Allgemeine Zeitung. Nr. 62. Augsburg, 2. März 1840.aus welcher erhellt, daß brittische Kaufleute in jener spanischen Colonialstadt eine beträchtliche Summe zur Errichtung eines anglicanischen Gottesdienstes zusammengelegt, und den Hrn. Staatssecretär des Auswärtigen um seine Verwendung bei der Madrider Regierung angegangen hatten. Da der edle Lord für die wichtigen Dienste, die er der spanischen Regierung geleistet, von ihr mit einem Militärorden, einem "Stern" decorirt worden (Gelächter), so hätte man glauben sollen, die Gewährung dieser von ihm verlangten kleinen Vergünstigung würde gar keine Schwierigkeit haben, zumal da die spanische Regierung ja eine liberale heißt, und der Liberalismus doch zunächst auch religiöse Duldung in sich einschließen sollte. (Hört!) Indeß der edle Lord erhielt von der Madrider Regierung, dem Werk seiner Hände, anfangs keine, und dann eine ablehnende Antwort. Nachdem England für den spanischen Constitutionalismus so viel Geld hingegeben, dessen Heimzahlung an den griechischen Kalenden zu erwarten steht, nachdem für diese Constitution - die vielgerühmte papierne Panacee, welche das arme Spanien plötzlich von all den Uebeln heilen soll, die ein zweihundertjähriger Geistesdruck und Geistesschlaf über die romanischen Völker herbeigeführt - das Blut brittischer Unterthanen auf spanischen Schlachtfeldern geflossen, besitzen Ihrer Maj. Minister in diesem constitutionellen Spanien einen so mächtigen Einfluß, daß die brittischen Residenten in Cuba nicht einmal das Recht erwirken können, ihren Gottesdienst nach dem Ritus der protestantischen Kirche zu begehen. (Hört, hört!) Und wie steht es dagegen mit dem Einflusse Frankreichs in Spanien? Frankreich hat zur Anordnung der Dinge in Spanien nicht mehr gethan als England; - im Gegentheil, viel weniger. Nun, haben die Franzosen den von ihnen gewünschten Besitz einer kleinen Insel bei Port Mahon nicht erlangt? Die Madrider Regierung machte ihnen die Zusage, die Cortes protestirten dagegen, der edle Lord protestirte dagegen ebenfalls; aber trotz Cortes und englischer Regierung sind die Franzosen im Besitz des Eilands. Und das ist politisch ein weit wichtigeres Zugeständniß, als das für unsere Kaufleute in der Havannah verlangte und abgeschlagene. So viel in Bezug auf Spanien, das zweite Glied der Quadrupelallianz. Nun zu Frankreich! Noch einmal sey es gesagt, ich beklage tief die Symptome einer wachsenden Eifersucht zwischen unserm Land und Frankreich. Wo sind die Beweise des gegenseitigen Vertrauens, das aus dem Quadrupelvertrag erwachsen sollte? Läßt sich läugnen, daß 15 französische Linienschiffe im Mittelmeere schwimmen? Warum haben wir selbst 12 Segel dort? (Hört!) Wir haben in Allem nur 21 Linienschiffe im activen Dienst, und von diesen liegen 15 im Mittelmeer und dessen nächster Nachbarschaft. Und warum stationiren drei Fünftel unserer Seemacht im Mittelmeer? Unläugbar um dem Einflusse des verbündeten Frankreichs, dem wir nicht trauen, dem Orient gegenüber die Wage zu halten. (Hört!) Die Entschädigungsforderungen Englands an Frankreich für die unsern Kaufleuten an der Küste von Westafrika zugefügten Verluste und Unbilden, wurden sie beachtet? Wäre der Einfluß des edlen Lords im Ausland so groß, wäre seine Politik so glücklich gewesen, als er sich gerühmt hat, wie kommt es, daß er die verlangte Genugthuung von Frankreich noch bis heute nicht erlangt hat. (Hört!) Doch vielleicht rühmt der edle Lord den vollständigen Erfolg seiner Politik in Ausgleichung der nordöstlichen Gränzfrage mit den Vereinigten Staaten? Diese Frage schwebt nachgerade sehr lange zwischen England und der