Allgemeine Zeitung. Nr. 27. Augsburg, 27. Januar 1840.ihre Einfuhr steigern konnten, suchten nun durch die Anlegung von Eisenbahnen und Canälen, so wie durch die Errichtung zahlreicher Banketablissements für Rechnung der einzelnen Staaten, ihren Gewerben und ihrem Handel einen neuen Aufschwung zu geben. Daher die unmäßigen Anlehen, deren Hauptvermittlerin die Vereinigte-Staaten-Bank war, welche theils durch ihre eigenen Zettel, theils durch den Verkauf der Eisenbahn- und Canalactien in Europa das Deficit des Handels deckte, und noch überdieß dazu beitrug, die Preise der amerikanischen Stapelwaaren in einer gewissen Höhe zu halten. Aber dieß System war ohne sichere Basis, abgesehen davon, daß man sich durch die Leichtigkeit Geld zu erheben, zu einer Menge weitaussehender und unproductiver Unternehmungen verleiten ließ. Der Tag der Abrechnung ist endlich gekommen, die einzelnen Staaten können ihre Schuldenlast nicht mehr halten, und jetzt soll die Union einschreiten. Dieser ganze Verlauf ist für die innern Parteistreitigkeiten in den Vereinigten Staaten, wie für den Gang des Handels äußerst wichtig. Setzen die Banken die Consolidation der ganzen Schuldenmasse in eine Unionsschuld durch, so wird auch der Tarif Amerika's erhöht werden müssen, und die Stapelwaaren desselben werden ihren jetzigen Preis behaupten, vielleicht auch noch höher steigen; überläßt man aber die verschuldeten Staaten sich selbst, so wird der Productenhandel mit Amerika zunehmen, die Preise aber eher sich zum Fall neigen, weil keine großen Anstalten, wie die Vereinigte-Staaten-Bank, mehr da seyn werden, um sie künstlich in die Höhe zu halten. Für die Vereinigten Staaten selbst handelt es sich dabei um die Frage, ob ihr Verband fester oder lockerer, ob es ein Bundesstaat oder ein Staatenbund werden soll. Madame Maria Pleyel in Wien. Die Residenz des österreichischen Kaiserstaates war seit undenklichen Zeiten ein Hauptsitz der edlen Tonkunst. Die größten Meister des XVIII. und XIX. Jahrhunderts haben in ihr gelebt, den bedeutendsten Theil ihrer Werke in ihr geschaffen, oder doch zu Gehör gebracht; die gefeiertsten Künstler im Gesang und auf Instrumenten haben Wien zum vorzüglichen Ziel ihrer Reisen gewählt, und würden ihren Ruf nicht für sattsam gegründet gehalten haben, wenn er nicht auch hier seine Probe ehrenvoll bestanden hätte. So haben denn die Wiener Kunstfreunde, zumal die ältern, beinahe Alles kennen gelernt, was auf eminenter Stufe der Vollkommenheit in der Tonkunst gestanden ist, oder noch steht, und dürften deßhalb als competente Beurtheiler musikalischer Verdienste anerkannt werden. Unter Anderm ist bekanntlich Wien besonders reich an ausgezeichneten Pianisten und Pianistinnen, wovon mehrere, wenn ihr Talent nicht durch ihre Lebensverhältnisse darauf beschränkt wäre, sich und ihren Freunden damit Vergnügen zu verschaffen, auf Kunstreisen im Auslande manchem reisenden Virtuosen an die Seite würden gestellt werden. Es waltet daher noch eine eigene Vorliebe für das Clavierspiel ob, aber auch eine strenge Forderung an die Spieler, indem man, wie billig, verlangt, daß derjenige, der sich als Virtuose ankündet, auch über dem vorzüglichsten Dilettanten stehen müsse. Um so ehrenvoller ist der enthusiastische Beifall, welchen Mad. Pleyel hier empfing, wo man, neben vielen trefflichen, auch die allgemein als die zwei ersten jetzt lebenden Pianisten anerkannten so oft