Allgemeine Zeitung. Nr. 96. Augsburg, 5. April 1840.überein. Statt aller Antwort ordnete der König von Neapel Rüstungen auf der ganzen Küste an. Zwei mit Truppen und Artillerie beladene Dampfboote gehen diesen Abend ab, um Messina und Syrakus in Vertheidigungsstand zu setzen. Alles gewinnt eine kriegerische Haltung, und der König hat laut erklärt, daß er zwar bereit sey, mit Regierungen zu unterhandeln, deren Vorstellungen auf Vernunft und Gerechtigkeit sich stützten, daß er aber auf Insolenzen nur mit der Kanone antworten könne." Die obigen obligaten Ausfälle der Pariser Blätter gegen England können Niemand irre machen, der den eigentlichen Charakter des Streits ins Auge faßt. Die Klagen gegen das Monopol erhoben sich schon vor mehr als einem Jahre eben so laut in Frankreich selbst, als in England, denn die Verleihung des Monopols an ein einzelnes französisches Haus mußte dem französischen Handel so nachtheilig seyn als dem englischen, während unsre Berichte aus Sicilien seit Jahr und Tag über die Noth klagen, in welche fast die Hälfte der Schwefelgrubenarbeiter in Sicilien dadurch gerieth, daß die Production gewaltsam um ein Drittel des frühern Ertrags herabgedrückt werden wollte. Schon unterm 24 Jan. v. J. theilte die Allg. Zeitung ein Schreiben aus Marseille mit, worin es hieß: "Unser Handel und unsere großen chemischen Fabriken klagen bitter über ein neues Monopol, das die sicilianische Regierung eingeführt hat. Sie hat im Anfang vorigen Jahrs einer französischen Gesellschaft das ausschließende Privilegium der Ausfuhr von Schwefel aus Sicilien zu Bedingungen ertheilt, welche den Preis dieser für uns so wichtigen Materie verdoppeln müssen. Das Capital der Gesellschaft wurde anfänglich auf 1,200,000 Ducati festgesetzt, aber die Regierung zwang sie, es auf 1,800,000 Ducati zu setzen, wovon der Staat ein Drittheil für sich nahm, die Hälfte der Gesellschaft reservirte, und die übrigen 300,000 in 1000 Actien vertheilen ließ. Die Gesellschaft ist auf zehn Jahre privilegirt, und bezahlt jährlich der Regierung 400,000 Ducati, das heißt 1,800,000 Fr. Dieß ist eine der monströsen Combinationen, wie sie die Holländer ehemals in den Molukken erfunden hatten, und wie man sie noch jetzt in Salz- und Tabakmonopolen findet, die man aber neuerer Zeit bei Artikeln, die auf fremden Handel berechnet sind, nirgends mehr sieht. Es war einer Regierung wie der neapolitanischen vorbehalten, der Handelswelt dieses Schauspiel wieder zu geben, die Production mit großen Opfern zu beschränken, und zu hoffen, durch Vertheurung des Artikels auf fremden Märkten größere Summen daraus zu ziehen. Der Plan ist ganz einfach: man hofft die Verkaufspreise um etwa 5 Millionen Fr. zu steigern, davon sollen 500,000 Fr. an die Grubenbesitzer gehen, 1,800,000 Fr. an die Regierung und der Rest an die Gesellschaft, wovon jedoch die Regierung als Actionnär ein Drittheil erhielte. Wenn Alles so ginge, wie es berechnet ist und auf dem Papier aussieht, so würde Marseille etwa 2 Mill. Fr. jährlich dabei verlieren, vorausgesetzt, daß unsre chemischen Fabriken bei dem erhöhten Preise des Schwefels die gleiche Masse wie bisher consumirten, was nicht wahrscheinlich ist, und vor Allem vorausgesetzt, daß sich nicht aus andern Localitäten eine größere Concurrenz von Schwefeleinfuhr zeigt. Unser Bestreben ist natürlich, diese auf alle Art hervorzurufen, und wir haben die beste Aussicht, darin so zu reussiren, daß die sicilische Gesellschaft froh seyn wird, ihren Vertrag mit der Regierung wieder aufzugeben." Rom, 28 März. Der Herzog von Lucca, sowie der Prinz und die