Allgemeine Zeitung. Nr. 114. Augsburg, 23. April 1840. London, 14 April. Es ist erfreulich, daß die Geistlichkeit sowohl als die Torypartei im Ganzen zu dem weisen und patriotischen Entschlusse gekommen sind, die Angelegenheiten Canada's nicht zur Parteisache zu machen, sondern sich im Verein mit der Regierung redlich zur Schlichtung all der schwierigen Fragen zu vereinigen, von denen die künftige Ruhe jener Provinzen und deren fernere Verbindung mit dem Mutterlande abhangen. Der Erzbischof von Canterbury nebst mehreren anderen Bischöfen haben erklärt, sie wollten, um des Friedens willen, wegen ihrer Besitzthümer in Obercanada keinen Streit erheben; und wenn man nur die protestantische bischöfliche Kirche, neben der in Unter-Canada wenigstens als solche geltenden, als Staatskirche anerkennen wolle, so wollten sie in Bezug auf die reservirten Ländereien sich einer billigen Entscheidung unterwerfen. Der Erzbischof versprach deßwegen der Regierung einen Plan vorzuschlagen, welchen er unter allen Umständen für anwendbar halte. Peel sprach gestern Abend noch entgegenkommender. Er willigte in das zweite Verlesen der die neue Verfassung beider Provinzen bestimmenden Bill, und erkannte damit den Grundsatz der Vereinigung derselben an; obgleich er dabei beharrte, daß er manche üble Folgen daraus hervordrohen sehe. Da Lord J. Russell eingestand, daß die juristischen Kronbeamten in der von Ober-Canada zur Annahme geschickten Bill mehrere Punkte gefunden, wobei die dortige Legislatur ohne rechtliche Befugniß Parlamentsacten widerrufen habe, so rieth ihm Peel aufs freundschaftlichste, statt beim Parlament die Berechtigung für diese Einzelnheiten nachzusuchen, damit die Königin ihre Zustimmung zur ganzen Bill geben könne, lieber eine ganz neue Bill vorzuschlagen. Zu diesem zeigte sich der edle Lord auch nicht ungeneigt, und es steht demnach zu erwarten, daß das Parlament sich nicht auflösen wird, ohne daß es das große und gute Werk vollbracht hätte. Beide Parteien fühlen sich hierzu um so mehr aufgefordert, als es den Einwirkungen der verschiedenen Statthalter, welche seit der Rebellion jene Provinzen besucht hatten, besonders aber dem Hrn. v. Thompson, gelungen ist, die gährenden Gemüther zu beruhigen und zur Eintracht zu stimmen. Fast alle Zeitungen und Briefe, die man von dort erhält, drücken ihre Freude über die Beilegung des langen und bittern Streits um die geistlichen Güter aus; sie können kaum begreifen, wie eine Frage, die vor kurzem noch unauflöslich schien, so befriedigend geschlichtet werden konnte. Ja, so versöhnlich ist man geworden, daß mehrere der eifrigsten Loyalisten in Ober-Canada, welche selbst aufs tapferste gegen die Rebellen gekämpft, den Gouverneur um die Begnadigung und Zurückberufung aus der Deportation eines der Rädelsführer gebeten haben! Wer aber bei allem diesem den größten Triumph feiert, ist der so vielfach verkannte und mißhandelte Graf Durham. Statt im Parlamente gegen seine Verleumder, seine politischen Gegner wie seine falschen ministeriellen Freunde zu donnern, und durch elende Persönlichkeiten die kostbare Zeit zu verderben, legte er mit ruhiger Würde der Nation seinen Bericht vor - einen Bericht, welchen anfangs Freunde wie Feinde mit fast mitleidigem Achselzucken als eine Reihe übereilter Beobachtungen und utopischer Träume betrachteten. Und siehe, fast jede einzelne Beobachtung hat sich bewährt gefunden. Wenn man auch dermalen noch den Muth nicht hat, alle brittischen Provinzen in Nordamerika mit einem Föderativband zu umschlingen, und so zu einem Staate vorzubereiten, welcher dereinst der großen Republik gegenüber unabhängig bestehen könnte, so werden doch die Canadas vereinigt und durch die friedliche