Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 51. Augsburg, 20. Februar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Armee gegen ihn werde gesandt werden. Wir hoffen jedoch, daß es gar keiner Armee bedürfen wird. Die Hülfsquellen Mehemeds, wie unser Correspondent sie schildert, sehen zwar sehr furchtbar aus, d. h. auf dem Papier; aber wir glauben nicht, daß er hartnäckig bleiben wird, da er wenigstens drei der Großmächte nunmehr entschlossen findet, sich ihm zu widersetzen. Mehemed Ali's Generalchirurg, Clot Bey, hat die Feder ergriffen, um im Siecle die politische Suprematie seines Herrn zu vertheidigen, und er thut dieß mit Mäßigung und Redlichkeit. Er führt die bewundernswerthe Ordnung an, welche Mehemed in Aegypten begründet hat, und die Anarchie, die seiner Regierung hervorging. Aber Niemand will ja Mehemed aus Aegypten vertreiben oder ihn dort zu beschränken suchen. Bonaparte that für Frankreich und besonders für Italien Aehnliches wie das, was Mehemed, nach Clot Bey's Darstellung, für Aegypten und Syrien gethan. Ist das aber ein Grund, die Wiederherstellung des Napoleon'schen Kaiserreichs zu wünschen? Napoleon und Mehemed waren beide bewunderungswürdig in ihren militärischen und polizeilichen Anordnungen; aber es gibt noch andere Dinge von Wichtigkeit, als Polizei-Angelegenheiten." - Die Erwiederungen des Courrier francais und des Commerce auf den Artikel des M. Chronicle, worin dieses die Fortdauer der englisch-französischen Allianz als unmöglich darstellte, wenn Frankreich sich nicht aufrichtiger und fester in seinem Benehmen gegen England zeige, veranlaßten letzteres Blatt neuerdings zu folgender Replik: "Das Commerce erklärt unsere Vorwürfe für leider nur zu gegründet und sagt, der Mangel an Aufrichtigkeit habe die Allianz von Anfang an nichtig gemacht, und dieser Theil unserer Klagen sey ebenso logisch als wahr. Weiter sucht jedoch dieses Blatt zu beweisen, daß wir Engländer kein Recht hätten, uns in der Levante oder in Amerika über Frankreich zu beschweren. Der Courrier francais wünscht in einem Artikel über denselben Gegenstand, wir möchten zwischen Frankreich und seiner Regierung unterscheiden. Als letztere in den spanischen Angelegenheiten England im Stich gelassen, habe die Pariser Presse dagegen protestirt. Allerdings that sie das, und auch Hr. Thiers protestirte. Aber die Majorität der Deputirtenkammer unterstützte die Politik, welche den Quadrupeltractat null und nichtig machte, und wir müssen doch die Majorität der Deputirtenkammer als die Vertreterin der Nation betrachten. Die Majorität der Deputirtenkammer, die damals so überaus furchtsam war, und lieber die östlichen Mächte nicht beleidigen, als in herzlicher Uebereinstimmung mit England handeln wollte, ist jetzt in Bezug auf die orientalische Frage eben so feindlich gegen England gesinnt und eben so enthusiastisch und entschlossen in Betreff der Gründung eines afrikanischen Reichs. Unter solchen Umständen können wir uns nicht mit den leeren Sympathien einer Minorität innerhalb oder außerhalb der Presse begnügen, während die französische Regierung und die französische Kammer geradezu feindlich gegen uns auftreten. Wir schreiben nicht, um durch Erheuchelung einer Freundschaft oder Uebertünchung einer Allianz, die hohl und trügerisch ist, diesen oder jenen Effect hervorzubringen. Unsere Pflicht und unser Zweck sind, unsere Landsleute auf die Gesinnungen der herrschenden Parteien in Frankreich aufmerksam zu machen, damit, wenn diese feindselig sind, das englische Volk sich auf Feindseligkeiten gefaßt halte und nicht durch ein eitles Vertrauen sich einschläfern lasse. Es scheint uns, als wenn der Strom der ministeriellen und parlamentarischen Gedanken in Frankreich darauf hinginge, die Stärke der französischen Seemacht in nicht sehr ferner Zeit gegen die englische zu erproben. Da wir dieß wahrnehmen, so müssen wir es aussprechen, und obgleich wir sehen, daß freisinnige und aufgeklärte Publicisten und Staatsmänner in Frankreich diese Tendenz läugnen, so sehen wir doch auch, daß eben dieselben Männer, indem sie sich gegen den Strom zu stemmen suchen, genöthigt sind, mit demselben zu schwimmen, und den kriegerischen Absichten und Anmaßungen ihrer Landsleute zu schmeicheln. Wir sehen dieß Alles mit Kummer, aber durch Unterdrückung von Thatsachen macht man diese nicht besser. Wir ziehen es vor, die Dinge bei ihrem wahren Namen zu nennen, mögen sie auch noch so unangenehm seyn, denn wenn die Freundschaft zwischen beiden Ländern wieder hergestellt werden kann, so ist dieß nur durch vollkommene Aufrichtigkeit von beiden Seiten möglich."