Prinzessin von Syrakus haben vorgestern bei Sr. Heiligkeit dem Papst ihren Abschiedsbesuch gemacht und sind gestern, der Herzog nach Lucca, der Prinz und die Prinzessin, wie man sagt auf specielle Ordre des Königs, nach Neapel zurück gereist. Ein Gerücht sagt heute, das ganze Ministerium in Neapel habe seinen Abschied genommen und erhalten. Die Truppensendungen nach Sicilien und Calabrien dauern fort. - Ihre Maj. die Kaiserin von Rußland wird hier in einigen Monaten erwartet, und es werden bereits Vorkehrungen zu einer passenden Wohnung für die hohe Reisende getroffen. *) - Der französische Botschafter beim heil. Stuhle, Graf Latour-Maubourg, wird mit seiner Gemahlin gleich nach Ostern eine Erholungsreise nach Frankreich antreten. - Der am 25 d. gefallene Schnee, eine sehr seltene Erscheinung hier, ist Ursache zu mancherlei Unordnungen geworden. - Das Volk unterhielt sich auf den öffentlichen Plätzen und in den Straßen mit Schneeballwerfen; aus Spaß wurde Ernst, es kam zu Thätlichkeiten und Messerstichen, so daß einige ihr Leben eingebüßt haben sollen. Die Polizei erließ am folgenden Tage eine scharfe Verordnung gegen dieses Werfen und gegen das Schneemännermachen; jedoch das corpus delicti war nirgends mehr in den Straßen vorhanden, und die Römer ließen es nicht an Sarkasmen fehlen. Schweiz. Die Neue Züricher Ztg. schreibt aus Zürich: "Der Regierungsrath hat sich jüngst mit einem Pensionengesetz beschäftigt, worin unter Anderm die Bestimmung vorkommt, daß Züricherische Pensionen im Lande verzehrt werden müssen. Es versteht sich, daß irgendwo sich auch ein Paragraph auffinden ließ, der gestattete, dem Gesetz rückwirkende Kraft zu geben." Deutschland. München, 3 April. Die Kammer der Abgeordneten nahm heute den Vereinszolltarif in Berathung. (Wir kommen darauf zurück.) Sodann schritt die Kammer zur Berathung über die Rückäußerung der Kammer der Reichsräthe in Betreff des Bankgesetzes. Von den durch diese Kammer in modificirter Form angenommenen Artikeln (welche wir bereits mitgetheilt haben) lehnten heute die Abgeordneten zur zweiten Kammer den ersten Artikel des ersten Entwurfs auch in der neuen Fassung ab, stimmten aber in Ansehung der übrigen Artikel der ersten Kammer, so wie den von dieser beigefügten Wünschen bei, und setzten letztern noch weitere zwei Wünsche bei, nämlich a) nach dem Antrage des Freiherrn v. Schäzler: Se. Maj. ehrerbietigst zu bitten, den §. 73 der Bankstatuten, in so weit derselbe der Bank das Recht einräumt, auf ihre Actien zu 90 Procent des Tagescurses Geld zu leihen, zu entfernen und zu verordnen, daß die bei der Bank bereits deponirten Actien und Actienpromessen in einer zu bestimmenden kurzen Frist herauszunehmen seyen; b) nach dem Gutachten des Hrn. Bestelmeyer: es möge die Administration der Bank so gestaltet werden, daß an die Spitze derselben ein Director gestellt werde, der unabhängig vom Handelsstande ist, und dem der Betrieb eigener Geschäfte untersagt wird. Nach dem Schluß dieser Berathungen verwandelte sich die öffentliche Sitzung behufs der Wahl eines ständischen Commissärs zur Staatsschuldentilgungscommission in eine geheime. Als Resultat der ersten Wahl ergab sich, daß der Abg. v. Maffei mit einer Stimmenzahl von 92 zum ständischen Commissär, und bei der zweiten Wahl als dessen Ersatzmann der Abg. Rietzler mit 91 Stimmen gewählt wurde. Karlsruhe, 31 März. Bei Eröffnung der Sitzung der zweiten Kammer der Stände erbittet sich Christ das Wort *) Die Nachrichten aus Petersburg meldeten wiederholt, es sey über den Aufenthalt der Kaiserin in diesem Sommer noch nichts entschieden.
