Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 48. Augsburg, 17. Februar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

krank. Ueber d e Bedeutsamkeit dieser Krankheit, in Folge deren man ihn schon ein paarmal todt sagte, laufen noch immer die widersprechendsten Gerüchte um. Diejenigen, welche den meisten Glauben zu verdienen scheinen, sagen, der Ssadri-aasam (ein Greis zwischen 80 und 90 Jahren, von kleiner Statur und dabei sehr corpulent, überdieß den Freuden der Tafel sehr gewogen) sey zu wiederholtenmalen vom Schlage getroffen worden, er sey zwar seit zwei Tagen in der Besserung, gebe aber dennoch nach den Aussprüchen der Aerzte wenig Hoffnung. Chosrew Pascha war während einer Reihe von Jahren Kriegsminister gewesen, als ihn Sultan Mahmud vor drei Jahren in den Ruhestand versetzte, ihn aber 1 1/2 Jahre später doch wieder an die Spitze eines Regierungsconseils stellte, worauf er bei dem Tode des Sultans Großwessier ward. Der Kriegsminister ist zu gleicher Zeit die erste Polizeibehörde der Hauptstadt, und vorzugsweise in dieser Eigenschaft hat sich Chosrew Pascha großes Ansehen erworben; denn seine damalige Stellung forderte es, daß er bei jeder der häufigen Feuersbrünste in der Stadt und ihren Vorstädten persönlich gegenwärtig und thätig war. Da er nun außerdem viel bei dem Sultan galt, was in diesem Reich wiederum eine große Gewandtheit und Feinheit voraussetzt, so erschien er allen denen als ein großer Mann, die sich mit dem Schein begnügen, d. h. fast allen Türken. Doch findet man unter den ältern Türken manchen verständigen Mann, der das Treiben der Großen mit prüfendem Blick beobachtet hat, und der dann behauptet: die Wirksamkeit des Ssadri-aasam sey nie eine glückliche für das Land gewesen. In der That, wenn man bedenkt, daß er es war, der die regulären Truppen bildete, und wie Weniges diese Truppen in den letzten Jahren geleistet haben, so muß man wenigstens einräumen, daß sie nicht das geworden sind, was sich der Staat mit Fug und Recht hätte davon versprechen können. Zwar konnte von Chosrew Pascha nicht vorausgesetzt werden, daß er selbst es verstände, eine tüchtige Armee zu bilden, aber wenn es ihm Ernst gewesen wäre, würde es ihm nicht leichter geworden seyn, als dem Vicekönig von Aegypten einen Seve zu finden? Und jetzt als Großwessier, was hat er als solcher gewirkt? Darauf weiß Niemand zu antworten. Gewiß ist es in der Lage, in welcher sich das türkische Reich befindet, sehr schwer, etwas zu thun; nur große Kräfte würden es vermögen, die aber fehlen. Die Constitution von Gülhane vom 3 Nov. v. J. darf als nichts Großes beachtet werden. Es sind Worte, weiter nichts. Wo man versucht, sie ins Leben einzuführen, treten die fühlbarsten Nackenschläge ein, und so werden jene Worte bald außer Credit kommen.

Aegypten.

