Allgemeine Zeitung. Nr. 80. Augsburg, 20. März 1840.hat zum Glück den Muth, bei ihrer Entscheidung zu verharren. Da man weiß, daß Deportirte jetzt mit großer Strenge behandelt werden, so steht zu hoffen, daß dieser Ausgang von andern Versuchen, die Verfassung gewaltsam zu verändern, auf lange Zeit wenigstens abschrecken werde. Die Ruhe im Lande benützend, hat die Regierung einen Ausschuß im Unterhaus vorgeschlagen, welcher über den Papierumlauf im Lande und das Bankwesen Untersuchung anstellen und berichten soll, um Regierung und Parlament die Mittel zu liefern, bei der Erneuerung der Privilegien, sowohl der Bank von England als von Irland, so viel wie möglich die Handelswelt gegen die Schwankungen im Creditwesen zu sichern, welche jetzt so oft allgemeines Elend verbreiten. Der Ausschuß ist auch bereits ernannt. - Die irische Corporationsreformbill ist zwar durch eine große Mehrheit im Unterhause durchgegangen, da jedoch mehrere von dieser Mehrheit selbst erklärt haben, daß sie nur deßwegen für die Bill stimmten, damit das Oberhaus Gelegenheit erhalten möge, bedeutende Veränderungen darin zu machen, so steht zu erwarten, daß es, ehe die Sache zum Schluß kommt, zwischen beiden Häusern noch zu einem harten Kampf kommen werde. Lord Melbourne hat das zweite Verlesen auf den 30 d. bestimmt. Frankreich. Paris, 15 März. (Sonntag.) An den bevorstehenden Operationen gegen Abd-El-Kader werden drei französische Prinzen Theil nehmen: der Herzog von Orleans als Commandant der ersten Division, der Herzog von Aumale als Bataillonschef in einem Regiment der leichten Infanterie, und der Prinz Joinville als Commandant einer Flottille, welche den Seehafen Scherschel angreifen wird. In Toulon werden zu diesem Zweck mehrere Fahrzeuge ausgerüstet. Prinz Joinville wird die Fregatte Belle-Poule besteigen. Das Wichtigste was bei den Debatten am 14 in den Bureaux vorkam, ist die Erklärung des neuen Conseilpräsidenten. Hr. Thiers sagte, er sey zu einer aufrichtigen Erklärung über die delicate Lage, worein Alles versetzt sey, bereit. Er bekenne laut, daß das Cabinet, an dessen Spitze er stehe, aus der Opposition herstamme. Es frage sich da, wie er, nachdem er lange zum Ministerium gehört, sich habe bewogen finden können, sich mehrere Jahre hindurch unter die Opposition zu reihen? Die Antwort darauf sey folgende. In Fragen der öffentlichen Ordnung habe er sich nie von der Regierung getrennt, und in dieser Hinsicht könne er Niemanden höhere Ansprüche als die seinigen zuerkennen. Nur 1836 sey ein Augenblick gewesen, wo er geglaubt habe, daß die Gefahr geringer geworden, und daß auch die Stärke des Widerstandes mit der Gefahr abnehmen sollte. Dieß sey aber eine Frage des Augenblicks gewesen, welche seit der Amnestie zwischen der alten Majorität und ihm keinen ernstlichen Zwiespalt hätte bereiten können. Hätte es sich nur vom Innern gehandelt, so wäre es nicht sehr wahrscheinlich, daß er es für nöthig gehalten hätte, sich in die Opposition zu werfen. Die auswärtigen Fragen aber hätten seiner Ansicht nach seit drei Jahren eine bedeutend höhere Wichtigkeit erlangt, und die Kammer wisse, daß er diese Fragen unter einem ganz andern Gesichtspunkt als die Regierung aufgefaßt habe. So habe er nach einander die gegen Spanien, Belgien und Italien in der Sache von Ancona beobachtete Politik getadelt. Auch habe er, mehrmals zur Uebernahme der Staatsgewalt aufgefordert, geglaubt, sie so lange ablehnen zu müssen, als er keine Hoffnung gehabt hätte, sie nach seinem Sinne zu lösen. Im Augenblick der letzten Krise sey er wieder berufen