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Allgemeine Zeitung. Nr. 43. Augsburg, 12. Februar 1840.

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Algier.

Das "glänzende" Gefecht bei Uad-Laleg hat nicht die gehofften Resultate gehabt. Die Araber sind in der Metidscha wieder erschienen und haben ihre Raubzüge wieder angefangen. Wäre der Marschall Valee gleich nach dem Gefecht vom 31 Dec. wider das feindliche Lager marschirt, welches sich nicht weit vom Schlachtfeld befand, hätte er einen Zug bis Scherschel unternommen, statt die Truppen gleich wieder nach Belida zurückzuführen, so würden die Dinge eine andere Wendung genommen und die Eingebornen nicht so schnell wieder Muth bekommen haben. Das Wetter, welches seitdem fortwährend prächtig war, hätte alle Operationen begünstigt. Jetzt ist der Feind, der im ersten Augenblick des Schreckens Miliana geräumt hatte und von dem das officielle Journal behauptete: er stehe am Fuße des südlichen Abhangs des Atlasgebirgs (eine jener Lügen, die im Moniteur Algerien nur zu oft vorkommen) wieder auf mehreren Punkten in die Ebene eingedrungen. Am 24 Jan. griff der Feind ungefähr 300 Mann an, welche das Lager Buffarik verlassen hatten, um Holz zu holen. Seine Reiter stellten sich in einem Hinterhalt auf der großen Straße zwischen Deli Ibrahim und Duera auf. In der Nacht vom 26 auf den 27 Jan. verbrannte der Feind die Scheunen und Schäfereien des Hrn. Albert Bönsch, eines trefflichen jungen deutschen Colonisten aus Köln, dessen Ansiedlung an den Ufern des Aratsch liegt. Das Hauptgebäude konnte von den Arabern nicht eingenommen werden. Drei Arbeiter vertheidigten sich darin mit Flintenschüssen; aber eine sehr schöne Schafheerde ist im Brand umgekommen. Wir erklären offen, daß weder dieser Unfall noch andere ähnlicher Art ohne die unglaubliche Apathie des Hrn. Generalgouverneurs sich ereignet hätten. Mit 25,000 Mann unter seinem Befehl that er nichts um den Anfang der Colonisation, in welchem die ganze Zukunft des Landes steckt, zu beschützen. Die glänzendsten Gefechte sind bloßer Pulverdampf, wenn ihr Zweck nicht ist, die Anstrengungen der Civilbevölkerung, welche wahrhaft Besitz vom Boden nimmt, da sie ihn bebaut und bevölkert, zu unterstützen. - Aus der Provinz Constantine ist eine ziemlich gute Nachricht eingelaufen. Ein Mosabit, der von dort gekommen, meldet, daß Achmet-ben-Mohammed, Khalifa der Ebene Medschana, das Lager Sidi-Omars, eines der Officiere Abd-El-Kaders, der in der Provinz Constantine der Herrschaft des Emirs Anerkennung zu verschaffen suchte, überfallen habe. - Die Truppen des Bey's von Miliana wollten unsere Arbeiter bei Belida am 29 Jan. überfallen, wurden aber zurückgeschlagen mit Verlust einiger Leute. - Der junge Renegat Leon Roches, der als Geheimsecretär Abd-El-Kaders dritthalb Jahre im Innern zubrachte, ist auf Befehl des Kriegsministers nach Paris gerufen worden. Wahrscheinlich fühlte man dort - ein wenig spät - die Nothwendigkeit, für den bevorstehenden Feldzug sey bei dem einzigen Mann, der bis jetzt die Menschen und die Dinge im Innern genau kennen lernte, Rath einzuholen.

Wien.

(Malerei. Zweiter Artikel.)

