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Allgemeine Zeitung. Nr. 26. Augsburg, 26. Januar 1840.

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Alle übrigen Berichtigungen treffen nicht uns, sondern andere Correspondenten, und mögen von ihnen, falls sie es der Mühe werth halten, gebührend zurückgewiesen werden,

Oesterreich.

Hr. Thiers tadelt in seiner Rede vom 13 das Ministerium deßhalb, daß es nach der Schlacht von Nisib in eine Intervention der Mächte eingewilligt habe. Was aber hätte die Nichteinwilligung für Folgen haben müssen? Entweder sie hinderte die Intervention der übrigen Mächte oder sie hinderte sie nicht. Im ersten Falle war der Sultan seinem siegenden Vasallen bloß gegeben, und die Anwendung des Tractats von Hunkiar-Skelessi hing an dem Vorrücken einer ägyptischen Vedette. Im andern, wahrscheinlichern Falle sah sich Frankreich durch eigene Wahl von einer europäischen Maaßregel ausgeschlossen, was seinen Interessen und seinen gesunden so wie seinen krankhaften Bedürfnissen nicht zusagen konnte. "Der Fehler war ernst aus drei Gründen, sagt Hr. Thiers; erstlich kamen dadurch Meinungsdifferenzen zwischen Alliirten an Tag; zweitens überließ man die Türkei der einzigen Gefahr, die ihr drohen kann, der Gefahr von Seite Rußlands; drittens stellte man dadurch die Möglichkeit eines allgemeinen Krieges in Aussicht." Die Meinungsdifferenzen bestanden aber, weil sie aus der Differenz der Interessen hervorgingen. An Tag kamen sie gewiß nicht dann erst als sie zur Sprache kamen, denn Jedermann kannte sie ja; wohl aber kamen sie, statt sich zu stoßen, unter der vermittelnden, ausgleichenden Einwirkung der übrigen Mächte zur Sprache und regten, bei der Vereinigung aller Wünsche in demjenigen der Erhaltung des Friedens, durchaus keine Gefahr auf. Wäre die Gelegenheit nicht gegeben gewesen, man hätte, im Geiste und Wunsche des Friedens, sie schaffen müssen. Ein der Intervention schon gewonnenes und unabsehbares Verdienst ist eben, auf der Basis eines gemeinschaftlichen Interesses die drohenden Divergenzen zum gegenseitigen Ausspruche gezwungen und dadurch ihrer Vermittlung zugeführt zu haben. Eben so unrichtig ist, wenn Thiers sagt, man habe dadurch die Türkei der einzigen Gefahr, die ihr drohen könne, der Gefahr von Seite Rußlands überlassen. Erstens wäre diese Gefahr, selbst wenn sie bestanden hätte, offenbar nicht ihre einzige; denn welche letzte Absichten man auch dem Vicekönige zutraue, oder selbst angenommen, daß sie die dem Reiche zuträglichsten seyen, so ist das Uebergewicht an Kraft in der Hand eines Vasallen, der morgen stirbt und diese Kraft in andere Hand legt, gewiß kein gefahrloser Umstand. Dann hat die Intervention gerade das Gegentheil von dem erwirkt, was Hr. Thiers meint: sie war der erste, nothwendige Schritt eines Systems, welches jedes Protectorat aufhebt, indem es das natürliche Verhältniß von Staat zu Staat und des europäischen Staatenvereins zu dem einzelnen europäischen Staat an die Stelle des Protectorats schob. Ein europäisches Protectorat ist ein Ausdruck ohne Sinn. Daß die Türkei keinem besondern verfalle, das ist die Aufgabe der Staatsmänner, welche in London zusammensitzen, um dem europäischen Frieden eine neue Bürgschaft zu geben. Der allgemeine europäische Krieg hätte aus dem harten Zusammenstoß der jetzt in friedlichen Besprechungen gemilderten und großentheils schon ausgeglichenen Interessen erfolgen können; und dieser Zusammenstoß wäre unerläßlich gewesen, würde die Intervention nicht dem Kriege noch jenseits der Wand des Taurus in den Arm gefallen seyn und ihm das Schwert entwunden haben.