amerikanischen Union, und die dem Hause darüber vorliegenden Papiere, so wie die neuesten transatlantischen Nachrichten enthalten nichts, was wie ein "vollständiger politischer Erfolg" von Seite der Regierung Ihrer Maj. aussieht. (Beifall) Indem ich noch einen Blick nach dem östlichen Europa werfe, erinnere ich mich eines von dem edlen Lord hier im Hause gegebenen Versprechens, ehe drei Monate vergingen, sollte England einen Repräsentanten in Krakau haben. Es mögen in dieser Hinsicht Schwierigkeiten eingetreten seyn, denen der edle Lord nicht begegnen konnte; dann hätte er aber kein so bestimmtes Versprechen geben sollen. In die großen Erwägungen, die sich an die Angelegenheiten der Levante knüpfen, will ich jetzt nicht eingehen; denn eine Frage, die ich vor einigen Tagen darüber an den edlen Lord richtete, ersuchte er mich nicht zu urgiren, da Staatsrücksichten ihm deren Beantwortung verböten. Diesen Theil seiner auswärtigen Politik berühr' ich daher nicht; käme er aber zur Erörterung, so würde wohl auch hierin dem edlen Lord der Beweis mißlingen, daß der Erfolg seiner auswärtigen Politik vollständig und triumphirend gewesen. (Hört!) Es war eigentlich nicht meine Absicht, an diesen Debatten Theil zu nehmen, aber die ruhmredige Aeußerung des edlen Lords nöthigte mich, gegen deren Richtigkeit meine entschiedene Verwahrung einzulegen." (Lord Palmerstons Antwort morgen.) Deutschland. Göttingen, 24 Febr. Stürmischer noch als in der zur Universität gehörigen Welt geht es unter den Bürgern zu, wie schon aus den beiden hier beiliegenden sich entgegenstehenden Adressen zu entnehmen. Die erste ist von dem Bäckermeister und Senator Mügge in Circulation gesetzt, und wird durch den Schuhmachermeister Bowe, den Tuchmacher Grube und einige andere bei der Septemberadresse Betheiligte von Haus zu Haus und von Stube zu Stube bei den verschiedenen Inquilinen (welche städtische Rechte nur dann in Anspruch nehmen können, wenn sie 5 Rthlr. Inquilinensteuer bezahlen), ohne Unterschied herumgetragen, und soll schon gegenwärtig mehr als hundert Unterschriften zählen. Auf die Nachricht von diesen Umtrieben sammelten gestern mehrere angesehene Kaufleute und andere Einwohner die Zustimmung zu dem zweiten Promemoria, und haben dasselbe schon gestern mit den Namen von einigen achtzig der angesehensten Bürger überreicht, indem sie sich vorbehalten, nachträglich die Zustimmung noch anderer Bürger einzubringen. Wohin das noch führen soll, ist nicht einzusehen. Der gegenwärtige Zustand - "wo die Zwietracht ihre Fackel schwingt" etc. ist in der ersten Adresse sehr treffend geschildert, ob aber die Gründe dieses Zustandes, und namentlich die Verarmung der Stadt darin ihren Grund haben, daß die Stadt eine angemessene, d.h. dem Cabinet gefällige Deputirtenwahl nicht getroffen, ist eine andere Frage. Die poetische Schilderung des gegenwärtigen Elends soll mehrere Bürger bis zu Thränen gerührt und von der Wahrheit des Ganzen überzeugt haben, wie denn von Bowe wenigstens nur dieser Theil der Adresse vorgelesen werden soll. I. An das verehrliche Wahlcollegium und den allgemeinen Magistrat der Stadt Göttingen. Gehorsamste Vorstellung und Bitte der unterzeichneten Gildenstände und Bürger der Stadt Göttingen vom Februar 1840. Die Erwählung eines Deputirten zur allgemeinen Ständeversammlung betreffend. Wir haben aus dem königlichen Erlaß vom 10 Febr. d. J. ersehen, daß Se. Maj. unser allergnädigster König die allgemeinen Stände unsers Königreichs wiederum auf den 19 März d. J. zusammen zu berufen geruht hat. Wir halten es daher für unsere Pflicht, dem verehrlichen Wahlcollegium unserer Stadt den