Allgemeine Zeitung. Nr. 24. Augsburg, 24. Januar 1840.
Die trigonometrische Vermessung von Irland, unter der Leitung des Obristen Colby, wird in kurzem vollendet seyn, und er ist im Begriff, nach Schottland hinüberzugehen, um auch diesen Theil des Reichs zu vermessen. Er hat einige Ingenieurs nach der Insel Man abgesendet, von welcher man noch keine richtigen Vermessungen hat. Er selbst wird von Dublin nach Comardy gehen, und zunächst die Inselgruppen von Shetland, Orkney und den Hebriden vermessen, sich alsdann aber nach Edinburg begeben, um nach und nach die Vermessung der einzelnen Grafschaften in Schottland zu vollenden. Die bereits bekannt gemachten Karten von Irland und der Küstenlinie sollen in Hinsicht auf Genauigkeit und Ausführung unübertrefflich seyn. Der bekannte hochtorystische Marquis v. Waterford hat in den letzten Tagen in Melton (Leicester) wieder einen seiner "Geniestreiche" zum Besten gegeben. Er, sein Bruder und einige Freunde machten vier vagirende Musikanten betrunken, und ließen sie maskirt als Lord Melbourne, ein Pfarrer, Guy Fawkes und Baronin Lehzen (die Namen trugen sie zur bessern Kenntlichkeit mit großen Buchstaben auf Tafeln verzeichnet) nach der Melodie einer Katzenmusik durch die Straßen ziehen. Die Pseudo-Baronin trug einen ungeheuern boudin allemand in der Hand. Die Polizei machte endlich dem Unfug ein Ende. Einige Tage zuvor paradirte ein Narrenaufzug durch die Straßen von Edinburg, worunter sich ein betrunkener Eskimo befand. Die Zuschauer stritten sich darüber, ob es der unlängst mit den Wallfischjägern angekommene wirkliche Eskimo, oder der edle Marquis v. Waterford in dessen Maske sey. Die Betrunkenheit schien für letztere Annahme zu sprechen. Der Spectator sagt unter der Aufschrift "Englische Ungerechtigkeit gegen China": "Unsere Regierungszeitungen bedrohen die Chinesen mit Englands Rache. Aber wofür? Die Behörden des Landes verlangten, daß ein Engländer, der einen Chinesen auf chinesischem Grund und Boden erschlagen, ausgeliefert und nach chinesischem Gesetz gerichtet werden sollte. Setzen wir einmal umgekehrt den Fall, ein chinesischer Matrose von einem in der Themse liegenden chinesischen Schiff hätte einen Engländer in Gravesend getödtet: würde man seinen Landsleuten wohl erlaubt haben, den Todtschläger nach Canton zu führen, damit er dort gerichtet würde? Nehmen wir ferner an, eine Proclamation wäre an die Farmers von Kent ergangen, die ihnen chinesische Handelsschiffe auf der Höhe von Nore mit Lebensmitteln zu versehen verböte und letzteren zugleich sich von der englischen Küste zu entfernen beföhle: würde ein Versuch der Fremdlinge, den englischen Befehl zu verletzen, nicht nöthigenfalls mit Waffengewalt verhindert werden? Bis jetzt fehlen die Beweise, daß die Chinesen in irgend einem Falle dem Völkerrecht entgegengehandelt haben; aber Capitän Elliots Benehmen, indem er auf die Mandarinen-Dschunken feuerte, war unverantwortlich. Soll indeß den Chinesen ein- für allemal der Krieg gemacht, und sie mit einer, wie der Globe sich ausdrückt, "der brittischen Regierung würdigen Demonstration" geschreckt werden, so vertraue man die Leitung der Feindseligkeiten mindestens einem fähigeren und besonneneren Mann, als der Handelsoberaufseher Elliot ist. Seine drohende Expedition gegen Coallun und die factische Flucht dreier brittischen Kriegsschiffe vor drei Mandarinen-Dschunken ist eine so schmähliche Affaire, als die neuesten englischen Annalen nur immer aufzuweisen haben." - In demselben Sinne äußert sich der M. Herald. (Bull's Chronicle.) Bekanntlich ist die Gemahlin des Don Carlos während des Aufenthalts dieses Fürsten in England gestorben, und zu Gosport begraben worden. Ein spanischer Priester, Don Barnabe Rodriguez, war auf Befehl des Don Carlos in dieser Stadt zurückgeblieben, um