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Allgemeine Zeitung. Nr. 100. Augsburg, 9. April 1840.

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den er indessen, da man ihm seinen Grad nicht hat nehmen können, nicht gutwillig verzichtet haben würde; zweitens, ihn der Armee noch mehr zu entrücken, da er alsdann selbst das Militärkleid nicht mehr zu tragen berechtigt wäre. Schon vor Eröffnung der Sitzung waren Versammlungen der Repräsentanten, je nach ihrer Farbe; es offenbarte sich viel Widerspruch, viel Schwanken und Ungewißheit. Gleich nach der zur Eröffnung der Sitzung anberaumten Stunde vertheilte sich die Kammer in Sectionen zur vorläufigen Entscheidung der Frage, ob das Lesen des Antrags in öffentlicher Sitzung gestattet werden solle. Da sämmtliche Sectionen sich dafür entschieden, so wird die Motion öffentlich vorgetragen werden, und ihr Urheber sie mit einer Entwickelung der Gründe, die ihn dazu veranlaßt, begleiten.

Italien.

Die Angelegenheit von Neapel beschäftigt hier alle Gemüther. Die Briefe von dort drücken ihr Bedauern aus, daß die Regierung nicht schon früher gesucht habe, eine Uebereinkunft mit England zu treffen, welche noch vor kurzem leicht zu erlangen gewesen wäre. Der Handel liegt ganz darnieder. Obgleich man noch immer hofft, daß ein Arrangement getroffen werde, bevor die englische Regierung ihre Drohungen, die Häfen Neapels und Siciliens zu blokiren, in Wirksamkeit setzt, so wagen die Kaufleute doch keine Unternehmungen. Heute circulirt hier das Gerücht, die Regierung in Neapel habe der Compagnie als Entschädigung für Abtretung ihres Schwefelmonopols die Summe von 650,000 Ducati bewilligt, und hiermit sey die Sache abgemacht und beigelegt. Wir sind nicht geneigt, dieß so unbedingt zu glauben. Angenommen auch, die Regierung habe dieses Opfer zur Aufhebung jenes Monopols gebracht, so ist die Summe, welche die englische Regierung nun als Schadenersatz für ihre Unterthanen in Anspruch nimmt, zu bedeutend, als daß auch sie so schnell bewilligt werden könnte. Selbst die französische Regierung hat gegen das Monopol protestirt, denn sie wie jede andere Nation ist dabei betheiligt. - Interessant für unsre deutschen Theologen muß die Erscheinung der heiligen Kirchenväter seyn, zu welcher sich die römischen Großen vereint haben, um sie als Prachtausgabe unter Aufsicht der Propaganda fide sofort drucken zu lassen.

Schweiz.

Die Neue Züricher Zeitung vom 3 April enthält in Bezug auf die gestern kurz erwähnten Walliser Händel folgendes Nähere: "St. Maurice, 31 März. Heute ist die sämmtliche Landwehr der untern Gemeinden des Unterwallis hier durchpassirt, um sich den vereinigten Kräften bei Sitten anzuschließen. - Aus Sitten selbst vernehmen wir, daß die aus fünf Mitgliedern des Staatsraths und fünf Mitgliedern des großen Raths bestehende leitende Commission auf den 30 Morgens eine Abordnung der Regierung des Oberwallis nach St. Leonhard zu einer Conferenz eingeladen hatte, welcher der Bischof beiwohnte, um wo möglich über die obschwebenden Streitigkeiten sich zu verständigen; da aber die alte Regierung zu den Vorschlägen keine Hand bieten zu können glaubte, so zerschlug sich die Unterhandlung. Die Oberwalliser wollten den Bischof mit sich nehmen, was von Unterwallis verweigert wurde, indem es demselben zu seiner Sicherheit eine Schutzwache von 100 Mann anbot. Von Riddes kommt die Nachricht, daß nach erfolgter Auflösung der Conferenz sogleich Auftrag gegeben worden, die Oberwallis anerkennende Gemeinde Nendaz (zwei Stunden unterhalb Sitten) zu besetzen; und man glaubt, daß es zwischen dem 31 Abends und dem folgenden Morgen zu den ersten Feindseligkeiten kommen könnte. Die Stadt Sitten ist in Belagerungszustand erklärt; es stehen bereits mehrere tausend Mann zu ihrer Vertheidigung bereit. In Oberwallis herrscht die gleiche Thätigkeit. In Siders befinden sich viele Truppen, und Befehl wurde gegeben, daß Alles vom 18ten bis zum 60sten Jahre marschiren soll. Die Reisenden hatten Mühe, wieder los zu kommen, da man sie für Spione hielt."

