Allgemeine Zeitung. Nr. 91. Augsburg, 31. März 1840.Land und auf das Gesetz der gesunden Vernunft, der besten Führerin des Staatsmannes." Lebhafter Beifall von der Linken und dem linken Centrum empfing den Redner, als er schloß. In der Kammersitzung vom 25 März warf Hr. Berryer in seiner Rede, die - wie das Journal des Debats bemerkt - einen ungewöhnlichen Erfolg hatte, dem Ministerium sein unentschiedenes Benehmen vor. Die Kammer sey in zwei große Fractionen gespalten, wovon die eine der Krone, die andere den Kammern den Vorrang in der Leitung der Angelegenheiten Frankreichs zuerkennen wolle. Das Cabinet habe sich weder für das eine, noch für das andere dieser Systeme erklärt, und deßhelb fehle ihm eine sichere, zuverlässige Majorität. Auf die englische Allianz übergehend, klagt der Redner, sie habe bis jetzt Frankreich nur Unheil gebracht. England sey überall schädlich, hinderlich, feindselig gegen Frankreich gewesen. Abd-El-Kaders Truppen seyen mit englischen Flinten bewaffnet; in Spanien habe der englische Einfluß den französischen verdrängt, im Orient stünden die Interessen beider Länder einander schroff entgegen; England strebe dort nach dem Besitz des rothen Meeres. Ueberall seyen beide Länder Rivalen, und ihre Allianz demnach unmöglich. Der Conseilpräsident Hr. Thiers sagte in seiner Antwort auf den ersten Theil der Rede des Hrn. Berryer, er sey stets ein Anhänger des parlamentarischen Systems gewesen. Der Triumph dieses Systems sey von dem Augenblicke an, wo der König ihn aus den Reihen der Opposition zur Regierung berufen, entschieden worden. Wiederholt erkläre er, daß er ein Minister der Opposition sey. Jener Vorwurf des Hrn. Berryer sey dadurch widerlegt. Auf die angeregte Frage der englischen Allianz übergehend, sagte Hr. Thiers: "Sie glauben wohl, es sey eine Nothwendigkeit meines Ursprungs, eine Nothwendigkeit der Revolution, der ich angehöre, wenn ich vor Ihnen eine Allianz vertheidige, welche ich nicht zu nennen brauche, denn sie ist in aller Mund. Ich glaube, die gegenwärtige Regierung hat volle Freiheit in der Wahl ihrer Alliirten, mehr Freiheit als irgend eine der früheren. Oder glauben Sie, daß die Regierung, um zu leben, sich auf diesen oder jenen Verbündeten stützen müsse? Gewiß nicht. Es gab einmal bei uns eine Regierung, welche hierin nicht frei war, denn sie war nicht durch die Sympathien, durch den Wunsch des Landes ans Ruder gekommen; sie bedurfte einer äußern Stütze, denn sie lebte nur durch auswärtigen Schutz. Eine solche Regierung war nicht frei, war nicht liberal, denn sonst hätte sie keinen auswärtigen Schutz gefunden. Was aber die gegenwärtige Regierung anbelangt, so ist ihr Princip das des Landes, ihre Stärke ist das Land; sie kann Allianzen wechseln, so oft ihr Interesse es erheischt. Die Allianz, welche die gegenwärtige Regierung gewählt, wählte sie nicht, um elendiglich ihr Leben zu fristen, sondern weil sie zwei Dinge wollte: eine gemäßigte Politik und den Frieden. Sie fand dieselbe Politik bei einer Regierung, deren Ursprung mit ihr einerlei Princip hatte; sie schloß eine Allianz, welche ihr erlaubte, dieses Princip gemeinschaftlich in dem Rath der Mächte zu vertheidigen, manchmal mit zwei Stimmen gegen drei, manchmal mit drei Stimmen gegen zwei; mit Würde vertheidigte sie durch diese Allianz die Interessen des Landes. Dieß war der Grund, warum sie dieses Bündniß geschlossen. Wenn es nöthig wäre, von einer Allianz sich zu trennen, von der man behauptet sie sey der Regierung unumgänglich nothwendig, wenn Frankreichs Interesse