(Standard.) Die Angabe einiger Zeitungen, daß Baron v. Brunnow im Anfang nächster Woche nach St. Petersburg abreisen werde, ist ganz grundlos. Se. Excellenz wird durch diplomatische Geschäfte noch längere Zeit in London zurückgehalten werden.

(M. Post.) Baron Gervay und Graf Spangen sind mit wichtigen Depeschen für die österreichische Gesandtschaft aus Wien in London angekommen.

Frankreich.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 15 Febr. verlas Hr. Amilhau den Commissionsbericht über den Gesetzesentwurf, die Dotation des Herzogs von Nemours betreffend. Er legte umständlich die verschiedenen Arten dar, worunter die Majorität und die Minorität der Commission die Frage erwogen hatte. Sodann ging er in umständliche Beleuchtungen über die Einkünfte und Ausgaben der Privatdomäne der Krone ein, und setzte hinzu, daß die Civilliste nicht zur Dotation der Prinzen beitragen könne, indem sie ganz für den König und den Glanz des Thrones bestimmt sey. In Betreff der Ziffer der Dotation glaubt die Commission, daß die Summe von 500,000 Fr. für einen Sohn des Königs, der eines Tags berufen seyn könne, den Thron von Frankreich zu besteigen, nicht zu groß sey. Er trug auf Annahme des Entwurfs der Regierung an. Die Commission hat geglaubt, den Witthumsgehalt der Prinzessin von 300,000 Fr. auf 200,000 reduciren zu müssen. Schließlich dringt der Bericht auf die Nothwendigkeit, den Prinzen der französischen Königsfamilie das Mittel einer glanzvollen Repräsentation an die Hand zu geben. (Murren, Unterbrechung.) Hr. Delacroix verlangt Mittheilung der Documente an die Kammer, worauf die Commission ihre Ansicht stütze. Hr. Passy meint, diese Mittheilung und der Druck derselben sey deßwegen nicht wohl möglich, weil man dadurch die Rechtlichkeit der Commission bezweifeln würde. (Murren.) Hr. L'Herbette suchte letztere Ansicht zu widerlegen, und verlangte Mittheilung der Documente, von denen er vermuthe, daß sie nicht hinreichend erläuternd seyen. Es entspann sich eine Erörterung zwischen dem Minister und Hrn. L'Herbette. Der Präsident erinnert die Kammer an den Grund der Frage, und läßt über den Druck der Documente abstimmen, der nicht angenommen wird. (Geräusch.) Die Kammer erklärt, die Discussion am Donnerstag vornehmen zu wollen. Hierauf folgten noch einige Petitionserörterungen.