In einem Berichte aus Wien ist kürzlich erwähnt worden, daß Baron Neumann vielleicht für immer in London verbleiben werde, was ich als ganz unrichtig bezeichnen muß. - Es wird versichert, daß ein vorgestern hier angelangter französischer Courier die förmliche Bewerbung des Herzogs von Nemours um die Hand der schönen Prinzessin Victorie Auguste Autoinette, Tochter des k. k. Feldmarschall-Lieutenants Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg, hierher überbracht habe. - Uebermorgen wird in der kais. Hofburg dahier der erste große Hofball stattfinden. Bereits sind die Einladungen dazu an das diplomatische Corps, die ersten Hof- und Staatsbeamten, an das Officiercorps, den hohen Adel, an Fremde von Auszeichnung, und, wie immer, auch an einen Theil der Officiere der uniformirten Bürger ergangen. - Der berühmte Reisende, Fürst Pückler-Muskau, genoß im Laufe der vorigen Woche die Auszeichnung von Sr. Maj. dem Kaiser in einer Privataudienz empfangen zu werden.

In der gestern abgehaltenen General-Congregation der Stände des Pesther Comitats wurden den Landtagsdeputirten Instructionen in Betreff der Recrutenstellung ertheilt. Sie lauten, dem Könige 20,000 Mann zu bewilligen, und zwar 14,000 in diesem und 6000 im kommenden Jahre. - Liszt, der seine Concerte hier beendigte, verläßt uns heute oder morgen. - Die Passage nach Ofen ist durch den Eisgang sehr erschwert, und nur mit großer Mühseligkeit zu bewerkstelligen.

Türkei.

Die Nachrichten aus dem Hauptquartier zu Malatia haben die hiesige Regierung neuerdings aufgeschreckt. Ibrahim Pascha soll seine Truppen im Taurus zusammenziehen und man gewärtigt, daß der ägyptische Feldherr seine Truppen vorwärts gegen Caramanien marschiren lassen werde. Lord Ponsonby scheint Maaßregeln ergriffen zu haben, die eine Demonstration der englischen Flotte gegen die cilicische und syrische Küste hin in Aussicht stellen. Zugleich hatte der Lord eine Conferenz mit Reschid Pascha, wie verlautet, über das Einlaufen einer Abtheilung der brittischen Escadre in das Marmorameer. Jedoch scheint die Pforte sowohl als der englische Botschafter von der Geringfügigkeit der vom Taurus her drohenden Gefahr innig durchdrungen zu seyn. Die Schritte, die in dieser Sache noch geschehen sollten, sind daher als Eingebungen der Vorsicht, nicht der Besorgniß zu betrachten. - Die Sitzungen des Gesetzgebungsconseils dauern fort, und werden mit vielem Eifer betrieben. - Said Pascha, Schwager des regierenden Sultans, ist zum Kapudau Pascha ernannt worden, die Ernennung ist inzwischen noch nicht kundgemacht. Als Handelsminister ist Said Pascha durch Ahmed Fethi Pascha ersetzt worden. Man spricht von der bevorstehenden Heirath des letzgenannten Würdenträgers mit der Hatidsche Sultana (Schwester des gegenwärtigen Großherrn). Ahmed ist bereits als Bräutigam derselben erklärt. - Neulich ereignete sich der Fall, daß der Sultan, der dem Hrn. v. Hübsch zur Notification der Thronbesteigung des neuen Königs von Dänemark eine Audienz gewährt hatte, mehr als eine Stunde lang umsonst auf den dänischen Repräsentanten warten mußte. Wahrscheinlich hatte der Baron die angesagte Audienz vrrgessen oder die festgesetzte Stunde mißverstanden. - Der Erzherzog Friedrich von Oesterreich wird in dieser Woche hier erwartet.