(Corresp. des Sud de Marseille.) Briefe, die wir so eben aus Kairo erhalten, melden, daß Selim Pascha, der in Arabien einen Theil der ägyptischen Armee commandirt, dort eine vollständige Niederlage erlitten hat. Man versichert sogar, er sey zum Gefangenen gemacht worden; andere sagen, er sey freiwillig zum Feind übergegangen. Da die Regierung ein Interesse dabei hat, diese Nachrichten geheim zu halten, so wird es schwer halten, hierüber sogleich Genaues zu erfahren. Sicher scheint, daß der ehemalige Sheriff von Mekka, der in Aegypten als Gefangener lebte, nach Arabien geschickt wird, um dort das Commando der ägyptischen Truppen zu übernehmen. (?) Die Ereignisse in Arabien müssen jedenfalls sehr ernst seyn, da der Vicekönig sich entschließt, den Oberbefehl über seine dortige Armee einem Mann zu übertragen, dessen Widerwillen gegen seine Regierung ihm bekannt ist, der aber in der arabischen Halbinsel großen Einfluß besitzt. - Es scheint, daß Mehemed Ali auf die Hoffnungen, welche Frankreich ihm gemacht, kein Vertrauen mehr setzt, denn der französische Consul wird bei ihm nicht mehr vorgelassen. Nach der Ankunft des französischen Paketboots der letzten Woche begaben sich die Consuln von Rußland, England und Oesterreich zu Mehemed Ali und überreichten ihm das Ultimatum (?) ihrer Höfe, welches, wie man sich wohl denken kann, dem Pascha schlecht gefiel. Als der französische Consul hierauf zu ihm kam, ließ ihm Mehemed Ali sagen, er werde ihn als Freund, nicht aber als Consul empfangen; wenn er irgend eine diplomatische Mittheilung zu machen habe, so möchte er dieß schriftlich thun. *) Der englische Consul begab sich nach der Ankunft des letzten französischen Paketboots, welches am 20 in Alexandria einlief, zum Pascha und verlangte von ihm eine Antwort auf das Ultimatum. Stolz erwiederte ihm der Pascha, er werde nie auf die Vortheile und die Rechte, welche durch die Eroberung und das Glück seiner Waffen gewonnen, verzichten; auch sey er bereit, allen Wechselfällen eines ungerechten Krieges der europäischen Mächte gegen ihn die Spitze zu bieten."

China.

Der Sud de Marseille meldet Nachrichten aus Bombay vom 1 Jan. zufolge den Tod des Admirals Maitland. Die Rüstungen der gegen Canton projectirten Expedition wurden durch diesen Vorfall verzögert.

Berichtigung.

In der gestrigen Nummer ist unter den Handels- und Börsennachrichten in dem Artikel aus dem Arnhem'schen Courant Zeile 7 desselben zu lesen: ein "Viertheil" statt ein Neuntheil.

*) Ein Schreiben aus Alexandria vom 24 Jan. in der Allg. Zeitung erwähnte bereits vor einigen Tagen, daß Mehemed Ali allen europäischen Consuln erklärt habe, künftig nur noch schriftlichen Verkehr mit ihnen unterhalten zu wollen.

krank. Ueber d e Bedeutsamkeit dieser Krankheit, in Folge deren man ihn schon ein paarmal todt sagte, laufen noch immer die widersprechendsten Gerüchte um. Diejenigen, welche den meisten Glauben zu verdienen scheinen, sagen, der Ssadri-aasam (ein Greis zwischen 80 und 90 Jahren, von kleiner Statur und dabei sehr corpulent, überdieß den Freuden der Tafel sehr gewogen) sey zu wiederholtenmalen vom Schlage getroffen worden, er sey zwar seit zwei Tagen in der Besserung, gebe aber dennoch nach den Aussprüchen der Aerzte wenig Hoffnung. Chosrew Pascha war während einer Reihe von Jahren Kriegsminister gewesen, als ihn Sultan Mahmud vor drei Jahren in den Ruhestand versetzte, ihn aber 1 1/2 Jahre später doch wieder an die Spitze eines Regierungsconseils stellte, worauf er bei dem Tode des Sultans Großwessier ward. Der Kriegsminister ist zu gleicher Zeit die erste Polizeibehörde der Hauptstadt, und vorzugsweise in dieser Eigenschaft hat sich Chosrew Pascha großes Ansehen erworben; denn seine damalige Stellung forderte es, daß er bei jeder der häufigen Feuersbrünste in der Stadt und ihren Vorstädten persönlich gegenwärtig und thätig war. Da er nun außerdem viel bei dem Sultan galt, was in diesem Reich wiederum eine große Gewandtheit und Feinheit voraussetzt, so erschien er allen denen als ein großer Mann, die sich mit dem Schein begnügen, d. h. fast allen Türken. Doch findet man unter den ältern Türken manchen verständigen Mann, der das Treiben der Großen mit prüfendem Blick beobachtet hat, und der dann behauptet: die Wirksamkeit des Ssadri-aasam sey nie eine glückliche für das Land gewesen. In der That, wenn man bedenkt, daß er es war, der die regulären Truppen bildete, und wie Weniges diese Truppen in den letzten Jahren geleistet haben, so muß man wenigstens einräumen, daß sie nicht das geworden sind, was sich der Staat mit Fug und Recht hätte davon versprechen können. Zwar konnte von Chosrew Pascha nicht vorausgesetzt werden, daß er selbst es verstände, eine tüchtige Armee zu bilden, aber wenn es ihm Ernst gewesen wäre, würde es ihm nicht leichter geworden seyn, als dem Vicekönig von Aegypten einen Seve zu finden? Und jetzt als Großwessier, was hat er als solcher gewirkt? Darauf weiß Niemand zu antworten. Gewiß ist es in der Lage, in welcher sich das türkische Reich befindet, sehr schwer, etwas zu thun; nur große Kräfte würden es vermögen, die aber fehlen. Die Constitution von Gülhane vom 3 Nov. v. J. darf als nichts Großes beachtet werden. Es sind Worte, weiter nichts. Wo man versucht, sie ins Leben einzuführen, treten die fühlbarsten Nackenschläge ein, und so werden jene Worte bald außer Credit kommen.