Ueberflügelung der französischen Race angelsächsisch gemacht. Wie wichtig alles dieses auch in Bezug auf unseren Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten ist, läßt sich nicht verkennen. Ich meines Theils zweifle gar nicht, daß sobald die Canadas ihre neue Verfassung haben, und dort keine Unruhen mehr zu befürchten sind, so kommen die Yankees zum Vergleich; und vielleicht in weniger als Jahresfrist dürften wir die Freude erleben, die Hälfte unserer dort stehenden Truppen zurückziehen zu können. Wären wir doch auch so nahe an der Beruhigung Irlands! Hier will ein Marquis von Westmeath gefunden haben, daß auch bei der Einführung des neuen Armengesetzes die Papisten begünstigt worden, und sucht das Oberhaus zu einer Untersuchungscommission zu bewegen. Lord Stanley ist entschlossen, seine dort so verhaßte Bill weiter zu treiben, und hat den 6 Mai für den Ausschuß anberaumt. O'Connell tobt daher wieder wie besessen, und will den katholischen Theil der Nation mit Macht erheben, während Lord Melbourne sich bequemen muß, dem Lord Lyndhurst zu Gefallen, welcher noch immer krank ist, die weitern Berathungen über die irische Corporationsbill bis nach Ostern zu verschieben. Die Privilegienbill ist jedoch auch vom Unterhaus angenommen, und somit wenigstens dieser bedrohliche Streit geschlichtet. Frankreich. Paris, 18 April. Ein Journal meldet, daß in Folge einer Versammlung des Admiralitätsconseils die in Paris sich aufhaltenden Seeofficiere den Befehl erhalten haben, unverzüglich nach Toulon abzureisen. (Messager.) Die Commission der außerordentlichen und Zuschußcredite von Afrika hat am 17 den Bericht des Hrn. Ducos angehört. Er trägt auf die unverkürzte Annahme der verlangten Credite an, drückt aber zugleich den Wunsch aus, die Regierung möge sich in Zukunft an eine beschränkte Besetzung halten. Mehrere Mitglieder bekämpften die Anträge des Berichts; sie betrachten jede Entschließung einer Beschränkung unserer Herrschaft in Algerien für jetzt als unangemessen. Nur die weitern Ereignisse könnten, ihrer Ansicht nach, den in der Folge zu ergreifenden Entschluß bestimmen. Die Anhänger der beschränkten Besetzung unterstützten lebhaft die Anträge des Berichts; gleichwohl erklärten sie, daß sie sich der Modification einiger Stellen nicht widersetzen. Nach einer fünfstündigen Erörterung ward der Bericht mit 5 gegen 2 Stimmen angenommen. - Auch die Zuckercommission hat sich am 17 versammelt. Sie hörte den Berichterstatter, Hrn. Bugeaud. Nach langer Berathschlagung beschloß sie, daß der auf den ausländischen Zucker gelegte Zoll, der anfangs auf 15 Fr. gesetzt war, auf 20 Fr. erhöht werden solle. Die früheren Beschlüsse der Commission wurden beibehalten: 1) Die den beiden Industrien, sowohl der einheimischen, als der Colonialindustrie durch das Gesetz vom 18 Jul. 1837 bestimmte gegenseitige Stellung; 2) der auf 70 Kilogrammen raffinirten Zuckers festgesetzte Rückzoll auf 100 Kilogrammen Rohzucker; 3) die Gleichheit des Zolls für beide Zucker ward selbst für die Zukunft verworfen. Der Bericht sollte am 18 auf dem Bureau des Präsidenten niedergelegt werden. Der Druck der den Bericht begleitenden Tabellen und Etats wird nicht gestatten, daß die Erörterung vor sieben oder acht Tagen beginne. [irrelevantes Material] In der Sitzung der Deputirtenkammer am 18 April war die Tagesordnung an Entwickelung des Vorschlags der HH. v. Beaumont und Defitte zu Errichtung berathender Kammern und eines Generalconseils des Ackerbaues. Hr. Defitte bemerkte, daß diese von einer beträchtlichen Zahl von Generalconseils gewünscht würden, da die agricolen Comitien zu zahlreich London, 14 April. Es ist erfreulich, daß die Geistlichkeit sowohl als die Torypartei