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Allgemeine Zeitung. Nr. 127. Augsburg, 6. Mai 1840.

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was man sehr bezweifelt. - Nächsten Montag soll der König ein Plenum plenorum zusammenberufen, und man glaubt, er werde in demselben seine Ansicht über die Grundgesetzfragen aussprechen.

Oesterreich.

Auf eine sehr feierliche Weise fand am 21 d. aus Anlaß der Geburtstagsfeier Sr. Maj. des Kaisers in Prag die Grundsteinlegung der seit einem Jahr begonnen Kettenbrücke über die Moldau statt. Prag, das sich unter der eben so umsichtigen als thätigen Leitung des Oberstburggrafen Grafen Chotek, durch Neubauten, Straßenregulirung und sonstige Vorkehrungen, in wenig Jahren außerordentlich verschönert hat, erhält damit eine zweite, den Localbedürfnissen sehr zweckmäßig entsprechende Brücke über die Moldau, die mit der prächtigen, von Kaiser Karl IV erbauten Steinbrücke einen sehr imposanten Anblick geben wird. - Die heutige Wiener Zeitung enthält die Rede, welche der niederösterreichische Regierungspräsident bei der am 25 d., aus Anlaß der letzten Gewerbsproducten-Ausstellung, im polytechnischen Institute stattgefundenen Prämienvertheilung zur Ermunterung des Gewerbfleißes, gehalten hat. Ich theile Ihnen daraus nachstehende, auf die neuesten Zustände des österreichischen Gewerbwesens bezügliche Stellen mit: "Wir dürfen, sagt der Präsident, nicht übersehen, sondern müssen es dankbar erkennen, daß zu den so glänzenden Resultaten der Industrie, zu dem Ruhme des heutigen Tags, die Staatsverwaltung wesentlich mitgewirkt hat, indem sie, aufgefordert und angeeifert von dem gütigsten Landesfürsten nicht aufgehört hat noch aufhören wird, Gewerbfleiß und Industrie auf das mächtigste zu unterstützen, und auf der so glorreich errungenen Höhe zu erhalten. Fortwährend geht ihr Streben dahin, die noch wenigen, aus dem Alterthum herrührenden Fesseln des Gewerbfleißes nach und nach zu lösen, und so den freien Aufschwung zu befördern. Ein neues, den Forderungen des Zeitgeistes entsprechendes Gewerbgesetz ist dießfalls in Verhandlung und durch ihre Aufmunterung ist auch in dieser Provinz (Niederösterreich) ein Gewerbsverein ins Leben getreten, der, nach der regen Theilnahme zu schließen, bald segensreiche Früchte tragen wird. Unternehmungen aller Art, wenn sie auf den Grundsatz, daß Großes nur durch vereinte Kräfte zu vollbringen sey, basirt sind, werden von der Staatsverwaltung auf das kräftigste unterstützt, und nach dem, den Credit solcher Anstalten erhaltenden Systeme geordnet. Eisenbahnen, Dampfschifffahrt und alle andern, den Absatz der Producte befördernden Transportmittel und Wege werden begünstigt, Post- und Zollordnungen unausgesetzt revidirt, dabei die neuesten Erfahrungen benützt und in Anwendung gebracht. Durch Reorganisirung der polytechnischen Institute, durch Errichtung von Gewerb- und Realschulen werden dem angehenden Gewerbsmann und Fabricanten Mittel und Wege eröffnet, sich für die höheren Forderungen seiner Bestimmung auszubilden. Mit einem Aufwande von 380,000 fl. für Gewerbsausstellungen ist ein Local errichtet worden, das wohl wenige seines Gleichen in Europa haben dürfte; kurz, keine Mühe und kein Opfer wird gescheut, um den vorgesetzten so wichtigen Zweck zu erreichen." Die Prämienvertheilung, welche nach geschlossener Rede des Präsidenten vorgenommen wurde, geschah mit 63 goldenen, 124 silbernen und 127 bronzenen Medaillen an jene Fabrik- und Gewerbsleute, deren Producten bei der letzten vorjährigen Gewerbsproducten-Ausstellung diese Auszeichnung zuerkannt wurde. - Heute lesen wir in der Leipziger Allg. Zeitung einen Correspondenzartikel aus Wien, in welchem unter Anderm gesagt wird, die Allg. Zeitung erwähne in ihrer Correspondenz aus Wien ihrer jüngern Schwester nur bei Gelegenheit von Ausfällen und Berichtigungen. In Betreff dieser möchte noch ein anderes Motiv anzudeuten seyn, nämlich das einfache, dem Irrthum zu begegnen. Seit einer Reihe von Jahren erscheinen in deutschen