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Allgemeine Zeitung. Nr. 80. Augsburg, 20. März 1840.

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So hatte sich der König ein Ministerium geschaffen, dessen einzige Tendenz ein unabsehbares Schreckenssystem war, das nur zur Erreichung niedriger Absichten und Befriedigung persönlicher Rache diente - ein Ministerium, das unfähig war, die politische Verbindung mit dem In- und Auslande zu erhalten, und das, durchaus jedes eigentlichen Regierungsactes unfähig, sich in dem engen verderblichen Cirkel der kleinen Intriguen und Persönlichkeiten bewegte.

Guergue hatte schnell seine Veränderungen im Heere vollendet, und Teixeiro seinerseits entfernte alle Civilbeamten, die nicht durchaus seinen Absichten entsprachen. Der Bischof von Leon unternahm die Organisirung des Clerus, der besonders sich dem neuen Ministerium geneigt zeigte und seine Würde soweit vergaß, daß er das Amt der geheimen Polizei übernahm, wozu er selbst das heilige Amt der Beichte gebrauchte. - Das Schreckenswort Verrath war nun der Vorwand, unter dem der Minister und seine Creaturen die eifrigsten Anhänger des Königs proscribirten, womit sie auf die gemeinste Weise die öffentlichen Gelder vergeudeten und ihre Habsucht stillten, ja der Fanatismus dieser Männer (der Jacobiner neuer Art) trieb es so weit, daß es genug war der gebildeten Classe anzugehören und anständig gekleidet zu seyn, um von ihnen als Verräther und Feind des Königs erklärt zu werden.

So stand der König auf einmal isolirt in der Mitte seiner Unterthanen, und es thürmte sich zwischen ihm und seinen wärmsten Vertheidigern eine Scheidewand auf, welche die Ungerechtigkeiten Teixeiros täglich unübersteiglicher machten. Die Schlechtigkeit des letztern ging so weit, daß er, von den Priestern unterstützt, welche des Königs große Frömmigkeit zu ihrem Einflusse mißbrauchten, die geheiligte Person des Fürsten selbst als Billiger seiner Thaten erscheinen ließ.

Des Königs wahre Freunde sahen mit Schmerz und Schrecken, wie sich der Zustand der Dinge verschlimmerte. Europa's Interesse an der Sache schwächte sich, die Masse der Nation fing an zu zweifeln, und die Männer, die mit den Waffen in der Hand das gute Recht vertheidigten, verloren die Hoffnung, das Vertrauen. Von diesem Augenblick an war der König verloren, wenn ihn nicht ein Wunder rettete.

Die in Verbannung geschickten und verfolgten Generale, Officiere und Civilbeamten, bildeten nun einen eigenen Staat im Staate, sie verbanden sich aufs innigste, und ihr Loosungswort war: "Karl V darf nie König von Spanien werden." Mit ihnen verband sich leicht die Masse der Bevölkerung, die, müde der herrschenden Partei, alle Schrecken, die das Ministerium beging, dem Charakter des Königs selbst zuschrieb; diese Meinung wurde auf alle Weise von den Verbannten genährt. Der Verrath war nun moralisch bereits begangen, denn so wie man einmal beschlossen hatte, die Thronbesteigung Karls V zu hindern, verletzte man tödtlich die Sache, die man vertheidigte; wenn man auch an dem Princip festhielt, und es zu retten sich vornahm, so kam man doch stets mit der Person Karls V in Conflict, an die das erste Recht sich knüpfte. Aus dem Phantom, das der König selbst herauf beschwor, war also Wahrheit geworden.