diese Trennung forderte, würde sie sich trennen, ohne deßhalb geschwächt oder in Gefahr zu seyn, glauben Sie dieß sicher. Sie wähnen, eine Kraft wäre ihr dann genommen. Ich weiß nicht, welche Kraft und will nicht darnach forschen. Gestatten Sie mir nur die Bemerkung, daß die Regierung von 1830 am Tage, wo sie auf den Wunsch des Landes, auf die Wahl sich stützen konnte, auf jene große Kraft sich gestützt hat, welche die Siege von Jemappes, von Zürich, von Austerlitz errungen." (Großer Beifall.) Das Capitole will über Marseille die Nachricht erhalten haben, daß in Tanger ein Aufstand der mohammedanischen Bevölkerung gegen die dort ansässigen Europäer ausgebrochen sey. Die Consuln hätten sich in ihren Häusern verschanzt, und zwei Tage der Todesangst darin verlebt. Einer von ihnen, der auf der Terrasse sich gezeigt, um die Menge zu beschwichtigen, habe eine Kugel in den Kopf erhalten. Das Ministerium, sagt das Capitole, sey von all diesen Details unterrichtet, und Jedermann wundere sich, daß die officiellen Journale darüber strenges Schweigen beobachteten. Die ministeriellen Blätter lassen diesen Artikel unbeantwortet. Paris, 26 März. Die wichtige Verhandlung, die seit zwei Tagen in der Deputirtenkammer statt hat, wird dazu beitragen, die Geschichte der Juliusrevolution und der seit 1830 erstandenen und noch bestehenden Parteien aufzuhellen, sie wird im Ausland und im Inland nachhallen, selbst wenn das neue Ministerium in dem entscheidenden Kampfe um die geheimen Gelder nicht Sieger bleiben sollte. Thiers hat in seiner Eröffnungsrede, der wohl Niemand das Verdienst einer gewandten Dialektik und der nationalen Farbe absprechen wird, das schlagendste aller Argumente zu seinen Gunsten geltend gemacht: die Unmöglichkeit eines andern Ministeriums, ohne Auflösung der Kammer, ohne zweifelhafte Majorität, ohne alle die Wechselfälle einer neuen Wahl im Gefolge der Zurückweisung des ersten Ministeriums, das aus der Opposition hervorgeht, und dabei so gemäßigt zu seyn verspricht. Die Ueberzeugung seiner Unentbehrlichkeit und des Zwanges der Umstände müssen in dem Ministerpräsidenten sehr lebhaft seyn, denn er hat sie auf das unumwundenste und in allen denkbaren Redeweisen ausgesprochen, sie muß aber auch begründet seyn, wir schließen dieß aus zwei Ursachen, die uns als Vorbedeutung für die endliche Abstimmung gelten, in deren Betreff unsere Ansicht, wie wir sie vor einigen Tagen ausgesprochen haben, unverändert bleibt, nach der zweitägigen Schlacht wie vorher. Erstens, haben die Gegner des neuen Ministeriums, wie man auch die Sache wenden möge, im Moment der Entscheidung, keine genügende Antwort auf die Herausforderungen des Ministerpräsidenten geben können, ihre Redner waren unsicher in Haltung und Wort, und die unerfaßliche Logik des Hrn. Lamartine, der sich als ihr Vorfechter stellte, war nicht im Stande, ihre innerliche Zerrüttung zu heben und ihre Reihen zu festigen; jenem bedeutenden Theile der Kammer, der zwischen den beiden feindlichen Hauptlagern in unbestimmter Haltung hin und her schwebt, stand in diesem Augenblick in drohender Gestalt die Frage vor dem Geiste: haben die 221 irgend ein sicheres Wort, eine erkleckliche Aussicht, daß sie an die Stelle des neuen Ministeriums ein anderes setzen können, das eher eine Majorität, eher das Vertrauen der Wähler besäße? Die Antwort war unbedenklich nein, denn nach so keck hingeworfenem Fehdehandschuh wäre das Selbstbewußtseyn der Herausgeforderten, bestünde ein solches, in nicht minder directen und zuversichtsvollen Ausdrücken zu Tage gebrochen. Mag es daher eine berechnete Taktik von Thiers gewesen seyn, daß er seinen Vorzug bloß negativ stellte, bloß in das kleinere von zwei Uebeln legte, er wird schon aus diesem Gesichtspunkte von manchen furchtsamen Gemüthern genehmigt werden; zudem hat ihm der Theil seines Vortrags, der die auswärtige Politik betraf, und der bei aller Mäßigung dennoch den Sohn der Revolution, wie er sich selbst nannte, unverhüllt Land und auf das Gesetz der gesunden Vernunft, der besten Führerin des Staatsmannes.