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Allgemeine Zeitung. Nr. 52. Augsburg, 21. Februar 1840.

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bei dem ursprünglichen Entwurf der Eisenbahnen in Belgien vorwaltete - eines Gedankens, der, zugleich politischer und commercieller Natur, zwischen dem Meer und dem Rhein einen directen und wohlfeilen Verbindungsweg zu eröffnen sucht - einen Weg, der gegen alle Hemmnisse, welche die Verbindung mit der Schelde und den Binnengewässern Hollands unterbrechen können, gesichert ist.

Eine Uebersicht der Bewegung unserer Eisenbahn wird Ihre Leser interessiren. Vom 5 Mai 1835 bis 31 December 1839, also innerhalb eines Zeitraums von 4 1/2 Jahren, wurden 6,868,057 Reisende transportirt. Die Totaleinnahme betrug 9,858,771 Fr. Die Bewegung in den verschiedenen Jahren war folgende:

[Tabelle]
Brüssel lieferte hiezu den fünften Theil der Reisenden und das Viertheil der Einnahme. Eine solche Bewegung von 7 Millionen Reisenden innerhalb 4 1/2 Jahren setzt den Vortheil des Unternehmens außer Zweifel. Wie wird das Resultat erst ausfallen, wenn die Eisenbahn ganz vollendet, wenn die Schelde und das Meer mit dem deutschen Rhein verbunden sind und zwei Eisenbahnen zur französischen Gränze führen werden? Man schätzt die Ausgaben Belgiens für die Eisenbahnen auf 110 Millionen Franken, wovon 60 Mill. bereits verwendet sind.