für die Seelenruhe der Verstorbenen täglich Messen zu lesen. Wir hören, daß dieser spanische Priester sich zum Protestantismus bekehrt, und eine Broschüre herausgegeben hat, worin er die Gründe darlegt, die ihn bewogen, den katholischen Glauben abzuschwören. Erfurt, am 15 Jan. Viele deutsche Zeitungen, wie die Allg. Zeituug von Augsburg, die Leipziger, Frankfurter etc. stellen Vermuthungen auf über den Verfasser der anonym bei mir erschienenen Schrift: "Beiträge zur Beleuchtung schwebender Fragen über Geist und Wort, Glauben und Schrift, Religion und Staat." Man hat vermuthen wollen, es kämen diese Blätter, welche in ihrer wissenschaftlichen Form auf die neuesten kirchlichen und politischen Verwickelungen vielleicht überzeugend einwirken dürften, und deßhalb das allgemeinste Interesse, besonders in höhern Kreisen erregten, von hoher Hand, andrerseits wurde dieser Ansicht widersprochen, und es wurden irrige Angaben über die Stellung des Verfassers gemacht. Ich bin noch nicht ermächtigt, den Namen des Herausgebers zu nennen, halte es aber für Pflicht, um nicht falschen Muthmaßungen noch mehr Raum zu geben, hier anzuzeigen, daß die bisher aufgestellten im Allgemeinen unrichtig sind. Ludwig Hilsenberg, m. p.
Die trigonometrische Vermessung von Irland, unter der Leitung des Obristen Colby, wird in kurzem vollendet seyn, und er ist im Begriff, nach Schottland hinüberzugehen, um auch diesen Theil des Reichs zu vermessen. Er hat einige Ingenieurs nach der Insel Man abgesendet, von welcher man noch keine richtigen Vermessungen hat. Er selbst wird von Dublin nach Comardy gehen, und zunächst die Inselgruppen von Shetland, Orkney und den Hebriden vermessen, sich alsdann aber nach Edinburg begeben, um nach und nach die Vermessung der einzelnen Grafschaften in Schottland zu vollenden. Die bereits bekannt gemachten Karten von Irland und der Küstenlinie sollen in Hinsicht auf Genauigkeit und Ausführung unübertrefflich seyn. Der bekannte hochtorystische Marquis v. Waterford hat in den letzten Tagen in Melton (Leicester) wieder einen seiner „Geniestreiche“ zum Besten gegeben. Er, sein Bruder und einige Freunde machten vier vagirende Musikanten betrunken, und ließen sie maskirt als Lord Melbourne, ein Pfarrer, Guy Fawkes und Baronin Lehzen (die Namen trugen sie zur bessern Kenntlichkeit mit großen Buchstaben auf Tafeln verzeichnet) nach der Melodie einer Katzenmusik durch die Straßen ziehen. Die Pseudo-Baronin trug einen ungeheuern boudin allemand in der Hand. Die Polizei machte endlich dem Unfug ein Ende. Einige Tage zuvor paradirte ein Narrenaufzug durch die Straßen von Edinburg, worunter sich ein betrunkener Eskimo befand. Die Zuschauer stritten sich darüber, ob es der unlängst mit den Wallfischjägern angekommene wirkliche Eskimo, oder der edle Marquis v. Waterford in dessen Maske sey. Die Betrunkenheit schien für letztere Annahme zu sprechen. Der Spectator sagt unter der Aufschrift „Englische Ungerechtigkeit gegen China“: „Unsere Regierungszeitungen bedrohen die Chinesen mit Englands Rache. Aber wofür? Die Behörden des Landes verlangten, daß ein Engländer, der einen Chinesen auf chinesischem Grund und Boden erschlagen, ausgeliefert und nach chinesischem Gesetz gerichtet werden sollte. Setzen wir einmal umgekehrt den Fall, ein chinesischer Matrose von einem in der Themse liegenden chinesischen Schiff hätte einen Engländer in Gravesend getödtet: würde man seinen Landsleuten wohl erlaubt haben, den Todtschläger nach Canton zu führen, damit er dort gerichtet würde? Nehmen wir ferner an, eine Proclamation wäre an die Farmers von Kent ergangen, die ihnen chinesische Handelsschiffe auf der Höhe von Nore mit Lebensmitteln zu versehen verböte und letzteren zugleich sich von der englischen Küste zu entfernen beföhle: würde ein Versuch der