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Allgemeine Zeitung. Nr. 74. Augsburg, 14. März 1840.

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Angelegenheiten beschleunigt, zu deren Beendigung ihm die englische Regierung, wie es scheint, freie Hand läßt. In Calcutta sollen Schiffe zum Belauf von 14,000 Tonnen befrachtet werden, um sieben Regimenter ostindischer Truppen und tausend Tonnen Steinkohlen nach der Insel Sapata in den chinesischen Gewässern zu bringen. Aus England erwartete man sieben Kriegsschiffe. Es ist nicht anzunehmen, daß Lord Auckland bei dieser Gelegenheit weniger Energie als bei dem letzten Feldzug gegen Dost Mohammed zeigen werde, und so kann man darauf rechnen, daß in sehr kurzer Zeit die chinesischen Häfen sich im Blokadezustand befinden werden.

Die erste Abtheilung der Armee des Indus erreichte Firozpur am 1 Januar. Am 6 schiffte sich Sir John Keane auf dem Sutledsch nach Bombay ein; mit sich führte er den Sohn Dost Mohammeds, Hyder Khan, als Staatsgefangenen, den man wohl nicht herausgeben wird, bis in Afghanistan Alles ruhig ist. Auf Einladung des Maharadscha Kurruk Singh begab sich Sir John Keane mit einem Regiment Lanciers und der reitenden Artillerie-Batterie des Capitäns Grant nach Lahore, da er indessen daselbst krank ankam, konnte er den Maharadscha nicht besuchen. Letzterer schickte ihm seinen Sohn Now Rihil Singh, um den Eroberer des Afghanistan in seinem eigenen Zelte zu begrüßen. Die englischen Officiere wohnten auf Elephanten einer Parade von 30,000 Mann Sikh'scher Truppen bei. Dieselben waren in einer Linie aufgestellt, und führten 130 Kanonen mit sich. Was man über die Mißhelligkeiten zwischen Kurruk Singh und seinem Sohne Now Nihil Singh erzählt hatte, scheint zum wenigsten übertrieben; letzterer soll jedoch sein Spiel zu verstecken wissen. - Am 1 Jan. befand sich das Bombay'sche Armeecorps zu Sukkur, um von da seinen Rückmarsch nach Bombay fortzusetzen. Schah Sudschah war in Dschellalabad. Hr. Mac Naghten war mit der Brigade Sales nach Peschawer aufgebrochen, theils um von da Geld nach Dschellalabad zu bringen, theils um sich mit den Häuptlingen im Kyber-Passe über die Offenhaltung dieses Passes zu verständigen, was denn auch durch Geld zu Stande gebracht worden ist. In der Festung Ali Musdschid, im Kyber Passe gelegen, hatte man am 14 Dec. Briefe aus London vom 14 Oct. (also in zwei Monaten) erhalten. - Im Lager Sir John Keane's wurde das Schwert Hyder Khans, welches man in Ghismi erbeutet hatte, öffentlich versteigert. Sir John erstand es für 2200 Thaler. - Da Maun Singh von Dschudpore sich noch immer widerspänstig zeigt, und heute Bedingungen zusagt, die er morgen widerruft, so hat sich Obrist Sutherland zum Generalgouverneur nach Gwalior begeben, um sich mit demselben über die gegen Maun Singh zu ergreifenden Maaßregeln zu verständigen.

Obrist Stoddart befand sich noch immer als Gefangener in Bochara. Dost Mohammed hatte am 22 Dec. mit einem Gefolge von 500 Mann Chulum verlassen, um sich nach Bochara zu begeben. - Im Allgemeinen tadelt man sehr den Marsch der Russen auf Chiwa und Bochara in dieser Jahreszeit.

Man spricht vom Marsche einer persischen Armee nach Herat. Der erste Minister des Schahs Kamran soll mit den Persern einverstanden seyn, was jedoch noch der Bestätigung bedürfen möchte. - In Calcutta fand am 6 Jan. der erste Opiumverkauf statt; 6000 Kisten wurden abgesetzt. Die Preise gingen nach und nach von 485 Thalern auf 410 herunter. - Da es oft der Fall war, daß Wittwen veranlaßt wurden, das Gebiet der Compagnie zu verlassen, um sich in Sattarah verbrennen zu lassen, so ist dem neuen Radschah von Sattarah, als ihn Sir James Carnac zum Fürsten erhob, auferlegt worden, die Ceremonie der Suttis gänzlich abzuschaffen.