Im Laufe dieser Woche sind unsere Eisenbahnactien, sowohl die der Berlin-Sächsischen als die der Berlin-Potsdamer Bahn, auffallend, um 6 bis 7 Procent, gestiegen. Die erstern steht jetzt Pari, die andere 112 1/2. Ein besonderes Ereigniß hat dieß nicht veranlaßt, sondern es ist wohl mehr die Folge eines im Allgemeinen zu diesen Unternehmungen zurückkehrenden Vertrauens, das sich, was die Potsdamer Bahn anlangt, auf den günstigen, Ihnen bereits mitgetheilten Jahresabschluß, was die Berlin-Sächsische betrifft, auf die Reihe vortheilhafter Entscheidungen und die regelmäßigen sichern Fortschritte stützt, die in letzter Zeit in Betreff dieses Unternehmens kund geworden sind, und nun erst anfangen, sich im Publicum auszubreiten. Auch kann man nicht läugnen, daß die Behörden jetzt den Eisenbahnunternehmungen ungleich theilnehmender und thätiger entgegenkommen. Alle Antworten und Entscheidungen sind in letzter Zeit so rasch, als es der Geschäftsgang nur irgend gestattete, erfolgt, und meist nur im wohlwollendsten Sinne. So wendet die Neigung ihre Begünstigung jetzt auch den andern beabsichtigten Unternehmungen dieser Art zu, von denen einige sich sehr lebhaft zu regen anfangen. Dahin gehört die Bahn von hier nach Frankfurt an der Oder (mit der entfernten Aussicht auf die Verlängerung nach Breslau und den Anschluß an die österreichischen Bahnlinien), die beim Finanzministerium sehr günstige Aufnahme gefunden haben soll. Dieselbe hat die Liste ihrer Actienzeichner eingereicht, welche eine Reihe achtungswerther und zahlungsfähiger Namen bildet. An der Spitze des Unternehmens steht der Baron N., ein Mann von geachteten ökonomischen und industriellen Kenntnissen und reger Thätigkeit. - Unsers Erachtens ist jedoch die Berlin-Stettiner Eisenbahn bei weitem wichtiger. Auch für diese dauert die Thätigkeit fort. Die Landstände Pommerns sehen ein, daß sie eine Lebensfrage für ihre Provinz bildet, und sollen daher jetzt den Beschluß gefaßt haben, den Actionnären auf eine Reihe von Jahren vier Procent Zinsen zu sichern. Wenn der Staat nun hinzuträte und die Bürgschaft vielleicht noch für eine fernere Reihe von Jahren übernähme, so würde das Unternehmen auf der Stelle ins Leben treten können. Sollte, was, wenn sich auch einige zweifelnde Stimmen dagegen erheben, doch so gut als gewiß ist, die neue Oberbürgermeisterwahl oder vielmehr die Wiederwahl des Hrn. Krausnik die königliche Bestätigung erhalten, so darf man auch nicht alle Hoffnung aufgeben, daß seitens der Stadt Berlin etwas für das auch auf diese so unverkennbar vortheilhaft rückwirkende Unternehmen geschehen würde. Denn, wie schon die Wiederwahl des Hrn. Krausnik beweist, der Geist und Sinn der Stadtverordneten hat sich durch die öffentlichen Besprechungen der städtischen Angelegenheiten sehr wesentlich geändert, und scheint ein viel klareres Bewußtseyn über das, was der Stadt frommt und ziemt, gewonnen zu haben, als vor Halbjahresfrist, wo einige Führer die Mehrzahl bestimmten, die ihnen mehr aus Gewohnheit und Bequemlichkeit, Andere denken und sorgen zu lassen, als aus Ueberzeugung gefolgt seyn mag. Mit der gewonnenen Erkenntniß wird sich aber auch das, und somit die Resultate der Wirksamkeit dieser städtischen Behörde, wohl wesentlich ändern. Unvermeidlich, wenn auch bedauerlich, ist es, daß, so wie solide Unternehmungen prosperiren, auch die schwindelnden sogleich daneben aufschießen. So projectirt man jetzt wieder eine neue Bahn von Potsdam über Brandenburg nach Magdeburg, und von dort einerseits nach Hamburg, andrerseits bis an den Rhein (wo möglich Tajo!) einzig in dem Grundmotiv, den alten Streit aufzufrischen und die darin erlittene Niederlage auszuwetzen, der sich erhob, als die Frage so stark schwankte, ob die Berlin-Sächsische Eisenbahn über Potsdam geführt werden sollte oder nicht. Abgesehen davon, daß die Regierung, wenn einmal die Communication mit Magdeburg über Köthen durch eine Eisenbahn besteht, schwerlich die Erlaubniß zu einer neuen Linie geben würde, die im günstigsten Fall der älteren die Lebenskräfte entziehen, im ungünstigeren, doch wahrscheinlicheren, aber beide tödten müßte: so ist das ganze Unternehmen in seinen ferneren Fortsetzungen und Folgen noch so im Nebel, daß gar kein anderes Gewicht darauf zu legen ist, als es als eine der in die Luft gebauten Tagesspeculationen zu bezeichnen. - In der vorgestern abgehaltenen Generalversammlung der Potsdamer Eisenbahn ist Alles mit größter Ruhe und Ordnung zugegangen, und die Direction hat ihre Wirksamkeit mit entschiedenstem Beifall anerkannt gesehen. Im März wird die Generalversammlung der Berlin-Sächsischen Eisenbahn berufen werden. Auch sie darf sich eines gleichen Resultats versichert halten.

Großbritannien.

Die Times enthält, an die neulichen Oberhausverhandlungen über den Stand der brittischen Marine anknüpfend, folgenden Artikel über die auswärtigen Verhältnisse: "Tiefer Friede" herrscht nicht in der "ganzen Welt," insofern England gegenwärtig an beiden Enden der Welt im Krieg ist, und anderswo heftige Feindseligkeiten, deren Ende der erste Weise der Jetztzeit nicht vorherzusehen vermöchte, drohend bevorstehen. England ist im Kriege in Mittelasien, der durch die Einnahme von Ghisni, wie glücklich und glänzend sie auch sey, gewiß nicht beendigt ist. Die Niederlage Dost Mohammeds hat diesen Fürsten nicht vernichtet. Persien hat jetzt ohne Schwertstreich den Vortheil erreicht, der achtzehn Monate oder zwei Jahre früher das wahre Ziel seiner langen und fruchtlosen Operationen gegen die Festung Herat war. Durch die freiwillige Unterwerfung Kamrams unter die Oberherrlichkeit des Schahs, veranlaßt durch Furcht und Haß der Engländer, hat es seinen

bei dem ursprünglichen Entwurf der Eisenbahnen in Belgien vorwaltete – eines Gedankens, der, zugleich politischer und commercieller Natur, zwischen dem Meer und dem Rhein einen directen und wohlfeilen Verbindungsweg zu eröffnen sucht – einen Weg, der gegen alle Hemmnisse, welche die Verbindung mit der Schelde und den Binnengewässern Hollands unterbrechen können, gesichert ist.