Fremdlinge, den englischen Befehl zu verletzen, nicht nöthigenfalls mit Waffengewalt verhindert werden? Bis jetzt fehlen die Beweise, daß die Chinesen in irgend einem Falle dem Völkerrecht entgegengehandelt haben; aber Capitän Elliots Benehmen, indem er auf die Mandarinen-Dschunken feuerte, war unverantwortlich. Soll indeß den Chinesen ein- für allemal der Krieg gemacht, und sie mit einer, wie der Globe sich ausdrückt, „der brittischen Regierung würdigen Demonstration“ geschreckt werden, so vertraue man die Leitung der Feindseligkeiten mindestens einem fähigeren und besonneneren Mann, als der Handelsoberaufseher Elliot ist. Seine drohende Expedition gegen Coallun und die factische Flucht dreier brittischen Kriegsschiffe vor drei Mandarinen-Dschunken ist eine so schmähliche Affaire, als die neuesten englischen Annalen nur immer aufzuweisen haben.“ – In demselben Sinne äußert sich der M. Herald. (Bull's Chronicle.) Bekanntlich ist die Gemahlin des Don Carlos während des Aufenthalts dieses Fürsten in England gestorben, und zu Gosport begraben worden. Ein spanischer Priester, Don Barnabé Rodriguez, war auf Befehl des Don Carlos in dieser Stadt zurückgeblieben, um für die Seelenruhe der Verstorbenen täglich Messen zu lesen. Wir hören, daß dieser spanische Priester sich zum Protestantismus bekehrt, und eine Broschüre herausgegeben hat, worin er die Gründe darlegt, die ihn bewogen, den katholischen Glauben abzuschwören. Erfurt, am 15 Jan. Viele deutsche Zeitungen, wie die Allg. Zeituug von Augsburg, die Leipziger, Frankfurter etc. stellen Vermuthungen auf über den Verfasser der anonym bei mir erschienenen Schrift: „Beiträge zur Beleuchtung schwebender Fragen über Geist und Wort, Glauben und Schrift, Religion und Staat.“ Man hat vermuthen wollen, es kämen diese Blätter, welche in ihrer wissenschaftlichen Form auf die neuesten kirchlichen und politischen Verwickelungen vielleicht überzeugend einwirken dürften, und deßhalb das allgemeinste Interesse, besonders in höhern Kreisen erregten, von hoher Hand, andrerseits wurde dieser Ansicht widersprochen, und es wurden irrige Angaben über die Stellung des Verfassers gemacht. Ich bin noch nicht ermächtigt, den Namen des Herausgebers zu nennen, halte es aber für Pflicht, um nicht falschen Muthmaßungen noch mehr Raum zu geben, hier anzuzeigen, daß die bisher aufgestellten im Allgemeinen unrichtig sind. 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Er selbst wird von Dublin nach Comardy gehen, und zunächst die Inselgruppen von Shetland, Orkney und den Hebriden vermessen, sich alsdann aber nach Edinburg begeben, um nach und nach die Vermessung der einzelnen Grafschaften in Schottland zu vollenden. Die bereits bekannt gemachten Karten von Irland und der Küstenlinie sollen in Hinsicht auf Genauigkeit und Ausführung unübertrefflich seyn.</p><lb/> <p>Der bekannte hochtorystische Marquis v. Waterford hat in den letzten Tagen in Melton (Leicester) wieder einen seiner „Geniestreiche“ zum Besten gegeben. Er, sein Bruder und einige Freunde machten vier vagirende Musikanten betrunken, und ließen sie maskirt als Lord Melbourne, ein Pfarrer, Guy Fawkes und Baronin Lehzen (die Namen trugen sie zur bessern Kenntlichkeit mit großen Buchstaben auf Tafeln verzeichnet) nach der Melodie einer Katzenmusik durch die Straßen ziehen. Die Pseudo-Baronin trug einen ungeheuern boudin allemand in der Hand. Die Polizei machte endlich dem Unfug ein Ende. Einige Tage zuvor paradirte ein Narrenaufzug durch die Straßen von Edinburg, worunter sich ein betrunkener Eskimo befand. Die Zuschauer stritten sich darüber, ob es der unlängst mit den Wallfischjägern angekommene wirkliche Eskimo, oder der edle Marquis v. Waterford in dessen Maske sey. Die Betrunkenheit schien für letztere Annahme zu sprechen.