gehört, und so hohe Virtuosität, als diese besitzen, so zu sagen, schon gewohnt worden war. - Ein großer Ruf war der Künstlerin schon von Paris, Hamburg, St. Petersburg, von dem musikalisch intelligenten Leipzig und von Dresden her vorausgegangen; man war bereits auf Vorzügliches gefaßt; aber wie sehr hat sie ihren Ruf und die darauf gegründeten Erwartungen übertroffen! - Schon das Programm ihres ersten Concerts erweckte die günstigste Meinung von ihrer Kunstbildung und ihrem Geschmacke. Sie wagte es, ein vollständiges Concert eines classischen Meisters in einer Zeit anzukünden, in welcher das größere Publicum, durch die Mehrzahl reisender Virtuosen nur an Phantasien (worin oft keine zu finden ist), an Variationen, oder gar an Etüden - zu deutsch: Schulübungen - verwöhnt, vor großen classischen Werken ein panischer Schrecken zu ergreifen pflegt. - Bei dem geneigten Vorurtheile, welches aus solcher Wahl hervorging, war man um so gespannter auf die erste Erscheinung dieser Künstlerin. Eine reizende Gestalt, eine eben so geistreiche als anmuthige Physiognomie, Grazie in jeder ihrer Bewegungen, und fast noch mehr als alles dieses, die anspruchlose Bescheidenheit, mit welcher sie auftrat und die ihr entgegen rauschende Begrüßung der Zuhörer empfing, nahmen diese sogleich für sie ein. Keine Affectation, keine Prätensionen waren zu bemerken: der am Clavier befindliche Stuhl war ihr genehm, wie er war, sie verlangte ihn weder höher noch niedriger; keine Handschuhe waren abzulegen, denn, da sie um zu spielen kam, hatte sie keine angezogen; die Hände wurden nicht erst durch Reiben und Dehnen vorbereitet; sie kam, setzte sich, warf einen Blick auf das Orchester und begann. - Schwer ist es, bei solchem Spiele von dessen einzelnen Vorzügen zu reden; da man sich aber doch nur durch Aufzählung derselben von der ganzen Leistung einen Begriff machen kann, so sey es versucht, die schwere Aufgabe zu lösen. Zuerst muß der Schönheit, Rundung und Gleichheit des Anschlags erwähnt werden, der sich im Fortissimo wie im Pianissimo gleich bewährt, und dessen Resultat die größtmögliche, nie getrübte Klarheit und Deutlichkeit auch in den wie Perlen dahinrollenden schnellsten Tonläufen und Figuren ist. Diesen schließt sich eine Fertigkeit, eine Sicherheit und Leichtigkeit in Ueberwindung der höchsten Schwierigkeiten, besonders auch in den Octavengängen, an, die durchaus nicht übertroffen werden kann, und nicht nur ihrem Spiele die köstliche Eigenschaft verleiht, nie auch nur die geringste Mühe oder Anstrengung zu verrathen, sondern auch dem Zuhörer jene Ruhe und Zuversicht gewährt, die ihm erlaubt, dem was und wie es vorgetragen wird, seine volle nie gestörte Aufmerksamkeit zu weihen. Ein dritter Vorzug ist eine, zumal für eine Frau, seltene Kraft, die sie nicht durch Dareinschlagen, sondern durch ein gewisses a plomb, und durch ihren schon erwähnten gediegenen Anschlag bewirkt. Diese Kraft bleibt sich durch die ganze Zeit ihrer Production stets gleich, so daß die Energie des letzten Stückes mit der des ersten vollkommen dieselbe ist. Setzt man noch hinzu, daß auch bei den anstrengendsten Stellen ihr Körper stets ruhig, ihre Hände, selbst bei den schwersten Applicaturen, immer schön geformt bleiben, so ist Alles gesagt, was ihre in so hohem Grade vollendete Technik betrifft, und es bleibt nur übrig von dem zu sprechen, was ihr Spiel in ästhetischer Hinsicht