Eine Uebersicht der Bewegung unserer Eisenbahn wird Ihre Leser interessiren. Vom 5 Mai 1835 bis 31 December 1839, also innerhalb eines Zeitraums von 4 1/2 Jahren, wurden 6,868,057 Reisende transportirt. Die Totaleinnahme betrug 9,858,771 Fr. Die Bewegung in den verschiedenen Jahren war folgende:

[Tabelle]
Brüssel lieferte hiezu den fünften Theil der Reisenden und das Viertheil der Einnahme. Eine solche Bewegung von 7 Millionen Reisenden innerhalb 4 1/2 Jahren setzt den Vortheil des Unternehmens außer Zweifel. Wie wird das Resultat erst ausfallen, wenn die Eisenbahn ganz vollendet, wenn die Schelde und das Meer mit dem deutschen Rhein verbunden sind und zwei Eisenbahnen zur französischen Gränze führen werden? Man schätzt die Ausgaben Belgiens für die Eisenbahnen auf 110 Millionen Franken, wovon 60 Mill. bereits verwendet sind.

Im Laufe dieser Woche sind unsere Eisenbahnactien, sowohl die der Berlin-Sächsischen als die der Berlin-Potsdamer Bahn, auffallend, um 6 bis 7 Procent, gestiegen. Die erstern steht jetzt Pari, die andere 112 1/2. Ein besonderes Ereigniß hat dieß nicht veranlaßt, sondern es ist wohl mehr die Folge eines im Allgemeinen zu diesen Unternehmungen zurückkehrenden Vertrauens, das sich, was die Potsdamer Bahn anlangt, auf den günstigen, Ihnen bereits mitgetheilten Jahresabschluß, was die Berlin-Sächsische betrifft, auf die Reihe vortheilhafter Entscheidungen und die regelmäßigen sichern Fortschritte stützt, die in letzter Zeit in Betreff dieses Unternehmens kund geworden sind, und nun erst anfangen, sich im Publicum auszubreiten. Auch kann man nicht läugnen, daß die Behörden jetzt den Eisenbahnunternehmungen ungleich theilnehmender und thätiger entgegenkommen. Alle Antworten und Entscheidungen sind in letzter Zeit so rasch, als es der Geschäftsgang nur irgend gestattete, erfolgt, und meist nur im wohlwollendsten Sinne. So wendet die Neigung ihre Begünstigung jetzt auch den andern beabsichtigten Unternehmungen dieser Art zu, von denen einige sich sehr lebhaft zu regen anfangen. Dahin gehört die Bahn von hier nach Frankfurt an der Oder (mit der entfernten Aussicht auf die Verlängerung nach Breslau und den Anschluß an die österreichischen Bahnlinien), die beim Finanzministerium sehr günstige Aufnahme gefunden haben soll. Dieselbe hat die Liste ihrer Actienzeichner eingereicht, welche eine Reihe achtungswerther und zahlungsfähiger Namen bildet. An der Spitze des Unternehmens steht der Baron N., ein Mann von geachteten ökonomischen und industriellen Kenntnissen und reger Thätigkeit. – Unsers Erachtens ist jedoch die Berlin-Stettiner Eisenbahn bei weitem wichtiger. Auch für diese dauert die Thätigkeit fort. Die Landstände Pommerns sehen ein, daß sie eine Lebensfrage für ihre Provinz bildet, und sollen daher jetzt den Beschluß gefaßt haben, den Actionnären auf eine Reihe von Jahren vier Procent Zinsen zu sichern. Wenn der Staat nun hinzuträte und die Bürgschaft vielleicht noch für eine fernere Reihe von Jahren übernähme, so würde das Unternehmen auf der Stelle ins Leben treten können. Sollte, was, wenn sich auch einige zweifelnde Stimmen dagegen erheben, doch so gut als gewiß ist, die neue Oberbürgermeisterwahl oder vielmehr die Wiederwahl des Hrn. Krausnik die königliche Bestätigung