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Allgemeine Zeitung. Nr. 81. Augsburg, 21. März 1840.

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sondern der Große Rath gewährte den Actionnären, ohne Rücknahme seiner günstigen Bedingungen, die neue Frist von einem Jahr zum Anfang des Werkes. Gleichzeitig hat die Behörde vor wenigen Tagen ein Decret erlassen, das dem ausgezeichneten Ingenieur, Hrn. Obrist Buchwalder, die Concession zum Bau einer Eisendrathbrücke verleiht, die um den Kostenvoranschlag von 6 bis 700,000 Fr. (die Zugänge eingerechnet) vom Altenberg her unmittelbar gegen die Mitte der Stadt erbaut werden soll. Der Unternehmer hat alle persönliche Solidität, die das Gelingen des Baues voraussehen läßt. - Im Wallis haben die neuen vorörtlichen Vermittlungsanträge nicht den mindesten Anklang gefunden. Sie scheinen bereits verschollen zu seyn, und kaum spricht man im Wallis und in den übrigen Kantonen noch davon.

Schweden.

Bei der Discussion des Vorschlags des Bauers Hans Jansson, eine Adresse zu überreichen, standen im Ritterhause die beiden politischen Koryphäen, Graf Anckarswärd und Hr. v. Hartmannsdorff, einander gegenüber. Der letztere hielt eine Rede mit seinem gewöhnlichen Talent, deren Schluß lautete: "Was sollte uns nun bewegen, von dem Präcedent aller früheren Reichstage abzugehen und den Vorschlag Hans Janssons anzunehmen? Was ist der Unterschied zwischen unserm Zustand in dem Jahr 1818 und dem von 1840 Daß das Geldwesen sich damals in solcher Verwirrung befand, daß der Reichstag einberufen werden mußte, während dermalen die Realisation zur Bequemlichkeit Aller eingetreten, und daß die Reichsstände, ohne die alten Steuern zu erhöhen, über 10 Mill. Thaler Bco. bis Ende 1845 zu neuen Anschlägen disponiren können. Im Jahr 1818 hatte das Reich nur vier Jahre Frieden genossen, jetzt einen 26jährigen, vielleicht den längsten, den unsere Annalen seit grauer Vorzeit nachzuweisen wissen. Der wohlthätigen Einwirkung auf unser Geldwesen habe ich bereits erwähnt. Das entsprechende Resultat für den allgemeinen Wohlstand und die wissenschaftlichen Fortschritte zu entwickeln, würde hier zu weit führen.... Was ist unverändert geblieben? Nur unsere alte Staatsverwaltung und unsere alten Gesetze, welche indessen für ein wirkliches Besserwerden keineswegs unveränderlich sind. In der That, wenn unsere Vorfahren, die auf ihren Feldzügen so oft die Ausbildung des Geistes wie des Bodens versäumen mußten, um ihre ärmliche, aber theure Heimath vor Feinden zu sichern, welche sie mit Schmerzen verlassen und wohin sie sich wieder sehnten, um unter Gesetzen zu leben, die sie in ihrer Einfalt für Meisterstücke ansahen - wenn sie, sage ich, unsere Klagen hörten und es der Mühe werth hielten, darauf zu antworten, so würden sie uns ohne Zweifel sagen, daß der Uebermuth des Wohlergehens uns ungenügsam und mißvergnügt gemacht hat, und daß wir unser Glück nicht zu schätzen wissen, bis wir dessen, vielleicht gerade dadurch, verlustig gehen. Wollen wir aber über das klagen, was wirklich beklagenswerth ist, so will ich mit Ihnen einstimmen. Der Gegenstand fehlt uns nicht, wenn er auch gerade nicht in Hans Janssons Adresse vorkommt: es ist der