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Allgemeine Zeitung. Nr. 55. Augsburg, 24. Februar 1840.

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Die Missionen in der Südsee.

Die Wichtigkeit, welche Neuseeland in der neuesten Zeit erlangt hat, weckt die Aufmerksamkeit auf das Thun und Lassen der Missionen dort, und das Resultat ist der Art, daß ohne Zweifel die Regierung einschreiten wird, um den unerträglichen Mißbräuchen zu steuern, welche dort von einigen Missionsgesellschaften begangen worden sind und noch begangen werden. Im Jahr 1837 erklärte ein Katechist der anglikanischen Missionsgesellschaft (Church Missionary Society), Namens Flatt, einem Committee des Hauses der Lords, daß die Missionen dort Ländereien von solcher Ausdehnung angekauft hätten, daß ein Strich derselben 15 Meilen lang sey, andere Tausende von Morgen enthalten. Dieß war das Resultat einer höchst unklugen Erlaubniß, welche die Missionsgesellschaft im Jahre 1830 ihren Missionen gegeben hatte, für ihre Familien Land anzukaufen. Der Eindruck, den diese Erklärung machte, welche seitdem von vielen Augenzeugen bestätigt wurde, war so unvortheilhaft, daß die Einnahmen der Gesellschaft (welche nahe an 100,000 Pf. St. jährlich betrugen) von diesem Augenblick an abzunehmen anfingen, und die Direction verlangte von den Missionären Rechenschaft. Die Antworten derselben sind längst angekommen, aber nicht bekannt gemacht worden, allein es ist darüber ein Streit in der Gesellschaft selbst ausgebrochen, da der honettere Theil derselben verlangte, daß man den Missionären allen Besitz von Land, der sie nur von ihren geistlichen Pflichten abhalten könne, verbieten solle. Es sind darüber verschiedene Broschüren erschienen, und die Sache ist jetzt mit sehr häßlichen Details so bekannt und schreiend geworden, daß die Direction beschlossen hat, ein weltliches und ein geistliches Mitglied als Commissäre nach Neuseeland zu schicken, um über den Stand der Dinge zu berichten. Aber dieß ist ein weit aussehendes Mittel, und es ist weit wahrscheinlicher, daß die Regierung dem Capitän Hobson Befehl geben wird, die gesammten Landankäufe der Missionen für illegal zu erklären, und die Ländereien den ursprünglichen Besitzern zurückzugeben, aus dem Grunde, weil die Käufer ganze Districte angekauft haben, ohne den ursprünglichen Besitzern einen Theil derselben vorzubehalten, wodurch diese genöthigt worden sind, sich auf die umliegenden Stämme zu werfen; daraus sind Kriege entstanden, so daß nach einer allgemeinen Bemerkung die Bevölkerung in der Nähe der Missionen immer abnimmt. Die Missionäre erklären dieses Factum durch ein unergründliches Verhängniß von Gott, aber solche hypokritische Phrasen werden für dießmal wohl schwerlich durchdringen, denn dieser Skandal hat die Gesellschaft den Angriffen anderer Missionsgesellschaften ausgesetzt, namentlich denen der eigentlichen Bischöflichen (Propagation Society). Diese war längst auf sie eifersüchtig, indem sie trotz ihres Titels außer allem Verhältniß mit der anglicanischen Kirche steht und die Autorität der englischen Erzbischöfe nicht anerkennt. Die "Propagation Society" ergreift daher die Gelegenheit, sie wo möglich zu absorbiren, und das zunehmende Deficit in ihrer Einnahme, welches sich durch das große Skandal der Länderspeculationen natürlich schnell vermehren muß, wird sie auch wahrscheinlich zwingen, sich der älteren Gesellschaft zu unterwerfen. Sie ist übrigens keineswegs die einzige Missionsgesellschaft, welche sich auf diese Art verfehlt hat, und man wird nächstens ähnliche Anklagen von andern hören, da die Sache einmal zur Sprache gebracht ist, und die Missionäre können sicher seyn, daß ihnen trotz des Fanatismus, der sie bisher mit einem Heiligenschein umgab, auf die Finger gesehen werden wird; denn so bereitwillig auch die fromme Bevölkerung von England ihr Geld zu Missionszwecken gibt, so ist es doch nicht so gemeint, daß diese Summen zum Ankauf von Provinzen für die Kinder der Missionäre dienen sollen.