worden. Die Angelegenheiten Belgiens und Ancona's seyen damals geendigt gewesen, und die Convention von Bergara habe die Gestalt der spanischen Frage geändert gehabt. Die frühern Hindernisse existirten sonach nicht mehr; es seyen aber neue eingetreten. Er habe diese dem König folgendermaßen darlegen zu müssen geglaubt: "Die Kammer, sagte er, ist in drei Fractionen getheilt, wovon zwei, wenn sie sich vereinigen, die Regierung unmöglich machen können. Diese zwei Fractionen also müssen sich entweder vereinigen, oder die Mittelfraction muß versuchen, allein zu regieren, indem sie die gemäßigten Männer der beiden andern an sich zu ziehen sucht. Die erste Combination bot sich vorzugsweise dar; da aber die Staatsmänner, die Chefs der zwei Lager, die HH. v. Mole und Thiers, kürzlich noch in offenem Streite gewesen, so konnten diese, ohne ihr Ansehen zu compromittiren, sie nicht annehmen. Ueberdieß würde das linke Centrum Hrn. Thiers nicht folgen, wenn er mit Hrn. v. Mole sich vereinigte. Es bleibt daher der Versuch eines Cabinets vom linken Centrum übrig, dem man die am nächsten liegenden Elemente beizugesellen hätte. Ein solcher Versuch darf aber nur im äußersten Fall gemacht werden, wenn bewiesen wäre, daß jede andere Combinationen durchaus unmöglich sey." Nach einigen fruchtlosen Versuchen (fuhr Thiers fort), von denen die Kammer Kenntniß habe, sey dieser äußerste Fall eingetreten, und er sey nicht vor ihm zurückgetreten. Er habe sonach ein Zwischencabinet gebildet, das Niemand ausschließe, und das sich als Ziel die Vereinigung aller gemäßigten Meinungen vorsetze. Mißfalle diese Transaction, so möge man das Cabinet stürzen. Es werde mit Ehre fallen, und dann möge regieren, wer da wolle oder könne. Er werde von der Staatsgewalt ohne Bedauern scheiden, und wieder in die Opposition, aus der er hervorgegangen, zurücktreten, dann werde sich zeigen, wer nach ihm werde die Zügel führen können. Hr. Thiers widersprach sodann, daß eine Convention mit der Linken gemacht worden sey. Das Ministerium stehe mit der Linken, wie das linke Centrum mit der Linken. Das Ministerium habe durchaus freie Hand; es würde weder das Cabinet der Linken gegen die 221, noch das Cabinet der 221 gegen die Linke seyn wollen. Hrn. Odilon-Barrot und dessen politische Freunde vertheidigte Hr. Thiers gegen die über sie ergangenen Verleumdungen. Er erklärte sich fortwährend der Ansicht, daß man wohl gethan haben würde, Hrn. Barrot zum Präsidenten zu wählen. Nein, die Linke hege keine anarchischen Ideen; seit drei Jahren habe sie sich gewandt und gemäßigt gezeigt; man müsse dieß anerkennen, und sich demgemäß gegen sie benehmen. Er wiederhole, das Cabinet wolle eine Uebereinkunft zwischen allen Männern, die sich gegenseitig ehren, und die im Grunde mehr durch Vorurtheile, als durch ernstliche Meinungsspaltungen von einander geschieden seyen. Eine uns gestern zugekommene stenographirte Mittheilung hatte irrig als den erwählten Commissär des achten Bureau's der Deputirtenkammer Hr. Berryer statt Hr. Berger genannt. Das Journal des Debats gibt als Resultat der Vertheilung der Stimmen in den Bureaux folgende Bemerkungen: "Drei Dinge wurden constatirt: erstens, daß die alte Majorität, deren Zerrüttungen alle Schwierigkeiten und alle Gefahren des Landes seit vier Jahren herbeigeführt, ernstlich neu constituirt und gewachsen ist; zweitens, daß das Cabinet, das man vorzugsweise ein parlamentäres nennt, in der Kammer im Zustande der Minorität ist; drittens, daß es keine Politik darzulegen hat, um die von seinen Mitgliedern in den letzten Jahren