Allgemeine Zeitung. Nr. 64. Augsburg, 4. März 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MittwochNr. 64. 4 März 1840Vereinigte Staaten von Nordamerika Zur Ergänzung der in Nr. 62 der Allgem. Zeitung enthaltenen Notizen Folgendes: "Das Repräsentantenhaus in Washington hat mit 114 gegen 108 Stimmen wieder wie früher beschlossen, daß in Betreff der Abolitionsfrage (Abschaffung der Sklaverei) weder Memoriale noch Petitionen vom Hause berücksichtigt oder auch nur angenommen werden sollen! Mit dieser Resolution glaubt man die kitzliche Frage wieder für ein ganzes Jahr beseitigt. Die amtliche Regierungszeitung, der Washington Globe, enthält die ganze englischer- und amerikanischerseits gewechselte Correspondenz über die Frage wegen der nordöstlichen Gränze. Diese Documente stellen die Streitsache in ein ganz neues Licht, indem daraus zu erhellen scheint, daß nicht der Staat Maine, sondern die Colonie Neu-Braunschweig den ersten Grund zur Beschwerde zu haben glaubte. Die Correspondenz umfaßt folgende Stücke: 1) ein Schreiben des brittischen Gesandten, Hrn. Fox, an den amerikanischen Minister des Auswärtigen, Hrn. Forsyth, worin jener klagt, eine Verletzung der im vorigen Winter abgeschlossenen Uebereinkunft sey dadurch erfolgt, daß der Staat Maine Straßen an den Aroostook öffnete und einen Theil des streitigen Gebiets durch Miliz besetzen ließ; 2) ein Antwortschreiben Hrn. Forsyths, daß die Eröffnung der Straßen keine neue Maaßregel, sondern nur die Ausführung eines schon vor 14 Jahren gefaßten Planes sey, daß die Milizabtheilung nur abgeschickt worden, um Eindringlinge zurückzutreiben, wodurch der Vertrag nicht verletzt worden, während brittischerseits denselben durch Anlegung einer Caserne am St. Johns, und durch feste Aufstellung von Truppen auf einem Theil des streitigen Gebiets zuwider gehandelt worden; 3) ein Schreiben von Hrn. Fox, worin er diesen Schritt als eine bloße Vorsichtsmaaßregel darstellt, weil das Gerücht gegangen, die Legislatur von Maine wolle den Vertrag annulliren, das durch die leidenschaftliche Sprache des Gouverneurs von Maine einige Glaubwürdigkeit erhalten; 4) ein Brief von Hrn. Forsyth, worin dieser dem brittischen Botschafter versichert, man dürfe dem Staate Maine keine solche Absicht imputiren, die militärischen Anordnungen von Seite Neu-Braunschweigs seyen unprovocirt erfolgt, und wenn sie nicht zurückgenommen würden, so müsse die Vereinigte-Staaten-Regierung darin einen Mangel an Freundschaft und Vertrauen von Seite Englands erkennen. Dieß war der erste (schon neulich erwähnte) Theil der Correspondenz. Seitdem fanden neue Mittheilungen statt. Hr. Fox schrieb dem amerikanischen Minister, neuern Nachrichten aus Neu-Braunschweig zufolge seyen die brittischen Truppenbewegungen mißverstanden oder falsch dargestellt worden, die erwähnten Barracken seyen nicht an beiden Ufern des St. Johns angelegt worden, wie man jenseits behauptet habe. Deßgleichen habe neuerlich keine Truppenzusammenziehung an den Grand Falls stattgefunden, und nur eine brittische Compagnie stehe am Terniscouta-See. Indeß, fügt Hr. Fox bei, würden Angesichts der unfreundlichen Stimmung, die sich in der Legislatur und bei der Bevölkerung von Maine kund gebe, die Behörden von Neu-Braunschweig und Canada je nach Erforderniß der Umstände ihre Vorkehrungsmaaßregeln fassen. Eine baldige gütliche Beilegung der Gränzfrage findet Hr. Fox unschwer, wenn