“ Lebhafter Beifall von der Linken und dem linken Centrum empfing den Redner, als er schloß. In der Kammersitzung vom 25 März warf Hr. Berryer in seiner Rede, die – wie das Journal des Débats bemerkt – einen ungewöhnlichen Erfolg hatte, dem Ministerium sein unentschiedenes Benehmen vor. Die Kammer sey in zwei große Fractionen gespalten, wovon die eine der Krone, die andere den Kammern den Vorrang in der Leitung der Angelegenheiten Frankreichs zuerkennen wolle. Das Cabinet habe sich weder für das eine, noch für das andere dieser Systeme erklärt, und deßhelb fehle ihm eine sichere, zuverlässige Majorität. Auf die englische Allianz übergehend, klagt der Redner, sie habe bis jetzt Frankreich nur Unheil gebracht. England sey überall schädlich, hinderlich, feindselig gegen Frankreich gewesen. Abd-El-Kaders Truppen seyen mit englischen Flinten bewaffnet; in Spanien habe der englische Einfluß den französischen verdrängt, im Orient stünden die Interessen beider Länder einander schroff entgegen; England strebe dort nach dem Besitz des rothen Meeres. Ueberall seyen beide Länder Rivalen, und ihre Allianz demnach unmöglich. Der Conseilpräsident Hr. Thiers sagte in seiner Antwort auf den ersten Theil der Rede des Hrn. Berryer, er sey stets ein Anhänger des parlamentarischen Systems gewesen. Der Triumph dieses Systems sey von dem Augenblicke an, wo der König ihn aus den Reihen der Opposition zur Regierung berufen, entschieden worden. Wiederholt erkläre er, daß er ein Minister der Opposition sey. Jener Vorwurf des Hrn. Berryer sey dadurch widerlegt. Auf die angeregte Frage der englischen Allianz übergehend, sagte Hr. Thiers: „Sie glauben wohl, es sey eine Nothwendigkeit meines Ursprungs, eine Nothwendigkeit der Revolution, der ich angehöre, wenn ich vor Ihnen eine Allianz vertheidige, welche ich nicht zu nennen brauche, denn sie ist in aller Mund. Ich glaube, die gegenwärtige Regierung hat volle Freiheit in der Wahl ihrer Alliirten, mehr Freiheit als irgend eine der früheren. Oder glauben Sie, daß die Regierung, um zu leben, sich auf diesen oder jenen Verbündeten stützen müsse? Gewiß nicht. Es gab einmal bei uns eine Regierung, welche hierin nicht frei war, denn sie war nicht durch die Sympathien, durch den Wunsch des Landes ans Ruder gekommen; sie bedurfte einer äußern Stütze, denn sie lebte nur durch auswärtigen Schutz. Eine solche Regierung war nicht frei, war nicht liberal, denn sonst hätte sie keinen auswärtigen Schutz gefunden. Was aber die gegenwärtige Regierung anbelangt, so ist ihr Princip das des Landes, ihre Stärke ist das Land; sie kann Allianzen wechseln, so oft ihr Interesse es erheischt. Die Allianz, welche die gegenwärtige Regierung gewählt, wählte sie nicht, um elendiglich ihr Leben zu fristen, sondern weil sie zwei Dinge wollte: eine gemäßigte Politik und den Frieden. Sie fand dieselbe Politik bei einer Regierung, deren Ursprung mit ihr einerlei Princip hatte; sie schloß eine Allianz, welche ihr erlaubte, dieses Princip gemeinschaftlich in dem Rath der