Allgemeine Zeitung. Nr. 106. Augsburg, 15. April 1840.König vorbehaltenen Ernennungen neu bestimmt werden. Diesen zufolge bleibt Marschall Gerard Obercommandant der Nationalgarden von Paris und vom Departement der Seine, General Jacqueminot ist zum Generallieutenant und Chef des Generalstabs des Obercommandanten, der Herzog von Marmier zum Obristen und Hr. Herard zum Obristlieutenant der ersten Legion u. s. w. ernannt. Ein Journal meldet: "Die Zuckercommission, deren Berichterstatter General Bugeaud ist, muß auf reine und einfache Verwerfung des von dem vorigen Ministerium eingebrachten Gesetzes antragen. Da das gegenwärtige Ministerium die Verpflichtung zur Einbringung eines neuen Gesetzes von sich abgelehnt hat, und das bereits eingebrachte verwirft, so kann die Commission keine andern Anträge stellen. Die Kammer wird bei ihren Berathschlagungen in großer Verlegenheit seyn. Man wird ein neues Gesetz durch Einführung von Amendements in den von der Commission verworfenen Entwurf verfertigen müssen. Nun weiß man aber, was in solchen Sachen immer bei Improvisationen herauskommt: sie verwirren die Interessen nur immer mehr, statt ihnen aufzuhelfen. Sonach ist für dieses Jahr keine Lösung zu hoffen." Hr. Charles Durand wird die Redaction des Capitole niederlegen und einen Cursus der Beredsamkeit in Rouen beginnen, wo er schon vor zwölf Jahren öffentliche Vorträge hielt. Das prachtvolle Spital von Besancon ist eine Beute der Flammen geworden. (Journal du Havre vom 9 April.) Die Unruhen von Lillebonne, von denen gestern ein unbestimmtes Gerücht in der Stadt umlief, scheinen bedeutender gewesen zu seyn, als man vermuthete. Gestern Abend erhielt der Unterpräfect eine Depesche aus jener Stadt und traf sogleich Verfügungen, sich selbst dahin zu begeben. Diesen Morgen brach er in Begleitung des k. Generalprocurators, des Instructionsrichters und des Gendarmerielieutenants auf. Um Mitternacht war eine Compagnie der Grenadiere des dritten Regiments mit Patronen versehen nach Lillebonne gezogen, und man hatte Befehl gegeben, daß alle Brigaden der Gendarmerie der Umgegend eiligst nach diesem Punkte ihre Richtung einschlagen sollen. Am 2 April ward zu Lorient das Linienschiff Jemappes von 100 Kanonen von Stapel gelassen. Die ganze Operation, die eine Menge einheimischer und fremder Zuschauer herbeigelockt, ging sehr glücklich von statten. Die letzten Nachrichten, welche aus Gibraltar in Marseille eingetroffen sind, gehen bis zum 21 März. In den Journalen von Gibraltar findet sich noch keine Sylbe von einer Kriegserklärung Marokko's gegen Frankreich. Inzwischen waren doch zwei französische Kriegsschiffe nach einander in Gibraltar angekommen und von dort nach Tanger weiter gesegelt. Die französische Handelsbrigg Alcide lag fortwährend auf der Rhede von Tanger in Ladung nach Mogador, einem marokkanischen Hafen, was beweist, daß man in Gibraltar einen Friedensbruch des Sultans von Marokko keineswegs befürchtete. Toulon, 7 April. Die Herzoge von Orleans und Aumale sind so eben (Abends 7 Uhr) hier angekommen. - Durch ein Handelsschiff haben wir neue Nachrichten aus Oran vom 22 und aus Scherschel vom 31 März erhalten. Buchamedi, der Chalifa von Tlemsan, hat von Abd-El-Kader Befehl bekommen, die Umgegend von Oran zu verlassen, und mit dem Hauptcorps des Emirs sich zu vereinigen. Viele Beduinen der Wüste haben, des Felddienstes satt, Buchamedi's Corps verlassen, und sind trotz aller Vorstellungen ihres Anführers nach Hause zurückgekehrt. Auch der Chalifa von Maskara hat Befehl erhalten, mit seinen Truppen zu Abd-El-Kader zu stoßen, dessen Armee durch diese Verstärkungen wohl bis auf 30,000 Mann anwachsen wird. Ein marokkanisches Heer von 15 bis 18,000 Mann, wie es heißt, von einem Neffen des Sultans Abd-er-Rhaman befehligt, soll in der Gegend von Tlemsan erschienen