Teixeiro und Guergue fühlten, welchen gefährlichen Feind sie sich in den Exilirten geschaffen hatten, und sannen darauf, sie systematisch zu vertilgen: sie beschlossen deßhalb, die castilianische Division, aus zwölf Bataillonen bestehend, aufzuopfern, weil sie fürchteten, daß diese Truppe, aus deren Mitte der größte Theil der verbannten Generale und Chefs hervorgegangen war, sich ihren Planen widersetzen und eine gefährliche Stütze für die Exilirten werden könnte. Wirklich, man täuschte den König, und er gab seine Einwilligung, daß der Graf Negri im Monat Januar mit den castilianischen Bataillonen zu einer Expedition nach dem Innern beordert wurde. Ein Schrei des Unwillens, der Verzweiflung durchflog das Heer, es gab nicht Einen Soldaten, der nicht klar einsah, daß man die Blüthe der Armee aufopfern wollte. Doch der König hatte befohlen. Negri marschirte, und sechs Wochen nachher hatte die Division aufgehört zu existiren; kein Mann kehrte nach den Provinzen zurück! Die feindliche Regierung hatte 8000 kriegsgeübte tapfere Krieger mehr, die nun aus Rache gegen den König fochten.

Einmal die castilianische Division vernichtet, glaubte der Minister kühner und offener in dem Geiste seines Schreckenssystems handeln zu können. Man forderte von dem König den Tod einer Anzahl der Verbannten, und als der Monarch den ersten Antrag nicht durchaus billigte, nahm man die Zuflucht zu Meuchelmördern. Würdige Männer fielen, unter ihnen der junge General Cabannas; andere entgingen nur durch ein Wunder dem mörderischen Stahl; zu ihnen gehörten Villareal und Eguia. Das Volk der Provinzen schauderte; man sah den König von Meuchelmördern umringt. Der Tag von Bergara war um viele Stunden näher gerückt.

Meuchelmord ging langsam, Verbannung war unsicher, Teixeiro dachte mit Einem Schlage sich seiner Gegner zu entledigen; er benützte geschickt die üble Stimmung der Truppen, um ihren Haß gegen die Verbannten zu lenken, denen man die schlechte Lage der Dinge, den Geldmangel und im Allgemeinen, ohne sich näher zu erklären, den Verrath zuschrieb. Die navarresische Division lehnte sich auf - neue Morde erfolgten. Da ermannte sich der König, und auf den Feldern von Dicastillo sprach er zu den versammelten Truppen die würdigen Worte: "Seht, dort sind die Feinde; wer von euch nicht gehorchen will, oder die Gefahren und Entbehrungen scheut, mag ungehindert zu ihnen übergehen!" Es war ein schöner Moment, der Früchte hätte tragen sollen; doch Karl hörte von dem Minister und seinen Räthen, daß die Verbannten und ihre Anhänger den Aufstand der Truppen herbeigeführt hätten. Sie benutzten dieß, um von dem König das Todesurtheil der ersten Generale und Chefs zu erhalten, da durch die Mäßigung der Truppen und das Einschreiten des Königs der Plan der Camarilla, die Verbannten mit Einem Schlag zu vertilgen, gescheitert war. Es waren neue Opfer gefallen - man hatte abermals einen Schritt mehr zu den Feldern von Bergara gethan.

(Fortsetzung folgt.)

Graf Leon und Prinz Louis.

Der Atlas sagt über das neulich vereitelte Duell zwischen zwei Gliedern der Familie Bonaparte: "Dank sey es unserer Polizei, daß sie einen jener sogenannten Ehrenhändel, die aber Christen zur Unehre gereichen, durch ihre Wachsamkeit verhindert hat. Indessen das Publicum interessirt sich für die Sache wegen der Stellung der Betheiligten in der fashionablen Welt; handelte es sich doch um Se. Hoh. Prinz Louis Napoleon, welchen Obrist Parquin als Secundant und Graf Alfred d'Orsay als amateur und magister cerimoniarum begleitete, und um Graf Leon mit seinem Adjutanten, dem Obristlieutenant Ratcliffe von den Enniskillen-Dragonern! Der Prinz machte bekanntlich einiges Aufsehen in der Welt durch sein Auftreten in Straßburg, und auch der Graf, "der Beobachtete von allen Beobachtern," so wie der Obrist, "une vieille moustache decoree, im Dienste seines Vaterlands mit Wunden bedeckt, sind der Londoner Societät wohl bekannt. Graf Leon, der Ausforderer,

So hatte sich der König ein Ministerium geschaffen, dessen einzige Tendenz ein unabsehbares Schreckenssystem war, das nur zur Erreichung niedriger Absichten und Befriedigung persönlicher Rache diente – ein Ministerium, das unfähig war, die politische Verbindung mit dem In- und Auslande zu erhalten, und das, durchaus jedes eigentlichen Regierungsactes unfähig, sich in dem engen verderblichen Cirkel der kleinen Intriguen und Persönlichkeiten bewegte.

