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Allgemeine Zeitung. Nr. 50. Augsburg, 19. Februar 1840.

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enthält, und schon wird diese Neuerung eine Verlegenheit für ihn. Bekanntlich ließ der Siegelbewahrer durch Specialcommissionen einen Gesetzesentwurf über individuelle Freiheit und einen über Rehabilitation Verurtheilter vorbereiten. Diese legislativen Maaßregeln, die dem öffentlichen Wunsche entsprechen, sollen das, gegenwärtig so seltene Verdienst gehabt haben, wirkliche und ausführbare Verbesserungen, ohne Geräusch und ohne Schwierigkeit, an die Hand zu geben. Die beschlossenen und abgefaßten Entwürfe wurden einem Gesetzgebungscomite übergeben, das sie allzu revolutionär findet, und sicher auf Verwerfung antragen wird. Dieß ist ein neuer Beweis von der vollkommenen Nutzlosigkeit der von Hrn. Teste aufgehäuften Ernennungen. Was nützt ein Gesetzgebungscomite, wenn man keine Gesetzgeber dafür hat! Das Gesetzgebungscomite war im Staatsrathe des Kaiserreichs gut an seiner Stelle, da dieses die Elemente des Gesetzes zusammenstellte und erwog, und überdieß aus den ausgezeichnetsten Köpfen des Vaterlandes bestand. Ein bloß administrativer Staatsrath aber, wie der des gegenwärtigen Regime's, und zu dem nur untergeordnete Fähigkeiten berufen sind, läßt sich nicht als ein Körper betrachten, der gleichsam ein zweites Parlament darstellte. Man setze entweder die ausgezeichnetsten Männer der Kammer und der Verwaltung in den Staatsrath, oder man verzichte darauf, diesen Körper mit einer Autorität auszustatten, welche die Kammern sonst mit keiner andern Versammlung mehr theilen können.

Der König hat am 12 Febr. die Ordonnanz unterzeichnet, welche Madame Thiers ermächtigt, den ihr von der Königin von Spanien zugeschickten Marie Louise-Orden zu tragen.

An die Linienschiffe Montebello, Jupiter und Trident, welche sich zur Rückkehr nach Frankreich bereit machten, scheint der Befehl abgegangen zu seyn, in der Levante zu bleiben; die diesen Schiffen nothwendigen Gegenstände werden ihnen von den Linienschiffen Algier, Suffren und Neptun gebracht werden. Letzteres Schiff ist bereits nach der Levante abgegangen mit 168 Matrosen für die Division Lalande am Bord. Die beiden andern Linienschiffe werden am 14 abgehen. Der Telegraph ist fortwährend in Bewegung, um die Reparaturen des Triton, Hercules und Genereur, welche baldmöglichst nach der Levante zurückkehren sollen, so wie die Ausrüstung der Linienschiffe Scipio, Souverain und Stadt Marseille zu beschleunigen. Auch die Linienschiffe Nestor und Couronne sollen später in segelfertigen Stand gesetzt werden, und man erwartet den Befehl zur Ausrüstung einiger großen Fregatten; aber es fehlt an Matrosen.

Italien.