Alle übrigen Berichtigungen treffen nicht uns, sondern andere Correspondenten, und mögen von ihnen, falls sie es der Mühe werth halten, gebührend zurückgewiesen werden,

Oesterreich.

Hr. Thiers tadelt in seiner Rede vom 13 das Ministerium deßhalb, daß es nach der Schlacht von Nisib in eine Intervention der Mächte eingewilligt habe. Was aber hätte die Nichteinwilligung für Folgen haben müssen? Entweder sie hinderte die Intervention der übrigen Mächte oder sie hinderte sie nicht. Im ersten Falle war der Sultan seinem siegenden Vasallen bloß gegeben, und die Anwendung des Tractats von Hunkiar-Skelessi hing an dem Vorrücken einer ägyptischen Vedette. Im andern, wahrscheinlichern Falle sah sich Frankreich durch eigene Wahl von einer europäischen Maaßregel ausgeschlossen, was seinen Interessen und seinen gesunden so wie seinen krankhaften Bedürfnissen nicht zusagen konnte. „Der Fehler war ernst aus drei Gründen, sagt Hr. Thiers; erstlich kamen dadurch Meinungsdifferenzen zwischen Alliirten an Tag; zweitens überließ man die Türkei der einzigen Gefahr, die ihr drohen kann, der Gefahr von Seite Rußlands; drittens stellte man dadurch die Möglichkeit eines allgemeinen Krieges in Aussicht.“ Die Meinungsdifferenzen bestanden aber, weil sie aus der Differenz der Interessen hervorgingen. An Tag kamen sie gewiß nicht dann erst als sie zur Sprache kamen, denn Jedermann kannte sie ja; wohl aber kamen sie, statt sich zu stoßen, unter der vermittelnden, ausgleichenden Einwirkung der übrigen Mächte zur Sprache und regten, bei der Vereinigung aller Wünsche in demjenigen der Erhaltung des Friedens, durchaus keine Gefahr auf. Wäre die Gelegenheit nicht gegeben gewesen, man hätte, im Geiste und Wunsche des Friedens, sie schaffen müssen. Ein der Intervention schon gewonnenes und unabsehbares Verdienst ist eben, auf der Basis eines gemeinschaftlichen Interesses die drohenden Divergenzen zum gegenseitigen Ausspruche gezwungen und dadurch ihrer Vermittlung zugeführt zu haben. Eben so unrichtig ist, wenn Thiers sagt, man habe dadurch die Türkei der einzigen Gefahr, die ihr drohen könne, der Gefahr von Seite Rußlands überlassen. Erstens wäre diese Gefahr, selbst wenn sie bestanden hätte, offenbar nicht ihre einzige; denn welche letzte Absichten man auch dem Vicekönige zutraue, oder selbst angenommen, daß sie die dem Reiche zuträglichsten seyen, so ist das Uebergewicht an Kraft in der Hand eines Vasallen, der morgen stirbt und diese Kraft in andere Hand legt, gewiß kein gefahrloser Umstand. Dann hat die Intervention gerade das Gegentheil von dem erwirkt, was Hr. Thiers meint: sie war der erste, nothwendige Schritt eines Systems, welches jedes Protectorat aufhebt, indem es das natürliche Verhältniß von Staat zu Staat und des europäischen Staatenvereins zu dem einzelnen europäischen Staat an die Stelle des Protectorats schob. Ein europäisches Protectorat ist ein Ausdruck ohne Sinn. Daß die Türkei keinem besondern verfalle, das ist die Aufgabe der Staatsmänner, welche in London zusammensitzen, um dem europäischen Frieden eine neue Bürgschaft zu geben. Der allgemeine europäische Krieg hätte aus dem harten Zusammenstoß der jetzt in friedlichen Besprechungen gemilderten und großentheils schon ausgeglichenen Interessen erfolgen können; und dieser Zusammenstoß wäre unerläßlich gewesen, würde die Intervention nicht dem Kriege noch jenseits der Wand des Taurus in den Arm gefallen seyn und ihm das Schwert entwunden haben.