seyn, um an der Stelle der Abd-El-Kader'schen Truppen, welche in der Provinz Titeri concentrirt werden, gegen uns zu fechten. Diese Nachricht bedarf übrigens noch sehr der Bestätigung. - Gegen die Besatzung Scherschels wurde bis zum 31 März kein ernstlicher Angriff gerichtet. Nur von weitem zeigten sich einige Kabylen, und feuerte ihre Flinten ab. Die Befestigungsarbeiten wurden eifrig fortgesetzt. Einige der geflüchteten Einwohner sind zurückgekehrt. Commandant Cavaignac nahm sie freundlich auf, ermunterte sie, zu ihren Landsleuten auf die Berge zu gehen, und sie zur Rückkehr zu bestimmen, unter dem Versprechen, daß ihre Personen, ihr Eigenthum und ihre Religion geachtet werden sollten. Jene gestanden hierauf, daß sie die Gebirge der Beni-Menasser heimlich verlassen hatten, und daß ihre Landsleute mehr aus Furcht vor der Rache der Kabylen, als vor der Verfolgung der Franzosen nicht zurückzukommen wagten. - Mit dem letzten Dampfboot ist Obrist Delarue, Adjutant des Kriegsministers, nach Algier abgereist. Man sagt, er sey beauftragt, dem Marschall Valee mit Abberufung zu drohen, wenn er nicht unverzüglich Verstärkungen nach Oran schicke. Paris, 9 April. Mit Vergnügen melde ich Ihnen, daß alle Schwierigkiiten, die sich der Verbindung des Herzogs von Nemours mit der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg entgegengestellt hatten, glücklicherweise gehoben sind. Die Bedenklichkeiten über den Betrag und andere Modificationen des herzoglichen Heirathsguts, so wie hinsichtlich der Widerlage haben sich sämmtlich gelöst, und die Copulation der hohen Brautleute soll in der Osterwoche in aller Stille zu St. Cloud vollzogen werden. Die Feierlichkeit wird ohne allen Eclat vor sich gehen, und außer dem König Leopold und dem Vater der Braut kein bedeutender Gast dazu geladen werden. Das Hauswesen des jungen Ehepaars soll auf den einfachsten Fuß bestellt werden, wobei es hinsichtlich der gewöhnlichsten Comforts, z. B. in Bezug auf Equipagen, auf den Haushalt des königlichen Vaters angewiesen ist. Paris, 10 April. Laut den Depeschen, die dem Cabinet von Neapel aus zugekommen sind, scheint Lord Palmerston in der Angelegenheit des Schwefelmonopols weiter gehen zu wollen als man bisher vermuthet hatte. Der englische Gesandte, Hr. Temple (Schwager von Lord Palmerston), hatte der neapolitanischen Regierung eine neue Note überreicht, worin er binnen acht Tagen um Antwort auf seine vorhergehende bat. Es wurde ihm keine Antwort ertheilt, und nach Verlauf der acht Tage soll Hr. Temple ein Schiff an den Admiral Stopford expedirt haben, mit dem Ersuchen, nunmehr in Folge der ihm von London zugekommenen Instructionen einzuschreiten. Worin diese Instructionen bestehen, ist hier nicht bekannt; man fürchtet aber, Lord Palmerston möchte in einem Anfalle von Zorn, ohne vorher seine Collegen speciell zu Rathe gezogen zu haben, irgend eine Handlung vornehmen, die zu bedeutenden politischen Complicationen Veranlassung geben könnte. - Nach den Aeußerungen mehrerer Mitglieder des Cabinets hat die Ziffer von 163 Gegnern in der Deputirtenkammer, bei der Abstimmung von vorgestern, dasselbe in Verlegenheit gesetzt. Hr. Thiers hatte erwartet, es sey seinen Bemühungen gelungen, die ehemaligen 221, ungeachtet sich mehrere Doctrinärs zu ihnen geschlagen, auf weniger als jene Zahl zu reduciren. Zwar läßt sich zum Troste des Cabinets sagen, die Abstimmung über König vorbehaltenen Ernennungen neu bestimmt werden. Diesen zufolge bleibt Marschall Gérard Obercommandant der Nationalgarden von Paris und vom Departement der Seine, General Jacqueminot ist zum Generallieutenant und Chef des Generalstabs des Obercommandanten, der Herzog von Marmier zum Obristen und Hr. Hérard zum Obristlieutenant der ersten Legion u. s. w. ernannt. Ein Journal meldet: „Die Zuckercommission, deren