Auf der andern Seite hat der Staat ein großes Interesse, die Missionen in Schranken zu halten, denn der Einfluß von England in einem großen Theile der Südsee hängt von dem der Missionsanstalten ab; wenn sich aber diese den Eingebornen verhaßt machen, so sind die französischen katholischen Missionäre ganz bereit, die Erbschaft dieses Einflusses an sich zu ziehen. Als die katholischen Missionen zuerst vor einigen Jahren in der Südsee erschienen, bedienten sich die protestantischen Missionen ihres politischen Einflusses, sie nach Californien deportiren zu lassen. Allein die Missionen in Paris, deren Hülfsmittel schnell zunahmen, verloren den Muth nicht: sie theilten die Südsee in zwei Generalvicariate, etablirten sich auf den Fidschi-Inseln, in dem Gambier Archipelagus, auf den Marquesas, und erhielten von der französischen Regierung, daß sie durch ihre Kriegsschiffe im Südmeere aus Otaheiti, den Sandwichinseln und überall, wo sie mit Gewalt vertrieben worden waren, wieder eingesetzt wurden, was von Seite der französischen Capitäne mit vieler Brutalität geschehen ist, wie man aus den Zeitungen und den officiellen Berichten im Moniteur gesehen hat. Diese Rivalität der Missionen verschiedener Kirchen ist ein großes Unglück für die Südseeinseln, und an sich hatten die Otaheiter und Sandwichinsulaner vollkommen Recht, daß sie keine andern Missionen, als die, welche sie einmal angenommen hatten, hereinlassen wollten, denn es prophezeite ihnen nichts als einen bürgerlichen Krieg. Allein ohne einen Krieg zwischen England und Frankreich ist es nun einmal nicht zu ändern, und das Interesse von England ist, seine Missionen so zu reguliren, daß sie den Eingriffen der katholischen widerstehen können. Dieß ist nicht so leicht, theils weil barbarische Völker durch die Ceremonien der katholischen Kirche angezogen werden, theils weil der finstere Geist der Sectirer, welche sich der englischen Missionen bemächtigt haben, ihrer Religion und ihrem politischen Einfluß einen Charakter gegeben hat, welcher sie nicht beliebt gemacht haben kann, und endlich weil es unendlich schwerer ist, verheurathete Missionäre zu regieren, als katholische Priester. Man hat es gesehen, zu welchen Mißbräuchen der an sich natürliche Wunsch der Missionäre, für ihre Familien zu sorgen, geführt hat, während der katholische Priester für nichts als seine Kirche zu sorgen hat. Die schottischen Baptisten haben bei ihrem Etablissement in Serampur die Erfahrung gemacht, wie schwer es ist, Missionen mit Familien in Abhängigkeit von der Stammgesellschaft zu halten, und in Neuseeland wird es die anglicanische Gesellschaft eben so schwer finden, während der französischen Propaganda nichts so leicht wäre, als Etienne, apostolischen Vicar für Ostoceanien, oder Pompallier, den Bischof von Westoceanien, nach China oder an den Missouri, oder wohin es ihr beliebte, zu versetzen, wenn sie sich erlaubten, gegen ihre Instructionen zu handeln. Dazu kommt, daß die katholischen Missionäre einen Ehrgeiz, die Krone des Märtyrerthums zu erringen, besitzen, von dem die verheuratheten Missionäre der protestantischen Kirchen ziemlich frei sind, die aber in Missionsangelegenheiten ein großes Element des Erfolgs ist.