In der Leipziger Allgemeinen Zeitung erwähnte man des Hrn. Grafen von Broglia, außerordentlichen Gesandten Sr. Maj. des Königs von Sardinien auf eine Weise, die, wenn es anders möglich wäre, dem so unbefleckten Rufe dieses in jeder Beziehung so würdigen und vortrefflichen Mannes nachtheilig seyn könnte, der durch seinen ehrenhaften Charakter, durch seine tiefe Religiosität, durch sein erprobtes Zartgefühl und durch andere ausgezeichnete Eigenschaften mit vollem Rechte das ganze Vertrauen, sowohl seines Hofes, als auch des heiligen Stuhles genießt. - Man wollte nämlich glauben machen, daß Graf v. Broglia die Freiheiten des diplomatischen Corps dazu mißbraucht habe, ein Fahrzeug mit Colonialwaaren kommen zu lassen, um damit Handel zu treiben. Wir sind in den Stand gesetzt worden, auf die entschiedenste Weise eine Behauptung zu widerlegen, die für den edlen Charakter des sardinischen Ministers bei dem heiligen Stuhle so beleidigend ist, und können versichern, daß der Hr. Graf v. Broglia, weit entfernt auf irgend eine Weise die diplomatischen Freiheiten zu überschreiten, im Gegentheil nur höchst selten und auch dann nur mit einer Delicatesse, die seinem Charakter eigen ist, davon Gebrauch gemacht hat. - All das Uebrige, was das genannte Blatt über die Beweggründe gemeldet hat, welche die päpstliche Regierung veranlaßt hätten einige billige Beschränkungen in die diplomatischen Freiheiten einzuführen, hat nicht mehr Grund, als was eben über den sardinischen Gesandten behauptet worden ist. Es ist auch ganz falsch, daß die obenerwähnten Freiheiten nur in Rücksicht auf die Gesandten und Geschäftsträger beschränkt worden seyen, indem die Botschafter Frankreichs und Oesterreichs davon ausgenommen wären, da es durch das Reglement vom 18 Dec. 1839, welches von Sr. Eminenz dem Cardinal Lambruschini unterzeichnet und den verschiedenen auswärtigen Gesandtschaften mitgetheilt worden, festgestellt sey, daß auch die Botschafter ihrerseits im Verhältnisse zu ihrem Range stehende Beschränkungen erfahren hätten.

Deutschland.

Die Consecration des neuernannten Bischofs von Passau, Hrn. Dr. Hofstätter, der gestern beeidigt wurde, findet am 25 Febr. in hiesiger Kathedrale statt. - Gestern wurde, wie jedes Jahr am 16 Febr., im Kunstverein die Verloosung der angekauften Kunstgegenstände vorgenommen; dieser Vorgang, der sonst einen Abschnitt in unserer Conversation bildet, ging dießmal wenig beachtet vorüber, da der heute stattfindende große Künstlermaskenzug fast ausschließend die Theilnahme des Publicums beschäftigt, und selbst die ernsteren Interessen der Gegenwart verdrängt. Viele Gewinnste fielen auf auswärtige Mitglieder, darunter auch auf den Kunstverein Ihrer Stadt. - Die Spazierfahrten auf der Eisenbahn nach Maisach sind fortdauernd unter allen Ständen sehr beliebt, und das Directorium macht gute Geschäfte. Morgen wird eine Anzahl Mitglieder der zweiten Kammer und mehrere der ersten gemeinsam eine Excursion dahin unternehmen.

Das hier allgemein verbreitet gewesene Gerücht, der Herzog von Nassau sey nach Wien gereist, ist falsch. Se. Durchl. reiste vorgestern nach Wiesbaden von hier zurück, nachdem Abends zuvor eine Estafette abgesendet worden, um die bereits auf der Route nach Würzburg bestellt gewesenen Relais wieder abzubestellen. - Gestern entfaltete ein vor kurzem aus Paris zurückgekehrter, junger fremder Mann, ein Uhrmacher, in dem Römer hier eine dreifarbige (schwarz-roth-goldene) Fahne, schwang sie in der Luft und nannte sich den Kaiser Karl V. Aus diesem und anderm, was der junge Mensch gesprochen, war abzunehmen, daß er geistesschwach ist. Es soll indessen Mühe gekostet haben, ihn zu überwältigen, da er sich stark zur Wehre setzte. Wir erwähnen nun dieser Sache, um allenfallsigen falschen Gerüchten, welche der immerhin unangenehme Vorfall erzeugen kann, vorzubeugen.

Der heutige Tag wurde hier allenthalben festlich begangen. In den ersten Gasthöfen, welche außen, so wie die Speisesäle, mit grünen Guirlanden geschmückt waren, hatte man große Diners veranstaltet. Die zahlreiche Theilnahme und die herzlichen Toaste, welche ausgebracht wurden, sprachen auf eine sehr unzweideutige Weise die Gesinnungen der Theilnehmer gegen das Fürstenhaus und insbesondere gegen den Prinzen Albert bei seiner Vermählung mit der Königin Victoria von England aus, Gesinnungen, die jeder gute Coburger aufrichtig theilt.