Guergué hatte schnell seine Veränderungen im Heere vollendet, und Teixeiro seinerseits entfernte alle Civilbeamten, die nicht durchaus seinen Absichten entsprachen. Der Bischof von Leon unternahm die Organisirung des Clerus, der besonders sich dem neuen Ministerium geneigt zeigte und seine Würde soweit vergaß, daß er das Amt der geheimen Polizei übernahm, wozu er selbst das heilige Amt der Beichte gebrauchte. – Das Schreckenswort Verrath war nun der Vorwand, unter dem der Minister und seine Creaturen die eifrigsten Anhänger des Königs proscribirten, womit sie auf die gemeinste Weise die öffentlichen Gelder vergeudeten und ihre Habsucht stillten, ja der Fanatismus dieser Männer (der Jacobiner neuer Art) trieb es so weit, daß es genug war der gebildeten Classe anzugehören und anständig gekleidet zu seyn, um von ihnen als Verräther und Feind des Königs erklärt zu werden.

So stand der König auf einmal isolirt in der Mitte seiner Unterthanen, und es thürmte sich zwischen ihm und seinen wärmsten Vertheidigern eine Scheidewand auf, welche die Ungerechtigkeiten Teixeiros täglich unübersteiglicher machten. Die Schlechtigkeit des letztern ging so weit, daß er, von den Priestern unterstützt, welche des Königs große Frömmigkeit zu ihrem Einflusse mißbrauchten, die geheiligte Person des Fürsten selbst als Billiger seiner Thaten erscheinen ließ.

Des Königs wahre Freunde sahen mit Schmerz und Schrecken, wie sich der Zustand der Dinge verschlimmerte. Europa's Interesse an der Sache schwächte sich, die Masse der Nation fing an zu zweifeln, und die Männer, die mit den Waffen in der Hand das gute Recht vertheidigten, verloren die Hoffnung, das Vertrauen. Von diesem Augenblick an war der König verloren, wenn ihn nicht ein Wunder rettete.

Die in Verbannung geschickten und verfolgten Generale, Officiere und Civilbeamten, bildeten nun einen eigenen Staat im Staate, sie verbanden sich aufs innigste, und ihr Loosungswort war: „Karl V darf nie König von Spanien werden.“ Mit ihnen verband sich leicht die Masse der Bevölkerung, die, müde der herrschenden Partei, alle Schrecken, die das Ministerium beging, dem Charakter des Königs selbst zuschrieb; diese Meinung wurde auf alle Weise von den Verbannten genährt. Der Verrath war nun moralisch bereits begangen, denn so wie man einmal beschlossen hatte, die Thronbesteigung Karls V zu hindern, verletzte man tödtlich die Sache, die man vertheidigte; wenn man auch an dem Princip festhielt, und es zu retten sich vornahm, so kam man doch stets mit der Person Karls V in Conflict, an die das erste Recht sich knüpfte. Aus dem Phantom, das der König selbst herauf beschwor, war also Wahrheit geworden.

