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Allgemeine Zeitung. Nr. 99. Augsburg, 8. April 1840.

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Das lateranensische Museum.

Die Einrichtung eines neuen öffentlichen Museums in Rom könnte leicht ein großartigeres Unternehmen scheinen als es in der That ist. Nur aufzulesen hat man für einen solchen Zweck und das Gesammelte mit Einsicht und Kunstsinn zu ordnen. In den spärlich fast nur von Winzern bewohnten Mauerbezirken, besonders in den südöstlichen Regionen der alten Stadt ist kein Platz, kein winkeliges Gäßchen, wo nicht Marmortrümmer eines verlorenen schönen antiken Ganzen an den umfriedenden Wänden zur Schau eingefugt oder in der Erde halb versunken zu finden wären. Bedeutendere, bei den während der letzten Jahre veranstalteten Ausgrabungen zum Vorschein gekommene Fragmente solcher Kunstdenkmäler stehen in großer Anzahl in Gemüsegärten, Vignen, Grotten, Klosterhöfen, verlassenen Gebäuden und an widerlichen Räumen zerstreut. In guter Absicht wurden sie für den ersten Augenblick dahin reponirt, später aber vernachlässigt, und gingen, von den breiten Blättern üppiger, an und neben ihnen aufschießender Wucherpflanzen versteckt, nicht selten zum zweitenmale verloren.

Zur Aufnahme dieser Reste einer vergangenen Größe und Herrlichkeit hat der jetzige Papst den lateranensischen Palast zu verwenden befohlen. D. Fontana erbaute ihn bekanntlich unter Sixtus V in einem schönen, imponirenden architektonischen Style, Galilei beendigte den Bau in dem angefangenen Sinn, und die besten Künstler jener Zeit, P. Nogari, V. Salimbeni, R. da Novara u. A. schmückten sein Inneres aus. Sixtus pflegte hier gern einige Monate des Jahres im Anblick der reizendsten Landschaft zu verleben. Seine Nachfolger indeß schenkten dem neuerbauten Herrschersitze weniger Aufmerksamkeit. Vor einer sehr nahen gänzlichen Verödung konnte ihn allein die neue, seiner gewiß würdige Bestimmung bewahren.

Der Plan des innern Arrangements der intendirten Sammlung ist, die respectiven Räume einer Gemäldegalerie, einer Collection von Marmorantiken und einem Ensemble der vorzüglichsten, in europäischen Museen zerstreuten Meisterwerke griechischer und römischer Sculptur in Gypsabgüssen zu überweisen. Die Completirung der letztgenannten Abtheilung indeß dürfte unter den jetzigen Umständen außerordentlich schwer seyn. Eine herrliche Sammlung in diesem Genre könnte man hier besitzen, wäre die Regierung, ohne deren Erlaubniß kein Alterthum ausgeführt werden kann, früher bedacht gewesen, von den verkauften Originalen einen Abguß zu behalten. Bis jetzt bewahren vier große Parterrezimmer die Gypsabgüsse der Sculpturen von den Frontons des Parthenon, ein Geschenk König Georgs IV von England an Pius VII. Die von Lord Elgin nach England gebrachten Originale befinden sich bekanntlich im brittischen Museum. Die herrliche Gruppe vom Tempel der Pallas auf Aegina (Münchener Glyptothek) ist hier in Gyps, doch nicht im Sinne der Composition, aufgestellt. - In zwei nordwärts gelegenen übergeräumigen Hallen hat man angefangen die Marmormantiken zu exponiren. Eine heitere, überaus jugendfrische Basreliefcomposition zeichnet einen unlängst an der Via Appia gefundenen Sarkophag vor allem Andern aus. Sie stellt eine Weinlese vor. Formen und Technik sind von sehr gutem antikem Styl; der dargestellte Moment aber weist sich, der zwischen Laub und Trauben schaukelnden Syringen und Panflöten ungeachtet, wegen des dreimal erscheinenden guten Hirten als zum christlichen Kunstideenkreise gehörig aus. An den Wänden hat man Fragmente von dem weitläufigen Mausoleum der Xenobia sehr artig gruppirt. Auch eine vor kurzem aus Terracina, ihrem Fundorte, angekommene überlebensgroße Marmorstatue des Sophokles ist eine vorzügliche Zierde dieser Abtheilung. Tenerani, der bedeutendste unter den römischen Bildhauern, ist mit ihrer Restauration beschäftigt. Ein in der benachbarten Vigna des lateranensischen Klosters ausgegrabener Kopf, in dem wir einen Coriolan erkennen, ist außer dem erwähnten der aufmerksamsten Betrachtungen werth. Meisterhand fertigte ihn in jenem streng griechischen ins Schöne übergehenden Styl, wie wir ihn in idealen Köpfen auf griechischen Münzen bewundern. - Die Säle der zweiten Etage sind für die Gemälde und Sculpturen neuerer Bildhauer bestimmt. Eine von Silvagny in Rom vorzüglich gearbeitete Copie des geistvollen, jetzt fast unkenntlich gewordenen Frescobildes von Domenichin in S. Gregorio, die Geißelung des heil. Andreas; ein Originalgemälde von Caravaggio und der kostbare Carton von Giulio Romano mit dem Tode des Stephanus - früher in der capitolinischen Gemäldegalerie unter Verschluß - sind von Bildern das Bedeutendste. Eine lebensgroße Marmorfigur des Raphael von Stocchi, einem hiesigen Künstler, ist, wenn auch in der Composition verfehlt, doch sonst ein wohl durchgearbeitetes Bildwerk.