erhalten, so darf man auch nicht alle Hoffnung aufgeben, daß seitens der Stadt Berlin etwas für das auch auf diese so unverkennbar vortheilhaft rückwirkende Unternehmen geschehen würde. Denn, wie schon die Wiederwahl des Hrn. Krausnik beweist, der Geist und Sinn der Stadtverordneten hat sich durch die öffentlichen Besprechungen der städtischen Angelegenheiten sehr wesentlich geändert, und scheint ein viel klareres Bewußtseyn über das, was der Stadt frommt und ziemt, gewonnen zu haben, als vor Halbjahresfrist, wo einige Führer die Mehrzahl bestimmten, die ihnen mehr aus Gewohnheit und Bequemlichkeit, Andere denken und sorgen zu lassen, als aus Ueberzeugung gefolgt seyn mag. Mit der gewonnenen Erkenntniß wird sich aber auch das, und somit die Resultate der Wirksamkeit dieser städtischen Behörde, wohl wesentlich ändern. Unvermeidlich, wenn auch bedauerlich, ist es, daß, so wie solide Unternehmungen prosperiren, auch die schwindelnden sogleich daneben aufschießen. So projectirt man jetzt wieder eine neue Bahn von Potsdam über Brandenburg nach Magdeburg, und von dort einerseits nach Hamburg, andrerseits bis an den Rhein (wo möglich Tajo!) einzig in dem Grundmotiv, den alten Streit aufzufrischen und die darin erlittene Niederlage auszuwetzen, der sich erhob, als die Frage so stark schwankte, ob die Berlin-Sächsische Eisenbahn über Potsdam geführt werden sollte oder nicht. Abgesehen davon, daß die Regierung, wenn einmal die Communication mit Magdeburg über Köthen durch eine Eisenbahn besteht, schwerlich die Erlaubniß zu einer neuen Linie geben würde, die im günstigsten Fall der älteren die Lebenskräfte entziehen, im ungünstigeren, doch wahrscheinlicheren, aber beide tödten müßte: so ist das ganze Unternehmen in seinen ferneren Fortsetzungen und Folgen noch so im Nebel, daß gar kein anderes Gewicht darauf zu legen ist, als es als eine der in die Luft gebauten Tagesspeculationen zu bezeichnen. – In der vorgestern abgehaltenen Generalversammlung der Potsdamer Eisenbahn ist Alles mit größter Ruhe und Ordnung zugegangen, und die Direction hat ihre Wirksamkeit mit entschiedenstem Beifall anerkannt gesehen. Im März wird die Generalversammlung der Berlin-Sächsischen Eisenbahn berufen werden. Auch sie darf sich eines gleichen Resultats versichert halten.

Großbritannien.

Die Times enthält, an die neulichen Oberhausverhandlungen über den Stand der brittischen Marine anknüpfend, folgenden Artikel über die auswärtigen Verhältnisse: „Tiefer Friede“ herrscht nicht in der „ganzen Welt,“ insofern England gegenwärtig an beiden Enden der Welt im Krieg ist, und anderswo heftige Feindseligkeiten, deren Ende der erste Weise der Jetztzeit nicht vorherzusehen vermöchte, drohend bevorstehen. England ist im Kriege in Mittelasien, der durch die Einnahme von Ghisni, wie glücklich und glänzend sie auch sey, gewiß nicht beendigt ist. Die Niederlage Dost Mohammeds hat diesen Fürsten nicht vernichtet. Persien hat jetzt ohne Schwertstreich den Vortheil erreicht, der achtzehn Monate oder zwei Jahre früher das wahre Ziel seiner langen und fruchtlosen Operationen gegen die Festung Herat war. Durch die freiwillige Unterwerfung Kamrams unter die Oberherrlichkeit des Schahs, veranlaßt durch Furcht und Haß der Engländer, hat es seinen

