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Allgemeine Zeitung. Nr. 54. Augsburg, 23. Februar 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 54.
23 Februar 1840.

Südamerika.

Die einzige Nachricht, die ich Ihnen melden kann, ist, daß der Congreß von Bolivia ein Decret angenommen hat, das den General Santacruz von allem Tadel seiner früheren Verwaltung freispricht. Dieß scheint nur die Einleitung zu seiner Rückberufung zu seyn, welche erfolgt seyn dürfte, ehe Sie diesen Brief erhalten, da, wie man sagt, ein peruanisches Heer an der Gränze steht und die peruanische Regierung 2 1/2 Millionen Dollars von Bolivia als Ersatz für die Kosten des Kriegs verlangt, durch welchen das Land von dem Tyrannen Santacruz befreit worden sey. - Der Rest des chilenischen Heers ist noch nicht eingetroffen.

* Nach andern Berichten aus jenen Gegenden besteht in Peru eine sehr gewichtige Partei, welche den Plan durchsetzen will, mit Bolivien in Krieg zu kommen in der Absicht, diesem Staate seine reichste Provinz, La Paz, welche bekanntlich bedeutende Gold-, Silber- und Kupferminen besitzt, und nebst noch andern werthvollen Producten namentlich die beste Fieberrinde hervorbringt, abzunehmen und von Bolivien zu trennen. Der Kampf um den eigenen Herd dürfte aber sehr hartnäckig werden. Die Bolivier machen bereits Anstalten zum äußersten Widerstand. - Man schreibt ferner, daß eine europäische Handlungsgesellschaft der Regierung von Bolivia den Antrag gemacht habe, ihr 50,000 harte Piaster zu bezahlen, wenn sie dagegen gestatten wolle, daß jene Gesellschaft 2000 Suronen Fieberrinde aus dem Innern der Wälder auf ihre Kosten schalen und exportiren dürfe, welchen Antrag aber die Regierung entschieden abgewiesen habe.

Spanien.

Auf dem Kriegsschauplatze wird es bald lebhafter als bisher werden. Die Christinische Armee nimmt eine ausgedehnte Linie vom Mas de las Matas bis El Povo und Monteagudo (welcher letztere Ort befestigt wird) ein, aber im Centrum befindet sich eine Lücke von acht Meilen, welche durch die Carlistische Besatzung von Aliaga verursacht wird, und hinter dieser ist noch die Besatzung von Segura. Die Belagerung dieser beiden Plätze wird also die erste Operation seyn. Während dem legen die Carlisten ein neues Fort in Alcala de la Selva an, auch scheinen sie den Krieg mit Nachdruck in der Alcarria verfolgen zu wollen. Sie haben zu diesem Ende zwischen Beteta und Cannete eine Colonne von 4000 Mann Infanterie und einigen hundert Pferden vereinigt, und der General O'Donnell hat sich in der Nothwendigkeit gesehen, ihnen die Brigade Hoyos nachzusenden. Die Christinischen Truppen in jener Gegend sind die Colonnen Rodriguez und Quinnones, jede etwa 8 bis 900 Mann stark, welche beide mit einigem Verlust sich nach Guadalaxara und Aundon zurückziehen mußten, dann die Colonne von Cuenca, etwa 2000 Mann und 300 Pferde stark, welche seit Monaten unthätig ist; die Regierung hat sogar einen Theil dieser Truppen nach Ocanna berufen unter dem Vorwand in Verbindung mit den aus der Mancha gezogenen eine Reserve zu bilden, welche die Belagerung von Cannete und Beteta unternehmen soll. Andere meinen, die Absicht sey bloß mehr Truppen in die Nähe von Madrid zu ziehen, damit die Eröffnung der Cortes ohne Besorgniß eines Aufstandes stattfinden könne. Das eine und das andere kann wahr seyn, denn die Operationen würden ja doch vor einem Monate nicht beginnen. In Valencia hat O'Donnell eine Recognoscirung gegen die befestigten Ortschaften Alpuente und el Collado de Alpuente unternehmen lassen; zugleich verschanzt er Tuejar als Basis seiner künftigen Operationen. Noch immer spricht man von der Krankheit Cabrera's, obgleich in den Carlistischen Ortschaften ein Tedeum wegen seiner Besserung gesungen worden ist. Dieß soll nur eine List und er noch immer gefährlich krank in Herves seyn. In Catalonien wollte Burjo mit 3000 Mann und 100 Pferden das Ampurdan ausplündern, da ihnen auch dort die Ressourcen in der Gebirgsgegend zu mangeln anfangen; sie wurden aber von den Christinos unter Carbo und Salcedo in den Gebirgen von Vidra am Flusse Ter angegriffen und zerstreut. Der Ros de Eroles und die Cavallerie von Balmaseda halten sich im westlichen Theile von Catalonien, und plündern, so oft sie können, die Conca de Tremp, einen Theil der Cerdanna u. s. w. aus. - Segarra ist, wie man schreibt, gefährlich krank.