überein. Statt aller Antwort ordnete der König von Neapel Rüstungen auf der ganzen Küste an. Zwei mit Truppen und Artillerie beladene Dampfboote gehen diesen Abend ab, um Messina und Syrakus in Vertheidigungsstand zu setzen. Alles gewinnt eine kriegerische Haltung, und der König hat laut erklärt, daß er zwar bereit sey, mit Regierungen zu unterhandeln, deren Vorstellungen auf Vernunft und Gerechtigkeit sich stützten, daß er aber auf Insolenzen nur mit der Kanone antworten könne.“ Die obigen obligaten Ausfälle der Pariser Blätter gegen England können Niemand irre machen, der den eigentlichen Charakter des Streits ins Auge faßt. Die Klagen gegen das Monopol erhoben sich schon vor mehr als einem Jahre eben so laut in Frankreich selbst, als in England, denn die Verleihung des Monopols an ein einzelnes französisches Haus mußte dem französischen Handel so nachtheilig seyn als dem englischen, während unsre Berichte aus Sicilien seit Jahr und Tag über die Noth klagen, in welche fast die Hälfte der Schwefelgrubenarbeiter in Sicilien dadurch gerieth, daß die Production gewaltsam um ein Drittel des frühern Ertrags herabgedrückt werden wollte. Schon unterm 24 Jan. v. J. theilte die Allg. Zeitung ein Schreiben aus Marseille mit, worin es hieß: „Unser Handel und unsere großen chemischen Fabriken klagen bitter über ein neues Monopol, das die sicilianische Regierung eingeführt hat. Sie hat im Anfang vorigen Jahrs einer französischen Gesellschaft das ausschließende Privilegium der Ausfuhr von Schwefel aus Sicilien zu Bedingungen ertheilt, welche den Preis dieser für uns so wichtigen Materie verdoppeln müssen. Das Capital der Gesellschaft wurde anfänglich auf 1,200,000 Ducati festgesetzt, aber die Regierung zwang sie, es auf 1,800,000 Ducati zu setzen, wovon der Staat ein Drittheil für sich nahm, die Hälfte der Gesellschaft reservirte, und die übrigen 300,000 in 1000 Actien vertheilen ließ. Die Gesellschaft ist auf zehn Jahre privilegirt, und bezahlt jährlich der Regierung 400,000 Ducati, das heißt 1,800,000 Fr. Dieß ist eine der monströsen Combinationen, wie sie die Holländer ehemals in den Molukken erfunden hatten, und wie man sie noch jetzt in Salz- und Tabakmonopolen findet, die man aber neuerer Zeit bei Artikeln, die auf fremden Handel berechnet sind, nirgends mehr sieht. Es war einer Regierung wie der neapolitanischen vorbehalten, der Handelswelt dieses Schauspiel wieder zu geben, die Production mit großen Opfern zu beschränken, und zu hoffen, durch Vertheurung des Artikels auf fremden Märkten größere Summen daraus zu ziehen. Der Plan ist ganz einfach: man hofft die Verkaufspreise um etwa 5 Millionen Fr. zu steigern, davon sollen 500,000 Fr. an die Grubenbesitzer gehen, 1,800,000 Fr. an die Regierung und der Rest an die Gesellschaft, wovon jedoch die Regierung als Actionnär ein Drittheil erhielte. Wenn Alles so ginge, wie es berechnet ist und auf dem Papier aussieht, so würde Marseille etwa 2 Mill. Fr. jährlich dabei verlieren, vorausgesetzt, daß unsre chemischen Fabriken bei dem erhöhten Preise des Schwefels die gleiche Masse wie bisher consumirten, was nicht wahrscheinlich ist, und vor Allem vorausgesetzt, daß sich nicht aus andern Localitäten eine größere Concurrenz von Schwefeleinfuhr zeigt. Unser Bestreben ist natürlich, diese auf alle Art hervorzurufen, und wir haben die beste Aussicht, darin so zu reussiren, daß die sicilische Gesellschaft froh seyn wird, ihren Vertrag mit der Regierung wieder aufzugeben.