Wenn man unter Genre-Malerei im engern Sinne die Darstellung von Scenen aus dem bürgerlichen und ländlichen Leben versteht, so besitzt Wien mehrere Künstler, die derlei Motive mit Glück in ihre Darstellungen ziehen. Schade nur, daß bei den meisten derselben auch hier die Wahl der Gegenstände sich fast einzig auf den Kreis der obersteyerischen Gebirgsbewohner beschränkt, ohne daß selbst in dieser enggezogenen Sphäre eine charakteristische Auffassung des ächten Volkslebens wahrzunehmen wäre. Eduard Ritter, Franz Eibel sind im Genrefache mit Auszeichnung zu erwähnen; Renftel ist ein Talent, das sich nach vielen Richtungen hin mit Glück versucht; so stellt er z. B. Hunde als Meister dar, und weiß selbst in diese Region oft eine Art dramatischen Lebens zu bringen. Schade nur, daß er zuweilen nach englischen Effecten in seiner Darstellungsweise hascht. Michael Reder, ein Schuhmacher von Profession, muß besonders hervorgehoben werden. Er gibt die Erscheinungen der untersten Regionen des Volkslebens mit einer, zwar gemeinen, starren, aber drastischen Wahrheit wieder. Die technische Behandlung läßt mitunter gegründeten Tadel zu, die Zeichnung ist nicht immer richtig und die Schattenpartien oft trüb und schmutzig; doch sah Referent auch manches Bildchen von diesem Meister des Pinsels und der Ahle, die mit einer, an niederländische Meister mahnende Nettigkeit ausgeführt waren.

Fendi vereint Geschmack in der Wahl der Gegenstände und eine gewisse Innigkeit und Naivetät der Darstellung mit sehr entsprechender Art der Ausführung. Fendi's Aquarellbilder sind im Ganzen seinen Oelbildern vorzuziehen. Sehr glücklich ist er in Darstellung von Kindern, die er indeß oft in Situationen von mehr als naiver Unbefangenheit darstellt. Fendi ist außerordentlich productiv, und der größte Theil seiner sehr gesuchten Arbeiten ist dem größeren Publicum kaum bekannt, und befindet sich in den Albums vornehmer Liebhaber.

Albert und Karl Schindler, Schüler Fendi's, müssen wir gleichfalls bemerken; sie werden bei tüchtiger Fortbildung und strenger Zeichnung hoffentlich Vorzügliches leisten.

Leander Ruß ist erst seit einigen Jahren mit bedeutenderen Arbeiten auf den Kampfplatz getreten, die ganz geeignet waren, die schönsten Hoffnungen hervorzurufen. Er scheint sich das von den Franzosen Genre anecdotique Benannte zum Felde seiner Thätigkeit gewählt zu haben. Ein paar Scenen aus dem Leben Kaiser Josephs II gelten als günstige Vorboten von dem, was sich von diesem jungen Künstler erwarten läßt. Ein größeres Gemälde, das der Hof ankaufte: die Bürger Wiens auf der Bresche der Löwel-Bastei im Jahr 1688, zeigte eine vortreffliche Anordnung im Ganzen und vielen Fleiß im Studium des Details. Mit diesem sehr begabten jungen Künstler, dessen Arbeiten selbst auf der Gränze der Genre- und der Historienmalerei stehen, gehen wir wohl am geeignetsten zu dieser letztern über. Sie hat in Wien dasselbe Schicksal wie allerorten, wo nicht besonders günstige Einflüsse sie emporheben. Zum Theil sind wohl die Historienmaler selbst daran Schuld, wenn der Sinn für diese höchste Aufgabe der Malerei gemeinhin im Publicum für erloschen angesehen wird. Sie wurde zu lange in einer Weise betrieben, welche wenig geeignet war, die Theilnahme anzuregen. Das fehlerhafte und geistlose Nachbilden der Antiken, akademisch verkünstelte oder theatralisch angeordnete Gruppen, vernachlässigter Ausdruck und Mangel an Charakteristik konnten die Kunst nicht zum wahren pulsirenden Leben gelangen lassen. In Wien litt vorzüglich Fügers Schule an diesen Gebrechen. Füger, der seinerseits sich nach Mengs bildete, war allerdings ein Künstler von Bedeutung, und seiner Composition ist Würde und Geist nicht abzusprechen; aber ein falscher Idealismus läßt sie größtentheils kalt und raubt ihnen Lebendigkeit und Wahrheit. Einzelne Lichtblitze hiesiger Künstler sind Zeichen, daß die Richtung seither eine naturgemäßere geworden, und daß die ungünstigen Zeitverhältnisse das Streben selbst nicht zu unterdrücken vermochten. Ein günstiger, anregender Frühlingshauch und neue Blüthen werden nicht

Algier.

