Allgemeine Zeitung. Nr. 114. Augsburg, 23. April 1840.ist vorläufig dem Unterstaatssecretär Norzagaray übertragen worden, indem man den Herzog de la Victoria aufgefordert hat, den definitiven Minister zu bestimmen. Auf diese Weise stehen die Königin, die Minister, und die Majorität des Congresses im besten Einverständniß, und dem Herzog ist die Veranlassung, sich über Nichtberücksichtigung seiner Wünsche zu beklagen, genommen. Um desto aufgebrachter zeigen sich die Exaltirten. Im Senat erklärte gestern Hr. Perez de Castro, das in der Thronrede und in den Adressen beider Kammern aufgestellte Programm werde durch die neue Gestaltung des Ministeriums in nichts verändert werden; die Regierung werde vielmehr suchen, es in allen Theilen auszuführen. Dieselben Zusicherungen wurden heute dem Congreß ertheilt. Im Senate wurde gestern der Gesetzesentwurf wegen Errichtung eines Staatsraths von 49 Stimmen gegen 25 angenommen. - Der General Ayerve nahm am 6 das Fort von Villarluengo in Aragonien ein. Espartero hatte sein Hauptquartier am 7 in Mas de las Matas, O'Donnell das seinige am 5 in Hinojosa. Am 4 hatte er die Stellung von Aliaga recognoscirt, und einen Ausfall, den die Besatzung machte, zurückgeschlagen; am 7 sollten die Batterien eröffnet werden. Der Brigadier D. Manuel de la Concha, der zum Generalcommandanten von Albacete, Cuenca und Guadalaxara ernannt ist, verlangt Verstärkung an Truppen. Großbritannien. London, 16 April. Das Parlament ist nun bis Ende Aprils vertagt. Aus der gestern erwähnten "Conversation" über die Verhältnisse zu Neapel ist Einiges zur Ergänzung nachzutragen. Lord John Russell erklärte auf die Frage Lord Mahons: "Nach unsern letzten Berichten aus Neapel hatte unser Gesandter, den ihm ertheilten Instructionen gemäß, der neapolitanischen Regierung eine Note eingehändigt, darauf aber eine ausweichende und unbefriedigende Antwort empfangen. Auf dieses hin communicirte der Gesandte mit dem Admiral Stopford, und der Erwägung des letztern ist es zur Zeit anheim gegeben, welche Maaßnahmen er für nöthig erachten mag, um die ihm zugefertigten Instructionen auszuführen." ("Lord Johns Antwort," bemerkt das M. Chronicle, "ist für den Stand der Verhältnisse zwischen England und Neapel ganz entscheidend. Das Geschäft ist jetzt den Händen des Admirals übergeben, so daß wir factisch uns im Kriege mit Neapel befinden.") Das hierauf von Lord Mahon angedeutete, von Hrn. Hume abgelesene Document war ein, der Autorität französischer Blätter zufolge, von dem brittischen Consul in Neapel, Hrn. Th. Galway, im Auftrage des ehrenwerthen W. Temple erlassenes Umlaufschreiben d. d. 2 April an die englischen Kaufleute im Königreich beider Sicilien, worin er diesen anzeigte, daß unter den gegebenen Umständen vermuthlich Repressalien gegen die unter neapolitanischer Flagge segelnden Fahrzeuge verhängt werden würden, und sie hiernach ihre Maaßregeln treffen möchten. Hr. Hume bezeichnete dabei Englands auswärtige Lage als sehr kritisch: Krieg mit China, die Nothwendigkeit, eine starke Flotte an den Küsten der Türkei zu unterhalten, ein sehr prekärer Stand der Dinge in Nordamerika, und nun auch Krieg mit Neapel. Da dürfe das Parlament keine vierzehntägigen Ferien machen. Das Schwefelmonopol bestehe nachgerade seit zwei Jahren, und die während dieser Zeit gepflogene diplomatische Correspondenz sollte dem Hause vorgelegt werden. Er wolle zwar nicht sagen, daß das Amt des Auswärtigen sich in dieser Sache eine tadelnswerthe Nachlässigkeit