Mißbrauch der Preßfreiheit und des Branntweins, welcher so viele von Schwedens Einwohnern rasend, mißtrauisch, uneinig, unlenksam, zu Bettlern und Verbrechern gemacht hat und noch macht. Was die Regierung und Privatleute seit 1818 zur Hemmung dieser beiden Uebel geleistet, davon weiß ich etwas, jedoch von den Bestrebungen der Reichsstände in dieser Beziehung hat sich bis jetzt noch wenig verspüren lassen. Diejenigen, welche den Ausschuß auf diesem Reichstage gebildet, können Ihnen sagen, meine Herren, in wie weit die Abwehr dieser Landplagen bei der Wahl der Mitglieder für die Constitutions-, Bewilligungs- und Oekonomie-Ausschüsse berücksichtigt worden. Die Arbeiten dieser Ausschüsse und die Beschlüsse der Reichsstände werden zeigen, in welchem Grade sie sich bestreben, um diese wahrhaft faulen Flecke aus dem Körper der schwedischen Staatsgesellschaft zu reißen. Wenn Sie, wie ich hoffe, die beantragte Adresse mißbilligen, jedoch wegen eines passenden Ausdrucks unentschlossen sind, so trage ich darauf an, daß Sie dieselbe kurzweg zu den Acten legen...." Dieß ist denn auch geschehen. - Die von Hrn. v. Treil und Baron Sprengtporten gemachten Vorschläge, welche schon im Ritterhause auf die Tafel gelegt waren, sind von den Autragstellern zurückgenommen worden. Es scheint als wenn die Opposition, welche jetzt, wenn nicht den Reichstag, wenigstens die Ausschüsse beherrscht, sich durch zurückgenommene Projecte auszeichnen werde. Bei der Debatte über diese Vorschläge äußerte Graf Anckarswärd, "Schweden sey (wie so oft behauptet worden) zur Zeit der Absetzung Königs Gustav IV gar nicht so sehr in Elend versunken gewesen, daß das Reich gewissermaßen nur aus Trümmern bestanden hätte, sondern das Volk habe selten eine größere Kraft entwickelt, und das Heer damals auf einem guten Fuße gestanden." Einige Zeitungen nehmen diese Aeußerungen wieder auf und die Svenska Minerva beweist, wie der Graf zu jener Zeit ganz anders gedacht. In der Proclamation des Befehlshabers der Westarmee, als sie nach Stockholm aufbrach, um die Revolution zu bewerkstelligen, welche auch der Graf unterzeichnete, heißt es: "daß das Vaterland getheilt sey und in den letzten Zügen liege; daß die Reichsstände baldigst zusammenberufen werden müßten, um Maaßregeln zur Errettung des zu Grunde gerichteten Vaterlandes zu ergreifen; daß der Handel und das Bergwesen niederlägen; daß die Jugend von dem Ackerbau gerissen wäre, um nackend und ohne Schutz eine Beute für Krankheit und Tod zu werden; daß die Steuern nicht zu erschwingen wären, daß das Elend, die Schwäche und die Zerstörung mit jedem Tage auf eine gräßliche Weise um sich griffen etc." Die Svenska Minerva schließt ihren Artikel mit der Bemerkung: "Wenn Alles im Jahr 1809 so gut gestanden, warum nahm Graf Anckarswärd denn einen so wirksamen Antheil an der damaligen Revolution? Ein Vergleich zwischen diesen verschiedenen Zeiten kann von keinem denkenden Menschen zu Gunsten von 1809 angestellt werden, und es nur ist zu bedauern, daß der Graf diese Unvorsichtigkeit begangen hat." Uebrigens heißt es, daß selbst die Opposition mit dem Benehmen des Grafen unzufrieden seyn soll, und daß eine Spaltung in derselben bevorstehe. (Hamb. Corresp.)