auszeichnet. Hier zeigt sich die in allen Beziehungen durchgebildete Feinheit und Zierlichkeit des Vortrags; die Gabe, den Geist und Sinn der Composition nach ihrer ganzen Tiefe aufzufassen, und so vollendet wiederzugeben, als ob das Werk eben ganz neu aus ihrer Phantasie entsprungen wäre; der rührende Ausdruck der Gesangstellen; das Imponirende der energischen Momente; der mit künstlerischem Urtheil vertheilte Wechsel von Kraft und Zartheit; der geläuterte Geschmack in der nur selten und immer am rechten Orte angebrachten Verzierungen, mit sorgfältiger Vermeidung alles Nichtssagenden und Manierirten; endlich das Fernhalten jeder Effecthascherei bei richtig gefühltem Hervorheben der bedeutendsten Momente. - Mit einem Verein solcher Eigenschaften darf man Mad. Pleyel wohl als die erste jetzt lebende Pianistin rühmen, ohne von unparteiischen Kennern Widerspruch zu besorgen. Der Beifall steigerte sich nicht nur mit jedem Concerte, sondern mit jedem Tonstücke, das sie vortrug. Wien hörte von ihr in den drei Concerten, die sie für sich gab: das ganze große Concert in H-Moll von Hummel; eine Phantasie von Döhler über Motive aus der Benedict'schen Oper: Gypsis Warning; das beliebte und wirkungsvolle Concertstück von C. M. v. Weber mit dem eingewebten Festmarsch; Adagio und Finale aus der großen, so überaus schweren Phantasie in Es dur von Hummel; Andante von ihrer eigenen Composition, nebst zwei Etuden von Moscheles (letztere ohne Zweifel bloß aus Gefälligkeit für den Geschmack des Tages); Duo brillant über Motive aus Rossini's Wilhelm Tell, von Herz, von Madame Pleyel und Hrn. Liszt ausgeführt. - Nur wer dieß selbst gehört hat, kann sich einen Begriff von der unbeschreiblichen Wirkung machen, welche der Verein dieser beiden Virtuosen ihre Einfuhr steigern konnten, suchten nun durch die Anlegung von Eisenbahnen und Canälen, so wie durch die Errichtung zahlreicher Banketablissements für Rechnung der einzelnen Staaten, ihren Gewerben und ihrem Handel einen neuen Aufschwung zu geben. Daher die unmäßigen Anlehen, deren Hauptvermittlerin die Vereinigte-Staaten-Bank war, welche theils durch ihre eigenen Zettel, theils durch den Verkauf der Eisenbahn- und Canalactien in Europa das Deficit des Handels deckte, und noch überdieß dazu beitrug, die Preise der amerikanischen Stapelwaaren in einer gewissen Höhe zu halten. Aber dieß System war ohne sichere Basis, abgesehen davon, daß man sich durch die Leichtigkeit Geld zu erheben, zu einer Menge weitaussehender und unproductiver Unternehmungen verleiten ließ. Der Tag der Abrechnung ist endlich gekommen, die einzelnen Staaten können ihre Schuldenlast nicht mehr halten, und jetzt soll die Union einschreiten. Dieser ganze Verlauf ist für die innern Parteistreitigkeiten in den Vereinigten Staaten, wie für den Gang des Handels äußerst wichtig. Setzen die Banken die Consolidation der ganzen Schuldenmasse in eine Unionsschuld durch, so wird auch der Tarif Amerika's erhöht werden müssen, und die Stapelwaaren desselben werden ihren jetzigen Preis behaupten, vielleicht auch noch höher steigen; überläßt man aber die verschuldeten Staaten sich selbst, so wird der Productenhandel mit Amerika zunehmen, die Preise aber eher sich zum Fall neigen, weil keine großen Anstalten, wie die Vereinigte-Staaten-Bank, mehr da seyn werden, um sie künstlich in die Höhe zu halten. Für die Vereinigten Staaten selbst handelt es sich dabei