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Allgemeine Zeitung. Nr. 41. Augsburg, 10. Februar 1840.

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Erde wachsen, keinen Anklang gefunden habe, und also noch viel weniger bei dem besonnenen brittischen Volke finden werde; übrigens habe er immer sagen hören, daß Owen ein ehrenhafter, und namentlich ein so bis zum Uebermaaß wohlthätiger Mann sey, daß in letzterer Hinsicht mancher vornehme Geistliche der Staatskirche sich an ihm spiegeln könnte. (Hört!) Den Vorwurf, daß das Ministerium des Innern gegen den Socialismus nicht einschreite, wies Normanby mit Berufung auf die Autonomie der englischen Stadtgemeinden zurück. Das Ministerium werde erst einschreiten können, wenn die Magistrate es dazu aufforderten, was bis jetzt nicht geschehen. Mehr aber, als alle weltliche Gewalt, vermöge gegen solche Verirrungen eine Geistlichkeit, die sich um das Wohl der untern Volksclassen und namentlich um das Volksschulwesen fleißiger annehme, als um politische Parteihändel. (Hört!) Der gelehrte Bischof von London, Dr. Blomfield, unterstützte seinen Collegen von Exeter. Die Regierung eines christlichen Staats sey allerdings gehalten, auch ohne besondere Aufforderung mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln die Herzen des Volks vor dem Gift solcher Irrlehren zu bewahren. Die Macht göttlicher Wahrheit werde sie allerdings zuletzt durch sich selbst besiegen, aber mittlerweile könnten sie großes Unheil stiften; nicht für die Verständigeren und Gebildeteren sey von solchen Absurditäten Gefahr zu befürchten, wohl aber für die große Masse, welche mehr auf die Stimme der Sinnlichkeit und der Leidenschaft, als auf die der Vernunft und Erfahrung zu hören gewohnt sey. Der Prälat klagte, daß unlängst die beiden Unterhausmitglieder für die Stadt Coventry zur dortigen Socialisten-Vereinscasse beigesteuert. Lord Melbourne vertheidigte sein Verfahren sehr ausführlich. Er habe Hrn. Owen lange als achtbaren Mann gekannt und ihn daher der Königin vorstellen zu dürfen geglaubt; indeß habe er nie gewußt, daß derselbe so excentrische Ansichten hege, wie man ihm jetzt Schuld gebe, von denen es jedoch nicht zu verwundern sey, daß sie in Zeiten, wie die jetzigen, Aufnahme und Verbreitung fänden, denn das Volk greife in seiner Noth, die unläugbar groß sey, zu allem, was ihm Hülfe zu versprechen scheine, gehe also auch leicht auf Chimären von agrarischen Gesetzen und Veränderungen der Landesinstitutionen ein. Lord Wharncliffe und der Herzog von Wellington, dem die böse Welt nachsagt, er habe in jüngern Jahren alles Kirchliche in praxi ziemlich feldmarschallmäßig behandelt - jetzt ist er aber die Siebenzig passirt - traten gegen die Minister auf die Seite der Bischöfe, wiewohl der Herzog zugab, es sey schwer anzugeben, wie die Regierung hier einschreiten solle; etwas aber müsse geschehen.

[404]

Obernzell. Se. Majestät unser allergnädigster König und Herr haben in landesväterlicher Huld und Gnade geruht, zu Unterstützung der jüngst durch Brand verunglückten hiesigen Einwohner aus allerhöchst Ihrer Cabinetscasse die Summe von zweitausend Gulden dem Landgerichte Wegscheid mit der allergnädigsten Weisung zustellen zu lassen, daß es allerhöchst Ihr Wille ist, daß diese Unterstützung - als nur für die Bedürftigsten bestimmt - auch nach dem Maaßstabe der Bedürftigkeit und nicht nach der Zahl der Köpfe vertheilt, und hierüber in einer Commission berathen und beschlossen werde, welche unter dem Vorsitze des Landrichters aus dem Ortspfarrer und dem Bürgermeister oder einem andern Abgeordneten des Magistrats zusammen gesetzt sey.

Diese hochherzige Großmuth, die der bescheidenen allerunterthänigsten Bitte eine so schnelle und reichliche Unterstützung zufließen läßt, hat allgemein die innigste Rührung veranlaßt, und schnell die Thränen des Jammers in Thränen der dankbarsten Wonne verwandelt.

