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Allgemeine Zeitung. Nr. 90. Augsburg, 30. März 1840.

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Das Univers versichert, in der bei dem Herzog v. Noailles stattgehabten Versammlung der legitimistischen Deputirten habe nur Hr. Bechard erklärt, er werde auf keinen Fall seine Stimme für die Bewilligung der geheimen Fonds geben, wogegen alle übrigen Mitglieder sich entschlossen, mit Hrn. Berryer für das Ministerium zu votiren.

(Gazette.) Die Regierung hat gestern (22) sehr wichtige Nachrichten aus England erhalten. Die russische Regierung soll nämlich Hrn. v. Brunnow beauftragt haben, die zwischen England und Rußland früher angeknüpften Unterhandlungen in Betreff der orientalischen Angelegenheiten wieder aufzunehmen, und Frankreich davon auszuschließen. In Folge dieser Entschließung habe Hr. Guizot eine heftige Scene mit Lord Palmerston gehabt. Darauf spielt der heutige Constitutionnel in folgender Stelle an: "Gegenwärtig liegt eine Alles beherrschende, unermeßlich wichtige Frage vor - die in England in Unterhandlung befindliche Frage des Orients. Der Stand der Unterhandlungen ist derselbe, wie er vor dem Ministerium des 1 März gewesen. Die Vorschläge des Hrn. v. Brunnow bezwecken fortwährend eine Allianz Rußlands und Englands, welche Frankreich in eine isolirte Politik versetzen würde. Unsere Meinung ist bekannt: Frankreich hat noch eine unermeßliche Gewalt in dieser Politik, aber durch furchtbare Mittel. Der Friede der Welt wäre ernstlich compromittirt."

Die gestern entwickelte Idee des Hrn. Thiers, durch Vermittlung des linken Centrums einen Vergleich zwischen der Linken und den 221 zuwege zu bringen, scheint, wie vorzusehen war, wenig Beifall gefunden zu haben: die Parteien stehen zu schroff gegeneinander, wie die beiden Redner der 221, Desmousseaux de Givre und Lamartine, deutlich gezeigt haben. Nur Odilon-Barrot schien ganz in Hrn. Thiers' Plan einzugehen; aber seine Rede, die zu sehr eine ministerielle Tendenz verrieth, wurde von vielen Mitgliedern der Opposition mißbilligt, die ihre Partei keineswegs ganz zur Verfügung des Ministeriums zu stellen gedenken; so hat also diese Rede keineswegs alle Stimmen der Opposition dem Ministerium gewonnen. Die 221 haben ihrerseits aus derselben die Folge einer festen Allianz zwischen der Linken und dem Ministerium gezogen, und daher ist wenigstens ein Theil derselben noch mehr als früher geneigt gegen den Entwurf zu stimmen, was ein Theil der Legitimisten und die äußerste Linke auch zu thun gesonnen sind. Das Resultat der Abstimmung läßt sich noch keineswegs vorsehen; es ist seit der gestrigen Sitzung noch zweifelhafter geworden als es bisher war. Hr. Mauguin wird heute in einer ausgedehnten Rede dem Cabinet das System bezeichnen, welches dasselbe nach der Ansicht des Redners zu befolgen hätte, und worüber die Opposition eine positive Erklärung verlangt, bevor sie sich mit ihm einverstanden erklärt. Die Debatten gehen wohl erst morgen zu Ende.

Italien.