Alle Bureaux der Deputirtenkammer haben sich zu Gunsten der beantragten Pension für die Wittwe des Obristen Combes entschieden. Das Journal des Debats erinnert bei diesem Anlaß, daß auch das Andenken eines andern ausgezeichneten Armeeofficiers, der sich vor Constantine die Todeswunde geholt, in Frankreich nicht vergessen worden sey. Die Regierung hat für den General Perregaux, der auf der Ueberfahrt von Bona nach Toulon starb, ein Monument errichten lassen, welches unter

Armee gegen ihn werde gesandt werden. Wir hoffen jedoch, daß es gar keiner Armee bedürfen wird. Die Hülfsquellen Mehemeds, wie unser Correspondent sie schildert, sehen zwar sehr furchtbar aus, d. h. auf dem Papier; aber wir glauben nicht, daß er hartnäckig bleiben wird, da er wenigstens drei der Großmächte nunmehr entschlossen findet, sich ihm zu widersetzen. Mehemed Ali's Generalchirurg, Clot Bey, hat die Feder ergriffen, um im Siecle die politische Suprematie seines Herrn zu vertheidigen, und er thut dieß mit Mäßigung und Redlichkeit. Er führt die bewundernswerthe Ordnung an, welche Mehemed in Aegypten begründet hat, und die Anarchie, die seiner Regierung hervorging. Aber Niemand will ja Mehemed aus Aegypten vertreiben oder ihn dort zu beschränken suchen. Bonaparte that für Frankreich und besonders für Italien Aehnliches wie das, was Mehemed, nach Clot Bey's Darstellung, für Aegypten und Syrien gethan. Ist das aber ein Grund, die Wiederherstellung des Napoleon'schen Kaiserreichs zu wünschen? Napoleon und Mehemed waren beide bewunderungswürdig in ihren militärischen und polizeilichen Anordnungen; aber es gibt noch andere Dinge von Wichtigkeit, als Polizei-Angelegenheiten.“ – Die Erwiederungen des Courrier français und des Commerce auf den Artikel des M. Chronicle, worin dieses die Fortdauer der englisch-französischen Allianz als unmöglich darstellte, wenn Frankreich sich nicht aufrichtiger und fester in seinem Benehmen gegen England zeige, veranlaßten letzteres Blatt neuerdings zu folgender Replik: „Das Commerce erklärt unsere Vorwürfe für leider nur zu gegründet und sagt, der Mangel an Aufrichtigkeit habe die Allianz von Anfang an nichtig gemacht, und dieser Theil unserer Klagen sey ebenso logisch als wahr. Weiter sucht jedoch dieses Blatt zu beweisen, daß wir Engländer kein Recht hätten, uns in der Levante oder in Amerika über Frankreich zu beschweren. Der Courrier français wünscht in einem Artikel über denselben Gegenstand, wir möchten zwischen Frankreich und seiner Regierung unterscheiden. Als letztere in den spanischen Angelegenheiten England im Stich gelassen, habe die Pariser Presse dagegen protestirt. Allerdings that sie das, und auch Hr. Thiers protestirte. Aber die Majorität der Deputirtenkammer unterstützte die Politik, welche den Quadrupeltractat null und nichtig machte, und wir müssen doch die Majorität der Deputirtenkammer als die Vertreterin der Nation betrachten. Die Majorität der Deputirtenkammer, die damals so überaus furchtsam war, und lieber die östlichen Mächte nicht beleidigen, als in herzlicher Uebereinstimmung mit England handeln wollte, ist jetzt in Bezug auf die orientalische Frage eben so feindlich gegen England gesinnt und eben so enthusiastisch und entschlossen in Betreff der Gründung eines afrikanischen Reichs. Unter solchen Umständen können wir uns nicht mit den leeren Sympathien einer Minorität innerhalb oder außerhalb der Presse begnügen, während die französische Regierung und die französische Kammer geradezu feindlich gegen uns auftreten. Wir schreiben nicht, um durch Erheuchelung einer Freundschaft oder Uebertünchung einer Allianz, die hohl und trügerisch ist, diesen oder jenen Effect hervorzubringen. Unsere Pflicht und unser Zweck sind, unsere Landsleute auf die Gesinnungen der herrschenden Parteien in Frankreich aufmerksam zu machen, damit, wenn diese feindselig sind, das englische Volk sich auf Feindseligkeiten gefaßt halte und nicht durch ein eitles Vertrauen sich einschläfern lasse. Es scheint uns, als wenn der Strom der ministeriellen und parlamentarischen Gedanken in Frankreich darauf hinginge, die Stärke der französischen Seemacht in nicht sehr ferner Zeit gegen die englische zu erproben. Da wir dieß wahrnehmen, so müssen wir es aussprechen, und obgleich wir sehen, daß freisinnige und aufgeklärte Publicisten und Staatsmänner in Frankreich diese Tendenz läugnen, so sehen wir doch auch, daß eben dieselben Männer, indem sie sich gegen den Strom zu stemmen suchen, genöthigt sind, mit demselben zu schwimmen, und den kriegerischen Absichten und Anmaßungen ihrer Landsleute zu schmeicheln. Wir sehen dieß Alles mit Kummer, aber durch Unterdrückung von Thatsachen macht man diese nicht besser. Wir ziehen es vor, die Dinge bei ihrem wahren Namen zu nennen, mögen sie auch noch so unangenehm seyn, denn wenn die Freundschaft zwischen beiden Ländern wieder hergestellt werden kann, so ist dieß nur durch vollkommene Aufrichtigkeit von beiden Seiten möglich.“

(Standard.) Die Angabe einiger Zeitungen, daß Baron v. Brunnow im Anfang nächster Woche nach St. Petersburg abreisen werde, ist ganz grundlos. Se. Excellenz wird durch diplomatische Geschäfte noch längere Zeit in London zurückgehalten werden.