gemachte Opposition zu rechtfertigen, und daß es nur vage und untastbare Erläuterungen über seine Tendenzen, seine hat zum Glück den Muth, bei ihrer Entscheidung zu verharren. Da man weiß, daß Deportirte jetzt mit großer Strenge behandelt werden, so steht zu hoffen, daß dieser Ausgang von andern Versuchen, die Verfassung gewaltsam zu verändern, auf lange Zeit wenigstens abschrecken werde. Die Ruhe im Lande benützend, hat die Regierung einen Ausschuß im Unterhaus vorgeschlagen, welcher über den Papierumlauf im Lande und das Bankwesen Untersuchung anstellen und berichten soll, um Regierung und Parlament die Mittel zu liefern, bei der Erneuerung der Privilegien, sowohl der Bank von England als von Irland, so viel wie möglich die Handelswelt gegen die Schwankungen im Creditwesen zu sichern, welche jetzt so oft allgemeines Elend verbreiten. Der Ausschuß ist auch bereits ernannt. – Die irische Corporationsreformbill ist zwar durch eine große Mehrheit im Unterhause durchgegangen, da jedoch mehrere von dieser Mehrheit selbst erklärt haben, daß sie nur deßwegen für die Bill stimmten, damit das Oberhaus Gelegenheit erhalten möge, bedeutende Veränderungen darin zu machen, so steht zu erwarten, daß es, ehe die Sache zum Schluß kommt, zwischen beiden Häusern noch zu einem harten Kampf kommen werde. Lord Melbourne hat das zweite Verlesen auf den 30 d. bestimmt. Frankreich. Paris, 15 März. (Sonntag.) An den bevorstehenden Operationen gegen Abd-El-Kader werden drei französische Prinzen Theil nehmen: der Herzog von Orleans als Commandant der ersten Division, der Herzog von Aumale als Bataillonschef in einem Regiment der leichten Infanterie, und der Prinz Joinville als Commandant einer Flottille, welche den Seehafen Scherschel angreifen wird. In Toulon werden zu diesem Zweck mehrere Fahrzeuge ausgerüstet. Prinz Joinville wird die Fregatte Belle-Poule besteigen. Das Wichtigste was bei den Debatten am 14 in den Bureaux vorkam, ist die Erklärung des neuen Conseilpräsidenten. Hr. Thiers sagte, er sey zu einer aufrichtigen Erklärung über die delicate Lage, worein Alles versetzt sey, bereit. Er bekenne laut, daß das Cabinet, an dessen Spitze er stehe, aus der Opposition herstamme. Es frage sich da, wie er, nachdem er lange zum Ministerium gehört, sich habe bewogen finden können, sich mehrere Jahre hindurch unter die Opposition zu reihen? Die Antwort darauf sey folgende. In Fragen der öffentlichen Ordnung habe er sich nie von der Regierung getrennt, und in dieser Hinsicht könne er Niemanden höhere Ansprüche als die seinigen zuerkennen. Nur 1836 sey ein Augenblick gewesen, wo er geglaubt habe, daß die Gefahr geringer geworden, und daß auch die Stärke des Widerstandes mit der Gefahr abnehmen sollte. Dieß sey aber eine Frage des Augenblicks gewesen, welche seit der Amnestie zwischen der alten Majorität und ihm keinen ernstlichen Zwiespalt hätte bereiten können. Hätte es sich nur vom Innern gehandelt, so wäre es nicht sehr wahrscheinlich, daß er es für nöthig gehalten hätte, sich in die Opposition zu werfen. Die auswärtigen Fragen aber hätten seiner Ansicht nach seit drei Jahren eine bedeutend höhere Wichtigkeit erlangt, und die Kammer wisse, daß er diese Fragen unter einem ganz andern Gesichtspunkt als die Regierung aufgefaßt habe. So habe er nach einander die gegen Spanien, Belgien und Italien in der Sache von Ancona beobachtete Politik getadelt. Auch habe er, mehrmals zur Uebernahme der Staatsgewalt aufgefordert, geglaubt, sie so lange ablehnen zu müssen, als er keine Hoffnung gehabt hätte, sie nach seinem Sinne zu