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Allgemeine Zeitung. Nr. 57. Augsburg, 26. Februar 1840.

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aber für eine Lebensrettung, 1 Pfund schenkte. - Namens des Herzogs Karl von Braunschweig soll ich Sie ersuchen, diesen Notizen Raum in der Allgem. Ztg. zu gönnen."

Frankreich.

(Moniteur.) Nach der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer haben alle Minister ihre Entlassung in die Hände des Königs niedergelegt.

(Journal des Debats.) Man versicherte diesen Abend (20), daß Se. Maj. ihre Entschließung noch nicht zu erkennen gegeben habe.

(Constitutionnel.) Es scheint unmöglich, daß die Entlassungen der Minister nicht angenommen werden. Es hieß diesen Abend, der König habe sich zwei Tage Bedenkzeit ausbedungen.

(Capitole.) Die HH. v. Broglie, Guizot und Decazes wurden diesen Abend in die Tuilerien berufen, und sind bis spät in die Nacht dort geblieben. Wir wissen nicht, was aus diesem eben so außerordentlichen, als furchtbaren Verein entstehen soll. Uebersetzen wir die Namen: Hr. v. Broglie ist das Disjunctionsgesetz; Hr. Guizot die Straße Transnonain und Lyon; Hr. Decazes Grenoble.

(La Presse.) Diesen Abend versicherte man, daß der König einen Courier nach Brüssel mit einem Schreiben an Se. D. den Prinzen von Sachsen-Coburg abgeschickt habe, wodurch der König ihn benachrichtige, daß er ihm sein Wort zurückgebe.

Der National will wissen, der Herzog von Nemours habe so bestimmt auf eine großmüthige Entscheidung der Deputirten für ihn gerechnet, daß er schon mehrere Ordonnanzofficiere über die Zahl der gewöhnlich in seinen Vorzimmern befindlichen, mit einem Gehalt von 12,000 Fr. gewählt habe.

Der National macht in seinem neuesten Blatt eine erste Subscriptionsliste bekannt, deren Ertrag dazu bestimmt seyn soll, eine Medaille prägen zu lassen, die Hrn. v. Cormenin überreicht werden soll. Die Liste enthält eine lange Reihe von Namen, beträgt aber nur 429 Fr.

(Courrier francais.) Die Majorität von 226 Stimmen, welche die Dotation verworfen hat, besteht erstens aus der Linken und dem linken Centrum, mit Ausnahme der Beamten, die sich dem Ministerium angeschlossen, oder der Deputirten, welche von dem Ministerium Versprechungen hatten. So haben die HH. Leyraud, Lacrosse, Rivet, Lanyer, v. Golbery, Chair d'Est Ange für den Entwurf votirt. Andere Beamte haben, trotz ihrer engen Verbindung mit einigen Ministern, muthig gegen den Entwurf gestimmt. Hr. Royer-Collard und die Deputirten, die zum 15 April gehörten, gaben weiße Kugeln, wahrscheinlich aus Hingebung für die Krone. Hr. v. Lamartine, Hr. v. Lagrange und 12 bis 15 Deputirte haben sich von den 221 getrennt, um die Dotation sammt dem Ministerium zu verwerfen. Man glaubt, Hr. Dupin sey diesem Beispiel nicht gefolgt. Unter den Doctrinären ist, nach unserm Wissen, Hr. Piscatory der einzige, der eine schwarze Kugel gegeben hat.