Mächte zu vertheidigen, manchmal mit zwei Stimmen gegen drei, manchmal mit drei Stimmen gegen zwei; mit Würde vertheidigte sie durch diese Allianz die Interessen des Landes. Dieß war der Grund, warum sie dieses Bündniß geschlossen. Wenn es nöthig wäre, von einer Allianz sich zu trennen, von der man behauptet sie sey der Regierung unumgänglich nothwendig, wenn Frankreichs Interesse diese Trennung forderte, würde sie sich trennen, ohne deßhalb geschwächt oder in Gefahr zu seyn, glauben Sie dieß sicher. Sie wähnen, eine Kraft wäre ihr dann genommen. Ich weiß nicht, welche Kraft und will nicht darnach forschen. Gestatten Sie mir nur die Bemerkung, daß die Regierung von 1830 am Tage, wo sie auf den Wunsch des Landes, auf die Wahl sich stützen konnte, auf jene große Kraft sich gestützt hat, welche die Siege von Jemappes, von Zürich, von Austerlitz errungen.“ (Großer Beifall.) Das Capitole will über Marseille die Nachricht erhalten haben, daß in Tanger ein Aufstand der mohammedanischen Bevölkerung gegen die dort ansässigen Europäer ausgebrochen sey. Die Consuln hätten sich in ihren Häusern verschanzt, und zwei Tage der Todesangst darin verlebt. Einer von ihnen, der auf der Terrasse sich gezeigt, um die Menge zu beschwichtigen, habe eine Kugel in den Kopf erhalten. Das Ministerium, sagt das Capitole, sey von all diesen Details unterrichtet, und Jedermann wundere sich, daß die officiellen Journale darüber strenges Schweigen beobachteten. Die ministeriellen Blätter lassen diesen Artikel unbeantwortet. Paris, 26 März. Die wichtige Verhandlung, die seit zwei Tagen in der Deputirtenkammer statt hat, wird dazu beitragen, die Geschichte der Juliusrevolution und der seit 1830 erstandenen und noch bestehenden Parteien aufzuhellen, sie wird im Ausland und im Inland nachhallen, selbst wenn das neue Ministerium in dem entscheidenden Kampfe um die geheimen Gelder nicht Sieger bleiben sollte. Thiers hat in seiner Eröffnungsrede, der wohl Niemand das Verdienst einer gewandten Dialektik und der nationalen Farbe absprechen wird, das schlagendste aller Argumente zu seinen Gunsten geltend gemacht: die Unmöglichkeit eines andern Ministeriums, ohne Auflösung der Kammer, ohne zweifelhafte Majorität, ohne alle die Wechselfälle einer neuen Wahl im Gefolge der Zurückweisung des ersten Ministeriums, das aus der Opposition hervorgeht, und dabei so gemäßigt zu seyn verspricht. Die Ueberzeugung seiner Unentbehrlichkeit und des Zwanges der Umstände müssen in dem Ministerpräsidenten sehr lebhaft seyn, denn er hat sie auf das unumwundenste und in allen denkbaren Redeweisen ausgesprochen, sie muß aber auch begründet seyn, wir schließen dieß aus zwei Ursachen, die uns als Vorbedeutung für die endliche Abstimmung gelten, in deren Betreff unsere Ansicht, wie wir sie vor einigen Tagen ausgesprochen haben, unverändert bleibt, nach der zweitägigen Schlacht wie vorher. Erstens, haben die Gegner des neuen Ministeriums, wie man auch die Sache wenden möge, im Moment der Entscheidung, keine genügende Antwort auf die Herausforderungen des Ministerpräsidenten geben können, ihre Redner waren unsicher in Haltung und Wort, und die unerfaßliche Logik des Hrn. Lamartine, der sich als ihr Vorfechter stellte, war nicht im Stande, ihre innerliche Zerrüttung zu heben und ihre Reihen zu festigen; jenem bedeutenden Theile der Kammer, der zwischen den beiden feindlichen Hauptlagern in unbestimmter Haltung hin und her schwebt, stand in diesem Augenblick in drohender Gestalt die Frage vor dem Geiste: haben die 221 irgend ein