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Allgemeine Zeitung. Nr. 127. Augsburg, 6. Mai 1840.

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Wissenschaftliches und Litterarisches aus Rußland.

Unsere Akademie der Wissenschaften besetzte kürzlich die durch den Tod zweier Mitglieder, der Akademiker Bongard und Tarchanow, vacant gewordenen Stellen. Die HH. Meyer und Jakobi wurden gewählt. Letzterer fürs Fach der Mechanik. Professor Jakobi, der bisher an der Dorpat'schen Universität für den Lehrstuhl der Baukunst angestellt war, hält sich hier schon sechs Jahre auf, fortdauernd mit der Lösung seiner Aufgabe beschäftigt, die Elektricität auf die Dampfschifffahrt anwendbar zu machen. Die Stelle des im December 1838 hier abgeschiedenen Akademikers Herrmann ward jüngst durch den auch als Archäolog bekannten Keppen besetzt.

Auch im vergangenen Jahr suchte die Akademie ihre verschiedenen wissenschaftlichen Collectionen ansehnlich zu erweitern, und sparte dabei keine Kosten. So acquirirte sie für die Summe von 40,000 Banco-Rubel die an chinesischen, mandschurischen, japanischen und mongolischen Handschriften reiche Sammlung des verstorbenen Barons Schilling v. Canstein; an ihr besitzt sie einen wahren Schatz, denn sie zählt allein an mongolischen und tibetanischen Manuscripten gegen 900 Hefte, von welchen zwei über die Religion des Buddhaismus handeln. Das asiatische Cabinet der Akademie erhielt ansehnlichen Zuwachs durch die Bemühungen des Finanzministers und unsers vormaligen Gesandten in Persien, des Grafen Simonitsch. Letzterer ließ ihr auch einige neuerlich in Persien gedruckte Werke zukommen. Graf Medem, unser Generalconsul in Aegypten, hat ihr 65 in der Bulak'schen Druckerei Mehemed Ali's erschienene Bücher zugesandt. Der Feldmarschall Paskewitsch übersandte ihrem naturgeschichtlichen Cabinet neulich mehrere werthvolle Beiträge, unter andern eine Sammlung von Eiern von 123 in Polen heimischen Vögelgattungen.

Seit den letzten fünfzehn Jahren entfaltet die Akademie für Ausführung vielseitiger wissenschaftlicher Zwecke einen Eifer, der Staunen erregt, und ihr unter den thätigsten europäischen Akademien einen ehrenvollen Platz anweist. Ihre vielen Arbeiten sowohl im allgemeinen Interesse, als im Interesse der Wissenschaften und Gewerbe insbesondere, verdienen daher eine größere Publicität, als sie ihnen bis jetzt zu Theil geworden. In dieser Absicht gebe ich Ihnen hier einen kurzen Abriß von ihren wichtigern wissenschaftlichen Unternehmungen, deren Ausführung in den letzten Monaten zum Theil begonnen hat.

Auf den Vorschlag des Generallieutenants Gortschakow, Generalgouverneurs von Westsibirien, setzte die Conferenz der Akademie aus ihrer Mitte ein Comite nieder, das einen Plan zur Ausrüstung einer wissenschaftlichen Expedition zu entwerfen hat, der die physische und ethnographische Erforschung von ganz Sibirien obliegt. Dieses Comite hat sich sehr eifrig mit den vorbereitenden Arbeiten beschäftigt, und die beiden Generalgouverneure Sibiriens haben ihr die thätigste Unterstützung bei Ausführung ihres Unternehmens zugesagt. Die Akademie erwartet nur noch, ehe die Expedition von hier abgehen kann, von beiden Generalgouverneuren die Beantwortung einiger Fragen, örtliche Verhältnisse, besonders die des Transports durch die hohen Breitegrade betreffend. Nächst dem Gebiete der Naturkunde und Ethnographie Sibiriens liegt der Expedition auch die Erforschung der dortigen Alterthümer, der Sprachen der Volksstämme ob.