um die Frage, ob ihr Verband fester oder lockerer, ob es ein Bundesstaat oder ein Staatenbund werden soll. Madame Maria Pleyel in Wien. Die Residenz des österreichischen Kaiserstaates war seit undenklichen Zeiten ein Hauptsitz der edlen Tonkunst. Die größten Meister des XVIII. und XIX. Jahrhunderts haben in ihr gelebt, den bedeutendsten Theil ihrer Werke in ihr geschaffen, oder doch zu Gehör gebracht; die gefeiertsten Künstler im Gesang und auf Instrumenten haben Wien zum vorzüglichen Ziel ihrer Reisen gewählt, und würden ihren Ruf nicht für sattsam gegründet gehalten haben, wenn er nicht auch hier seine Probe ehrenvoll bestanden hätte. So haben denn die Wiener Kunstfreunde, zumal die ältern, beinahe Alles kennen gelernt, was auf eminenter Stufe der Vollkommenheit in der Tonkunst gestanden ist, oder noch steht, und dürften deßhalb als competente Beurtheiler musikalischer Verdienste anerkannt werden. Unter Anderm ist bekanntlich Wien besonders reich an ausgezeichneten Pianisten und Pianistinnen, wovon mehrere, wenn ihr Talent nicht durch ihre Lebensverhältnisse darauf beschränkt wäre, sich und ihren Freunden damit Vergnügen zu verschaffen, auf Kunstreisen im Auslande manchem reisenden Virtuosen an die Seite würden gestellt werden. Es waltet daher noch eine eigene Vorliebe für das Clavierspiel ob, aber auch eine strenge Forderung an die Spieler, indem man, wie billig, verlangt, daß derjenige, der sich als Virtuose ankündet, auch über dem vorzüglichsten Dilettanten stehen müsse. Um so ehrenvoller ist der enthusiastische Beifall, welchen Mad. Pleyel hier empfing, wo man, neben vielen trefflichen, auch die allgemein als die zwei ersten jetzt lebenden Pianisten anerkannten so oft gehört, und so hohe Virtuosität, als diese besitzen, so zu sagen, schon gewohnt worden war. – Ein großer Ruf war der Künstlerin schon von Paris, Hamburg, St. Petersburg, von dem musikalisch intelligenten Leipzig und von Dresden her vorausgegangen; man war bereits auf Vorzügliches gefaßt; aber wie sehr hat sie ihren Ruf und die darauf gegründeten Erwartungen übertroffen! – Schon das Programm ihres ersten Concerts erweckte die günstigste Meinung von ihrer Kunstbildung und ihrem Geschmacke. Sie wagte es, ein vollständiges Concert eines classischen Meisters in einer Zeit anzukünden, in welcher das größere Publicum, durch die Mehrzahl reisender Virtuosen nur an Phantasien (worin oft keine zu finden ist), an Variationen, oder gar an Etüden – zu deutsch: Schulübungen – verwöhnt, vor großen classischen Werken ein panischer Schrecken zu ergreifen pflegt. – Bei dem geneigten Vorurtheile, welches aus solcher Wahl hervorging, war man um so gespannter auf die erste Erscheinung dieser Künstlerin. Eine reizende Gestalt, eine eben so geistreiche als anmuthige Physiognomie, Grazie in jeder ihrer Bewegungen, und fast noch mehr als alles dieses, die anspruchlose Bescheidenheit, mit welcher sie auftrat und die ihr entgegen rauschende Begrüßung der Zuhörer empfing, nahmen diese sogleich für sie ein. Keine Affectation, keine Prätensionen waren zu bemerken: der am Clavier befindliche Stuhl war ihr genehm, wie er war, sie verlangte ihn weder höher noch niedriger; keine Handschuhe waren abzulegen, denn, da sie um zu spielen kam, hatte sie keine angezogen; die Hände wurden nicht erst durch Reiben und Dehnen vorbereitet; sie kam, setzte sich, warf einen Blick auf das Orchester und begann. – Schwer