Es ist höchst ergreifend, obdachlose Arme auf den Ruinen ihrer ehemaligen Habe mit freudiger Miene ausrufen zu hören: Gott und unser guter König verlassen uns nicht, wir sind nicht unglücklich!

[417]

Für Zeitungsleser! Bloß zur Beantwortung so vielseitiger Anfragen diene zur Nachricht, daß die Augsburger Abendzeitung durch alle resp. Postämter Deutschlands von dem königl. Oberpostamt Augsburg bezogen werden kann. Dieselbe wird fortfahren, die Bayerischen Landtags-Verhandlungen in der bisher begonnenen, mit so allgemeinem Interesse aufgenommenen Weise, zu liefern, und es sind nunmehr wieder vollständige Exemplare des heurigen Jahrgangs zu haben. Die Zeitung erscheint alle Tage, kostet in Augsburg halbjährlich nur 2 fl. 50 kr. oder 1 Thlr. 10 gr. sächs., hat eine Auflage von 5000 und eignet sich somit vorzüglich zu Inseraten aller Art; Insertionsgebühren für die dreispaltige Petitzeile 3 kr.

Der Verleger: J. C. Wirth.

[396-97]

Bekanntmachung.

Diejenigen Schauspieldirectionen, welche Lust haben, in dem hiesigen durchaus neu restaurirten Schauspielhause theatralische Vorstellungen zu geben, mögen ihre mit den nöthigen Zeugnissen belegten Gesuche frankirt einsenden an das unterfertigte Comite, welches auch über die speciellen Bedingungen Auskunft geben wird.

Fürth (Mittelfranken), den 4 Februar 1840

Das Comite des Theatervereines.

Erde wachsen, keinen Anklang gefunden habe, und also noch viel weniger bei dem besonnenen brittischen Volke finden werde; übrigens habe er immer sagen hören, daß Owen ein ehrenhafter, und namentlich ein so bis zum Uebermaaß wohlthätiger Mann sey, daß in letzterer Hinsicht mancher vornehme Geistliche der Staatskirche sich an ihm spiegeln könnte. (Hört!) Den Vorwurf, daß das Ministerium des Innern gegen den Socialismus nicht einschreite, wies Normanby mit Berufung auf die Autonomie der englischen Stadtgemeinden zurück. Das Ministerium werde erst einschreiten können, wenn die Magistrate es dazu aufforderten, was bis jetzt nicht geschehen. Mehr aber, als alle weltliche Gewalt, vermöge gegen solche Verirrungen eine Geistlichkeit, die sich um das Wohl der untern Volksclassen und namentlich um das Volksschulwesen fleißiger annehme, als um politische Parteihändel. (Hört!) Der gelehrte Bischof von London, Dr. Blomfield, unterstützte seinen Collegen von Exeter. Die Regierung eines christlichen Staats sey allerdings gehalten, auch ohne besondere Aufforderung mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln die Herzen des Volks vor dem Gift solcher Irrlehren zu bewahren. Die Macht göttlicher Wahrheit werde sie allerdings zuletzt durch sich selbst besiegen, aber mittlerweile könnten sie großes Unheil stiften; nicht für die Verständigeren und Gebildeteren sey von solchen Absurditäten Gefahr zu befürchten, wohl aber für die große Masse, welche mehr auf die Stimme der Sinnlichkeit und der Leidenschaft, als auf die der Vernunft und Erfahrung zu hören gewohnt sey. Der Prälat klagte, daß unlängst die beiden Unterhausmitglieder für die Stadt Coventry zur dortigen Socialisten-Vereinscasse beigesteuert. Lord Melbourne vertheidigte sein Verfahren sehr ausführlich. Er habe Hrn. Owen lange als achtbaren Mann gekannt und ihn daher der Königin vorstellen zu dürfen geglaubt; indeß habe er nie gewußt, daß derselbe so excentrische Ansichten hege, wie man ihm jetzt Schuld gebe, von denen es jedoch nicht zu verwundern sey, daß sie in Zeiten, wie die jetzigen, Aufnahme und Verbreitung fänden, denn das Volk greife in seiner Noth, die unläugbar groß sey, zu allem, was ihm Hülfe zu versprechen scheine, gehe also auch leicht auf Chimären von agrarischen Gesetzen und Veränderungen der Landesinstitutionen ein. Lord Wharncliffe und der Herzog von Wellington, dem die böse Welt nachsagt, er habe in jüngern Jahren alles Kirchliche in praxi ziemlich feldmarschallmäßig behandelt – jetzt ist er aber die Siebenzig passirt – traten gegen die Minister auf die Seite der Bischöfe, wiewohl der Herzog zugab, es sey schwer anzugeben, wie die Regierung hier einschreiten solle; etwas aber müsse geschehen.

