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Allgemeine Zeitung. Nr. 27. Augsburg, 27. Januar 1840.

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tiefen Denkens erzeugt," und ein Alliirter. Er hat zwar (was freilich etwas spät ist) die Entdeckung gemacht, daß man seit langer Zeit keinen solchen Plan mehr in Paris zu erzeugen im Stande ist, und wessen der Alliirte sich zu versehen habe, glaubt er ohne Gefahr durch das Geständniß erläutern zu dürfen, daß "Bündnisse ihrer Natur nach gar gebrechliche Verhältnisse sind," und man sie eben nicht länger braucht, als bis sie uns zu unserm Zwecke gedient haben. Diesen Plan, in tiefem Schweigen gleich jenen erzeugt, die man sonst durch lange Jahre zu nähren, aber nie auszusprechen pflegte (er führt hiebei Beispiele an), breitet der Herzog auf der Rednerbühne aus und macht durch die Tagsblätter Europa zum Vertrauten. Es ist die russische Allianz, die er als eines der Mittel zum Erwerbe der Herrschaft im Mittelmeer und der Rheingränze empfiehlt. Mit ihrer Hülfe glaubt er Aegypten die Unabhängigkeit, der Pforte den Untergang und Frankreich die Stücke des türkischen Reichs, die ihm anstehen würden, so wie die Rheinprovinzen zu sichern. Daß Deutschland, sobald es durch Frankreichs Hand die Verträge zerrissen sähe, nicht etwa seine alten Provinzen, das Elsaß, die Bisthümer, die Franchecomte, zurückfordern, sondern die Rheinprovinzen diesem legitimen Compacte entgegen tragen werde, das versteht sich in den Augen eines Franzosen von selbst, und was den Kaiser von Rußland betrifft, so macht ihm Frankreich ja seinen gerechten Theil - es überläßt ihm Asien - da mag er erobern, so viel er eben will. Heinrich V Europa, dem Kaiser Nikolaus Asien, jenem die Civilisation, diesem die Barbarei. Die Theilung ist billig, schmeichelhaft und für beide Theile völlig annehmbar.

Aber wie sehr sich Heinrich V mit den zerrissenen Tractaten in der Hand auch Armee und Flotte und Allem, was in Frankreich Geld, Ehren und Plätze will, empföhle, noch eine Weihe thut ihm Noth - die des Liberalismus. Ein anderer der ligitimistischen Redner übernahm das Geschäft, sie ihm zu geben. Zwar versichert schon der Herzog, "man müßte wenig Vertrauen in die Nachhaltigkeit unserer Institutionen haben, sie für schwach wurzelnd im Boden der Nation halten, wenn man befürchtete, daß sie unter einem Bündniß mit Rußland Gefahr liefen." Aber die öffentliche Meinung braucht bestimmtere Zusagen. "Heinrich V wird Polen wieder herstellen," sagt der Marquis Dreux-Breze. Was sollte Rußland dagegen einwenden? Ist seinem Arme nicht alles Land im Osten des alten Sarmatiens frei gelassen? Da mag es seinen Ehrgeiz befriedigen, und sich abnützen - genug, wenn es nur nicht nach dem Süden greift, denn der Süden ist Frankreichs Erbschaft, das Mittelmeer Frankreichs See, die Nordküste Afrika's Frankreichs Land. Nach Indien mag Rußland greifen, das ist Alles, was ihm Frankreich vom Süden überlassen kann.

Was Oesterreich, was Deutschland und Preußen, was England dazu sagen würde, das bekümmert den edeln Marquis nicht. Und er hat Recht hierin. Erstens ist es ihre Sache und nicht die seinige, sich um das, was sie angeht, zu bekümmern; zweitens, wie sähe es um seinen Plan aus, nähme er auf ihre möglichen Einsprüche Rücksicht.