ist es, bei solchem Spiele von dessen einzelnen Vorzügen zu reden; da man sich aber doch nur durch Aufzählung derselben von der ganzen Leistung einen Begriff machen kann, so sey es versucht, die schwere Aufgabe zu lösen. Zuerst muß der Schönheit, Rundung und Gleichheit des Anschlags erwähnt werden, der sich im Fortissimo wie im Pianissimo gleich bewährt, und dessen Resultat die größtmögliche, nie getrübte Klarheit und Deutlichkeit auch in den wie Perlen dahinrollenden schnellsten Tonläufen und Figuren ist. Diesen schließt sich eine Fertigkeit, eine Sicherheit und Leichtigkeit in Ueberwindung der höchsten Schwierigkeiten, besonders auch in den Octavengängen, an, die durchaus nicht übertroffen werden kann, und nicht nur ihrem Spiele die köstliche Eigenschaft verleiht, nie auch nur die geringste Mühe oder Anstrengung zu verrathen, sondern auch dem Zuhörer jene Ruhe und Zuversicht gewährt, die ihm erlaubt, dem was und wie es vorgetragen wird, seine volle nie gestörte Aufmerksamkeit zu weihen. Ein dritter Vorzug ist eine, zumal für eine Frau, seltene Kraft, die sie nicht durch Dareinschlagen, sondern durch ein gewisses à plomb, und durch ihren schon erwähnten gediegenen Anschlag bewirkt. Diese Kraft bleibt sich durch die ganze Zeit ihrer Production stets gleich, so daß die Energie des letzten Stückes mit der des ersten vollkommen dieselbe ist. Setzt man noch hinzu, daß auch bei den anstrengendsten Stellen ihr Körper stets ruhig, ihre Hände, selbst bei den schwersten Applicaturen, immer schön geformt bleiben, so ist Alles gesagt, was ihre in so hohem Grade vollendete Technik betrifft, und es bleibt nur übrig von dem zu sprechen, was ihr Spiel in ästhetischer Hinsicht auszeichnet. Hier zeigt sich die in allen Beziehungen durchgebildete Feinheit und Zierlichkeit des Vortrags; die Gabe, den Geist und Sinn der Composition nach ihrer ganzen Tiefe aufzufassen, und so vollendet wiederzugeben, als ob das Werk eben ganz neu aus ihrer Phantasie entsprungen wäre; der rührende Ausdruck der Gesangstellen; das Imponirende der energischen Momente; der mit künstlerischem Urtheil vertheilte Wechsel von Kraft und Zartheit; der geläuterte Geschmack in der nur selten und immer am rechten Orte angebrachten Verzierungen, mit sorgfältiger Vermeidung alles Nichtssagenden und Manierirten; endlich das Fernhalten jeder Effecthascherei bei richtig gefühltem Hervorheben der bedeutendsten Momente. – Mit einem Verein solcher Eigenschaften darf man Mad. Pleyel wohl als die erste jetzt lebende Pianistin rühmen, ohne von unparteiischen Kennern Widerspruch zu besorgen. Der Beifall steigerte sich nicht nur mit jedem Concerte, sondern mit jedem Tonstücke, das sie vortrug. Wien hörte von ihr in den drei Concerten, die sie für sich gab: das ganze große Concert in H-Moll von Hummel; eine Phantasie von Döhler über Motive aus der Benedict'schen Oper: Gypsis Warning; das beliebte und wirkungsvolle Concertstück von C. M. v. Weber mit dem eingewebten Festmarsch; Adagio und Finale aus der großen, so überaus schweren Phantasie in Es dur von Hummel; Andante von ihrer eigenen Composition, nebst zwei Etuden von Moscheles (letztere ohne Zweifel bloß aus Gefälligkeit für den Geschmack des Tages); Duo brillant über Motive aus Rossini's Wilhelm Tell, von Herz, von Madame Pleyel und Hrn. 