Das „glänzende“ Gefecht bei Uad-Laleg hat nicht die gehofften Resultate gehabt. Die Araber sind in der Metidscha wieder erschienen und haben ihre Raubzüge wieder angefangen. Wäre der Marschall Valée gleich nach dem Gefecht vom 31 Dec. wider das feindliche Lager marschirt, welches sich nicht weit vom Schlachtfeld befand, hätte er einen Zug bis Scherschel unternommen, statt die Truppen gleich wieder nach Belida zurückzuführen, so würden die Dinge eine andere Wendung genommen und die Eingebornen nicht so schnell wieder Muth bekommen haben. Das Wetter, welches seitdem fortwährend prächtig war, hätte alle Operationen begünstigt. Jetzt ist der Feind, der im ersten Augenblick des Schreckens Miliana geräumt hatte und von dem das officielle Journal behauptete: er stehe am Fuße des südlichen Abhangs des Atlasgebirgs (eine jener Lügen, die im Moniteur Algérien nur zu oft vorkommen) wieder auf mehreren Punkten in die Ebene eingedrungen. Am 24 Jan. griff der Feind ungefähr 300 Mann an, welche das Lager Buffarik verlassen hatten, um Holz zu holen. Seine Reiter stellten sich in einem Hinterhalt auf der großen Straße zwischen Deli Ibrahim und Duera auf. In der Nacht vom 26 auf den 27 Jan. verbrannte der Feind die Scheunen und Schäfereien des Hrn. Albert Bönsch, eines trefflichen jungen deutschen Colonisten aus Köln, dessen Ansiedlung an den Ufern des Aratsch liegt. Das Hauptgebäude konnte von den Arabern nicht eingenommen werden. Drei Arbeiter vertheidigten sich darin mit Flintenschüssen; aber eine sehr schöne Schafheerde ist im Brand umgekommen. Wir erklären offen, daß weder dieser Unfall noch andere ähnlicher Art ohne die unglaubliche Apathie des Hrn. Generalgouverneurs sich ereignet hätten. Mit 25,000 Mann unter seinem Befehl that er nichts um den Anfang der Colonisation, in welchem die ganze Zukunft des Landes steckt, zu beschützen. Die glänzendsten Gefechte sind bloßer Pulverdampf, wenn ihr Zweck nicht ist, die Anstrengungen der Civilbevölkerung, welche wahrhaft Besitz vom Boden nimmt, da sie ihn bebaut und bevölkert, zu unterstützen. – Aus der Provinz Constantine ist eine ziemlich gute Nachricht eingelaufen. Ein Mosabit, der von dort gekommen, meldet, daß Achmet-ben-Mohammed, Khalifa der Ebene Medschana, das Lager Sidi-Omars, eines der Officiere Abd-El-Kaders, der in der Provinz Constantine der Herrschaft des Emirs Anerkennung zu verschaffen suchte, überfallen habe. – Die Truppen des Bey's von Miliana wollten unsere Arbeiter bei Belida am 29 Jan. überfallen, wurden aber zurückgeschlagen mit Verlust einiger Leute. – Der junge Renegat Léon Roches, der als Geheimsecretär Abd-El-Kaders dritthalb Jahre im Innern zubrachte, ist auf Befehl des Kriegsministers nach Paris gerufen worden. Wahrscheinlich fühlte man dort – ein wenig spät – die Nothwendigkeit, für den bevorstehenden Feldzug sey bei dem einzigen Mann, der bis jetzt die Menschen und die Dinge im Innern genau kennen lernte, Rath einzuholen.

Wien.

(Malerei. Zweiter Artikel.)