Den Fußboden eines großen Gemachs schmückt ein in den innern Räumen der Thermen Caracalla's gefundenes, kunstreiches antikes Mosaik, das größte, so viel wir wissen, in Rom vorhandene. Es mißt 26 Schritt in die Länge und 16 in die Breite. In 60 größern und kleinern Feldern zeigt es Gladiatoren - drei zu diesen Gruppen gehörige Athleten sind als Fußbodenornament in einem unteren Parterrezimmer eingesetzt - Dichterporträts und Siegespreise jeder Art. Von einem zu seiner Beschauung erbauten Balcon übersehen, gewährt das Ganze einen höchst imposanten Anblick.

Bremen, der natürliche Hafen von Bayern, Würtemberg, Thüringen und Hessen.

Wenn in Beziehung auf Welt- und Seehandel die mittel- und süddeutschen Länder, als die Königreiche Bayern und Würtemberg, Kurhessen und die thüringischen Staaten, insofern eine nachtheilige Lage haben, daß sie weit von der See entfernt sind, so wird diese Lage noch unendlich dadurch verschlimmert, daß die vorhandenen Wasserstraßen, welche sie mit dem Weltmeere verbinden könnten, für sie von nur sehr geringem Werthe sind. Main und Rhein verbinden Bayern, Würtemberg, Coburg und Oberhessen zwar mit Holland jusqu'a la mer; denn wenn auch durch neuere Vereinbarungen dieses jusqu'a la mer für rheinische Schiffe aufgehoben ist, so besteht es factisch für die Erzeugnisse, wenigstens der Mainländer noch fort. Holland hat aber nur äußerst geringfügige Verbindungen in solchen überseeischen Ländern, welche deutsche Erzeugnisse verbrauchen; es versorgt fast lediglich seine eigenen Colonien und zwar vorzugsweise mit holländischen Producten, so daß gar wenig übrig bleibt, was die Mainländer durch Vermittlung der Holländer über See absetzen können. *)

*) Die Holländer würden sehr betrübt seyn, wenn deutsche Producte, Bedürfnisse und Kenntnisse sich unter der Colonialbevölkerung verbreiteten. Es wäre dann auf immer vorbei mit ihrem, unglaublich
Das lateranensische Museum.