Aegypten.

(Corresp. des Sud de Marseille.) Briefe, die wir so eben aus Kairo erhalten, melden, daß Selim Pascha, der in Arabien einen Theil der ägyptischen Armee commandirt, dort eine vollständige Niederlage erlitten hat. Man versichert sogar, er sey zum Gefangenen gemacht worden; andere sagen, er sey freiwillig zum Feind übergegangen. Da die Regierung ein Interesse dabei hat, diese Nachrichten geheim zu halten, so wird es schwer halten, hierüber sogleich Genaues zu erfahren. Sicher scheint, daß der ehemalige Sheriff von Mekka, der in Aegypten als Gefangener lebte, nach Arabien geschickt wird, um dort das Commando der ägyptischen Truppen zu übernehmen. (?) Die Ereignisse in Arabien müssen jedenfalls sehr ernst seyn, da der Vicekönig sich entschließt, den Oberbefehl über seine dortige Armee einem Mann zu übertragen, dessen Widerwillen gegen seine Regierung ihm bekannt ist, der aber in der arabischen Halbinsel großen Einfluß besitzt. – Es scheint, daß Mehemed Ali auf die Hoffnungen, welche Frankreich ihm gemacht, kein Vertrauen mehr setzt, denn der französische Consul wird bei ihm nicht mehr vorgelassen. Nach der Ankunft des französischen Paketboots der letzten Woche begaben sich die Consuln von Rußland, England und Oesterreich zu Mehemed Ali und überreichten ihm das Ultimatum (?) ihrer Höfe, welches, wie man sich wohl denken kann, dem Pascha schlecht gefiel. Als der französische Consul hierauf zu ihm kam, ließ ihm Mehemed Ali sagen, er werde ihn als Freund, nicht aber als Consul empfangen; wenn er irgend eine diplomatische Mittheilung zu machen habe, so möchte er dieß schriftlich thun. *) Der englische Consul begab sich nach der Ankunft des letzten französischen Paketboots, welches am 20 in Alexandria einlief, zum Pascha und verlangte von ihm eine Antwort auf das Ultimatum. Stolz erwiederte ihm der Pascha, er werde nie auf die Vortheile und die Rechte, welche durch die Eroberung und das Glück seiner Waffen gewonnen, verzichten; auch sey er bereit, allen Wechselfällen eines ungerechten Krieges der europäischen Mächte gegen ihn die Spitze zu bieten.“

China.

Der Sud de Marseille meldet Nachrichten aus Bombay vom 1 Jan. zufolge den Tod des Admirals Maitland. Die Rüstungen der gegen Canton projectirten Expedition wurden durch diesen Vorfall verzögert.

Berichtigung.

In der gestrigen Nummer ist unter den Handels- und Börsennachrichten in dem Artikel aus dem Arnhem'schen Courant Zeile 7 desselben zu lesen: ein „Viertheil“ statt ein Neuntheil.