Die große Mehrzahl der Pariser Journale feiert die Verwerfung des Dotationsentwurfs als einen Sieg der öffentlichen Meinung und ein erfreuliches Ereigniß; nur die wenigen, der Regierung fast unbedingt ergebenen Blätter stimmen ernste Klagen an. "Wir machen uns keine Illusion - sagt das Journal des Debats - über die Bedeutung dieser Niederlage und wollen auch das Publicum darüber nicht täuschen. Die heutige Abstimmung wird einen langen und traurigen Wiederhall haben; der Schlag hat die Krone selbst getroffen. Ein radicales Journal, welches wenigstens das Verdienst der Freimüthigkeit hat, der National, sagte diesen Morgen sehr richtig: es handelt sich hier nicht um einige Thaler mehr oder weniger, sondern um ein Princip. Wenn wir übrigens auch das Publicum über den wirklichen Sinn der Kammerverhandlung täuschen, die Folgen mildern wollten, würde die Discussion, welche seit sechs Wochen in der Presse vor ganz Frankreich stattfand, uns dieß erlauben? Sind die Injurien und Verleumdungen nicht auf die Krone selbst gefallen? War es nicht die radicale, zerstörungssüchtige Partei, welche überall ihre Pamphlete auswarf, Petitionen dictirte, die Haß und Verachtung gegen die Krone athmen, welche dem König sogar die Zahl seiner Kinder vorgeworfen, die Krone angeklagt hat, daß sie falsche und unvollständige Rechnungen vorlege und auf Kosten des öffentlichen Elends sich bereichern wolle? Wir sagen ohne Zaudern: nach so vielen Bemühungen, die gehässigsten Leidenschaften gegen den Thron, welchem Frankreich seine Freiheit und seinen Frieden verdankt, aufzuregen, nach so vielen Beschimpfungen, welche diese Krone, die einst die schönste der Welt gewesen, zu einer wahren Last machen, war es die Pflicht der Kammer, die Verleumder der Krone Lügen zu strafen. Aber die Kammer, die Abstimmung der Kammer, schien ihnen - wir sagen es mit Bedauern - vielmehr Recht zu geben. Das heutige Votum ist der Sieg des Hrn. v. Cormenin und der radicalen Partei. Die Weigerung, über die Artikel zu sprechen und zu berathen, ja nur die Amendements anzuhören, da wo es sich um ein Verlangen im Namen des Königs für die Aussteuer eines seiner Söhne handelt, macht dieses Resultat noch folgenschwerer. Uebrigens haben zweihundert Deputirte gegen dieses Votum protestirt. Nach den Drohungen, zu deren Organ die radicale Presse sich gemacht hat, haben diese zweihundert Deputirten einen Beweis der Unabhängigkeit und des Muthes abgelegt. Mit zweihundert Deputirten, welche das Geschrei und die Injurien der revolutionären Presse nicht erschrecken, können wir noch denen, welche aus Schwäche und Furcht die Monarchie fallen lassen würden, wie jenen, welche sie offen zerstören wollen, die Stirne bieten." Wie die Oppositionsblätter über diese Niederlage der Regierung denken, davon wollen wir morgen einige Proben mittheilen. Einstweilen verweisen wir auf unsre unten folgenden Briefe.

Das Siecle versichert, Hr. v. Champlatreux, Tochtermann des Hrn. v. Mole und Deputirter von Nievre, der in diesem Augenblick in Italien reise, habe seine Entlassung von seiner Deputirtenstelle eingeschickt.

Die französische Akademie hat am 20 Febr. Hrn. v. Mole an die Stelle des verewigten Erzbischofs von Paris mit 30 Stimmen zu ihrem Mitglied ernannt. Hr. Hugo hat Eine Stimme erhalten. Bei der Wahl zum Ersatz des Hrn. Michaud erhielt im ersten Scrutin Hr. Victor Hugo 15, Hr. Flourens 14 Stimmen; Hr. Berryer 1 Stimme. 2 Billets waren weiß geblieben; im zweiten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 15, Hr. Flourens 14 Stimmen; 2 Billets blieben weiß. Im dritten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 14, Hr. Flourens 15 Stimmen; 2 Billets blieben weiß; im vierten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 12, Hr. Flourens 17 Stimmen; 2 Billets blieben weiß. Hr. Flourens ward sonach zum Mitglied gewählt.