Eine zweite wissenschaftliche Expedition, von welcher man hier schon seit zwei Jahren spricht, beabsichtigt eine genaue Erforschung des Aralsees und der ihm angränzenden Ländergebiete. Auf höchsten Befehl entwarf die Akademie ein darauf bezügliches Memoire, in dem sie auf die außerordentliche Wichtigkeit hindeutete, welche dieses Unternehmen für die geschichtlichen, geographischen und mercantilischen Interessen haben würde, bestimmte die Größe der Expedition und die Richtung, der sie zu folgen, wie die Gegenstände, die sie zu erforschen hätte. Dieses Memoire erfreute sich der höchsten Zustimmung, ist aber jetzt bis auf einen günstigern Zeitpunkt ausgesetzt.

Ein Hr. v. Tschihatschew übergab schon vor einiger Zeit der Akademie einen Plan, nach dem er auf eigene Kosten in rein wissenschaftlichen Zwecken Mittelasien bereisen wollte. Um aber diese Reise mit größerer Sicherheit auszuführen, erbat er sich dazu den Schutz der Regierung und eine mäßige Geldunterstützung. Beide sind ihm gewährt worden, und er hat sich der Expedition des Generallieutenants Perowsky nach Chiwa angeschlossen, von wo er durch die Nachbarstaaten tiefer nach Mittelasien bis Tibet und die große Tartarei vorzudringen gedachte.

Die Akademie ist jetzt auch bemüht, aus unsern alle zehn Jahre in Peking sich erneuernden geistlichen Missionen, wie aus unsern mercantilischen Verbindungen mit China Vortheil für die Wissenschaften zu ziehen. Ueber die Mittel, wie diese wissenschaftlichen Forschungen von den Missionen und unsern an dem dortigen Handel betheiligten Compagnien am zweckmäßigsten auszuführen wären, übergab die Akademie dem Minister jüngst ein sehr interessantes Memoire.

Es ist außer Zweifel, daß Hr. Gaimard, bekannt durch seine vorjährige wissenschaftliche Reise nach Spitzbergen, im nächsten Frühjahr von unserm Norden aus eine zweite Expedition in jene Polargegenden zu unternehmen beabsichtigt, bei der er weiter denn das erstemal vorzudringen und auch Grönland und Island zu besuchen gedenkt. Auf die Anregung unserer Akademie werden sich dieser interessanten wissenschaftlichen Reise einige unserer russischen Gelehrten anschließen.

Akademiker v. Baer, dessen erste Reise, im Jahr 1837 nach Nowaja-Semlja unternommen, schon reich an naturwissenschaftlichen Resultaten war, beabsichtigt zur Vervollständigung seiner Forschungen noch eine zweite Reise in unsern hohen Norden, und erwartet dazu nur den ersten günstigen Moment. Dieser ausgezeichnete Gelehrte, voll lebendigen Eifers für seine Wissenschaft, die Naturkunde, läßt sich durch das unglückliche Ereigniß, das Hrn. Ziwolka betroffen, von seinem Plan, eine zweite Reise nach Nowaja-Semlja zu unternehmen, keineswegs abschrecken. Hr. Ziwolka ward im Jahr 1838, mit einer darauf bezüglichen Instruction versehen, von der Akademie beauftragt, die nordwestlichen Ufer jener Insel aufzunehmen. Diese Expedition fand leider in den dortigen Eisgefilden ihren Untergang.

Auch unsere amerikanischen Colonien sind in der letzten Zeit der Aufmerksamkeit der Akademie in wissenschaftlicher Beziehung nicht entgangen. Sie hat den jüngst von hier dahin abgegangenen neuen Befehlshaber, den Flottecapitän Etholin, beauftragt, die Ebbe- und Fluthperioden in jenen Gegenden genau zu beobachten, und ihn für diesen Gegenstand mit ihren besondern Instructionen versehen. Von ihrem kürzlich dahin abgeschickten Präparator, Hrn. Wosnesensky, der zu einem dreijährigen Aufenthalt in den Colonien autorisirt ist, erwartet sie gleichfalls wichtige Bereicherungen für ihre naturgeschichtlichen Cabinette. Er ist beauftragt, eine möglichst vollständige Sammlung von allen diesem Landstrich eigenen Naturerzeugnissen zu

Wissenschaftliches und Litterarisches aus Rußland.