“ Rom, 28 März. Der Herzog von Lucca, sowie der Prinz und die Prinzessin von Syrakus haben vorgestern bei Sr. Heiligkeit dem Papst ihren Abschiedsbesuch gemacht und sind gestern, der Herzog nach Lucca, der Prinz und die Prinzessin, wie man sagt auf specielle Ordre des Königs, nach Neapel zurück gereist. Ein Gerücht sagt heute, das ganze Ministerium in Neapel habe seinen Abschied genommen und erhalten. Die Truppensendungen nach Sicilien und Calabrien dauern fort. – Ihre Maj. die Kaiserin von Rußland wird hier in einigen Monaten erwartet, und es werden bereits Vorkehrungen zu einer passenden Wohnung für die hohe Reisende getroffen. *) – Der französische Botschafter beim heil. Stuhle, Graf Latour-Maubourg, wird mit seiner Gemahlin gleich nach Ostern eine Erholungsreise nach Frankreich antreten. – Der am 25 d. gefallene Schnee, eine sehr seltene Erscheinung hier, ist Ursache zu mancherlei Unordnungen geworden. – Das Volk unterhielt sich auf den öffentlichen Plätzen und in den Straßen mit Schneeballwerfen; aus Spaß wurde Ernst, es kam zu Thätlichkeiten und Messerstichen, so daß einige ihr Leben eingebüßt haben sollen. Die Polizei erließ am folgenden Tage eine scharfe Verordnung gegen dieses Werfen und gegen das Schneemännermachen; jedoch das corpus delicti war nirgends mehr in den Straßen vorhanden, und die Römer ließen es nicht an Sarkasmen fehlen. Schweiz. Die Neue Züricher Ztg. schreibt aus Zürich: „Der Regierungsrath hat sich jüngst mit einem Pensionengesetz beschäftigt, worin unter Anderm die Bestimmung vorkommt, daß Züricherische Pensionen im Lande verzehrt werden müssen. Es versteht sich, daß irgendwo sich auch ein Paragraph auffinden ließ, der gestattete, dem Gesetz rückwirkende Kraft zu geben.“ Deutschland. München, 3 April. Die Kammer der Abgeordneten nahm heute den Vereinszolltarif in Berathung. (Wir kommen darauf zurück.) Sodann schritt die Kammer zur Berathung über die Rückäußerung der Kammer der Reichsräthe in Betreff des Bankgesetzes. Von den durch diese Kammer in modificirter Form angenommenen Artikeln (welche wir bereits mitgetheilt haben) lehnten heute die Abgeordneten zur zweiten Kammer den ersten Artikel des ersten Entwurfs auch in der neuen Fassung ab, stimmten aber in Ansehung der übrigen Artikel der ersten Kammer, so wie den von dieser beigefügten Wünschen bei, und setzten letztern noch weitere zwei Wünsche bei, nämlich a) nach dem Antrage des Freiherrn v. Schäzler: Se. Maj. ehrerbietigst zu bitten, den §. 73 der Bankstatuten, in so weit derselbe der Bank das Recht einräumt, auf ihre Actien zu 90 Procent des Tagescurses Geld zu leihen, zu entfernen und zu verordnen, daß die bei der Bank bereits deponirten Actien und Actienpromessen in einer zu bestimmenden kurzen Frist herauszunehmen seyen; b) nach dem Gutachten des Hrn. Bestelmeyer: es möge die Administration der Bank so gestaltet werden, daß an die Spitze derselben ein Director gestellt werde, der unabhängig vom Handelsstande ist, und dem der Betrieb eigener Geschäfte untersagt wird. Nach dem Schluß dieser Berathungen verwandelte sich die öffentliche Sitzung behufs der Wahl eines ständischen Commissärs zur Staatsschuldentilgungscommission in eine geheime. Als Resultat der ersten Wahl ergab sich, daß der Abg. v. Maffei mit einer Stimmenzahl von 92 zum ständischen Commissär, und bei der zweiten Wahl als dessen Ersatzmann der Abg. Rietzler mit 91 Stimmen gewählt wurde. Karlsruhe, 31 März. Bei Eröffnung der Sitzung der zweiten Kammer der Stände erbittet sich Christ das Wort *) Die Nachrichten aus Petersburg meldeten wiederholt, es sey über den Aufenthalt der Kaiserin in diesem Sommer noch nichts entschieden.