Die Nachrichten über Cabrera lauten fortwährend gleich widersprechend. Der Phare des Pyrenees schreibt aus Mas-de-las-Matas, dem Hauptquartier Espartero's vom 10: "Cabrera, von dem man bald den Tod, bald die Wiederauferstehung meldete, soll jetzt, wenn man den hier circulirenden Gerüchten glauben darf, wirklich gestorben seyn. Eine Art Meuterei brach unter den Carlistischen Bataillonen in Morella

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 54.
23 Februar 1840.

Südamerika.

Die einzige Nachricht, die ich Ihnen melden kann, ist, daß der Congreß von Bolivia ein Decret angenommen hat, das den General Santacruz von allem Tadel seiner früheren Verwaltung freispricht. Dieß scheint nur die Einleitung zu seiner Rückberufung zu seyn, welche erfolgt seyn dürfte, ehe Sie diesen Brief erhalten, da, wie man sagt, ein peruanisches Heer an der Gränze steht und die peruanische Regierung 2 1/2 Millionen Dollars von Bolivia als Ersatz für die Kosten des Kriegs verlangt, durch welchen das Land von dem Tyrannen Santacruz befreit worden sey. – Der Rest des chilenischen Heers ist noch nicht eingetroffen.

* Nach andern Berichten aus jenen Gegenden besteht in Peru eine sehr gewichtige Partei, welche den Plan durchsetzen will, mit Bolivien in Krieg zu kommen in der Absicht, diesem Staate seine reichste Provinz, La Paz, welche bekanntlich bedeutende Gold-, Silber- und Kupferminen besitzt, und nebst noch andern werthvollen Producten namentlich die beste Fieberrinde hervorbringt, abzunehmen und von Bolivien zu trennen. Der Kampf um den eigenen Herd dürfte aber sehr hartnäckig werden. Die Bolivier machen bereits Anstalten zum äußersten Widerstand. – Man schreibt ferner, daß eine europäische Handlungsgesellschaft der Regierung von Bolivia den Antrag gemacht habe, ihr 50,000 harte Piaster zu bezahlen, wenn sie dagegen gestatten wolle, daß jene Gesellschaft 2000 Suronen Fieberrinde aus dem Innern der Wälder auf ihre Kosten schalen und exportiren dürfe, welchen Antrag aber die Regierung entschieden abgewiesen habe.

Spanien.