Unsere Akademie der Wissenschaften besetzte kürzlich die durch den Tod zweier Mitglieder, der Akademiker Bongard und Tarchanow, vacant gewordenen Stellen. Die HH. Meyer und Jakobi wurden gewählt. Letzterer fürs Fach der Mechanik. Professor Jakobi, der bisher an der Dorpat'schen Universität für den Lehrstuhl der Baukunst angestellt war, hält sich hier schon sechs Jahre auf, fortdauernd mit der Lösung seiner Aufgabe beschäftigt, die Elektricität auf die Dampfschifffahrt anwendbar zu machen. Die Stelle des im December 1838 hier abgeschiedenen Akademikers Herrmann ward jüngst durch den auch als Archäolog bekannten Keppen besetzt.

Auch im vergangenen Jahr suchte die Akademie ihre verschiedenen wissenschaftlichen Collectionen ansehnlich zu erweitern, und sparte dabei keine Kosten. So acquirirte sie für die Summe von 40,000 Banco-Rubel die an chinesischen, mandschurischen, japanischen und mongolischen Handschriften reiche Sammlung des verstorbenen Barons Schilling v. Canstein; an ihr besitzt sie einen wahren Schatz, denn sie zählt allein an mongolischen und tibetanischen Manuscripten gegen 900 Hefte, von welchen zwei über die Religion des Buddhaismus handeln. Das asiatische Cabinet der Akademie erhielt ansehnlichen Zuwachs durch die Bemühungen des Finanzministers und unsers vormaligen Gesandten in Persien, des Grafen Simonitsch. Letzterer ließ ihr auch einige neuerlich in Persien gedruckte Werke zukommen. Graf Medem, unser Generalconsul in Aegypten, hat ihr 65 in der Bulak'schen Druckerei Mehemed Ali's erschienene Bücher zugesandt. Der Feldmarschall Paskewitsch übersandte ihrem naturgeschichtlichen Cabinet neulich mehrere werthvolle Beiträge, unter andern eine Sammlung von Eiern von 123 in Polen heimischen Vögelgattungen.

Seit den letzten fünfzehn Jahren entfaltet die Akademie für Ausführung vielseitiger wissenschaftlicher Zwecke einen Eifer, der Staunen erregt, und ihr unter den thätigsten europäischen Akademien einen ehrenvollen Platz anweist. Ihre vielen Arbeiten sowohl im allgemeinen Interesse, als im Interesse der Wissenschaften und Gewerbe insbesondere, verdienen daher eine größere Publicität, als sie ihnen bis jetzt zu Theil geworden. In dieser Absicht gebe ich Ihnen hier einen kurzen Abriß von ihren wichtigern wissenschaftlichen Unternehmungen, deren Ausführung in den letzten Monaten zum Theil begonnen hat.

Auf den Vorschlag des Generallieutenants Gortschakow, Generalgouverneurs von Westsibirien, setzte die Conferenz der Akademie aus ihrer Mitte ein Comité nieder, das einen Plan zur Ausrüstung einer wissenschaftlichen Expedition zu entwerfen hat, der die physische und ethnographische Erforschung von ganz Sibirien obliegt. Dieses Comité hat sich sehr eifrig mit den vorbereitenden Arbeiten beschäftigt, und die beiden Generalgouverneure Sibiriens haben ihr die thätigste Unterstützung bei Ausführung ihres Unternehmens zugesagt. Die Akademie erwartet nur noch, ehe die Expedition von hier abgehen kann, von beiden Generalgouverneuren die Beantwortung einiger Fragen, örtliche Verhältnisse, besonders die des Transports durch die hohen Breitegrade betreffend. Nächst dem Gebiete der Naturkunde und Ethnographie Sibiriens liegt der Expedition auch die Erforschung der dortigen Alterthümer, der Sprachen der Volksstämme ob.