sicheres Wort, eine erkleckliche Aussicht, daß sie an die Stelle des neuen Ministeriums ein anderes setzen können, das eher eine Majorität, eher das Vertrauen der Wähler besäße? Die Antwort war unbedenklich nein, denn nach so keck hingeworfenem Fehdehandschuh wäre das Selbstbewußtseyn der Herausgeforderten, bestünde ein solches, in nicht minder directen und zuversichtsvollen Ausdrücken zu Tage gebrochen. Mag es daher eine berechnete Taktik von Thiers gewesen seyn, daß er seinen Vorzug bloß negativ stellte, bloß in das kleinere von zwei Uebeln legte, er wird schon aus diesem Gesichtspunkte von manchen furchtsamen Gemüthern genehmigt werden; zudem hat ihm der Theil seines Vortrags, der die auswärtige Politik betraf, und der bei aller Mäßigung dennoch den Sohn der Revolution, wie er sich selbst nannte, unverhüllt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="0725"/> Land und auf das Gesetz der gesunden Vernunft, der besten Führerin des Staatsmannes.“ Lebhafter Beifall von der Linken und dem linken Centrum empfing den Redner, als er schloß.</p><lb/> <p>In der <hi rendition="#g">Kammersitzung</hi> vom 25 März warf Hr. <hi rendition="#g">Berryer</hi> in seiner Rede, die – wie das Journal des Débats bemerkt – einen ungewöhnlichen Erfolg hatte, dem Ministerium sein unentschiedenes Benehmen vor. 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Berryer, er sey stets ein Anhänger des parlamentarischen Systems gewesen. Der Triumph dieses Systems sey von dem Augenblicke an, wo der König ihn aus den Reihen der Opposition zur Regierung berufen, entschieden worden. Wiederholt erkläre er, daß er ein Minister der Opposition sey. Jener Vorwurf des Hrn. Berryer sey dadurch widerlegt. Auf die angeregte Frage der englischen Allianz übergehend, sagte Hr. Thiers: „Sie glauben wohl, es sey eine Nothwendigkeit meines Ursprungs, eine Nothwendigkeit der Revolution, der ich angehöre, wenn ich vor Ihnen eine Allianz vertheidige, welche ich nicht zu nennen brauche, denn sie ist in aller Mund. Ich glaube, die gegenwärtige Regierung hat volle Freiheit in der Wahl ihrer Alliirten, mehr Freiheit als irgend eine der früheren. Oder glauben Sie, daß die Regierung, um zu leben, sich auf diesen oder jenen Verbündeten stützen müsse? Gewiß nicht. Es gab einmal bei uns eine Regierung, welche hierin nicht frei war, denn sie war nicht durch die Sympathien, durch den Wunsch des Landes ans Ruder gekommen; sie bedurfte einer äußern Stütze, denn sie lebte nur durch auswärtigen Schutz. Eine solche Regierung war nicht frei, war nicht liberal, denn sonst hätte sie keinen auswärtigen Schutz gefunden. Was aber die gegenwärtige Regierung anbelangt, so ist ihr Princip das des Landes, ihre Stärke ist das Land; sie kann Allianzen wechseln, so oft ihr Interesse es erheischt. Die Allianz, welche die gegenwärtige Regierung gewählt, wählte sie nicht, um elendiglich ihr Leben zu fristen, sondern weil sie zwei Dinge wollte: eine gemäßigte Politik und den Frieden. Sie fand dieselbe Politik bei einer Regierung, deren Ursprung mit ihr einerlei Princip hatte; sie schloß eine Allianz, welche ihr erlaubte, dieses Princip gemeinschaftlich in dem Rath der Mächte zu vertheidigen, manchmal mit zwei Stimmen gegen drei, manchmal mit drei Stimmen gegen zwei; mit Würde vertheidigte sie durch diese Allianz die Interessen des Landes. Dieß war der Grund, warum sie dieses Bündniß geschlossen. Wenn es nöthig wäre, von einer Allianz sich zu trennen, von der man behauptet sie sey der Regierung unumgänglich nothwendig, wenn Frankreichs Interesse diese Trennung forderte, würde sie sich trennen, ohne deßhalb geschwächt oder in Gefahr zu seyn, glauben Sie dieß sicher. Sie wähnen, eine Kraft wäre ihr dann genommen. Ich weiß nicht, welche Kraft und will nicht darnach forschen. Gestatten Sie mir nur die Bemerkung, daß die Regierung von 1830 am Tage, wo sie auf den Wunsch des Landes, auf die Wahl sich stützen konnte, auf jene große Kraft sich gestützt hat, welche die Siege von Jemappes, von Zürich, von Austerlitz errungen.