Die Gerüchte von der Zurückberufung des Marschalls Valee erneuern sich mit mehr Bestimmtheit als je. Bemerkenswerth ist, daß alle Berichte aus Algier in den Pariser Journalen sowohl, als in den südfranzösischen Blättern einstimmig anklagend gegen den alten Marschall auftreten, ihm Zaudern und Schwäche einem wenig zahlreichen, aber keckgewordenen Feind gegenüber vorwerfen. Nicht ein Bewohner Algiers nimmt das "unbegreifliche" System Valee's in Schutz. Der Toulonnais gibt Auszüge aus der Schrift des Capitäns vom Generalstabe Leblanc

aber für eine Lebensrettung, 1 Pfund schenkte. – Namens des Herzogs Karl von Braunschweig soll ich Sie ersuchen, diesen Notizen Raum in der Allgem. Ztg. zu gönnen.“

Frankreich.

(Moniteur.) Nach der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer haben alle Minister ihre Entlassung in die Hände des Königs niedergelegt.

(Journal des Débats.) Man versicherte diesen Abend (20), daß Se. Maj. ihre Entschließung noch nicht zu erkennen gegeben habe.

(Constitutionnel.) Es scheint unmöglich, daß die Entlassungen der Minister nicht angenommen werden. Es hieß diesen Abend, der König habe sich zwei Tage Bedenkzeit ausbedungen.

(Capitole.) Die HH. v. Broglie, Guizot und Decazes wurden diesen Abend in die Tuilerien berufen, und sind bis spät in die Nacht dort geblieben. Wir wissen nicht, was aus diesem eben so außerordentlichen, als furchtbaren Verein entstehen soll. Uebersetzen wir die Namen: Hr. v. Broglie ist das Disjunctionsgesetz; Hr. Guizot die Straße Transnonain und Lyon; Hr. Decazes Grenoble.

(La Presse.) Diesen Abend versicherte man, daß der König einen Courier nach Brüssel mit einem Schreiben an Se. D. den Prinzen von Sachsen-Coburg abgeschickt habe, wodurch der König ihn benachrichtige, daß er ihm sein Wort zurückgebe.

Der National will wissen, der Herzog von Nemours habe so bestimmt auf eine großmüthige Entscheidung der Deputirten für ihn gerechnet, daß er schon mehrere Ordonnanzofficiere über die Zahl der gewöhnlich in seinen Vorzimmern befindlichen, mit einem Gehalt von 12,000 Fr. gewählt habe.

Der National macht in seinem neuesten Blatt eine erste Subscriptionsliste bekannt, deren Ertrag dazu bestimmt seyn soll, eine Medaille prägen zu lassen, die Hrn. v. Cormenin überreicht werden soll. Die Liste enthält eine lange Reihe von Namen, beträgt aber nur 429 Fr.

(Courrier français.) Die Majorität von 226 Stimmen, welche die Dotation verworfen hat, besteht erstens aus der Linken und dem linken Centrum, mit Ausnahme der Beamten, die sich dem Ministerium angeschlossen, oder der Deputirten, welche von dem Ministerium Versprechungen hatten. So haben die HH. Leyraud, Lacrosse, Rivet, Lanyer, v. Golbery, Chair d'Est Ange für den Entwurf votirt. Andere Beamte haben, trotz ihrer engen Verbindung mit einigen Ministern, muthig gegen den Entwurf gestimmt. Hr. Royer-Collard und die Deputirten, die zum 15 April gehörten, gaben weiße Kugeln, wahrscheinlich aus Hingebung für die Krone. Hr. v. Lamartine, Hr. v. Lagrange und 12 bis 15 Deputirte haben sich von den 221 getrennt, um die Dotation sammt dem Ministerium zu verwerfen. Man glaubt, Hr. Dupin sey diesem Beispiel nicht gefolgt. Unter den Doctrinären ist, nach unserm Wissen, Hr. Piscatory der einzige, der eine schwarze Kugel gegeben hat.