Auf dem Kriegsschauplatze wird es bald lebhafter als bisher werden. Die Christinische Armee nimmt eine ausgedehnte Linie vom Mas de las Matas bis El Povo und Monteagudo (welcher letztere Ort befestigt wird) ein, aber im Centrum befindet sich eine Lücke von acht Meilen, welche durch die Carlistische Besatzung von Aliaga verursacht wird, und hinter dieser ist noch die Besatzung von Segura. Die Belagerung dieser beiden Plätze wird also die erste Operation seyn. Während dem legen die Carlisten ein neues Fort in Alcala de la Selva an, auch scheinen sie den Krieg mit Nachdruck in der Alcarria verfolgen zu wollen. Sie haben zu diesem Ende zwischen Beteta und Cañete eine Colonne von 4000 Mann Infanterie und einigen hundert Pferden vereinigt, und der General O'Donnell hat sich in der Nothwendigkeit gesehen, ihnen die Brigade Hoyos nachzusenden. Die Christinischen Truppen in jener Gegend sind die Colonnen Rodriguez und Quiñones, jede etwa 8 bis 900 Mann stark, welche beide mit einigem Verlust sich nach Guadalaxara und Auñon zurückziehen mußten, dann die Colonne von Cuenca, etwa 2000 Mann und 300 Pferde stark, welche seit Monaten unthätig ist; die Regierung hat sogar einen Theil dieser Truppen nach Ocaña berufen unter dem Vorwand in Verbindung mit den aus der Mancha gezogenen eine Reserve zu bilden, welche die Belagerung von Cañete und Beteta unternehmen soll. Andere meinen, die Absicht sey bloß mehr Truppen in die Nähe von Madrid zu ziehen, damit die Eröffnung der Cortes ohne Besorgniß eines Aufstandes stattfinden könne. Das eine und das andere kann wahr seyn, denn die Operationen würden ja doch vor einem Monate nicht beginnen. In Valencia hat O'Donnell eine Recognoscirung gegen die befestigten Ortschaften Alpuente und el Collado de Alpuente unternehmen lassen; zugleich verschanzt er Tuejar als Basis seiner künftigen Operationen. Noch immer spricht man von der Krankheit Cabrera's, obgleich in den Carlistischen Ortschaften ein Tedeum wegen seiner Besserung gesungen worden ist. Dieß soll nur eine List und er noch immer gefährlich krank in Herves seyn. In Catalonien wollte Burjo mit 3000 Mann und 100 Pferden das Ampurdan ausplündern, da ihnen auch dort die Ressourcen in der Gebirgsgegend zu mangeln anfangen; sie wurden aber von den Christinos unter Carbò und Salcedo in den Gebirgen von Vidrá am Flusse Ter angegriffen und zerstreut. Der Ros de Eroles und die Cavallerie von Balmaseda halten sich im westlichen Theile von Catalonien, und plündern, so oft sie können, die Conca de Tremp, einen Theil der Cerdaña u. s. w. aus. – Segarra ist, wie man schreibt, gefährlich krank.

Die Nachrichten über Cabrera lauten fortwährend gleich widersprechend. Der Phare des Pyrenées schreibt aus Mas-de-las-Matas, dem Hauptquartier Espartero's vom 10: „Cabrera, von dem man bald den Tod, bald die Wiederauferstehung meldete, soll jetzt, wenn man den hier circulirenden Gerüchten glauben darf, wirklich gestorben seyn. Eine Art Meuterei brach unter den Carlistischen Bataillonen in Morella