Es hat sich in der letzten Zeit wegen des oft besprochenen Schwefelmonopols eine lebhafte und wie es scheint auch ernsthafte Correspondenz mit England entsponnen, von woher sehr auf endliche Abmachung dieser Angelegenheit gedrungen wird, indem man sich auf frühere Tractate beruft, vermittelst welcher England dagegen protestirt; inwiefern seine Ansprüche gegründet, muß fürs erste noch dahingestellt bleiben. Auf der andern Seite ist aber die Regierung durch den Vertrag mit der französischen Compagnie gebunden und kann sich ihrer Verbindlichkeiten gegen sie ohne gegenseitige Uebereinstimmung nicht entledigen, so daß sie sich allerdings in eine nicht geringe Verlegenheit versetzt sieht, wozu sich noch die Unzufriedenheit in Sicilien selbst gesellt. Diese Unzufriedenheit scheint daselbst mehr und mehr wieder rege zu werden. Unter diesen Umständen haben einige Aeußerungen im englischen Parlament, wenn sie auch an und für sich nichtssagend sind, hier dennoch einige Sensation erregt, und noch mehr dürfte dieß in Sicilien der Fall seyn. Um nun bei den leicht entzündbaren Gemüthern der Sicilianer allenfallsigen Unordnungen daselbst vorzubeugen, hat der König für gut befunden, Truppenverstärkungen dahin zu senden; außerdem wird ein Observationscorps von circa 10,000 Mann in der Nähe von Reggio gebildet, von denen bereits gestern und vorgestern Nachts ein Theil dahin abmarschirt ist. Alle im Hafen liegenden Kriegsschiffe werden ausgerüstet, und haben Befehl, sich zum Auslaufen bereit zu halten. Zwei der königl. Kriegsdampfschiffe sind gestern mit Truppen und Kriegsmunition nach Sicilien abgegangen. In wiefern die Ausrüstungen der Landfestungen wie Gaeta, Baja etc. mit obigem zusammen hängen, vermag ich nicht zu bestimmen; es gehen darüber die verkehrtesten Gerüchte. Daß jene Schritte der Regierung, die in etwas auffallender Weise geschahen (so wurde eines der Regimenter aus der Kirche weg, bevor die Predigt, der sie während der Fastenzeit täglich beiwohnen, zu Ende war, geholt) nicht ganz ohne Einwirkung auf die Börsengeschäfte bleiben konnten, war vorauszusehen.

Deutschland.

Die königl. Akademie der Wissenschaften hielt diesen Mittag die gewöhnliche Sitzung zur Feier des (81sten) Jahrtags ihrer Stiftung. Der Vorstand der Akademie, Hr. Geheimrath v. Schelling, eröffnete diese Sitzung mit einer Nachweisung desjenigen, was im letzten Jahre durch Unterstützung Sr. Maj. des Königs für die Theilnahme an der vielumfassenden Untersuchung des Erdmagnetismus und für die neue Gründung einer meteorologischen Societät von Seite der Akademie und insonderheit der Sternwarte geschehen ist. Hierauf hielt Hr. Professor Joseph Müller, welcher auf Kosten Sr. k. Hoh. unsers Kronprinzen eine Reihe von Jahren zu Paris und Leyden sich ausschließend der orientalischen Litteratur gewidmet hat, und jetzt als außerordentlicher Professor derselben an der Universität und als außerordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften im Beginn einer doppelten hoffnungsvollen Thätigkeit steht, einen Vortrag "über persische Poesie," der sich durch Gründlichkeit der Forschung, durch Neuheit auch der historischen Resultate über die Königsgeschlechter bei Firdusi, und durch geistreiche Darstellung gleich vortheilhaft auszeichnete. Se. K. Hoh. der Prinz Luitpold von Bayern wohnte der Sitzung bei.

Der Plan der Regierung ist, die neue Verfassung von der gegenwärtigen Ständeversammlung, so unvollständig sie auch ist (und es ist vorauszusehen, daß sie noch mehr Verluste erleiden wird), fertig machen zu lassen. Man meint, die Corporationen hätten die Wahl nur abgelehnt n der sichern Voraussetzung, daß wenn sie ablehnten, die Auflösung der gegenwärtigen und Berufung einer neuen Versammlung unausbleiblich seyn würde. Deßhalb soll diese Versammlung auf die neue Verfassung eingehen, zu gleicher Zeit werden die Corporationen noch einmal zur Wahl aufgefordert (bei mehreren wie Harburg, Münden etc. ist dieß bereits geschehen). Lehnen sie dann noch einmal ab, so wird man vielleicht auflösen. Es heißt, daß nur unter diesen Voraussetzungen die erste Kammer sich bereit erklärt habe, gemeinschaftlich mit der incompleten, in mehrfacher Beziehung illegalen zweiten Kammer zu verhandeln. Mit den neuen Wahlen, selbst mit denen, die gelungen sind, hat das Cabinet kein Glück gehabt. Der Deputirte der Universität, dessen

Das Univers versichert, in der bei dem Herzog v. Noailles stattgehabten Versammlung der legitimistischen Deputirten habe nur Hr. Béchard erklärt, er werde auf keinen Fall seine Stimme für die Bewilligung der geheimen Fonds geben, wogegen alle übrigen Mitglieder sich entschlossen, mit Hrn. Berryer für das Ministerium zu votiren.