Berichterstatter General Bugeaud ist, muß auf reine und einfache Verwerfung des von dem vorigen Ministerium eingebrachten Gesetzes antragen. Da das gegenwärtige Ministerium die Verpflichtung zur Einbringung eines neuen Gesetzes von sich abgelehnt hat, und das bereits eingebrachte verwirft, so kann die Commission keine andern Anträge stellen. Die Kammer wird bei ihren Berathschlagungen in großer Verlegenheit seyn. Man wird ein neues Gesetz durch Einführung von Amendements in den von der Commission verworfenen Entwurf verfertigen müssen. Nun weiß man aber, was in solchen Sachen immer bei Improvisationen herauskommt: sie verwirren die Interessen nur immer mehr, statt ihnen aufzuhelfen. Sonach ist für dieses Jahr keine Lösung zu hoffen.“ Hr. Charles Durand wird die Redaction des Capitole niederlegen und einen Cursus der Beredsamkeit in Rouen beginnen, wo er schon vor zwölf Jahren öffentliche Vorträge hielt. Das prachtvolle Spital von Bésançon ist eine Beute der Flammen geworden. (Journal du Havre vom 9 April.) Die Unruhen von Lillebonne, von denen gestern ein unbestimmtes Gerücht in der Stadt umlief, scheinen bedeutender gewesen zu seyn, als man vermuthete. Gestern Abend erhielt der Unterpräfect eine Depesche aus jener Stadt und traf sogleich Verfügungen, sich selbst dahin zu begeben. Diesen Morgen brach er in Begleitung des k. Generalprocurators, des Instructionsrichters und des Gendarmerielieutenants auf. Um Mitternacht war eine Compagnie der Grenadiere des dritten Regiments mit Patronen versehen nach Lillebonne gezogen, und man hatte Befehl gegeben, daß alle Brigaden der Gendarmerie der Umgegend eiligst nach diesem Punkte ihre Richtung einschlagen sollen. Am 2 April ward zu Lorient das Linienschiff Jemappes von 100 Kanonen von Stapel gelassen. Die ganze Operation, die eine Menge einheimischer und fremder Zuschauer herbeigelockt, ging sehr glücklich von statten. Die letzten Nachrichten, welche aus Gibraltar in Marseille eingetroffen sind, gehen bis zum 21 März. In den Journalen von Gibraltar findet sich noch keine Sylbe von einer Kriegserklärung Marokko's gegen Frankreich. Inzwischen waren doch zwei französische Kriegsschiffe nach einander in Gibraltar angekommen und von dort nach Tanger weiter gesegelt. Die französische Handelsbrigg Alcide lag fortwährend auf der Rhede von Tanger in Ladung nach Mogador, einem marokkanischen Hafen, was beweist, daß man in Gibraltar einen Friedensbruch des Sultans von Marokko keineswegs befürchtete. Toulon, 7 April. Die Herzoge von Orleans und Aumale sind so eben (Abends 7 Uhr) hier angekommen. – Durch ein Handelsschiff haben wir neue Nachrichten aus Oran vom 22 und aus Scherschel vom 31 März erhalten. Buchamedi, der Chalifa von Tlemsan, hat von Abd-El-Kader Befehl bekommen, die Umgegend von Oran zu verlassen, und mit dem Hauptcorps des Emirs sich zu vereinigen. Viele Beduinen der Wüste haben, des Felddienstes satt, Buchamedi's Corps verlassen, und sind trotz aller Vorstellungen ihres Anführers nach Hause zurückgekehrt. Auch der Chalifa von Maskara hat Befehl erhalten, mit seinen Truppen zu Abd-El-Kader zu stoßen, dessen Armee durch diese Verstärkungen wohl bis auf 30,000 Mann anwachsen wird. Ein marokkanisches Heer von 15 bis 18,000 Mann, wie es heißt, von einem Neffen des Sultans Abd-er-Rhaman befehligt, soll in der Gegend von Tlemsan erschienen seyn, um an der Stelle der Abd-El-Kader'schen Truppen, welche in der Provinz Titeri concentrirt werden, gegen uns zu fechten. Diese Nachricht bedarf übrigens noch sehr der Bestätigung. – Gegen die Besatzung Scherschels wurde bis zum 31 März kein ernstlicher Angriff gerichtet. Nur von weitem zeigten sich einige Kabylen, und feuerte ihre Flinten ab. Die Befestigungsarbeiten wurden eifrig fortgesetzt. Einige der geflüchteten Einwohner sind zurückgekehrt. Commandant Cavaignac