Die Missionen in der Südsee.

Die Wichtigkeit, welche Neuseeland in der neuesten Zeit erlangt hat, weckt die Aufmerksamkeit auf das Thun und Lassen der Missionen dort, und das Resultat ist der Art, daß ohne Zweifel die Regierung einschreiten wird, um den unerträglichen Mißbräuchen zu steuern, welche dort von einigen Missionsgesellschaften begangen worden sind und noch begangen werden. Im Jahr 1837 erklärte ein Katechist der anglikanischen Missionsgesellschaft (Church Missionary Society), Namens Flatt, einem Committee des Hauses der Lords, daß die Missionen dort Ländereien von solcher Ausdehnung angekauft hätten, daß ein Strich derselben 15 Meilen lang sey, andere Tausende von Morgen enthalten. Dieß war das Resultat einer höchst unklugen Erlaubniß, welche die Missionsgesellschaft im Jahre 1830 ihren Missionen gegeben hatte, für ihre Familien Land anzukaufen. Der Eindruck, den diese Erklärung machte, welche seitdem von vielen Augenzeugen bestätigt wurde, war so unvortheilhaft, daß die Einnahmen der Gesellschaft (welche nahe an 100,000 Pf. St. jährlich betrugen) von diesem Augenblick an abzunehmen anfingen, und die Direction verlangte von den Missionären Rechenschaft. Die Antworten derselben sind längst angekommen, aber nicht bekannt gemacht worden, allein es ist darüber ein Streit in der Gesellschaft selbst ausgebrochen, da der honettere Theil derselben verlangte, daß man den Missionären allen Besitz von Land, der sie nur von ihren geistlichen Pflichten abhalten könne, verbieten solle. Es sind darüber verschiedene Broschüren erschienen, und die Sache ist jetzt mit sehr häßlichen Details so bekannt und schreiend geworden, daß die Direction beschlossen hat, ein weltliches und ein geistliches Mitglied als Commissäre nach Neuseeland zu schicken, um über den Stand der Dinge zu berichten. Aber dieß ist ein weit aussehendes Mittel, und es ist weit wahrscheinlicher, daß die Regierung dem Capitän Hobson Befehl geben wird, die gesammten Landankäufe der Missionen für illegal zu erklären, und die Ländereien den ursprünglichen Besitzern zurückzugeben, aus dem Grunde, weil die Käufer ganze Districte angekauft haben, ohne den ursprünglichen Besitzern einen Theil derselben vorzubehalten, wodurch diese genöthigt worden sind, sich auf die umliegenden Stämme zu werfen; daraus sind Kriege entstanden, so daß nach einer allgemeinen Bemerkung die Bevölkerung in der Nähe der Missionen immer abnimmt. Die Missionäre erklären dieses Factum durch ein unergründliches Verhängniß von Gott, aber solche hypokritische Phrasen werden für dießmal wohl schwerlich durchdringen, denn dieser Skandal hat die Gesellschaft den Angriffen anderer Missionsgesellschaften ausgesetzt, namentlich denen der eigentlichen Bischöflichen (Propagation Society). Diese war längst auf sie eifersüchtig, indem sie trotz ihres Titels außer allem Verhältniß mit der anglicanischen Kirche steht und die Autorität der englischen Erzbischöfe nicht anerkennt. Die „Propagation Society“ ergreift daher die Gelegenheit, sie wo möglich zu absorbiren, und das zunehmende Deficit in ihrer Einnahme, welches sich durch das große Skandal der Länderspeculationen natürlich schnell vermehren muß, wird sie auch wahrscheinlich zwingen, sich der älteren Gesellschaft zu unterwerfen. Sie ist übrigens keineswegs die einzige Missionsgesellschaft, welche sich auf diese Art verfehlt hat, und man wird nächstens ähnliche Anklagen von andern hören, da die Sache einmal zur Sprache gebracht ist, und die Missionäre können sicher seyn, daß ihnen trotz des Fanatismus, der sie bisher mit einem Heiligenschein umgab, auf die Finger gesehen werden wird; denn so bereitwillig auch die fromme Bevölkerung von England ihr Geld zu Missionszwecken gibt, so ist es doch nicht so gemeint, daß diese Summen zum Ankauf von Provinzen für die Kinder der Missionäre dienen sollen.