(Gazette.) Die Regierung hat gestern (22) sehr wichtige Nachrichten aus England erhalten. Die russische Regierung soll nämlich Hrn. v. Brunnow beauftragt haben, die zwischen England und Rußland früher angeknüpften Unterhandlungen in Betreff der orientalischen Angelegenheiten wieder aufzunehmen, und Frankreich davon auszuschließen. In Folge dieser Entschließung habe Hr. Guizot eine heftige Scene mit Lord Palmerston gehabt. Darauf spielt der heutige Constitutionnel in folgender Stelle an: „Gegenwärtig liegt eine Alles beherrschende, unermeßlich wichtige Frage vor – die in England in Unterhandlung befindliche Frage des Orients. Der Stand der Unterhandlungen ist derselbe, wie er vor dem Ministerium des 1 März gewesen. Die Vorschläge des Hrn. v. Brunnow bezwecken fortwährend eine Allianz Rußlands und Englands, welche Frankreich in eine isolirte Politik versetzen würde. Unsere Meinung ist bekannt: Frankreich hat noch eine unermeßliche Gewalt in dieser Politik, aber durch furchtbare Mittel. Der Friede der Welt wäre ernstlich compromittirt.“

Die gestern entwickelte Idee des Hrn. Thiers, durch Vermittlung des linken Centrums einen Vergleich zwischen der Linken und den 221 zuwege zu bringen, scheint, wie vorzusehen war, wenig Beifall gefunden zu haben: die Parteien stehen zu schroff gegeneinander, wie die beiden Redner der 221, Desmousseaux de Givré und Lamartine, deutlich gezeigt haben. Nur Odilon-Barrot schien ganz in Hrn. Thiers' Plan einzugehen; aber seine Rede, die zu sehr eine ministerielle Tendenz verrieth, wurde von vielen Mitgliedern der Opposition mißbilligt, die ihre Partei keineswegs ganz zur Verfügung des Ministeriums zu stellen gedenken; so hat also diese Rede keineswegs alle Stimmen der Opposition dem Ministerium gewonnen. Die 221 haben ihrerseits aus derselben die Folge einer festen Allianz zwischen der Linken und dem Ministerium gezogen, und daher ist wenigstens ein Theil derselben noch mehr als früher geneigt gegen den Entwurf zu stimmen, was ein Theil der Legitimisten und die äußerste Linke auch zu thun gesonnen sind. Das Resultat der Abstimmung läßt sich noch keineswegs vorsehen; es ist seit der gestrigen Sitzung noch zweifelhafter geworden als es bisher war. Hr. Mauguin wird heute in einer ausgedehnten Rede dem Cabinet das System bezeichnen, welches dasselbe nach der Ansicht des Redners zu befolgen hätte, und worüber die Opposition eine positive Erklärung verlangt, bevor sie sich mit ihm einverstanden erklärt. Die Debatten gehen wohl erst morgen zu Ende.

Italien.