Wenn man unter Genre-Malerei im engern Sinne die Darstellung von Scenen aus dem bürgerlichen und ländlichen Leben versteht, so besitzt Wien mehrere Künstler, die derlei Motive mit Glück in ihre Darstellungen ziehen. Schade nur, daß bei den meisten derselben auch hier die Wahl der Gegenstände sich fast einzig auf den Kreis der obersteyerischen Gebirgsbewohner beschränkt, ohne daß selbst in dieser enggezogenen Sphäre eine charakteristische Auffassung des ächten Volkslebens wahrzunehmen wäre. Eduard Ritter, Franz Eibel sind im Genrefache mit Auszeichnung zu erwähnen; Renftel ist ein Talent, das sich nach vielen Richtungen hin mit Glück versucht; so stellt er z. B. Hunde als Meister dar, und weiß selbst in diese Region oft eine Art dramatischen Lebens zu bringen. Schade nur, daß er zuweilen nach englischen Effecten in seiner Darstellungsweise hascht. Michael Reder, ein Schuhmacher von Profession, muß besonders hervorgehoben werden. Er gibt die Erscheinungen der untersten Regionen des Volkslebens mit einer, zwar gemeinen, starren, aber drastischen Wahrheit wieder. Die technische Behandlung läßt mitunter gegründeten Tadel zu, die Zeichnung ist nicht immer richtig und die Schattenpartien oft trüb und schmutzig; doch sah Referent auch manches Bildchen von diesem Meister des Pinsels und der Ahle, die mit einer, an niederländische Meister mahnende Nettigkeit ausgeführt waren.

Fendi vereint Geschmack in der Wahl der Gegenstände und eine gewisse Innigkeit und Naivetät der Darstellung mit sehr entsprechender Art der Ausführung. Fendi's Aquarellbilder sind im Ganzen seinen Oelbildern vorzuziehen. Sehr glücklich ist er in Darstellung von Kindern, die er indeß oft in Situationen von mehr als naiver Unbefangenheit darstellt. Fendi ist außerordentlich productiv, und der größte Theil seiner sehr gesuchten Arbeiten ist dem größeren Publicum kaum bekannt, und befindet sich in den Albums vornehmer Liebhaber.

Albert und Karl Schindler, Schüler Fendi's, müssen wir gleichfalls bemerken; sie werden bei tüchtiger Fortbildung und strenger Zeichnung hoffentlich Vorzügliches leisten.

Leander Ruß ist erst seit einigen Jahren mit bedeutenderen Arbeiten auf den Kampfplatz getreten, die ganz geeignet waren, die schönsten Hoffnungen hervorzurufen. Er scheint sich das von den Franzosen Genre anecdotique Benannte zum Felde seiner Thätigkeit gewählt zu haben. Ein paar Scenen aus dem Leben Kaiser Josephs II gelten als günstige Vorboten von dem, was sich von diesem jungen Künstler erwarten läßt. Ein größeres Gemälde, das der Hof ankaufte: die Bürger Wiens auf der Bresche der Löwel-Bastei im Jahr 1688, zeigte eine vortreffliche Anordnung im Ganzen und vielen Fleiß im Studium des Details. Mit diesem sehr begabten jungen Künstler, dessen Arbeiten selbst auf der Gränze der Genre- und der Historienmalerei stehen, gehen wir wohl am geeignetsten zu dieser letztern über. Sie hat in Wien dasselbe Schicksal wie allerorten, wo nicht besonders günstige Einflüsse sie emporheben. Zum Theil sind wohl die Historienmaler selbst daran Schuld, wenn der Sinn für diese höchste Aufgabe der Malerei gemeinhin im Publicum für erloschen angesehen wird. Sie wurde zu lange in einer Weise betrieben, welche wenig geeignet war, die Theilnahme anzuregen. Das fehlerhafte und geistlose Nachbilden der Antiken, akademisch verkünstelte oder theatralisch angeordnete Gruppen, vernachlässigter Ausdruck und Mangel an Charakteristik konnten die Kunst nicht zum wahren pulsirenden Leben gelangen lassen. In Wien litt vorzüglich Fügers Schule an diesen Gebrechen. Füger, der seinerseits sich nach Mengs bildete, war allerdings ein Künstler von Bedeutung, und seiner Composition ist Würde und Geist nicht abzusprechen; aber ein falscher Idealismus läßt sie größtentheils kalt und raubt ihnen Lebendigkeit und Wahrheit. Einzelne Lichtblitze hiesiger Künstler sind Zeichen, daß die Richtung seither eine naturgemäßere geworden, und daß die ungünstigen Zeitverhältnisse das Streben selbst nicht zu unterdrücken vermochten. Ein günstiger, anregender Frühlingshauch und neue Blüthen werden nicht