enthält, und schon wird diese Neuerung eine Verlegenheit für ihn. Bekanntlich ließ der Siegelbewahrer durch Specialcommissionen einen Gesetzesentwurf über individuelle Freiheit und einen über Rehabilitation Verurtheilter vorbereiten. Diese legislativen Maaßregeln, die dem öffentlichen Wunsche entsprechen, sollen das, gegenwärtig so seltene Verdienst gehabt haben, wirkliche und ausführbare Verbesserungen, ohne Geräusch und ohne Schwierigkeit, an die Hand zu geben. Die beschlossenen und abgefaßten Entwürfe wurden einem Gesetzgebungscomité übergeben, das sie allzu revolutionär findet, und sicher auf Verwerfung antragen wird. Dieß ist ein neuer Beweis von der vollkommenen Nutzlosigkeit der von Hrn. Teste aufgehäuften Ernennungen. Was nützt ein Gesetzgebungscomité, wenn man keine Gesetzgeber dafür hat! Das Gesetzgebungscomité war im Staatsrathe des Kaiserreichs gut an seiner Stelle, da dieses die Elemente des Gesetzes zusammenstellte und erwog, und überdieß aus den ausgezeichnetsten Köpfen des Vaterlandes bestand. Ein bloß administrativer Staatsrath aber, wie der des gegenwärtigen Regime's, und zu dem nur untergeordnete Fähigkeiten berufen sind, läßt sich nicht als ein Körper betrachten, der gleichsam ein zweites Parlament darstellte. Man setze entweder die ausgezeichnetsten Männer der Kammer und der Verwaltung in den Staatsrath, oder man verzichte darauf, diesen Körper mit einer Autorität auszustatten, welche die Kammern sonst mit keiner andern Versammlung mehr theilen können.

Der König hat am 12 Febr. die Ordonnanz unterzeichnet, welche Madame Thiers ermächtigt, den ihr von der Königin von Spanien zugeschickten Marie Louise-Orden zu tragen.

An die Linienschiffe Montebello, Jupiter und Trident, welche sich zur Rückkehr nach Frankreich bereit machten, scheint der Befehl abgegangen zu seyn, in der Levante zu bleiben; die diesen Schiffen nothwendigen Gegenstände werden ihnen von den Linienschiffen Algier, Suffren und Neptun gebracht werden. Letzteres Schiff ist bereits nach der Levante abgegangen mit 168 Matrosen für die Division Lalande am Bord. Die beiden andern Linienschiffe werden am 14 abgehen. Der Telegraph ist fortwährend in Bewegung, um die Reparaturen des Triton, Hercules und Généreur, welche baldmöglichst nach der Levante zurückkehren sollen, so wie die Ausrüstung der Linienschiffe Scipio, Souverain und Stadt Marseille zu beschleunigen. Auch die Linienschiffe Nestor und Couronne sollen später in segelfertigen Stand gesetzt werden, und man erwartet den Befehl zur Ausrüstung einiger großen Fregatten; aber es fehlt an Matrosen.

Italien.