Es hat sich in der letzten Zeit wegen des oft besprochenen Schwefelmonopols eine lebhafte und wie es scheint auch ernsthafte Correspondenz mit England entsponnen, von woher sehr auf endliche Abmachung dieser Angelegenheit gedrungen wird, indem man sich auf frühere Tractate beruft, vermittelst welcher England dagegen protestirt; inwiefern seine Ansprüche gegründet, muß fürs erste noch dahingestellt bleiben. Auf der andern Seite ist aber die Regierung durch den Vertrag mit der französischen Compagnie gebunden und kann sich ihrer Verbindlichkeiten gegen sie ohne gegenseitige Uebereinstimmung nicht entledigen, so daß sie sich allerdings in eine nicht geringe Verlegenheit versetzt sieht, wozu sich noch die Unzufriedenheit in Sicilien selbst gesellt. Diese Unzufriedenheit scheint daselbst mehr und mehr wieder rege zu werden. Unter diesen Umständen haben einige Aeußerungen im englischen Parlament, wenn sie auch an und für sich nichtssagend sind, hier dennoch einige Sensation erregt, und noch mehr dürfte dieß in Sicilien der Fall seyn. Um nun bei den leicht entzündbaren Gemüthern der Sicilianer allenfallsigen Unordnungen daselbst vorzubeugen, hat der König für gut befunden, Truppenverstärkungen dahin zu senden; außerdem wird ein Observationscorps von circa 10,000 Mann in der Nähe von Reggio gebildet, von denen bereits gestern und vorgestern Nachts ein Theil dahin abmarschirt ist. Alle im Hafen liegenden Kriegsschiffe werden ausgerüstet, und haben Befehl, sich zum Auslaufen bereit zu halten. Zwei der königl. Kriegsdampfschiffe sind gestern mit Truppen und Kriegsmunition nach Sicilien abgegangen. In wiefern die Ausrüstungen der Landfestungen wie Gaeta, Baja etc. mit obigem zusammen hängen, vermag ich nicht zu bestimmen; es gehen darüber die verkehrtesten Gerüchte. Daß jene Schritte der Regierung, die in etwas auffallender Weise geschahen (so wurde eines der Regimenter aus der Kirche weg, bevor die Predigt, der sie während der Fastenzeit täglich beiwohnen, zu Ende war, geholt) nicht ganz ohne Einwirkung auf die Börsengeschäfte bleiben konnten, war vorauszusehen.

Deutschland.

Die königl. Akademie der Wissenschaften hielt diesen Mittag die gewöhnliche Sitzung zur Feier des (81sten) Jahrtags ihrer Stiftung. Der Vorstand der Akademie, Hr. Geheimrath v. Schelling, eröffnete diese Sitzung mit einer Nachweisung desjenigen, was im letzten Jahre durch Unterstützung Sr. Maj. des Königs für die Theilnahme an der vielumfassenden Untersuchung des Erdmagnetismus und für die neue Gründung einer meteorologischen Societät von Seite der Akademie und insonderheit der Sternwarte geschehen ist. Hierauf hielt Hr. Professor Joseph Müller, welcher auf Kosten Sr. k. Hoh. unsers Kronprinzen eine Reihe von Jahren zu Paris und Leyden sich ausschließend der orientalischen Litteratur gewidmet hat, und jetzt als außerordentlicher Professor derselben an der Universität und als außerordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften im Beginn einer doppelten hoffnungsvollen Thätigkeit steht, einen Vortrag „über persische Poesie,“ der sich durch Gründlichkeit der Forschung, durch Neuheit auch der historischen Resultate über die Königsgeschlechter bei Firdusi, und durch geistreiche Darstellung gleich vortheilhaft auszeichnete. Se. K. Hoh. der Prinz Luitpold von Bayern wohnte der Sitzung bei.

Der Plan der Regierung ist, die neue Verfassung von der gegenwärtigen Ständeversammlung, so unvollständig sie auch ist (und es ist vorauszusehen, daß sie noch mehr Verluste erleiden wird), fertig machen zu lassen. Man meint, die Corporationen hätten die Wahl nur abgelehnt n der sichern Voraussetzung, daß wenn sie ablehnten, die Auflösung der gegenwärtigen und Berufung einer neuen Versammlung unausbleiblich seyn würde. Deßhalb soll diese Versammlung auf die neue Verfassung eingehen, zu gleicher Zeit werden die Corporationen noch einmal zur Wahl aufgefordert (bei mehreren wie Harburg, Münden etc. ist dieß bereits geschehen). Lehnen sie dann noch einmal ab, so wird man vielleicht auflösen. Es heißt, daß nur unter diesen Voraussetzungen die erste Kammer sich bereit erklärt habe, gemeinschaftlich mit der incompleten, in mehrfacher Beziehung illegalen zweiten Kammer zu verhandeln. Mit den neuen Wahlen, selbst mit denen, die gelungen sind, hat das Cabinet kein Glück gehabt. Der Deputirte der Universität, dessen