*) Ein Schreiben aus Alexandria vom 24 Jan. in der Allg. Zeitung erwähnte bereits vor einigen Tagen, daß Mehemed Ali allen europäischen Consuln erklärt habe, künftig nur noch schriftlichen Verkehr mit ihnen unterhalten zu wollen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0008" n="0384"/>
krank. Ueber d e Bedeutsamkeit dieser Krankheit, in Folge deren man ihn schon ein paarmal todt sagte, laufen noch immer die widersprechendsten Gerüchte um. Diejenigen, welche den meisten Glauben zu verdienen scheinen, sagen, der Ssadri-aasam (ein Greis zwischen 80 und 90 Jahren, von kleiner Statur und dabei sehr corpulent, überdieß den Freuden der Tafel sehr gewogen) sey zu wiederholtenmalen vom Schlage getroffen worden, er sey zwar seit zwei Tagen in der Besserung, gebe aber dennoch nach den Aussprüchen der Aerzte wenig Hoffnung. Chosrew Pascha war während einer Reihe von Jahren Kriegsminister gewesen, als ihn Sultan Mahmud vor drei Jahren in den Ruhestand versetzte, ihn aber 1 1/2 Jahre später doch wieder an die Spitze eines Regierungsconseils stellte, worauf er bei dem Tode des Sultans Großwessier ward. Der Kriegsminister ist zu gleicher Zeit die erste Polizeibehörde der Hauptstadt, und vorzugsweise in dieser Eigenschaft hat sich Chosrew Pascha großes Ansehen erworben; denn seine damalige Stellung forderte es, daß er bei jeder der häufigen Feuersbrünste in der Stadt und ihren Vorstädten persönlich gegenwärtig und thätig war. Da er nun außerdem viel bei dem Sultan galt, was in diesem Reich wiederum eine große Gewandtheit und Feinheit voraussetzt, so erschien er allen denen als ein großer Mann, die sich mit dem Schein begnügen, d. h. fast allen Türken. Doch findet man unter den ältern Türken manchen verständigen Mann, der das Treiben der Großen mit prüfendem Blick beobachtet hat, und der dann behauptet: die Wirksamkeit des Ssadri-aasam sey nie eine glückliche für das Land gewesen. In der That, wenn man bedenkt, daß er es war, der die regulären Truppen bildete, und wie Weniges diese Truppen in den letzten Jahren geleistet haben, so muß man wenigstens einräumen, daß sie nicht das geworden sind, was sich der Staat mit Fug und Recht hätte davon versprechen können. Zwar konnte von Chosrew Pascha nicht vorausgesetzt werden, daß er selbst es verstände, eine tüchtige Armee zu bilden, aber wenn es ihm Ernst gewesen wäre, würde es ihm nicht leichter geworden seyn, als dem Vicekönig von Aegypten einen Seve zu finden? Und jetzt als Großwessier, was hat er als solcher gewirkt? Darauf weiß Niemand zu antworten. Gewiß ist es in der Lage, in welcher sich das türkische Reich befindet, sehr schwer, etwas zu thun; nur große Kräfte würden es vermögen, die aber fehlen. Die Constitution von Gülhane vom 3 Nov. v. J. darf als nichts Großes beachtet werden. Es sind Worte, weiter nichts. Wo man versucht, sie ins Leben einzuführen, treten die fühlbarsten Nackenschläge ein, und so werden jene Worte bald außer Credit kommen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Aegypten.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Alexandria,</hi> 25 Jan.</dateline>
          <p> (Corresp. des <hi rendition="#g">Sud de Marseille</hi>.) Briefe, die wir so eben aus Kairo erhalten, melden, daß Selim Pascha, der in Arabien einen Theil der ägyptischen Armee commandirt, dort eine vollständige Niederlage erlitten hat. Man versichert sogar, er sey zum Gefangenen gemacht worden; andere sagen, er sey freiwillig zum Feind übergegangen. Da die Regierung ein Interesse dabei hat, diese Nachrichten geheim zu halten, so wird es schwer halten, hierüber sogleich Genaues zu erfahren. Sicher scheint, daß der ehemalige Sheriff von Mekka, der in Aegypten als Gefangener lebte, nach Arabien geschickt wird, um dort das Commando der ägyptischen Truppen zu übernehmen. (?) Die Ereignisse in Arabien müssen jedenfalls sehr ernst seyn, da der Vicekönig sich entschließt, den Oberbefehl über seine dortige Armee einem Mann zu übertragen, dessen