habe zu Schulden kommen lassen, jedenfalls aber sollte man nicht aus einander gehen, ehevor die bezüglichen Papiere vorgelegt seyen. Lord J. Russell gab zu, daß jenes Consularschreiben in Gemäßheit der dem Gesandten in Neapel von Ihrer Maj. Regierung ertheilten Instructionen ergangen sey, lehnte aber weitere Aufschlüsse über die Sache ab. Er erinnerte daran, daß im andern Parlamentshaus vor einiger Zeit eine Discussion über die Sache stattgefunden, worin Ihrer Maj. Regierung getadelt worden, noch keine Schritte in der Sache gethan zu haben. Hr. Hume möge nun, statt ebenfalls in unbestimmten Andeutungen zu tadeln, sich lieber entschließen, dem Hause sogleich eine Resolution vorzuschlagen, daß die Regierung in dieser Sache zu langsam oder zu eilig gehandelt habe. Auf die Frage Sir J. Grahams, ob hinsichtlich der Detinirung neapolitanischer Schiffe ein Geheimerathsbefehl beschlossen worden, erklärte Lord John, das sey nicht nöthig. In dem Falle mit China sey eine solche Ordre für nothwendig erachtet worden wegen der weiten Entfernung und der zu Communicationen erforderlichen Länge der Zeit, bei Neapel aber sey das nicht der Fall. Sir J. Graham entgegnete, es sey ihm etwas ganz Neues, daß, dem Völkerrecht gemäß, die Detention neapolitanischer Schiffe ohne einen Geheimerathsbefehl autorisirt werden könne, worauf schließlich Lord J. Russell äußerte, er wolle hier mit dem Hrn. Baronet in keine Discussion über Völkerrecht eingehen, lebe aber der zuversichtlichen Hoffnung, daß die neapolitanische Regierung entweder aus eigenem Antrieb oder auf den Rath Anderer sich zu einer befriedigenden Ausgleichung der Sache herbeilassen werde, wo dann alle detinirten Schiffe wieder freigegeben werden sollten, ohne vor einen englischen Admiralitätshof gebracht zu werden. Sir J. Inglis machte auf die große Noth aufmerksam, die im schottischen Hochland und auf den Inseln an der nördlichen Küste von Schottland herrscht. Die Nothleidenden, bemerkte er, wünschten in Masse nach den nordamerikanischen Colonien auszuwandern, aber es fehlten ihnen die Mittel dazu; er frage die Minister, ob sie in dieser Sache einen Plan in Bereitschaft hätten. Lord J. Russell versprach einen solchen nach Ostern vorzulegen. Die Pensionsbill für Lord Seaton wurde nach einer nochmaligen Opposition von Hrn. Hume, die von einem Theil der öffentlichen Presse mit nicht unerheblichen Gründen unterstützt worden, mit 77 gegen 17 Stimmen zum drittenmal gelesen und angenommen. Schließlich ward in dieser Sitzung die Freilassung aller der in der Stockdale'schen Sache in Haft Befindlichen ausgesprochen, mit Ausnahme Joseph Stockdale's selbst und seines Advocaten Howard, welche so lange in Newgate sitzen bleiben sollen, bis sie ein Zeichen der Reue gegeben, oder bis zum Schlusse der Session. Graf Alexis Stroganoff ging am 15 Abends aus Ashburnham-House (dem russischen Gesandtschaftshotel) mit Depeschen nach Paris ab. Director Schumann ist mit seiner Operngesellschaft am 15 April von Mainz per Dampfboot nach London abgegangen, wo am Ostermontag im Prinzen- (vormals St. James-) Theater die Vorstellungen beginnen. Außer den schon in England bekannten Opern "Freischütz, Oberon und Fidelio", sollen auch Spohrs "Jessonda" und "Faust", Webers "Euryanthe", Kreutzers "Nachtlager", Lortzings "Czaar und Zimmermann", Marschners "Templer und Jüdin" u. s. w. aufgeführt werden. Von ausgezeichneten Mitgliedern werden bis jetzt bloß Mad. Fischer-Schwarzbeck, die HH. Schmetzer und Pöck genannt, für