Der Handel der Nordamerikaner mit China.

Wie ehemals die Engländer und Holländer, so suchen sich jetzt die Kaufherren der Vereinigten Staaten Nordamerika's und Großbritanniens in den großen Ländergebieten des östlichen Asiens gegenseitig den Rang abzulaufen. Der Handel der andern amerikanischen und europäischen Staaten mit China, der Handel der Niederländer, Dänen und Schweden längs der Gestade des Mittelreichs, wie mit den indo-chinesischen Völkern jenseits des Ganges ist, im Vergleich mit dem dieser beiden Nationen, höchst unbedeutend. Der ganze Werth des niederländischen Handels mit China überstieg, Ausfuhr und Einfuhr zusammengenommen, in den letzten Jahren kaum die Summe von acht Millionen spanischer Piaster, während die Ausfuhr des Thees allein von Canton unter amerikanischer Flagge, in jedem der letzten vier Jahre, über zehn Millionen Piaster sich belaufen hatte.

sondern der Große Rath gewährte den Actionnären, ohne Rücknahme seiner günstigen Bedingungen, die neue Frist von einem Jahr zum Anfang des Werkes. Gleichzeitig hat die Behörde vor wenigen Tagen ein Decret erlassen, das dem ausgezeichneten Ingenieur, Hrn. Obrist Buchwalder, die Concession zum Bau einer Eisendrathbrücke verleiht, die um den Kostenvoranschlag von 6 bis 700,000 Fr. (die Zugänge eingerechnet) vom Altenberg her unmittelbar gegen die Mitte der Stadt erbaut werden soll. Der Unternehmer hat alle persönliche Solidität, die das Gelingen des Baues voraussehen läßt. – Im Wallis haben die neuen vorörtlichen Vermittlungsanträge nicht den mindesten Anklang gefunden. Sie scheinen bereits verschollen zu seyn, und kaum spricht man im Wallis und in den übrigen Kantonen noch davon.

Schweden.

Bei der Discussion des Vorschlags des Bauers Hans Jansson, eine Adresse zu überreichen, standen im Ritterhause die beiden politischen Koryphäen, Graf Anckarswärd und Hr. v. Hartmannsdorff, einander gegenüber. Der letztere hielt eine Rede mit seinem gewöhnlichen Talent, deren Schluß lautete: „Was sollte uns nun bewegen, von dem Präcedent aller früheren Reichstage abzugehen und den Vorschlag Hans Janssons anzunehmen? Was ist der Unterschied zwischen unserm Zustand in dem Jahr 1818 und dem von 1840 Daß das Geldwesen sich damals in solcher Verwirrung befand, daß der Reichstag einberufen werden mußte, während dermalen die Realisation zur Bequemlichkeit Aller eingetreten, und daß die Reichsstände, ohne die alten Steuern zu erhöhen, über 10 Mill. Thaler Bco. bis Ende 1845 zu neuen Anschlägen disponiren können. Im Jahr 1818 hatte das Reich nur vier Jahre Frieden genossen, jetzt einen 26jährigen, vielleicht den längsten, den unsere Annalen seit grauer Vorzeit nachzuweisen wissen. Der wohlthätigen Einwirkung auf unser Geldwesen habe ich bereits erwähnt. Das entsprechende Resultat für den allgemeinen Wohlstand und die wissenschaftlichen Fortschritte zu entwickeln, würde hier zu weit führen.... Was ist unverändert geblieben? Nur unsere alte Staatsverwaltung und unsere alten Gesetze, welche indessen für ein wirkliches Besserwerden keineswegs unveränderlich sind. In der That, wenn unsere Vorfahren, die auf ihren Feldzügen so oft die Ausbildung des Geistes wie des Bodens versäumen mußten, um ihre ärmliche, aber theure Heimath vor Feinden zu sichern, welche sie mit Schmerzen verlassen und wohin sie sich wieder sehnten, um unter Gesetzen zu leben, die sie in ihrer Einfalt für Meisterstücke ansahen – wenn sie, sage ich, unsere Klagen hörten und es der Mühe werth hielten, darauf zu antworten, so würden sie uns ohne Zweifel sagen, daß der Uebermuth des Wohlergehens