nicht allein von uns, sondern annoch von einem großen Theile der hiesigen Einwohner ausgehenden Wunsch zu erkennen zu geben, daß unsere Stadt doch dießmal einen Deputirten wählen und nach Hannover senden möge. Wir sind fest überzeugt, daß Se. Maj. unser allergnädigster aus welcher erhellt, daß brittische Kaufleute in jener spanischen Colonialstadt eine beträchtliche Summe zur Errichtung eines anglicanischen Gottesdienstes zusammengelegt, und den Hrn. Staatssecretär des Auswärtigen um seine Verwendung bei der Madrider Regierung angegangen hatten. Da der edle Lord für die wichtigen Dienste, die er der spanischen Regierung geleistet, von ihr mit einem Militärorden, einem „Stern“ decorirt worden (Gelächter), so hätte man glauben sollen, die Gewährung dieser von ihm verlangten kleinen Vergünstigung würde gar keine Schwierigkeit haben, zumal da die spanische Regierung ja eine liberale heißt, und der Liberalismus doch zunächst auch religiöse Duldung in sich einschließen sollte. (Hört!) Indeß der edle Lord erhielt von der Madrider Regierung, dem Werk seiner Hände, anfangs keine, und dann eine ablehnende Antwort. Nachdem England für den spanischen Constitutionalismus so viel Geld hingegeben, dessen Heimzahlung an den griechischen Kalenden zu erwarten steht, nachdem für diese Constitution – die vielgerühmte papierne Panacee, welche das arme Spanien plötzlich von all den Uebeln heilen soll, die ein zweihundertjähriger Geistesdruck und Geistesschlaf über die romanischen Völker herbeigeführt – das Blut brittischer Unterthanen auf spanischen Schlachtfeldern geflossen, besitzen Ihrer Maj. Minister in diesem constitutionellen Spanien einen so mächtigen Einfluß, daß die brittischen Residenten in Cuba nicht einmal das Recht erwirken können, ihren Gottesdienst nach dem Ritus der protestantischen Kirche zu begehen. (Hört, hört!) Und wie steht es dagegen mit dem Einflusse Frankreichs in Spanien? Frankreich hat zur Anordnung der Dinge in Spanien nicht mehr gethan als England; – im Gegentheil, viel weniger. Nun, haben die Franzosen den von ihnen gewünschten Besitz einer kleinen Insel bei Port Mahon nicht erlangt? Die Madrider Regierung machte ihnen die Zusage, die Cortes protestirten dagegen, der edle Lord protestirte dagegen ebenfalls; aber trotz Cortes und englischer Regierung sind die Franzosen im Besitz des Eilands. Und das ist politisch ein weit wichtigeres Zugeständniß, als das für unsere Kaufleute in der Havannah verlangte und abgeschlagene. So viel in Bezug auf Spanien, das zweite Glied der Quadrupelallianz. Nun zu Frankreich! Noch einmal sey es gesagt, ich beklage tief die Symptome einer wachsenden Eifersucht zwischen unserm Land und Frankreich. Wo sind die Beweise des gegenseitigen Vertrauens, das aus dem Quadrupelvertrag erwachsen sollte? Läßt sich läugnen, daß 15 französische Linienschiffe im Mittelmeere schwimmen? Warum haben wir selbst 12 Segel dort? (Hört!) Wir haben in Allem nur 21 Linienschiffe im activen Dienst, und von diesen liegen 15 im Mittelmeer und dessen nächster Nachbarschaft. Und warum stationiren drei Fünftel unserer Seemacht im Mittelmeer? Unläugbar um dem Einflusse des verbündeten Frankreichs, dem wir nicht trauen, dem Orient gegenüber die Wage zu halten. (Hört!) Die Entschädigungsforderungen Englands an Frankreich für die unsern Kaufleuten an der Küste von Westafrika zugefügten Verluste und Unbilden, wurden sie beachtet? Wäre der Einfluß des edlen Lords im Ausland so groß, wäre seine Politik so glücklich gewesen, als er sich gerühmt hat, wie kommt es, daß er die verlangte Genugthuung von Frankreich noch bis heute nicht erlangt hat. (Hört!) Doch