Auf der andern Seite hat der Staat ein großes Interesse, die Missionen in Schranken zu halten, denn der Einfluß von England in einem großen Theile der Südsee hängt von dem der Missionsanstalten ab; wenn sich aber diese den Eingebornen verhaßt machen, so sind die französischen katholischen Missionäre ganz bereit, die Erbschaft dieses Einflusses an sich zu ziehen. Als die katholischen Missionen zuerst vor einigen Jahren in der Südsee erschienen, bedienten sich die protestantischen Missionen ihres politischen Einflusses, sie nach Californien deportiren zu lassen. Allein die Missionen in Paris, deren Hülfsmittel schnell zunahmen, verloren den Muth nicht: sie theilten die Südsee in zwei Generalvicariate, etablirten sich auf den Fidschi-Inseln, in dem Gambier Archipelagus, auf den Marquesas, und erhielten von der französischen Regierung, daß sie durch ihre Kriegsschiffe im Südmeere aus Otaheiti, den Sandwichinseln und überall, wo sie mit Gewalt vertrieben worden waren, wieder eingesetzt wurden, was von Seite der französischen Capitäne mit vieler Brutalität geschehen ist, wie man aus den Zeitungen und den officiellen Berichten im Moniteur gesehen hat. Diese Rivalität der Missionen verschiedener Kirchen ist ein großes Unglück für die Südseeinseln, und an sich hatten die Otaheiter und Sandwichinsulaner vollkommen Recht, daß sie keine andern Missionen, als die, welche sie einmal angenommen hatten, hereinlassen wollten, denn es prophezeite ihnen nichts als einen bürgerlichen Krieg. Allein ohne einen Krieg zwischen England und Frankreich ist es nun einmal nicht zu ändern, und das Interesse von England ist, seine Missionen so zu reguliren, daß sie den Eingriffen der katholischen widerstehen können. Dieß ist nicht so leicht, theils weil barbarische Völker durch die Ceremonien der katholischen Kirche angezogen werden, theils weil der finstere Geist der Sectirer, welche sich der englischen Missionen bemächtigt haben, ihrer Religion und ihrem politischen Einfluß einen Charakter gegeben hat, welcher sie nicht beliebt gemacht haben kann, und endlich weil es unendlich schwerer ist, verheurathete Missionäre zu regieren, als katholische Priester. Man hat es gesehen, zu welchen Mißbräuchen der an sich natürliche Wunsch der Missionäre, für ihre Familien zu sorgen, geführt hat, während der katholische Priester für nichts als seine Kirche zu sorgen hat. Die schottischen Baptisten haben bei ihrem Etablissement in Serampur die Erfahrung gemacht, wie schwer es ist, Missionen mit Familien in Abhängigkeit von der Stammgesellschaft zu halten, und in Neuseeland wird es die anglicanische Gesellschaft eben so schwer finden, während der französischen Propaganda nichts so leicht wäre, als Etienne, apostolischen Vicar für Ostoceanien, oder Pompallier, den Bischof von Westoceanien, nach China oder an den Missouri, oder wohin es ihr beliebte, zu versetzen, wenn sie sich erlaubten, gegen ihre Instructionen zu handeln. Dazu kommt, daß die katholischen Missionäre einen Ehrgeiz, die Krone des Märtyrerthums zu erringen, besitzen, von dem die verheuratheten Missionäre der protestantischen Kirchen ziemlich frei sind, die aber in Missionsangelegenheiten ein großes Element des Erfolgs ist.