im Ganzen zu dem weisen und patriotischen Entschlusse gekommen sind, die Angelegenheiten Canada's nicht zur Parteisache zu machen, sondern sich im Verein mit der Regierung redlich zur Schlichtung all der schwierigen Fragen zu vereinigen, von denen die künftige Ruhe jener Provinzen und deren fernere Verbindung mit dem Mutterlande abhangen. Der Erzbischof von Canterbury nebst mehreren anderen Bischöfen haben erklärt, sie wollten, um des Friedens willen, wegen ihrer Besitzthümer in Obercanada keinen Streit erheben; und wenn man nur die protestantische bischöfliche Kirche, neben der in Unter-Canada wenigstens als solche geltenden, als Staatskirche anerkennen wolle, so wollten sie in Bezug auf die reservirten Ländereien sich einer billigen Entscheidung unterwerfen. Der Erzbischof versprach deßwegen der Regierung einen Plan vorzuschlagen, welchen er unter allen Umständen für anwendbar halte. Peel sprach gestern Abend noch entgegenkommender. Er willigte in das zweite Verlesen der die neue Verfassung beider Provinzen bestimmenden Bill, und erkannte damit den Grundsatz der Vereinigung derselben an; obgleich er dabei beharrte, daß er manche üble Folgen daraus hervordrohen sehe. Da Lord J. Russell eingestand, daß die juristischen Kronbeamten in der von Ober-Canada zur Annahme geschickten Bill mehrere Punkte gefunden, wobei die dortige Legislatur ohne rechtliche Befugniß Parlamentsacten widerrufen habe, so rieth ihm Peel aufs freundschaftlichste, statt beim Parlament die Berechtigung für diese Einzelnheiten nachzusuchen, damit die Königin ihre Zustimmung zur ganzen Bill geben könne, lieber eine ganz neue Bill vorzuschlagen. Zu diesem zeigte sich der edle Lord auch nicht ungeneigt, und es steht demnach zu erwarten, daß das Parlament sich nicht auflösen wird, ohne daß es das große und gute Werk vollbracht hätte. Beide Parteien fühlen sich hierzu um so mehr aufgefordert, als es den Einwirkungen der verschiedenen Statthalter, welche seit der Rebellion jene Provinzen besucht hatten, besonders aber dem Hrn. v. Thompson, gelungen ist, die gährenden Gemüther zu beruhigen und zur Eintracht zu stimmen. Fast alle Zeitungen und Briefe, die man von dort erhält, drücken ihre Freude über die Beilegung des langen und bittern Streits um die geistlichen Güter aus; sie können kaum begreifen, wie eine Frage, die vor kurzem noch unauflöslich schien, so befriedigend geschlichtet werden konnte. Ja, so versöhnlich ist man geworden, daß mehrere der eifrigsten Loyalisten in Ober-Canada, welche selbst aufs tapferste gegen die Rebellen gekämpft, den Gouverneur um die Begnadigung und Zurückberufung aus der Deportation eines der Rädelsführer gebeten haben! Wer aber bei allem diesem den größten Triumph feiert, ist der so vielfach verkannte und mißhandelte Graf Durham. Statt im Parlamente gegen seine Verleumder, seine politischen Gegner wie seine falschen ministeriellen Freunde zu donnern, und durch elende Persönlichkeiten die kostbare Zeit zu verderben, legte er mit ruhiger Würde der Nation seinen Bericht vor – einen Bericht, welchen anfangs Freunde wie Feinde mit fast mitleidigem Achselzucken als eine Reihe übereilter Beobachtungen und utopischer Träume betrachteten. Und siehe, fast jede einzelne Beobachtung hat sich bewährt gefunden. Wenn man auch dermalen noch den Muth nicht hat, alle brittischen Provinzen in Nordamerika mit einem Föderativband zu umschlingen, und so zu einem Staate vorzubereiten, welcher dereinst der großen Republik gegenüber unabhängig bestehen könnte, so werden doch die Canadas vereinigt und durch die friedliche Ueberflügelung der französischen Race angelsächsisch gemacht. Wie wichtig alles dieses auch in Bezug auf