Die Neue Züricher Zeitung vom 4 April bringt in einer außerordentlichen Beilage weitere Nachrichten von St. Maurice, 1 April, bis Mitternacht: "Sitten ist seit Sonntag in Belagerungszustand. Mehr als 4000 Mann standen gestern dort, die nachkommenden mußten rückwärts bis Riddes echelonnirt werden. Mit dem größten Enthusiasmus marschirte Alles, selbst Greise. Ohne Erlaubniß der Militärbehörde darf Niemand Sitten verlassen. Viele Familienväter schickten ihre Weiber und Kinder das Land hinunter. In der Nacht sah man auf den Bergen um Sitten die Signalfeuer der Oberwalliser lodern. Von beiden Seiten war die Zuversicht auf dem höchsten Punkt, so daß die Anführer aus sich selbst in nichts einzugehen wagten, ohne das Volk zu fragen. Montags begab sich der Bischof mit vier Chorherren und vier Regierungsgliedern von Sitten nach dem oberwalliser Vorposten St. Leonhard, wo sich ebenfalls acht Deputirte des obern Theiles eingefunden hatten. Die Mediation des Bischofs wurde von beiden Seiten angenommen. Die Conferenz soll allmählich freundlicher geworden seyn. Die Unterhandlung soll die beiden Dörfer Nendaz und Evolenaz betroffen und sich besonders an den Kosten zerschlagen haben, welche die Occupation des letztern Orts durch die Oberwalliser verursacht. Man kam endlich überein, daß Oberwallis gestern den 31 bis 2 Uhr Nachmittags eine Antwort auf die Vorschläge von Unterwallis gäbe. Hier in St. Maurice hat man aber nicht erfahren, daß die Antwort erfolgt wäre, so daß man anfing, die Frist für eine Kriegslist der Oberwalliser zu halten. - Gestern Nachmittags schon wurde Nendaz von den Unterwallisern ohne Widerstand eingenommen. Das Dorf empfahl sich der Nachsicht des großen Raths und pflanzte sogleich einen Freiheitsbaum auf. - Heute Morgen um 4 Uhr wurde in Sitten die Sturmglocke gezogen, der Generalmarsch geschlagen, und die sämmtliche Mannschaft, bis auf eine Abtheilung, die zum Schutze der Stadt zurück blieb, rückte unter Befehl des Staatsrathes Maurice Barmann das Land hinauf. Der Posten von St. Leonhard wurde weggenommen. Vor Bramois, wo eine Scharfschützencompagnie unter Hrn. v. Werra stand, ließ sich der Kampf heftiger ein, und dauerte mehrere Stunden. Nach einem der Berichte wurde das Dorf eingenommen, am Ende aber den Oberwallisern überlassen, da diese die umgebenden Höhen inne hatten, die zuerst angegriffen werden mußten. Hingegen blieb den Unterwallisern, die es mit dem Bajonnet einnahmen, das links von Sitten liegende Grimisnat. Alle Berichte sagen, die Oberwalliser haben viele Verwundete, die Zahl ihrer Todten geben die einen auf 10, die andern auf 4 an. Die Unterwalliser sollen nur 5 oder 6 Verwundete, nach einem Briefe auch Todte haben. Die Unterwalliser scheinen entschlossen zu seyn, dießmal die Sache auszumachen. Eine Estaffette, die vom Vorort zu kommen scheint, passirte heute um 5 Uhr Morgens durch St. Maurice, und kam also nach Beginn der Feindseligkeiten an."