nahm sie freundlich auf, ermunterte sie, zu ihren Landsleuten auf die Berge zu gehen, und sie zur Rückkehr zu bestimmen, unter dem Versprechen, daß ihre Personen, ihr Eigenthum und ihre Religion geachtet werden sollten. Jene gestanden hierauf, daß sie die Gebirge der Beni-Menasser heimlich verlassen hatten, und daß ihre Landsleute mehr aus Furcht vor der Rache der Kabylen, als vor der Verfolgung der Franzosen nicht zurückzukommen wagten. – Mit dem letzten Dampfboot ist Obrist Delarue, Adjutant des Kriegsministers, nach Algier abgereist. Man sagt, er sey beauftragt, dem Marschall Valée mit Abberufung zu drohen, wenn er nicht unverzüglich Verstärkungen nach Oran schicke. Paris, 9 April. Mit Vergnügen melde ich Ihnen, daß alle Schwierigkiiten, die sich der Verbindung des Herzogs von Nemours mit der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg entgegengestellt hatten, glücklicherweise gehoben sind. Die Bedenklichkeiten über den Betrag und andere Modificationen des herzoglichen Heirathsguts, so wie hinsichtlich der Widerlage haben sich sämmtlich gelöst, und die Copulation der hohen Brautleute soll in der Osterwoche in aller Stille zu St. Cloud vollzogen werden. Die Feierlichkeit wird ohne allen Eclat vor sich gehen, und außer dem König Leopold und dem Vater der Braut kein bedeutender Gast dazu geladen werden. Das Hauswesen des jungen Ehepaars soll auf den einfachsten Fuß bestellt werden, wobei es hinsichtlich der gewöhnlichsten Comforts, z. B. in Bezug auf Equipagen, auf den Haushalt des königlichen Vaters angewiesen ist. Paris, 10 April. Laut den Depeschen, die dem Cabinet von Neapel aus zugekommen sind, scheint Lord Palmerston in der Angelegenheit des Schwefelmonopols weiter gehen zu wollen als man bisher vermuthet hatte. Der englische Gesandte, Hr. Temple (Schwager von Lord Palmerston), hatte der neapolitanischen Regierung eine neue Note überreicht, worin er binnen acht Tagen um Antwort auf seine vorhergehende bat. Es wurde ihm keine Antwort ertheilt, und nach Verlauf der acht Tage soll Hr. Temple ein Schiff an den Admiral Stopford expedirt haben, mit dem Ersuchen, nunmehr in Folge der ihm von London zugekommenen Instructionen einzuschreiten. Worin diese Instructionen bestehen, ist hier nicht bekannt; man fürchtet aber, Lord Palmerston möchte in einem Anfalle von Zorn, ohne vorher seine Collegen speciell zu Rathe gezogen zu haben, irgend eine Handlung vornehmen, die zu bedeutenden politischen Complicationen Veranlassung geben könnte. – Nach den Aeußerungen mehrerer Mitglieder des Cabinets hat die Ziffer von 163 Gegnern in der Deputirtenkammer, bei der Abstimmung von vorgestern, dasselbe in Verlegenheit gesetzt. Hr. Thiers hatte erwartet, es sey seinen Bemühungen gelungen, die ehemaligen 221, ungeachtet sich mehrere Doctrinärs zu ihnen geschlagen, auf weniger als jene Zahl zu reduciren. 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Man wird ein neues Gesetz durch Einführung von Amendements in den von der Commission verworfenen Entwurf verfertigen müssen. Nun weiß man aber, was in solchen Sachen immer bei Improvisationen herauskommt: sie verwirren die Interessen nur immer mehr, statt ihnen aufzuhelfen. Sonach ist für dieses Jahr keine Lösung zu hoffen.“</p><lb/> <p>Hr. Charles Durand wird die Redaction des Capitole niederlegen und einen Cursus der Beredsamkeit in Rouen beginnen, wo er schon vor zwölf Jahren öffentliche Vorträge hielt.</p><lb/> <p>Das prachtvolle Spital von Bésançon ist eine Beute der Flammen geworden.