In einem Berichte aus Wien ist kürzlich erwähnt worden, daß Baron Neumann vielleicht für immer in London verbleiben werde, was ich als ganz unrichtig bezeichnen muß. – Es wird versichert, daß ein vorgestern hier angelangter französischer Courier die förmliche Bewerbung des Herzogs von Nemours um die Hand der schönen Prinzessin Victorie Auguste Autoinette, Tochter des k. k. Feldmarschall-Lieutenants Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg, hierher überbracht habe. – Uebermorgen wird in der kais. Hofburg dahier der erste große Hofball stattfinden. Bereits sind die Einladungen dazu an das diplomatische Corps, die ersten Hof- und Staatsbeamten, an das Officiercorps, den hohen Adel, an Fremde von Auszeichnung, und, wie immer, auch an einen Theil der Officiere der uniformirten Bürger ergangen. – Der berühmte Reisende, Fürst Pückler-Muskau, genoß im Laufe der vorigen Woche die Auszeichnung von Sr. Maj. dem Kaiser in einer Privataudienz empfangen zu werden.

In der gestern abgehaltenen General-Congregation der Stände des Pesther Comitats wurden den Landtagsdeputirten Instructionen in Betreff der Recrutenstellung ertheilt. Sie lauten, dem Könige 20,000 Mann zu bewilligen, und zwar 14,000 in diesem und 6000 im kommenden Jahre. – Liszt, der seine Concerte hier beendigte, verläßt uns heute oder morgen. – Die Passage nach Ofen ist durch den Eisgang sehr erschwert, und nur mit großer Mühseligkeit zu bewerkstelligen.

Türkei.

Die Nachrichten aus dem Hauptquartier zu Malatia haben die hiesige Regierung neuerdings aufgeschreckt. Ibrahim Pascha soll seine Truppen im Taurus zusammenziehen und man gewärtigt, daß der ägyptische Feldherr seine Truppen vorwärts gegen Caramanien marschiren lassen werde. Lord Ponsonby scheint Maaßregeln ergriffen zu haben, die eine Demonstration der englischen Flotte gegen die cilicische und syrische Küste hin in Aussicht stellen. Zugleich hatte der Lord eine Conferenz mit Reschid Pascha, wie verlautet, über das Einlaufen einer Abtheilung der brittischen Escadre in das Marmorameer. Jedoch scheint die Pforte sowohl als der englische Botschafter von der Geringfügigkeit der vom Taurus her drohenden Gefahr innig durchdrungen zu seyn. Die Schritte, die in dieser Sache noch geschehen sollten, sind daher als Eingebungen der Vorsicht, nicht der Besorgniß zu betrachten. – Die Sitzungen des Gesetzgebungsconseils dauern fort, und werden mit vielem Eifer betrieben. – Said Pascha, Schwager des regierenden Sultans, ist zum Kapudau Pascha ernannt worden, die Ernennung ist inzwischen noch nicht kundgemacht. Als Handelsminister ist Said Pascha durch Ahmed Fethi Pascha ersetzt worden. Man spricht von der bevorstehenden Heirath des letzgenannten Würdenträgers mit der Hatidsche Sultana (Schwester des gegenwärtigen Großherrn). Ahmed ist bereits als Bräutigam derselben erklärt. – Neulich ereignete sich der Fall, daß der Sultan, der dem Hrn. v. Hübsch zur Notification der Thronbesteigung des neuen Königs von Dänemark eine Audienz gewährt hatte, mehr als eine Stunde lang umsonst auf den dänischen Repräsentanten warten mußte. Wahrscheinlich hatte der Baron die angesagte Audienz vrrgessen oder die festgesetzte Stunde mißverstanden. – Der Erzherzog Friedrich von Oesterreich wird in dieser Woche hier erwartet.