sie nämlich den beiderseitigen Regierungen überlassen bleibe; werde hingegen die störende Einmischung der Bevölkerung des Staates Maine gestattet, so würden sich die Schwierigkeiten allerdings häufen, und dann werde Großbrittannien je nach den Umständen und seinem besten Ermessen handeln. New-Yorker Blätter gaben unlängst folgende Schilderung einer "Scene" im Repräsentantenhaus zu Washington. Der Sprecher hatte das Haus zur Ordnung gerufen, auf den Antrag Hrn. Turney's von Tennessee jedoch wurde dieser Entscheid vom Haus umgestoßen. Hr. Briggs wollte nun eine eine Motion stellen, fand aber kein Gehör, denn von allen Seiten schrie man: "Zur Ordnung! zur Ordnung! Setzt Euch, verdammter Narr! Was zum T - l wißt Ihr davon, Ihr verdammter dummer Esel?" (die Tautologie ist im Original). Nun sprang Turney wüthend auf: "Hr. Sprecher! Hr. Vorsitzer! ich vermeine über einen Ordnungspunkt zu reden." "Verdammt sey Eure Ordnung! Ihr seyd der unordentlichste Kerl in der ganzen Versammlung!" brüllte ihm ein Mitglied entgegen. Endlich drang Turney's Stimme durch: "Hr. Vorsitzer! ich appellire an Ihre Entscheidung, und will hier stehen und appelliren bis zum Tage des jüngsten Gerichts." Zuletzt wurde das Schreien, Zischen, Stampfen zu arg, selbst für Turney's Lungen. "Zur Ordnung! zur Ordnung! geht heim zu Euern Wählern, Ihr armer Teufel; sie sind noch größere Narren, daß sie Euch schickten, als Ihr, daß Ihr kamt." Solche Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MittwochNr. 64. 4 März 1840Vereinigte Staaten von Nordamerika Zur Ergänzung der in Nr. 62 der Allgem. Zeitung enthaltenen Notizen Folgendes: „Das Repräsentantenhaus in Washington hat mit 114 gegen 108 Stimmen wieder wie früher beschlossen, daß in Betreff der Abolitionsfrage (Abschaffung der Sklaverei) weder Memoriale noch Petitionen vom Hause berücksichtigt oder auch nur angenommen werden sollen! Mit dieser Resolution glaubt man die kitzliche Frage wieder für ein ganzes Jahr beseitigt. Die amtliche Regierungszeitung, der Washington Globe, enthält die ganze englischer- und amerikanischerseits gewechselte Correspondenz über die Frage wegen der nordöstlichen Gränze. Diese Documente stellen die Streitsache in ein ganz neues Licht, indem daraus zu erhellen scheint, daß nicht der Staat Maine, sondern die Colonie Neu-Braunschweig den ersten Grund zur Beschwerde zu haben glaubte. Die Correspondenz umfaßt folgende Stücke: 1) ein Schreiben des brittischen Gesandten, Hrn. Fox, an den amerikanischen Minister des Auswärtigen, Hrn. Forsyth, worin jener klagt, eine Verletzung der im vorigen Winter abgeschlossenen Uebereinkunft sey dadurch erfolgt, daß der Staat Maine Straßen an den Aroostook öffnete und einen Theil des streitigen Gebiets durch Miliz besetzen ließ; 2) ein Antwortschreiben Hrn. Forsyths, daß die Eröffnung der Straßen keine neue Maaßregel, sondern nur die Ausführung eines schon vor 14 Jahren gefaßten Planes sey, daß die Milizabtheilung nur abgeschickt worden, um Eindringlinge zurückzutreiben, wodurch der Vertrag nicht verletzt worden, während brittischerseits denselben durch Anlegung einer Caserne am St. Johns, und durch feste Aufstellung von Truppen auf einem Theil des streitigen Gebiets zuwider gehandelt worden; 3) ein Schreiben von Hrn. Fox, worin er diesen Schritt als eine bloße Vorsichtsmaaßregel darstellt, weil das Gerücht gegangen, die Legislatur von Maine wolle den Vertrag