Das ist der Vorgang der Legitimisten; nun wollen wir einen Blick auf den der Minister werfen. Traten jene auf das Feld des Kriegs und Umsturzes, was blieb Hrn. Villemain übrig, als sich auf das des Friedens und der Aufrechthaltung der Verträge zu stellen. Die Positionen sind offenbar umgewendet; rechts ist nunmehr links und links ist rechts geworden. Ob die Legitimisten bei dieser Aenderung gewinnen, mögen sie bedenken. Hr. Duchatel seinerseits sah sich genöthigt, die Sophismen seiner Schule aufzubieten, um liberalen Constitutionalismus für Spanien zu bereiten und die schwesterliche Liebe Frankreichs bis zum Ausspruche von Verpflichtungen herauszuputzen. Wollten die Legitimisten Don Carlos Kerker mit stärkern Riegeln versehen? Fürwahr, sie verdienten den Schmerz, dieses Ziel zu erreichen.

Ueberblickt man die ganze Verhandlung, welch' ein Zerrbild! Der Begriff des Rechts verloren, Klugheit und Billigkeit verbannt, Frankreichs Interessen im Allgemeinen unverstanden, selbst diejenigen jeder Partei für sich mißkannt, alle Stellungen verrückt, und gegenüber von Europa nichts als Anmaßung, Irrthum und Unverstand. So sprachen die Redner und so ist das heutige Frankreich.

Die englische Thronrede.

Alle conservativen und radicalen Zeitungen sind darüber einig, daß die letzte Thronrede eine der nichtssagendsten und unbedeutendsten gewesen, die je dem Parlament und Volk von England geboten worden. Hingegen legen die erstern großes Gewicht darauf, daß zum erstenmal im Hause der Lords ein Amendement zur Adresse vorgeschlagen worden, und zwar von keinem geringern Mann, als dem Herzog v. Wellington, und über nichts Geringeres, als das Vergehen (offence) der Whigminister, aus schnöder Rücksicht auf ihren "papistischen Tyrannen" (O'Connell), den Protestantismus des Prinzen Albert in der Thronrede ebenso unerwähnt gelassen zu haben, wie in der Ankündigung der Vermählung im geheimen Rath.

Der Globe entgegnet, die Rede sey ganz von der Art, wie die dermaligen Umstände des Reichs sie erfordert hätten.

In Bezug auf den andern Punkt antwortet das M. Chronicle: "Das vom Hause der Lords angenommene Amendement, und die Gründe, mit denen es unterstützt ward, müssen im ganzen civilisirten Europa und in den amerikanischen Republiken, wo immer die brittische Thronrede gelesen wird, ein Lächeln erregen. Die lächerliche Salbaderei über des Prinzen Albert Protestantismus war ein Beitrag zu dem, was Dr. Johnson den "harmlosen Flitterstaat der Nationen" nennt. Noch grotesker wurde die Abgeschmacktheit durch die Gravität, womit die edeln Lords der Oppositionsseite ganz England als in größter Beängstigung über eine Sache darstellten, die kaum irgend einen Mann, ein Weib oder Kind in Ihrer Maj. Reichen beunruhigt haben kann. Gottlob! das edle Haus hat die Hallucinationen des Veteranen Wellington über die Orthodoxie des Bräutigams unserer Königin beruhigt. Die Tories selbst sehen wohl nicht ein, welche alberne Figur sie bei dieser Schaustellung gespielt haben, da sie längst die protestantische Religion, d. h. Staatskirche bei jeder Gelegenheit als ihr großes Bataillenpferd zu reiten gewohnt sind. Jede Frage machen sie zu einer Kirchenfrage, und so auch die Heirath der Königin. Prinz Alberts Credo gibt einen so guten Anlaß, wie irgend etwas Anderes, das Panier des Fanatismus und der Gleißnerei zu erheben, unter dessen Schatten die Faction zu fechten und sich zu recrutiren pflegt. Diese grobe Verdrehung des protestantischen Namens ist wahrhaft ekelerregend. Der Name Protestant bedeutet Freiheit und Männlichkeit des Menschengeistes, oder sollte es wenigstens bedeuten; aber unsere Tories mißbrauchen ihn zur Behinderung des Volksunterrichts und, wo immer möglich, zur Unterdrückung bürgerlicher und religiöser Freiheit. Wir erinnern uns, über einer Branntweinbude in Rouen die profane Aufschrift gelesen zu haben: "Au Pere Eternel! ici on vend de l'eau de vie." So pflanzt der Torysmus die Heiligkeit des Protestantismus als sein Kramladenschild auf, um hinter demselben in allen Corruptions- und Factionskünsten zu feilschen. Wäre es den Tory-Pairs Ernst mit ihrem