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Die Klagen gegen das Monopol erhoben sich schon vor mehr als einem Jahre eben so laut in Frankreich selbst, als in England, denn die Verleihung des Monopols an ein einzelnes französisches Haus mußte dem französischen Handel so nachtheilig seyn als dem englischen, während unsre Berichte aus Sicilien seit Jahr und Tag über die Noth klagen, in welche fast die Hälfte der Schwefelgrubenarbeiter in Sicilien dadurch gerieth, daß die Production gewaltsam um ein Drittel des frühern Ertrags herabgedrückt werden wollte. Schon unterm 24 Jan. v. J. theilte die Allg. Zeitung ein Schreiben aus Marseille mit, worin es hieß: „Unser Handel und unsere großen chemischen Fabriken klagen bitter über ein neues Monopol, das die sicilianische Regierung eingeführt hat. Sie hat im Anfang vorigen Jahrs einer französischen Gesellschaft das ausschließende Privilegium der Ausfuhr von Schwefel aus Sicilien zu Bedingungen ertheilt, welche den Preis dieser für uns so wichtigen Materie verdoppeln müssen. Das Capital der Gesellschaft wurde anfänglich auf 1,200,000 Ducati festgesetzt, aber die Regierung zwang sie, es auf 1,800,000 Ducati zu setzen, wovon der Staat ein Drittheil für sich nahm, die Hälfte der Gesellschaft reservirte, und die übrigen 300,000 in 1000 Actien vertheilen ließ. Die Gesellschaft ist auf zehn Jahre privilegirt, und bezahlt jährlich der Regierung 400,000 Ducati, das heißt 1,800,000 Fr. Dieß ist eine der monströsen Combinationen, wie sie die Holländer ehemals in den Molukken erfunden hatten, und wie man sie noch jetzt in Salz- und Tabakmonopolen findet, die man aber neuerer Zeit bei Artikeln, die auf fremden Handel berechnet sind, nirgends mehr sieht. Es war einer Regierung wie der neapolitanischen vorbehalten, der Handelswelt dieses Schauspiel wieder zu geben, die Production mit großen Opfern zu beschränken, und zu hoffen, durch Vertheurung des Artikels auf fremden Märkten größere Summen daraus zu ziehen. Der Plan ist ganz einfach: man hofft die Verkaufspreise um etwa 5 Millionen Fr. zu steigern, davon sollen 500,000 Fr. an die Grubenbesitzer gehen, 1,800,000 Fr. an die Regierung und der Rest an die Gesellschaft, wovon jedoch die Regierung als Actionnär ein Drittheil erhielte. Wenn Alles so ginge, wie es berechnet ist und auf dem Papier aussieht, so würde Marseille etwa 2 Mill. Fr. jährlich dabei verlieren, vorausgesetzt, daß unsre chemischen Fabriken bei dem erhöhten Preise des Schwefels die gleiche Masse wie bisher consumirten, was nicht wahrscheinlich ist, und vor Allem vorausgesetzt, daß sich nicht aus andern Localitäten eine größere Concurrenz von Schwefeleinfuhr zeigt. 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Bestelmeyer: es möge die Administration der Bank so gestaltet werden, daß an die Spitze derselben ein Director gestellt werde, der unabhängig vom Handelsstande ist, und dem der Betrieb eigener Geschäfte untersagt wird. Nach dem Schluß dieser Berathungen verwandelte sich die öffentliche Sitzung behufs der Wahl eines ständischen Commissärs zur Staatsschuldentilgungscommission in eine geheime. Als Resultat der ersten Wahl ergab sich, daß der Abg. v. Maffei mit einer Stimmenzahl von 92 zum ständischen Commissär, und bei der zweiten Wahl als dessen Ersatzmann der Abg. Rietzler mit 91 Stimmen gewählt wurde.</p> </div><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Karlsruhe,</hi> 31 März.</dateline> <p> Bei Eröffnung der Sitzung der zweiten Kammer der Stände erbittet sich <hi rendition="#g">Christ</hi> das Wort<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0765/0005]