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">Spectator</hi> sagt unter der Aufschrift „Englische Ungerechtigkeit gegen China“: „Unsere Regierungszeitungen bedrohen die Chinesen mit Englands Rache. Aber wofür? Die Behörden des Landes verlangten, daß ein Engländer, der einen Chinesen <hi rendition="#g">auf chinesischem Grund und Boden</hi> erschlagen, ausgeliefert und nach chinesischem Gesetz gerichtet werden sollte. Setzen wir einmal umgekehrt den Fall, ein chinesischer Matrose von einem in der Themse liegenden chinesischen Schiff hätte einen Engländer in Gravesend getödtet: würde man seinen Landsleuten wohl erlaubt haben, den Todtschläger nach Canton zu führen, damit er dort gerichtet würde? Nehmen wir ferner an, eine Proclamation wäre an die Farmers von Kent ergangen, die ihnen chinesische Handelsschiffe auf der Höhe von Nore mit Lebensmitteln zu versehen verböte und letzteren zugleich sich von der englischen Küste zu entfernen beföhle: würde ein Versuch der Fremdlinge, den englischen Befehl zu verletzen, nicht nöthigenfalls mit Waffengewalt verhindert werden? Bis jetzt fehlen die Beweise, daß die Chinesen in irgend einem Falle dem Völkerrecht entgegengehandelt haben; aber Capitän Elliots Benehmen, indem er auf die Mandarinen-Dschunken feuerte, war unverantwortlich. Soll indeß den Chinesen ein- für allemal der Krieg gemacht, und sie mit einer, wie der Globe sich ausdrückt, „der brittischen Regierung würdigen Demonstration“ geschreckt werden, so vertraue man die Leitung der Feindseligkeiten mindestens einem fähigeren und besonneneren Mann, als der Handelsoberaufseher Elliot ist. Seine drohende Expedition gegen Coallun und die factische Flucht dreier brittischen Kriegsschiffe vor drei Mandarinen-Dschunken ist eine so schmähliche Affaire, als die neuesten englischen Annalen nur immer aufzuweisen haben.“ – In demselben Sinne äußert sich der M. <hi rendition="#g">Herald</hi>.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Bull</hi>'s <hi rendition="#g">Chronicle</hi>.) Bekanntlich ist die Gemahlin des Don Carlos während des Aufenthalts dieses Fürsten in England gestorben, und zu Gosport begraben worden. 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Ich bin noch nicht ermächtigt, den Namen des Herausgebers zu nennen, halte es aber für Pflicht, um nicht falschen Muthmaßungen noch mehr Raum zu geben, hier anzuzeigen, daß die bisher aufgestellten im Allgemeinen unrichtig sind.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Ludwig Hilsenberg,</hi> m. p.</p><lb/> </div><lb/> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [0190/0014]
Wege. Aus diesem Grunde fand Canning, in Folge eines eigens eingeholten Gutachtens der Kronjuristen, eine Beantwortung des Schreibens, wodurch Leo XII dem König Georg IV seinen Regierungsantritt anzeigte, zu unterlassen für gut, zumal da der Papst in den englischen Gesetzen und Statuten nur Bischof von Rom genannt werden darf. Indeß richtete doch Georg IV, als Prinz von Wales, ein directes Schreiben „an Se. Heiligkeit“, um zu der Restauration des Kirchenstaats Glück zu wünschen.
Die trigonometrische Vermessung von Irland, unter der Leitung des Obristen Colby, wird in kurzem vollendet seyn, und er ist im Begriff, nach Schottland hinüberzugehen, um auch diesen Theil des Reichs zu vermessen. Er hat einige Ingenieurs nach der Insel Man abgesendet, von welcher man noch keine richtigen Vermessungen hat. Er selbst wird von Dublin nach Comardy gehen, und zunächst die Inselgruppen von Shetland, Orkney und den Hebriden vermessen, sich alsdann aber nach Edinburg begeben, um nach und nach die Vermessung der einzelnen Grafschaften in Schottland zu vollenden. Die bereits bekannt gemachten Karten von Irland und der Küstenlinie sollen in Hinsicht auf Genauigkeit und Ausführung unübertrefflich seyn.