Blättern über Oesterreich Berichte, die theils Unkenntniß der besprochenen Gegenstände, theils Uebelwollen verrathen. Der gutmüthige Oesterreicher nahm von jeher solche Entstellungen der Wahrheit mit Achselzucken und Stillschweigen hin, da es in der That die Mühe nicht lohnt, der oft sehr handgreiflichen Lüge stets zu begegnen und da die Wahrheit zuletzt doch immer an den Tag kommt. Wenn dieser in der Nation liegende verständige Sinn alle Anerkennung verdient, weil sich darin ein genügendes besseres Selbstbewußtseyn offenbart, so enthebt dieser Umstand andrerseits diejenigen Oesterreicher, welche über öffentliche Angelegenheiten des Landes in öffentliche Blätter referiren, keineswegs der ernsten Verpflichtung, Irrthümern, welche darüber von andern Berichterstattern ausgestreut werden, in der geeigneten Weise zu begegnen. Hierin, nicht aber in andern Motiven, ist der Grund zu suchen, um dessenwillen die Allg. Zeitung bisweilen Berichtigungen der Leipziger enthält, wenn diese oder andere deutsche Blätter falsche Angaben aufgenommen haben. Im Allgemeinen besteht übrigens beim Oesterreicher neben der duldsamen Hinnahme manches ihm vom Auslande zukommenden Unglimpfs ein tief begründetes, ehrenwerthes Nationalgefühl, dessen Erhaltung und Veredlung jedem Bürger dieses gesegneten und glücklichen Landes Herzenssache seyn wird. Dasselbe vor muthwilliger oder unfreiwillig - irrthümlicher Antastung zu wahren, ist eines Jeden, und um so mehr eines Correspondenten Pflicht, dessen Berichterstattung auf die öffentliche Meinung Einfluß übt. Wenn der besagte Correspondent der Leipziger Allg. Zeitung diese Gesinnung theilt, so wird er solche Berichtigungen, denen nichts von dem anklebt, was er Ausfälle zu nennen beliebt, überall wünschen müssen, wo sie veranlaßt werden; er wird sie durch das eigene Gefühl erklärlich finden; er wird selbst dazu beitragen, daß sie geschehen, und nicht seinerseits Ausfälle machen, wie sie nur zu häufig in jenem Blatte sich finden, das sich übrigens gar nicht wundern dürfte, wenn es aus dem Walde widerhallte, wie man hineinschreit.

was man sehr bezweifelt. – Nächsten Montag soll der König ein Plenum plenorum zusammenberufen, und man glaubt, er werde in demselben seine Ansicht über die Grundgesetzfragen aussprechen.

Oesterreich.

Auf eine sehr feierliche Weise fand am 21 d. aus Anlaß der Geburtstagsfeier Sr. Maj. des Kaisers in Prag die Grundsteinlegung der seit einem Jahr begonnen Kettenbrücke über die Moldau statt. Prag, das sich unter der eben so umsichtigen als thätigen Leitung des Oberstburggrafen Grafen Chotek, durch Neubauten, Straßenregulirung und sonstige Vorkehrungen, in wenig Jahren außerordentlich verschönert hat, erhält damit eine zweite, den Localbedürfnissen sehr zweckmäßig entsprechende Brücke über die Moldau, die mit der prächtigen, von Kaiser Karl IV erbauten Steinbrücke einen sehr imposanten Anblick geben wird. – Die heutige Wiener Zeitung enthält die Rede, welche der niederösterreichische Regierungspräsident bei der am 25 d., aus Anlaß der letzten Gewerbsproducten-Ausstellung, im polytechnischen Institute stattgefundenen Prämienvertheilung zur Ermunterung des Gewerbfleißes, gehalten hat. Ich theile Ihnen daraus nachstehende, auf die neuesten Zustände des österreichischen Gewerbwesens bezügliche Stellen mit: „Wir dürfen, sagt der Präsident, nicht übersehen, sondern müssen es dankbar erkennen, daß zu den so glänzenden Resultaten der Industrie, zu dem Ruhme des heutigen Tags, die Staatsverwaltung wesentlich mitgewirkt hat, indem sie, aufgefordert und angeeifert von dem gütigsten Landesfürsten nicht aufgehört hat noch aufhören wird, Gewerbfleiß und Industrie auf das mächtigste zu unterstützen, und auf der so glorreich errungenen Höhe zu erhalten. Fortwährend geht ihr Streben dahin, die noch wenigen, aus dem Alterthum herrührenden Fesseln des Gewerbfleißes nach und nach zu lösen, und so den freien Aufschwung zu befördern. Ein neues, den Forderungen des Zeitgeistes entsprechendes Gewerbgesetz ist dießfalls