annulliren, das durch die leidenschaftliche Sprache des Gouverneurs von Maine einige Glaubwürdigkeit erhalten; 4) ein Brief von Hrn. Forsyth, worin dieser dem brittischen Botschafter versichert, man dürfe dem Staate Maine keine solche Absicht imputiren, die militärischen Anordnungen von Seite Neu-Braunschweigs seyen unprovocirt erfolgt, und wenn sie nicht zurückgenommen würden, so müsse die Vereinigte-Staaten-Regierung darin einen Mangel an Freundschaft und Vertrauen von Seite Englands erkennen. Dieß war der erste (schon neulich erwähnte) Theil der Correspondenz. Seitdem fanden neue Mittheilungen statt. Hr. Fox schrieb dem amerikanischen Minister, neuern Nachrichten aus Neu-Braunschweig zufolge seyen die brittischen Truppenbewegungen mißverstanden oder falsch dargestellt worden, die erwähnten Barracken seyen nicht an beiden Ufern des St. Johns angelegt worden, wie man jenseits behauptet habe. Deßgleichen habe neuerlich keine Truppenzusammenziehung an den Grand Falls stattgefunden, und nur eine brittische Compagnie stehe am Terniscouta-See. Indeß, fügt Hr. Fox bei, würden Angesichts der unfreundlichen Stimmung, die sich in der Legislatur und bei der Bevölkerung von Maine kund gebe, die Behörden von Neu-Braunschweig und Canada je nach Erforderniß der Umstände ihre Vorkehrungsmaaßregeln fassen. Eine baldige gütliche Beilegung der Gränzfrage findet Hr. Fox unschwer, wenn sie nämlich den beiderseitigen Regierungen überlassen bleibe; werde hingegen die störende Einmischung der Bevölkerung des Staates Maine gestattet, so würden sich die Schwierigkeiten allerdings häufen, und dann werde Großbrittannien je nach den Umständen und seinem besten Ermessen handeln. New-Yorker Blätter gaben unlängst folgende Schilderung einer „Scene“ im Repräsentantenhaus zu Washington. Der Sprecher hatte das Haus zur Ordnung gerufen, auf den Antrag Hrn. Turney's von Tennessee jedoch wurde dieser Entscheid vom Haus umgestoßen. Hr. Briggs wollte nun eine eine Motion stellen, fand aber kein Gehör, denn von allen Seiten schrie man: „Zur Ordnung! zur Ordnung! Setzt Euch, verdammter Narr! Was zum T – l wißt Ihr davon, Ihr verdammter dummer Esel?“ (die Tautologie ist im Original). Nun sprang Turney wüthend auf: „Hr. Sprecher! Hr. Vorsitzer! ich vermeine über einen Ordnungspunkt zu reden.“ „Verdammt sey Eure Ordnung! Ihr seyd der unordentlichste Kerl in der ganzen Versammlung!“ brüllte ihm ein Mitglied entgegen. Endlich drang Turney's Stimme durch: „Hr. Vorsitzer! ich appellire an Ihre Entscheidung, und will hier stehen und appelliren bis zum Tage des jüngsten Gerichts.“ Zuletzt wurde das Schreien, Zischen, Stampfen zu arg, selbst für Turney's Lungen. „Zur Ordnung! zur Ordnung! geht heim zu Euern Wählern, Ihr armer Teufel; sie sind noch größere Narren, daß sie Euch schickten, als Ihr, daß Ihr kamt.“ Solche <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="0505"/><lb/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/> <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate>Mittwoch</docDate> </docImprint><lb/> <titlePart type="volume">Nr. 64.</titlePart><lb/> <docImprint> <docDate>4 März 1840</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vereinigte Staaten von Nordamerika</hi> </head><lb/> <p>Zur Ergänzung der in Nr. 62 der Allgem. 