Teixeiro und Guergué fühlten, welchen gefährlichen Feind sie sich in den Exilirten geschaffen hatten, und sannen darauf, sie systematisch zu vertilgen: sie beschlossen deßhalb, die castilianische Division, aus zwölf Bataillonen bestehend, aufzuopfern, weil sie fürchteten, daß diese Truppe, aus deren Mitte der größte Theil der verbannten Generale und Chefs hervorgegangen war, sich ihren Planen widersetzen und eine gefährliche Stütze für die Exilirten werden könnte. Wirklich, man täuschte den König, und er gab seine Einwilligung, daß der Graf Negri im Monat Januar mit den castilianischen Bataillonen zu einer Expedition nach dem Innern beordert wurde. Ein Schrei des Unwillens, der Verzweiflung durchflog das Heer, es gab nicht Einen Soldaten, der nicht klar einsah, daß man die Blüthe der Armee aufopfern wollte. Doch der König hatte befohlen. Negri marschirte, und sechs Wochen nachher hatte die Division aufgehört zu existiren; kein Mann kehrte nach den Provinzen zurück! Die feindliche Regierung hatte 8000 kriegsgeübte tapfere Krieger mehr, die nun aus Rache gegen den König fochten.

Einmal die castilianische Division vernichtet, glaubte der Minister kühner und offener in dem Geiste seines Schreckenssystems handeln zu können. Man forderte von dem König den Tod einer Anzahl der Verbannten, und als der Monarch den ersten Antrag nicht durchaus billigte, nahm man die Zuflucht zu Meuchelmördern. Würdige Männer fielen, unter ihnen der junge General Cabañas; andere entgingen nur durch ein Wunder dem mörderischen Stahl; zu ihnen gehörten Villareal und Eguia. Das Volk der Provinzen schauderte; man sah den König von Meuchelmördern umringt. Der Tag von Bergara war um viele Stunden näher gerückt.

Meuchelmord ging langsam, Verbannung war unsicher, Teixeiro dachte mit Einem Schlage sich seiner Gegner zu entledigen; er benützte geschickt die üble Stimmung der Truppen, um ihren Haß gegen die Verbannten zu lenken, denen man die schlechte Lage der Dinge, den Geldmangel und im Allgemeinen, ohne sich näher zu erklären, den Verrath zuschrieb. Die navarresische Division lehnte sich auf – neue Morde erfolgten. Da ermannte sich der König, und auf den Feldern von Dicastillo sprach er zu den versammelten Truppen die würdigen Worte: „Seht, dort sind die Feinde; wer von euch nicht gehorchen will, oder die Gefahren und Entbehrungen scheut, mag ungehindert zu ihnen übergehen!“ Es war ein schöner Moment, der Früchte hätte tragen sollen; doch Karl hörte von dem Minister und seinen Räthen, daß die Verbannten und ihre Anhänger den Aufstand der Truppen herbeigeführt hätten. Sie benutzten dieß, um von dem König das Todesurtheil der ersten Generale und Chefs zu erhalten, da durch die Mäßigung der Truppen und das Einschreiten des Königs der Plan der Camarilla, die Verbannten mit Einem Schlag zu vertilgen, gescheitert war. Es waren neue Opfer gefallen – man hatte abermals einen Schritt mehr zu den Feldern von Bergara gethan.

(Fortsetzung folgt.)

Graf Leon und Prinz Louis.

Der Atlas sagt über das neulich vereitelte Duell zwischen zwei Gliedern der Familie Bonaparte: „Dank sey es unserer Polizei, daß sie einen jener sogenannten Ehrenhändel, die aber Christen zur Unehre gereichen, durch ihre Wachsamkeit verhindert hat. Indessen das Publicum interessirt sich für die Sache wegen der Stellung der Betheiligten in der fashionablen Welt; handelte es sich doch um Se. Hoh. Prinz Louis Napoleon, welchen Obrist Parquin als Secundant und Graf Alfred d'Orsay als amateur und magister cerimoniarum begleitete, und um Graf Leon mit seinem Adjutanten, dem Obristlieutenant Ratcliffe von den Enniskillen-Dragonern! Der Prinz machte bekanntlich einiges Aufsehen in der Welt durch sein Auftreten in Straßburg, und auch der Graf, „der Beobachtete von allen Beobachtern,“ so wie der Obrist, „une vieille moustache decorée, im Dienste seines Vaterlands mit Wunden bedeckt, sind der Londoner Societät wohl bekannt. Graf Leon, der Ausforderer,