“ (Großer Beifall.)</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Capitole</hi> will über Marseille die Nachricht erhalten haben, daß in Tanger ein Aufstand der mohammedanischen Bevölkerung gegen die dort ansässigen Europäer ausgebrochen sey. Die Consuln hätten sich in ihren Häusern verschanzt, und zwei Tage der Todesangst darin verlebt. Einer von ihnen, der auf der Terrasse sich gezeigt, um die Menge zu beschwichtigen, habe eine Kugel in den Kopf erhalten. Das Ministerium, sagt das Capitole, sey von all diesen Details unterrichtet, und Jedermann wundere sich, daß die officiellen Journale darüber strenges Schweigen beobachteten. 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Thiers hat in seiner Eröffnungsrede, der wohl Niemand das Verdienst einer gewandten Dialektik und der nationalen Farbe absprechen wird, das schlagendste aller Argumente zu seinen Gunsten geltend gemacht: die Unmöglichkeit eines andern Ministeriums, ohne Auflösung der Kammer, ohne zweifelhafte Majorität, ohne alle die Wechselfälle einer neuen Wahl im Gefolge der Zurückweisung des ersten Ministeriums, das aus der Opposition hervorgeht, und dabei so gemäßigt zu seyn verspricht. Die Ueberzeugung seiner Unentbehrlichkeit und des Zwanges der Umstände müssen in dem Ministerpräsidenten sehr lebhaft seyn, denn er hat sie auf das unumwundenste und in allen denkbaren Redeweisen ausgesprochen, sie muß aber auch begründet seyn, wir schließen dieß aus zwei Ursachen, die uns als Vorbedeutung für die endliche Abstimmung gelten, in deren Betreff unsere Ansicht, wie wir sie vor einigen Tagen ausgesprochen haben, unverändert bleibt, nach der zweitägigen Schlacht wie vorher. Erstens, haben die Gegner des neuen Ministeriums, wie man auch die Sache wenden möge, im Moment der Entscheidung, keine genügende Antwort auf die Herausforderungen des Ministerpräsidenten geben können, ihre Redner waren unsicher in Haltung und Wort, und die unerfaßliche Logik des Hrn. Lamartine, der sich als ihr Vorfechter stellte, war nicht im Stande, ihre innerliche Zerrüttung zu heben und ihre Reihen zu festigen; jenem bedeutenden Theile der Kammer, der zwischen den beiden feindlichen Hauptlagern in unbestimmter Haltung hin und her schwebt, stand in diesem Augenblick in drohender Gestalt die Frage vor dem Geiste: haben die 221 irgend ein sicheres Wort, eine erkleckliche Aussicht, daß sie an die Stelle des neuen Ministeriums ein anderes setzen können, das eher eine Majorität, eher das Vertrauen der Wähler besäße? 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Land und auf das Gesetz der gesunden Vernunft, der besten Führerin des Staatsmannes.“ Lebhafter Beifall von der Linken und dem linken Centrum empfing den Redner, als er schloß.