vielleicht rühmt der edle Lord den vollständigen Erfolg seiner Politik in Ausgleichung der nordöstlichen Gränzfrage mit den Vereinigten Staaten? Diese Frage schwebt nachgerade sehr lange zwischen England und der amerikanischen Union, und die dem Hause darüber vorliegenden Papiere, so wie die neuesten transatlantischen Nachrichten enthalten nichts, was wie ein „vollständiger politischer Erfolg“ von Seite der Regierung Ihrer Maj. aussieht. (Beifall) Indem ich noch einen Blick nach dem östlichen Europa werfe, erinnere ich mich eines von dem edlen Lord hier im Hause gegebenen Versprechens, ehe drei Monate vergingen, sollte England einen Repräsentanten in Krakau haben. Es mögen in dieser Hinsicht Schwierigkeiten eingetreten seyn, denen der edle Lord nicht begegnen konnte; dann hätte er aber kein so bestimmtes Versprechen geben sollen. In die großen Erwägungen, die sich an die Angelegenheiten der Levante knüpfen, will ich jetzt nicht eingehen; denn eine Frage, die ich vor einigen Tagen darüber an den edlen Lord richtete, ersuchte er mich nicht zu urgiren, da Staatsrücksichten ihm deren Beantwortung verböten. Diesen Theil seiner auswärtigen Politik berühr' ich daher nicht; käme er aber zur Erörterung, so würde wohl auch hierin dem edlen Lord der Beweis mißlingen, daß der Erfolg seiner auswärtigen Politik vollständig und triumphirend gewesen. (Hört!) Es war eigentlich nicht meine Absicht, an diesen Debatten Theil zu nehmen, aber die ruhmredige Aeußerung des edlen Lords nöthigte mich, gegen deren Richtigkeit meine entschiedene Verwahrung einzulegen.“ (Lord Palmerstons Antwort morgen.) Deutschland. Göttingen, 24 Febr. Stürmischer noch als in der zur Universität gehörigen Welt geht es unter den Bürgern zu, wie schon aus den beiden hier beiliegenden sich entgegenstehenden Adressen zu entnehmen. Die erste ist von dem Bäckermeister und Senator Mügge in Circulation gesetzt, und wird durch den Schuhmachermeister Bowe, den Tuchmacher Grube und einige andere bei der Septemberadresse Betheiligte von Haus zu Haus und von Stube zu Stube bei den verschiedenen Inquilinen (welche städtische Rechte nur dann in Anspruch nehmen können, wenn sie 5 Rthlr. Inquilinensteuer bezahlen), ohne Unterschied herumgetragen, und soll schon gegenwärtig mehr als hundert Unterschriften zählen. Auf die Nachricht von diesen Umtrieben sammelten gestern mehrere angesehene Kaufleute und andere Einwohner die Zustimmung zu dem zweiten Promemoria, und haben dasselbe schon gestern mit den Namen von einigen achtzig der angesehensten Bürger überreicht, indem sie sich vorbehalten, nachträglich die Zustimmung noch anderer Bürger einzubringen. Wohin das noch führen soll, ist nicht einzusehen. Der gegenwärtige Zustand – „wo die Zwietracht ihre Fackel schwingt“ etc. ist in der ersten Adresse sehr treffend geschildert, ob aber die Gründe dieses Zustandes, und namentlich die Verarmung der Stadt darin ihren Grund haben, daß die Stadt eine angemessene, d.h. dem Cabinet gefällige Deputirtenwahl nicht getroffen, ist eine andere Frage. Die poetische Schilderung des gegenwärtigen Elends soll mehrere Bürger bis zu Thränen gerührt und von der Wahrheit des Ganzen überzeugt haben, wie denn von Bowe wenigstens nur dieser Theil der Adresse vorgelesen werden soll. I. An das verehrliche Wahlcollegium und den allgemeinen Magistrat der Stadt Göttingen. Gehorsamste Vorstellung und Bitte der unterzeichneten Gildenstände und Bürger der Stadt Göttingen vom Februar 1840. Die Erwählung eines Deputirten zur allgemeinen Ständeversammlung betreffend. Wir haben aus dem königlichen Erlaß vom 10 Febr. d. J. ersehen, daß Se. Maj. unser