uns ungenügsam und mißvergnügt gemacht hat, und daß wir unser Glück nicht zu schätzen wissen, bis wir dessen, vielleicht gerade dadurch, verlustig gehen. Wollen wir aber über das klagen, was wirklich beklagenswerth ist, so will ich mit Ihnen einstimmen. Der Gegenstand fehlt uns nicht, wenn er auch gerade nicht in Hans Janssons Adresse vorkommt: es ist der Mißbrauch der Preßfreiheit und des Branntweins, welcher so viele von Schwedens Einwohnern rasend, mißtrauisch, uneinig, unlenksam, zu Bettlern und Verbrechern gemacht hat und noch macht. Was die Regierung und Privatleute seit 1818 zur Hemmung dieser beiden Uebel geleistet, davon weiß ich etwas, jedoch von den Bestrebungen der Reichsstände in dieser Beziehung hat sich bis jetzt noch wenig verspüren lassen. Diejenigen, welche den Ausschuß auf diesem Reichstage gebildet, können Ihnen sagen, meine Herren, in wie weit die Abwehr dieser Landplagen bei der Wahl der Mitglieder für die Constitutions-, Bewilligungs- und Oekonomie-Ausschüsse berücksichtigt worden. Die Arbeiten dieser Ausschüsse und die Beschlüsse der Reichsstände werden zeigen, in welchem Grade sie sich bestreben, um diese wahrhaft faulen Flecke aus dem Körper der schwedischen Staatsgesellschaft zu reißen. Wenn Sie, wie ich hoffe, die beantragte Adresse mißbilligen, jedoch wegen eines passenden Ausdrucks unentschlossen sind, so trage ich darauf an, daß Sie dieselbe kurzweg zu den Acten legen....“ Dieß ist denn auch geschehen. – Die von Hrn. v. Treil und Baron Sprengtporten gemachten Vorschläge, welche schon im Ritterhause auf die Tafel gelegt waren, sind von den Autragstellern zurückgenommen worden. Es scheint als wenn die Opposition, welche jetzt, wenn nicht den Reichstag, wenigstens die Ausschüsse beherrscht, sich durch zurückgenommene Projecte auszeichnen werde. Bei der Debatte über diese Vorschläge äußerte Graf Anckarswärd, „Schweden sey (wie so oft behauptet worden) zur Zeit der Absetzung Königs Gustav IV gar nicht so sehr in Elend versunken gewesen, daß das Reich gewissermaßen nur aus Trümmern bestanden hätte, sondern das Volk habe selten eine größere Kraft entwickelt, und das Heer damals auf einem guten Fuße gestanden.“ Einige Zeitungen nehmen diese Aeußerungen wieder auf und die Svenska Minerva beweist, wie der Graf zu jener Zeit ganz anders gedacht. In der Proclamation des Befehlshabers der Westarmee, als sie nach Stockholm aufbrach, um die Revolution zu bewerkstelligen, welche auch der Graf unterzeichnete, heißt es: „daß das Vaterland getheilt sey und in den letzten Zügen liege; daß die Reichsstände baldigst zusammenberufen werden müßten, um Maaßregeln zur Errettung des zu Grunde gerichteten Vaterlandes zu ergreifen; daß der Handel und das Bergwesen niederlägen; daß die Jugend von dem Ackerbau gerissen wäre, um nackend und ohne Schutz eine Beute für Krankheit und Tod zu werden; daß die Steuern nicht zu erschwingen wären, daß das Elend, die Schwäche und die Zerstörung mit jedem Tage auf eine gräßliche Weise um sich griffen etc.“ Die Svenska Minerva schließt ihren Artikel mit der Bemerkung: „Wenn Alles im Jahr 1809 so gut gestanden, warum nahm Graf Anckarswärd denn einen so wirksamen Antheil an der damaligen Revolution? Ein Vergleich zwischen diesen verschiedenen Zeiten kann von keinem denkenden Menschen zu Gunsten von 1809 angestellt werden, und es nur ist zu bedauern, daß der Graf diese Unvorsichtigkeit begangen hat.“ Uebrigens heißt es, daß selbst die Opposition mit dem Benehmen des Grafen unzufrieden seyn soll, und daß eine Spaltung in derselben bevorstehe. (Hamb. Corresp.)