unseren Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten ist, läßt sich nicht verkennen. Ich meines Theils zweifle gar nicht, daß sobald die Canadas ihre neue Verfassung haben, und dort keine Unruhen mehr zu befürchten sind, so kommen die Yankees zum Vergleich; und vielleicht in weniger als Jahresfrist dürften wir die Freude erleben, die Hälfte unserer dort stehenden Truppen zurückziehen zu können. Wären wir doch auch so nahe an der Beruhigung Irlands! Hier will ein Marquis von Westmeath gefunden haben, daß auch bei der Einführung des neuen Armengesetzes die Papisten begünstigt worden, und sucht das Oberhaus zu einer Untersuchungscommission zu bewegen. Lord Stanley ist entschlossen, seine dort so verhaßte Bill weiter zu treiben, und hat den 6 Mai für den Ausschuß anberaumt. O'Connell tobt daher wieder wie besessen, und will den katholischen Theil der Nation mit Macht erheben, während Lord Melbourne sich bequemen muß, dem Lord Lyndhurst zu Gefallen, welcher noch immer krank ist, die weitern Berathungen über die irische Corporationsbill bis nach Ostern zu verschieben. Die Privilegienbill ist jedoch auch vom Unterhaus angenommen, und somit wenigstens dieser bedrohliche Streit geschlichtet. Frankreich. Paris, 18 April. Ein Journal meldet, daß in Folge einer Versammlung des Admiralitätsconseils die in Paris sich aufhaltenden Seeofficiere den Befehl erhalten haben, unverzüglich nach Toulon abzureisen. (Messager.) Die Commission der außerordentlichen und Zuschußcredite von Afrika hat am 17 den Bericht des Hrn. Ducos angehört. Er trägt auf die unverkürzte Annahme der verlangten Credite an, drückt aber zugleich den Wunsch aus, die Regierung möge sich in Zukunft an eine beschränkte Besetzung halten. Mehrere Mitglieder bekämpften die Anträge des Berichts; sie betrachten jede Entschließung einer Beschränkung unserer Herrschaft in Algerien für jetzt als unangemessen. Nur die weitern Ereignisse könnten, ihrer Ansicht nach, den in der Folge zu ergreifenden Entschluß bestimmen. Die Anhänger der beschränkten Besetzung unterstützten lebhaft die Anträge des Berichts; gleichwohl erklärten sie, daß sie sich der Modification einiger Stellen nicht widersetzen. Nach einer fünfstündigen Erörterung ward der Bericht mit 5 gegen 2 Stimmen angenommen. – Auch die Zuckercommission hat sich am 17 versammelt. Sie hörte den Berichterstatter, Hrn. Bugeaud. Nach langer Berathschlagung beschloß sie, daß der auf den ausländischen Zucker gelegte Zoll, der anfangs auf 15 Fr. gesetzt war, auf 20 Fr. erhöht werden solle. Die früheren Beschlüsse der Commission wurden beibehalten: 1) Die den beiden Industrien, sowohl der einheimischen, als der Colonialindustrie durch das Gesetz vom 18 Jul. 1837 bestimmte gegenseitige Stellung; 2) der auf 70 Kilogrammen raffinirten Zuckers festgesetzte Rückzoll auf 100 Kilogrammen Rohzucker; 3) die Gleichheit des Zolls für beide Zucker ward selbst für die Zukunft verworfen. Der Bericht sollte am 18 auf dem Bureau des Präsidenten niedergelegt werden. Der Druck der den Bericht begleitenden Tabellen und Etats wird nicht gestatten, daß die Erörterung vor sieben oder acht Tagen beginne. [irrelevantes Material] In der Sitzung der Deputirtenkammer am 18 April war die Tagesordnung an Entwickelung des Vorschlags der HH. v. Beaumont und Defitte zu Errichtung berathender Kammern und eines Generalconseils des Ackerbaues. Hr. Defitte bemerkte, daß diese von einer beträchtlichen Zahl von Generalconseils gewünscht würden, da die agricolen Comitien zu zahlreich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0003" n="0907"/> <div n="2"> <byline> <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/> </byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 14 April.