Die große Mehrzahl der Pariser Journale feiert die Verwerfung des Dotationsentwurfs als einen Sieg der öffentlichen Meinung und ein erfreuliches Ereigniß; nur die wenigen, der Regierung fast unbedingt ergebenen Blätter stimmen ernste Klagen an. „Wir machen uns keine Illusion – sagt das Journal des Débats – über die Bedeutung dieser Niederlage und wollen auch das Publicum darüber nicht täuschen. Die heutige Abstimmung wird einen langen und traurigen Wiederhall haben; der Schlag hat die Krone selbst getroffen. Ein radicales Journal, welches wenigstens das Verdienst der Freimüthigkeit hat, der National, sagte diesen Morgen sehr richtig: es handelt sich hier nicht um einige Thaler mehr oder weniger, sondern um ein Princip. Wenn wir übrigens auch das Publicum über den wirklichen Sinn der Kammerverhandlung täuschen, die Folgen mildern wollten, würde die Discussion, welche seit sechs Wochen in der Presse vor ganz Frankreich stattfand, uns dieß erlauben? Sind die Injurien und Verleumdungen nicht auf die Krone selbst gefallen? War es nicht die radicale, zerstörungssüchtige Partei, welche überall ihre Pamphlete auswarf, Petitionen dictirte, die Haß und Verachtung gegen die Krone athmen, welche dem König sogar die Zahl seiner Kinder vorgeworfen, die Krone angeklagt hat, daß sie falsche und unvollständige Rechnungen vorlege und auf Kosten des öffentlichen Elends sich bereichern wolle? Wir sagen ohne Zaudern: nach so vielen Bemühungen, die gehässigsten Leidenschaften gegen den Thron, welchem Frankreich seine Freiheit und seinen Frieden verdankt, aufzuregen, nach so vielen Beschimpfungen, welche diese Krone, die einst die schönste der Welt gewesen, zu einer wahren Last machen, war es die Pflicht der Kammer, die Verleumder der Krone Lügen zu strafen. Aber die Kammer, die Abstimmung der Kammer, schien ihnen – wir sagen es mit Bedauern – vielmehr Recht zu geben. Das heutige Votum ist der Sieg des Hrn. v. Cormenin und der radicalen Partei. Die Weigerung, über die Artikel zu sprechen und zu berathen, ja nur die Amendements anzuhören, da wo es sich um ein Verlangen im Namen des Königs für die Aussteuer eines seiner Söhne handelt, macht dieses Resultat noch folgenschwerer. Uebrigens haben zweihundert Deputirte gegen dieses Votum protestirt. Nach den Drohungen, zu deren Organ die radicale Presse sich gemacht hat, haben diese zweihundert Deputirten einen Beweis der Unabhängigkeit und des Muthes abgelegt. Mit zweihundert Deputirten, welche das Geschrei und die Injurien der revolutionären Presse nicht erschrecken, können wir noch denen, welche aus Schwäche und Furcht die Monarchie fallen lassen würden, wie jenen, welche sie offen zerstören wollen, die Stirne bieten.“ Wie die Oppositionsblätter über diese Niederlage der Regierung denken, davon wollen wir morgen einige Proben mittheilen. Einstweilen verweisen wir auf unsre unten folgenden Briefe.

Das Siecle versichert, Hr. v. Champlatreux, Tochtermann des Hrn. v. Molé und Deputirter von Nièvre, der in diesem Augenblick in Italien reise, habe seine Entlassung von seiner Deputirtenstelle eingeschickt.

Die französische Akademie hat am 20 Febr. Hrn. v. Molé an die Stelle des verewigten Erzbischofs von Paris mit 30 Stimmen zu ihrem Mitglied ernannt. Hr. Hugo hat Eine Stimme erhalten. Bei der Wahl zum Ersatz des Hrn. Michaud erhielt im ersten Scrutin Hr. Victor Hugo 15, Hr. Flourens 14 Stimmen; Hr. Berryer 1 Stimme. 2 Billets waren weiß geblieben; im zweiten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 15, Hr. Flourens 14 Stimmen; 2 Billets blieben weiß. Im dritten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 14, Hr. Flourens 15 Stimmen; 2 Billets blieben weiß; im vierten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 12, Hr. Flourens 17 Stimmen; 2 Billets blieben weiß. Hr. Flourens ward sonach zum Mitglied gewählt.