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[0207/0007] Alle übrigen Berichtigungen treffen nicht uns, sondern andere Correspondenten, und mögen von ihnen, falls sie es der Mühe werth halten, gebührend zurückgewiesen werden, Oesterreich. ✠Von der Donau, 21 Jan. Hr. Thiers tadelt in seiner Rede vom 13 das Ministerium deßhalb, daß es nach der Schlacht von Nisib in eine Intervention der Mächte eingewilligt habe. Was aber hätte die Nichteinwilligung für Folgen haben müssen? Entweder sie hinderte die Intervention der übrigen Mächte oder sie hinderte sie nicht. Im ersten Falle war der Sultan seinem siegenden Vasallen bloß gegeben, und die Anwendung des Tractats von Hunkiar-Skelessi hing an dem Vorrücken einer ägyptischen Vedette. Im andern, wahrscheinlichern Falle sah sich Frankreich durch eigene Wahl von einer europäischen Maaßregel ausgeschlossen, was seinen Interessen und seinen gesunden so wie seinen krankhaften Bedürfnissen nicht zusagen konnte. „Der Fehler war ernst aus drei Gründen, sagt Hr. Thiers; erstlich kamen dadurch Meinungsdifferenzen zwischen Alliirten an Tag; zweitens überließ man die Türkei der einzigen Gefahr, die ihr drohen kann, der Gefahr von Seite Rußlands; drittens stellte man dadurch die Möglichkeit eines allgemeinen Krieges in Aussicht.“ Die Meinungsdifferenzen bestanden aber, weil sie aus der Differenz der Interessen hervorgingen. An Tag kamen sie gewiß nicht dann erst als sie zur Sprache kamen, denn Jedermann kannte sie ja; wohl aber kamen sie, statt sich zu stoßen, unter der vermittelnden, ausgleichenden Einwirkung der übrigen Mächte zur Sprache und regten, bei der Vereinigung aller Wünsche in demjenigen der Erhaltung des Friedens, durchaus keine Gefahr auf. Wäre die Gelegenheit nicht gegeben gewesen, man hätte, im Geiste und Wunsche des Friedens, sie schaffen müssen. Ein der Intervention schon gewonnenes und unabsehbares Verdienst ist eben, auf der Basis eines gemeinschaftlichen Interesses die drohenden Divergenzen zum gegenseitigen Ausspruche gezwungen und dadurch ihrer Vermittlung zugeführt zu haben. Eben so unrichtig ist, wenn Thiers sagt, man habe dadurch die Türkei der einzigen Gefahr, die ihr drohen könne, der Gefahr von Seite Rußlands überlassen. Erstens wäre diese Gefahr, selbst wenn sie bestanden hätte, offenbar nicht ihre einzige; denn welche letzte Absichten man auch dem Vicekönige zutraue, oder selbst angenommen, daß sie die dem Reiche zuträglichsten seyen, so ist das Uebergewicht an Kraft in der Hand eines Vasallen, der morgen stirbt und diese Kraft in andere Hand legt, gewiß kein gefahrloser Umstand. Dann hat die Intervention gerade das Gegentheil von dem erwirkt, was Hr. Thiers meint: sie war der erste, nothwendige Schritt eines Systems, welches jedes Protectorat aufhebt, indem es das natürliche Verhältniß von Staat zu Staat und des europäischen Staatenvereins zu dem einzelnen europäischen Staat an die Stelle des Protectorats schob. Ein europäisches Protectorat ist ein Ausdruck ohne Sinn. Daß die Türkei keinem besondern verfalle, das ist die Aufgabe der Staatsmänner, welche in London zusammensitzen, um dem europäischen Frieden eine neue Bürgschaft zu geben. Der allgemeine europäische Krieg hätte aus dem harten Zusammenstoß der jetzt in friedlichen Besprechungen gemilderten und großentheils schon ausgeglichenen Interessen erfolgen können; und dieser Zusammenstoß wäre unerläßlich gewesen, würde die Intervention nicht dem Kriege noch jenseits der Wand des Taurus in den Arm gefallen seyn und ihm das Schwert