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Der Tag der Abrechnung ist endlich gekommen, die einzelnen Staaten können ihre Schuldenlast nicht mehr halten, und jetzt soll die Union einschreiten. Dieser ganze Verlauf ist für die innern Parteistreitigkeiten in den Vereinigten Staaten, wie für den Gang des Handels äußerst wichtig. Setzen die Banken die Consolidation der ganzen Schuldenmasse in eine Unionsschuld durch, so wird auch der Tarif Amerika's erhöht werden müssen, und die Stapelwaaren desselben werden ihren jetzigen Preis behaupten, vielleicht auch noch höher steigen; überläßt man aber die verschuldeten Staaten sich selbst, so wird der Productenhandel mit Amerika zunehmen, die Preise aber eher sich zum Fall neigen, weil keine großen Anstalten, wie die Vereinigte-Staaten-Bank, mehr da seyn werden, um sie künstlich in die Höhe zu halten. 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So haben denn die Wiener Kunstfreunde, zumal die ältern, beinahe Alles kennen gelernt, was auf eminenter Stufe der Vollkommenheit in der Tonkunst gestanden ist, oder noch steht, und dürften deßhalb als competente Beurtheiler musikalischer Verdienste anerkannt werden. Unter Anderm ist bekanntlich Wien besonders reich an ausgezeichneten Pianisten und Pianistinnen, wovon mehrere, wenn ihr Talent nicht durch ihre Lebensverhältnisse darauf beschränkt wäre, sich und ihren Freunden damit Vergnügen zu verschaffen, auf Kunstreisen im Auslande manchem reisenden Virtuosen an die Seite würden gestellt werden. 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Keine Affectation, keine Prätensionen waren zu bemerken: der am Clavier befindliche Stuhl war ihr genehm, wie er war, sie verlangte ihn weder höher noch niedriger; keine Handschuhe waren abzulegen, denn, da sie um zu spielen kam, hatte sie keine angezogen; die Hände wurden nicht erst durch Reiben und Dehnen vorbereitet; sie kam, setzte sich, warf einen Blick auf das Orchester und begann. – Schwer ist es, bei <hi rendition="#g">solchem</hi> Spiele von dessen einzelnen Vorzügen zu reden; da man sich aber doch nur durch Aufzählung derselben von der ganzen Leistung einen Begriff machen kann, so sey es versucht, die schwere Aufgabe zu lösen.</p><lb/> <p>Zuerst muß der Schönheit, Rundung und Gleichheit des Anschlags erwähnt werden, der sich im Fortissimo wie im Pianissimo gleich bewährt, und dessen Resultat die größtmögliche, nie getrübte Klarheit und Deutlichkeit auch in den wie Perlen dahinrollenden schnellsten Tonläufen und Figuren ist. Diesen schließt sich eine Fertigkeit, eine Sicherheit und Leichtigkeit in Ueberwindung der höchsten Schwierigkeiten, besonders auch in den Octavengängen, an, die durchaus nicht übertroffen werden kann, und nicht nur ihrem Spiele die köstliche Eigenschaft verleiht, nie auch nur die geringste Mühe oder Anstrengung zu verrathen, sondern auch dem Zuhörer jene Ruhe und Zuversicht gewährt, die ihm erlaubt, dem <hi rendition="#g">was</hi> und <hi rendition="#g">wie</hi> es vorgetragen wird, seine volle nie gestörte Aufmerksamkeit zu weihen. Ein dritter Vorzug ist eine, zumal für eine Frau, seltene Kraft, die sie nicht durch Dareinschlagen, sondern durch ein gewisses à plomb, und durch ihren schon erwähnten gediegenen Anschlag bewirkt. Diese Kraft bleibt sich durch die ganze Zeit ihrer Production stets gleich, so daß die Energie des letzten Stückes mit der des ersten vollkommen dieselbe ist. 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Madame Maria Pleyel in Wien.