Die Gerüchte von der Zurückberufung des Marschalls Valée erneuern sich mit mehr Bestimmtheit als je. Bemerkenswerth ist, daß alle Berichte aus Algier in den Pariser Journalen sowohl, als in den südfranzösischen Blättern einstimmig anklagend gegen den alten Marschall auftreten, ihm Zaudern und Schwäche einem wenig zahlreichen, aber keckgewordenen Feind gegenüber vorwerfen. Nicht ein Bewohner Algiers nimmt das „unbegreifliche“ System Valée's in Schutz. Der Toulonnais gibt Auszüge aus der Schrift des Capitäns vom Generalstabe Leblanc

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[0451/0003] aber für eine Lebensrettung, 1 Pfund schenkte. – Namens des Herzogs Karl von Braunschweig soll ich Sie ersuchen, diesen Notizen Raum in der Allgem. Ztg. zu gönnen.“ Frankreich. _ Paris, 20 Febr. (Moniteur.) Nach der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer haben alle Minister ihre Entlassung in die Hände des Königs niedergelegt. (Journal des Débats.) Man versicherte diesen Abend (20), daß Se. Maj. ihre Entschließung noch nicht zu erkennen gegeben habe. (Constitutionnel.) Es scheint unmöglich, daß die Entlassungen der Minister nicht angenommen werden. Es hieß diesen Abend, der König habe sich zwei Tage Bedenkzeit ausbedungen. (Capitole.) Die HH. v. Broglie, Guizot und Decazes wurden diesen Abend in die Tuilerien berufen, und sind bis spät in die Nacht dort geblieben. Wir wissen nicht, was aus diesem eben so außerordentlichen, als furchtbaren Verein entstehen soll. Uebersetzen wir die Namen: Hr. v. Broglie ist das Disjunctionsgesetz; Hr. Guizot die Straße Transnonain und Lyon; Hr. Decazes Grenoble. (La Presse.) Diesen Abend versicherte man, daß der König einen Courier nach Brüssel mit einem Schreiben an Se. D. den Prinzen von Sachsen-Coburg abgeschickt habe, wodurch der König ihn benachrichtige, daß er ihm sein Wort zurückgebe. Der National will wissen, der Herzog von Nemours habe so bestimmt auf eine großmüthige Entscheidung der Deputirten für ihn gerechnet, daß er schon mehrere Ordonnanzofficiere über die Zahl der gewöhnlich in seinen Vorzimmern befindlichen, mit einem Gehalt von 12,000 Fr. gewählt habe. Der National macht in seinem neuesten Blatt eine erste Subscriptionsliste bekannt, deren Ertrag dazu bestimmt seyn soll, eine Medaille prägen zu lassen, die Hrn. v. Cormenin überreicht werden soll. Die Liste enthält eine lange Reihe von Namen, beträgt aber nur 429 Fr. (Courrier français.) Die Majorität von 226 Stimmen, welche die Dotation verworfen hat, besteht erstens aus der Linken und dem linken Centrum, mit Ausnahme der Beamten, die sich dem Ministerium angeschlossen, oder der Deputirten, welche von dem Ministerium Versprechungen hatten. So haben die HH. Leyraud, Lacrosse, Rivet, Lanyer, v. Golbery, Chair d'Est Ange für den Entwurf votirt. Andere Beamte haben, trotz ihrer engen Verbindung mit einigen Ministern, muthig gegen den Entwurf gestimmt. Hr. Royer-Collard und die Deputirten, die zum 15 April gehörten, gaben weiße Kugeln, wahrscheinlich aus Hingebung für die Krone. Hr. v. Lamartine, Hr. v. Lagrange und 12 bis 15 Deputirte haben sich von den 221 getrennt, um die Dotation sammt dem Ministerium zu verwerfen. Man glaubt, Hr. Dupin sey diesem Beispiel nicht gefolgt. Unter den Doctrinären ist, nach unserm Wissen, Hr. Piscatory der einzige, der eine schwarze Kugel gegeben hat. Die große Mehrzahl der Pariser Journale feiert die Verwerfung des Dotationsentwurfs als einen Sieg der öffentlichen Meinung und ein