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[0340/0012] Algier. _ Algier, 1 Febr. Das „glänzende“ Gefecht bei Uad-Laleg hat nicht die gehofften Resultate gehabt. Die Araber sind in der Metidscha wieder erschienen und haben ihre Raubzüge wieder angefangen. Wäre der Marschall Valée gleich nach dem Gefecht vom 31 Dec. wider das feindliche Lager marschirt, welches sich nicht weit vom Schlachtfeld befand, hätte er einen Zug bis Scherschel unternommen, statt die Truppen gleich wieder nach Belida zurückzuführen, so würden die Dinge eine andere Wendung genommen und die Eingebornen nicht so schnell wieder Muth bekommen haben. Das Wetter, welches seitdem fortwährend prächtig war, hätte alle Operationen begünstigt. Jetzt ist der Feind, der im ersten Augenblick des Schreckens Miliana geräumt hatte und von dem das officielle Journal behauptete: er stehe am Fuße des südlichen Abhangs des Atlasgebirgs (eine jener Lügen, die im Moniteur Algérien nur zu oft vorkommen) wieder auf mehreren Punkten in die Ebene eingedrungen. Am 24 Jan. griff der Feind ungefähr 300 Mann an, welche das Lager Buffarik verlassen hatten, um Holz zu holen. Seine Reiter stellten sich in einem Hinterhalt auf der großen Straße zwischen Deli Ibrahim und Duera auf. In der Nacht vom 26 auf den 27 Jan. verbrannte der Feind die Scheunen und Schäfereien des Hrn. Albert Bönsch, eines trefflichen jungen deutschen Colonisten aus Köln, dessen Ansiedlung an den Ufern des Aratsch liegt. Das Hauptgebäude konnte von den Arabern nicht eingenommen werden. Drei Arbeiter vertheidigten sich darin mit Flintenschüssen; aber eine sehr schöne Schafheerde ist im Brand umgekommen. Wir erklären offen, daß weder dieser Unfall noch andere ähnlicher Art ohne die unglaubliche Apathie des Hrn. Generalgouverneurs sich ereignet hätten. Mit 25,000 Mann unter seinem Befehl that er nichts um den Anfang der Colonisation, in welchem die ganze Zukunft des Landes steckt, zu beschützen. Die glänzendsten Gefechte sind bloßer Pulverdampf, wenn ihr Zweck nicht ist, die Anstrengungen der Civilbevölkerung, welche wahrhaft Besitz vom Boden nimmt, da sie ihn bebaut und bevölkert, zu unterstützen. – Aus der Provinz Constantine ist eine ziemlich gute Nachricht eingelaufen. Ein Mosabit, der von dort gekommen, meldet, daß Achmet-ben-Mohammed, Khalifa der Ebene Medschana, das Lager Sidi-Omars, eines der Officiere Abd-El-Kaders, der in der Provinz Constantine der Herrschaft des Emirs Anerkennung zu verschaffen suchte, überfallen habe. – Die Truppen des Bey's von Miliana wollten unsere Arbeiter bei Belida am 29 Jan. überfallen, wurden aber zurückgeschlagen mit Verlust einiger Leute. – Der junge Renegat Léon Roches, der als Geheimsecretär Abd-El-Kaders dritthalb Jahre im Innern zubrachte, ist auf Befehl des Kriegsministers nach Paris gerufen worden. Wahrscheinlich fühlte man dort – ein wenig spät – die Nothwendigkeit, für den bevorstehenden Feldzug sey bei dem einzigen Mann, der bis jetzt die Menschen und die Dinge im Innern genau kennen lernte, Rath einzuholen. Wien. (Malerei. Zweiter Artikel.) Wenn man unter Genre-Malerei im engern Sinne die Darstellung von Scenen aus dem bürgerlichen und ländlichen Leben versteht, so besitzt Wien mehrere Künstler, die derlei Motive mit Glück in ihre Darstellungen ziehen. Schade nur, daß bei den meisten derselben auch hier die Wahl der Gegenstände sich fast einzig auf den Kreis der obersteyerischen Gebirgsbewohner beschränkt, ohne daß selbst in dieser enggezogenen Sphäre eine charakteristische Auffassung des ächten Volkslebens wahrzunehmen wäre. Eduard Ritter, Franz Eibel sind im Genrefache mit Auszeichnung zu erwähnen; Renftel ist ein Talent, das