In der Kammersitzung vom 25 März warf Hr. Berryer in seiner Rede, die – wie das Journal des Débats bemerkt – einen ungewöhnlichen Erfolg hatte, dem Ministerium sein unentschiedenes Benehmen vor. Die Kammer sey in zwei große Fractionen gespalten, wovon die eine der Krone, die andere den Kammern den Vorrang in der Leitung der Angelegenheiten Frankreichs zuerkennen wolle. Das Cabinet habe sich weder für das eine, noch für das andere dieser Systeme erklärt, und deßhelb fehle ihm eine sichere, zuverlässige Majorität. Auf die englische Allianz übergehend, klagt der Redner, sie habe bis jetzt Frankreich nur Unheil gebracht. England sey überall schädlich, hinderlich, feindselig gegen Frankreich gewesen. Abd-El-Kaders Truppen seyen mit englischen Flinten bewaffnet; in Spanien habe der englische Einfluß den französischen verdrängt, im Orient stünden die Interessen beider Länder einander schroff entgegen; England strebe dort nach dem Besitz des rothen Meeres. Ueberall seyen beide Länder Rivalen, und ihre Allianz demnach unmöglich. Der Conseilpräsident Hr. Thiers sagte in seiner Antwort auf den ersten Theil der Rede des Hrn. Berryer, er sey stets ein Anhänger des parlamentarischen Systems gewesen. Der Triumph dieses Systems sey von dem Augenblicke an, wo der König ihn aus den Reihen der Opposition zur Regierung berufen, entschieden worden. Wiederholt erkläre er, daß er ein Minister der Opposition sey. Jener Vorwurf des Hrn. Berryer sey dadurch widerlegt. Auf die angeregte Frage der englischen Allianz übergehend, sagte Hr. Thiers: „Sie glauben wohl, es sey eine Nothwendigkeit meines Ursprungs, eine Nothwendigkeit der Revolution, der ich angehöre, wenn ich vor Ihnen eine Allianz vertheidige, welche ich nicht zu nennen brauche, denn sie ist in aller Mund. Ich glaube, die gegenwärtige Regierung hat volle Freiheit in der Wahl ihrer Alliirten, mehr Freiheit als irgend eine der früheren. Oder glauben Sie, daß die Regierung, um zu leben, sich auf diesen oder jenen Verbündeten stützen müsse? Gewiß nicht. Es gab einmal bei uns eine Regierung, welche hierin nicht frei war, denn sie war nicht durch die Sympathien, durch den Wunsch des Landes ans Ruder gekommen; sie bedurfte einer äußern Stütze, denn sie lebte nur durch auswärtigen Schutz. Eine solche Regierung war nicht frei, war nicht liberal, denn sonst hätte sie keinen auswärtigen Schutz gefunden. Was aber die gegenwärtige Regierung anbelangt, so ist ihr Princip das des Landes, ihre Stärke ist das Land; sie kann Allianzen wechseln, so oft ihr Interesse es erheischt. Die Allianz, welche die gegenwärtige Regierung gewählt, wählte sie nicht, um elendiglich ihr Leben zu fristen, sondern weil sie zwei Dinge wollte: eine gemäßigte Politik und den Frieden. Sie fand dieselbe Politik bei einer Regierung, deren Ursprung mit ihr einerlei Princip hatte; sie schloß eine Allianz, welche ihr erlaubte, dieses Princip gemeinschaftlich in dem Rath der Mächte zu vertheidigen, manchmal mit zwei Stimmen gegen drei, manchmal mit drei Stimmen gegen zwei; mit Würde vertheidigte sie durch diese Allianz die Interessen des Landes. Dieß war der Grund, warum sie dieses Bündniß geschlossen. Wenn es nöthig wäre, von einer Allianz sich zu trennen, von der man behauptet sie sey der Regierung unumgänglich nothwendig, wenn Frankreichs Interesse diese Trennung forderte, würde sie sich trennen, ohne deßhalb geschwächt oder in Gefahr zu seyn, glauben Sie dieß sicher. Sie wähnen, eine Kraft wäre ihr dann genommen. Ich weiß nicht, welche Kraft und will nicht darnach forschen. Gestatten Sie mir nur die Bemerkung, daß die Regierung von 1830 am Tage, wo sie auf den Wunsch des Landes, auf die Wahl sich stützen konnte, auf jene große Kraft sich gestützt hat, welche die Siege von Jemappes, von Zürich, von Austerlitz errungen.“ (Großer Beifall.)