tiefen Denkens erzeugt,“ und ein Alliirter. Er hat zwar (was freilich etwas spät ist) die Entdeckung gemacht, daß man seit langer Zeit keinen solchen Plan mehr in Paris zu erzeugen im Stande ist, und wessen der Alliirte sich zu versehen habe, glaubt er ohne Gefahr durch das Geständniß erläutern zu dürfen, daß „Bündnisse ihrer Natur nach gar gebrechliche Verhältnisse sind,“ und man sie eben nicht länger braucht, als bis sie uns zu unserm Zwecke gedient haben. Diesen Plan, in tiefem Schweigen gleich jenen erzeugt, die man sonst durch lange Jahre zu nähren, aber nie auszusprechen pflegte (er führt hiebei Beispiele an), breitet der Herzog auf der Rednerbühne aus und macht durch die Tagsblätter Europa zum Vertrauten. Es ist die russische Allianz, die er als eines der Mittel zum Erwerbe der Herrschaft im Mittelmeer und der Rheingränze empfiehlt. Mit ihrer Hülfe glaubt er Aegypten die Unabhängigkeit, der Pforte den Untergang und Frankreich die Stücke des türkischen Reichs, die ihm anstehen würden, so wie die Rheinprovinzen zu sichern. Daß Deutschland, sobald es durch Frankreichs Hand die Verträge zerrissen sähe, nicht etwa seine alten Provinzen, das Elsaß, die Bisthümer, die Franchecomté, zurückfordern, sondern die Rheinprovinzen diesem legitimen Compacte entgegen tragen werde, das versteht sich in den Augen eines Franzosen von selbst, und was den Kaiser von Rußland betrifft, so macht ihm Frankreich ja seinen gerechten Theil – es überläßt ihm Asien – da mag er erobern, so viel er eben will. Heinrich V Europa, dem Kaiser Nikolaus Asien, jenem die Civilisation, diesem die Barbarei. Die Theilung ist billig, schmeichelhaft und für beide Theile völlig annehmbar.

Aber wie sehr sich Heinrich V mit den zerrissenen Tractaten in der Hand auch Armee und Flotte und Allem, was in Frankreich Geld, Ehren und Plätze will, empföhle, noch eine Weihe thut ihm Noth – die des Liberalismus. Ein anderer der ligitimistischen Redner übernahm das Geschäft, sie ihm zu geben. Zwar versichert schon der Herzog, „man müßte wenig Vertrauen in die Nachhaltigkeit unserer Institutionen haben, sie für schwach wurzelnd im Boden der Nation halten, wenn man befürchtete, daß sie unter einem Bündniß mit Rußland Gefahr liefen.“ Aber die öffentliche Meinung braucht bestimmtere Zusagen. „Heinrich V wird Polen wieder herstellen,“ sagt der Marquis Dreux-Brezé. Was sollte Rußland dagegen einwenden? Ist seinem Arme nicht alles Land im Osten des alten Sarmatiens frei gelassen? Da mag es seinen Ehrgeiz befriedigen, und sich abnützen – genug, wenn es nur nicht nach dem Süden greift, denn der Süden ist Frankreichs Erbschaft, das Mittelmeer Frankreichs See, die Nordküste Afrika's Frankreichs Land. Nach Indien mag Rußland greifen, das ist Alles, was ihm Frankreich vom Süden überlassen kann.

Was Oesterreich, was Deutschland und Preußen, was England dazu sagen würde, das bekümmert den edeln Marquis nicht. Und er hat Recht hierin. Erstens ist es ihre Sache und nicht die seinige, sich um das, was sie angeht, zu bekümmern; zweitens, wie sähe es um seinen Plan aus, nähme er auf ihre möglichen Einsprüche Rücksicht.