Der Handel der Nordamerikaner mit China.

Wie ehemals die Engländer und Holländer, so suchen sich jetzt die Kaufherren der Vereinigten Staaten Nordamerika's und Großbritanniens in den großen Ländergebieten des östlichen Asiens gegenseitig den Rang abzulaufen. Der Handel der andern amerikanischen und europäischen Staaten mit China, der Handel der Niederländer, Dänen und Schweden längs der Gestade des Mittelreichs, wie mit den indo-chinesischen Völkern jenseits des Ganges ist, im Vergleich mit dem dieser beiden Nationen, höchst unbedeutend. Der ganze Werth des niederländischen Handels mit China überstieg, Ausfuhr und Einfuhr zusammengenommen, in den letzten Jahren kaum die Summe von acht Millionen spanischer Piaster, während die Ausfuhr des Thees allein von Canton unter amerikanischer Flagge, in jedem der letzten vier Jahre, über zehn Millionen Piaster sich belaufen hatte.

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Im Jahr 1818 hatte das Reich nur vier Jahre Frieden genossen, jetzt einen 26jährigen, vielleicht den längsten, den unsere Annalen seit grauer Vorzeit nachzuweisen wissen. Der wohlthätigen Einwirkung auf unser Geldwesen habe ich bereits erwähnt. Das entsprechende Resultat für den allgemeinen Wohlstand und die wissenschaftlichen Fortschritte zu entwickeln, würde hier zu weit führen.... Was ist unverändert geblieben? Nur unsere alte Staatsverwaltung und unsere alten Gesetze, welche indessen für ein wirkliches Besserwerden keineswegs unveränderlich sind. In der That, wenn unsere Vorfahren, die auf ihren Feldzügen so oft die Ausbildung des Geistes wie des Bodens versäumen mußten, um ihre ärmliche, aber theure Heimath vor Feinden zu sichern, welche sie mit Schmerzen verlassen und wohin sie sich wieder sehnten, um unter Gesetzen zu leben, die sie in ihrer Einfalt für Meisterstücke ansahen &#x2013; wenn sie, sage ich, unsere Klagen hörten und es der Mühe werth hielten, darauf zu antworten, so würden sie uns ohne Zweifel sagen, daß der Uebermuth des Wohlergehens uns ungenügsam und mißvergnügt gemacht hat, und daß wir unser Glück nicht zu schätzen wissen, bis wir dessen, vielleicht gerade dadurch, verlustig gehen. Wollen wir aber über das klagen, was wirklich beklagenswerth ist, so will ich mit Ihnen einstimmen. 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[0644/0012] sondern der Große Rath gewährte den Actionnären, ohne Rücknahme seiner günstigen Bedingungen, die neue Frist von einem Jahr zum Anfang des Werkes. Gleichzeitig hat die Behörde vor wenigen Tagen ein Decret erlassen, das dem ausgezeichneten Ingenieur, Hrn. Obrist Buchwalder, die Concession zum Bau einer Eisendrathbrücke verleiht, die um den Kostenvoranschlag von 6 bis 700,000 Fr. (die Zugänge eingerechnet) vom Altenberg her unmittelbar gegen die Mitte der Stadt erbaut werden soll. Der Unternehmer hat alle persönliche Solidität, die das Gelingen des Baues voraussehen läßt. – Im Wallis haben die neuen vorörtlichen Vermittlungsanträge nicht den mindesten Anklang gefunden. Sie scheinen bereits verschollen zu seyn, und kaum spricht man im Wallis und in den übrigen Kantonen noch davon. Schweden. _ Stockholm, 4 März. Bei der Discussion des Vorschlags des Bauers Hans Jansson, eine Adresse zu überreichen, standen im Ritterhause die beiden politischen Koryphäen, Graf Anckarswärd und Hr. v. Hartmannsdorff, einander gegenüber. Der letztere hielt eine Rede mit seinem gewöhnlichen Talent, deren Schluß lautete: „Was sollte uns nun bewegen, von dem Präcedent aller früheren Reichstage abzugehen und den Vorschlag Hans Janssons anzunehmen? Was ist der Unterschied zwischen unserm Zustand in dem Jahr 1818 und dem von 1840 Daß das Geldwesen sich damals in solcher Verwirrung befand, daß der Reichstag einberufen werden mußte, während dermalen die Realisation zur Bequemlichkeit Aller eingetreten, und daß die Reichsstände, ohne die alten Steuern zu erhöhen, über 10 Mill. Thaler Bco. bis Ende 1845 zu neuen Anschlägen disponiren können. Im Jahr 1818 hatte das Reich nur vier Jahre Frieden genossen, jetzt einen 26jährigen, vielleicht den längsten, den unsere Annalen seit grauer Vorzeit nachzuweisen wissen. Der wohlthätigen Einwirkung auf unser Geldwesen habe ich bereits erwähnt. Das entsprechende Resultat für den allgemeinen Wohlstand und die wissenschaftlichen Fortschritte zu entwickeln, würde hier zu weit führen.... Was ist unverändert geblieben? Nur unsere alte Staatsverwaltung