Das Capitole will über Marseille die Nachricht erhalten haben, daß in Tanger ein Aufstand der mohammedanischen Bevölkerung gegen die dort ansässigen Europäer ausgebrochen sey. Die Consuln hätten sich in ihren Häusern verschanzt, und zwei Tage der Todesangst darin verlebt. Einer von ihnen, der auf der Terrasse sich gezeigt, um die Menge zu beschwichtigen, habe eine Kugel in den Kopf erhalten. Das Ministerium, sagt das Capitole, sey von all diesen Details unterrichtet, und Jedermann wundere sich, daß die officiellen Journale darüber strenges Schweigen beobachteten. Die ministeriellen Blätter lassen diesen Artikel unbeantwortet.
_ Paris, 26 März. Die wichtige Verhandlung, die seit zwei Tagen in der Deputirtenkammer statt hat, wird dazu beitragen, die Geschichte der Juliusrevolution und der seit 1830 erstandenen und noch bestehenden Parteien aufzuhellen, sie wird im Ausland und im Inland nachhallen, selbst wenn das neue Ministerium in dem entscheidenden Kampfe um die geheimen Gelder nicht Sieger bleiben sollte. Thiers hat in seiner Eröffnungsrede, der wohl Niemand das Verdienst einer gewandten Dialektik und der nationalen Farbe absprechen wird, das schlagendste aller Argumente zu seinen Gunsten geltend gemacht: die Unmöglichkeit eines andern Ministeriums, ohne Auflösung der Kammer, ohne zweifelhafte Majorität, ohne alle die Wechselfälle einer neuen Wahl im Gefolge der Zurückweisung des ersten Ministeriums, das aus der Opposition hervorgeht, und dabei so gemäßigt zu seyn verspricht. Die Ueberzeugung seiner Unentbehrlichkeit und des Zwanges der Umstände müssen in dem Ministerpräsidenten sehr lebhaft seyn, denn er hat sie auf das unumwundenste und in allen denkbaren Redeweisen ausgesprochen, sie muß aber auch begründet seyn, wir schließen dieß aus zwei Ursachen, die uns als Vorbedeutung für die endliche Abstimmung gelten, in deren Betreff unsere Ansicht, wie wir sie vor einigen Tagen ausgesprochen haben, unverändert bleibt, nach der zweitägigen Schlacht wie vorher. Erstens, haben die Gegner des neuen Ministeriums, wie man auch die Sache wenden möge, im Moment der Entscheidung, keine genügende Antwort auf die Herausforderungen des Ministerpräsidenten geben können, ihre Redner waren unsicher in Haltung und Wort, und die unerfaßliche Logik des Hrn. Lamartine, der sich als ihr Vorfechter stellte, war nicht im Stande, ihre innerliche Zerrüttung zu heben und ihre Reihen zu festigen; jenem bedeutenden Theile der Kammer, der zwischen den beiden feindlichen Hauptlagern in unbestimmter Haltung hin und her schwebt, stand in diesem Augenblick in drohender Gestalt die Frage vor dem Geiste: haben die 221 irgend ein sicheres Wort, eine erkleckliche Aussicht, daß sie an die Stelle des neuen Ministeriums ein anderes setzen können, das eher eine Majorität, eher das Vertrauen der Wähler besäße? Die Antwort war unbedenklich nein, denn nach so keck hingeworfenem Fehdehandschuh wäre das Selbstbewußtseyn der Herausgeforderten, bestünde ein solches, in nicht minder directen und zuversichtsvollen Ausdrücken zu Tage gebrochen. Mag es daher eine berechnete Taktik von Thiers gewesen seyn, daß er seinen Vorzug bloß negativ stellte, bloß in das kleinere von zwei Uebeln legte, er wird schon aus diesem Gesichtspunkte von manchen furchtsamen Gemüthern genehmigt werden; zudem hat ihm der Theil seines Vortrags, der die auswärtige Politik betraf, und der bei aller Mäßigung dennoch den Sohn der Revolution, wie er sich selbst nannte, unverhüllt
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
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