorstand als von verschiedenen Mitgliedern Reden gehalten wurden. Die längste Rede war die des Bischofs von Norwich, der, anstatt des (abgehaltenen) Bischofs von London präsidirte, und theils über die Geschichte des Vereins im verflossenen Jahr berichtete, theils die allgemeine Bedeutung desselben für menschliche Tugend und Glückseligkeit durch neue Schlüsse und Urtheile zu entwickeln suchte. „Die in unserm Vereine ausgebrochene Spaltung zwischen Thee-Totalisten und Nicht-Theetotalisten, so wie den Schein des Lächerlichen und Mißbräuchlichen, der von vielen Seiten auf ihn gefallen ist, bedaur' ich um so mehr, je mehr ich überzeugt bin, daß die Hauptursache des menschlichen Elends auf allen Theilen der Erde in der Unmäßigkeit, die wir abschaffen wollen, wirklich zu suchen ist. Man hat ausgerechnet, daß die Menge geistiger Getränke, die jährlich in England verbraucht werden, hinreichen würde, um einen 100 Meilen langen, 30 Fuß tiefen und 5 Fuß breiten Strom zu füllen; und wie anders möchte ich einen solchen Strom nennen, als Strom des Todes, der zur Hölle führt? Eine andere merkwürdige Thatsache ist, daß, während die jährlichen Ausgaben der ganzen Bevölkerung für Brod 25,000,000 Pf St. betragen, die für starke Getränke sich auf 44,000,000 Pf. belaufen. – Was den unserm Verein gemachten Vorwurf betrifft, daß wir durch Ausrottung des Gebrauchs geistiger Getränke, den weit schrecklichern Gebrauch des Opiumkauens hervorgerufen hätten, so weiß ich nicht, inwiefern das Einreißen dieses Lasters wirklich begründet ist, beschwöre aber jeden unter uns sich seiner Verbreitung mit allen Kräften entgegenzusetzen.“ (Leider scheint auch nach den Aeußerungen einiger anderer Redner das Opiumkauen in England immer verbreiteter zu werden, und man kann hier nicht umhin an eine chinesische Nemesis zu denken.) „Besonders aufmerksam machen muß ich die Gesellschaft auf die von Pater Mathew in Irland gethanen Wunder, und zugleich bedauern, daß die protestantische Kirche bis jetzt noch keinen ähnlichen Kämpfer für Mäßigkeit hervorgebracht hat. Hinsichtlich der einzelnen vorgekommenen Fälle von Mäßigkeitsübertreibung, so halt' ich solche Uebertreibungen von der Einführung einer jeder neuen großen Volkssitte für unzertrennlich; und würde selbst, könnte ich dadurch das größere Uebel der Unmäßigkeit abschaffen, den Enthusiasmus für vollkommene Enthaltsamkeit zu erwecken und befördern suchen.“ – Letztere Ansicht des Präsidenten gesteht Lord Teignmouth nicht ganz theilen zu können und bedauert, daß nicht nur in England, sondern auch in Amerika und Schweden viele Leute so „unmäßig mäßig“ wären. (Nach dem M. Chronicle vom 4 Mai.)

Frankreich.

Die Commission, welche in der Pairskammer zur Berichterstattung über den von den Deputirten bereits angenommenen Gesetzesentwurf in Betreff der Rentenumwandlung gewählt worden, besteht sämmtlich aus Gegnern des Entwurfs, an ihrer Spitze steht Graf Molé.

Die Pairskammer nahm in ihrer Sitzung vom 12 Mai nach achttägiger Debatte, die wenig Interesse bot, den Expropriationsgesetzesentwurf mit 102 gegen 11 Stimmen an. Am 13 Mai beschäftigte sich die Kammer mit dem von der Regierung verlangten außerordentlichen Credit von 1,500,000 Fr. für unvorhergesehene Ausgaben in Südamerika. Der Vicomte Dubouchage erklärte, er werde nicht gegen den verlangten Credit votiren, ja er wolle gern seinerseites noch zwei Millionen mehr bewilligen, wünsche aber, daß der Streit mit Buenos-Ayres energischer geführt und endlich einmal ein für alle dort leidenden Interessen günstiges Resultat erreicht werde. Hr. Thiers antwortete, die gegen Buenos-Ayres angewendeten Maaßregeln seyen zwar nicht von der gegenwärtigen Verwaltung ausgegangen, doch übernehme sie deren Verantwortlichkeit ganz und gar, denn die Maaßregeln seyen nur die unvermeidliche Folge der Ereignisse gewesen. Der Ministerpräsident wiederholte in Kürze die Ursachen des Streites, welchen die von den in Buenos-Ayres ansässigen Franzosen erlittenen Bedrückungen veranlaßt hatten. Außer dem Schaden, den dadurch französische Unterthanen erfahren, sey es auch für Frankreich eine Beschämung gewesen, daß nur die Engländer und Amerikaner in Buenos-Ayres den Unterthanen der begünstigtsten Nation gleich behandelt wurden. „Die Regierung von Montevideo – sagte Hr. Thiers – ist gestürzt und durch eine andere mit uns verbündete Regierung ersetzt worden. Diese Regierung hat unsere Partei gegen Rosas ergriffen und wir haben Hoffnung, daß Ribeira den Krieg für seine und unsere Rechnung bald beendigen wird. In diesem Falle wird Frankreich nicht nöthig haben, zu einer Expedition seine Zuflucht zu nehmen, welche viel Geld und viel Blut kosten würde. Wir müssen erst alle Mittel erschöpfen, ehe wir zum Aeußersten schreiten. Wenn dieselben nicht hinreichen, Frankreichs Ehre zu rächen, so werden wir nicht zaudern, eine entscheidende Expedition zu