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[0634/0010] So hatte sich der König ein Ministerium geschaffen, dessen einzige Tendenz ein unabsehbares Schreckenssystem war, das nur zur Erreichung niedriger Absichten und Befriedigung persönlicher Rache diente – ein Ministerium, das unfähig war, die politische Verbindung mit dem In- und Auslande zu erhalten, und das, durchaus jedes eigentlichen Regierungsactes unfähig, sich in dem engen verderblichen Cirkel der kleinen Intriguen und Persönlichkeiten bewegte. Guergué hatte schnell seine Veränderungen im Heere vollendet, und Teixeiro seinerseits entfernte alle Civilbeamten, die nicht durchaus seinen Absichten entsprachen. Der Bischof von Leon unternahm die Organisirung des Clerus, der besonders sich dem neuen Ministerium geneigt zeigte und seine Würde soweit vergaß, daß er das Amt der geheimen Polizei übernahm, wozu er selbst das heilige Amt der Beichte gebrauchte. – Das Schreckenswort Verrath war nun der Vorwand, unter dem der Minister und seine Creaturen die eifrigsten Anhänger des Königs proscribirten, womit sie auf die gemeinste Weise die öffentlichen Gelder vergeudeten und ihre Habsucht stillten, ja der Fanatismus dieser Männer (der Jacobiner neuer Art) trieb es so weit, daß es genug war der gebildeten Classe anzugehören und anständig gekleidet zu seyn, um von ihnen als Verräther und Feind des Königs erklärt zu werden. So stand der König auf einmal isolirt in der Mitte seiner Unterthanen, und es thürmte sich zwischen ihm und seinen wärmsten Vertheidigern eine Scheidewand auf, welche die Ungerechtigkeiten Teixeiros täglich unübersteiglicher machten. Die Schlechtigkeit des letztern ging so weit, daß er, von den Priestern unterstützt, welche des Königs große Frömmigkeit zu ihrem Einflusse mißbrauchten, die geheiligte Person des Fürsten selbst als Billiger seiner Thaten erscheinen ließ. Des Königs wahre Freunde sahen mit Schmerz und Schrecken, wie sich der Zustand der Dinge verschlimmerte. Europa's Interesse an der Sache schwächte sich, die Masse der Nation fing an zu zweifeln, und die Männer, die mit den Waffen in der Hand das gute Recht vertheidigten, verloren die Hoffnung, das Vertrauen. Von diesem Augenblick an war der König verloren, wenn ihn nicht ein Wunder rettete. Die in Verbannung geschickten und verfolgten Generale, Officiere und Civilbeamten, bildeten nun einen eigenen Staat im Staate, sie verbanden sich aufs innigste, und ihr Loosungswort war: „Karl V darf nie König von Spanien werden.“ Mit ihnen verband sich leicht die Masse der Bevölkerung, die, müde der herrschenden Partei, alle Schrecken, die das Ministerium beging, dem Charakter des Königs selbst zuschrieb; diese Meinung wurde auf alle Weise von den Verbannten genährt. Der Verrath war nun moralisch bereits begangen, denn so wie man einmal beschlossen hatte, die Thronbesteigung Karls V zu hindern, verletzte man tödtlich die Sache, die man vertheidigte; wenn man auch an dem Princip festhielt, und es zu retten sich vornahm, so kam man doch stets mit der Person Karls V in Conflict, an die das erste Recht sich knüpfte. Aus dem Phantom, das der König selbst herauf beschwor, war also Wahrheit geworden. Teixeiro und Guergué fühlten, welchen gefährlichen Feind sie sich in den Exilirten geschaffen hatten, und sannen darauf, sie systematisch zu vertilgen: sie beschlossen deßhalb, die castilianische Division, aus zwölf Bataillonen bestehend, aufzuopfern, weil sie fürchteten, daß diese Truppe, aus deren Mitte der größte Theil der verbannten Generale und Chefs hervorgegangen war, sich ihren Planen widersetzen und eine gefährliche Stütze für die Exilirten werden könnte. Wirklich, man