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[0717/0005] Das Univers versichert, in der bei dem Herzog v. Noailles stattgehabten Versammlung der legitimistischen Deputirten habe nur Hr. Béchard erklärt, er werde auf keinen Fall seine Stimme für die Bewilligung der geheimen Fonds geben, wogegen alle übrigen Mitglieder sich entschlossen, mit Hrn. Berryer für das Ministerium zu votiren. (Gazette.) Die Regierung hat gestern (22) sehr wichtige Nachrichten aus England erhalten. Die russische Regierung soll nämlich Hrn. v. Brunnow beauftragt haben, die zwischen England und Rußland früher angeknüpften Unterhandlungen in Betreff der orientalischen Angelegenheiten wieder aufzunehmen, und Frankreich davon auszuschließen. In Folge dieser Entschließung habe Hr. Guizot eine heftige Scene mit Lord Palmerston gehabt. Darauf spielt der heutige Constitutionnel in folgender Stelle an: „Gegenwärtig liegt eine Alles beherrschende, unermeßlich wichtige Frage vor – die in England in Unterhandlung befindliche Frage des Orients. Der Stand der Unterhandlungen ist derselbe, wie er vor dem Ministerium des 1 März gewesen. Die Vorschläge des Hrn. v. Brunnow bezwecken fortwährend eine Allianz Rußlands und Englands, welche Frankreich in eine isolirte Politik versetzen würde. Unsere Meinung ist bekannt: Frankreich hat noch eine unermeßliche Gewalt in dieser Politik, aber durch furchtbare Mittel. Der Friede der Welt wäre ernstlich compromittirt.“ _ Paris, 25 März. Die gestern entwickelte Idee des Hrn. Thiers, durch Vermittlung des linken Centrums einen Vergleich zwischen der Linken und den 221 zuwege zu bringen, scheint, wie vorzusehen war, wenig Beifall gefunden zu haben: die Parteien stehen zu schroff gegeneinander, wie die beiden Redner der 221, Desmousseaux de Givré und Lamartine, deutlich gezeigt haben. Nur Odilon-Barrot schien ganz in Hrn. Thiers' Plan einzugehen; aber seine Rede, die zu sehr eine ministerielle Tendenz verrieth, wurde von vielen Mitgliedern der Opposition mißbilligt, die ihre Partei keineswegs ganz zur Verfügung des Ministeriums zu stellen gedenken; so hat also diese Rede keineswegs alle Stimmen der Opposition dem Ministerium gewonnen. Die 221 haben ihrerseits aus derselben die Folge einer festen Allianz zwischen der Linken und dem Ministerium gezogen, und daher ist wenigstens ein Theil derselben noch mehr als früher geneigt gegen den Entwurf zu stimmen, was ein Theil der Legitimisten und die äußerste Linke auch zu thun gesonnen sind. Das Resultat der Abstimmung läßt sich noch keineswegs vorsehen; es ist seit der gestrigen Sitzung noch zweifelhafter geworden als es bisher war. Hr. Mauguin wird heute in einer ausgedehnten Rede dem Cabinet das System bezeichnen, welches dasselbe nach der Ansicht des Redners zu befolgen hätte, und worüber die Opposition eine positive Erklärung verlangt, bevor sie sich mit ihm einverstanden erklärt. Die Debatten gehen wohl erst morgen zu Ende. Italien. _ Neapel, 19 März. Es hat sich in der letzten Zeit wegen des oft besprochenen Schwefelmonopols eine lebhafte und wie es scheint auch ernsthafte Correspondenz mit England entsponnen, von woher sehr auf endliche Abmachung dieser Angelegenheit gedrungen wird, indem man sich auf frühere Tractate beruft, vermittelst welcher England dagegen protestirt; inwiefern seine Ansprüche gegründet, muß fürs erste noch dahingestellt bleiben. Auf der andern Seite ist aber die Regierung durch den Vertrag mit der französischen Compagnie gebunden und kann sich ihrer Verbindlichkeiten gegen sie ohne gegenseitige Uebereinstimmung nicht entledigen, so daß sie sich allerdings in eine nicht geringe Verlegenheit versetzt sieht, wozu sich noch die Unzufriedenheit in Sicilien selbst gesellt. Diese Unzufriedenheit scheint daselbst mehr und mehr