allergnädigster König die allgemeinen Stände unsers Königreichs wiederum auf den 19 März d. J. zusammen zu berufen geruht hat. Wir halten es daher für unsere Pflicht, dem verehrlichen Wahlcollegium unserer Stadt den nicht allein von uns, sondern annoch von einem großen Theile der hiesigen Einwohner ausgehenden Wunsch zu erkennen zu geben, daß unsere Stadt doch dießmal einen Deputirten wählen und nach Hannover senden möge. Wir sind fest überzeugt, daß Se. Maj. unser allergnädigster <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="0493"/> aus welcher erhellt, daß brittische Kaufleute in jener spanischen Colonialstadt eine beträchtliche Summe zur Errichtung eines anglicanischen Gottesdienstes zusammengelegt, und den Hrn. Staatssecretär des Auswärtigen um seine Verwendung bei der Madrider Regierung angegangen hatten. 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Nachdem England für den spanischen Constitutionalismus so viel Geld hingegeben, dessen Heimzahlung an den griechischen Kalenden zu erwarten steht, nachdem für diese Constitution – die vielgerühmte papierne Panacee, welche das arme Spanien plötzlich von all den Uebeln heilen soll, die ein zweihundertjähriger Geistesdruck und Geistesschlaf über die romanischen Völker herbeigeführt – das Blut brittischer Unterthanen auf spanischen Schlachtfeldern geflossen, besitzen Ihrer Maj. Minister in diesem constitutionellen Spanien einen so mächtigen Einfluß, daß die brittischen Residenten in Cuba nicht einmal das Recht erwirken können, ihren Gottesdienst nach dem Ritus der protestantischen Kirche zu begehen. (Hört, hört!) Und wie steht es dagegen mit dem Einflusse Frankreichs in Spanien? Frankreich hat zur Anordnung der Dinge in Spanien nicht mehr gethan als England; – im Gegentheil, viel weniger. Nun, haben die Franzosen den von ihnen gewünschten Besitz einer kleinen Insel bei Port Mahon nicht erlangt? Die Madrider Regierung machte ihnen die Zusage, die Cortes protestirten dagegen, der edle Lord protestirte dagegen ebenfalls; aber trotz Cortes und englischer Regierung sind die Franzosen im Besitz des Eilands. Und das ist politisch ein weit wichtigeres Zugeständniß, als das für unsere Kaufleute in der Havannah verlangte und abgeschlagene. So viel in Bezug auf Spanien, das zweite Glied der Quadrupelallianz. Nun zu Frankreich! Noch einmal sey es gesagt, ich beklage tief die Symptome einer wachsenden Eifersucht zwischen unserm Land und Frankreich. Wo sind die Beweise des gegenseitigen Vertrauens, das aus dem Quadrupelvertrag erwachsen sollte? Läßt sich läugnen, daß 15 französische Linienschiffe im Mittelmeere schwimmen? Warum haben wir selbst 12 Segel dort? (Hört!) Wir haben in Allem nur 21 Linienschiffe im activen Dienst, und von diesen liegen 15 im Mittelmeer und dessen nächster Nachbarschaft. Und warum stationiren drei Fünftel unserer Seemacht im Mittelmeer? Unläugbar um dem Einflusse des verbündeten Frankreichs, dem wir nicht trauen, dem Orient gegenüber die Wage zu halten. (Hört!) Die Entschädigungsforderungen Englands an Frankreich für die unsern Kaufleuten an der Küste von Westafrika zugefügten Verluste und Unbilden, wurden sie beachtet? Wäre der Einfluß des edlen Lords im Ausland so groß, wäre seine Politik so glücklich gewesen, als er sich gerühmt hat, wie kommt es, daß er die verlangte Genugthuung von Frankreich noch bis heute nicht erlangt hat. (Hört!) Doch vielleicht rühmt der edle Lord den vollständigen Erfolg seiner Politik in Ausgleichung der nordöstlichen Gränzfrage mit den Vereinigten Staaten? Diese Frage schwebt nachgerade sehr lange zwischen England und der amerikanischen