Die Einrichtung eines neuen öffentlichen Museums in Rom könnte leicht ein großartigeres Unternehmen scheinen als es in der That ist. Nur aufzulesen hat man für einen solchen Zweck und das Gesammelte mit Einsicht und Kunstsinn zu ordnen. In den spärlich fast nur von Winzern bewohnten Mauerbezirken, besonders in den südöstlichen Regionen der alten Stadt ist kein Platz, kein winkeliges Gäßchen, wo nicht Marmortrümmer eines verlorenen schönen antiken Ganzen an den umfriedenden Wänden zur Schau eingefugt oder in der Erde halb versunken zu finden wären. Bedeutendere, bei den während der letzten Jahre veranstalteten Ausgrabungen zum Vorschein gekommene Fragmente solcher Kunstdenkmäler stehen in großer Anzahl in Gemüsegärten, Vignen, Grotten, Klosterhöfen, verlassenen Gebäuden und an widerlichen Räumen zerstreut. In guter Absicht wurden sie für den ersten Augenblick dahin reponirt, später aber vernachlässigt, und gingen, von den breiten Blättern üppiger, an und neben ihnen aufschießender Wucherpflanzen versteckt, nicht selten zum zweitenmale verloren.

Zur Aufnahme dieser Reste einer vergangenen Größe und Herrlichkeit hat der jetzige Papst den lateranensischen Palast zu verwenden befohlen. D. Fontana erbaute ihn bekanntlich unter Sixtus V in einem schönen, imponirenden architektonischen Style, Galilei beendigte den Bau in dem angefangenen Sinn, und die besten Künstler jener Zeit, P. Nogari, V. Salimbeni, R. da Novara u. A. schmückten sein Inneres aus. Sixtus pflegte hier gern einige Monate des Jahres im Anblick der reizendsten Landschaft zu verleben. Seine Nachfolger indeß schenkten dem neuerbauten Herrschersitze weniger Aufmerksamkeit. Vor einer sehr nahen gänzlichen Verödung konnte ihn allein die neue, seiner gewiß würdige Bestimmung bewahren.

Der Plan des innern Arrangements der intendirten Sammlung ist, die respectiven Räume einer Gemäldegalerie, einer Collection von Marmorantiken und einem Ensemble der vorzüglichsten, in europäischen Museen zerstreuten Meisterwerke griechischer und römischer Sculptur in Gypsabgüssen zu überweisen. Die Completirung der letztgenannten Abtheilung indeß dürfte unter den jetzigen Umständen außerordentlich schwer seyn. Eine herrliche Sammlung in diesem Genre könnte man hier besitzen, wäre die Regierung, ohne deren Erlaubniß kein Alterthum ausgeführt werden kann, früher bedacht gewesen, von den verkauften Originalen einen Abguß zu behalten. Bis jetzt bewahren vier große Parterrezimmer die Gypsabgüsse der Sculpturen von den Frontons des Parthenon, ein Geschenk König Georgs IV von England an Pius VII. Die von Lord Elgin nach England gebrachten Originale befinden sich bekanntlich im brittischen Museum. Die herrliche Gruppe vom Tempel der Pallas auf Aegina (Münchener Glyptothek) ist hier in Gyps, doch nicht im Sinne der Composition, aufgestellt. – In zwei nordwärts gelegenen übergeräumigen Hallen hat man angefangen die Marmormantiken zu exponiren. Eine heitere, überaus jugendfrische Basreliefcomposition zeichnet einen unlängst an der Via Appia gefundenen Sarkophag vor allem Andern aus. Sie stellt eine Weinlese vor. Formen und Technik sind von sehr gutem antikem Styl; der dargestellte Moment aber weist sich, der zwischen Laub und Trauben schaukelnden Syringen und Panflöten ungeachtet, wegen des dreimal erscheinenden guten Hirten als zum christlichen Kunstideenkreise gehörig aus. An den Wänden hat man Fragmente von dem weitläufigen Mausoleum der Xenobia sehr artig gruppirt. Auch eine vor kurzem aus Terracina, ihrem Fundorte, angekommene überlebensgroße Marmorstatue des Sophokles ist eine vorzügliche Zierde dieser Abtheilung. Tenerani, der bedeutendste unter den römischen Bildhauern, ist mit ihrer Restauration beschäftigt. Ein in der benachbarten Vigna des lateranensischen Klosters ausgegrabener Kopf, in dem wir einen Coriolan erkennen, ist außer dem erwähnten der aufmerksamsten Betrachtungen werth. Meisterhand fertigte ihn in jenem streng griechischen ins Schöne übergehenden Styl, wie wir ihn in idealen Köpfen auf griechischen Münzen bewundern. – Die Säle der zweiten Etage sind für die Gemälde und Sculpturen neuerer Bildhauer bestimmt. Eine von Silvagny in Rom vorzüglich gearbeitete Copie des geistvollen, jetzt fast unkenntlich gewordenen Frescobildes von Domenichin in S. Gregorio, die Geißelung des heil. Andreas; ein Originalgemälde von Caravaggio und der kostbare Carton von Giulio Romano mit dem Tode des Stephanus – früher in der capitolinischen Gemäldegalerie unter Verschluß – sind von Bildern das Bedeutendste. Eine lebensgroße Marmorfigur des Raphael von Stocchi, einem hiesigen Künstler, ist, wenn auch in der Composition verfehlt, doch sonst ein wohl durchgearbeitetes Bildwerk.