lösen. Im Augenblick der letzten Krise sey er wieder berufen worden. Die Angelegenheiten Belgiens und Ancona's seyen damals geendigt gewesen, und die Convention von Bergara habe die Gestalt der spanischen Frage geändert gehabt. Die frühern Hindernisse existirten sonach nicht mehr; es seyen aber neue eingetreten. Er habe diese dem König folgendermaßen darlegen zu müssen geglaubt: „Die Kammer, sagte er, ist in drei Fractionen getheilt, wovon zwei, wenn sie sich vereinigen, die Regierung unmöglich machen können. Diese zwei Fractionen also müssen sich entweder vereinigen, oder die Mittelfraction muß versuchen, allein zu regieren, indem sie die gemäßigten Männer der beiden andern an sich zu ziehen sucht. Die erste Combination bot sich vorzugsweise dar; da aber die Staatsmänner, die Chefs der zwei Lager, die HH. v. Molé und Thiers, kürzlich noch in offenem Streite gewesen, so konnten diese, ohne ihr Ansehen zu compromittiren, sie nicht annehmen. Ueberdieß würde das linke Centrum Hrn. Thiers nicht folgen, wenn er mit Hrn. v. Molé sich vereinigte. Es bleibt daher der Versuch eines Cabinets vom linken Centrum übrig, dem man die am nächsten liegenden Elemente beizugesellen hätte. Ein solcher Versuch darf aber nur im äußersten Fall gemacht werden, wenn bewiesen wäre, daß jede andere Combinationen durchaus unmöglich sey.“ Nach einigen fruchtlosen Versuchen (fuhr Thiers fort), von denen die Kammer Kenntniß habe, sey dieser äußerste Fall eingetreten, und er sey nicht vor ihm zurückgetreten. Er habe sonach ein Zwischencabinet gebildet, das Niemand ausschließe, und das sich als Ziel die Vereinigung aller gemäßigten Meinungen vorsetze. Mißfalle diese Transaction, so möge man das Cabinet stürzen. Es werde mit Ehre fallen, und dann möge regieren, wer da wolle oder könne. Er werde von der Staatsgewalt ohne Bedauern scheiden, und wieder in die Opposition, aus der er hervorgegangen, zurücktreten, dann werde sich zeigen, wer nach ihm werde die Zügel führen können. Hr. Thiers widersprach sodann, daß eine Convention mit der Linken gemacht worden sey. Das Ministerium stehe mit der Linken, wie das linke Centrum mit der Linken. Das Ministerium habe durchaus freie Hand; es würde weder das Cabinet der Linken gegen die 221, noch das Cabinet der 221 gegen die Linke seyn wollen. Hrn. Odilon-Barrot und dessen politische Freunde vertheidigte Hr. Thiers gegen die über sie ergangenen Verleumdungen. Er erklärte sich fortwährend der Ansicht, daß man wohl gethan haben würde, Hrn. Barrot zum Präsidenten zu wählen. Nein, die Linke hege keine anarchischen Ideen; seit drei Jahren habe sie sich gewandt und gemäßigt gezeigt; man müsse dieß anerkennen, und sich demgemäß gegen sie benehmen. Er wiederhole, das Cabinet wolle eine Uebereinkunft zwischen allen Männern, die sich gegenseitig ehren, und die im Grunde mehr durch Vorurtheile, als durch ernstliche Meinungsspaltungen von einander geschieden seyen. Eine uns gestern zugekommene stenographirte Mittheilung hatte irrig als den erwählten Commissär des achten Bureau's der Deputirtenkammer Hr. Berryer statt Hr. Berger genannt. Das Journal des Débats gibt als Resultat der Vertheilung der Stimmen in den Bureaux folgende Bemerkungen: „Drei Dinge wurden constatirt: erstens, daß die alte Majorität, deren Zerrüttungen alle Schwierigkeiten und alle Gefahren des Landes seit vier Jahren herbeigeführt, ernstlich neu constituirt und gewachsen ist; zweitens, daß das Cabinet, das man vorzugsweise ein parlamentäres nennt, in der Kammer im Zustande der Minorität ist; drittens, daß es keine Politik darzulegen hat, um die von seinen Mitgliedern in den letzten Jahren gemachte Opposition zu rechtfertigen, und daß es nur vage und untastbare Erläuterungen über seine Tendenzen, seine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="0635"/> hat zum Glück den Muth, bei ihrer Entscheidung zu verharren. 