(M. Post.) Baron Gervay und Graf Spangen sind mit wichtigen Depeschen für die österreichische Gesandtschaft aus Wien in London angekommen.

Frankreich.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 15 Febr. verlas Hr. Amilhau den Commissionsbericht über den Gesetzesentwurf, die Dotation des Herzogs von Nemours betreffend. Er legte umständlich die verschiedenen Arten dar, worunter die Majorität und die Minorität der Commission die Frage erwogen hatte. Sodann ging er in umständliche Beleuchtungen über die Einkünfte und Ausgaben der Privatdomäne der Krone ein, und setzte hinzu, daß die Civilliste nicht zur Dotation der Prinzen beitragen könne, indem sie ganz für den König und den Glanz des Thrones bestimmt sey. In Betreff der Ziffer der Dotation glaubt die Commission, daß die Summe von 500,000 Fr. für einen Sohn des Königs, der eines Tags berufen seyn könne, den Thron von Frankreich zu besteigen, nicht zu groß sey. Er trug auf Annahme des Entwurfs der Regierung an. Die Commission hat geglaubt, den Witthumsgehalt der Prinzessin von 300,000 Fr. auf 200,000 reduciren zu müssen. Schließlich dringt der Bericht auf die Nothwendigkeit, den Prinzen der französischen Königsfamilie das Mittel einer glanzvollen Repräsentation an die Hand zu geben. (Murren, Unterbrechung.) Hr. Delacroix verlangt Mittheilung der Documente an die Kammer, worauf die Commission ihre Ansicht stütze. Hr. Passy meint, diese Mittheilung und der Druck derselben sey deßwegen nicht wohl möglich, weil man dadurch die Rechtlichkeit der Commission bezweifeln würde. (Murren.) Hr. L'Herbette suchte letztere Ansicht zu widerlegen, und verlangte Mittheilung der Documente, von denen er vermuthe, daß sie nicht hinreichend erläuternd seyen. Es entspann sich eine Erörterung zwischen dem Minister und Hrn. L'Herbette. Der Präsident erinnert die Kammer an den Grund der Frage, und läßt über den Druck der Documente abstimmen, der nicht angenommen wird. (Geräusch.) Die Kammer erklärt, die Discussion am Donnerstag vornehmen zu wollen. Hierauf folgten noch einige Petitionserörterungen.