Union, und die dem Hause darüber vorliegenden Papiere, so wie die neuesten transatlantischen Nachrichten enthalten nichts, was wie ein „vollständiger politischer Erfolg“ von Seite der Regierung Ihrer Maj. aussieht. (Beifall) Indem ich noch einen Blick nach dem östlichen Europa werfe, erinnere ich mich eines von dem edlen Lord hier im Hause gegebenen Versprechens, ehe drei Monate vergingen, sollte England einen Repräsentanten in Krakau haben. Es mögen in dieser Hinsicht Schwierigkeiten eingetreten seyn, denen der edle Lord nicht begegnen konnte; dann hätte er aber kein so bestimmtes Versprechen geben sollen. In die großen Erwägungen, die sich an die Angelegenheiten der Levante knüpfen, will ich jetzt nicht eingehen; denn eine Frage, die ich vor einigen Tagen darüber an den edlen Lord richtete, ersuchte er mich nicht zu urgiren, da Staatsrücksichten ihm deren Beantwortung verböten. Diesen Theil seiner auswärtigen Politik berühr' ich daher nicht; käme er aber zur Erörterung, so würde wohl auch hierin dem edlen Lord der Beweis mißlingen, daß der Erfolg seiner auswärtigen Politik vollständig und triumphirend gewesen. (Hört!) Es war eigentlich nicht meine Absicht, an diesen Debatten Theil zu nehmen, aber die ruhmredige Aeußerung des edlen Lords nöthigte mich, gegen deren Richtigkeit meine entschiedene Verwahrung einzulegen.“ (Lord Palmerstons Antwort morgen.)</p><lb/> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Deutschland.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Göttingen,</hi> 24 Febr.</dateline> <p> Stürmischer noch als in der zur Universität gehörigen Welt geht es unter den Bürgern zu, wie schon aus den beiden hier beiliegenden sich entgegenstehenden Adressen zu entnehmen. 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Der gegenwärtige Zustand – „wo die Zwietracht ihre Fackel schwingt“ etc. ist in der ersten Adresse sehr treffend geschildert, ob aber die Gründe dieses Zustandes, und namentlich die Verarmung der Stadt darin ihren Grund haben, daß die Stadt eine angemessene, d.h. dem Cabinet gefällige Deputirtenwahl nicht getroffen, ist eine andere Frage. Die poetische Schilderung des gegenwärtigen Elends soll mehrere Bürger bis zu Thränen gerührt und von der Wahrheit des Ganzen überzeugt haben, wie denn von Bowe wenigstens nur dieser Theil der Adresse vorgelesen werden soll.</p><lb/> <p>I. <hi rendition="#g">An das verehrliche Wahlcollegium und den allgemeinen Magistrat der Stadt Göttingen</hi>. Gehorsamste Vorstellung und Bitte der unterzeichneten Gildenstände und Bürger der Stadt Göttingen vom Februar 1840. Die Erwählung eines Deputirten zur allgemeinen Ständeversammlung betreffend. Wir haben aus dem königlichen Erlaß vom 10 Febr. d. J. ersehen, daß Se. Maj. unser allergnädigster König die allgemeinen Stände unsers Königreichs wiederum auf den 19 März d. J. zusammen zu berufen geruht hat. Wir halten es daher für unsere Pflicht, dem verehrlichen Wahlcollegium unserer Stadt den nicht allein von uns, sondern annoch von einem großen Theile der hiesigen Einwohner ausgehenden Wunsch zu erkennen zu geben, daß unsere Stadt doch dießmal einen Deputirten wählen und nach Hannover senden möge. Wir sind fest überzeugt, daß Se. Maj. unser allergnädigster </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0493/0013]