Die Residenz des österreichischen Kaiserstaates war seit undenklichen Zeiten ein Hauptsitz der edlen Tonkunst. Die größten Meister des XVIII. und XIX. Jahrhunderts haben in ihr gelebt, den bedeutendsten Theil ihrer Werke in ihr geschaffen, oder doch zu Gehör gebracht; die gefeiertsten Künstler im Gesang und auf Instrumenten haben Wien zum vorzüglichen Ziel ihrer Reisen gewählt, und würden ihren Ruf nicht für sattsam gegründet gehalten haben, wenn er nicht auch hier seine Probe ehrenvoll bestanden hätte. So haben denn die Wiener Kunstfreunde, zumal die ältern, beinahe Alles kennen gelernt, was auf eminenter Stufe der Vollkommenheit in der Tonkunst gestanden ist, oder noch steht, und dürften deßhalb als competente Beurtheiler musikalischer Verdienste anerkannt werden. Unter Anderm ist bekanntlich Wien besonders reich an ausgezeichneten Pianisten und Pianistinnen, wovon mehrere, wenn ihr Talent nicht durch ihre Lebensverhältnisse darauf beschränkt wäre, sich und ihren Freunden damit Vergnügen zu verschaffen, auf Kunstreisen im Auslande manchem reisenden Virtuosen an die Seite würden gestellt werden. Es waltet daher noch eine eigene Vorliebe für das Clavierspiel ob, aber auch eine strenge Forderung an die Spieler, indem man, wie billig, verlangt, daß derjenige, der sich als Virtuose ankündet, auch über dem vorzüglichsten Dilettanten stehen müsse.
Um so ehrenvoller ist der enthusiastische Beifall, welchen Mad. Pleyel hier empfing, wo man, neben vielen trefflichen, auch die allgemein als die zwei ersten jetzt lebenden Pianisten anerkannten so oft gehört, und so hohe Virtuosität, als diese besitzen, so zu sagen, schon gewohnt worden war. – Ein großer Ruf war der Künstlerin schon von Paris, Hamburg, St. Petersburg, von dem musikalisch intelligenten Leipzig und von Dresden her vorausgegangen; man war bereits auf Vorzügliches gefaßt; aber wie sehr hat sie ihren Ruf und die darauf gegründeten Erwartungen übertroffen! – Schon das Programm ihres ersten Concerts erweckte die günstigste Meinung von ihrer Kunstbildung und ihrem Geschmacke. Sie wagte es, ein vollständiges Concert eines classischen Meisters in einer Zeit anzukünden, in welcher das größere Publicum, durch die Mehrzahl reisender Virtuosen nur an Phantasien (worin oft keine zu finden ist), an Variationen, oder gar an Etüden – zu deutsch: Schulübungen – verwöhnt, vor großen classischen Werken ein panischer Schrecken zu ergreifen pflegt. – Bei dem geneigten Vorurtheile, welches aus solcher Wahl hervorging, war man um so gespannter auf die erste Erscheinung dieser Künstlerin. Eine reizende Gestalt, eine eben so geistreiche als anmuthige Physiognomie, Grazie in jeder ihrer Bewegungen, und fast noch mehr als alles dieses, die anspruchlose Bescheidenheit, mit welcher sie auftrat und die ihr entgegen rauschende Begrüßung der Zuhörer empfing, nahmen diese sogleich für sie ein. Keine Affectation, keine Prätensionen waren zu bemerken: der am Clavier befindliche Stuhl war ihr genehm, wie er war, sie verlangte ihn weder höher noch niedriger; keine Handschuhe waren abzulegen, denn, da sie um zu spielen kam, hatte sie keine angezogen; die Hände wurden nicht erst durch Reiben und Dehnen vorbereitet; sie kam, setzte sich, warf einen Blick auf das Orchester und begann. – Schwer ist es, bei solchem Spiele von dessen einzelnen Vorzügen zu reden; da man sich aber doch nur durch Aufzählung derselben von der ganzen Leistung einen Begriff machen kann, so sey es versucht, die schwere Aufgabe zu lösen.