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Die obigen obligaten Ausfälle der Pariser Blätter gegen England können Niemand irre machen, der den eigentlichen Charakter des Streits ins Auge faßt. Die Klagen gegen das Monopol erhoben sich schon vor mehr als einem Jahre eben so laut in Frankreich selbst, als in England, denn die Verleihung des Monopols an ein einzelnes französisches Haus mußte dem französischen Handel so nachtheilig seyn als dem englischen, während unsre Berichte aus Sicilien seit Jahr und Tag über die Noth klagen, in welche fast die Hälfte der Schwefelgrubenarbeiter in Sicilien dadurch gerieth, daß die Production gewaltsam um ein Drittel des frühern Ertrags herabgedrückt werden wollte. Schon unterm 24 Jan. v. J. theilte die Allg. Zeitung ein Schreiben aus Marseille mit, worin es hieß: „Unser Handel und unsere großen chemischen Fabriken klagen bitter über ein neues Monopol, das die sicilianische Regierung eingeführt hat. Sie hat im Anfang vorigen Jahrs einer französischen Gesellschaft das ausschließende Privilegium der Ausfuhr von Schwefel aus Sicilien zu Bedingungen ertheilt, welche den Preis dieser für uns so wichtigen Materie verdoppeln müssen. Das Capital der Gesellschaft wurde anfänglich auf 1,200,000 Ducati festgesetzt, aber die Regierung zwang sie, es auf 1,800,000 Ducati zu setzen, wovon der Staat ein Drittheil für sich nahm, die Hälfte der Gesellschaft reservirte, und die übrigen 300,000 in 1000 Actien vertheilen ließ. Die Gesellschaft ist auf zehn Jahre privilegirt, und bezahlt jährlich der Regierung 400,000 Ducati, das heißt 1,800,000 Fr. Dieß ist eine der monströsen Combinationen, wie sie die Holländer ehemals in den Molukken erfunden hatten, und wie man sie noch jetzt in Salz- und Tabakmonopolen findet, die man aber neuerer Zeit bei Artikeln, die auf fremden Handel berechnet sind, nirgends mehr sieht. Es war einer Regierung wie der neapolitanischen vorbehalten, der Handelswelt dieses Schauspiel wieder zu geben, die Production mit großen Opfern zu beschränken, und zu hoffen, durch Vertheurung des Artikels auf fremden Märkten größere Summen daraus zu ziehen. Der Plan ist ganz einfach: man hofft die Verkaufspreise um etwa 5 Millionen Fr. zu steigern, davon sollen 500,000 Fr. an die Grubenbesitzer gehen, 1,800,000 Fr. an die Regierung und der Rest an die Gesellschaft, wovon jedoch die Regierung als Actionnär ein Drittheil erhielte. Wenn Alles so ginge, wie es berechnet ist und auf dem Papier aussieht, so würde Marseille etwa 2 Mill. Fr. jährlich dabei verlieren, vorausgesetzt, daß unsre chemischen Fabriken bei dem erhöhten Preise des Schwefels die gleiche Masse wie bisher consumirten, was nicht wahrscheinlich ist, und vor Allem vorausgesetzt, daß sich nicht aus andern Localitäten eine größere Concurrenz von Schwefeleinfuhr zeigt. Unser Bestreben ist natürlich, diese auf alle Art hervorzurufen, und wir haben die beste Aussicht, darin so zu reussiren, daß die sicilische Gesellschaft froh seyn wird, ihren Vertrag mit der Regierung wieder aufzugeben.“