in Verhandlung und durch ihre Aufmunterung ist auch in dieser Provinz (Niederösterreich) ein Gewerbsverein ins Leben getreten, der, nach der regen Theilnahme zu schließen, bald segensreiche Früchte tragen wird. Unternehmungen aller Art, wenn sie auf den Grundsatz, daß Großes nur durch vereinte Kräfte zu vollbringen sey, basirt sind, werden von der Staatsverwaltung auf das kräftigste unterstützt, und nach dem, den Credit solcher Anstalten erhaltenden Systeme geordnet. Eisenbahnen, Dampfschifffahrt und alle andern, den Absatz der Producte befördernden Transportmittel und Wege werden begünstigt, Post- und Zollordnungen unausgesetzt revidirt, dabei die neuesten Erfahrungen benützt und in Anwendung gebracht. Durch Reorganisirung der polytechnischen Institute, durch Errichtung von Gewerb- und Realschulen werden dem angehenden Gewerbsmann und Fabricanten Mittel und Wege eröffnet, sich für die höheren Forderungen seiner Bestimmung auszubilden. Mit einem Aufwande von 380,000 fl. für Gewerbsausstellungen ist ein Local errichtet worden, das wohl wenige seines Gleichen in Europa haben dürfte; kurz, keine Mühe und kein Opfer wird gescheut, um den vorgesetzten so wichtigen Zweck zu erreichen.“ Die Prämienvertheilung, welche nach geschlossener Rede des Präsidenten vorgenommen wurde, geschah mit 63 goldenen, 124 silbernen und 127 bronzenen Medaillen an jene Fabrik- und Gewerbsleute, deren Producten bei der letzten vorjährigen Gewerbsproducten-Ausstellung diese Auszeichnung zuerkannt wurde. – Heute lesen wir in der Leipziger Allg. Zeitung einen Correspondenzartikel aus Wien, in welchem unter Anderm gesagt wird, die Allg. Zeitung erwähne in ihrer Correspondenz aus Wien ihrer jüngern Schwester nur bei Gelegenheit von Ausfällen und Berichtigungen. In Betreff dieser möchte noch ein anderes Motiv anzudeuten seyn, nämlich das einfache, dem Irrthum zu begegnen. Seit einer Reihe von Jahren erscheinen in deutschen Blättern über Oesterreich Berichte, die theils Unkenntniß der besprochenen Gegenstände, theils Uebelwollen verrathen. Der gutmüthige Oesterreicher nahm von jeher solche Entstellungen der Wahrheit mit Achselzucken und Stillschweigen hin, da es in der That die Mühe nicht lohnt, der oft sehr handgreiflichen Lüge stets zu begegnen und da die Wahrheit zuletzt doch immer an den Tag kommt. Wenn dieser in der Nation liegende verständige Sinn alle Anerkennung verdient, weil sich darin ein genügendes besseres Selbstbewußtseyn offenbart, so enthebt dieser Umstand andrerseits diejenigen Oesterreicher, welche über öffentliche Angelegenheiten des Landes in öffentliche Blätter referiren, keineswegs der ernsten Verpflichtung, Irrthümern, welche darüber von andern Berichterstattern ausgestreut werden, in der geeigneten Weise zu begegnen. Hierin, nicht aber in andern Motiven, ist der Grund zu suchen, um dessenwillen die Allg. Zeitung bisweilen Berichtigungen der Leipziger enthält, wenn diese oder andere deutsche Blätter falsche Angaben aufgenommen haben. Im Allgemeinen besteht übrigens beim Oesterreicher neben der duldsamen Hinnahme manches ihm vom Auslande zukommenden Unglimpfs ein tief begründetes, ehrenwerthes Nationalgefühl, dessen Erhaltung und Veredlung jedem Bürger dieses gesegneten und glücklichen Landes Herzenssache seyn wird. Dasselbe vor muthwilliger oder unfreiwillig - irrthümlicher Antastung zu wahren, ist eines Jeden, und um so mehr eines Correspondenten Pflicht, dessen Berichterstattung auf die öffentliche Meinung Einfluß übt. Wenn der besagte Correspondent der Leipziger Allg. Zeitung diese Gesinnung theilt, so wird er solche Berichtigungen, denen nichts von dem anklebt, was er Ausfälle zu nennen beliebt, überall wünschen müssen, wo sie veranlaßt werden; er wird sie durch das eigene Gefühl erklärlich finden; er wird selbst dazu beitragen, daß sie geschehen, und nicht seinerseits Ausfälle machen, wie sie nur zu häufig in jenem Blatte sich finden, das sich übrigens gar nicht wundern dürfte, wenn es aus dem Walde widerhallte, wie man hineinschreit.