In der Leipziger Allgemeinen Zeitung erwähnte man des Hrn. Grafen von Broglia, außerordentlichen Gesandten Sr. Maj. des Königs von Sardinien auf eine Weise, die, wenn es anders möglich wäre, dem so unbefleckten Rufe dieses in jeder Beziehung so würdigen und vortrefflichen Mannes nachtheilig seyn könnte, der durch seinen ehrenhaften Charakter, durch seine tiefe Religiosität, durch sein erprobtes Zartgefühl und durch andere ausgezeichnete Eigenschaften mit vollem Rechte das ganze Vertrauen, sowohl seines Hofes, als auch des heiligen Stuhles genießt. – Man wollte nämlich glauben machen, daß Graf v. Broglia die Freiheiten des diplomatischen Corps dazu mißbraucht habe, ein Fahrzeug mit Colonialwaaren kommen zu lassen, um damit Handel zu treiben. Wir sind in den Stand gesetzt worden, auf die entschiedenste Weise eine Behauptung zu widerlegen, die für den edlen Charakter des sardinischen Ministers bei dem heiligen Stuhle so beleidigend ist, und können versichern, daß der Hr. Graf v. Broglia, weit entfernt auf irgend eine Weise die diplomatischen Freiheiten zu überschreiten, im Gegentheil nur höchst selten und auch dann nur mit einer Delicatesse, die seinem Charakter eigen ist, davon Gebrauch gemacht hat. – All das Uebrige, was das genannte Blatt über die Beweggründe gemeldet hat, welche die päpstliche Regierung veranlaßt hätten einige billige Beschränkungen in die diplomatischen Freiheiten einzuführen, hat nicht mehr Grund, als was eben über den sardinischen Gesandten behauptet worden ist. Es ist auch ganz falsch, daß die obenerwähnten Freiheiten nur in Rücksicht auf die Gesandten und Geschäftsträger beschränkt worden seyen, indem die Botschafter Frankreichs und Oesterreichs davon ausgenommen wären, da es durch das Reglement vom 18 Dec. 1839, welches von Sr. Eminenz dem Cardinal Lambruschini unterzeichnet und den verschiedenen auswärtigen Gesandtschaften mitgetheilt worden, festgestellt sey, daß auch die Botschafter ihrerseits im Verhältnisse zu ihrem Range stehende Beschränkungen erfahren hätten.

Deutschland.

Die Consecration des neuernannten Bischofs von Passau, Hrn. Dr. Hofstätter, der gestern beeidigt wurde, findet am 25 Febr. in hiesiger Kathedrale statt. – Gestern wurde, wie jedes Jahr am 16 Febr., im Kunstverein die Verloosung der angekauften Kunstgegenstände vorgenommen; dieser Vorgang, der sonst einen Abschnitt in unserer Conversation bildet, ging dießmal wenig beachtet vorüber, da der heute stattfindende große Künstlermaskenzug fast ausschließend die Theilnahme des Publicums beschäftigt, und selbst die ernsteren Interessen der Gegenwart verdrängt. Viele Gewinnste fielen auf auswärtige Mitglieder, darunter auch auf den Kunstverein Ihrer Stadt. – Die Spazierfahrten auf der Eisenbahn nach Maisach sind fortdauernd unter allen Ständen sehr beliebt, und das Directorium macht gute Geschäfte. Morgen wird eine Anzahl Mitglieder der zweiten Kammer und mehrere der ersten gemeinsam eine Excursion dahin unternehmen.

Das hier allgemein verbreitet gewesene Gerücht, der Herzog von Nassau sey nach Wien gereist, ist falsch. Se. Durchl. reiste vorgestern nach Wiesbaden von hier zurück, nachdem Abends zuvor eine Estafette abgesendet worden, um die bereits auf der Route nach Würzburg bestellt gewesenen Relais wieder abzubestellen. – Gestern entfaltete ein vor kurzem aus Paris zurückgekehrter, junger fremder Mann, ein Uhrmacher, in dem Römer hier eine dreifarbige (schwarz-roth-goldene) Fahne, schwang sie in der Luft und nannte sich den Kaiser Karl V. Aus diesem und anderm, was der junge Mensch gesprochen, war abzunehmen, daß er geistesschwach ist. Es soll indessen Mühe gekostet haben, ihn zu überwältigen, da er sich stark zur Wehre setzte. Wir erwähnen nun dieser Sache, um allenfallsigen falschen Gerüchten, welche der immerhin unangenehme Vorfall erzeugen kann, vorzubeugen.

Der heutige Tag wurde hier allenthalben festlich begangen. In den ersten Gasthöfen, welche außen, so wie die Speisesäle, mit grünen Guirlanden geschmückt waren, hatte man große Diners veranstaltet. Die zahlreiche Theilnahme und die herzlichen Toaste, welche ausgebracht wurden, sprachen auf eine sehr unzweideutige Weise die Gesinnungen der Theilnehmer gegen das Fürstenhaus und insbesondere gegen den Prinzen Albert bei seiner Vermählung mit der Königin Victoria von England aus, Gesinnungen, die jeder gute Coburger aufrichtig theilt.