_ Rom, 28 März. Der Herzog von Lucca, sowie der Prinz und die Prinzessin von Syrakus haben vorgestern bei Sr. Heiligkeit dem Papst ihren Abschiedsbesuch gemacht und sind gestern, der Herzog nach Lucca, der Prinz und die Prinzessin, wie man sagt auf specielle Ordre des Königs, nach Neapel zurück gereist. Ein Gerücht sagt heute, das ganze Ministerium in Neapel habe seinen Abschied genommen und erhalten. Die Truppensendungen nach Sicilien und Calabrien dauern fort. – Ihre Maj. die Kaiserin von Rußland wird hier in einigen Monaten erwartet, und es werden bereits Vorkehrungen zu einer passenden Wohnung für die hohe Reisende getroffen. *) – Der französische Botschafter beim heil. Stuhle, Graf Latour-Maubourg, wird mit seiner Gemahlin gleich nach Ostern eine Erholungsreise nach Frankreich antreten. – Der am 25 d. gefallene Schnee, eine sehr seltene Erscheinung hier, ist Ursache zu mancherlei Unordnungen geworden. – Das Volk unterhielt sich auf den öffentlichen Plätzen und in den Straßen mit Schneeballwerfen; aus Spaß wurde Ernst, es kam zu Thätlichkeiten und Messerstichen, so daß einige ihr Leben eingebüßt haben sollen. Die Polizei erließ am folgenden Tage eine scharfe Verordnung gegen dieses Werfen und gegen das Schneemännermachen; jedoch das corpus delicti war nirgends mehr in den Straßen vorhanden, und die Römer ließen es nicht an Sarkasmen fehlen.
Schweiz.
Die Neue Züricher Ztg. schreibt aus Zürich: „Der Regierungsrath hat sich jüngst mit einem Pensionengesetz beschäftigt, worin unter Anderm die Bestimmung vorkommt, daß Züricherische Pensionen im Lande verzehrt werden müssen. Es versteht sich, daß irgendwo sich auch ein Paragraph auffinden ließ, der gestattete, dem Gesetz rückwirkende Kraft zu geben.“
Deutschland.
_ München, 3 April. Die Kammer der Abgeordneten nahm heute den Vereinszolltarif in Berathung. (Wir kommen darauf zurück.) Sodann schritt die Kammer zur Berathung über die Rückäußerung der Kammer der Reichsräthe in Betreff des Bankgesetzes. Von den durch diese Kammer in modificirter Form angenommenen Artikeln (welche wir bereits mitgetheilt haben) lehnten heute die Abgeordneten zur zweiten Kammer den ersten Artikel des ersten Entwurfs auch in der neuen Fassung ab, stimmten aber in Ansehung der übrigen Artikel der ersten Kammer, so wie den von dieser beigefügten Wünschen bei, und setzten letztern noch weitere zwei Wünsche bei, nämlich a) nach dem Antrage des Freiherrn v. Schäzler: Se. Maj. ehrerbietigst zu bitten, den §. 73 der Bankstatuten, in so weit derselbe der Bank das Recht einräumt, auf ihre Actien zu 90 Procent des Tagescurses Geld zu leihen, zu entfernen und zu verordnen, daß die bei der Bank bereits deponirten Actien und Actienpromessen in einer zu bestimmenden kurzen Frist herauszunehmen seyen; b) nach dem Gutachten des Hrn. Bestelmeyer: es möge die Administration der Bank so gestaltet werden, daß an die Spitze derselben ein Director gestellt werde, der unabhängig vom Handelsstande ist, und dem der Betrieb eigener Geschäfte untersagt wird. Nach dem Schluß dieser Berathungen verwandelte sich die öffentliche Sitzung behufs der Wahl eines ständischen Commissärs zur Staatsschuldentilgungscommission in eine geheime. Als Resultat der ersten Wahl ergab sich, daß der Abg. v. Maffei mit einer Stimmenzahl von 92 zum ständischen Commissär, und bei der zweiten Wahl als dessen Ersatzmann der Abg. Rietzler mit 91 Stimmen gewählt wurde.
_ Karlsruhe, 31 März. Bei Eröffnung der Sitzung der zweiten Kammer der Stände erbittet sich Christ das Wort
*) Die Nachrichten aus Petersburg meldeten wiederholt, es sey über den Aufenthalt der Kaiserin in diesem Sommer noch nichts entschieden.
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