</dateline> <p> Es ist erfreulich, daß die Geistlichkeit sowohl als die Torypartei im Ganzen zu dem weisen und patriotischen Entschlusse gekommen sind, die Angelegenheiten Canada's nicht zur Parteisache zu machen, sondern sich im Verein mit der Regierung redlich zur Schlichtung all der schwierigen Fragen zu vereinigen, von denen die künftige Ruhe jener Provinzen und deren fernere Verbindung mit dem Mutterlande abhangen. Der Erzbischof von Canterbury nebst mehreren anderen Bischöfen haben erklärt, sie wollten, um des Friedens willen, wegen ihrer Besitzthümer in Obercanada keinen Streit erheben; und wenn man nur die protestantische bischöfliche Kirche, neben der in Unter-Canada wenigstens als solche geltenden, als Staatskirche anerkennen wolle, so wollten sie in Bezug auf die reservirten Ländereien sich einer billigen Entscheidung unterwerfen. Der Erzbischof versprach deßwegen der Regierung einen Plan vorzuschlagen, welchen er unter allen Umständen für anwendbar halte. Peel sprach gestern Abend noch entgegenkommender. Er willigte in das zweite Verlesen der die neue Verfassung beider Provinzen bestimmenden Bill, und erkannte damit den Grundsatz der Vereinigung derselben an; obgleich er dabei beharrte, daß er manche üble Folgen daraus hervordrohen sehe. Da Lord J. Russell eingestand, daß die juristischen Kronbeamten in der von Ober-Canada zur Annahme geschickten Bill mehrere Punkte gefunden, wobei die dortige Legislatur ohne rechtliche Befugniß Parlamentsacten widerrufen habe, so rieth ihm Peel aufs freundschaftlichste, statt beim Parlament die Berechtigung für diese Einzelnheiten nachzusuchen, damit die Königin ihre Zustimmung zur ganzen Bill geben könne, lieber eine ganz neue Bill vorzuschlagen. Zu diesem zeigte sich der edle Lord auch nicht ungeneigt, und es steht demnach zu erwarten, daß das Parlament sich nicht auflösen wird, ohne daß es das große und gute Werk vollbracht hätte. Beide Parteien fühlen sich hierzu um so mehr aufgefordert, als es den Einwirkungen der verschiedenen Statthalter, welche seit der Rebellion jene Provinzen besucht hatten, besonders aber dem Hrn. v. Thompson, gelungen ist, die gährenden Gemüther zu beruhigen und zur Eintracht zu stimmen. Fast alle Zeitungen und Briefe, die man von dort erhält, drücken ihre Freude über die Beilegung des langen und bittern Streits um die geistlichen Güter aus; sie können kaum begreifen, wie eine Frage, die vor kurzem noch unauflöslich schien, so befriedigend geschlichtet werden konnte. Ja, so versöhnlich ist man geworden, daß mehrere der eifrigsten Loyalisten in Ober-Canada, welche selbst aufs tapferste gegen die Rebellen gekämpft, den Gouverneur um die Begnadigung und Zurückberufung aus der Deportation eines der Rädelsführer gebeten haben! Wer aber bei allem diesem den größten Triumph feiert, ist der so vielfach verkannte und mißhandelte Graf Durham. Statt im Parlamente gegen seine Verleumder, seine politischen Gegner wie seine falschen ministeriellen Freunde zu donnern, und durch elende Persönlichkeiten die kostbare Zeit zu verderben, legte er mit ruhiger Würde der Nation seinen Bericht vor – einen Bericht, welchen anfangs Freunde wie Feinde mit fast mitleidigem Achselzucken als eine Reihe übereilter Beobachtungen und utopischer Träume betrachteten. Und siehe, fast jede einzelne Beobachtung hat sich bewährt gefunden. Wenn man auch dermalen noch den Muth nicht hat, alle brittischen Provinzen in Nordamerika mit <hi rendition="#g">einem</hi> Föderativband zu umschlingen, und so zu einem Staate vorzubereiten, welcher dereinst der großen Republik gegenüber unabhängig bestehen könnte, so werden doch die Canadas vereinigt und durch die friedliche Ueberflügelung der französischen Race