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Der Ausschuß ist auch bereits ernannt. – Die irische Corporationsreformbill ist zwar durch eine große Mehrheit im Unterhause durchgegangen, da jedoch mehrere von dieser Mehrheit selbst erklärt haben, daß sie nur deßwegen für die Bill stimmten, damit das Oberhaus Gelegenheit erhalten möge, bedeutende Veränderungen darin zu machen, so steht zu erwarten, daß es, ehe die Sache zum Schluß kommt, zwischen beiden Häusern noch zu einem harten Kampf kommen werde. 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Hätte es sich nur vom Innern gehandelt, so wäre es nicht sehr wahrscheinlich, daß er es für nöthig gehalten hätte, sich in die Opposition zu werfen. Die auswärtigen Fragen aber hätten seiner Ansicht nach seit drei Jahren eine bedeutend höhere Wichtigkeit erlangt, und die Kammer wisse, daß er diese Fragen unter einem ganz andern Gesichtspunkt als die Regierung aufgefaßt habe. So habe er nach einander die gegen Spanien, Belgien und Italien in der Sache von Ancona beobachtete Politik getadelt. Auch habe er, mehrmals zur Uebernahme der Staatsgewalt aufgefordert, geglaubt, sie so lange ablehnen zu müssen, als er keine Hoffnung gehabt hätte, sie nach seinem Sinne zu lösen. Im Augenblick der letzten Krise sey er wieder berufen worden. Die Angelegenheiten Belgiens und Ancona's seyen damals geendigt gewesen, und die Convention von Bergara habe die Gestalt der spanischen Frage geändert gehabt. Die frühern Hindernisse existirten sonach nicht mehr; es seyen aber neue eingetreten. Er habe diese dem König folgendermaßen darlegen zu müssen geglaubt: „Die Kammer, sagte er, ist in drei Fractionen getheilt, wovon zwei, wenn sie sich vereinigen, die Regierung unmöglich machen können. Diese zwei Fractionen also müssen sich entweder vereinigen, oder die Mittelfraction muß versuchen, allein zu regieren, indem sie die gemäßigten Männer der beiden andern an sich zu ziehen sucht. Die erste Combination bot sich vorzugsweise dar; da aber die Staatsmänner, die Chefs der zwei Lager, die HH. v. Molé und Thiers, kürzlich noch in offenem Streite gewesen, so konnten diese, ohne ihr Ansehen zu compromittiren, sie nicht annehmen. Ueberdieß würde das linke Centrum Hrn. Thiers nicht folgen, wenn er mit Hrn. v. Molé sich vereinigte. Es bleibt daher der Versuch eines Cabinets vom linken Centrum übrig, dem man die am nächsten liegenden Elemente beizugesellen hätte. 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Thiers widersprach sodann, daß eine Convention mit der Linken gemacht worden sey. Das Ministerium stehe mit der Linken, wie das linke Centrum mit der Linken. Das Ministerium habe durchaus freie Hand; es würde weder das Cabinet der Linken gegen die 221, noch das Cabinet der 221 gegen die Linke seyn wollen. Hrn. Odilon-Barrot und dessen politische Freunde vertheidigte Hr. Thiers gegen die über sie ergangenen Verleumdungen. Er erklärte sich fortwährend der Ansicht, daß man wohl gethan haben würde, Hrn. Barrot zum Präsidenten zu wählen. Nein, die Linke hege keine anarchischen Ideen; seit drei Jahren habe sie sich gewandt und gemäßigt gezeigt; man müsse dieß anerkennen, und sich demgemäß gegen sie benehmen. 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Frankreich.