wieder rege zu werden. Unter diesen Umständen haben einige Aeußerungen im englischen Parlament, wenn sie auch an und für sich nichtssagend sind, hier dennoch einige Sensation erregt, und noch mehr dürfte dieß in Sicilien der Fall seyn. Um nun bei den leicht entzündbaren Gemüthern der Sicilianer allenfallsigen Unordnungen daselbst vorzubeugen, hat der König für gut befunden, Truppenverstärkungen dahin zu senden; außerdem wird ein Observationscorps von circa 10,000 Mann in der Nähe von Reggio gebildet, von denen bereits gestern und vorgestern Nachts ein Theil dahin abmarschirt ist. Alle im Hafen liegenden Kriegsschiffe werden ausgerüstet, und haben Befehl, sich zum Auslaufen bereit zu halten. Zwei der königl. Kriegsdampfschiffe sind gestern mit Truppen und Kriegsmunition nach Sicilien abgegangen. In wiefern die Ausrüstungen der Landfestungen wie Gaeta, Baja etc. mit obigem zusammen hängen, vermag ich nicht zu bestimmen; es gehen darüber die verkehrtesten Gerüchte. Daß jene Schritte der Regierung, die in etwas auffallender Weise geschahen (so wurde eines der Regimenter aus der Kirche weg, bevor die Predigt, der sie während der Fastenzeit täglich beiwohnen, zu Ende war, geholt) nicht ganz ohne Einwirkung auf die Börsengeschäfte bleiben konnten, war vorauszusehen. Deutschland. _ München, 28 März. Die königl. Akademie der Wissenschaften hielt diesen Mittag die gewöhnliche Sitzung zur Feier des (81sten) Jahrtags ihrer Stiftung. Der Vorstand der Akademie, Hr. Geheimrath v. Schelling, eröffnete diese Sitzung mit einer Nachweisung desjenigen, was im letzten Jahre durch Unterstützung Sr. Maj. des Königs für die Theilnahme an der vielumfassenden Untersuchung des Erdmagnetismus und für die neue Gründung einer meteorologischen Societät von Seite der Akademie und insonderheit der Sternwarte geschehen ist. Hierauf hielt Hr. Professor Joseph Müller, welcher auf Kosten Sr. k. Hoh. unsers Kronprinzen eine Reihe von Jahren zu Paris und Leyden sich ausschließend der orientalischen Litteratur gewidmet hat, und jetzt als außerordentlicher Professor derselben an der Universität und als außerordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften im Beginn einer doppelten hoffnungsvollen Thätigkeit steht, einen Vortrag „über persische Poesie,“ der sich durch Gründlichkeit der Forschung, durch Neuheit auch der historischen Resultate über die Königsgeschlechter bei Firdusi, und durch geistreiche Darstellung gleich vortheilhaft auszeichnete. Se. K. Hoh. der Prinz Luitpold von Bayern wohnte der Sitzung bei. _ Hannover, 23 März. Der Plan der Regierung ist, die neue Verfassung von der gegenwärtigen Ständeversammlung, so unvollständig sie auch ist (und es ist vorauszusehen, daß sie noch mehr Verluste erleiden wird), fertig machen zu lassen. Man meint, die Corporationen hätten die Wahl nur abgelehnt n der sichern Voraussetzung, daß wenn sie ablehnten, die Auflösung der gegenwärtigen und Berufung einer neuen Versammlung unausbleiblich seyn würde. Deßhalb soll diese Versammlung auf die neue Verfassung eingehen, zu gleicher Zeit werden die Corporationen noch einmal zur Wahl aufgefordert (bei mehreren wie Harburg, Münden etc. ist dieß bereits geschehen). Lehnen sie dann noch einmal ab, so wird man vielleicht auflösen. Es heißt, daß nur unter diesen Voraussetzungen die erste Kammer sich bereit erklärt habe, gemeinschaftlich mit der incompleten, in mehrfacher Beziehung illegalen zweiten Kammer zu verhandeln. Mit den neuen Wahlen, selbst mit denen, die gelungen sind, hat das Cabinet kein Glück gehabt. Der Deputirte der Universität, dessen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 90. Augsburg, 30. März 1840, S. 0717. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_090_18400330/5>, abgerufen am 04.10.2024.