[404]

Obernzell. Se. Majestät unser allergnädigster König und Herr haben in landesväterlicher Huld und Gnade geruht, zu Unterstützung der jüngst durch Brand verunglückten hiesigen Einwohner aus allerhöchst Ihrer Cabinetscasse die Summe von zweitausend Gulden dem Landgerichte Wegscheid mit der allergnädigsten Weisung zustellen zu lassen, daß es allerhöchst Ihr Wille ist, daß diese Unterstützung – als nur für die Bedürftigsten bestimmt – auch nach dem Maaßstabe der Bedürftigkeit und nicht nach der Zahl der Köpfe vertheilt, und hierüber in einer Commission berathen und beschlossen werde, welche unter dem Vorsitze des Landrichters aus dem Ortspfarrer und dem Bürgermeister oder einem andern Abgeordneten des Magistrats zusammen gesetzt sey.

Diese hochherzige Großmuth, die der bescheidenen allerunterthänigsten Bitte eine so schnelle und reichliche Unterstützung zufließen läßt, hat allgemein die innigste Rührung veranlaßt, und schnell die Thränen des Jammers in Thränen der dankbarsten Wonne verwandelt.

Es ist höchst ergreifend, obdachlose Arme auf den Ruinen ihrer ehemaligen Habe mit freudiger Miene ausrufen zu hören: Gott und unser guter König verlassen uns nicht, wir sind nicht unglücklich!

[417]

☞ Für Zeitungsleser! Bloß zur Beantwortung so vielseitiger Anfragen diene zur Nachricht, daß die Augsburger Abendzeitung durch alle resp. Postämter Deutschlands von dem königl. Oberpostamt Augsburg bezogen werden kann. Dieselbe wird fortfahren, die Bayerischen Landtags-Verhandlungen in der bisher begonnenen, mit so allgemeinem Interesse aufgenommenen Weise, zu liefern, und es sind nunmehr wieder vollständige Exemplare des heurigen Jahrgangs zu haben. Die Zeitung erscheint alle Tage, kostet in Augsburg halbjährlich nur 2 fl. 50 kr. oder 1 Thlr. 10 gr. sächs., hat eine Auflage von 5000 und eignet sich somit vorzüglich zu Inseraten aller Art; Insertionsgebühren für die dreispaltige Petitzeile 3 kr.

Der Verleger: J. C. Wirth.

[396-97]

Bekanntmachung.

Diejenigen Schauspieldirectionen, welche Lust haben, in dem hiesigen durchaus neu restaurirten Schauspielhause theatralische Vorstellungen zu geben, mögen ihre mit den nöthigen Zeugnissen belegten Gesuche frankirt einsenden an das unterfertigte Comité, welches auch über die speciellen Bedingungen Auskunft geben wird.

Fürth (Mittelfranken), den 4 Februar 1840

Das Comité des Theatervereines.