Deutschland.

Heute führte die Kammer der Abgeordneten die allgemeine Discussion durch über die Staatseinnahmen und Ausgaben für die Jahre 1835/36, 1836/37 und 1837/38. Ohne über die Verwendung der Einnahmen und Ausgaben sich überhaupt auszusprechen, oder die Jahrgänge 1835/36 und 1836/37 auch nur zu berühren, wendeten sich sämmtliche

den er indessen, da man ihm seinen Grad nicht hat nehmen können, nicht gutwillig verzichtet haben würde; zweitens, ihn der Armee noch mehr zu entrücken, da er alsdann selbst das Militärkleid nicht mehr zu tragen berechtigt wäre. Schon vor Eröffnung der Sitzung waren Versammlungen der Repräsentanten, je nach ihrer Farbe; es offenbarte sich viel Widerspruch, viel Schwanken und Ungewißheit. Gleich nach der zur Eröffnung der Sitzung anberaumten Stunde vertheilte sich die Kammer in Sectionen zur vorläufigen Entscheidung der Frage, ob das Lesen des Antrags in öffentlicher Sitzung gestattet werden solle. Da sämmtliche Sectionen sich dafür entschieden, so wird die Motion öffentlich vorgetragen werden, und ihr Urheber sie mit einer Entwickelung der Gründe, die ihn dazu veranlaßt, begleiten.

Italien.

Die Angelegenheit von Neapel beschäftigt hier alle Gemüther. Die Briefe von dort drücken ihr Bedauern aus, daß die Regierung nicht schon früher gesucht habe, eine Uebereinkunft mit England zu treffen, welche noch vor kurzem leicht zu erlangen gewesen wäre. Der Handel liegt ganz darnieder. Obgleich man noch immer hofft, daß ein Arrangement getroffen werde, bevor die englische Regierung ihre Drohungen, die Häfen Neapels und Siciliens zu blokiren, in Wirksamkeit setzt, so wagen die Kaufleute doch keine Unternehmungen. Heute circulirt hier das Gerücht, die Regierung in Neapel habe der Compagnie als Entschädigung für Abtretung ihres Schwefelmonopols die Summe von 650,000 Ducati bewilligt, und hiermit sey die Sache abgemacht und beigelegt. Wir sind nicht geneigt, dieß so unbedingt zu glauben. Angenommen auch, die Regierung habe dieses Opfer zur Aufhebung jenes Monopols gebracht, so ist die Summe, welche die englische Regierung nun als Schadenersatz für ihre Unterthanen in Anspruch nimmt, zu bedeutend, als daß auch sie so schnell bewilligt werden könnte. Selbst die französische Regierung hat gegen das Monopol protestirt, denn sie wie jede andere Nation ist dabei betheiligt. – Interessant für unsre deutschen Theologen muß die Erscheinung der heiligen Kirchenväter seyn, zu welcher sich die römischen Großen vereint haben, um sie als Prachtausgabe unter Aufsicht der Propaganda fide sofort drucken zu lassen.

Schweiz.