China.

Die mit dem neuesten ostindischen Paketboot eingetroffenen directen Nachrichten aus Tonku (China) sind vom 8 Dec., und lauten: "Da die Chinesen auf die bei Hong Kong gelegenen Schiffe feuerten, haben Capitän Smith und Elliot für gut gefunden, den hiesigen Ankerplatz vorzuziehen. Das englische Schiff Thomas Cutts hatte in Canton ausgeladen und nahm ruhig seine Rückladung ein. Unterdessen hat Cap. Smith bekannt gemacht, daß er mit Gewalt das Hinaufsegeln der englischen Schiffe nach Canton verhindern werde. Im Gefechte von Dschumpi sind gegen 500 Chinesen theils verwundet, theils getödtet worden, unter erstern befand sich der Admiral. Die Dschonken führten 8 bis 16 Kanonen und 100 bis 200 Mann. Der Commissär Lin ist um zwei Grade Ehrenstellen heruntergesetzt worden, da er dem Opiumhandel nicht gänzlich hat ein Ende machen können. Man kannte in Peking das Gefecht bei Dschumpi noch nicht. Zu Tongku und längs der Küste wurde Opium frei zu 750 bis 800 Pf. verkauft. Es scheint, daß die Regierung ihr früheres Vorhaben, dem Opiumhandel durch strenges Verfahren gegen ihre eigenen Unterthanen ein Ziel zu stecken, aufgegeben hat. - Das Wichtigste, was ich Ihnen mitzutheilen habe, ist ein Decret des Commissärs Lin, nach welchem er den Handel mit den Engländern auf ewige Zeiten für abgebrochen erklärt, wenn bis zum 6 Dec. die englischen Schiffe nicht in den Hafen von Canton eingelaufen wären; er fügt bei, daß man gegen diejenigen Nationen, welche englische Schiffe kaufen oder englische Waaren von Hong Kong nach Canton bringen würden, ein Gleiches thun werde; die von den Amerikanern gekauften englischen Schiffe - 5 unter amerikanischer und 3 unter dänischer Flagge - dürfen nicht nach Canton hinaufsegeln. - Am 6 Dec. segelten die beiden Fregatten Bolage und Hyacinthe mit dem Kutter Louisa und der Psyche nach Bocca Tigris, um vom Commissär Lin nähere Auslegung des obigen Decrets zu verlangen. So wäre denn heute der Handel gänzlich aufgehoben, und Baumwolle so wie alle andern englischen Waaren aufs strengste verboten. Dieses Decret soll seine volle Wirkung auch in Makao erhalten; drei Mandarinen waren daselbst bereits angekommen; alle diejenigen, die in Canton unter englischem Schutz standen, als Parsis und andere Hindus, verlassen diese Stadt eiligst.

Angelegenheiten beschleunigt, zu deren Beendigung ihm die englische Regierung, wie es scheint, freie Hand läßt. In Calcutta sollen Schiffe zum Belauf von 14,000 Tonnen befrachtet werden, um sieben Regimenter ostindischer Truppen und tausend Tonnen Steinkohlen nach der Insel Sapata in den chinesischen Gewässern zu bringen. Aus England erwartete man sieben Kriegsschiffe. Es ist nicht anzunehmen, daß Lord Auckland bei dieser Gelegenheit weniger Energie als bei dem letzten Feldzug gegen Dost Mohammed zeigen werde, und so kann man darauf rechnen, daß in sehr kurzer Zeit die chinesischen Häfen sich im Blokadezustand befinden werden.