Das ist der Vorgang der Legitimisten; nun wollen wir einen Blick auf den der Minister werfen. Traten jene auf das Feld des Kriegs und Umsturzes, was blieb Hrn. Villemain übrig, als sich auf das des Friedens und der Aufrechthaltung der Verträge zu stellen. Die Positionen sind offenbar umgewendet; rechts ist nunmehr links und links ist rechts geworden. Ob die Legitimisten bei dieser Aenderung gewinnen, mögen sie bedenken. Hr. Duchatel seinerseits sah sich genöthigt, die Sophismen seiner Schule aufzubieten, um liberalen Constitutionalismus für Spanien zu bereiten und die schwesterliche Liebe Frankreichs bis zum Ausspruche von Verpflichtungen herauszuputzen. Wollten die Legitimisten Don Carlos Kerker mit stärkern Riegeln versehen? Fürwahr, sie verdienten den Schmerz, dieses Ziel zu erreichen.

Ueberblickt man die ganze Verhandlung, welch' ein Zerrbild! Der Begriff des Rechts verloren, Klugheit und Billigkeit verbannt, Frankreichs Interessen im Allgemeinen unverstanden, selbst diejenigen jeder Partei für sich mißkannt, alle Stellungen verrückt, und gegenüber von Europa nichts als Anmaßung, Irrthum und Unverstand. So sprachen die Redner und so ist das heutige Frankreich.

Die englische Thronrede.

Alle conservativen und radicalen Zeitungen sind darüber einig, daß die letzte Thronrede eine der nichtssagendsten und unbedeutendsten gewesen, die je dem Parlament und Volk von England geboten worden. Hingegen legen die erstern großes Gewicht darauf, daß zum erstenmal im Hause der Lords ein Amendement zur Adresse vorgeschlagen worden, und zwar von keinem geringern Mann, als dem Herzog v. Wellington, und über nichts Geringeres, als das Vergehen (offence) der Whigminister, aus schnöder Rücksicht auf ihren „papistischen Tyrannen“ (O'Connell), den Protestantismus des Prinzen Albert in der Thronrede ebenso unerwähnt gelassen zu haben, wie in der Ankündigung der Vermählung im geheimen Rath.

Der Globe entgegnet, die Rede sey ganz von der Art, wie die dermaligen Umstände des Reichs sie erfordert hätten.

In Bezug auf den andern Punkt antwortet das M. Chronicle: „Das vom Hause der Lords angenommene Amendement, und die Gründe, mit denen es unterstützt ward, müssen im ganzen civilisirten Europa und in den amerikanischen Republiken, wo immer die brittische Thronrede gelesen wird, ein Lächeln erregen. Die lächerliche Salbaderei über des Prinzen Albert Protestantismus war ein Beitrag zu dem, was Dr. Johnson den „harmlosen Flitterstaat der Nationen“ nennt. Noch grotesker wurde die Abgeschmacktheit durch die Gravität, womit die edeln Lords der Oppositionsseite ganz England als in größter Beängstigung über eine Sache darstellten, die kaum irgend einen Mann, ein Weib oder Kind in Ihrer Maj. Reichen beunruhigt haben kann. Gottlob! das edle Haus hat die Hallucinationen des Veteranen Wellington über die Orthodoxie des Bräutigams unserer Königin beruhigt. Die Tories selbst sehen wohl nicht ein, welche alberne Figur sie bei dieser Schaustellung gespielt haben, da sie längst die protestantische Religion, d. h. Staatskirche bei jeder Gelegenheit als ihr großes Bataillenpferd zu reiten gewohnt sind. Jede Frage machen sie zu einer Kirchenfrage, und so auch die Heirath der Königin. Prinz Alberts Credo gibt einen so guten Anlaß, wie irgend etwas Anderes, das Panier des Fanatismus und der Gleißnerei zu erheben, unter dessen Schatten die Faction zu fechten und sich zu recrutiren pflegt. Diese grobe Verdrehung des protestantischen Namens ist wahrhaft ekelerregend. Der Name Protestant bedeutet Freiheit und Männlichkeit des Menschengeistes, oder sollte es wenigstens bedeuten; aber unsere Tories mißbrauchen ihn zur Behinderung des Volksunterrichts und, wo immer möglich, zur Unterdrückung bürgerlicher und religiöser Freiheit. Wir erinnern uns, über einer Branntweinbude in Rouen die profane Aufschrift gelesen zu haben: „Au Père Eternel! ici on vend de l'eau de vie.“ So pflanzt der Torysmus die Heiligkeit des Protestantismus als sein Kramladenschild auf, um hinter demselben in allen Corruptions- und Factionskünsten zu feilschen. Wäre es den Tory-Pairs Ernst mit ihrem