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[0395/0003] enthält, und schon wird diese Neuerung eine Verlegenheit für ihn. Bekanntlich ließ der Siegelbewahrer durch Specialcommissionen einen Gesetzesentwurf über individuelle Freiheit und einen über Rehabilitation Verurtheilter vorbereiten. Diese legislativen Maaßregeln, die dem öffentlichen Wunsche entsprechen, sollen das, gegenwärtig so seltene Verdienst gehabt haben, wirkliche und ausführbare Verbesserungen, ohne Geräusch und ohne Schwierigkeit, an die Hand zu geben. Die beschlossenen und abgefaßten Entwürfe wurden einem Gesetzgebungscomité übergeben, das sie allzu revolutionär findet, und sicher auf Verwerfung antragen wird. Dieß ist ein neuer Beweis von der vollkommenen Nutzlosigkeit der von Hrn. Teste aufgehäuften Ernennungen. Was nützt ein Gesetzgebungscomité, wenn man keine Gesetzgeber dafür hat! Das Gesetzgebungscomité war im Staatsrathe des Kaiserreichs gut an seiner Stelle, da dieses die Elemente des Gesetzes zusammenstellte und erwog, und überdieß aus den ausgezeichnetsten Köpfen des Vaterlandes bestand. Ein bloß administrativer Staatsrath aber, wie der des gegenwärtigen Regime's, und zu dem nur untergeordnete Fähigkeiten berufen sind, läßt sich nicht als ein Körper betrachten, der gleichsam ein zweites Parlament darstellte. Man setze entweder die ausgezeichnetsten Männer der Kammer und der Verwaltung in den Staatsrath, oder man verzichte darauf, diesen Körper mit einer Autorität auszustatten, welche die Kammern sonst mit keiner andern Versammlung mehr theilen können. Der König hat am 12 Febr. die Ordonnanz unterzeichnet, welche Madame Thiers ermächtigt, den ihr von der Königin von Spanien zugeschickten Marie Louise-Orden zu tragen. _ Toulon, 12 Febr. An die Linienschiffe Montebello, Jupiter und Trident, welche sich zur Rückkehr nach Frankreich bereit machten, scheint der Befehl abgegangen zu seyn, in der Levante zu bleiben; die diesen Schiffen nothwendigen Gegenstände werden ihnen von den Linienschiffen Algier, Suffren und Neptun gebracht werden. Letzteres Schiff ist bereits nach der Levante abgegangen mit 168 Matrosen für die Division Lalande am Bord. Die beiden andern Linienschiffe werden am 14 abgehen. Der Telegraph ist fortwährend in Bewegung, um die Reparaturen des Triton, Hercules und Généreur, welche baldmöglichst nach der Levante zurückkehren sollen, so wie die Ausrüstung der Linienschiffe Scipio, Souverain und Stadt Marseille zu beschleunigen. Auch die Linienschiffe Nestor und Couronne sollen später in segelfertigen Stand gesetzt werden, und man erwartet den Befehl zur Ausrüstung einiger großen Fregatten; aber es fehlt an Matrosen. Italien. _ Rom, 4 Febr. In der Leipziger Allgemeinen Zeitung erwähnte man des Hrn. Grafen von Broglia, außerordentlichen Gesandten Sr. Maj. des Königs von Sardinien auf eine Weise, die, wenn es anders möglich wäre, dem so unbefleckten Rufe dieses in jeder Beziehung so würdigen und vortrefflichen Mannes nachtheilig seyn könnte, der durch seinen ehrenhaften Charakter, durch seine tiefe Religiosität, durch sein erprobtes Zartgefühl und durch andere ausgezeichnete Eigenschaften mit vollem Rechte das ganze Vertrauen, sowohl seines Hofes, als auch des heiligen Stuhles genießt. – Man wollte nämlich glauben machen, daß Graf v. Broglia die Freiheiten des diplomatischen Corps dazu mißbraucht habe, ein Fahrzeug mit Colonialwaaren kommen zu lassen, um damit Handel zu treiben. Wir sind in den Stand gesetzt worden, auf die entschiedenste Weise eine Behauptung zu widerlegen, die für den edlen Charakter des sardinischen Ministers bei dem heiligen Stuhle so beleidigend ist, und können versichern, daß