_ Paris, 15 März. (Sonntag.)
An den bevorstehenden Operationen gegen Abd-El-Kader werden drei französische Prinzen Theil nehmen: der Herzog von Orleans als Commandant der ersten Division, der Herzog von Aumale als Bataillonschef in einem Regiment der leichten Infanterie, und der Prinz Joinville als Commandant einer Flottille, welche den Seehafen Scherschel angreifen wird. In Toulon werden zu diesem Zweck mehrere Fahrzeuge ausgerüstet. Prinz Joinville wird die Fregatte Belle-Poule besteigen.
Das Wichtigste was bei den Debatten am 14 in den Bureaux vorkam, ist die Erklärung des neuen Conseilpräsidenten. Hr. Thiers sagte, er sey zu einer aufrichtigen Erklärung über die delicate Lage, worein Alles versetzt sey, bereit. Er bekenne laut, daß das Cabinet, an dessen Spitze er stehe, aus der Opposition herstamme. Es frage sich da, wie er, nachdem er lange zum Ministerium gehört, sich habe bewogen finden können, sich mehrere Jahre hindurch unter die Opposition zu reihen? Die Antwort darauf sey folgende. In Fragen der öffentlichen Ordnung habe er sich nie von der Regierung getrennt, und in dieser Hinsicht könne er Niemanden höhere Ansprüche als die seinigen zuerkennen. Nur 1836 sey ein Augenblick gewesen, wo er geglaubt habe, daß die Gefahr geringer geworden, und daß auch die Stärke des Widerstandes mit der Gefahr abnehmen sollte. Dieß sey aber eine Frage des Augenblicks gewesen, welche seit der Amnestie zwischen der alten Majorität und ihm keinen ernstlichen Zwiespalt hätte bereiten können. Hätte es sich nur vom Innern gehandelt, so wäre es nicht sehr wahrscheinlich, daß er es für nöthig gehalten hätte, sich in die Opposition zu werfen. Die auswärtigen Fragen aber hätten seiner Ansicht nach seit drei Jahren eine bedeutend höhere Wichtigkeit erlangt, und die Kammer wisse, daß er diese Fragen unter einem ganz andern Gesichtspunkt als die Regierung aufgefaßt habe. So habe er nach einander die gegen Spanien, Belgien und Italien in der Sache von Ancona beobachtete Politik getadelt. Auch habe er, mehrmals zur Uebernahme der Staatsgewalt aufgefordert, geglaubt, sie so lange ablehnen zu müssen, als er keine Hoffnung gehabt hätte, sie nach seinem Sinne zu lösen. Im Augenblick der letzten Krise sey er wieder berufen worden. Die Angelegenheiten Belgiens und Ancona's seyen damals geendigt gewesen, und die Convention von Bergara habe die Gestalt der spanischen Frage geändert gehabt. Die frühern Hindernisse existirten sonach nicht mehr; es seyen aber neue eingetreten. Er habe diese dem König folgendermaßen darlegen zu müssen geglaubt: „Die Kammer, sagte er, ist in drei Fractionen getheilt, wovon zwei, wenn sie sich vereinigen, die Regierung unmöglich machen können. Diese zwei Fractionen also müssen sich entweder vereinigen, oder die Mittelfraction muß versuchen, allein zu regieren, indem sie die gemäßigten Männer der beiden andern an sich zu ziehen sucht. Die erste Combination bot sich vorzugsweise dar; da aber die Staatsmänner, die Chefs der zwei