täuschte den König, und er gab seine Einwilligung, daß der Graf Negri im Monat Januar mit den castilianischen Bataillonen zu einer Expedition nach dem Innern beordert wurde. Ein Schrei des Unwillens, der Verzweiflung durchflog das Heer, es gab nicht Einen Soldaten, der nicht klar einsah, daß man die Blüthe der Armee aufopfern wollte. Doch der König hatte befohlen. Negri marschirte, und sechs Wochen nachher hatte die Division aufgehört zu existiren; kein Mann kehrte nach den Provinzen zurück! Die feindliche Regierung hatte 8000 kriegsgeübte tapfere Krieger mehr, die nun aus Rache gegen den König fochten. Einmal die castilianische Division vernichtet, glaubte der Minister kühner und offener in dem Geiste seines Schreckenssystems handeln zu können. Man forderte von dem König den Tod einer Anzahl der Verbannten, und als der Monarch den ersten Antrag nicht durchaus billigte, nahm man die Zuflucht zu Meuchelmördern. Würdige Männer fielen, unter ihnen der junge General Cabañas; andere entgingen nur durch ein Wunder dem mörderischen Stahl; zu ihnen gehörten Villareal und Eguia. Das Volk der Provinzen schauderte; man sah den König von Meuchelmördern umringt. Der Tag von Bergara war um viele Stunden näher gerückt. Meuchelmord ging langsam, Verbannung war unsicher, Teixeiro dachte mit Einem Schlage sich seiner Gegner zu entledigen; er benützte geschickt die üble Stimmung der Truppen, um ihren Haß gegen die Verbannten zu lenken, denen man die schlechte Lage der Dinge, den Geldmangel und im Allgemeinen, ohne sich näher zu erklären, den Verrath zuschrieb. Die navarresische Division lehnte sich auf – neue Morde erfolgten. Da ermannte sich der König, und auf den Feldern von Dicastillo sprach er zu den versammelten Truppen die würdigen Worte: „Seht, dort sind die Feinde; wer von euch nicht gehorchen will, oder die Gefahren und Entbehrungen scheut, mag ungehindert zu ihnen übergehen!“ Es war ein schöner Moment, der Früchte hätte tragen sollen; doch Karl hörte von dem Minister und seinen Räthen, daß die Verbannten und ihre Anhänger den Aufstand der Truppen herbeigeführt hätten. Sie benutzten dieß, um von dem König das Todesurtheil der ersten Generale und Chefs zu erhalten, da durch die Mäßigung der Truppen und das Einschreiten des Königs der Plan der Camarilla, die Verbannten mit Einem Schlag zu vertilgen, gescheitert war. Es waren neue Opfer gefallen – man hatte abermals einen Schritt mehr zu den Feldern von Bergara gethan. (Fortsetzung folgt.) Graf Leon und Prinz Louis. _ London, 10 März. Der Atlas sagt über das neulich vereitelte Duell zwischen zwei Gliedern der Familie Bonaparte: „Dank sey es unserer Polizei, daß sie einen jener sogenannten Ehrenhändel, die aber Christen zur Unehre gereichen, durch ihre Wachsamkeit verhindert hat. Indessen das Publicum interessirt sich für die Sache wegen der Stellung der Betheiligten in der fashionablen Welt; handelte es sich doch um Se. Hoh. Prinz Louis Napoleon, welchen Obrist Parquin als Secundant und Graf Alfred d'Orsay als amateur und magister cerimoniarum begleitete, und um Graf Leon mit seinem Adjutanten, dem Obristlieutenant Ratcliffe von den Enniskillen-Dragonern! Der Prinz machte bekanntlich einiges Aufsehen in der Welt durch sein Auftreten in Straßburg, und auch der Graf, „der Beobachtete von allen Beobachtern,“ so wie der Obrist, „une vieille moustache decorée, im Dienste seines Vaterlands mit Wunden bedeckt, sind der Londoner Societät wohl bekannt. Graf Leon, der Ausforderer,

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 80. Augsburg, 20. März 1840, S. 0634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_080_18400320/10>, abgerufen am 27.11.2024.