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[0433/0009] Die Missionen in der Südsee. _ London, 15 Febr. Die Wichtigkeit, welche Neuseeland in der neuesten Zeit erlangt hat, weckt die Aufmerksamkeit auf das Thun und Lassen der Missionen dort, und das Resultat ist der Art, daß ohne Zweifel die Regierung einschreiten wird, um den unerträglichen Mißbräuchen zu steuern, welche dort von einigen Missionsgesellschaften begangen worden sind und noch begangen werden. Im Jahr 1837 erklärte ein Katechist der anglikanischen Missionsgesellschaft (Church Missionary Society), Namens Flatt, einem Committee des Hauses der Lords, daß die Missionen dort Ländereien von solcher Ausdehnung angekauft hätten, daß ein Strich derselben 15 Meilen lang sey, andere Tausende von Morgen enthalten. Dieß war das Resultat einer höchst unklugen Erlaubniß, welche die Missionsgesellschaft im Jahre 1830 ihren Missionen gegeben hatte, für ihre Familien Land anzukaufen. Der Eindruck, den diese Erklärung machte, welche seitdem von vielen Augenzeugen bestätigt wurde, war so unvortheilhaft, daß die Einnahmen der Gesellschaft (welche nahe an 100,000 Pf. St. jährlich betrugen) von diesem Augenblick an abzunehmen anfingen, und die Direction verlangte von den Missionären Rechenschaft. Die Antworten derselben sind längst angekommen, aber nicht bekannt gemacht worden, allein es ist darüber ein Streit in der Gesellschaft selbst ausgebrochen, da der honettere Theil derselben verlangte, daß man den Missionären allen Besitz von Land, der sie nur von ihren geistlichen Pflichten abhalten könne, verbieten solle. Es sind darüber verschiedene Broschüren erschienen, und die Sache ist jetzt mit sehr häßlichen Details so bekannt und schreiend geworden, daß die Direction beschlossen hat, ein weltliches und ein geistliches Mitglied als Commissäre nach Neuseeland zu schicken, um über den Stand der Dinge zu berichten. Aber dieß ist ein weit aussehendes Mittel, und es ist weit wahrscheinlicher, daß die Regierung dem Capitän Hobson Befehl geben wird, die gesammten Landankäufe der Missionen für illegal zu erklären, und die Ländereien den ursprünglichen Besitzern zurückzugeben, aus dem Grunde, weil die Käufer ganze Districte angekauft haben, ohne den ursprünglichen Besitzern einen Theil derselben vorzubehalten, wodurch diese genöthigt worden sind, sich auf die umliegenden Stämme zu werfen; daraus sind Kriege entstanden, so daß nach einer allgemeinen Bemerkung die Bevölkerung in der Nähe der Missionen immer abnimmt. Die Missionäre erklären dieses Factum durch ein unergründliches Verhängniß von Gott, aber solche hypokritische Phrasen werden für dießmal wohl schwerlich durchdringen, denn dieser Skandal hat die Gesellschaft den Angriffen anderer Missionsgesellschaften ausgesetzt, namentlich denen der eigentlichen Bischöflichen (Propagation Society). Diese war längst auf sie eifersüchtig, indem sie trotz ihres Titels außer allem Verhältniß mit der anglicanischen Kirche steht und die Autorität der englischen Erzbischöfe nicht anerkennt. Die „Propagation Society“ ergreift daher die Gelegenheit, sie wo möglich zu absorbiren, und das zunehmende Deficit in ihrer Einnahme, welches sich durch das große Skandal der Länderspeculationen natürlich schnell vermehren muß, wird sie auch wahrscheinlich zwingen, sich der älteren Gesellschaft zu unterwerfen. Sie ist übrigens keineswegs die einzige Missionsgesellschaft, welche sich auf diese Art verfehlt hat, und man wird nächstens ähnliche Anklagen von andern hören, da die Sache einmal zur Sprache gebracht ist, und die Missionäre können sicher seyn, daß ihnen trotz des Fanatismus, der sie bisher mit einem Heiligenschein