später aber sind Haitzinger, Staudigl, Wild, die Lutzer, Haßelt, Faßmann, Stöckl-Heinefetter u. a. zugesagt. ist vorläufig dem Unterstaatssecretär Norzagaray übertragen worden, indem man den Herzog de la Victoria aufgefordert hat, den definitiven Minister zu bestimmen. Auf diese Weise stehen die Königin, die Minister, und die Majorität des Congresses im besten Einverständniß, und dem Herzog ist die Veranlassung, sich über Nichtberücksichtigung seiner Wünsche zu beklagen, genommen. Um desto aufgebrachter zeigen sich die Exaltirten. Im Senat erklärte gestern Hr. Perez de Castro, das in der Thronrede und in den Adressen beider Kammern aufgestellte Programm werde durch die neue Gestaltung des Ministeriums in nichts verändert werden; die Regierung werde vielmehr suchen, es in allen Theilen auszuführen. Dieselben Zusicherungen wurden heute dem Congreß ertheilt. Im Senate wurde gestern der Gesetzesentwurf wegen Errichtung eines Staatsraths von 49 Stimmen gegen 25 angenommen. – Der General Ayerve nahm am 6 das Fort von Villarluengo in Aragonien ein. Espartero hatte sein Hauptquartier am 7 in Mas de las Matas, O'Donnell das seinige am 5 in Hinojosa. Am 4 hatte er die Stellung von Aliaga recognoscirt, und einen Ausfall, den die Besatzung machte, zurückgeschlagen; am 7 sollten die Batterien eröffnet werden. Der Brigadier D. Manuel de la Concha, der zum Generalcommandanten von Albacete, Cuenca und Guadalaxara ernannt ist, verlangt Verstärkung an Truppen. Großbritannien. London, 16 April. Das Parlament ist nun bis Ende Aprils vertagt. Aus der gestern erwähnten „Conversation“ über die Verhältnisse zu Neapel ist Einiges zur Ergänzung nachzutragen. Lord John Russell erklärte auf die Frage Lord Mahons: „Nach unsern letzten Berichten aus Neapel hatte unser Gesandter, den ihm ertheilten Instructionen gemäß, der neapolitanischen Regierung eine Note eingehändigt, darauf aber eine ausweichende und unbefriedigende Antwort empfangen. Auf dieses hin communicirte der Gesandte mit dem Admiral Stopford, und der Erwägung des letztern ist es zur Zeit anheim gegeben, welche Maaßnahmen er für nöthig erachten mag, um die ihm zugefertigten Instructionen auszuführen.“ („Lord Johns Antwort,“ bemerkt das M. Chronicle, „ist für den Stand der Verhältnisse zwischen England und Neapel ganz entscheidend. Das Geschäft ist jetzt den Händen des Admirals übergeben, so daß wir factisch uns im Kriege mit Neapel befinden.“) Das hierauf von Lord Mahon angedeutete, von Hrn. Hume abgelesene Document war ein, der Autorität französischer Blätter zufolge, von dem brittischen Consul in Neapel, Hrn. Th. Galway, im Auftrage des ehrenwerthen W. Temple erlassenes Umlaufschreiben d. d. 2 April an die englischen Kaufleute im Königreich beider Sicilien, worin er diesen anzeigte, daß unter den gegebenen Umständen vermuthlich Repressalien gegen die unter neapolitanischer Flagge segelnden Fahrzeuge verhängt werden würden, und sie hiernach ihre Maaßregeln treffen möchten. Hr. Hume bezeichnete dabei Englands auswärtige Lage als sehr kritisch: Krieg mit China, die Nothwendigkeit, eine starke Flotte an den Küsten der Türkei zu unterhalten, ein sehr prekärer Stand der Dinge in Nordamerika, und nun auch Krieg mit Neapel. Da dürfe das Parlament keine vierzehntägigen Ferien machen. Das Schwefelmonopol bestehe nachgerade seit zwei Jahren, und die während dieser Zeit gepflogene diplomatische Correspondenz sollte dem Hause vorgelegt werden. Er wolle zwar nicht sagen, daß das Amt des