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[1114/0002] dieses Ausschusses, den regelmäßigen Beistand der 15 Richter in Anspruch zu nehmen; 5) vollkommene Aufhebung der Kanzleijurisdiction des Schatzkammergerichts. Unter den allgemeinern Gründen für die Vermehrung der Justizsachen führt der Lordkanzler auch an die Errichtung der Eisenbahnen, „deren jede auf ihrem langen Laufe durch das Land die Interessen von wenigstens 1000 Personen verletze.“ Die Bill darf zum zweitenmal verlesen werden. Sitzung vom 12 Mai. Bei Ueberreichung mehrerer Petitionen gegen den Opiumhandel mit China trägt Lord Stanhope von neuem auf eine Adresse an die Königin an, in welcher dieser der Wunsch ausgedrückt würde, jenen schändlichen Handel vollkommen zu unterdrücken. Lord Melbourne, den Antrag ablehnend, versucht zugleich das Betragen Capitän Elliots gegen verschiedene Anklagen zu vertheidigen, und wird hierin unterstützt durch den Herzog v. Wellington, der, vom politischen und militärischen Standpunkt aus, nicht nur Capitän Elliot zu rechtfertigen, sondern auch das Unweise eines sich Einmischens des Hauses in die einmal angefangenen Verhandlungen der Regierung mit China auseinanderzusetzen unternimmt. Das M. Chronicle (11 Mai) enthält einen langen scharfen Artikel über Lord Stanley's politische Unweisheit bei Vorbringung seiner Bill über Verbesserung des irischen Wahlsystems, einer Bill, durch die er die Aussicht auf ein künftiges Peelministerium eben so zerstöre, als er früher durch seine Coercionsacte das Greyministerium aufgelöst habe. „Ob die Abfassung der Bill mehr Unkenntniß der irischen Verhältnisse oder mehr böse Gesinnung verrathe? Wir glauben beides. Denn was Sr. Lordschaft Kenntniß von Irland betrifft, so hat er sich mit diesem armen Lande ungefähr auf dieselbe Weise bekannt gemacht, wie jener Indianer in Nordamerika mit dem Bischof von Quebec. Als nämlich ein Reisender den Wilden frug, ob er den Bischof kenne, so antwortete dieser: was kennen! ich hab' ihn gegessen. So in der That hat Lord Stanley, so lange er Secretär für Irland war, gleich einem politischen Kannibalen die irischen Freiheiten und Rechte verschlungen, und denkt jetzt sich mit der ganzen Wahlverfassung eines Königreichs gütlich zu thun.“ Der englisch-ausländische Mäßigkeitsverein feierte am 2 Mai seine neunte große Jahreszusammenkunft, bei welcher Gelegenheit sowohl vom Vorstand als von verschiedenen Mitgliedern Reden gehalten wurden. Die längste Rede war die des Bischofs von Norwich, der, anstatt des (abgehaltenen) Bischofs von London präsidirte, und theils über die Geschichte des Vereins im verflossenen Jahr berichtete, theils die allgemeine Bedeutung desselben für menschliche Tugend und Glückseligkeit durch neue Schlüsse und Urtheile zu entwickeln suchte. „Die in unserm Vereine ausgebrochene Spaltung zwischen Thee-Totalisten und Nicht-Theetotalisten, so wie den Schein des Lächerlichen und Mißbräuchlichen, der von vielen Seiten auf ihn gefallen ist, bedaur' ich um so mehr, je mehr ich überzeugt bin, daß die Hauptursache des menschlichen Elends auf allen Theilen der Erde in der Unmäßigkeit, die wir abschaffen wollen, wirklich zu suchen ist. Man hat ausgerechnet, daß die Menge geistiger Getränke, die jährlich in England verbraucht werden, hinreichen würde, um einen 100 Meilen langen, 30 Fuß tiefen und 5 Fuß breiten Strom zu füllen; und wie anders möchte ich einen solchen Strom nennen, als Strom des Todes, der zur Hölle führt? Eine andere merkwürdige Thatsache ist, daß, während die jährlichen Ausgaben der ganzen Bevölkerung für Brod 25,000,000 Pf St. betragen, die für starke Getränke sich auf 44,000,000 Pf. belaufen. – Was den unserm Verein gemachten Vorwurf betrifft, daß wir durch Ausrottung des Gebrauchs geistiger Getränke, den weit schrecklichern Gebrauch des Opiumkauens hervorgerufen hätten, so weiß ich nicht, inwiefern das Einreißen dieses Lasters wirklich begründet ist, beschwöre aber jeden unter uns sich seiner Verbreitung mit allen Kräften entgegenzusetzen.