Alle Bureaux der Deputirtenkammer haben sich zu Gunsten der beantragten Pension für die Wittwe des Obristen Combes entschieden. Das Journal des Débats erinnert bei diesem Anlaß, daß auch das Andenken eines andern ausgezeichneten Armeeofficiers, der sich vor Constantine die Todeswunde geholt, in Frankreich nicht vergessen worden sey. Die Regierung hat für den General Perregaux, der auf der Ueberfahrt von Bona nach Toulon starb, ein Monument errichten lassen, welches unter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0003" n="0403"/>
Armee gegen ihn werde gesandt werden. Wir hoffen jedoch, daß es gar keiner Armee bedürfen wird. Die Hülfsquellen Mehemeds, wie unser Correspondent sie schildert, sehen zwar sehr furchtbar aus, d. h. auf dem Papier; aber wir glauben nicht, daß er hartnäckig bleiben wird, da er wenigstens drei der Großmächte nunmehr entschlossen findet, sich ihm zu widersetzen. Mehemed Ali's Generalchirurg, Clot Bey, hat die Feder ergriffen, um im Siecle die politische Suprematie seines Herrn zu vertheidigen, und er thut dieß mit Mäßigung und Redlichkeit. Er führt die bewundernswerthe Ordnung an, welche Mehemed in Aegypten begründet hat, und die Anarchie, die seiner Regierung hervorging. Aber Niemand will ja Mehemed aus Aegypten vertreiben oder ihn dort zu beschränken suchen. Bonaparte that für Frankreich und besonders für Italien Aehnliches wie das, was Mehemed, nach Clot Bey's Darstellung, für Aegypten und Syrien gethan. Ist das aber ein Grund, die Wiederherstellung des Napoleon'schen Kaiserreichs zu wünschen? Napoleon und Mehemed waren beide bewunderungswürdig in ihren militärischen und polizeilichen Anordnungen; aber es gibt noch andere Dinge von Wichtigkeit, als Polizei-Angelegenheiten.&#x201C; &#x2013; Die Erwiederungen des Courrier français und des Commerce auf den Artikel des M. <hi rendition="#g">Chronicle</hi>, worin dieses die Fortdauer der englisch-französischen Allianz als unmöglich darstellte, wenn Frankreich sich nicht aufrichtiger und fester in seinem Benehmen gegen England zeige, veranlaßten letzteres Blatt neuerdings zu folgender Replik: &#x201E;Das Commerce erklärt unsere Vorwürfe für leider nur zu gegründet und sagt, der Mangel an Aufrichtigkeit habe die Allianz von Anfang an nichtig gemacht, und dieser Theil unserer Klagen sey ebenso logisch als wahr. Weiter sucht jedoch dieses Blatt zu beweisen, daß wir Engländer kein Recht hätten, uns in der Levante oder in Amerika über Frankreich zu beschweren. Der Courrier français wünscht in einem Artikel über denselben Gegenstand, wir möchten zwischen Frankreich und seiner Regierung unterscheiden. Als letztere in den spanischen Angelegenheiten England im Stich gelassen, habe die Pariser Presse dagegen protestirt. Allerdings that sie das, und auch Hr. Thiers protestirte. Aber die Majorität der Deputirtenkammer unterstützte die Politik, welche den Quadrupeltractat null und nichtig machte, und wir müssen doch die Majorität der Deputirtenkammer als die Vertreterin der Nation betrachten. Die Majorität der Deputirtenkammer, die damals so überaus furchtsam war, und lieber die östlichen Mächte nicht beleidigen, als in herzlicher Uebereinstimmung mit England handeln wollte, ist jetzt in Bezug auf die orientalische Frage eben so feindlich gegen England gesinnt und eben so enthusiastisch und entschlossen in Betreff der Gründung eines afrikanischen Reichs. Unter solchen Umständen können wir uns nicht mit den leeren Sympathien einer Minorität innerhalb oder außerhalb der Presse begnügen, während die französische Regierung und die französische Kammer geradezu feindlich gegen uns auftreten. Wir schreiben nicht, um durch Erheuchelung einer Freundschaft oder Uebertünchung einer Allianz, die hohl und trügerisch ist, diesen oder jenen Effect hervorzubringen. Unsere Pflicht und unser Zweck sind, unsere Landsleute auf die Gesinnungen der herrschenden Parteien in Frankreich aufmerksam zu machen, damit, wenn diese feindselig sind, das