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[0425/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Sonntag Nr. 54. 23 Februar 1840. Südamerika. _ Valparaiso, 6 Nov. Die einzige Nachricht, die ich Ihnen melden kann, ist, daß der Congreß von Bolivia ein Decret angenommen hat, das den General Santacruz von allem Tadel seiner früheren Verwaltung freispricht. Dieß scheint nur die Einleitung zu seiner Rückberufung zu seyn, welche erfolgt seyn dürfte, ehe Sie diesen Brief erhalten, da, wie man sagt, ein peruanisches Heer an der Gränze steht und die peruanische Regierung 2 1/2 Millionen Dollars von Bolivia als Ersatz für die Kosten des Kriegs verlangt, durch welchen das Land von dem Tyrannen Santacruz befreit worden sey. – Der Rest des chilenischen Heers ist noch nicht eingetroffen. * Nach andern Berichten aus jenen Gegenden besteht in Peru eine sehr gewichtige Partei, welche den Plan durchsetzen will, mit Bolivien in Krieg zu kommen in der Absicht, diesem Staate seine reichste Provinz, La Paz, welche bekanntlich bedeutende Gold-, Silber- und Kupferminen besitzt, und nebst noch andern werthvollen Producten namentlich die beste Fieberrinde hervorbringt, abzunehmen und von Bolivien zu trennen. Der Kampf um den eigenen Herd dürfte aber sehr hartnäckig werden. Die Bolivier machen bereits Anstalten zum äußersten Widerstand. – Man schreibt ferner, daß eine europäische Handlungsgesellschaft der Regierung von Bolivia den Antrag gemacht habe, ihr 50,000 harte Piaster zu bezahlen, wenn sie dagegen gestatten wolle, daß jene Gesellschaft 2000 Suronen Fieberrinde aus dem Innern der Wälder auf ihre Kosten schalen und exportiren dürfe, welchen Antrag aber die Regierung entschieden abgewiesen habe. Spanien. _ Madrid, 8 Febr. Auf dem Kriegsschauplatze wird es bald lebhafter als bisher werden. Die Christinische Armee nimmt eine ausgedehnte Linie vom Mas de las Matas bis El Povo und Monteagudo (welcher letztere Ort befestigt wird) ein, aber im Centrum befindet sich eine Lücke von acht Meilen, welche durch die Carlistische Besatzung von Aliaga verursacht wird, und hinter dieser ist noch die Besatzung von Segura. Die Belagerung dieser beiden Plätze wird also die erste Operation seyn. Während dem legen die Carlisten ein neues Fort in Alcala de la Selva an, auch scheinen sie den Krieg mit Nachdruck in der Alcarria verfolgen zu wollen. Sie haben zu diesem Ende zwischen Beteta und Cañete eine Colonne von 4000 Mann Infanterie und einigen hundert Pferden vereinigt, und der General O'Donnell hat sich in der Nothwendigkeit gesehen, ihnen die Brigade Hoyos nachzusenden. Die Christinischen Truppen in jener Gegend sind die Colonnen Rodriguez und Quiñones, jede etwa 8 bis 900 Mann stark, welche beide mit einigem Verlust sich nach Guadalaxara und Auñon zurückziehen mußten, dann die Colonne von Cuenca, etwa 2000 Mann und 300 Pferde stark, welche seit Monaten unthätig ist; die Regierung hat sogar einen Theil dieser Truppen nach Ocaña berufen unter dem Vorwand in Verbindung mit den aus der Mancha gezogenen eine Reserve zu bilden, welche die Belagerung von Cañete und Beteta unternehmen soll. Andere meinen, die Absicht sey bloß mehr Truppen in die Nähe von Madrid zu ziehen, damit die Eröffnung der Cortes ohne Besorgniß eines Aufstandes stattfinden könne. Das eine und das andere kann wahr seyn, denn die Operationen würden ja doch vor einem Monate nicht beginnen. In Valencia hat O'Donnell eine Recognoscirung gegen die befestigten Ortschaften Alpuente und el Collado de Alpuente unternehmen lassen; zugleich verschanzt er Tuejar als Basis seiner künftigen Operationen. Noch immer spricht man von der Krankheit Cabrera's, obgleich in den Carlistischen Ortschaften ein Tedeum wegen seiner Besserung gesungen worden ist. Dieß soll nur eine List und er noch immer gefährlich krank in Herves seyn. In Catalonien wollte Burjo mit 3000 Mann und 100 Pferden das Ampurdan ausplündern, da ihnen auch dort die Ressourcen in der Gebirgsgegend zu mangeln anfangen; sie wurden aber von den Christinos unter Carbò und Salcedo in den Gebirgen von Vidrá am Flusse Ter angegriffen und zerstreut. Der Ros de Eroles und die Cavallerie von Balmaseda halten sich im westlichen Theile von Catalonien, und plündern, so oft sie können, die Conca de Tremp, einen Theil der Cerdaña u. s. w. aus. – Segarra ist, wie man schreibt, gefährlich krank. Die Nachrichten über Cabrera lauten fortwährend gleich widersprechend. Der Phare des Pyrenées schreibt aus Mas-de-las-Matas, dem Hauptquartier Espartero's vom 10: „Cabrera, von dem man bald den Tod, bald die Wiederauferstehung meldete, soll jetzt, wenn man den hier circulirenden Gerüchten glauben darf, wirklich gestorben seyn. Eine Art Meuterei brach unter den Carlistischen Bataillonen in Morella

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 54. Augsburg, 23. Februar 1840, S. 0425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_054_18400223/1>, abgerufen am 19.04.2024.