Die Neue Züricher Zeitung vom 3 April enthält in Bezug auf die gestern kurz erwähnten Walliser Händel folgendes Nähere: „St. Maurice, 31 März. Heute ist die sämmtliche Landwehr der untern Gemeinden des Unterwallis hier durchpassirt, um sich den vereinigten Kräften bei Sitten anzuschließen. – Aus Sitten selbst vernehmen wir, daß die aus fünf Mitgliedern des Staatsraths und fünf Mitgliedern des großen Raths bestehende leitende Commission auf den 30 Morgens eine Abordnung der Regierung des Oberwallis nach St. Leonhard zu einer Conferenz eingeladen hatte, welcher der Bischof beiwohnte, um wo möglich über die obschwebenden Streitigkeiten sich zu verständigen; da aber die alte Regierung zu den Vorschlägen keine Hand bieten zu können glaubte, so zerschlug sich die Unterhandlung. Die Oberwalliser wollten den Bischof mit sich nehmen, was von Unterwallis verweigert wurde, indem es demselben zu seiner Sicherheit eine Schutzwache von 100 Mann anbot. Von Riddes kommt die Nachricht, daß nach erfolgter Auflösung der Conferenz sogleich Auftrag gegeben worden, die Oberwallis anerkennende Gemeinde Nendaz (zwei Stunden unterhalb Sitten) zu besetzen; und man glaubt, daß es zwischen dem 31 Abends und dem folgenden Morgen zu den ersten Feindseligkeiten kommen könnte. Die Stadt Sitten ist in Belagerungszustand erklärt; es stehen bereits mehrere tausend Mann zu ihrer Vertheidigung bereit. In Oberwallis herrscht die gleiche Thätigkeit. In Siders befinden sich viele Truppen, und Befehl wurde gegeben, daß Alles vom 18ten bis zum 60sten Jahre marschiren soll. Die Reisenden hatten Mühe, wieder los zu kommen, da man sie für Spione hielt.“

Die Neue Züricher Zeitung vom 4 April bringt in einer außerordentlichen Beilage weitere Nachrichten von St. Maurice, 1 April, bis Mitternacht: „Sitten ist seit Sonntag in Belagerungszustand. Mehr als 4000 Mann standen gestern dort, die nachkommenden mußten rückwärts bis Riddes echelonnirt werden. Mit dem größten Enthusiasmus marschirte Alles, selbst Greise. Ohne Erlaubniß der Militärbehörde darf Niemand Sitten verlassen. Viele Familienväter schickten ihre Weiber und Kinder das Land hinunter. In der Nacht sah man auf den Bergen um Sitten die Signalfeuer der Oberwalliser lodern. Von beiden Seiten war die Zuversicht auf dem höchsten Punkt, so daß die Anführer aus sich selbst in nichts einzugehen wagten, ohne das Volk zu fragen. Montags begab sich der Bischof mit vier Chorherren und vier Regierungsgliedern von Sitten nach dem oberwalliser Vorposten St. Leonhard, wo sich ebenfalls acht Deputirte des obern Theiles eingefunden hatten. Die Mediation des Bischofs wurde von beiden Seiten angenommen. Die Conferenz soll allmählich freundlicher geworden seyn. Die Unterhandlung soll die beiden Dörfer Nendaz und Evolenaz betroffen und sich besonders an den Kosten zerschlagen haben, welche die Occupation des letztern Orts durch die Oberwalliser verursacht. Man kam endlich überein, daß Oberwallis gestern den 31 bis 2 Uhr Nachmittags eine Antwort auf die Vorschläge von Unterwallis gäbe. Hier in St. Maurice hat man aber nicht erfahren, daß die Antwort erfolgt wäre, so daß man anfing, die Frist für eine Kriegslist der Oberwalliser zu halten. – Gestern Nachmittags schon wurde Nendaz von den Unterwallisern ohne Widerstand eingenommen. Das Dorf empfahl sich der Nachsicht des großen Raths und pflanzte sogleich einen Freiheitsbaum auf. – Heute Morgen um 4 Uhr wurde in Sitten die Sturmglocke gezogen, der Generalmarsch geschlagen, und die sämmtliche Mannschaft, bis auf eine Abtheilung, die zum Schutze der Stadt zurück blieb, rückte unter Befehl des Staatsrathes Maurice Barmann das Land hinauf. Der Posten von St. Leonhard wurde weggenommen. Vor Bramois, wo eine Scharfschützencompagnie unter Hrn. v. Werra stand, ließ sich der Kampf heftiger ein, und dauerte mehrere Stunden. Nach einem der Berichte wurde das Dorf eingenommen, am Ende aber den Oberwallisern überlassen, da diese die umgebenden Höhen inne hatten, die zuerst angegriffen werden mußten. Hingegen blieb den Unterwallisern, die es mit dem Bajonnet einnahmen, das links von Sitten liegende Grimisnat. Alle Berichte sagen, die Oberwalliser haben viele Verwundete, die Zahl ihrer Todten geben die einen auf 10, die andern auf 4 an. Die Unterwalliser sollen nur 5 oder 6 Verwundete, nach einem Briefe auch Todte haben. Die Unterwalliser scheinen entschlossen zu seyn, dießmal die Sache auszumachen. Eine Estaffette, die vom Vorort zu kommen scheint, passirte heute um 5 Uhr Morgens durch St. Maurice, und kam also nach Beginn der Feindseligkeiten an.“