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Erde wachsen, keinen Anklang gefunden habe, und also noch viel weniger bei dem besonnenen brittischen Volke finden werde; übrigens habe er immer sagen hören, daß Owen ein ehrenhafter, und namentlich ein so bis zum Uebermaaß wohlthätiger Mann sey, daß in letzterer Hinsicht mancher vornehme Geistliche der Staatskirche sich an ihm spiegeln könnte. (Hört!) Den Vorwurf, daß das Ministerium des Innern gegen den Socialismus nicht einschreite, wies Normanby mit Berufung auf die Autonomie der englischen Stadtgemeinden zurück. Das Ministerium werde erst einschreiten können, wenn die Magistrate es dazu aufforderten, was bis jetzt nicht geschehen. Mehr aber, als alle weltliche Gewalt, vermöge gegen solche Verirrungen eine Geistlichkeit, die sich um das Wohl der untern Volksclassen und namentlich um das Volksschulwesen fleißiger annehme, als um politische Parteihändel. (Hört!) Der gelehrte <hi rendition="#g">Bischof von London</hi>, Dr. <hi rendition="#g">Blomfield</hi>, unterstützte seinen Collegen von Exeter. Die Regierung eines christlichen Staats sey allerdings gehalten, auch ohne besondere Aufforderung mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln die Herzen des Volks vor dem Gift solcher Irrlehren zu bewahren. Die Macht göttlicher Wahrheit werde sie allerdings zuletzt durch sich selbst besiegen, aber mittlerweile könnten sie großes Unheil stiften; nicht für die Verständigeren und Gebildeteren sey von solchen Absurditäten Gefahr zu befürchten, wohl aber für die große Masse, welche mehr auf die Stimme der Sinnlichkeit und der Leidenschaft, als auf die der Vernunft und Erfahrung zu hören gewohnt sey. Der Prälat klagte, daß unlängst die beiden Unterhausmitglieder für die Stadt Coventry zur dortigen Socialisten-Vereinscasse beigesteuert. Lord <hi rendition="#g">Melbourne</hi> vertheidigte sein Verfahren sehr ausführlich. Er habe Hrn. Owen lange als achtbaren Mann gekannt und ihn daher der Königin vorstellen zu dürfen geglaubt; indeß habe er nie gewußt, daß derselbe so excentrische Ansichten hege, wie man ihm jetzt Schuld gebe, von denen es jedoch nicht zu verwundern sey, daß sie in Zeiten, wie die jetzigen, Aufnahme und Verbreitung fänden, denn das Volk greife in seiner Noth, die unläugbar groß sey, zu allem, was ihm Hülfe zu versprechen scheine, gehe also auch leicht auf Chimären von agrarischen Gesetzen und Veränderungen der Landesinstitutionen ein. Lord <hi rendition="#g">Wharncliffe</hi> und der Herzog von <hi rendition="#g">Wellington</hi>, dem die böse Welt nachsagt, er habe in jüngern Jahren alles Kirchliche in praxi ziemlich feldmarschallmäßig behandelt &#x2013; jetzt ist er aber die Siebenzig passirt &#x2013; traten gegen die Minister auf die Seite der Bischöfe, wiewohl der Herzog zugab, es sey schwer anzugeben, <hi rendition="#g">wie</hi> die Regierung hier einschreiten solle; etwas aber müsse geschehen.</p>
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[0326/0013] Erde wachsen, keinen Anklang gefunden habe, und also noch viel weniger bei dem besonnenen brittischen Volke finden werde; übrigens habe er immer sagen hören, daß Owen ein ehrenhafter, und namentlich ein so bis zum Uebermaaß wohlthätiger Mann sey, daß in letzterer Hinsicht mancher vornehme Geistliche der Staatskirche sich an ihm spiegeln könnte. (Hört!) Den Vorwurf, daß das Ministerium des Innern gegen den Socialismus nicht einschreite, wies Normanby mit Berufung auf die Autonomie der englischen Stadtgemeinden zurück. Das Ministerium werde erst einschreiten können, wenn die Magistrate es dazu aufforderten, was bis jetzt nicht geschehen. Mehr aber, als alle weltliche Gewalt, vermöge gegen solche Verirrungen eine Geistlichkeit, die sich um das Wohl der untern Volksclassen und namentlich um das Volksschulwesen fleißiger annehme, als um politische Parteihändel. (Hört!) Der gelehrte Bischof von London, Dr. Blomfield, unterstützte seinen Collegen von Exeter. Die Regierung eines christlichen Staats sey allerdings gehalten, auch ohne besondere Aufforderung mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln die Herzen