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Ich theile Ihnen daraus nachstehende, auf die neuesten Zustände des österreichischen Gewerbwesens bezügliche Stellen mit: &#x201E;Wir dürfen, sagt der Präsident, nicht übersehen, sondern müssen es dankbar erkennen, daß zu den so glänzenden Resultaten der Industrie, zu dem Ruhme des heutigen Tags, die Staatsverwaltung wesentlich mitgewirkt hat, indem sie, aufgefordert und angeeifert von dem gütigsten Landesfürsten nicht aufgehört hat noch aufhören wird, Gewerbfleiß und Industrie auf das mächtigste zu unterstützen, und auf der so glorreich errungenen Höhe zu erhalten. Fortwährend geht ihr Streben dahin, die noch wenigen, aus dem Alterthum herrührenden Fesseln des Gewerbfleißes nach und nach zu lösen, und so den freien Aufschwung zu befördern. Ein neues, den Forderungen des Zeitgeistes entsprechendes Gewerbgesetz ist dießfalls in Verhandlung und durch ihre Aufmunterung ist auch in dieser Provinz (Niederösterreich) ein Gewerbsverein ins Leben getreten, der, nach der regen Theilnahme zu schließen, bald segensreiche Früchte tragen wird. Unternehmungen aller Art, wenn sie auf den Grundsatz, daß Großes nur durch vereinte Kräfte zu vollbringen sey, basirt sind, werden von der Staatsverwaltung auf das kräftigste unterstützt, und nach dem, den Credit solcher Anstalten erhaltenden Systeme geordnet. Eisenbahnen, Dampfschifffahrt und alle andern, den Absatz der Producte befördernden Transportmittel und Wege werden begünstigt, Post- und Zollordnungen unausgesetzt revidirt, dabei die neuesten Erfahrungen benützt und in Anwendung gebracht. Durch Reorganisirung der polytechnischen Institute, durch Errichtung von Gewerb- und Realschulen werden dem angehenden Gewerbsmann und Fabricanten Mittel und Wege eröffnet, sich für die höheren Forderungen seiner Bestimmung auszubilden. Mit einem Aufwande von 380,000 fl. für Gewerbsausstellungen ist ein Local errichtet worden, das wohl wenige seines Gleichen in Europa haben dürfte; kurz, keine Mühe und kein Opfer wird gescheut, um den vorgesetzten so wichtigen Zweck zu erreichen.&#x201C; Die Prämienvertheilung, welche nach geschlossener Rede des Präsidenten vorgenommen wurde, geschah mit 63 goldenen, 124 silbernen und 127 bronzenen Medaillen an jene Fabrik- und Gewerbsleute, deren Producten bei der letzten vorjährigen Gewerbsproducten-Ausstellung diese Auszeichnung zuerkannt wurde. &#x2013; Heute lesen wir in der Leipziger Allg. Zeitung einen Correspondenzartikel aus Wien, in welchem unter Anderm gesagt wird, die Allg. Zeitung erwähne in ihrer Correspondenz aus Wien ihrer jüngern Schwester nur bei Gelegenheit von Ausfällen und Berichtigungen. In Betreff dieser möchte noch ein anderes Motiv anzudeuten seyn, nämlich das einfache, dem Irrthum zu begegnen. Seit einer Reihe von Jahren erscheinen in deutschen Blättern über Oesterreich Berichte, die theils Unkenntniß der besprochenen Gegenstände, theils Uebelwollen verrathen. Der gutmüthige Oesterreicher nahm von jeher solche Entstellungen der Wahrheit mit Achselzucken und Stillschweigen hin, da es in der That die Mühe nicht lohnt, der oft sehr handgreiflichen Lüge stets zu begegnen und da die Wahrheit zuletzt doch immer an den Tag kommt. Wenn dieser in der Nation liegende verständige Sinn alle Anerkennung verdient, weil sich darin ein genügendes besseres Selbstbewußtseyn offenbart, so enthebt dieser Umstand andrerseits diejenigen Oesterreicher, welche über öffentliche Angelegenheiten des Landes in öffentliche Blätter referiren, keineswegs der ernsten Verpflichtung, Irrthümern, welche darüber von andern Berichterstattern ausgestreut werden, in der geeigneten Weise zu begegnen. Hierin, nicht aber in andern Motiven, ist