angelsächsisch gemacht. Wie wichtig alles dieses auch in Bezug auf unseren Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten ist, läßt sich nicht verkennen. Ich meines Theils zweifle gar nicht, daß sobald die Canadas ihre neue Verfassung haben, und dort keine Unruhen mehr zu befürchten sind, so kommen die Yankees zum Vergleich; und vielleicht in weniger als Jahresfrist dürften wir die Freude erleben, die Hälfte unserer dort stehenden Truppen zurückziehen zu können. Wären wir doch auch so nahe an der Beruhigung Irlands! Hier will ein Marquis von Westmeath gefunden haben, daß auch bei der Einführung des neuen Armengesetzes die Papisten begünstigt worden, und sucht das Oberhaus zu einer Untersuchungscommission zu bewegen. Lord Stanley ist entschlossen, seine dort so verhaßte Bill weiter zu treiben, und hat den 6 Mai für den Ausschuß anberaumt. O'Connell tobt daher wieder wie besessen, und will den katholischen Theil der Nation mit Macht erheben, während Lord Melbourne sich bequemen muß, dem Lord Lyndhurst zu Gefallen, welcher noch immer krank ist, die weitern Berathungen über die irische Corporationsbill bis nach Ostern zu verschieben. Die Privilegienbill ist jedoch auch vom Unterhaus angenommen, und somit wenigstens dieser bedrohliche Streit geschlichtet.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 18 April.</dateline><lb/> <p>Ein Journal meldet, daß in Folge einer Versammlung des Admiralitätsconseils die in Paris sich aufhaltenden Seeofficiere den Befehl erhalten haben, unverzüglich nach Toulon abzureisen.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Messager</hi>.) Die Commission der außerordentlichen und Zuschußcredite von Afrika hat am 17 den Bericht des Hrn. Ducos angehört. Er trägt auf die unverkürzte Annahme der verlangten Credite an, drückt aber zugleich den Wunsch aus, die Regierung möge sich in Zukunft an eine beschränkte Besetzung halten. Mehrere Mitglieder bekämpften die Anträge des Berichts; sie betrachten jede Entschließung einer Beschränkung unserer Herrschaft in Algerien für jetzt als unangemessen. Nur die weitern Ereignisse könnten, ihrer Ansicht nach, den in der Folge zu ergreifenden Entschluß bestimmen. Die Anhänger der beschränkten Besetzung unterstützten lebhaft die Anträge des Berichts; gleichwohl erklärten sie, daß sie sich der Modification einiger Stellen nicht widersetzen. Nach einer fünfstündigen Erörterung ward der Bericht mit 5 gegen 2 Stimmen angenommen. – Auch die Zuckercommission hat sich am 17 versammelt. Sie hörte den Berichterstatter, Hrn. Bugeaud. Nach langer Berathschlagung beschloß sie, daß der auf den ausländischen Zucker gelegte Zoll, der anfangs auf 15 Fr. gesetzt war, auf 20 Fr. erhöht werden solle. Die früheren Beschlüsse der Commission wurden beibehalten: 1) Die den beiden Industrien, sowohl der einheimischen, als der Colonialindustrie durch das Gesetz vom 18 Jul. 1837 bestimmte gegenseitige Stellung; 2) der auf 70 Kilogrammen raffinirten Zuckers festgesetzte Rückzoll auf 100 Kilogrammen Rohzucker; 3) die Gleichheit des Zolls für beide Zucker ward selbst für die Zukunft verworfen. Der Bericht sollte am 18 auf dem Bureau des Präsidenten niedergelegt werden. Der Druck der den Bericht begleitenden Tabellen und Etats wird nicht gestatten, daß die Erörterung vor sieben oder acht Tagen beginne.</p><lb/> <p><bibl><gap reason="insignificant"/></bibl> In der Sitzung der <hi rendition="#g">Deputirtenkammer</hi> am 18 April war die Tagesordnung an Entwickelung des Vorschlags der HH. v. Beaumont und Defitte zu Errichtung berathender Kammern und eines Generalconseils des Ackerbaues. Hr. Defitte bemerkte, daß diese von einer beträchtlichen Zahl von Generalconseils gewünscht würden, da die agricolen Comitien zu zahlreich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0907/0003]