Eine zweite wissenschaftliche Expedition, von welcher man hier schon seit zwei Jahren spricht, beabsichtigt eine genaue Erforschung des Aralsees und der ihm angränzenden Ländergebiete. Auf höchsten Befehl entwarf die Akademie ein darauf bezügliches Memoire, in dem sie auf die außerordentliche Wichtigkeit hindeutete, welche dieses Unternehmen für die geschichtlichen, geographischen und mercantilischen Interessen haben würde, bestimmte die Größe der Expedition und die Richtung, der sie zu folgen, wie die Gegenstände, die sie zu erforschen hätte. Dieses Memoire erfreute sich der höchsten Zustimmung, ist aber jetzt bis auf einen günstigern Zeitpunkt ausgesetzt.

Ein Hr. v. Tschihatschew übergab schon vor einiger Zeit der Akademie einen Plan, nach dem er auf eigene Kosten in rein wissenschaftlichen Zwecken Mittelasien bereisen wollte. Um aber diese Reise mit größerer Sicherheit auszuführen, erbat er sich dazu den Schutz der Regierung und eine mäßige Geldunterstützung. Beide sind ihm gewährt worden, und er hat sich der Expedition des Generallieutenants Perowsky nach Chiwa angeschlossen, von wo er durch die Nachbarstaaten tiefer nach Mittelasien bis Tibet und die große Tartarei vorzudringen gedachte.

Die Akademie ist jetzt auch bemüht, aus unsern alle zehn Jahre in Peking sich erneuernden geistlichen Missionen, wie aus unsern mercantilischen Verbindungen mit China Vortheil für die Wissenschaften zu ziehen. Ueber die Mittel, wie diese wissenschaftlichen Forschungen von den Missionen und unsern an dem dortigen Handel betheiligten Compagnien am zweckmäßigsten auszuführen wären, übergab die Akademie dem Minister jüngst ein sehr interessantes Memoire.

Es ist außer Zweifel, daß Hr. Gaimard, bekannt durch seine vorjährige wissenschaftliche Reise nach Spitzbergen, im nächsten Frühjahr von unserm Norden aus eine zweite Expedition in jene Polargegenden zu unternehmen beabsichtigt, bei der er weiter denn das erstemal vorzudringen und auch Grönland und Island zu besuchen gedenkt. Auf die Anregung unserer Akademie werden sich dieser interessanten wissenschaftlichen Reise einige unserer russischen Gelehrten anschließen.

Akademiker v. Baer, dessen erste Reise, im Jahr 1837 nach Nowaja-Semlja unternommen, schon reich an naturwissenschaftlichen Resultaten war, beabsichtigt zur Vervollständigung seiner Forschungen noch eine zweite Reise in unsern hohen Norden, und erwartet dazu nur den ersten günstigen Moment. Dieser ausgezeichnete Gelehrte, voll lebendigen Eifers für seine Wissenschaft, die Naturkunde, läßt sich durch das unglückliche Ereigniß, das Hrn. Ziwolka betroffen, von seinem Plan, eine zweite Reise nach Nowaja-Semlja zu unternehmen, keineswegs abschrecken. Hr. Ziwolka ward im Jahr 1838, mit einer darauf bezüglichen Instruction versehen, von der Akademie beauftragt, die nordwestlichen Ufer jener Insel aufzunehmen. Diese Expedition fand leider in den dortigen Eisgefilden ihren Untergang.