englische Volk sich auf Feindseligkeiten gefaßt halte und nicht durch ein eitles Vertrauen sich einschläfern lasse. Es scheint uns, als wenn der Strom der ministeriellen und parlamentarischen Gedanken in Frankreich darauf hinginge, die Stärke der französischen Seemacht in nicht sehr ferner Zeit gegen die englische zu erproben. Da wir dieß wahrnehmen, so müssen wir es aussprechen, und obgleich wir sehen, daß freisinnige und aufgeklärte Publicisten und Staatsmänner in Frankreich diese Tendenz läugnen, so sehen wir doch auch, daß eben dieselben Männer, indem sie sich gegen den Strom zu stemmen suchen, genöthigt sind, mit demselben zu schwimmen, und den kriegerischen Absichten und Anmaßungen ihrer Landsleute zu schmeicheln. Wir sehen dieß Alles mit Kummer, aber durch Unterdrückung von Thatsachen macht man diese nicht besser. Wir ziehen es vor, die Dinge bei ihrem wahren Namen zu nennen, mögen sie auch noch so unangenehm seyn, denn wenn die Freundschaft zwischen beiden Ländern wieder hergestellt werden kann, so ist dieß nur durch vollkommene Aufrichtigkeit von beiden Seiten möglich.&#x201C;</p><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Standard.</hi>) Die Angabe einiger Zeitungen, daß Baron v. Brunnow im Anfang nächster Woche nach St. Petersburg abreisen werde, ist ganz grundlos. Se. Excellenz wird durch diplomatische Geschäfte noch längere Zeit in London zurückgehalten werden.</p><lb/>
          <p>(M. <hi rendition="#g">Post</hi>.) Baron Gervay und Graf Spangen sind mit wichtigen Depeschen für die österreichische Gesandtschaft aus <choice><sic>We n</sic><corr>Wien</corr></choice> in London angekommen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 15 Febr.</dateline><lb/>
          <p>In der Sitzung der <hi rendition="#g">Deputirtenkammer</hi> am 15 Febr. verlas Hr. Amilhau den Commissionsbericht über den Gesetzesentwurf, die Dotation des Herzogs von Nemours betreffend. Er legte umständlich die verschiedenen Arten dar, worunter die Majorität und die Minorität der Commission die Frage erwogen hatte. Sodann ging er in umständliche Beleuchtungen über die Einkünfte und Ausgaben der Privatdomäne der Krone ein, und setzte hinzu, daß die Civilliste nicht zur Dotation der Prinzen beitragen könne, indem sie ganz für den König und den Glanz des Thrones bestimmt sey. In Betreff der Ziffer der Dotation glaubt die Commission, daß die Summe von 500,000 Fr. für einen Sohn des Königs, der eines Tags berufen seyn könne, den Thron von Frankreich zu besteigen, nicht zu groß sey. Er trug auf Annahme des Entwurfs der Regierung an. Die Commission hat geglaubt, den Witthumsgehalt der Prinzessin von 300,000 Fr. auf 200,000 reduciren zu müssen. Schließlich dringt der Bericht auf die Nothwendigkeit, den Prinzen der französischen Königsfamilie das Mittel einer glanzvollen Repräsentation an die Hand zu geben. (Murren, Unterbrechung.) Hr. <hi rendition="#g">Delacroix</hi> verlangt Mittheilung der Documente an die Kammer, worauf die Commission ihre Ansicht stütze. Hr. Passy meint, diese Mittheilung und der Druck derselben sey deßwegen nicht wohl möglich, weil man dadurch die Rechtlichkeit der Commission bezweifeln würde. (Murren.) Hr. L'<hi rendition="#g">Herbette</hi> suchte letztere Ansicht zu widerlegen, und verlangte Mittheilung der Documente, von denen er vermuthe, daß sie nicht hinreichend erläuternd seyen. Es entspann sich eine Erörterung zwischen dem Minister und Hrn. L'Herbette. Der Präsident erinnert die Kammer an den Grund der Frage, und läßt über den Druck der Documente abstimmen, der nicht angenommen wird. (Geräusch.) Die Kammer erklärt, die Discussion am Donnerstag vornehmen zu wollen. Hierauf folgten noch einige Petitionserörterungen.</p><lb/>