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Journal du Havre</hi> vom 9 April.) Die Unruhen von Lillebonne, von denen gestern ein unbestimmtes Gerücht in der Stadt umlief, scheinen bedeutender gewesen zu seyn, als man vermuthete. Gestern Abend erhielt der Unterpräfect eine Depesche aus jener Stadt und traf sogleich Verfügungen, sich selbst dahin zu begeben. Diesen Morgen brach er in Begleitung des k. Generalprocurators, des Instructionsrichters und des Gendarmerielieutenants auf. Um Mitternacht war eine Compagnie der Grenadiere des dritten Regiments mit Patronen versehen nach Lillebonne gezogen, und man hatte Befehl gegeben, daß alle Brigaden der Gendarmerie der Umgegend eiligst nach diesem Punkte ihre Richtung einschlagen sollen.</p><lb/> <p>Am 2 April ward zu Lorient das Linienschiff Jemappes von 100 Kanonen von Stapel gelassen. Die ganze Operation, die eine Menge einheimischer und fremder Zuschauer herbeigelockt, ging sehr glücklich von statten.</p><lb/> <p>Die letzten Nachrichten, welche aus <hi rendition="#b">Gibraltar</hi> in Marseille eingetroffen sind, gehen bis zum 21 März. In den Journalen von Gibraltar findet sich noch keine Sylbe von einer Kriegserklärung Marokko's gegen Frankreich. Inzwischen waren doch zwei französische Kriegsschiffe nach einander in Gibraltar angekommen und von dort nach Tanger weiter gesegelt. 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Auch der Chalifa von Maskara hat Befehl erhalten, mit seinen Truppen zu Abd-El-Kader zu stoßen, dessen Armee durch diese Verstärkungen wohl bis auf 30,000 Mann anwachsen wird. Ein marokkanisches Heer von 15 bis 18,000 Mann, wie es heißt, von einem Neffen des Sultans Abd-er-Rhaman befehligt, soll in der Gegend von Tlemsan erschienen seyn, um an der Stelle der Abd-El-Kader'schen Truppen, welche in der Provinz Titeri concentrirt werden, gegen uns zu fechten. Diese Nachricht bedarf übrigens noch sehr der Bestätigung. – Gegen die Besatzung Scherschels wurde bis zum 31 März kein ernstlicher Angriff gerichtet. Nur von weitem zeigten sich einige Kabylen, und feuerte ihre Flinten ab. Die Befestigungsarbeiten wurden eifrig fortgesetzt. Einige der geflüchteten Einwohner sind zurückgekehrt. Commandant Cavaignac nahm sie freundlich auf, ermunterte sie, zu ihren Landsleuten auf die Berge zu gehen, und sie zur Rückkehr zu bestimmen, unter dem Versprechen, daß ihre Personen, ihr Eigenthum und ihre Religion geachtet werden sollten. Jene gestanden hierauf, daß sie die Gebirge der Beni-Menasser heimlich verlassen hatten, und daß ihre Landsleute mehr aus Furcht vor der Rache der Kabylen, als vor der Verfolgung der Franzosen nicht zurückzukommen wagten. – Mit dem letzten Dampfboot ist Obrist Delarue, Adjutant des Kriegsministers, nach Algier abgereist. 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Temple ein Schiff an den Admiral Stopford expedirt haben, mit dem Ersuchen, nunmehr in Folge der ihm von London zugekommenen Instructionen einzuschreiten. Worin diese Instructionen bestehen, ist hier nicht bekannt; man fürchtet aber, Lord Palmerston möchte in einem Anfalle von Zorn, ohne vorher seine Collegen speciell zu Rathe gezogen zu haben, irgend eine Handlung vornehmen, die zu bedeutenden politischen Complicationen Veranlassung geben könnte. – Nach den Aeußerungen mehrerer Mitglieder des Cabinets hat die Ziffer von 163 Gegnern in der Deputirtenkammer, bei der Abstimmung von vorgestern, dasselbe in Verlegenheit gesetzt. Hr. Thiers hatte erwartet, es sey seinen Bemühungen gelungen, die ehemaligen 221, ungeachtet sich mehrere Doctrinärs zu ihnen geschlagen, auf weniger als jene Zahl zu reduciren. Zwar läßt sich zum Troste des Cabinets sagen, die Abstimmung über<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0843/0003]
König vorbehaltenen Ernennungen neu bestimmt werden. Diesen zufolge bleibt Marschall Gérard Obercommandant der Nationalgarden von Paris und vom Departement der Seine, General Jacqueminot ist zum Generallieutenant und Chef des Generalstabs des Obercommandanten, der Herzog von Marmier zum Obristen und Hr. Hérard zum Obristlieutenant der ersten Legion u. s. w. ernannt.