Auch unsere amerikanischen Colonien sind in der letzten Zeit der Aufmerksamkeit der Akademie in wissenschaftlicher Beziehung nicht entgangen. Sie hat den jüngst von hier dahin abgegangenen neuen Befehlshaber, den Flottecapitän Etholin, beauftragt, die Ebbe- und Fluthperioden in jenen Gegenden genau zu beobachten, und ihn für diesen Gegenstand mit ihren besondern Instructionen versehen. Von ihrem kürzlich dahin abgeschickten Präparator, Hrn. Wosnesensky, der zu einem dreijährigen Aufenthalt in den Colonien autorisirt ist, erwartet sie gleichfalls wichtige Bereicherungen für ihre naturgeschichtlichen Cabinette. Er ist beauftragt, eine möglichst vollständige Sammlung von allen diesem Landstrich eigenen Naturerzeugnissen zu

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[1009/0009] Wissenschaftliches und Litterarisches aus Rußland. _ St. Petersburg. Unsere Akademie der Wissenschaften besetzte kürzlich die durch den Tod zweier Mitglieder, der Akademiker Bongard und Tarchanow, vacant gewordenen Stellen. Die HH. Meyer und Jakobi wurden gewählt. Letzterer fürs Fach der Mechanik. Professor Jakobi, der bisher an der Dorpat'schen Universität für den Lehrstuhl der Baukunst angestellt war, hält sich hier schon sechs Jahre auf, fortdauernd mit der Lösung seiner Aufgabe beschäftigt, die Elektricität auf die Dampfschifffahrt anwendbar zu machen. Die Stelle des im December 1838 hier abgeschiedenen Akademikers Herrmann ward jüngst durch den auch als Archäolog bekannten Keppen besetzt. Auch im vergangenen Jahr suchte die Akademie ihre verschiedenen wissenschaftlichen Collectionen ansehnlich zu erweitern, und sparte dabei keine Kosten. So acquirirte sie für die Summe von 40,000 Banco-Rubel die an chinesischen, mandschurischen, japanischen und mongolischen Handschriften reiche Sammlung des verstorbenen Barons Schilling v. Canstein; an ihr besitzt sie einen wahren Schatz, denn sie zählt allein an mongolischen und tibetanischen Manuscripten gegen 900 Hefte, von welchen zwei über die Religion des Buddhaismus handeln. Das asiatische Cabinet der Akademie erhielt ansehnlichen Zuwachs durch die Bemühungen des Finanzministers und unsers vormaligen Gesandten in Persien, des Grafen Simonitsch. Letzterer ließ ihr auch einige neuerlich in Persien gedruckte Werke zukommen. Graf Medem, unser Generalconsul in Aegypten, hat ihr 65 in der Bulak'schen Druckerei Mehemed Ali's erschienene Bücher zugesandt. Der Feldmarschall Paskewitsch übersandte ihrem naturgeschichtlichen Cabinet neulich mehrere werthvolle Beiträge, unter andern eine Sammlung von Eiern von 123 in Polen heimischen Vögelgattungen. Seit den letzten fünfzehn Jahren entfaltet die Akademie für Ausführung vielseitiger wissenschaftlicher Zwecke einen Eifer, der Staunen erregt, und ihr unter den thätigsten europäischen Akademien einen ehrenvollen Platz anweist. Ihre vielen Arbeiten sowohl im allgemeinen Interesse, als im Interesse der Wissenschaften und Gewerbe insbesondere, verdienen daher eine größere Publicität, als sie ihnen bis jetzt zu Theil geworden. In dieser Absicht gebe ich Ihnen hier einen kurzen Abriß von ihren wichtigern wissenschaftlichen Unternehmungen, deren Ausführung in den letzten Monaten zum Theil begonnen hat. Auf den Vorschlag des Generallieutenants Gortschakow, Generalgouverneurs von Westsibirien, setzte die Conferenz der Akademie aus ihrer Mitte ein Comité nieder, das einen Plan zur Ausrüstung einer wissenschaftlichen Expedition zu entwerfen hat, der die physische und ethnographische Erforschung von ganz Sibirien obliegt. 