der Hr. Graf v. Broglia, weit entfernt auf irgend eine Weise die diplomatischen Freiheiten zu überschreiten, im Gegentheil nur höchst selten und auch dann nur mit einer Delicatesse, die seinem Charakter eigen ist, davon Gebrauch gemacht hat. – All das Uebrige, was das genannte Blatt über die Beweggründe gemeldet hat, welche die päpstliche Regierung veranlaßt hätten einige billige Beschränkungen in die diplomatischen Freiheiten einzuführen, hat nicht mehr Grund, als was eben über den sardinischen Gesandten behauptet worden ist. Es ist auch ganz falsch, daß die obenerwähnten Freiheiten nur in Rücksicht auf die Gesandten und Geschäftsträger beschränkt worden seyen, indem die Botschafter Frankreichs und Oesterreichs davon ausgenommen wären, da es durch das Reglement vom 18 Dec. 1839, welches von Sr. Eminenz dem Cardinal Lambruschini unterzeichnet und den verschiedenen auswärtigen Gesandtschaften mitgetheilt worden, festgestellt sey, daß auch die Botschafter ihrerseits im Verhältnisse zu ihrem Range stehende Beschränkungen erfahren hätten. Deutschland. _ München, 17. Febr. Die Consecration des neuernannten Bischofs von Passau, Hrn. Dr. Hofstätter, der gestern beeidigt wurde, findet am 25 Febr. in hiesiger Kathedrale statt. – Gestern wurde, wie jedes Jahr am 16 Febr., im Kunstverein die Verloosung der angekauften Kunstgegenstände vorgenommen; dieser Vorgang, der sonst einen Abschnitt in unserer Conversation bildet, ging dießmal wenig beachtet vorüber, da der heute stattfindende große Künstlermaskenzug fast ausschließend die Theilnahme des Publicums beschäftigt, und selbst die ernsteren Interessen der Gegenwart verdrängt. Viele Gewinnste fielen auf auswärtige Mitglieder, darunter auch auf den Kunstverein Ihrer Stadt. – Die Spazierfahrten auf der Eisenbahn nach Maisach sind fortdauernd unter allen Ständen sehr beliebt, und das Directorium macht gute Geschäfte. Morgen wird eine Anzahl Mitglieder der zweiten Kammer und mehrere der ersten gemeinsam eine Excursion dahin unternehmen. _ Frankfurt a. M., 15 Febr. Das hier allgemein verbreitet gewesene Gerücht, der Herzog von Nassau sey nach Wien gereist, ist falsch. Se. Durchl. reiste vorgestern nach Wiesbaden von hier zurück, nachdem Abends zuvor eine Estafette abgesendet worden, um die bereits auf der Route nach Würzburg bestellt gewesenen Relais wieder abzubestellen. – Gestern entfaltete ein vor kurzem aus Paris zurückgekehrter, junger fremder Mann, ein Uhrmacher, in dem Römer hier eine dreifarbige (schwarz-roth-goldene) Fahne, schwang sie in der Luft und nannte sich den Kaiser Karl V. Aus diesem und anderm, was der junge Mensch gesprochen, war abzunehmen, daß er geistesschwach ist. Es soll indessen Mühe gekostet haben, ihn zu überwältigen, da er sich stark zur Wehre setzte. Wir erwähnen nun dieser Sache, um allenfallsigen falschen Gerüchten, welche der immerhin unangenehme Vorfall erzeugen kann, vorzubeugen. _ Coburg, 10 Febr. Der heutige Tag wurde hier allenthalben festlich begangen. In den ersten Gasthöfen, welche außen, so wie die Speisesäle, mit grünen Guirlanden geschmückt waren, hatte man große Diners veranstaltet. Die zahlreiche Theilnahme und die herzlichen Toaste, welche ausgebracht wurden, sprachen auf eine sehr unzweideutige Weise die Gesinnungen der Theilnehmer gegen das Fürstenhaus und insbesondere gegen den Prinzen Albert bei seiner Vermählung mit der Königin Victoria von England aus, Gesinnungen, die jeder gute Coburger aufrichtig theilt.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 50. Augsburg, 19. Februar 1840, S. 0395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_050_18400219/3>, abgerufen am 16.04.2024.