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Forsyth, worin jener klagt, eine Verletzung der im vorigen Winter abgeschlossenen Uebereinkunft sey dadurch erfolgt, daß der Staat Maine Straßen an den Aroostook öffnete und einen Theil des streitigen Gebiets durch Miliz besetzen ließ; 2) ein Antwortschreiben Hrn. Forsyths, daß die Eröffnung der Straßen keine neue Maaßregel, sondern nur die Ausführung eines schon vor 14 Jahren gefaßten Planes sey, daß die Milizabtheilung nur abgeschickt worden, um Eindringlinge zurückzutreiben, wodurch der Vertrag nicht verletzt worden, während brittischerseits denselben durch Anlegung einer Caserne am St. Johns, und durch feste Aufstellung von Truppen auf einem Theil des streitigen Gebiets zuwider gehandelt worden; 3) ein Schreiben von Hrn. Fox, worin er diesen Schritt als eine bloße Vorsichtsmaaßregel darstellt, weil das Gerücht gegangen, die Legislatur von Maine wolle den Vertrag annulliren, das durch die leidenschaftliche Sprache des Gouverneurs von Maine einige Glaubwürdigkeit erhalten; 4) ein Brief von Hrn. Forsyth, worin dieser dem brittischen Botschafter versichert, man dürfe dem Staate Maine keine solche Absicht imputiren, die militärischen Anordnungen von Seite Neu-Braunschweigs seyen unprovocirt erfolgt, und wenn sie nicht zurückgenommen würden, so müsse die Vereinigte-Staaten-Regierung darin einen Mangel an Freundschaft und Vertrauen von Seite Englands erkennen. Dieß war der erste (schon neulich erwähnte) Theil der Correspondenz. Seitdem fanden neue Mittheilungen statt. Hr. Fox schrieb dem amerikanischen Minister, neuern Nachrichten aus Neu-Braunschweig zufolge seyen die brittischen Truppenbewegungen mißverstanden oder falsch dargestellt worden, die erwähnten Barracken seyen nicht an beiden Ufern des St. Johns angelegt worden, wie man jenseits behauptet habe. Deßgleichen habe neuerlich keine Truppenzusammenziehung an den Grand Falls stattgefunden, und nur eine brittische Compagnie stehe am Terniscouta-See. Indeß, fügt Hr. Fox bei, würden Angesichts der unfreundlichen Stimmung, die sich in der Legislatur und bei der Bevölkerung von Maine kund gebe, die Behörden von Neu-Braunschweig und Canada je nach Erforderniß der Umstände ihre Vorkehrungsmaaßregeln fassen. Eine baldige gütliche Beilegung der Gränzfrage findet Hr. 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Vorsitzer! ich vermeine über einen Ordnungspunkt zu reden.“ „Verdammt sey Eure Ordnung! Ihr seyd der unordentlichste Kerl in der ganzen Versammlung!“ brüllte ihm ein Mitglied entgegen. Endlich drang Turney's Stimme durch: „Hr. Vorsitzer! ich appellire an Ihre Entscheidung, und will hier stehen und appelliren bis zum Tage des jüngsten Gerichts.“ Zuletzt wurde das Schreien, Zischen, Stampfen zu arg, selbst für Turney's Lungen. „Zur Ordnung! zur Ordnung! geht heim zu Euern Wählern, Ihr armer Teufel; sie sind noch größere Narren, daß sie Euch schickten, als Ihr, daß Ihr kamt.“ Solche<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0505/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 64.
4 März 1840 Vereinigte Staaten von Nordamerika
Zur Ergänzung der in Nr. 62 der Allgem. Zeitung enthaltenen Notizen Folgendes: „Das Repräsentantenhaus in Washington hat mit 114 gegen 108 Stimmen wieder wie früher beschlossen, daß in Betreff der Abolitionsfrage (Abschaffung der Sklaverei) weder Memoriale noch Petitionen vom Hause berücksichtigt oder auch nur angenommen werden sollen! Mit dieser Resolution glaubt man die kitzliche Frage wieder für ein ganzes Jahr beseitigt.