Deutschland.

Heute führte die Kammer der Abgeordneten die allgemeine Discussion durch über die Staatseinnahmen und Ausgaben für die Jahre 1835/36, 1836/37 und 1837/38. Ohne über die Verwendung der Einnahmen und Ausgaben sich überhaupt auszusprechen, oder die Jahrgänge 1835/36 und 1836/37 auch nur zu berühren, wendeten sich sämmtliche

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[0796/0004] den er indessen, da man ihm seinen Grad nicht hat nehmen können, nicht gutwillig verzichtet haben würde; zweitens, ihn der Armee noch mehr zu entrücken, da er alsdann selbst das Militärkleid nicht mehr zu tragen berechtigt wäre. Schon vor Eröffnung der Sitzung waren Versammlungen der Repräsentanten, je nach ihrer Farbe; es offenbarte sich viel Widerspruch, viel Schwanken und Ungewißheit. Gleich nach der zur Eröffnung der Sitzung anberaumten Stunde vertheilte sich die Kammer in Sectionen zur vorläufigen Entscheidung der Frage, ob das Lesen des Antrags in öffentlicher Sitzung gestattet werden solle. Da sämmtliche Sectionen sich dafür entschieden, so wird die Motion öffentlich vorgetragen werden, und ihr Urheber sie mit einer Entwickelung der Gründe, die ihn dazu veranlaßt, begleiten. Italien. _ Rom, 31 März. Die Angelegenheit von Neapel beschäftigt hier alle Gemüther. Die Briefe von dort drücken ihr Bedauern aus, daß die Regierung nicht schon früher gesucht habe, eine Uebereinkunft mit England zu treffen, welche noch vor kurzem leicht zu erlangen gewesen wäre. Der Handel liegt ganz darnieder. Obgleich man noch immer hofft, daß ein Arrangement getroffen werde, bevor die englische Regierung ihre Drohungen, die Häfen Neapels und Siciliens zu blokiren, in Wirksamkeit setzt, so wagen die Kaufleute doch keine Unternehmungen. Heute circulirt hier das Gerücht, die Regierung in Neapel habe der Compagnie als Entschädigung für Abtretung ihres Schwefelmonopols die Summe von 650,000 Ducati bewilligt, und hiermit sey die Sache abgemacht und beigelegt. Wir sind nicht geneigt, dieß so unbedingt zu glauben. 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Heute ist die sämmtliche Landwehr der untern Gemeinden des Unterwallis hier durchpassirt, um sich den vereinigten Kräften bei Sitten anzuschließen. – Aus Sitten selbst vernehmen wir, daß die aus fünf Mitgliedern des Staatsraths und fünf Mitgliedern des großen Raths bestehende leitende Commission auf den 30 Morgens eine Abordnung der Regierung des Oberwallis nach St. Leonhard zu einer Conferenz eingeladen hatte, welcher der Bischof beiwohnte, um wo möglich über die obschwebenden Streitigkeiten sich zu verständigen; da aber die alte Regierung zu den Vorschlägen keine Hand bieten zu können glaubte, so zerschlug sich die Unterhandlung. Die Oberwalliser wollten den Bischof mit sich nehmen, was von Unterwallis verweigert wurde, indem es demselben zu seiner Sicherheit eine Schutzwache von 100 Mann anbot. 