Zuerst muß der Schönheit, Rundung und Gleichheit des Anschlags erwähnt werden, der sich im Fortissimo wie im Pianissimo gleich bewährt, und dessen Resultat die größtmögliche, nie getrübte Klarheit und Deutlichkeit auch in den wie Perlen dahinrollenden schnellsten Tonläufen und Figuren ist. Diesen schließt sich eine Fertigkeit, eine Sicherheit und Leichtigkeit in Ueberwindung der höchsten Schwierigkeiten, besonders auch in den Octavengängen, an, die durchaus nicht übertroffen werden kann, und nicht nur ihrem Spiele die köstliche Eigenschaft verleiht, nie auch nur die geringste Mühe oder Anstrengung zu verrathen, sondern auch dem Zuhörer jene Ruhe und Zuversicht gewährt, die ihm erlaubt, dem was und wie es vorgetragen wird, seine volle nie gestörte Aufmerksamkeit zu weihen. Ein dritter Vorzug ist eine, zumal für eine Frau, seltene Kraft, die sie nicht durch Dareinschlagen, sondern durch ein gewisses à plomb, und durch ihren schon erwähnten gediegenen Anschlag bewirkt. Diese Kraft bleibt sich durch die ganze Zeit ihrer Production stets gleich, so daß die Energie des letzten Stückes mit der des ersten vollkommen dieselbe ist. Setzt man noch hinzu, daß auch bei den anstrengendsten Stellen ihr Körper stets ruhig, ihre Hände, selbst bei den schwersten Applicaturen, immer schön geformt bleiben, so ist Alles gesagt, was ihre in so hohem Grade vollendete Technik betrifft, und es bleibt nur übrig von dem zu sprechen, was ihr Spiel in ästhetischer Hinsicht auszeichnet. Hier zeigt sich die in allen Beziehungen durchgebildete Feinheit und Zierlichkeit des Vortrags; die Gabe, den Geist und Sinn der Composition nach ihrer ganzen Tiefe aufzufassen, und so vollendet wiederzugeben, als ob das Werk eben ganz neu aus ihrer Phantasie entsprungen wäre; der rührende Ausdruck der Gesangstellen; das Imponirende der energischen Momente; der mit künstlerischem Urtheil vertheilte Wechsel von Kraft und Zartheit; der geläuterte Geschmack in der nur selten und immer am rechten Orte angebrachten Verzierungen, mit sorgfältiger Vermeidung alles Nichtssagenden und Manierirten; endlich das Fernhalten jeder Effecthascherei bei richtig gefühltem Hervorheben der bedeutendsten Momente. – Mit einem Verein solcher Eigenschaften darf man Mad. Pleyel wohl als die erste jetzt lebende Pianistin rühmen, ohne von unparteiischen Kennern Widerspruch zu besorgen.
Der Beifall steigerte sich nicht nur mit jedem Concerte, sondern mit jedem Tonstücke, das sie vortrug.
Wien hörte von ihr in den drei Concerten, die sie für sich gab: das ganze große Concert in H-Moll von Hummel; eine Phantasie von Döhler über Motive aus der Benedict'schen Oper: Gypsis Warning; das beliebte und wirkungsvolle Concertstück von C. M. v. Weber mit dem eingewebten Festmarsch; Adagio und Finale aus der großen, so überaus schweren Phantasie in Es dur von Hummel; Andante von ihrer eigenen Composition, nebst zwei Etuden von Moscheles (letztere ohne Zweifel bloß aus Gefälligkeit für den Geschmack des Tages); Duo brillant über Motive aus Rossini's Wilhelm Tell, von Herz, von Madame Pleyel und Hrn. Liszt ausgeführt. – Nur wer dieß selbst gehört hat, kann sich einen Begriff von der unbeschreiblichen Wirkung machen, welche der Verein dieser beiden Virtuosen
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
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