des Volks vor dem Gift solcher Irrlehren zu bewahren. Die Macht göttlicher Wahrheit werde sie allerdings zuletzt durch sich selbst besiegen, aber mittlerweile könnten sie großes Unheil stiften; nicht für die Verständigeren und Gebildeteren sey von solchen Absurditäten Gefahr zu befürchten, wohl aber für die große Masse, welche mehr auf die Stimme der Sinnlichkeit und der Leidenschaft, als auf die der Vernunft und Erfahrung zu hören gewohnt sey. Der Prälat klagte, daß unlängst die beiden Unterhausmitglieder für die Stadt Coventry zur dortigen Socialisten-Vereinscasse beigesteuert. Lord Melbourne vertheidigte sein Verfahren sehr ausführlich. Er habe Hrn. Owen lange als achtbaren Mann gekannt und ihn daher der Königin vorstellen zu dürfen geglaubt; indeß habe er nie gewußt, daß derselbe so excentrische Ansichten hege, wie man ihm jetzt Schuld gebe, von denen es jedoch nicht zu verwundern sey, daß sie in Zeiten, wie die jetzigen, Aufnahme und Verbreitung fänden, denn das Volk greife in seiner Noth, die unläugbar groß sey, zu allem, was ihm Hülfe zu versprechen scheine, gehe also auch leicht auf Chimären von agrarischen Gesetzen und Veränderungen der Landesinstitutionen ein. Lord Wharncliffe und der Herzog von Wellington, dem die böse Welt nachsagt, er habe in jüngern Jahren alles Kirchliche in praxi ziemlich feldmarschallmäßig behandelt – jetzt ist er aber die Siebenzig passirt – traten gegen die Minister auf die Seite der Bischöfe, wiewohl der Herzog zugab, es sey schwer anzugeben, wie die Regierung hier einschreiten solle; etwas aber müsse geschehen. [404] Obernzell. Se. Majestät unser allergnädigster König und Herr haben in landesväterlicher Huld und Gnade geruht, zu Unterstützung der jüngst durch Brand verunglückten hiesigen Einwohner aus allerhöchst Ihrer Cabinetscasse die Summe von zweitausend Gulden dem Landgerichte Wegscheid mit der allergnädigsten Weisung zustellen zu lassen, daß es allerhöchst Ihr Wille ist, daß diese Unterstützung – als nur für die Bedürftigsten bestimmt – auch nach dem Maaßstabe der Bedürftigkeit und nicht nach der Zahl der Köpfe vertheilt, und hierüber in einer Commission berathen und beschlossen werde, welche unter dem Vorsitze des Landrichters aus dem Ortspfarrer und dem Bürgermeister oder einem andern Abgeordneten des Magistrats zusammen gesetzt sey. Diese hochherzige Großmuth, die der bescheidenen allerunterthänigsten Bitte eine so schnelle und reichliche Unterstützung zufließen läßt, hat allgemein die innigste Rührung veranlaßt, und schnell die Thränen des Jammers in Thränen der dankbarsten Wonne verwandelt. Es ist höchst ergreifend, obdachlose Arme auf den Ruinen ihrer ehemaligen Habe mit freudiger Miene ausrufen zu hören: Gott und unser guter König verlassen uns nicht, wir sind nicht unglücklich! [417] ☞ Für Zeitungsleser! Bloß zur Beantwortung so vielseitiger Anfragen diene zur Nachricht, daß die Augsburger Abendzeitung durch alle resp. Postämter Deutschlands von dem königl. Oberpostamt Augsburg bezogen werden kann. Dieselbe wird fortfahren, die Bayerischen Landtags-Verhandlungen in der bisher begonnenen, mit so allgemeinem Interesse aufgenommenen Weise, zu liefern, und es sind nunmehr wieder vollständige Exemplare des heurigen Jahrgangs zu haben. Die Zeitung erscheint alle Tage, kostet in Augsburg halbjährlich nur 2 fl. 50 kr. oder 1 Thlr. 10 gr. sächs., hat eine Auflage von 5000 und eignet sich somit vorzüglich zu Inseraten aller Art; Insertionsgebühren für die dreispaltige Petitzeile 3 kr. Der Verleger: J. C. Wirth. [396-97] Bekanntmachung. Diejenigen Schauspieldirectionen, welche Lust haben, in dem hiesigen durchaus neu restaurirten Schauspielhause theatralische Vorstellungen zu geben, mögen ihre mit den nöthigen Zeugnissen belegten Gesuche frankirt einsenden an das unterfertigte Comité, welches auch über die speciellen Bedingungen Auskunft geben wird. Fürth (Mittelfranken), den 4 Februar 1840 Das Comité des Theatervereines.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 41. Augsburg, 10. Februar 1840, S. 0326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_041_18400210/13>, abgerufen am 29.03.2024.