          <p>Alle Bureaux der Deputirtenkammer haben sich zu Gunsten der beantragten Pension für die Wittwe des Obristen Combes entschieden. Das <hi rendition="#g">Journal des Débats</hi> erinnert bei diesem Anlaß, daß auch das Andenken eines andern ausgezeichneten Armeeofficiers, der sich vor Constantine die Todeswunde geholt, in Frankreich nicht vergessen worden sey. Die Regierung hat für den General Perregaux, der auf der Ueberfahrt von Bona nach Toulon starb, ein Monument errichten lassen, welches unter<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0403/0003] Armee gegen ihn werde gesandt werden. Wir hoffen jedoch, daß es gar keiner Armee bedürfen wird. Die Hülfsquellen Mehemeds, wie unser Correspondent sie schildert, sehen zwar sehr furchtbar aus, d. h. auf dem Papier; aber wir glauben nicht, daß er hartnäckig bleiben wird, da er wenigstens drei der Großmächte nunmehr entschlossen findet, sich ihm zu widersetzen. Mehemed Ali's Generalchirurg, Clot Bey, hat die Feder ergriffen, um im Siecle die politische Suprematie seines Herrn zu vertheidigen, und er thut dieß mit Mäßigung und Redlichkeit. Er führt die bewundernswerthe Ordnung an, welche Mehemed in Aegypten begründet hat, und die Anarchie, die seiner Regierung hervorging. Aber Niemand will ja Mehemed aus Aegypten vertreiben oder ihn dort zu beschränken suchen. Bonaparte that für Frankreich und besonders für Italien Aehnliches wie das, was Mehemed, nach Clot Bey's Darstellung, für Aegypten und Syrien gethan. Ist das aber ein Grund, die Wiederherstellung des Napoleon'schen Kaiserreichs zu wünschen? Napoleon und Mehemed waren beide bewunderungswürdig in ihren militärischen und polizeilichen Anordnungen; aber es gibt noch andere Dinge von Wichtigkeit, als Polizei-Angelegenheiten.“ – Die Erwiederungen des Courrier français und des Commerce auf den Artikel des M. Chronicle, worin dieses die Fortdauer der englisch-französischen Allianz als unmöglich darstellte, wenn Frankreich sich nicht aufrichtiger und fester in seinem Benehmen gegen England zeige, veranlaßten letzteres Blatt neuerdings zu folgender Replik: „Das Commerce erklärt unsere Vorwürfe für leider nur zu gegründet und sagt, der Mangel an Aufrichtigkeit habe die Allianz von Anfang an nichtig gemacht, und dieser Theil unserer Klagen sey ebenso logisch als wahr. Weiter sucht jedoch dieses Blatt zu beweisen, daß wir Engländer kein Recht hätten, uns in der Levante oder in Amerika über Frankreich zu beschweren. Der Courrier français wünscht in einem Artikel über denselben Gegenstand, wir möchten zwischen Frankreich und seiner Regierung unterscheiden. Als letztere in den spanischen Angelegenheiten England im Stich gelassen, habe die Pariser Presse dagegen protestirt. Allerdings that sie das, und auch Hr. Thiers protestirte. Aber die Majorität der Deputirtenkammer unterstützte die Politik, welche den Quadrupeltractat null und nichtig machte, und wir müssen doch die Majorität der Deputirtenkammer als die Vertreterin der Nation betrachten. Die Majorität der Deputirtenkammer, die damals so überaus furchtsam war, und lieber die östlichen Mächte nicht beleidigen, als in herzlicher Uebereinstimmung mit England handeln wollte, ist jetzt in Bezug auf die orientalische Frage eben so feindlich gegen England gesinnt und eben so enthusiastisch und entschlossen in Betreff der Gründung eines afrikanischen Reichs. Unter solchen Umständen können wir uns nicht mit den leeren Sympathien einer Minorität innerhalb oder außerhalb der Presse begnügen, während die französische Regierung und die französische Kammer geradezu feindlich gegen uns auftreten. Wir schreiben nicht, um durch Erheuchelung einer Freundschaft oder Uebertünchung einer Allianz, die hohl und trügerisch ist, diesen oder jenen Effect hervorzubringen. Unsere Pflicht und unser Zweck sind, unsere Landsleute auf die Gesinnungen der herrschenden Parteien in Frankreich aufmerksam zu machen, damit, wenn diese feindselig sind, das englische Volk sich auf Feindseligkeiten gefaßt halte und nicht durch ein eitles Vertrauen sich einschläfern lasse. Es scheint uns, als wenn der Strom der ministeriellen und parlamentarischen Gedanken in Frankreich darauf hinginge, die Stärke der