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[0210/0010] tiefen Denkens erzeugt,“ und ein Alliirter. Er hat zwar (was freilich etwas spät ist) die Entdeckung gemacht, daß man seit langer Zeit keinen solchen Plan mehr in Paris zu erzeugen im Stande ist, und wessen der Alliirte sich zu versehen habe, glaubt er ohne Gefahr durch das Geständniß erläutern zu dürfen, daß „Bündnisse ihrer Natur nach gar gebrechliche Verhältnisse sind,“ und man sie eben nicht länger braucht, als bis sie uns zu unserm Zwecke gedient haben. Diesen Plan, in tiefem Schweigen gleich jenen erzeugt, die man sonst durch lange Jahre zu nähren, aber nie auszusprechen pflegte (er führt hiebei Beispiele an), breitet der Herzog auf der Rednerbühne aus und macht durch die Tagsblätter Europa zum Vertrauten. Es ist die russische Allianz, die er als eines der Mittel zum Erwerbe der Herrschaft im Mittelmeer und der Rheingränze empfiehlt. Mit ihrer Hülfe glaubt er Aegypten die Unabhängigkeit, der Pforte den Untergang und Frankreich die Stücke des türkischen Reichs, die ihm anstehen würden, so wie die Rheinprovinzen zu sichern. Daß Deutschland, sobald es durch Frankreichs Hand die Verträge zerrissen sähe, nicht etwa seine alten Provinzen, das Elsaß, die Bisthümer, die Franchecomté, zurückfordern, sondern die Rheinprovinzen diesem legitimen Compacte entgegen tragen werde, das versteht sich in den Augen eines Franzosen von selbst, und was den Kaiser von Rußland betrifft, so macht ihm Frankreich ja seinen gerechten Theil – es überläßt ihm Asien – da mag er erobern, so viel er eben will. Heinrich V Europa, dem Kaiser Nikolaus Asien, jenem die Civilisation, diesem die Barbarei. Die Theilung ist billig, schmeichelhaft und für beide Theile völlig annehmbar. Aber wie sehr sich Heinrich V mit den zerrissenen Tractaten in der Hand auch Armee und Flotte und Allem, was in Frankreich Geld, Ehren und Plätze will, empföhle, noch eine Weihe thut ihm Noth – die des Liberalismus. Ein anderer der ligitimistischen Redner übernahm das Geschäft, sie ihm zu geben. Zwar versichert schon der Herzog, „man müßte wenig Vertrauen in die Nachhaltigkeit unserer Institutionen haben, sie für schwach wurzelnd im Boden der Nation halten, wenn man befürchtete, daß sie unter einem Bündniß mit Rußland Gefahr liefen.“ Aber die öffentliche Meinung braucht bestimmtere Zusagen. „Heinrich V wird Polen wieder herstellen,“ sagt der Marquis Dreux-Brezé. Was sollte Rußland dagegen einwenden? Ist seinem Arme nicht alles Land im Osten des alten Sarmatiens frei gelassen? 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Ob die Legitimisten bei dieser Aenderung gewinnen, mögen sie bedenken. Hr. Duchatel seinerseits sah sich genöthigt, die Sophismen seiner Schule aufzubieten, um liberalen Constitutionalismus für Spanien zu bereiten und die schwesterliche Liebe Frankreichs bis zum Ausspruche von Verpflichtungen herauszuputzen. Wollten die Legitimisten Don Carlos Kerker mit stärkern Riegeln versehen? Fürwahr, sie verdienten den Schmerz, dieses Ziel zu erreichen. Ueberblickt man die ganze Verhandlung, welch' ein Zerrbild! Der Begriff des Rechts verloren, Klugheit und Billigkeit verbannt, Frankreichs Interessen im Allgemeinen unverstanden, selbst diejenigen jeder Partei für sich mißkannt, alle