Widerwillen gegen seine Regierung ihm bekannt ist, der aber in der arabischen Halbinsel großen Einfluß besitzt. &#x2013; Es scheint, daß Mehemed Ali auf die Hoffnungen, welche Frankreich ihm gemacht, kein Vertrauen mehr setzt, denn der französische Consul wird bei ihm nicht mehr vorgelassen. Nach der Ankunft des französischen Paketboots der letzten Woche begaben sich die Consuln von Rußland, England und Oesterreich zu Mehemed Ali und überreichten ihm das <hi rendition="#g">Ultimatum</hi> (?) ihrer Höfe, welches, wie man sich wohl denken kann, dem Pascha schlecht gefiel. Als der französische Consul hierauf zu ihm kam, ließ ihm Mehemed Ali sagen, er werde ihn als Freund, nicht aber als Consul empfangen; wenn er irgend eine diplomatische Mittheilung zu machen habe, so möchte er dieß schriftlich thun. <note place="foot" n="*)"> Ein Schreiben aus Alexandria vom 24 Jan. in der Allg. Zeitung erwähnte bereits vor einigen Tagen, daß Mehemed Ali allen europäischen Consuln erklärt habe, künftig nur noch schriftlichen Verkehr mit ihnen unterhalten zu wollen.</note> Der englische Consul begab sich nach der Ankunft des letzten französischen Paketboots, welches am 20 in Alexandria einlief, zum Pascha und verlangte von ihm eine Antwort auf das Ultimatum. Stolz erwiederte ihm der Pascha, er werde nie auf die Vortheile und die Rechte, welche durch die Eroberung und das Glück seiner Waffen gewonnen, verzichten; auch sey er bereit, allen Wechselfällen eines ungerechten Krieges der europäischen Mächte gegen ihn die Spitze zu bieten.&#x201C;</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">China.</hi> </head><lb/>
        <p>Der <hi rendition="#g">Sud de Marseille</hi> meldet Nachrichten aus Bombay vom 1 Jan. zufolge den Tod des Admirals Maitland. Die Rüstungen der gegen Canton projectirten Expedition wurden durch diesen Vorfall verzögert.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g">Berichtigung</hi>.</head><lb/>
        <p>In der gestrigen Nummer ist unter den Handels- und Börsennachrichten in dem Artikel aus dem Arnhem'schen Courant Zeile 7 desselben zu lesen: ein &#x201E;Viertheil&#x201C; statt ein Neuntheil.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0384/0008] krank. Ueber d e Bedeutsamkeit dieser Krankheit, in Folge deren man ihn schon ein paarmal todt sagte, laufen noch immer die widersprechendsten Gerüchte um. Diejenigen, welche den meisten Glauben zu verdienen scheinen, sagen, der Ssadri-aasam (ein Greis zwischen 80 und 90 Jahren, von kleiner Statur und dabei sehr corpulent, überdieß den Freuden der Tafel sehr gewogen) sey zu wiederholtenmalen vom Schlage getroffen worden, er sey zwar seit zwei Tagen in der Besserung, gebe aber dennoch nach den Aussprüchen der Aerzte wenig Hoffnung. Chosrew Pascha war während einer Reihe von Jahren Kriegsminister gewesen, als ihn Sultan Mahmud vor drei Jahren in den Ruhestand versetzte, ihn aber 1 1/2 Jahre später doch wieder an die Spitze eines Regierungsconseils stellte, worauf er bei dem Tode des Sultans Großwessier ward. Der Kriegsminister ist zu gleicher Zeit die erste Polizeibehörde der Hauptstadt, und vorzugsweise in dieser Eigenschaft hat sich Chosrew Pascha großes Ansehen erworben; denn seine damalige Stellung forderte es, daß er bei jeder der häufigen Feuersbrünste in der Stadt und ihren Vorstädten persönlich gegenwärtig und thätig war. Da er nun außerdem viel bei dem Sultan galt, was in diesem Reich wiederum eine große Gewandtheit und Feinheit voraussetzt, so erschien er allen denen als ein großer Mann, die sich mit dem Schein begnügen, d. h. fast allen Türken. Doch findet man unter den ältern Türken manchen verständigen Mann, der das Treiben der Großen mit prüfendem Blick beobachtet hat, und der dann behauptet: die Wirksamkeit des Ssadri-aasam sey nie eine glückliche für das Land gewesen. In der That, wenn man bedenkt, daß er es war, der die regulären Truppen bildete, und wie Weniges diese Truppen in den letzten Jahren