umgab, auf die Finger gesehen werden wird; denn so bereitwillig auch die fromme Bevölkerung von England ihr Geld zu Missionszwecken gibt, so ist es doch nicht so gemeint, daß diese Summen zum Ankauf von Provinzen für die Kinder der Missionäre dienen sollen. Auf der andern Seite hat der Staat ein großes Interesse, die Missionen in Schranken zu halten, denn der Einfluß von England in einem großen Theile der Südsee hängt von dem der Missionsanstalten ab; wenn sich aber diese den Eingebornen verhaßt machen, so sind die französischen katholischen Missionäre ganz bereit, die Erbschaft dieses Einflusses an sich zu ziehen. Als die katholischen Missionen zuerst vor einigen Jahren in der Südsee erschienen, bedienten sich die protestantischen Missionen ihres politischen Einflusses, sie nach Californien deportiren zu lassen. Allein die Missionen in Paris, deren Hülfsmittel schnell zunahmen, verloren den Muth nicht: sie theilten die Südsee in zwei Generalvicariate, etablirten sich auf den Fidschi-Inseln, in dem Gambier Archipelagus, auf den Marquesas, und erhielten von der französischen Regierung, daß sie durch ihre Kriegsschiffe im Südmeere aus Otaheiti, den Sandwichinseln und überall, wo sie mit Gewalt vertrieben worden waren, wieder eingesetzt wurden, was von Seite der französischen Capitäne mit vieler Brutalität geschehen ist, wie man aus den Zeitungen und den officiellen Berichten im Moniteur gesehen hat. Diese Rivalität der Missionen verschiedener Kirchen ist ein großes Unglück für die Südseeinseln, und an sich hatten die Otaheiter und Sandwichinsulaner vollkommen Recht, daß sie keine andern Missionen, als die, welche sie einmal angenommen hatten, hereinlassen wollten, denn es prophezeite ihnen nichts als einen bürgerlichen Krieg. Allein ohne einen Krieg zwischen England und Frankreich ist es nun einmal nicht zu ändern, und das Interesse von England ist, seine Missionen so zu reguliren, daß sie den Eingriffen der katholischen widerstehen können. Dieß ist nicht so leicht, theils weil barbarische Völker durch die Ceremonien der katholischen Kirche angezogen werden, theils weil der finstere Geist der Sectirer, welche sich der englischen Missionen bemächtigt haben, ihrer Religion und ihrem politischen Einfluß einen Charakter gegeben hat, welcher sie nicht beliebt gemacht haben kann, und endlich weil es unendlich schwerer ist, verheurathete Missionäre zu regieren, als katholische Priester. Man hat es gesehen, zu welchen Mißbräuchen der an sich natürliche Wunsch der Missionäre, für ihre Familien zu sorgen, geführt hat, während der katholische Priester für nichts als seine Kirche zu sorgen hat. Die schottischen Baptisten haben bei ihrem Etablissement in Serampur die Erfahrung gemacht, wie schwer es ist, Missionen mit Familien in Abhängigkeit von der Stammgesellschaft zu halten, und in Neuseeland wird es die anglicanische Gesellschaft eben so schwer finden, während der französischen Propaganda nichts so leicht wäre, als Etienne, apostolischen Vicar für Ostoceanien, oder Pompallier, den Bischof von Westoceanien, nach China oder an den Missouri, oder wohin es ihr beliebte, zu versetzen, wenn sie sich erlaubten, gegen ihre Instructionen zu handeln. Dazu kommt, daß die katholischen Missionäre einen Ehrgeiz, die Krone des Märtyrerthums zu erringen, besitzen, von dem die verheuratheten Missionäre der protestantischen Kirchen ziemlich frei sind, die aber in Missionsangelegenheiten ein großes Element des Erfolgs ist.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 55. Augsburg, 24. Februar 1840, S. 0433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_055_18400224/9>, abgerufen am 24.11.2024.