Auswärtigen sich in dieser Sache eine tadelnswerthe Nachlässigkeit habe zu Schulden kommen lassen, jedenfalls aber sollte man nicht aus einander gehen, ehevor die bezüglichen Papiere vorgelegt seyen. Lord J. Russell gab zu, daß jenes Consularschreiben in Gemäßheit der dem Gesandten in Neapel von Ihrer Maj. Regierung ertheilten Instructionen ergangen sey, lehnte aber weitere Aufschlüsse über die Sache ab. Er erinnerte daran, daß im andern Parlamentshaus vor einiger Zeit eine Discussion über die Sache stattgefunden, worin Ihrer Maj. Regierung getadelt worden, noch keine Schritte in der Sache gethan zu haben. Hr. Hume möge nun, statt ebenfalls in unbestimmten Andeutungen zu tadeln, sich lieber entschließen, dem Hause sogleich eine Resolution vorzuschlagen, daß die Regierung in dieser Sache zu langsam oder zu eilig gehandelt habe. Auf die Frage Sir J. Grahams, ob hinsichtlich der Detinirung neapolitanischer Schiffe ein Geheimerathsbefehl beschlossen worden, erklärte Lord John, das sey nicht nöthig. In dem Falle mit China sey eine solche Ordre für nothwendig erachtet worden wegen der weiten Entfernung und der zu Communicationen erforderlichen Länge der Zeit, bei Neapel aber sey das nicht der Fall. Sir J. Graham entgegnete, es sey ihm etwas ganz Neues, daß, dem Völkerrecht gemäß, die Detention neapolitanischer Schiffe ohne einen Geheimerathsbefehl autorisirt werden könne, worauf schließlich Lord J. Russell äußerte, er wolle hier mit dem Hrn. Baronet in keine Discussion über Völkerrecht eingehen, lebe aber der zuversichtlichen Hoffnung, daß die neapolitanische Regierung entweder aus eigenem Antrieb oder auf den Rath Anderer sich zu einer befriedigenden Ausgleichung der Sache herbeilassen werde, wo dann alle detinirten Schiffe wieder freigegeben werden sollten, ohne vor einen englischen Admiralitätshof gebracht zu werden. Sir J. Inglis machte auf die große Noth aufmerksam, die im schottischen Hochland und auf den Inseln an der nördlichen Küste von Schottland herrscht. Die Nothleidenden, bemerkte er, wünschten in Masse nach den nordamerikanischen Colonien auszuwandern, aber es fehlten ihnen die Mittel dazu; er frage die Minister, ob sie in dieser Sache einen Plan in Bereitschaft hätten. Lord J. Russell versprach einen solchen nach Ostern vorzulegen. Die Pensionsbill für Lord Seaton wurde nach einer nochmaligen Opposition von Hrn. Hume, die von einem Theil der öffentlichen Presse mit nicht unerheblichen Gründen unterstützt worden, mit 77 gegen 17 Stimmen zum drittenmal gelesen und angenommen. Schließlich ward in dieser Sitzung die Freilassung aller der in der Stockdale'schen Sache in Haft Befindlichen ausgesprochen, mit Ausnahme Joseph Stockdale's selbst und seines Advocaten Howard, welche so lange in Newgate sitzen bleiben sollen, bis sie ein Zeichen der Reue gegeben, oder bis zum Schlusse der Session. Graf Alexis Stroganoff ging am 15 Abends aus Ashburnham-House (dem russischen Gesandtschaftshotel) mit Depeschen nach Paris ab. Director Schumann ist mit seiner Operngesellschaft am 15 April von Mainz per Dampfboot nach London abgegangen, wo am Ostermontag im Prinzen- (vormals St. James-) Theater die Vorstellungen beginnen. Außer den schon in England bekannten Opern „Freischütz, Oberon und Fidelio“, sollen auch Spohrs „Jessonda“ und „Faust“, Webers „Euryanthe“, Kreutzers „Nachtlager“, Lortzings „Czaar und Zimmermann“, Marschners „Templer und Jüdin“ u. s. w. aufgeführt werden. Von ausgezeichneten Mitgliedern werden bis jetzt bloß