Lager, die HH. v. Molé und Thiers, kürzlich noch in offenem Streite gewesen, so konnten diese, ohne ihr Ansehen zu compromittiren, sie nicht annehmen. Ueberdieß würde das linke Centrum Hrn. Thiers nicht folgen, wenn er mit Hrn. v. Molé sich vereinigte. Es bleibt daher der Versuch eines Cabinets vom linken Centrum übrig, dem man die am nächsten liegenden Elemente beizugesellen hätte. Ein solcher Versuch darf aber nur im äußersten Fall gemacht werden, wenn bewiesen wäre, daß jede andere Combinationen durchaus unmöglich sey.“ Nach einigen fruchtlosen Versuchen (fuhr Thiers fort), von denen die Kammer Kenntniß habe, sey dieser äußerste Fall eingetreten, und er sey nicht vor ihm zurückgetreten. Er habe sonach ein Zwischencabinet gebildet, das Niemand ausschließe, und das sich als Ziel die Vereinigung aller gemäßigten Meinungen vorsetze. Mißfalle diese Transaction, so möge man das Cabinet stürzen. Es werde mit Ehre fallen, und dann möge regieren, wer da wolle oder könne. Er werde von der Staatsgewalt ohne Bedauern scheiden, und wieder in die Opposition, aus der er hervorgegangen, zurücktreten, dann werde sich zeigen, wer nach ihm werde die Zügel führen können. Hr. Thiers widersprach sodann, daß eine Convention mit der Linken gemacht worden sey. Das Ministerium stehe mit der Linken, wie das linke Centrum mit der Linken. Das Ministerium habe durchaus freie Hand; es würde weder das Cabinet der Linken gegen die 221, noch das Cabinet der 221 gegen die Linke seyn wollen. Hrn. Odilon-Barrot und dessen politische Freunde vertheidigte Hr. Thiers gegen die über sie ergangenen Verleumdungen. Er erklärte sich fortwährend der Ansicht, daß man wohl gethan haben würde, Hrn. Barrot zum Präsidenten zu wählen. Nein, die Linke hege keine anarchischen Ideen; seit drei Jahren habe sie sich gewandt und gemäßigt gezeigt; man müsse dieß anerkennen, und sich demgemäß gegen sie benehmen. Er wiederhole, das Cabinet wolle eine Uebereinkunft zwischen allen Männern, die sich gegenseitig ehren, und die im Grunde mehr durch Vorurtheile, als durch ernstliche Meinungsspaltungen von einander geschieden seyen.
Eine uns gestern zugekommene stenographirte Mittheilung hatte irrig als den erwählten Commissär des achten Bureau's der Deputirtenkammer Hr. Berryer statt Hr. Berger genannt.
Das Journal des Débats gibt als Resultat der Vertheilung der Stimmen in den Bureaux folgende Bemerkungen: „Drei Dinge wurden constatirt: erstens, daß die alte Majorität, deren Zerrüttungen alle Schwierigkeiten und alle Gefahren des Landes seit vier Jahren herbeigeführt, ernstlich neu constituirt und gewachsen ist; zweitens, daß das Cabinet, das man vorzugsweise ein parlamentäres nennt, in der Kammer im Zustande der Minorität ist; drittens, daß es keine Politik darzulegen hat, um die von seinen Mitgliedern in den letzten Jahren gemachte Opposition zu rechtfertigen, und daß es nur vage und untastbare Erläuterungen über seine Tendenzen, seine
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