und unsere alten Gesetze, welche indessen für ein wirkliches Besserwerden keineswegs unveränderlich sind. In der That, wenn unsere Vorfahren, die auf ihren Feldzügen so oft die Ausbildung des Geistes wie des Bodens versäumen mußten, um ihre ärmliche, aber theure Heimath vor Feinden zu sichern, welche sie mit Schmerzen verlassen und wohin sie sich wieder sehnten, um unter Gesetzen zu leben, die sie in ihrer Einfalt für Meisterstücke ansahen – wenn sie, sage ich, unsere Klagen hörten und es der Mühe werth hielten, darauf zu antworten, so würden sie uns ohne Zweifel sagen, daß der Uebermuth des Wohlergehens uns ungenügsam und mißvergnügt gemacht hat, und daß wir unser Glück nicht zu schätzen wissen, bis wir dessen, vielleicht gerade dadurch, verlustig gehen. Wollen wir aber über das klagen, was wirklich beklagenswerth ist, so will ich mit Ihnen einstimmen. Der Gegenstand fehlt uns nicht, wenn er auch gerade nicht in Hans Janssons Adresse vorkommt: es ist der Mißbrauch der Preßfreiheit und des Branntweins, welcher so viele von Schwedens Einwohnern rasend, mißtrauisch, uneinig, unlenksam, zu Bettlern und Verbrechern gemacht hat und noch macht. Was die Regierung und Privatleute seit 1818 zur Hemmung dieser beiden Uebel geleistet, davon weiß ich etwas, jedoch von den Bestrebungen der Reichsstände in dieser Beziehung hat sich bis jetzt noch wenig verspüren lassen. Diejenigen, welche den Ausschuß auf diesem Reichstage gebildet, können Ihnen sagen, meine Herren, in wie weit die Abwehr dieser Landplagen bei der Wahl der Mitglieder für die Constitutions-, Bewilligungs- und Oekonomie-Ausschüsse berücksichtigt worden. Die Arbeiten dieser Ausschüsse und die Beschlüsse der Reichsstände werden zeigen, in welchem Grade sie sich bestreben, um diese wahrhaft faulen Flecke aus dem Körper der schwedischen Staatsgesellschaft zu reißen. Wenn Sie, wie ich hoffe, die beantragte Adresse mißbilligen, jedoch wegen eines passenden Ausdrucks unentschlossen sind, so trage ich darauf an, daß Sie dieselbe kurzweg zu den Acten legen....“ Dieß ist denn auch geschehen. – Die von Hrn. v. Treil und Baron Sprengtporten gemachten Vorschläge, welche schon im Ritterhause auf die Tafel gelegt waren, sind von den Autragstellern zurückgenommen worden. Es scheint als wenn die Opposition, welche jetzt, wenn nicht den Reichstag, wenigstens die Ausschüsse beherrscht, sich durch zurückgenommene Projecte auszeichnen werde. Bei der Debatte über diese Vorschläge äußerte Graf Anckarswärd, „Schweden sey (wie so oft behauptet worden) zur Zeit der Absetzung Königs Gustav IV gar nicht so sehr in Elend versunken gewesen, daß das Reich gewissermaßen nur aus Trümmern bestanden hätte, sondern das Volk habe selten eine größere Kraft entwickelt, und das Heer damals auf einem guten Fuße gestanden.“ Einige Zeitungen nehmen diese Aeußerungen wieder auf und die Svenska Minerva beweist, wie der Graf zu jener Zeit ganz anders gedacht. 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Ein Vergleich zwischen diesen verschiedenen Zeiten kann von keinem denkenden Menschen zu Gunsten von 1809 angestellt werden, und es nur ist zu bedauern, daß der Graf diese Unvorsichtigkeit begangen hat.“ Uebrigens heißt es, daß selbst die Opposition mit dem Benehmen des Grafen unzufrieden seyn soll, und daß eine Spaltung in derselben bevorstehe. (Hamb. Corresp.) Der Handel der Nordamerikaner mit China. Wie ehemals die Engländer und Holländer, so suchen sich jetzt die Kaufherren der Vereinigten Staaten Nordamerika's und Großbritanniens in den großen Ländergebieten des östlichen Asiens gegenseitig den Rang abzulaufen. Der Handel der andern amerikanischen und europäischen Staaten mit China, der Handel der Niederländer, Dänen und Schweden längs der Gestade des Mittelreichs, wie mit den indo-chinesischen Völkern jenseits des Ganges ist, im Vergleich mit dem dieser beiden Nationen, höchst unbedeutend. Der ganze Werth des niederländischen Handels mit China überstieg, Ausfuhr und Einfuhr zusammengenommen, in den letzten Jahren kaum die Summe von acht Millionen spanischer Piaster, während die Ausfuhr des Thees allein von Canton unter amerikanischer Flagge, in jedem der letzten vier Jahre, über zehn Millionen Piaster sich belaufen hatte.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 81. Augsburg, 21. März 1840, S. 0644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_081_18400321/12>, abgerufen am 02.05.2024.