Den Fußboden eines großen Gemachs schmückt ein in den innern Räumen der Thermen Caracalla's gefundenes, kunstreiches antikes Mosaik, das größte, so viel wir wissen, in Rom vorhandene. Es mißt 26 Schritt in die Länge und 16 in die Breite. In 60 größern und kleinern Feldern zeigt es Gladiatoren – drei zu diesen Gruppen gehörige Athleten sind als Fußbodenornament in einem unteren Parterrezimmer eingesetzt – Dichterporträts und Siegespreise jeder Art. Von einem zu seiner Beschauung erbauten Balcon übersehen, gewährt das Ganze einen höchst imposanten Anblick.

Bremen, der natürliche Hafen von Bayern, Würtemberg, Thüringen und Hessen.

Wenn in Beziehung auf Welt- und Seehandel die mittel- und süddeutschen Länder, als die Königreiche Bayern und Würtemberg, Kurhessen und die thüringischen Staaten, insofern eine nachtheilige Lage haben, daß sie weit von der See entfernt sind, so wird diese Lage noch unendlich dadurch verschlimmert, daß die vorhandenen Wasserstraßen, welche sie mit dem Weltmeere verbinden könnten, für sie von nur sehr geringem Werthe sind. Main und Rhein verbinden Bayern, Würtemberg, Coburg und Oberhessen zwar mit Holland jusqu'à la mer; denn wenn auch durch neuere Vereinbarungen dieses jusqu'à la mer für rheinische Schiffe aufgehoben ist, so besteht es factisch für die Erzeugnisse, wenigstens der Mainländer noch fort. Holland hat aber nur äußerst geringfügige Verbindungen in solchen überseeischen Ländern, welche deutsche Erzeugnisse verbrauchen; es versorgt fast lediglich seine eigenen Colonien und zwar vorzugsweise mit holländischen Producten, so daß gar wenig übrig bleibt, was die Mainländer durch Vermittlung der Holländer über See absetzen können. *)