der Grund zu suchen, um dessenwillen die Allg. Zeitung bisweilen Berichtigungen der Leipziger enthält, wenn diese oder andere deutsche Blätter falsche Angaben aufgenommen haben. Im Allgemeinen besteht übrigens beim Oesterreicher neben der duldsamen Hinnahme manches ihm vom Auslande zukommenden Unglimpfs ein tief begründetes, ehrenwerthes Nationalgefühl, dessen Erhaltung und Veredlung jedem Bürger dieses gesegneten und glücklichen Landes Herzenssache seyn wird. Dasselbe vor muthwilliger oder unfreiwillig - irrthümlicher Antastung zu wahren, ist eines Jeden, und um so mehr eines Correspondenten Pflicht, dessen Berichterstattung auf die öffentliche Meinung Einfluß übt. Wenn der besagte Correspondent der Leipziger Allg. Zeitung diese Gesinnung theilt, so wird er solche Berichtigungen, denen nichts von dem anklebt, was er Ausfälle zu nennen beliebt, überall wünschen müssen, wo sie veranlaßt werden; er wird sie durch das eigene Gefühl erklärlich finden; er wird selbst dazu beitragen, daß sie geschehen, und nicht seinerseits Ausfälle machen, wie sie nur zu häufig in jenem Blatte sich finden, das sich übrigens gar nicht wundern dürfte, wenn es aus dem Walde widerhallte, wie man hineinschreit.</p><lb/>
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[1016/0008] was man sehr bezweifelt. – Nächsten Montag soll der König ein Plenum plenorum zusammenberufen, und man glaubt, er werde in demselben seine Ansicht über die Grundgesetzfragen aussprechen. Oesterreich. _ Wien, 29 April. Auf eine sehr feierliche Weise fand am 21 d. aus Anlaß der Geburtstagsfeier Sr. Maj. des Kaisers in Prag die Grundsteinlegung der seit einem Jahr begonnen Kettenbrücke über die Moldau statt. Prag, das sich unter der eben so umsichtigen als thätigen Leitung des Oberstburggrafen Grafen Chotek, durch Neubauten, Straßenregulirung und sonstige Vorkehrungen, in wenig Jahren außerordentlich verschönert hat, erhält damit eine zweite, den Localbedürfnissen sehr zweckmäßig entsprechende Brücke über die Moldau, die mit der prächtigen, von Kaiser Karl IV erbauten Steinbrücke einen sehr imposanten Anblick geben wird. – Die heutige Wiener Zeitung enthält die Rede, welche der niederösterreichische Regierungspräsident bei der am 25 d., aus Anlaß der letzten Gewerbsproducten-Ausstellung, im polytechnischen Institute stattgefundenen Prämienvertheilung zur Ermunterung des Gewerbfleißes, gehalten hat. Ich theile Ihnen daraus nachstehende, auf die neuesten Zustände des österreichischen Gewerbwesens bezügliche Stellen mit: „Wir dürfen, sagt der Präsident, nicht übersehen, sondern müssen es dankbar erkennen, daß zu den so glänzenden Resultaten der Industrie, zu dem Ruhme des heutigen Tags, die Staatsverwaltung wesentlich mitgewirkt hat, indem sie, aufgefordert und angeeifert von dem gütigsten Landesfürsten nicht aufgehört hat noch aufhören wird, Gewerbfleiß und Industrie auf das mächtigste zu unterstützen, und auf der so glorreich errungenen Höhe zu erhalten. Fortwährend geht ihr Streben dahin, die noch wenigen, aus dem Alterthum herrührenden Fesseln des Gewerbfleißes nach und nach zu lösen, und so den freien Aufschwung zu befördern. Ein neues, den Forderungen des Zeitgeistes entsprechendes Gewerbgesetz ist dießfalls in Verhandlung und durch ihre Aufmunterung ist auch in dieser Provinz (Niederösterreich) ein Gewerbsverein ins Leben getreten, der, nach der regen Theilnahme zu schließen, bald segensreiche Früchte tragen wird. Unternehmungen aller Art, wenn sie auf den Grundsatz, daß Großes nur durch vereinte Kräfte zu vollbringen sey, basirt sind, werden von der Staatsverwaltung auf das kräftigste unterstützt, und nach dem, den Credit solcher Anstalten erhaltenden Systeme geordnet. Eisenbahnen, Dampfschifffahrt