Mad. Fischer-Schwarzbeck, die HH. Schmetzer und Pöck genannt, für später aber sind Haitzinger, Staudigl, Wild, die Lutzer, Haßelt, Faßmann, Stöckl-Heinefetter u. a. zugesagt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="0906"/> ist vorläufig dem Unterstaatssecretär <hi rendition="#g">Norzagaray</hi> übertragen worden, indem man den Herzog de la Victoria aufgefordert hat, den definitiven Minister zu bestimmen. Auf diese Weise stehen die Königin, die Minister, und die Majorität des Congresses im besten Einverständniß, und dem Herzog ist die Veranlassung, sich über Nichtberücksichtigung seiner Wünsche zu beklagen, genommen. Um desto aufgebrachter zeigen sich die Exaltirten. Im Senat erklärte gestern Hr. Perez de Castro, das in der Thronrede und in den Adressen beider Kammern aufgestellte Programm werde durch die neue Gestaltung des Ministeriums in nichts verändert werden; die Regierung werde vielmehr suchen, es in allen Theilen auszuführen. Dieselben Zusicherungen wurden heute dem Congreß ertheilt. Im Senate wurde gestern der Gesetzesentwurf wegen Errichtung eines Staatsraths von 49 Stimmen gegen 25 angenommen. – Der General Ayerve nahm am 6 das Fort von Villarluengo in Aragonien ein. Espartero hatte sein Hauptquartier am 7 in Mas de las Matas, O'Donnell das seinige am 5 in Hinojosa. Am 4 hatte er die Stellung von Aliaga recognoscirt, und einen Ausfall, den die Besatzung machte, zurückgeschlagen; am 7 sollten die Batterien eröffnet werden. Der Brigadier D. Manuel de la Concha, der zum Generalcommandanten von Albacete, Cuenca und Guadalaxara ernannt ist, verlangt Verstärkung an Truppen.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 16 April.</dateline><lb/> <p>Das Parlament ist nun bis Ende Aprils vertagt. 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Da dürfe das Parlament keine vierzehntägigen Ferien machen. Das Schwefelmonopol bestehe nachgerade seit zwei Jahren, und die während dieser Zeit gepflogene diplomatische Correspondenz sollte dem Hause vorgelegt werden. Er wolle zwar nicht sagen, daß das Amt des Auswärtigen sich in dieser Sache eine tadelnswerthe Nachlässigkeit habe zu Schulden kommen lassen, jedenfalls aber sollte man nicht aus einander gehen, ehevor die bezüglichen Papiere vorgelegt seyen. Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi> gab zu, daß jenes Consularschreiben in Gemäßheit der dem Gesandten in Neapel von Ihrer Maj. Regierung ertheilten Instructionen ergangen sey, lehnte aber weitere Aufschlüsse über die Sache ab. Er erinnerte daran, daß im andern Parlamentshaus vor einiger Zeit eine Discussion über die Sache stattgefunden, worin Ihrer Maj. Regierung getadelt worden, noch keine Schritte in der Sache gethan zu haben. Hr. Hume möge nun, statt ebenfalls in unbestimmten Andeutungen zu tadeln, sich lieber entschließen, dem Hause sogleich eine Resolution vorzuschlagen, daß die Regierung in dieser Sache zu langsam oder zu eilig gehandelt habe. Auf die Frage Sir J. <hi rendition="#g">Grahams</hi>, ob hinsichtlich der Detinirung neapolitanischer Schiffe ein Geheimerathsbefehl beschlossen worden, erklärte Lord <hi rendition="#g">John</hi>, das sey nicht nöthig. In dem Falle mit China sey eine solche Ordre für nothwendig erachtet worden wegen der weiten Entfernung und der zu Communicationen erforderlichen Länge der Zeit, bei Neapel aber sey das nicht der Fall. Sir J. <hi rendition="#g">Graham</hi> entgegnete, es sey ihm etwas ganz Neues, daß, dem Völkerrecht gemäß, die Detention neapolitanischer Schiffe <hi rendition="#g">ohne einen Geheimerathsbefehl</hi> autorisirt werden könne, worauf schließlich Lord J. <hi rendition="#g">Russell</hi> äußerte, er wolle hier mit dem Hrn. 