Ein Journal meldet: „Die Zuckercommission, deren Berichterstatter General Bugeaud ist, muß auf reine und einfache Verwerfung des von dem vorigen Ministerium eingebrachten Gesetzes antragen. Da das gegenwärtige Ministerium die Verpflichtung zur Einbringung eines neuen Gesetzes von sich abgelehnt hat, und das bereits eingebrachte verwirft, so kann die Commission keine andern Anträge stellen. Die Kammer wird bei ihren Berathschlagungen in großer Verlegenheit seyn. Man wird ein neues Gesetz durch Einführung von Amendements in den von der Commission verworfenen Entwurf verfertigen müssen. Nun weiß man aber, was in solchen Sachen immer bei Improvisationen herauskommt: sie verwirren die Interessen nur immer mehr, statt ihnen aufzuhelfen. Sonach ist für dieses Jahr keine Lösung zu hoffen.“
Hr. Charles Durand wird die Redaction des Capitole niederlegen und einen Cursus der Beredsamkeit in Rouen beginnen, wo er schon vor zwölf Jahren öffentliche Vorträge hielt.
Das prachtvolle Spital von Bésançon ist eine Beute der Flammen geworden.
(Journal du Havre vom 9 April.) Die Unruhen von Lillebonne, von denen gestern ein unbestimmtes Gerücht in der Stadt umlief, scheinen bedeutender gewesen zu seyn, als man vermuthete. Gestern Abend erhielt der Unterpräfect eine Depesche aus jener Stadt und traf sogleich Verfügungen, sich selbst dahin zu begeben. Diesen Morgen brach er in Begleitung des k. Generalprocurators, des Instructionsrichters und des Gendarmerielieutenants auf. Um Mitternacht war eine Compagnie der Grenadiere des dritten Regiments mit Patronen versehen nach Lillebonne gezogen, und man hatte Befehl gegeben, daß alle Brigaden der Gendarmerie der Umgegend eiligst nach diesem Punkte ihre Richtung einschlagen sollen.
Am 2 April ward zu Lorient das Linienschiff Jemappes von 100 Kanonen von Stapel gelassen. Die ganze Operation, die eine Menge einheimischer und fremder Zuschauer herbeigelockt, ging sehr glücklich von statten.
Die letzten Nachrichten, welche aus Gibraltar in Marseille eingetroffen sind, gehen bis zum 21 März. In den Journalen von Gibraltar findet sich noch keine Sylbe von einer Kriegserklärung Marokko's gegen Frankreich. Inzwischen waren doch zwei französische Kriegsschiffe nach einander in Gibraltar angekommen und von dort nach Tanger weiter gesegelt. Die französische Handelsbrigg Alcide lag fortwährend auf der Rhede von Tanger in Ladung nach Mogador, einem marokkanischen Hafen, was beweist, daß man in Gibraltar einen Friedensbruch des Sultans von Marokko keineswegs befürchtete.