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[0410/0010] bei dem ursprünglichen Entwurf der Eisenbahnen in Belgien vorwaltete – eines Gedankens, der, zugleich politischer und commercieller Natur, zwischen dem Meer und dem Rhein einen directen und wohlfeilen Verbindungsweg zu eröffnen sucht – einen Weg, der gegen alle Hemmnisse, welche die Verbindung mit der Schelde und den Binnengewässern Hollands unterbrechen können, gesichert ist. Eine Uebersicht der Bewegung unserer Eisenbahn wird Ihre Leser interessiren. Vom 5 Mai 1835 bis 31 December 1839, also innerhalb eines Zeitraums von 4 1/2 Jahren, wurden 6,868,057 Reisende transportirt. Die Totaleinnahme betrug 9,858,771 Fr. Die Bewegung in den verschiedenen Jahren war folgende: Brüssel lieferte hiezu den fünften Theil der Reisenden und das Viertheil der Einnahme. Eine solche Bewegung von 7 Millionen Reisenden innerhalb 4 1/2 Jahren setzt den Vortheil des Unternehmens außer Zweifel. Wie wird das Resultat erst ausfallen, wenn die Eisenbahn ganz vollendet, wenn die Schelde und das Meer mit dem deutschen Rhein verbunden sind und zwei Eisenbahnen zur französischen Gränze führen werden? Man schätzt die Ausgaben Belgiens für die Eisenbahnen auf 110 Millionen Franken, wovon 60 Mill. bereits verwendet sind. _ Berlin, 14 Febr. Im Laufe dieser Woche sind unsere Eisenbahnactien, sowohl die der Berlin-Sächsischen als die der Berlin-Potsdamer Bahn, auffallend, um 6 bis 7 Procent, gestiegen. Die erstern steht jetzt Pari, die andere 112 1/2. Ein besonderes Ereigniß hat dieß nicht veranlaßt, sondern es ist wohl mehr die Folge eines im Allgemeinen zu diesen Unternehmungen zurückkehrenden Vertrauens, das sich, was die Potsdamer Bahn anlangt, auf den günstigen, Ihnen bereits mitgetheilten Jahresabschluß, was die Berlin-Sächsische betrifft, auf die Reihe vortheilhafter Entscheidungen und die regelmäßigen sichern Fortschritte stützt, die in letzter Zeit in Betreff dieses Unternehmens kund geworden sind, und nun erst anfangen, sich im Publicum auszubreiten. Auch kann man nicht läugnen, daß die Behörden jetzt den Eisenbahnunternehmungen ungleich theilnehmender und thätiger entgegenkommen. Alle Antworten und Entscheidungen sind in letzter Zeit so rasch, als es der Geschäftsgang nur irgend gestattete, erfolgt, und meist nur im wohlwollendsten Sinne. So wendet die Neigung ihre Begünstigung jetzt auch den andern beabsichtigten Unternehmungen dieser Art zu, von denen einige sich sehr lebhaft zu regen anfangen. Dahin gehört die Bahn von hier nach Frankfurt an der Oder (mit der entfernten Aussicht auf die Verlängerung nach Breslau und den Anschluß an die österreichischen Bahnlinien), die beim Finanzministerium sehr günstige Aufnahme gefunden haben soll. Dieselbe hat die Liste ihrer Actienzeichner eingereicht, welche eine Reihe achtungswerther und zahlungsfähiger Namen bildet. An der Spitze des Unternehmens steht der Baron N., ein Mann von geachteten ökonomischen und industriellen Kenntnissen und reger Thätigkeit. – Unsers Erachtens ist jedoch die Berlin-Stettiner Eisenbahn bei weitem wichtiger. Auch für diese dauert die Thätigkeit fort. Die Landstände Pommerns sehen ein, daß sie eine Lebensfrage für ihre Provinz bildet, und sollen daher jetzt den Beschluß gefaßt haben, den Actionnären auf eine Reihe von Jahren vier Procent Zinsen zu sichern. Wenn der Staat nun hinzuträte und die Bürgschaft vielleicht noch für eine fernere Reihe von Jahren übernähme, so würde das Unternehmen auf der Stelle ins Leben treten können. Sollte, was, wenn sich auch einige zweifelnde Stimmen dagegen erheben, doch so