und alle andern, den Absatz der Producte befördernden Transportmittel und Wege werden begünstigt, Post- und Zollordnungen unausgesetzt revidirt, dabei die neuesten Erfahrungen benützt und in Anwendung gebracht. Durch Reorganisirung der polytechnischen Institute, durch Errichtung von Gewerb- und Realschulen werden dem angehenden Gewerbsmann und Fabricanten Mittel und Wege eröffnet, sich für die höheren Forderungen seiner Bestimmung auszubilden. Mit einem Aufwande von 380,000 fl. für Gewerbsausstellungen ist ein Local errichtet worden, das wohl wenige seines Gleichen in Europa haben dürfte; kurz, keine Mühe und kein Opfer wird gescheut, um den vorgesetzten so wichtigen Zweck zu erreichen.“ Die Prämienvertheilung, welche nach geschlossener Rede des Präsidenten vorgenommen wurde, geschah mit 63 goldenen, 124 silbernen und 127 bronzenen Medaillen an jene Fabrik- und Gewerbsleute, deren Producten bei der letzten vorjährigen Gewerbsproducten-Ausstellung diese Auszeichnung zuerkannt wurde. – Heute lesen wir in der Leipziger Allg. Zeitung einen Correspondenzartikel aus Wien, in welchem unter Anderm gesagt wird, die Allg. Zeitung erwähne in ihrer Correspondenz aus Wien ihrer jüngern Schwester nur bei Gelegenheit von Ausfällen und Berichtigungen. In Betreff dieser möchte noch ein anderes Motiv anzudeuten seyn, nämlich das einfache, dem Irrthum zu begegnen. Seit einer Reihe von Jahren erscheinen in deutschen Blättern über Oesterreich Berichte, die theils Unkenntniß der besprochenen Gegenstände, theils Uebelwollen verrathen. Der gutmüthige Oesterreicher nahm von jeher solche Entstellungen der Wahrheit mit Achselzucken und Stillschweigen hin, da es in der That die Mühe nicht lohnt, der oft sehr handgreiflichen Lüge stets zu begegnen und da die Wahrheit zuletzt doch immer an den Tag kommt. Wenn dieser in der Nation liegende verständige Sinn alle Anerkennung verdient, weil sich darin ein genügendes besseres Selbstbewußtseyn offenbart, so enthebt dieser Umstand andrerseits diejenigen Oesterreicher, welche über öffentliche Angelegenheiten des Landes in öffentliche Blätter referiren, keineswegs der ernsten Verpflichtung, Irrthümern, welche darüber von andern Berichterstattern ausgestreut werden, in der geeigneten Weise zu begegnen. Hierin, nicht aber in andern Motiven, ist der Grund zu suchen, um dessenwillen die Allg. Zeitung bisweilen Berichtigungen der Leipziger enthält, wenn diese oder andere deutsche Blätter falsche Angaben aufgenommen haben. Im Allgemeinen besteht übrigens beim Oesterreicher neben der duldsamen Hinnahme manches ihm vom Auslande zukommenden Unglimpfs ein tief begründetes, ehrenwerthes Nationalgefühl, dessen Erhaltung und Veredlung jedem Bürger dieses gesegneten und glücklichen Landes Herzenssache seyn wird. Dasselbe vor muthwilliger oder unfreiwillig - irrthümlicher Antastung zu wahren, ist eines Jeden, und um so mehr eines Correspondenten Pflicht, dessen Berichterstattung auf die öffentliche Meinung Einfluß übt. Wenn der besagte Correspondent der Leipziger Allg. Zeitung diese Gesinnung theilt, so wird er solche Berichtigungen, denen nichts von dem anklebt, was er Ausfälle zu nennen beliebt, überall wünschen müssen, wo sie veranlaßt werden; er wird sie durch das eigene Gefühl erklärlich finden; er wird selbst dazu beitragen, daß sie geschehen, und nicht seinerseits Ausfälle machen, wie sie nur zu häufig in jenem Blatte sich finden, das sich übrigens gar nicht wundern dürfte, wenn es aus dem Walde widerhallte, wie man hineinschreit.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 127. Augsburg, 6. Mai 1840, S. 1016. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_127_18400506/8>, abgerufen am 24.11.2024.