sich nach vielen Richtungen hin mit Glück versucht; so stellt er z. B. Hunde als Meister dar, und weiß selbst in diese Region oft eine Art dramatischen Lebens zu bringen. Schade nur, daß er zuweilen nach englischen Effecten in seiner Darstellungsweise hascht. Michael Reder, ein Schuhmacher von Profession, muß besonders hervorgehoben werden. Er gibt die Erscheinungen der untersten Regionen des Volkslebens mit einer, zwar gemeinen, starren, aber drastischen Wahrheit wieder. Die technische Behandlung läßt mitunter gegründeten Tadel zu, die Zeichnung ist nicht immer richtig und die Schattenpartien oft trüb und schmutzig; doch sah Referent auch manches Bildchen von diesem Meister des Pinsels und der Ahle, die mit einer, an niederländische Meister mahnende Nettigkeit ausgeführt waren. Fendi vereint Geschmack in der Wahl der Gegenstände und eine gewisse Innigkeit und Naivetät der Darstellung mit sehr entsprechender Art der Ausführung. Fendi's Aquarellbilder sind im Ganzen seinen Oelbildern vorzuziehen. Sehr glücklich ist er in Darstellung von Kindern, die er indeß oft in Situationen von mehr als naiver Unbefangenheit darstellt. Fendi ist außerordentlich productiv, und der größte Theil seiner sehr gesuchten Arbeiten ist dem größeren Publicum kaum bekannt, und befindet sich in den Albums vornehmer Liebhaber. Albert und Karl Schindler, Schüler Fendi's, müssen wir gleichfalls bemerken; sie werden bei tüchtiger Fortbildung und strenger Zeichnung hoffentlich Vorzügliches leisten. Leander Ruß ist erst seit einigen Jahren mit bedeutenderen Arbeiten auf den Kampfplatz getreten, die ganz geeignet waren, die schönsten Hoffnungen hervorzurufen. Er scheint sich das von den Franzosen Genre anecdotique Benannte zum Felde seiner Thätigkeit gewählt zu haben. Ein paar Scenen aus dem Leben Kaiser Josephs II gelten als günstige Vorboten von dem, was sich von diesem jungen Künstler erwarten läßt. Ein größeres Gemälde, das der Hof ankaufte: die Bürger Wiens auf der Bresche der Löwel-Bastei im Jahr 1688, zeigte eine vortreffliche Anordnung im Ganzen und vielen Fleiß im Studium des Details. Mit diesem sehr begabten jungen Künstler, dessen Arbeiten selbst auf der Gränze der Genre- und der Historienmalerei stehen, gehen wir wohl am geeignetsten zu dieser letztern über. Sie hat in Wien dasselbe Schicksal wie allerorten, wo nicht besonders günstige Einflüsse sie emporheben. Zum Theil sind wohl die Historienmaler selbst daran Schuld, wenn der Sinn für diese höchste Aufgabe der Malerei gemeinhin im Publicum für erloschen angesehen wird. Sie wurde zu lange in einer Weise betrieben, welche wenig geeignet war, die Theilnahme anzuregen. Das fehlerhafte und geistlose Nachbilden der Antiken, akademisch verkünstelte oder theatralisch angeordnete Gruppen, vernachlässigter Ausdruck und Mangel an Charakteristik konnten die Kunst nicht zum wahren pulsirenden Leben gelangen lassen. In Wien litt vorzüglich Fügers Schule an diesen Gebrechen. Füger, der seinerseits sich nach Mengs bildete, war allerdings ein Künstler von Bedeutung, und seiner Composition ist Würde und Geist nicht abzusprechen; aber ein falscher Idealismus läßt sie größtentheils kalt und raubt ihnen Lebendigkeit und Wahrheit. Einzelne Lichtblitze hiesiger Künstler sind Zeichen, daß die Richtung seither eine naturgemäßere geworden, und daß die ungünstigen Zeitverhältnisse das Streben selbst nicht zu unterdrücken vermochten. Ein günstiger, anregender Frühlingshauch und neue Blüthen werden nicht

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 43. Augsburg, 12. Februar 1840, S. 0340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_043_18400212/12>, abgerufen am 25.11.2024.