aus welcher erhellt, daß brittische Kaufleute in jener spanischen Colonialstadt eine beträchtliche Summe zur Errichtung eines anglicanischen Gottesdienstes zusammengelegt, und den Hrn. Staatssecretär des Auswärtigen um seine Verwendung bei der Madrider Regierung angegangen hatten. Da der edle Lord für die wichtigen Dienste, die er der spanischen Regierung geleistet, von ihr mit einem Militärorden, einem „Stern“ decorirt worden (Gelächter), so hätte man glauben sollen, die Gewährung dieser von ihm verlangten kleinen Vergünstigung würde gar keine Schwierigkeit haben, zumal da die spanische Regierung ja eine liberale heißt, und der Liberalismus doch zunächst auch religiöse Duldung in sich einschließen sollte. (Hört!) Indeß der edle Lord erhielt von der Madrider Regierung, dem Werk seiner Hände, anfangs keine, und dann eine ablehnende Antwort. Nachdem England für den spanischen Constitutionalismus so viel Geld hingegeben, dessen Heimzahlung an den griechischen Kalenden zu erwarten steht, nachdem für diese Constitution – die vielgerühmte papierne Panacee, welche das arme Spanien plötzlich von all den Uebeln heilen soll, die ein zweihundertjähriger Geistesdruck und Geistesschlaf über die romanischen Völker herbeigeführt – das Blut brittischer Unterthanen auf spanischen Schlachtfeldern geflossen, besitzen Ihrer Maj. Minister in diesem constitutionellen Spanien einen so mächtigen Einfluß, daß die brittischen Residenten in Cuba nicht einmal das Recht erwirken können, ihren Gottesdienst nach dem Ritus der protestantischen Kirche zu begehen. (Hört, hört!) Und wie steht es dagegen mit dem Einflusse Frankreichs in Spanien? Frankreich hat zur Anordnung der Dinge in Spanien nicht mehr gethan als England; – im Gegentheil, viel weniger. Nun, haben die Franzosen den von ihnen gewünschten Besitz einer kleinen Insel bei Port Mahon nicht erlangt? Die Madrider Regierung machte ihnen die Zusage, die Cortes protestirten dagegen, der edle Lord protestirte dagegen ebenfalls; aber trotz Cortes und englischer Regierung sind die Franzosen im Besitz des Eilands. Und das ist politisch ein weit wichtigeres Zugeständniß, als das für unsere Kaufleute in der Havannah verlangte und abgeschlagene. So viel in Bezug auf Spanien, das zweite Glied der Quadrupelallianz. Nun zu Frankreich! Noch einmal sey es gesagt, ich beklage tief die Symptome einer wachsenden Eifersucht zwischen unserm Land und Frankreich. Wo sind die Beweise des gegenseitigen Vertrauens, das aus dem Quadrupelvertrag erwachsen sollte? Läßt sich läugnen, daß 15 französische Linienschiffe im Mittelmeere schwimmen? Warum haben wir selbst 12 Segel dort? (Hört!) Wir haben in Allem nur 21 Linienschiffe im activen Dienst, und von diesen liegen 15 im Mittelmeer und dessen nächster Nachbarschaft. Und warum stationiren drei Fünftel unserer Seemacht im Mittelmeer? Unläugbar um dem Einflusse des verbündeten Frankreichs, dem wir nicht trauen, dem Orient gegenüber die Wage zu halten. (Hört!) Die Entschädigungsforderungen Englands an Frankreich für die unsern Kaufleuten an der Küste von Westafrika zugefügten Verluste und Unbilden, wurden sie beachtet? Wäre der Einfluß des edlen Lords im Ausland so groß, wäre seine Politik so glücklich gewesen, als er sich gerühmt hat, wie kommt es, daß er die verlangte Genugthuung von Frankreich noch bis heute nicht erlangt hat. (Hört!) Doch vielleicht rühmt der edle Lord den vollständigen Erfolg seiner Politik in Ausgleichung der nordöstlichen Gränzfrage mit den Vereinigten Staaten? Diese Frage schwebt nachgerade sehr lange zwischen England und der amerikanischen Union, und die dem Hause darüber vorliegenden Papiere, so wie die neuesten transatlantischen Nachrichten enthalten nichts, was wie ein „vollständiger politischer Erfolg“ von Seite der Regierung Ihrer Maj. aussieht. (Beifall) Indem ich noch einen Blick nach dem östlichen Europa werfe, erinnere ich mich eines von dem edlen Lord hier im Hause gegebenen Versprechens, ehe