Der bekannte hochtorystische Marquis v. Waterford hat in den letzten Tagen in Melton (Leicester) wieder einen seiner „Geniestreiche“ zum Besten gegeben. Er, sein Bruder und einige Freunde machten vier vagirende Musikanten betrunken, und ließen sie maskirt als Lord Melbourne, ein Pfarrer, Guy Fawkes und Baronin Lehzen (die Namen trugen sie zur bessern Kenntlichkeit mit großen Buchstaben auf Tafeln verzeichnet) nach der Melodie einer Katzenmusik durch die Straßen ziehen. Die Pseudo-Baronin trug einen ungeheuern boudin allemand in der Hand. Die Polizei machte endlich dem Unfug ein Ende. Einige Tage zuvor paradirte ein Narrenaufzug durch die Straßen von Edinburg, worunter sich ein betrunkener Eskimo befand. Die Zuschauer stritten sich darüber, ob es der unlängst mit den Wallfischjägern angekommene wirkliche Eskimo, oder der edle Marquis v. Waterford in dessen Maske sey. Die Betrunkenheit schien für letztere Annahme zu sprechen.
Der Spectator sagt unter der Aufschrift „Englische Ungerechtigkeit gegen China“: „Unsere Regierungszeitungen bedrohen die Chinesen mit Englands Rache. Aber wofür? Die Behörden des Landes verlangten, daß ein Engländer, der einen Chinesen auf chinesischem Grund und Boden erschlagen, ausgeliefert und nach chinesischem Gesetz gerichtet werden sollte. Setzen wir einmal umgekehrt den Fall, ein chinesischer Matrose von einem in der Themse liegenden chinesischen Schiff hätte einen Engländer in Gravesend getödtet: würde man seinen Landsleuten wohl erlaubt haben, den Todtschläger nach Canton zu führen, damit er dort gerichtet würde? Nehmen wir ferner an, eine Proclamation wäre an die Farmers von Kent ergangen, die ihnen chinesische Handelsschiffe auf der Höhe von Nore mit Lebensmitteln zu versehen verböte und letzteren zugleich sich von der englischen Küste zu entfernen beföhle: würde ein Versuch der Fremdlinge, den englischen Befehl zu verletzen, nicht nöthigenfalls mit Waffengewalt verhindert werden? Bis jetzt fehlen die Beweise, daß die Chinesen in irgend einem Falle dem Völkerrecht entgegengehandelt haben; aber Capitän Elliots Benehmen, indem er auf die Mandarinen-Dschunken feuerte, war unverantwortlich. Soll indeß den Chinesen ein- für allemal der Krieg gemacht, und sie mit einer, wie der Globe sich ausdrückt, „der brittischen Regierung würdigen Demonstration“ geschreckt werden, so vertraue man die Leitung der Feindseligkeiten mindestens einem fähigeren und besonneneren Mann, als der Handelsoberaufseher Elliot ist. Seine drohende Expedition gegen Coallun und die factische Flucht dreier brittischen Kriegsschiffe vor drei Mandarinen-Dschunken ist eine so schmähliche Affaire, als die neuesten englischen Annalen nur immer aufzuweisen haben.“ – In demselben Sinne äußert sich der M. Herald.
(Bull's Chronicle.) Bekanntlich ist die Gemahlin des Don Carlos während des Aufenthalts dieses Fürsten in England gestorben, und zu Gosport begraben worden. Ein spanischer Priester, Don Barnabé Rodriguez, war auf Befehl des Don Carlos in dieser Stadt zurückgeblieben, um für die Seelenruhe der Verstorbenen täglich Messen zu lesen. Wir hören, daß dieser spanische Priester sich zum Protestantismus bekehrt, und eine Broschüre herausgegeben hat, worin er die Gründe darlegt, die ihn bewogen, den katholischen Glauben abzuschwören.
Erfurt, am 15 Jan. Viele deutsche Zeitungen, wie die Allg. Zeituug von Augsburg, die Leipziger, Frankfurter etc. stellen Vermuthungen auf über den Verfasser der anonym bei mir erschienenen Schrift: „Beiträge zur Beleuchtung schwebender Fragen über Geist und Wort, Glauben und Schrift, Religion und Staat.“ Man hat vermuthen wollen, es kämen diese Blätter, welche in ihrer wissenschaftlichen Form auf die neuesten kirchlichen und politischen Verwickelungen vielleicht überzeugend einwirken dürften, und deßhalb das allgemeinste Interesse, besonders in höhern Kreisen erregten, von hoher Hand, andrerseits wurde dieser Ansicht widersprochen, und es wurden irrige Angaben über die Stellung des Verfassers gemacht. Ich bin noch nicht ermächtigt, den Namen des Herausgebers zu nennen, halte es aber für Pflicht, um nicht falschen Muthmaßungen noch mehr Raum zu geben, hier anzuzeigen, daß die bisher aufgestellten im Allgemeinen unrichtig sind.
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