Die amtliche Regierungszeitung, der Washington Globe, enthält die ganze englischer- und amerikanischerseits gewechselte Correspondenz über die Frage wegen der nordöstlichen Gränze. Diese Documente stellen die Streitsache in ein ganz neues Licht, indem daraus zu erhellen scheint, daß nicht der Staat Maine, sondern die Colonie Neu-Braunschweig den ersten Grund zur Beschwerde zu haben glaubte. Die Correspondenz umfaßt folgende Stücke: 1) ein Schreiben des brittischen Gesandten, Hrn. Fox, an den amerikanischen Minister des Auswärtigen, Hrn. Forsyth, worin jener klagt, eine Verletzung der im vorigen Winter abgeschlossenen Uebereinkunft sey dadurch erfolgt, daß der Staat Maine Straßen an den Aroostook öffnete und einen Theil des streitigen Gebiets durch Miliz besetzen ließ; 2) ein Antwortschreiben Hrn. Forsyths, daß die Eröffnung der Straßen keine neue Maaßregel, sondern nur die Ausführung eines schon vor 14 Jahren gefaßten Planes sey, daß die Milizabtheilung nur abgeschickt worden, um Eindringlinge zurückzutreiben, wodurch der Vertrag nicht verletzt worden, während brittischerseits denselben durch Anlegung einer Caserne am St. Johns, und durch feste Aufstellung von Truppen auf einem Theil des streitigen Gebiets zuwider gehandelt worden; 3) ein Schreiben von Hrn. Fox, worin er diesen Schritt als eine bloße Vorsichtsmaaßregel darstellt, weil das Gerücht gegangen, die Legislatur von Maine wolle den Vertrag annulliren, das durch die leidenschaftliche Sprache des Gouverneurs von Maine einige Glaubwürdigkeit erhalten; 4) ein Brief von Hrn. Forsyth, worin dieser dem brittischen Botschafter versichert, man dürfe dem Staate Maine keine solche Absicht imputiren, die militärischen Anordnungen von Seite Neu-Braunschweigs seyen unprovocirt erfolgt, und wenn sie nicht zurückgenommen würden, so müsse die Vereinigte-Staaten-Regierung darin einen Mangel an Freundschaft und Vertrauen von Seite Englands erkennen. Dieß war der erste (schon neulich erwähnte) Theil der Correspondenz. Seitdem fanden neue Mittheilungen statt. Hr. Fox schrieb dem amerikanischen Minister, neuern Nachrichten aus Neu-Braunschweig zufolge seyen die brittischen Truppenbewegungen mißverstanden oder falsch dargestellt worden, die erwähnten Barracken seyen nicht an beiden Ufern des St. Johns angelegt worden, wie man jenseits behauptet habe. Deßgleichen habe neuerlich keine Truppenzusammenziehung an den Grand Falls stattgefunden, und nur eine brittische Compagnie stehe am Terniscouta-See. Indeß, fügt Hr. Fox bei, würden Angesichts der unfreundlichen Stimmung, die sich in der Legislatur und bei der Bevölkerung von Maine kund gebe, die Behörden von Neu-Braunschweig und Canada je nach Erforderniß der Umstände ihre Vorkehrungsmaaßregeln fassen. Eine baldige gütliche Beilegung der Gränzfrage findet Hr. Fox unschwer, wenn sie nämlich den beiderseitigen Regierungen überlassen bleibe; werde hingegen die störende Einmischung der Bevölkerung des Staates Maine gestattet, so würden sich die Schwierigkeiten allerdings häufen, und dann werde Großbrittannien je nach den Umständen und seinem besten Ermessen handeln.
New-Yorker Blätter gaben unlängst folgende Schilderung einer „Scene“ im Repräsentantenhaus zu Washington. Der Sprecher hatte das Haus zur Ordnung gerufen, auf den Antrag Hrn. Turney's von Tennessee jedoch wurde dieser Entscheid vom Haus umgestoßen. Hr. Briggs wollte nun eine eine Motion stellen, fand aber kein Gehör, denn von allen Seiten schrie man: „Zur Ordnung! zur Ordnung! Setzt Euch, verdammter Narr! Was zum T – l wißt Ihr davon, Ihr verdammter dummer Esel?“ (die Tautologie ist im Original). Nun sprang Turney wüthend auf: „Hr. Sprecher! Hr. Vorsitzer! ich vermeine über einen Ordnungspunkt zu reden.“ „Verdammt sey Eure Ordnung! Ihr seyd der unordentlichste Kerl in der ganzen Versammlung!“ brüllte ihm ein Mitglied entgegen. Endlich drang Turney's Stimme durch: „Hr. Vorsitzer! ich appellire an Ihre Entscheidung, und will hier stehen und appelliren bis zum Tage des jüngsten Gerichts.“ Zuletzt wurde das Schreien, Zischen, Stampfen zu arg, selbst für Turney's Lungen. „Zur Ordnung! zur Ordnung! geht heim zu Euern Wählern, Ihr armer Teufel; sie sind noch größere Narren, daß sie Euch schickten, als Ihr, daß Ihr kamt.“ Solche
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