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Die Pensionsbill für Lord Seaton wurde nach einer nochmaligen Opposition von Hrn. <hi rendition="#g">Hume</hi>, die von einem Theil der öffentlichen Presse mit nicht unerheblichen Gründen unterstützt worden, mit 77 gegen 17 Stimmen zum drittenmal gelesen und angenommen. Schließlich ward in dieser Sitzung die Freilassung aller der in der Stockdale'schen Sache in Haft Befindlichen ausgesprochen, mit Ausnahme Joseph Stockdale's selbst und seines Advocaten Howard, welche so lange in Newgate sitzen bleiben sollen, bis sie ein Zeichen der Reue gegeben, oder bis zum Schlusse der Session.</p><lb/> <p>Graf Alexis Stroganoff ging am 15 Abends aus Ashburnham-House (dem russischen Gesandtschaftshotel) mit Depeschen nach Paris ab.</p><lb/> <p>Director Schumann ist mit seiner Operngesellschaft am 15 April von Mainz per Dampfboot nach London abgegangen, wo am Ostermontag im Prinzen- (vormals St. James-) Theater die Vorstellungen beginnen. 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Großbritannien.
_ London, 16 April.
Das Parlament ist nun bis Ende Aprils vertagt. Aus der gestern erwähnten „Conversation“ über die Verhältnisse zu Neapel ist Einiges zur Ergänzung nachzutragen. Lord John Russell erklärte auf die Frage Lord Mahons: „Nach unsern letzten Berichten aus Neapel hatte unser Gesandter, den ihm ertheilten Instructionen gemäß, der neapolitanischen Regierung eine Note eingehändigt, darauf aber eine ausweichende und unbefriedigende Antwort empfangen. Auf dieses hin communicirte der Gesandte mit dem Admiral Stopford, und der Erwägung des letztern ist es zur Zeit anheim gegeben, welche Maaßnahmen er für nöthig erachten mag, um die ihm zugefertigten Instructionen auszuführen.“ („Lord Johns Antwort,“ bemerkt das M. Chronicle, „ist für den Stand der Verhältnisse zwischen England und Neapel ganz entscheidend. Das Geschäft ist jetzt den Händen des Admirals übergeben, so daß wir factisch uns im Kriege mit Neapel befinden.“) Das hierauf von Lord Mahon angedeutete, von Hrn. Hume abgelesene Document war ein, der Autorität französischer Blätter zufolge, von dem brittischen Consul in Neapel, Hrn. Th. Galway, im Auftrage des ehrenwerthen W. Temple erlassenes Umlaufschreiben d. d. 2 April an die englischen Kaufleute im Königreich beider Sicilien, worin er diesen anzeigte, daß unter den gegebenen Umständen vermuthlich Repressalien gegen die unter neapolitanischer Flagge segelnden Fahrzeuge verhängt werden würden, und sie hiernach ihre Maaßregeln treffen möchten. Hr. Hume bezeichnete dabei Englands auswärtige Lage als sehr kritisch: Krieg mit China, die Nothwendigkeit, eine starke Flotte an den Küsten der Türkei zu unterhalten, ein sehr prekärer Stand der Dinge in Nordamerika, und nun auch Krieg mit Neapel. Da dürfe das Parlament keine vierzehntägigen Ferien machen. Das Schwefelmonopol bestehe nachgerade seit zwei Jahren, und die während dieser Zeit gepflogene diplomatische Correspondenz sollte dem Hause vorgelegt werden. Er wolle zwar nicht sagen, daß das Amt des Auswärtigen sich in dieser Sache eine tadelnswerthe Nachlässigkeit habe zu Schulden kommen lassen, jedenfalls aber sollte man nicht aus einander gehen, ehevor die bezüglichen Papiere vorgelegt seyen. Lord J. Russell gab zu, daß