Die erste Abtheilung der Armee des Indus erreichte Firozpur am 1 Januar. Am 6 schiffte sich Sir John Keane auf dem Sutledsch nach Bombay ein; mit sich führte er den Sohn Dost Mohammeds, Hyder Khan, als Staatsgefangenen, den man wohl nicht herausgeben wird, bis in Afghanistan Alles ruhig ist. Auf Einladung des Maharadscha Kurruk Singh begab sich Sir John Keane mit einem Regiment Lanciers und der reitenden Artillerie-Batterie des Capitäns Grant nach Lahore, da er indessen daselbst krank ankam, konnte er den Maharadscha nicht besuchen. Letzterer schickte ihm seinen Sohn Now Rihil Singh, um den Eroberer des Afghanistan in seinem eigenen Zelte zu begrüßen. Die englischen Officiere wohnten auf Elephanten einer Parade von 30,000 Mann Sikh'scher Truppen bei. Dieselben waren in einer Linie aufgestellt, und führten 130 Kanonen mit sich. Was man über die Mißhelligkeiten zwischen Kurruk Singh und seinem Sohne Now Nihil Singh erzählt hatte, scheint zum wenigsten übertrieben; letzterer soll jedoch sein Spiel zu verstecken wissen. – Am 1 Jan. befand sich das Bombay'sche Armeecorps zu Sukkur, um von da seinen Rückmarsch nach Bombay fortzusetzen. Schah Sudschah war in Dschellalabad. Hr. Mac Naghten war mit der Brigade Sales nach Peschawer aufgebrochen, theils um von da Geld nach Dschellalabad zu bringen, theils um sich mit den Häuptlingen im Kyber-Passe über die Offenhaltung dieses Passes zu verständigen, was denn auch durch Geld zu Stande gebracht worden ist. In der Festung Ali Musdschid, im Kyber Passe gelegen, hatte man am 14 Dec. Briefe aus London vom 14 Oct. (also in zwei Monaten) erhalten. – Im Lager Sir John Keane's wurde das Schwert Hyder Khans, welches man in Ghismi erbeutet hatte, öffentlich versteigert. Sir John erstand es für 2200 Thaler. – Da Maun Singh von Dschudpore sich noch immer widerspänstig zeigt, und heute Bedingungen zusagt, die er morgen widerruft, so hat sich Obrist Sutherland zum Generalgouverneur nach Gwalior begeben, um sich mit demselben über die gegen Maun Singh zu ergreifenden Maaßregeln zu verständigen.

Obrist Stoddart befand sich noch immer als Gefangener in Bochara. Dost Mohammed hatte am 22 Dec. mit einem Gefolge von 500 Mann Chulum verlassen, um sich nach Bochara zu begeben. – Im Allgemeinen tadelt man sehr den Marsch der Russen auf Chiwa und Bochara in dieser Jahreszeit.

Man spricht vom Marsche einer persischen Armee nach Herat. Der erste Minister des Schahs Kamran soll mit den Persern einverstanden seyn, was jedoch noch der Bestätigung bedürfen möchte. – In Calcutta fand am 6 Jan. der erste Opiumverkauf statt; 6000 Kisten wurden abgesetzt. Die Preise gingen nach und nach von 485 Thalern auf 410 herunter. – Da es oft der Fall war, daß Wittwen veranlaßt wurden, das Gebiet der Compagnie zu verlassen, um sich in Sattarah verbrennen zu lassen, so ist dem neuen Radschah von Sattarah, als ihn Sir James Carnac zum Fürsten erhob, auferlegt worden, die Ceremonie der Suttis gänzlich abzuschaffen.

China.

Die mit dem neuesten ostindischen Paketboot eingetroffenen directen Nachrichten aus Tonku (China) sind vom 8 Dec., und lauten: „Da die Chinesen auf die bei Hong Kong gelegenen Schiffe feuerten, haben Capitän Smith und Elliot für gut gefunden, den hiesigen Ankerplatz vorzuziehen. Das englische Schiff Thomas Cutts hatte in Canton ausgeladen und nahm ruhig seine Rückladung ein. Unterdessen hat Cap. Smith bekannt gemacht, daß er mit Gewalt das Hinaufsegeln der englischen Schiffe nach Canton verhindern werde. Im Gefechte von Dschumpi sind gegen 500 Chinesen theils verwundet, theils getödtet worden, unter erstern befand sich der Admiral. Die Dschonken führten 8 bis 16 Kanonen und 100 bis 200 Mann. Der Commissär Lin ist um zwei Grade Ehrenstellen heruntergesetzt worden, da er dem Opiumhandel nicht gänzlich hat ein Ende machen können. Man kannte in Peking das Gefecht bei Dschumpi noch nicht. Zu Tongku und längs der Küste wurde Opium frei zu 750 bis 800 Pf. verkauft. Es scheint, daß die Regierung ihr früheres Vorhaben, dem Opiumhandel durch strenges Verfahren gegen ihre eigenen Unterthanen ein Ziel zu stecken, aufgegeben hat. – Das Wichtigste, was ich Ihnen mitzutheilen habe, ist ein Decret des Commissärs Lin, nach welchem er den Handel mit den Engländern auf ewige Zeiten für abgebrochen erklärt, wenn bis zum 6 Dec. die englischen Schiffe nicht in den Hafen von Canton eingelaufen wären; er fügt bei, daß man gegen diejenigen Nationen, welche englische Schiffe kaufen oder englische Waaren von Hong Kong nach Canton bringen würden, ein Gleiches thun werde; die von den Amerikanern gekauften englischen Schiffe – 5 unter amerikanischer und 3 unter dänischer Flagge – dürfen nicht nach Canton hinaufsegeln. – Am 6 Dec. segelten die beiden Fregatten Bolage und Hyacinthe mit dem Kutter Louisa und der Psyche nach Bocca Tigris, um vom Commissär Lin nähere Auslegung des obigen Decrets zu verlangen. So wäre denn heute der Handel gänzlich aufgehoben, und Baumwolle so wie alle andern englischen Waaren aufs strengste verboten. Dieses Decret soll seine volle Wirkung auch in Makao erhalten; drei Mandarinen waren daselbst bereits angekommen; alle diejenigen, die in Canton unter englischem Schutz standen, als Parsis und andere Hindus, verlassen diese Stadt eiligst.

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[0592/0008] Angelegenheiten beschleunigt, zu deren Beendigung ihm die englische Regierung, wie es scheint, freie Hand läßt. In Calcutta sollen Schiffe zum Belauf von 14,000 Tonnen befrachtet werden, um sieben Regimenter ostindischer Truppen und tausend Tonnen Steinkohlen nach der Insel Sapata in den chinesischen Gewässern zu bringen. Aus England erwartete man sieben Kriegsschiffe. Es ist nicht anzunehmen, daß Lord Auckland bei dieser Gelegenheit weniger Energie als bei dem letzten Feldzug gegen Dost Mohammed zeigen werde, und so kann man darauf rechnen, daß in sehr kurzer Zeit die chinesischen Häfen sich im Blokadezustand befinden werden. Die erste Abtheilung der Armee des Indus erreichte Firozpur am 1 Januar. Am 6 schiffte sich Sir John Keane auf dem Sutledsch nach Bombay ein; mit sich führte er den Sohn Dost Mohammeds, Hyder Khan, als Staatsgefangenen, den man wohl nicht herausgeben wird, bis in Afghanistan Alles ruhig ist. Auf Einladung des Maharadscha Kurruk Singh begab sich Sir John Keane mit einem Regiment Lanciers und der reitenden Artillerie-Batterie des Capitäns Grant nach Lahore, da er indessen daselbst krank ankam, konnte er den Maharadscha nicht besuchen. Letzterer schickte ihm seinen Sohn Now Rihil Singh, um den Eroberer des Afghanistan in seinem eigenen Zelte zu begrüßen. Die englischen Officiere wohnten auf Elephanten einer Parade von 30,000 Mann Sikh'scher Truppen bei. Dieselben waren in einer Linie aufgestellt, und führten 130 Kanonen mit sich. Was man über die Mißhelligkeiten zwischen Kurruk Singh und seinem Sohne Now Nihil Singh erzählt hatte, scheint zum wenigsten übertrieben; letzterer soll jedoch sein Spiel zu verstecken wissen. – Am 1 Jan. befand sich das Bombay'sche Armeecorps zu Sukkur, um von da seinen Rückmarsch nach Bombay fortzusetzen. Schah Sudschah war in Dschellalabad. Hr. Mac Naghten war mit der Brigade Sales nach Peschawer aufgebrochen, theils um von da Geld nach Dschellalabad zu bringen, theils um sich mit den Häuptlingen im Kyber-Passe über die Offenhaltung dieses Passes zu verständigen, was denn auch durch Geld zu Stande gebracht worden ist. In der Festung Ali Musdschid, im Kyber Passe gelegen, hatte man am 14 Dec. Briefe aus London vom 14 Oct. (also in zwei Monaten) erhalten. – Im Lager Sir John Keane's wurde das Schwert Hyder Khans, welches man in Ghismi erbeutet hatte, öffentlich versteigert. Sir John erstand es für 2200 Thaler. – Da Maun Singh von Dschudpore sich noch immer widerspänstig zeigt, und heute Bedingungen zusagt, die er morgen widerruft, so hat sich Obrist Sutherland zum Generalgouverneur nach Gwalior begeben, um sich mit demselben über die gegen Maun Singh zu ergreifenden Maaßregeln zu verständigen. Obrist Stoddart befand sich noch immer als Gefangener in Bochara. Dost Mohammed hatte am 22 Dec. mit einem Gefolge von 500 Mann Chulum verlassen, um sich nach Bochara zu begeben. – Im Allgemeinen tadelt man sehr den Marsch der Russen auf Chiwa und Bochara in dieser Jahreszeit. Man spricht vom Marsche einer persischen