_ London, 14 April. Es ist erfreulich, daß die Geistlichkeit sowohl als die Torypartei im Ganzen zu dem weisen und patriotischen Entschlusse gekommen sind, die Angelegenheiten Canada's nicht zur Parteisache zu machen, sondern sich im Verein mit der Regierung redlich zur Schlichtung all der schwierigen Fragen zu vereinigen, von denen die künftige Ruhe jener Provinzen und deren fernere Verbindung mit dem Mutterlande abhangen. Der Erzbischof von Canterbury nebst mehreren anderen Bischöfen haben erklärt, sie wollten, um des Friedens willen, wegen ihrer Besitzthümer in Obercanada keinen Streit erheben; und wenn man nur die protestantische bischöfliche Kirche, neben der in Unter-Canada wenigstens als solche geltenden, als Staatskirche anerkennen wolle, so wollten sie in Bezug auf die reservirten Ländereien sich einer billigen Entscheidung unterwerfen. Der Erzbischof versprach deßwegen der Regierung einen Plan vorzuschlagen, welchen er unter allen Umständen für anwendbar halte. Peel sprach gestern Abend noch entgegenkommender. Er willigte in das zweite Verlesen der die neue Verfassung beider Provinzen bestimmenden Bill, und erkannte damit den Grundsatz der Vereinigung derselben an; obgleich er dabei beharrte, daß er manche üble Folgen daraus hervordrohen sehe. Da Lord J. Russell eingestand, daß die juristischen Kronbeamten in der von Ober-Canada zur Annahme geschickten Bill mehrere Punkte gefunden, wobei die dortige Legislatur ohne rechtliche Befugniß Parlamentsacten widerrufen habe, so rieth ihm Peel aufs freundschaftlichste, statt beim Parlament die Berechtigung für diese Einzelnheiten nachzusuchen, damit die Königin ihre Zustimmung zur ganzen Bill geben könne, lieber eine ganz neue Bill vorzuschlagen. Zu diesem zeigte sich der edle Lord auch nicht ungeneigt, und es steht demnach zu erwarten, daß das Parlament sich nicht auflösen wird, ohne daß es das große und gute Werk vollbracht hätte. Beide Parteien fühlen sich hierzu um so mehr aufgefordert, als es den Einwirkungen der verschiedenen Statthalter, welche seit der Rebellion jene Provinzen besucht hatten, besonders aber dem Hrn. v. Thompson, gelungen ist, die gährenden Gemüther zu beruhigen und zur Eintracht zu stimmen. Fast alle Zeitungen und Briefe, die man von dort erhält, drücken ihre Freude über die Beilegung des langen und bittern Streits um die geistlichen Güter aus; sie können kaum begreifen, wie eine Frage, die vor kurzem noch unauflöslich schien, so befriedigend geschlichtet werden konnte. Ja, so versöhnlich ist man geworden, daß mehrere der eifrigsten Loyalisten in Ober-Canada, welche selbst aufs tapferste gegen die Rebellen gekämpft, den Gouverneur um die Begnadigung und Zurückberufung aus der Deportation eines der Rädelsführer gebeten haben! Wer aber bei allem diesem den größten Triumph feiert, ist der so vielfach verkannte und mißhandelte Graf Durham. Statt im Parlamente gegen seine Verleumder, seine politischen Gegner wie seine falschen ministeriellen Freunde zu donnern, und durch elende Persönlichkeiten die kostbare Zeit zu verderben, legte er mit ruhiger Würde der Nation seinen Bericht vor – einen Bericht, welchen anfangs Freunde wie Feinde mit fast mitleidigem Achselzucken als eine Reihe übereilter Beobachtungen und utopischer Träume betrachteten. Und siehe, fast jede einzelne Beobachtung hat sich bewährt gefunden. Wenn man auch dermalen noch den Muth nicht hat, alle brittischen Provinzen in Nordamerika mit einem Föderativband zu umschlingen, und so zu einem Staate vorzubereiten, welcher dereinst der großen Republik gegenüber unabhängig bestehen könnte, so werden