französischen Seemacht in nicht sehr ferner Zeit gegen die englische zu erproben. Da wir dieß wahrnehmen, so müssen wir es aussprechen, und obgleich wir sehen, daß freisinnige und aufgeklärte Publicisten und Staatsmänner in Frankreich diese Tendenz läugnen, so sehen wir doch auch, daß eben dieselben Männer, indem sie sich gegen den Strom zu stemmen suchen, genöthigt sind, mit demselben zu schwimmen, und den kriegerischen Absichten und Anmaßungen ihrer Landsleute zu schmeicheln. Wir sehen dieß Alles mit Kummer, aber durch Unterdrückung von Thatsachen macht man diese nicht besser. Wir ziehen es vor, die Dinge bei ihrem wahren Namen zu nennen, mögen sie auch noch so unangenehm seyn, denn wenn die Freundschaft zwischen beiden Ländern wieder hergestellt werden kann, so ist dieß nur durch vollkommene Aufrichtigkeit von beiden Seiten möglich.“ (Standard.) Die Angabe einiger Zeitungen, daß Baron v. Brunnow im Anfang nächster Woche nach St. Petersburg abreisen werde, ist ganz grundlos. Se. Excellenz wird durch diplomatische Geschäfte noch längere Zeit in London zurückgehalten werden. (M. Post.) Baron Gervay und Graf Spangen sind mit wichtigen Depeschen für die österreichische Gesandtschaft aus Wien in London angekommen. Frankreich. _ Paris, 15 Febr. In der Sitzung der Deputirtenkammer am 15 Febr. verlas Hr. Amilhau den Commissionsbericht über den Gesetzesentwurf, die Dotation des Herzogs von Nemours betreffend. Er legte umständlich die verschiedenen Arten dar, worunter die Majorität und die Minorität der Commission die Frage erwogen hatte. Sodann ging er in umständliche Beleuchtungen über die Einkünfte und Ausgaben der Privatdomäne der Krone ein, und setzte hinzu, daß die Civilliste nicht zur Dotation der Prinzen beitragen könne, indem sie ganz für den König und den Glanz des Thrones bestimmt sey. In Betreff der Ziffer der Dotation glaubt die Commission, daß die Summe von 500,000 Fr. für einen Sohn des Königs, der eines Tags berufen seyn könne, den Thron von Frankreich zu besteigen, nicht zu groß sey. Er trug auf Annahme des Entwurfs der Regierung an. Die Commission hat geglaubt, den Witthumsgehalt der Prinzessin von 300,000 Fr. auf 200,000 reduciren zu müssen. Schließlich dringt der Bericht auf die Nothwendigkeit, den Prinzen der französischen Königsfamilie das Mittel einer glanzvollen Repräsentation an die Hand zu geben. (Murren, Unterbrechung.) Hr. Delacroix verlangt Mittheilung der Documente an die Kammer, worauf die Commission ihre Ansicht stütze. Hr. Passy meint, diese Mittheilung und der Druck derselben sey deßwegen nicht wohl möglich, weil man dadurch die Rechtlichkeit der Commission bezweifeln würde. (Murren.) Hr. L'Herbette suchte letztere Ansicht zu widerlegen, und verlangte Mittheilung der Documente, von denen er vermuthe, daß sie nicht hinreichend erläuternd seyen. Es entspann sich eine Erörterung zwischen dem Minister und Hrn. L'Herbette. Der Präsident erinnert die Kammer an den Grund der Frage, und läßt über den Druck der Documente abstimmen, der nicht angenommen wird. (Geräusch.) Die Kammer erklärt, die Discussion am Donnerstag vornehmen zu wollen. Hierauf folgten noch einige Petitionserörterungen. Alle Bureaux der Deputirtenkammer haben sich zu Gunsten der beantragten Pension für die Wittwe des Obristen Combes entschieden. Das Journal des Débats erinnert bei diesem Anlaß, daß auch das Andenken eines andern ausgezeichneten Armeeofficiers, der sich vor Constantine die Todeswunde geholt, in Frankreich nicht vergessen worden sey. Die Regierung hat für den General Perregaux, der auf der Ueberfahrt von Bona nach Toulon starb, ein Monument errichten lassen, welches unter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_051_18400220
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_051_18400220/3
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 51. Augsburg, 20. Februar 1840, S. 0403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_051_18400220/3>, abgerufen am 03.12.2024.