drei Monate vergingen, sollte England einen Repräsentanten in Krakau haben. Es mögen in dieser Hinsicht Schwierigkeiten eingetreten seyn, denen der edle Lord nicht begegnen konnte; dann hätte er aber kein so bestimmtes Versprechen geben sollen. In die großen Erwägungen, die sich an die Angelegenheiten der Levante knüpfen, will ich jetzt nicht eingehen; denn eine Frage, die ich vor einigen Tagen darüber an den edlen Lord richtete, ersuchte er mich nicht zu urgiren, da Staatsrücksichten ihm deren Beantwortung verböten. Diesen Theil seiner auswärtigen Politik berühr' ich daher nicht; käme er aber zur Erörterung, so würde wohl auch hierin dem edlen Lord der Beweis mißlingen, daß der Erfolg seiner auswärtigen Politik vollständig und triumphirend gewesen. (Hört!) Es war eigentlich nicht meine Absicht, an diesen Debatten Theil zu nehmen, aber die ruhmredige Aeußerung des edlen Lords nöthigte mich, gegen deren Richtigkeit meine entschiedene Verwahrung einzulegen.“ (Lord Palmerstons Antwort morgen.)
Deutschland.
_ Göttingen, 24 Febr. Stürmischer noch als in der zur Universität gehörigen Welt geht es unter den Bürgern zu, wie schon aus den beiden hier beiliegenden sich entgegenstehenden Adressen zu entnehmen. Die erste ist von dem Bäckermeister und Senator Mügge in Circulation gesetzt, und wird durch den Schuhmachermeister Bowe, den Tuchmacher Grube und einige andere bei der Septemberadresse Betheiligte von Haus zu Haus und von Stube zu Stube bei den verschiedenen Inquilinen (welche städtische Rechte nur dann in Anspruch nehmen können, wenn sie 5 Rthlr. Inquilinensteuer bezahlen), ohne Unterschied herumgetragen, und soll schon gegenwärtig mehr als hundert Unterschriften zählen. Auf die Nachricht von diesen Umtrieben sammelten gestern mehrere angesehene Kaufleute und andere Einwohner die Zustimmung zu dem zweiten Promemoria, und haben dasselbe schon gestern mit den Namen von einigen achtzig der angesehensten Bürger überreicht, indem sie sich vorbehalten, nachträglich die Zustimmung noch anderer Bürger einzubringen. Wohin das noch führen soll, ist nicht einzusehen. Der gegenwärtige Zustand – „wo die Zwietracht ihre Fackel schwingt“ etc. ist in der ersten Adresse sehr treffend geschildert, ob aber die Gründe dieses Zustandes, und namentlich die Verarmung der Stadt darin ihren Grund haben, daß die Stadt eine angemessene, d.h. dem Cabinet gefällige Deputirtenwahl nicht getroffen, ist eine andere Frage. Die poetische Schilderung des gegenwärtigen Elends soll mehrere Bürger bis zu Thränen gerührt und von der Wahrheit des Ganzen überzeugt haben, wie denn von Bowe wenigstens nur dieser Theil der Adresse vorgelesen werden soll.
I. An das verehrliche Wahlcollegium und den allgemeinen Magistrat der Stadt Göttingen. Gehorsamste Vorstellung und Bitte der unterzeichneten Gildenstände und Bürger der Stadt Göttingen vom Februar 1840. Die Erwählung eines Deputirten zur allgemeinen Ständeversammlung betreffend. Wir haben aus dem königlichen Erlaß vom 10 Febr. d. J. ersehen, daß Se. Maj. unser allergnädigster König die allgemeinen Stände unsers Königreichs wiederum auf den 19 März d. J. zusammen zu berufen geruht hat. Wir halten es daher für unsere Pflicht, dem verehrlichen Wahlcollegium unserer Stadt den nicht allein von uns, sondern annoch von einem großen Theile der hiesigen Einwohner ausgehenden Wunsch zu erkennen zu geben, daß unsere Stadt doch dießmal einen Deputirten wählen und nach Hannover senden möge. Wir sind fest überzeugt, daß Se. Maj. unser allergnädigster
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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