Stellungen verrückt, und gegenüber von Europa nichts als Anmaßung, Irrthum und Unverstand. So sprachen die Redner und so ist das heutige Frankreich. Die englische Thronrede. _ London, 18 Jan. Alle conservativen und radicalen Zeitungen sind darüber einig, daß die letzte Thronrede eine der nichtssagendsten und unbedeutendsten gewesen, die je dem Parlament und Volk von England geboten worden. Hingegen legen die erstern großes Gewicht darauf, daß zum erstenmal im Hause der Lords ein Amendement zur Adresse vorgeschlagen worden, und zwar von keinem geringern Mann, als dem Herzog v. Wellington, und über nichts Geringeres, als das Vergehen (offence) der Whigminister, aus schnöder Rücksicht auf ihren „papistischen Tyrannen“ (O'Connell), den Protestantismus des Prinzen Albert in der Thronrede ebenso unerwähnt gelassen zu haben, wie in der Ankündigung der Vermählung im geheimen Rath. Der Globe entgegnet, die Rede sey ganz von der Art, wie die dermaligen Umstände des Reichs sie erfordert hätten. In Bezug auf den andern Punkt antwortet das M. Chronicle: „Das vom Hause der Lords angenommene Amendement, und die Gründe, mit denen es unterstützt ward, müssen im ganzen civilisirten Europa und in den amerikanischen Republiken, wo immer die brittische Thronrede gelesen wird, ein Lächeln erregen. Die lächerliche Salbaderei über des Prinzen Albert Protestantismus war ein Beitrag zu dem, was Dr. Johnson den „harmlosen Flitterstaat der Nationen“ nennt. Noch grotesker wurde die Abgeschmacktheit durch die Gravität, womit die edeln Lords der Oppositionsseite ganz England als in größter Beängstigung über eine Sache darstellten, die kaum irgend einen Mann, ein Weib oder Kind in Ihrer Maj. Reichen beunruhigt haben kann. Gottlob! das edle Haus hat die Hallucinationen des Veteranen Wellington über die Orthodoxie des Bräutigams unserer Königin beruhigt. Die Tories selbst sehen wohl nicht ein, welche alberne Figur sie bei dieser Schaustellung gespielt haben, da sie längst die protestantische Religion, d. h. Staatskirche bei jeder Gelegenheit als ihr großes Bataillenpferd zu reiten gewohnt sind. Jede Frage machen sie zu einer Kirchenfrage, und so auch die Heirath der Königin. Prinz Alberts Credo gibt einen so guten Anlaß, wie irgend etwas Anderes, das Panier des Fanatismus und der Gleißnerei zu erheben, unter dessen Schatten die Faction zu fechten und sich zu recrutiren pflegt. Diese grobe Verdrehung des protestantischen Namens ist wahrhaft ekelerregend. Der Name Protestant bedeutet Freiheit und Männlichkeit des Menschengeistes, oder sollte es wenigstens bedeuten; aber unsere Tories mißbrauchen ihn zur Behinderung des Volksunterrichts und, wo immer möglich, zur Unterdrückung bürgerlicher und religiöser Freiheit. Wir erinnern uns, über einer Branntweinbude in Rouen die profane Aufschrift gelesen zu haben: „Au Père Eternel! ici on vend de l'eau de vie.“ So pflanzt der Torysmus die Heiligkeit des Protestantismus als sein Kramladenschild auf, um hinter demselben in allen Corruptions- und Factionskünsten zu feilschen. Wäre es den Tory-Pairs Ernst mit ihrem

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 27. Augsburg, 27. Januar 1840, S. 0210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_027_18400127/10>, abgerufen am 21.11.2024.