doch die Canadas vereinigt und durch die friedliche Ueberflügelung der französischen Race angelsächsisch gemacht. Wie wichtig alles dieses auch in Bezug auf unseren Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten ist, läßt sich nicht verkennen. Ich meines Theils zweifle gar nicht, daß sobald die Canadas ihre neue Verfassung haben, und dort keine Unruhen mehr zu befürchten sind, so kommen die Yankees zum Vergleich; und vielleicht in weniger als Jahresfrist dürften wir die Freude erleben, die Hälfte unserer dort stehenden Truppen zurückziehen zu können. Wären wir doch auch so nahe an der Beruhigung Irlands! Hier will ein Marquis von Westmeath gefunden haben, daß auch bei der Einführung des neuen Armengesetzes die Papisten begünstigt worden, und sucht das Oberhaus zu einer Untersuchungscommission zu bewegen. Lord Stanley ist entschlossen, seine dort so verhaßte Bill weiter zu treiben, und hat den 6 Mai für den Ausschuß anberaumt. O'Connell tobt daher wieder wie besessen, und will den katholischen Theil der Nation mit Macht erheben, während Lord Melbourne sich bequemen muß, dem Lord Lyndhurst zu Gefallen, welcher noch immer krank ist, die weitern Berathungen über die irische Corporationsbill bis nach Ostern zu verschieben. Die Privilegienbill ist jedoch auch vom Unterhaus angenommen, und somit wenigstens dieser bedrohliche Streit geschlichtet.
Frankreich.
_ Paris, 18 April.
Ein Journal meldet, daß in Folge einer Versammlung des Admiralitätsconseils die in Paris sich aufhaltenden Seeofficiere den Befehl erhalten haben, unverzüglich nach Toulon abzureisen.
(Messager.) Die Commission der außerordentlichen und Zuschußcredite von Afrika hat am 17 den Bericht des Hrn. Ducos angehört. Er trägt auf die unverkürzte Annahme der verlangten Credite an, drückt aber zugleich den Wunsch aus, die Regierung möge sich in Zukunft an eine beschränkte Besetzung halten. Mehrere Mitglieder bekämpften die Anträge des Berichts; sie betrachten jede Entschließung einer Beschränkung unserer Herrschaft in Algerien für jetzt als unangemessen. Nur die weitern Ereignisse könnten, ihrer Ansicht nach, den in der Folge zu ergreifenden Entschluß bestimmen. Die Anhänger der beschränkten Besetzung unterstützten lebhaft die Anträge des Berichts; gleichwohl erklärten sie, daß sie sich der Modification einiger Stellen nicht widersetzen. Nach einer fünfstündigen Erörterung ward der Bericht mit 5 gegen 2 Stimmen angenommen. – Auch die Zuckercommission hat sich am 17 versammelt. Sie hörte den Berichterstatter, Hrn. Bugeaud. Nach langer Berathschlagung beschloß sie, daß der auf den ausländischen Zucker gelegte Zoll, der anfangs auf 15 Fr. gesetzt war, auf 20 Fr. erhöht werden solle. Die früheren Beschlüsse der Commission wurden beibehalten: 1) Die den beiden Industrien, sowohl der einheimischen, als der Colonialindustrie durch das Gesetz vom 18 Jul. 1837 bestimmte gegenseitige Stellung; 2) der auf 70 Kilogrammen raffinirten Zuckers festgesetzte Rückzoll auf 100 Kilogrammen Rohzucker; 3) die Gleichheit des Zolls für beide Zucker ward selbst für die Zukunft verworfen. Der Bericht sollte am 18 auf dem Bureau des Präsidenten niedergelegt werden. Der Druck der den Bericht begleitenden Tabellen und Etats wird nicht gestatten, daß die Erörterung vor sieben oder acht Tagen beginne.
_ In der Sitzung der Deputirtenkammer am 18 April war die Tagesordnung an Entwickelung des Vorschlags der HH. v. Beaumont und Defitte zu Errichtung berathender Kammern und eines Generalconseils des Ackerbaues. Hr. Defitte bemerkte, daß diese von einer beträchtlichen Zahl von Generalconseils gewünscht würden, da die agricolen Comitien zu zahlreich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |