Allgemeine Zeitung. Nr. 70. Augsburg, 10. März 1840.Numerirung von so vielen Zetteln, als junge Leute in dem betreffenden Orte aufgezeichnet wurden. Diese müssen in Gegenwart der Jurisdictions-Abgeordneten und Ortsvorsteher aus einem Topfe nach Nr. 1 und den darauf folgenden Nummern loosen, bis die zu stellende Recrutenzahl herausgebracht ist. Von einer Eintheilung der zu Losenden nach Alterclassen geschieht übrigens in dieser Instruction keine Erwähnung. Militärpflichtig ist jeder Steuerpflichtige und davon allgemein ausgenommen: das Haupt der Familie, der einzige Sohn oder Schwiegersohn; ferner Studierende und Künstler unter gewissen Bedingnissen, dann die wirklichen auf jahrelang gedungenen Diener des Adels und endlich diejenigen, welche das 18te Lebensjahr noch nicht erreicht oder das 32ste bereits überschritten haben. Der Militärdienst währt acht Jahre; wer sich demselben entzieht, nachdem er ein Loos gezogen hat, wird, nach seiner Einbringung, nicht auf acht, sondern auf zehn Jahre assentirt. Türkei. Konstantinopel, 19 Februar. Endlich ist von London die Nachricht eingegangen, daß die Verhandlungen, die daselbst zwischen Hr. v. Brunnow und Lord Palmerston hinsichtlich der orientalischen Frage gepflogen werden, so weit vorgeschritten seyen, daß man in Bälde ein günstiges Resultat hoffen dürfe. Lord Ponsonby begab sich sogleich zur Pforte und hatte mit Reschid Pascha eine lange Conferenz, in deren Folge Nuri Effendi zum Repräsentanten der hohen Pforte bei den Londoner Conferenzen ernannt wurde. Nuri Effendi trifft bereits Anstalten zur Abreise. Man glaubt, daß gleich nach seiner Ankunft in England die Beschlüsse der Mächte von ihren Bevollmächtigten unterzeichnet und dann ratificirt werden dürften. Sie können sich denken, daß diese Nachricht, die gerade einging, als man hier bereits allen Muth zu verlieren begann, geeignet ist neues Leben hervorzurufen. Doch wollen viele durch Privatbriefe etwas abweichende Berichte erhalten haben. Nach diesen wären die Conferenzen eigentlich ins Stocken gerathen; Frankreich sey es gelungen, in dem Augenblicke, wo die von den Repräsentanten der drei andern Mächte mit dem englischen Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten festgesetzten Bestimmungen zur Ratification der vier Mächte vorgelegt werden sollten, Alles rückgängig zu machen, und Lord Palmerston sey in seinem gerechten Verdruß auf die Idee gekommen, einen türkischen Repräsentanten zu den Conferenzen beizuziehen, damit die Pforte von allen Vorgängen genau unterrichtet und so in den Stand gesetzt werde, über ihre wahren Freunde und Gegner ein richtiges Urtheil fällen zu können. Wahrscheinlich wird es Ihnen leichter seyn als uns den wahren Stand der Sache zu erkennen. Hier herrscht gegenwärtig in dieser Rücksicht Zweifel und eine durch die Nachrichten, die der Acheron nach Alexandrien gebracht haben soll, sehr gesteigerte Ungewißheit. Numerirung von so vielen Zetteln, als junge Leute in dem betreffenden Orte aufgezeichnet wurden. Diese müssen in Gegenwart der Jurisdictions-Abgeordneten und Ortsvorsteher aus einem Topfe nach Nr. 1 und den darauf folgenden Nummern loosen, bis die zu stellende Recrutenzahl herausgebracht ist. Von einer Eintheilung der zu Losenden nach Alterclassen geschieht übrigens in dieser Instruction keine Erwähnung. Militärpflichtig ist jeder Steuerpflichtige und davon allgemein ausgenommen: das Haupt der Familie, der einzige Sohn oder Schwiegersohn; ferner Studierende und Künstler unter gewissen Bedingnissen, dann die wirklichen auf jahrelang gedungenen Diener des Adels und endlich diejenigen, welche das 18te Lebensjahr noch nicht erreicht oder das 32ste bereits überschritten haben. Der Militärdienst währt acht Jahre; wer sich demselben entzieht, nachdem er ein Loos gezogen hat, wird, nach seiner Einbringung, nicht auf acht, sondern auf zehn Jahre assentirt. Türkei. Konstantinopel, 19 Februar. Endlich ist von London die Nachricht eingegangen, daß die Verhandlungen, die daselbst zwischen Hr. v. Brunnow und Lord Palmerston hinsichtlich der orientalischen Frage gepflogen werden, so weit vorgeschritten seyen, daß man in Bälde ein günstiges Resultat hoffen dürfe. Lord Ponsonby begab sich sogleich zur Pforte und hatte mit Reschid Pascha eine lange Conferenz, in deren Folge Nuri Effendi zum Repräsentanten der hohen Pforte bei den Londoner Conferenzen ernannt wurde. Nuri Effendi trifft bereits Anstalten zur Abreise. Man glaubt, daß gleich nach seiner Ankunft in England die Beschlüsse der Mächte von ihren Bevollmächtigten unterzeichnet und dann ratificirt werden dürften. Sie können sich denken, daß diese Nachricht, die gerade einging, als man hier bereits allen Muth zu verlieren begann, geeignet ist neues Leben hervorzurufen. Doch wollen viele durch Privatbriefe etwas abweichende Berichte erhalten haben. Nach diesen wären die Conferenzen eigentlich ins Stocken gerathen; Frankreich sey es gelungen, in dem Augenblicke, wo die von den Repräsentanten der drei andern Mächte mit dem englischen Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten festgesetzten Bestimmungen zur Ratification der vier Mächte vorgelegt werden sollten, Alles rückgängig zu machen, und Lord Palmerston sey in seinem gerechten Verdruß auf die Idee gekommen, einen türkischen Repräsentanten zu den Conferenzen beizuziehen, damit die Pforte von allen Vorgängen genau unterrichtet und so in den Stand gesetzt werde, über ihre wahren Freunde und Gegner ein richtiges Urtheil fällen zu können. Wahrscheinlich wird es Ihnen leichter seyn als uns den wahren Stand der Sache zu erkennen. 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Militärpflichtig ist jeder Steuerpflichtige und davon allgemein ausgenommen: das Haupt der Familie, der einzige Sohn oder Schwiegersohn; ferner Studierende und Künstler unter gewissen Bedingnissen, dann die wirklichen auf jahrelang gedungenen Diener des Adels und endlich diejenigen, welche das 18te Lebensjahr noch nicht erreicht oder das 32ste bereits überschritten haben. Der Militärdienst währt acht Jahre; wer sich demselben entzieht, nachdem er ein Loos gezogen hat, wird, nach seiner Einbringung, nicht auf acht, sondern auf zehn Jahre assentirt.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Konstantinopel,</hi> 19 Februar.</dateline> <p> Endlich ist von London die Nachricht eingegangen, daß die Verhandlungen, die daselbst zwischen Hr. v. 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Türkei.
_ Konstantinopel, 19 Februar. Endlich ist von London die Nachricht eingegangen, daß die Verhandlungen, die daselbst zwischen Hr. v. Brunnow und Lord Palmerston hinsichtlich der orientalischen Frage gepflogen werden, so weit vorgeschritten seyen, daß man in Bälde ein günstiges Resultat hoffen dürfe. Lord Ponsonby begab sich sogleich zur Pforte und hatte mit Reschid Pascha eine lange Conferenz, in deren Folge Nuri Effendi zum Repräsentanten der hohen Pforte bei den Londoner Conferenzen ernannt wurde. Nuri Effendi trifft bereits Anstalten zur Abreise. Man glaubt, daß gleich nach seiner Ankunft in England die Beschlüsse der Mächte von ihren Bevollmächtigten unterzeichnet und dann ratificirt werden dürften. Sie können sich denken, daß diese Nachricht, die gerade einging, als man hier bereits allen Muth zu verlieren begann, geeignet ist neues Leben hervorzurufen. Doch wollen viele durch Privatbriefe etwas abweichende Berichte erhalten haben. Nach diesen wären die Conferenzen eigentlich ins Stocken gerathen; Frankreich sey es gelungen, in dem Augenblicke, wo die von den Repräsentanten der drei andern Mächte mit dem englischen Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten festgesetzten Bestimmungen zur Ratification der vier Mächte vorgelegt werden sollten, Alles rückgängig zu machen, und Lord Palmerston sey in seinem gerechten Verdruß auf die Idee gekommen, einen türkischen Repräsentanten zu den Conferenzen beizuziehen, damit die Pforte von allen Vorgängen genau unterrichtet und so in den Stand gesetzt werde, über ihre wahren Freunde und Gegner ein richtiges Urtheil fällen zu können. Wahrscheinlich wird es Ihnen leichter seyn als uns den wahren Stand der Sache zu erkennen. Hier herrscht gegenwärtig in dieser Rücksicht Zweifel und eine durch die Nachrichten, die der Acheron nach Alexandrien gebracht haben soll, sehr gesteigerte Ungewißheit.
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