gut als gewiß ist, die neue Oberbürgermeisterwahl oder vielmehr die Wiederwahl des Hrn. Krausnik die königliche Bestätigung erhalten, so darf man auch nicht alle Hoffnung aufgeben, daß seitens der Stadt Berlin etwas für das auch auf diese so unverkennbar vortheilhaft rückwirkende Unternehmen geschehen würde. Denn, wie schon die Wiederwahl des Hrn. Krausnik beweist, der Geist und Sinn der Stadtverordneten hat sich durch die öffentlichen Besprechungen der städtischen Angelegenheiten sehr wesentlich geändert, und scheint ein viel klareres Bewußtseyn über das, was der Stadt frommt und ziemt, gewonnen zu haben, als vor Halbjahresfrist, wo einige Führer die Mehrzahl bestimmten, die ihnen mehr aus Gewohnheit und Bequemlichkeit, Andere denken und sorgen zu lassen, als aus Ueberzeugung gefolgt seyn mag. Mit der gewonnenen Erkenntniß wird sich aber auch das, und somit die Resultate der Wirksamkeit dieser städtischen Behörde, wohl wesentlich ändern. Unvermeidlich, wenn auch bedauerlich, ist es, daß, so wie solide Unternehmungen prosperiren, auch die schwindelnden sogleich daneben aufschießen. So projectirt man jetzt wieder eine neue Bahn von Potsdam über Brandenburg nach Magdeburg, und von dort einerseits nach Hamburg, andrerseits bis an den Rhein (wo möglich Tajo!) einzig in dem Grundmotiv, den alten Streit aufzufrischen und die darin erlittene Niederlage auszuwetzen, der sich erhob, als die Frage so stark schwankte, ob die Berlin-Sächsische Eisenbahn über Potsdam geführt werden sollte oder nicht. Abgesehen davon, daß die Regierung, wenn einmal die Communication mit Magdeburg über Köthen durch eine Eisenbahn besteht, schwerlich die Erlaubniß zu einer neuen Linie geben würde, die im günstigsten Fall der älteren die Lebenskräfte entziehen, im ungünstigeren, doch wahrscheinlicheren, aber beide tödten müßte: so ist das ganze Unternehmen in seinen ferneren Fortsetzungen und Folgen noch so im Nebel, daß gar kein anderes Gewicht darauf zu legen ist, als es als eine der in die Luft gebauten Tagesspeculationen zu bezeichnen. – In der vorgestern abgehaltenen Generalversammlung der Potsdamer Eisenbahn ist Alles mit größter Ruhe und Ordnung zugegangen, und die Direction hat ihre Wirksamkeit mit entschiedenstem Beifall anerkannt gesehen. Im März wird die Generalversammlung der Berlin-Sächsischen Eisenbahn berufen werden. Auch sie darf sich eines gleichen Resultats versichert halten. Großbritannien. _ London, 13 Febr. Die Times enthält, an die neulichen Oberhausverhandlungen über den Stand der brittischen Marine anknüpfend, folgenden Artikel über die auswärtigen Verhältnisse: „Tiefer Friede“ herrscht nicht in der „ganzen Welt,“ insofern England gegenwärtig an beiden Enden der Welt im Krieg ist, und anderswo heftige Feindseligkeiten, deren Ende der erste Weise der Jetztzeit nicht vorherzusehen vermöchte, drohend bevorstehen. England ist im Kriege in Mittelasien, der durch die Einnahme von Ghisni, wie glücklich und glänzend sie auch sey, gewiß nicht beendigt ist. Die Niederlage Dost Mohammeds hat diesen Fürsten nicht vernichtet. Persien hat jetzt ohne Schwertstreich den Vortheil erreicht, der achtzehn Monate oder zwei Jahre früher das wahre Ziel seiner langen und fruchtlosen Operationen gegen die Festung Herat war. Durch die freiwillige Unterwerfung Kamrams unter die Oberherrlichkeit des Schahs, veranlaßt durch Furcht und Haß der Engländer, hat es seinen

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 52. Augsburg, 21. Februar 1840, S. 0410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_052_18400221/10>, abgerufen am 26.04.2024.