Armee nach Herat. Der erste Minister des Schahs Kamran soll mit den Persern einverstanden seyn, was jedoch noch der Bestätigung bedürfen möchte. – In Calcutta fand am 6 Jan. der erste Opiumverkauf statt; 6000 Kisten wurden abgesetzt. Die Preise gingen nach und nach von 485 Thalern auf 410 herunter. – Da es oft der Fall war, daß Wittwen veranlaßt wurden, das Gebiet der Compagnie zu verlassen, um sich in Sattarah verbrennen zu lassen, so ist dem neuen Radschah von Sattarah, als ihn Sir James Carnac zum Fürsten erhob, auferlegt worden, die Ceremonie der Suttis gänzlich abzuschaffen. China. _ Alexandria, 22 Febr. Die mit dem neuesten ostindischen Paketboot eingetroffenen directen Nachrichten aus Tonku (China) sind vom 8 Dec., und lauten: „Da die Chinesen auf die bei Hong Kong gelegenen Schiffe feuerten, haben Capitän Smith und Elliot für gut gefunden, den hiesigen Ankerplatz vorzuziehen. Das englische Schiff Thomas Cutts hatte in Canton ausgeladen und nahm ruhig seine Rückladung ein. Unterdessen hat Cap. Smith bekannt gemacht, daß er mit Gewalt das Hinaufsegeln der englischen Schiffe nach Canton verhindern werde. Im Gefechte von Dschumpi sind gegen 500 Chinesen theils verwundet, theils getödtet worden, unter erstern befand sich der Admiral. Die Dschonken führten 8 bis 16 Kanonen und 100 bis 200 Mann. Der Commissär Lin ist um zwei Grade Ehrenstellen heruntergesetzt worden, da er dem Opiumhandel nicht gänzlich hat ein Ende machen können. Man kannte in Peking das Gefecht bei Dschumpi noch nicht. Zu Tongku und längs der Küste wurde Opium frei zu 750 bis 800 Pf. verkauft. Es scheint, daß die Regierung ihr früheres Vorhaben, dem Opiumhandel durch strenges Verfahren gegen ihre eigenen Unterthanen ein Ziel zu stecken, aufgegeben hat. – Das Wichtigste, was ich Ihnen mitzutheilen habe, ist ein Decret des Commissärs Lin, nach welchem er den Handel mit den Engländern auf ewige Zeiten für abgebrochen erklärt, wenn bis zum 6 Dec. die englischen Schiffe nicht in den Hafen von Canton eingelaufen wären; er fügt bei, daß man gegen diejenigen Nationen, welche englische Schiffe kaufen oder englische Waaren von Hong Kong nach Canton bringen würden, ein Gleiches thun werde; die von den Amerikanern gekauften englischen Schiffe – 5 unter amerikanischer und 3 unter dänischer Flagge – dürfen nicht nach Canton hinaufsegeln. – Am 6 Dec. segelten die beiden Fregatten Bolage und Hyacinthe mit dem Kutter Louisa und der Psyche nach Bocca Tigris, um vom Commissär Lin nähere Auslegung des obigen Decrets zu verlangen. So wäre denn heute der Handel gänzlich aufgehoben, und Baumwolle so wie alle andern englischen Waaren aufs strengste verboten. Dieses Decret soll seine volle Wirkung auch in Makao erhalten; drei Mandarinen waren daselbst bereits angekommen; alle diejenigen, die in Canton unter englischem Schutz standen, als Parsis und andere Hindus, verlassen diese Stadt eiligst.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 74. Augsburg, 14. März 1840, S. 0592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_074_18400314/8>, abgerufen am 29.03.2024.