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Auf höchsten Befehl entwarf die Akademie ein darauf bezügliches Memoire, in dem sie auf die außerordentliche Wichtigkeit hindeutete, welche dieses Unternehmen für die geschichtlichen, geographischen und mercantilischen Interessen haben würde, bestimmte die Größe der Expedition und die Richtung, der sie zu folgen, wie die Gegenstände, die sie zu erforschen hätte. Dieses Memoire erfreute sich der höchsten Zustimmung, ist aber jetzt bis auf einen günstigern Zeitpunkt ausgesetzt. Ein Hr. v. Tschihatschew übergab schon vor einiger Zeit der Akademie einen Plan, nach dem er auf eigene Kosten in rein wissenschaftlichen Zwecken Mittelasien bereisen wollte. Um aber diese Reise mit größerer Sicherheit auszuführen, erbat er sich dazu den Schutz der Regierung und eine mäßige Geldunterstützung. Beide sind ihm gewährt worden, und er hat sich der Expedition des Generallieutenants Perowsky nach Chiwa angeschlossen, von wo er durch die Nachbarstaaten tiefer nach Mittelasien bis Tibet und die große Tartarei vorzudringen gedachte. Die Akademie ist jetzt auch bemüht, aus unsern alle zehn Jahre in Peking sich erneuernden geistlichen Missionen, wie aus unsern mercantilischen Verbindungen mit China Vortheil für die Wissenschaften zu ziehen. Ueber die Mittel, wie diese wissenschaftlichen Forschungen von den Missionen und unsern an dem dortigen Handel betheiligten Compagnien am zweckmäßigsten auszuführen wären, übergab die Akademie dem Minister jüngst ein sehr interessantes Memoire. Es ist außer Zweifel, daß Hr. Gaimard, bekannt durch seine vorjährige wissenschaftliche Reise nach Spitzbergen, im nächsten Frühjahr von unserm Norden aus eine zweite Expedition in jene Polargegenden zu unternehmen beabsichtigt, bei der er weiter denn das erstemal vorzudringen und auch Grönland und Island zu besuchen gedenkt. Auf die Anregung unserer Akademie werden sich dieser interessanten wissenschaftlichen Reise einige unserer russischen Gelehrten anschließen. Akademiker v. Baer, dessen erste Reise, im Jahr 1837 nach Nowaja-Semlja unternommen, schon reich an naturwissenschaftlichen Resultaten war, beabsichtigt zur Vervollständigung seiner Forschungen noch eine zweite Reise in unsern hohen Norden, und erwartet dazu nur den ersten günstigen Moment. Dieser ausgezeichnete Gelehrte, voll lebendigen Eifers für seine Wissenschaft, die Naturkunde, läßt sich durch das unglückliche Ereigniß, das Hrn. Ziwolka betroffen, von seinem Plan, eine zweite Reise nach Nowaja-Semlja zu unternehmen, keineswegs abschrecken. Hr. Ziwolka ward im Jahr 1838, mit einer darauf bezüglichen Instruction versehen, von der Akademie beauftragt, die nordwestlichen Ufer jener Insel aufzunehmen. Diese Expedition fand leider in den dortigen Eisgefilden ihren Untergang. Auch unsere amerikanischen Colonien sind in der letzten Zeit der Aufmerksamkeit der Akademie in wissenschaftlicher Beziehung nicht entgangen. Sie hat den jüngst von hier dahin abgegangenen neuen Befehlshaber, den Flottecapitän Etholin, beauftragt, die Ebbe- und Fluthperioden in jenen Gegenden genau zu beobachten, und ihn für diesen Gegenstand mit ihren besondern Instructionen versehen. Von ihrem kürzlich dahin abgeschickten Präparator, Hrn. Wosnesensky, der zu einem dreijährigen Aufenthalt in den Colonien autorisirt ist, erwartet sie gleichfalls wichtige Bereicherungen für ihre naturgeschichtlichen Cabinette. Er ist beauftragt, eine möglichst vollständige Sammlung von allen diesem Landstrich eigenen Naturerzeugnissen zu

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Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 127. Augsburg, 6. Mai 1840, S. 1009. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_127_18400506/9>, abgerufen am 27.11.2024.