geleistet haben, so muß man wenigstens einräumen, daß sie nicht das geworden sind, was sich der Staat mit Fug und Recht hätte davon versprechen können. Zwar konnte von Chosrew Pascha nicht vorausgesetzt werden, daß er selbst es verstände, eine tüchtige Armee zu bilden, aber wenn es ihm Ernst gewesen wäre, würde es ihm nicht leichter geworden seyn, als dem Vicekönig von Aegypten einen Seve zu finden? Und jetzt als Großwessier, was hat er als solcher gewirkt? Darauf weiß Niemand zu antworten. Gewiß ist es in der Lage, in welcher sich das türkische Reich befindet, sehr schwer, etwas zu thun; nur große Kräfte würden es vermögen, die aber fehlen. Die Constitution von Gülhane vom 3 Nov. v. J. darf als nichts Großes beachtet werden. Es sind Worte, weiter nichts. Wo man versucht, sie ins Leben einzuführen, treten die fühlbarsten Nackenschläge ein, und so werden jene Worte bald außer Credit kommen. Aegypten. _ Alexandria, 25 Jan. (Corresp. des Sud de Marseille.) Briefe, die wir so eben aus Kairo erhalten, melden, daß Selim Pascha, der in Arabien einen Theil der ägyptischen Armee commandirt, dort eine vollständige Niederlage erlitten hat. Man versichert sogar, er sey zum Gefangenen gemacht worden; andere sagen, er sey freiwillig zum Feind übergegangen. Da die Regierung ein Interesse dabei hat, diese Nachrichten geheim zu halten, so wird es schwer halten, hierüber sogleich Genaues zu erfahren. Sicher scheint, daß der ehemalige Sheriff von Mekka, der in Aegypten als Gefangener lebte, nach Arabien geschickt wird, um dort das Commando der ägyptischen Truppen zu übernehmen. (?) Die Ereignisse in Arabien müssen jedenfalls sehr ernst seyn, da der Vicekönig sich entschließt, den Oberbefehl über seine dortige Armee einem Mann zu übertragen, dessen Widerwillen gegen seine Regierung ihm bekannt ist, der aber in der arabischen Halbinsel großen Einfluß besitzt. – Es scheint, daß Mehemed Ali auf die Hoffnungen, welche Frankreich ihm gemacht, kein Vertrauen mehr setzt, denn der französische Consul wird bei ihm nicht mehr vorgelassen. Nach der Ankunft des französischen Paketboots der letzten Woche begaben sich die Consuln von Rußland, England und Oesterreich zu Mehemed Ali und überreichten ihm das Ultimatum (?) ihrer Höfe, welches, wie man sich wohl denken kann, dem Pascha schlecht gefiel. Als der französische Consul hierauf zu ihm kam, ließ ihm Mehemed Ali sagen, er werde ihn als Freund, nicht aber als Consul empfangen; wenn er irgend eine diplomatische Mittheilung zu machen habe, so möchte er dieß schriftlich thun. *) Der englische Consul begab sich nach der Ankunft des letzten französischen Paketboots, welches am 20 in Alexandria einlief, zum Pascha und verlangte von ihm eine Antwort auf das Ultimatum. Stolz erwiederte ihm der Pascha, er werde nie auf die Vortheile und die Rechte, welche durch die Eroberung und das Glück seiner Waffen gewonnen, verzichten; auch sey er bereit, allen Wechselfällen eines ungerechten Krieges der europäischen Mächte gegen ihn die Spitze zu bieten.“ China. Der Sud de Marseille meldet Nachrichten aus Bombay vom 1 Jan. zufolge den Tod des Admirals Maitland. Die Rüstungen der gegen Canton projectirten Expedition wurden durch diesen Vorfall verzögert. Berichtigung. In der gestrigen Nummer ist unter den Handels- und Börsennachrichten in dem Artikel aus dem Arnhem'schen Courant Zeile 7 desselben zu lesen: ein „Viertheil“ statt ein Neuntheil. *) Ein Schreiben aus Alexandria vom 24 Jan. in der Allg. Zeitung erwähnte bereits vor einigen Tagen, daß Mehemed Ali allen europäischen Consuln erklärt habe, künftig nur noch schriftlichen Verkehr mit ihnen unterhalten zu wollen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_048_18400217
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_048_18400217/8
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 48. Augsburg, 17. Februar 1840, S. 0384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_048_18400217/8>, abgerufen am 22.11.2024.