entwunden haben. * Wien, 21 Jan. In einem Berichte aus Wien ist kürzlich erwähnt worden, daß Baron Neumann vielleicht für immer in London verbleiben werde, was ich als ganz unrichtig bezeichnen muß. – Es wird versichert, daß ein vorgestern hier angelangter französischer Courier die förmliche Bewerbung des Herzogs von Nemours um die Hand der schönen Prinzessin Victorie Auguste Autoinette, Tochter des k. k. Feldmarschall-Lieutenants Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg, hierher überbracht habe. – Uebermorgen wird in der kais. Hofburg dahier der erste große Hofball stattfinden. Bereits sind die Einladungen dazu an das diplomatische Corps, die ersten Hof- und Staatsbeamten, an das Officiercorps, den hohen Adel, an Fremde von Auszeichnung, und, wie immer, auch an einen Theil der Officiere der uniformirten Bürger ergangen. – Der berühmte Reisende, Fürst Pückler-Muskau, genoß im Laufe der vorigen Woche die Auszeichnung von Sr. Maj. dem Kaiser in einer Privataudienz empfangen zu werden. * Pesth, 14 Jan. In der gestern abgehaltenen General-Congregation der Stände des Pesther Comitats wurden den Landtagsdeputirten Instructionen in Betreff der Recrutenstellung ertheilt. Sie lauten, dem Könige 20,000 Mann zu bewilligen, und zwar 14,000 in diesem und 6000 im kommenden Jahre. – Liszt, der seine Concerte hier beendigte, verläßt uns heute oder morgen. – Die Passage nach Ofen ist durch den Eisgang sehr erschwert, und nur mit großer Mühseligkeit zu bewerkstelligen. Türkei. *✝Konstantinopel, 8 Jan. Die Nachrichten aus dem Hauptquartier zu Malatia haben die hiesige Regierung neuerdings aufgeschreckt. Ibrahim Pascha soll seine Truppen im Taurus zusammenziehen und man gewärtigt, daß der ägyptische Feldherr seine Truppen vorwärts gegen Caramanien marschiren lassen werde. Lord Ponsonby scheint Maaßregeln ergriffen zu haben, die eine Demonstration der englischen Flotte gegen die cilicische und syrische Küste hin in Aussicht stellen. Zugleich hatte der Lord eine Conferenz mit Reschid Pascha, wie verlautet, über das Einlaufen einer Abtheilung der brittischen Escadre in das Marmorameer. Jedoch scheint die Pforte sowohl als der englische Botschafter von der Geringfügigkeit der vom Taurus her drohenden Gefahr innig durchdrungen zu seyn. Die Schritte, die in dieser Sache noch geschehen sollten, sind daher als Eingebungen der Vorsicht, nicht der Besorgniß zu betrachten. – Die Sitzungen des Gesetzgebungsconseils dauern fort, und werden mit vielem Eifer betrieben. – Said Pascha, Schwager des regierenden Sultans, ist zum Kapudau Pascha ernannt worden, die Ernennung ist inzwischen noch nicht kundgemacht. Als Handelsminister ist Said Pascha durch Ahmed Fethi Pascha ersetzt worden. Man spricht von der bevorstehenden Heirath des letzgenannten Würdenträgers mit der Hatidsche Sultana (Schwester des gegenwärtigen Großherrn). Ahmed ist bereits als Bräutigam derselben erklärt. – Neulich ereignete sich der Fall, daß der Sultan, der dem Hrn. v. Hübsch zur Notification der Thronbesteigung des neuen Königs von Dänemark eine Audienz gewährt hatte, mehr als eine Stunde lang umsonst auf den dänischen Repräsentanten warten mußte. Wahrscheinlich hatte der Baron die angesagte Audienz vrrgessen oder die festgesetzte Stunde mißverstanden. – Der Erzherzog Friedrich von Oesterreich wird in dieser Woche hier erwartet.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 26. Augsburg, 26. Januar 1840, S. 0207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_026_18400126/7>, abgerufen am 27.11.2024.