*) Die Holländer würden sehr betrübt seyn, wenn deutsche Producte, Bedürfnisse und Kenntnisse sich unter der Colonialbevölkerung verbreiteten. Es wäre dann auf immer vorbei mit ihrem, unglaublich
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[0785/0009] Das lateranensische Museum. _ Rom, 17 März. Die Einrichtung eines neuen öffentlichen Museums in Rom könnte leicht ein großartigeres Unternehmen scheinen als es in der That ist. Nur aufzulesen hat man für einen solchen Zweck und das Gesammelte mit Einsicht und Kunstsinn zu ordnen. In den spärlich fast nur von Winzern bewohnten Mauerbezirken, besonders in den südöstlichen Regionen der alten Stadt ist kein Platz, kein winkeliges Gäßchen, wo nicht Marmortrümmer eines verlorenen schönen antiken Ganzen an den umfriedenden Wänden zur Schau eingefugt oder in der Erde halb versunken zu finden wären. Bedeutendere, bei den während der letzten Jahre veranstalteten Ausgrabungen zum Vorschein gekommene Fragmente solcher Kunstdenkmäler stehen in großer Anzahl in Gemüsegärten, Vignen, Grotten, Klosterhöfen, verlassenen Gebäuden und an widerlichen Räumen zerstreut. In guter Absicht wurden sie für den ersten Augenblick dahin reponirt, später aber vernachlässigt, und gingen, von den breiten Blättern üppiger, an und neben ihnen aufschießender Wucherpflanzen versteckt, nicht selten zum zweitenmale verloren. Zur Aufnahme dieser Reste einer vergangenen Größe und Herrlichkeit hat der jetzige Papst den lateranensischen Palast zu verwenden befohlen. D. Fontana erbaute ihn bekanntlich unter Sixtus V in einem schönen, imponirenden architektonischen Style, Galilei beendigte den Bau in dem angefangenen Sinn, und die besten Künstler jener Zeit, P. Nogari, V. Salimbeni, R. da Novara u. A. schmückten sein Inneres aus. Sixtus pflegte hier gern einige Monate des Jahres im Anblick der reizendsten Landschaft zu verleben. Seine Nachfolger indeß schenkten dem neuerbauten Herrschersitze weniger Aufmerksamkeit. Vor einer sehr nahen gänzlichen Verödung konnte ihn allein die neue, seiner gewiß würdige Bestimmung bewahren. Der Plan des innern Arrangements der intendirten Sammlung ist, die respectiven Räume einer Gemäldegalerie, einer Collection von Marmorantiken und einem Ensemble der vorzüglichsten, in europäischen Museen zerstreuten Meisterwerke griechischer und römischer Sculptur in Gypsabgüssen zu überweisen. Die Completirung der letztgenannten Abtheilung indeß dürfte unter den jetzigen Umständen außerordentlich schwer seyn. Eine herrliche Sammlung in diesem Genre könnte man hier besitzen, wäre die Regierung, ohne deren Erlaubniß kein Alterthum ausgeführt werden kann, früher bedacht gewesen, von den verkauften Originalen einen Abguß zu behalten. Bis jetzt bewahren vier große Parterrezimmer die Gypsabgüsse der Sculpturen von den Frontons des Parthenon, ein Geschenk König Georgs IV von England an Pius VII. Die von Lord Elgin nach England gebrachten Originale befinden sich bekanntlich im brittischen Museum. Die herrliche Gruppe vom Tempel der Pallas auf Aegina (Münchener Glyptothek) ist hier in Gyps, doch nicht im Sinne der Composition, aufgestellt. – In zwei nordwärts gelegenen übergeräumigen Hallen hat man angefangen die Marmormantiken zu exponiren. Eine heitere, überaus jugendfrische Basreliefcomposition zeichnet einen unlängst an der Via Appia gefundenen Sarkophag vor allem Andern aus. Sie stellt eine Weinlese vor. Formen und Technik sind von sehr gutem antikem Styl; der dargestellte Moment aber weist sich, der zwischen Laub und Trauben schaukelnden Syringen