“ (Leider scheint auch nach den Aeußerungen einiger anderer Redner das Opiumkauen in England immer verbreiteter zu werden, und man kann hier nicht umhin an eine chinesische Nemesis zu denken.) „Besonders aufmerksam machen muß ich die Gesellschaft auf die von Pater Mathew in Irland gethanen Wunder, und zugleich bedauern, daß die protestantische Kirche bis jetzt noch keinen ähnlichen Kämpfer für Mäßigkeit hervorgebracht hat. Hinsichtlich der einzelnen vorgekommenen Fälle von Mäßigkeitsübertreibung, so halt' ich solche Uebertreibungen von der Einführung einer jeder neuen großen Volkssitte für unzertrennlich; und würde selbst, könnte ich dadurch das größere Uebel der Unmäßigkeit abschaffen, den Enthusiasmus für vollkommene Enthaltsamkeit zu erwecken und befördern suchen.“ – Letztere Ansicht des Präsidenten gesteht Lord Teignmouth nicht ganz theilen zu können und bedauert, daß nicht nur in England, sondern auch in Amerika und Schweden viele Leute so „unmäßig mäßig“ wären. (Nach dem M. Chronicle vom 4 Mai.) Frankreich. _ Paris, 14 Mai. Die Commission, welche in der Pairskammer zur Berichterstattung über den von den Deputirten bereits angenommenen Gesetzesentwurf in Betreff der Rentenumwandlung gewählt worden, besteht sämmtlich aus Gegnern des Entwurfs, an ihrer Spitze steht Graf Molé. Die Pairskammer nahm in ihrer Sitzung vom 12 Mai nach achttägiger Debatte, die wenig Interesse bot, den Expropriationsgesetzesentwurf mit 102 gegen 11 Stimmen an. Am 13 Mai beschäftigte sich die Kammer mit dem von der Regierung verlangten außerordentlichen Credit von 1,500,000 Fr. für unvorhergesehene Ausgaben in Südamerika. Der Vicomte Dubouchage erklärte, er werde nicht gegen den verlangten Credit votiren, ja er wolle gern seinerseites noch zwei Millionen mehr bewilligen, wünsche aber, daß der Streit mit Buenos-Ayres energischer geführt und endlich einmal ein für alle dort leidenden Interessen günstiges Resultat erreicht werde. Hr. Thiers antwortete, die gegen Buenos-Ayres angewendeten Maaßregeln seyen zwar nicht von der gegenwärtigen Verwaltung ausgegangen, doch übernehme sie deren Verantwortlichkeit ganz und gar, denn die Maaßregeln seyen nur die unvermeidliche Folge der Ereignisse gewesen. Der Ministerpräsident wiederholte in Kürze die Ursachen des Streites, welchen die von den in Buenos-Ayres ansässigen Franzosen erlittenen Bedrückungen veranlaßt hatten. Außer dem Schaden, den dadurch französische Unterthanen erfahren, sey es auch für Frankreich eine Beschämung gewesen, daß nur die Engländer und Amerikaner in Buenos-Ayres den Unterthanen der begünstigtsten Nation gleich behandelt wurden. „Die Regierung von Montevideo – sagte Hr. Thiers – ist gestürzt und durch eine andere mit uns verbündete Regierung ersetzt worden. Diese Regierung hat unsere Partei gegen Rosas ergriffen und wir haben Hoffnung, daß Ribeira den Krieg für seine und unsere Rechnung bald beendigen wird. In diesem Falle wird Frankreich nicht nöthig haben, zu einer Expedition seine Zuflucht zu nehmen, welche viel Geld und viel Blut kosten würde. Wir müssen erst alle Mittel erschöpfen, ehe wir zum Aeußersten schreiten. Wenn dieselben nicht hinreichen, Frankreichs Ehre zu rächen, so werden wir nicht zaudern, eine entscheidende Expedition zu

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 140. Augsburg, 19. Mai 1840, S. 1114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_140_18400519/2>, abgerufen am 23.11.2024.