jenes Consularschreiben in Gemäßheit der dem Gesandten in Neapel von Ihrer Maj. Regierung ertheilten Instructionen ergangen sey, lehnte aber weitere Aufschlüsse über die Sache ab. Er erinnerte daran, daß im andern Parlamentshaus vor einiger Zeit eine Discussion über die Sache stattgefunden, worin Ihrer Maj. Regierung getadelt worden, noch keine Schritte in der Sache gethan zu haben. Hr. Hume möge nun, statt ebenfalls in unbestimmten Andeutungen zu tadeln, sich lieber entschließen, dem Hause sogleich eine Resolution vorzuschlagen, daß die Regierung in dieser Sache zu langsam oder zu eilig gehandelt habe. Auf die Frage Sir J. Grahams, ob hinsichtlich der Detinirung neapolitanischer Schiffe ein Geheimerathsbefehl beschlossen worden, erklärte Lord John, das sey nicht nöthig. In dem Falle mit China sey eine solche Ordre für nothwendig erachtet worden wegen der weiten Entfernung und der zu Communicationen erforderlichen Länge der Zeit, bei Neapel aber sey das nicht der Fall. Sir J. Graham entgegnete, es sey ihm etwas ganz Neues, daß, dem Völkerrecht gemäß, die Detention neapolitanischer Schiffe ohne einen Geheimerathsbefehl autorisirt werden könne, worauf schließlich Lord J. Russell äußerte, er wolle hier mit dem Hrn. Baronet in keine Discussion über Völkerrecht eingehen, lebe aber der zuversichtlichen Hoffnung, daß die neapolitanische Regierung entweder aus eigenem Antrieb oder auf den Rath Anderer sich zu einer befriedigenden Ausgleichung der Sache herbeilassen werde, wo dann alle detinirten Schiffe wieder freigegeben werden sollten, ohne vor einen englischen Admiralitätshof gebracht zu werden. Sir J. Inglis machte auf die große Noth aufmerksam, die im schottischen Hochland und auf den Inseln an der nördlichen Küste von Schottland herrscht. Die Nothleidenden, bemerkte er, wünschten in Masse nach den nordamerikanischen Colonien auszuwandern, aber es fehlten ihnen die Mittel dazu; er frage die Minister, ob sie in dieser Sache einen Plan in Bereitschaft hätten. Lord J. Russell versprach einen solchen nach Ostern vorzulegen. Die Pensionsbill für Lord Seaton wurde nach einer nochmaligen Opposition von Hrn. Hume, die von einem Theil der öffentlichen Presse mit nicht unerheblichen Gründen unterstützt worden, mit 77 gegen 17 Stimmen zum drittenmal gelesen und angenommen. Schließlich ward in dieser Sitzung die Freilassung aller der in der Stockdale'schen Sache in Haft Befindlichen ausgesprochen, mit Ausnahme Joseph Stockdale's selbst und seines Advocaten Howard, welche so lange in Newgate sitzen bleiben sollen, bis sie ein Zeichen der Reue gegeben, oder bis zum Schlusse der Session.
Graf Alexis Stroganoff ging am 15 Abends aus Ashburnham-House (dem russischen Gesandtschaftshotel) mit Depeschen nach Paris ab.
Director Schumann ist mit seiner Operngesellschaft am 15 April von Mainz per Dampfboot nach London abgegangen, wo am Ostermontag im Prinzen- (vormals St. James-) Theater die Vorstellungen beginnen. Außer den schon in England bekannten Opern „Freischütz, Oberon und Fidelio“, sollen auch Spohrs „Jessonda“ und „Faust“, Webers „Euryanthe“, Kreutzers „Nachtlager“, Lortzings „Czaar und Zimmermann“, Marschners „Templer und Jüdin“ u. s. w. aufgeführt werden. Von ausgezeichneten Mitgliedern werden bis jetzt bloß Mad. Fischer-Schwarzbeck, die HH. Schmetzer und Pöck genannt, für später aber sind Haitzinger, Staudigl, Wild, die Lutzer, Haßelt, Faßmann, Stöckl-Heinefetter u. a. zugesagt.
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