_ Toulon, 7 April. Die Herzoge von Orleans und Aumale sind so eben (Abends 7 Uhr) hier angekommen. – Durch ein Handelsschiff haben wir neue Nachrichten aus Oran vom 22 und aus Scherschel vom 31 März erhalten. Buchamedi, der Chalifa von Tlemsan, hat von Abd-El-Kader Befehl bekommen, die Umgegend von Oran zu verlassen, und mit dem Hauptcorps des Emirs sich zu vereinigen. Viele Beduinen der Wüste haben, des Felddienstes satt, Buchamedi's Corps verlassen, und sind trotz aller Vorstellungen ihres Anführers nach Hause zurückgekehrt. Auch der Chalifa von Maskara hat Befehl erhalten, mit seinen Truppen zu Abd-El-Kader zu stoßen, dessen Armee durch diese Verstärkungen wohl bis auf 30,000 Mann anwachsen wird. Ein marokkanisches Heer von 15 bis 18,000 Mann, wie es heißt, von einem Neffen des Sultans Abd-er-Rhaman befehligt, soll in der Gegend von Tlemsan erschienen seyn, um an der Stelle der Abd-El-Kader'schen Truppen, welche in der Provinz Titeri concentrirt werden, gegen uns zu fechten. Diese Nachricht bedarf übrigens noch sehr der Bestätigung. – Gegen die Besatzung Scherschels wurde bis zum 31 März kein ernstlicher Angriff gerichtet. Nur von weitem zeigten sich einige Kabylen, und feuerte ihre Flinten ab. Die Befestigungsarbeiten wurden eifrig fortgesetzt. Einige der geflüchteten Einwohner sind zurückgekehrt. Commandant Cavaignac nahm sie freundlich auf, ermunterte sie, zu ihren Landsleuten auf die Berge zu gehen, und sie zur Rückkehr zu bestimmen, unter dem Versprechen, daß ihre Personen, ihr Eigenthum und ihre Religion geachtet werden sollten. Jene gestanden hierauf, daß sie die Gebirge der Beni-Menasser heimlich verlassen hatten, und daß ihre Landsleute mehr aus Furcht vor der Rache der Kabylen, als vor der Verfolgung der Franzosen nicht zurückzukommen wagten. – Mit dem letzten Dampfboot ist Obrist Delarue, Adjutant des Kriegsministers, nach Algier abgereist. Man sagt, er sey beauftragt, dem Marschall Valée mit Abberufung zu drohen, wenn er nicht unverzüglich Verstärkungen nach Oran schicke.
_ Paris, 9 April. Mit Vergnügen melde ich Ihnen, daß alle Schwierigkiiten, die sich der Verbindung des Herzogs von Nemours mit der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg entgegengestellt hatten, glücklicherweise gehoben sind. Die Bedenklichkeiten über den Betrag und andere Modificationen des herzoglichen Heirathsguts, so wie hinsichtlich der Widerlage haben sich sämmtlich gelöst, und die Copulation der hohen Brautleute soll in der Osterwoche in aller Stille zu St. Cloud vollzogen werden. Die Feierlichkeit wird ohne allen Eclat vor sich gehen, und außer dem König Leopold und dem Vater der Braut kein bedeutender Gast dazu geladen werden. Das Hauswesen des jungen Ehepaars soll auf den einfachsten Fuß bestellt werden, wobei es hinsichtlich der gewöhnlichsten Comforts, z. B. in Bezug auf Equipagen, auf den Haushalt des königlichen Vaters angewiesen ist.
_ Paris, 10 April. Laut den Depeschen, die dem Cabinet von Neapel aus zugekommen sind, scheint Lord Palmerston in der Angelegenheit des Schwefelmonopols weiter gehen zu wollen als man bisher vermuthet hatte. Der englische Gesandte, Hr. Temple (Schwager von Lord Palmerston), hatte der neapolitanischen Regierung eine neue Note überreicht, worin er binnen acht Tagen um Antwort auf seine vorhergehende bat. Es wurde ihm keine Antwort ertheilt, und nach Verlauf der acht Tage soll Hr. Temple ein Schiff an den Admiral Stopford expedirt haben, mit dem Ersuchen, nunmehr in Folge der ihm von London zugekommenen Instructionen einzuschreiten. Worin diese Instructionen bestehen, ist hier nicht bekannt; man fürchtet aber, Lord Palmerston möchte in einem Anfalle von Zorn, ohne vorher seine Collegen speciell zu Rathe gezogen zu haben, irgend eine Handlung vornehmen, die zu bedeutenden politischen Complicationen Veranlassung geben könnte. – Nach den Aeußerungen mehrerer Mitglieder des Cabinets hat die Ziffer von 163 Gegnern in der Deputirtenkammer, bei der Abstimmung von vorgestern, dasselbe in Verlegenheit gesetzt. Hr. Thiers hatte erwartet, es sey seinen Bemühungen gelungen, die ehemaligen 221, ungeachtet sich mehrere Doctrinärs zu ihnen geschlagen, auf weniger als jene Zahl zu reduciren. Zwar läßt sich zum Troste des Cabinets sagen, die Abstimmung über
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
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