und Panflöten ungeachtet, wegen des dreimal erscheinenden guten Hirten als zum christlichen Kunstideenkreise gehörig aus. An den Wänden hat man Fragmente von dem weitläufigen Mausoleum der Xenobia sehr artig gruppirt. Auch eine vor kurzem aus Terracina, ihrem Fundorte, angekommene überlebensgroße Marmorstatue des Sophokles ist eine vorzügliche Zierde dieser Abtheilung. Tenerani, der bedeutendste unter den römischen Bildhauern, ist mit ihrer Restauration beschäftigt. Ein in der benachbarten Vigna des lateranensischen Klosters ausgegrabener Kopf, in dem wir einen Coriolan erkennen, ist außer dem erwähnten der aufmerksamsten Betrachtungen werth. Meisterhand fertigte ihn in jenem streng griechischen ins Schöne übergehenden Styl, wie wir ihn in idealen Köpfen auf griechischen Münzen bewundern. – Die Säle der zweiten Etage sind für die Gemälde und Sculpturen neuerer Bildhauer bestimmt. Eine von Silvagny in Rom vorzüglich gearbeitete Copie des geistvollen, jetzt fast unkenntlich gewordenen Frescobildes von Domenichin in S. Gregorio, die Geißelung des heil. Andreas; ein Originalgemälde von Caravaggio und der kostbare Carton von Giulio Romano mit dem Tode des Stephanus – früher in der capitolinischen Gemäldegalerie unter Verschluß – sind von Bildern das Bedeutendste. Eine lebensgroße Marmorfigur des Raphael von Stocchi, einem hiesigen Künstler, ist, wenn auch in der Composition verfehlt, doch sonst ein wohl durchgearbeitetes Bildwerk. Den Fußboden eines großen Gemachs schmückt ein in den innern Räumen der Thermen Caracalla's gefundenes, kunstreiches antikes Mosaik, das größte, so viel wir wissen, in Rom vorhandene. Es mißt 26 Schritt in die Länge und 16 in die Breite. In 60 größern und kleinern Feldern zeigt es Gladiatoren – drei zu diesen Gruppen gehörige Athleten sind als Fußbodenornament in einem unteren Parterrezimmer eingesetzt – Dichterporträts und Siegespreise jeder Art. Von einem zu seiner Beschauung erbauten Balcon übersehen, gewährt das Ganze einen höchst imposanten Anblick. Bremen, der natürliche Hafen von Bayern, Würtemberg, Thüringen und Hessen. _ Von der Weser. Wenn in Beziehung auf Welt- und Seehandel die mittel- und süddeutschen Länder, als die Königreiche Bayern und Würtemberg, Kurhessen und die thüringischen Staaten, insofern eine nachtheilige Lage haben, daß sie weit von der See entfernt sind, so wird diese Lage noch unendlich dadurch verschlimmert, daß die vorhandenen Wasserstraßen, welche sie mit dem Weltmeere verbinden könnten, für sie von nur sehr geringem Werthe sind. Main und Rhein verbinden Bayern, Würtemberg, Coburg und Oberhessen zwar mit Holland jusqu'à la mer; denn wenn auch durch neuere Vereinbarungen dieses jusqu'à la mer für rheinische Schiffe aufgehoben ist, so besteht es factisch für die Erzeugnisse, wenigstens der Mainländer noch fort. Holland hat aber nur äußerst geringfügige Verbindungen in solchen überseeischen Ländern, welche deutsche Erzeugnisse verbrauchen; es versorgt fast lediglich seine eigenen Colonien und zwar vorzugsweise mit holländischen Producten, so daß gar wenig übrig bleibt, was die Mainländer durch Vermittlung der Holländer über See absetzen können. *) *) Die Holländer würden sehr betrübt seyn, wenn deutsche Producte, Bedürfnisse und Kenntnisse sich unter der Colonialbevölkerung verbreiteten. Es wäre dann auf immer vorbei mit ihrem, unglaublich

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 99. Augsburg, 8. April 1840, S. 0785. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_099_18400408/9>, abgerufen am 27.11.2024.