erfreuliches Ereigniß; nur die wenigen, der Regierung fast unbedingt ergebenen Blätter stimmen ernste Klagen an. „Wir machen uns keine Illusion – sagt das Journal des Débats – über die Bedeutung dieser Niederlage und wollen auch das Publicum darüber nicht täuschen. Die heutige Abstimmung wird einen langen und traurigen Wiederhall haben; der Schlag hat die Krone selbst getroffen. Ein radicales Journal, welches wenigstens das Verdienst der Freimüthigkeit hat, der National, sagte diesen Morgen sehr richtig: es handelt sich hier nicht um einige Thaler mehr oder weniger, sondern um ein Princip. Wenn wir übrigens auch das Publicum über den wirklichen Sinn der Kammerverhandlung täuschen, die Folgen mildern wollten, würde die Discussion, welche seit sechs Wochen in der Presse vor ganz Frankreich stattfand, uns dieß erlauben? 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Die Weigerung, über die Artikel zu sprechen und zu berathen, ja nur die Amendements anzuhören, da wo es sich um ein Verlangen im Namen des Königs für die Aussteuer eines seiner Söhne handelt, macht dieses Resultat noch folgenschwerer. Uebrigens haben zweihundert Deputirte gegen dieses Votum protestirt. Nach den Drohungen, zu deren Organ die radicale Presse sich gemacht hat, haben diese zweihundert Deputirten einen Beweis der Unabhängigkeit und des Muthes abgelegt. Mit zweihundert Deputirten, welche das Geschrei und die Injurien der revolutionären Presse nicht erschrecken, können wir noch denen, welche aus Schwäche und Furcht die Monarchie fallen lassen würden, wie jenen, welche sie offen zerstören wollen, die Stirne bieten.“ Wie die Oppositionsblätter über diese Niederlage der Regierung denken, davon wollen wir morgen einige Proben mittheilen. Einstweilen verweisen wir auf unsre unten folgenden Briefe. Das Siecle versichert, Hr. v. Champlatreux, Tochtermann des Hrn. v. Molé und Deputirter von Nièvre, der in diesem Augenblick in Italien reise, habe seine Entlassung von seiner Deputirtenstelle eingeschickt. Die französische Akademie hat am 20 Febr. Hrn. v. Molé an die Stelle des verewigten Erzbischofs von Paris mit 30 Stimmen zu ihrem Mitglied ernannt. Hr. Hugo hat Eine Stimme erhalten. Bei der Wahl zum Ersatz des Hrn. Michaud erhielt im ersten Scrutin Hr. Victor Hugo 15, Hr. Flourens 14 Stimmen; Hr. Berryer 1 Stimme. 2 Billets waren weiß geblieben; im zweiten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 15, Hr. Flourens 14 Stimmen; 2 Billets blieben weiß. Im dritten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 14, Hr. Flourens 15 Stimmen; 2 Billets blieben weiß; im vierten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 12, Hr. Flourens 17 Stimmen; 2 Billets blieben weiß. Hr. Flourens ward sonach zum Mitglied gewählt. Die Gerüchte von der Zurückberufung des Marschalls Valée erneuern sich mit mehr Bestimmtheit als je. Bemerkenswerth ist, daß alle Berichte aus Algier in den Pariser Journalen sowohl, als in den südfranzösischen Blättern einstimmig anklagend gegen den alten Marschall auftreten, ihm Zaudern und Schwäche einem wenig zahlreichen, aber keckgewordenen Feind gegenüber vorwerfen. Nicht ein Bewohner Algiers nimmt das „unbegreifliche“ System Valée's in Schutz. Der Toulonnais gibt Auszüge aus der Schrift des Capitäns vom Generalstabe Leblanc

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 57. Augsburg, 26. Februar 1840, S. 0451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_057_18400226/3>, abgerufen am 20.04.2024.