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Mit dem größten Enthusiasmus marschirte Alles, selbst Greise. Ohne Erlaubniß der Militärbehörde darf Niemand Sitten verlassen. Viele Familienväter schickten ihre Weiber und Kinder das Land hinunter. In der Nacht sah man auf den Bergen um Sitten die Signalfeuer der Oberwalliser lodern. Von beiden Seiten war die Zuversicht auf dem höchsten Punkt, so daß die Anführer aus sich selbst in nichts einzugehen wagten, ohne das Volk zu fragen. Montags begab sich der Bischof mit vier Chorherren und vier Regierungsgliedern von Sitten nach dem oberwalliser Vorposten St. Leonhard, wo sich ebenfalls acht Deputirte des obern Theiles eingefunden hatten. Die Mediation des Bischofs wurde von beiden Seiten angenommen. Die Conferenz soll allmählich freundlicher geworden seyn. Die Unterhandlung soll die beiden Dörfer Nendaz und Evolenaz betroffen und sich besonders an den Kosten zerschlagen haben, welche die Occupation des letztern Orts durch die Oberwalliser verursacht. Man kam endlich überein, daß Oberwallis gestern den 31 bis 2 Uhr Nachmittags eine Antwort auf die Vorschläge von Unterwallis gäbe. Hier in St. Maurice hat man aber nicht erfahren, daß die Antwort erfolgt wäre, so daß man anfing, die Frist für eine Kriegslist der Oberwalliser zu halten. – Gestern Nachmittags schon wurde Nendaz von den Unterwallisern ohne Widerstand eingenommen. Das Dorf empfahl sich der Nachsicht des großen Raths und pflanzte sogleich einen Freiheitsbaum auf. – Heute Morgen um 4 Uhr wurde in Sitten die Sturmglocke gezogen, der Generalmarsch geschlagen, und die sämmtliche Mannschaft, bis auf eine Abtheilung, die zum Schutze der Stadt zurück blieb, rückte unter Befehl des Staatsrathes Maurice Barmann das Land hinauf. Der Posten von St. Leonhard wurde weggenommen. Vor Bramois, wo eine Scharfschützencompagnie unter Hrn. v. Werra stand, ließ sich der Kampf heftiger ein, und dauerte mehrere Stunden. Nach einem der Berichte wurde das Dorf eingenommen, am Ende aber den Oberwallisern überlassen, da diese die umgebenden Höhen inne hatten, die zuerst angegriffen werden mußten. Hingegen blieb den Unterwallisern, die es mit dem Bajonnet einnahmen, das links von Sitten liegende Grimisnat. Alle Berichte sagen, die Oberwalliser haben viele Verwundete, die Zahl ihrer Todten geben die einen auf 10, die andern auf 4 an. Die Unterwalliser sollen nur 5 oder 6 Verwundete, nach einem Briefe auch Todte haben. Die Unterwalliser scheinen entschlossen zu seyn, dießmal die Sache auszumachen. Eine Estaffette, die vom Vorort zu kommen scheint, passirte heute um 5 Uhr Morgens durch St. Maurice, und kam also nach Beginn der Feindseligkeiten an.“ Deutschland. _ München, 4 April. Heute führte die Kammer der Abgeordneten die allgemeine Discussion durch über die Staatseinnahmen und Ausgaben für die Jahre 1835/36, 1836/37 und 1837/38. Ohne über die Verwendung der Einnahmen und Ausgaben sich überhaupt auszusprechen, oder die Jahrgänge 1835/36 und 1836/37 auch nur zu berühren, wendeten sich sämmtliche

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 100. Augsburg, 9. April 1840, S. 0796. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_100_18400409/4>, abgerufen am 03.05.2024.