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Allgemeine Zeitung. Nr. 13. Augsburg, 13. Januar 1840.

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der Arbeiter dem Militär ziemlichen Schaden zugefügt haben. Volksaufstände benutzen oft die neuesten Erfindungen. Fichte hatte sich 1813 auf eine eigenthümliche Art bewaffnet, Jahn träumte von einer Ausbildung der Pikenirer, und legte dem General Scharnhorst seinen Plan vor; Okens "neues Heer, neue Bewaffnung" enthielt die merkwürdigsten Vorschläge der Art. Jetzt arbeiten preußische Predigersynoden den Schützenvereinen entgegen, aber die Regierung, welche bei Gelegenheit der Aufrufsfeste bewiesen, wie sehr sie auf das Volk rechnet, darf nicht an den ewigen Frieden denken, so lange dem Ehrgeiz und der Ruhmsucht noch stündlich Opfer an der Seine, der Loire, Rhone und Garonne gebracht werden. Deutschlands Regierungen können dem französischen Treiben nur so lange ruhig zusehen, als sie Heer und Volk verschmelzen, und eine geübte Landwehr neben der Armee erhalten.

Das Dampfboot Fulton ist so eben auf unserer Rhede eingetroffen und bringt wichtige Nachrichten aus Algier. Der Marschall Valee hat den Truppen Abd-El-Kaders ein Treffen geliefert. Es scheint, daß man keinen Pardon gegeben, denn man spricht nur von Todten, nicht von Gefangenen. Folgenden kurzen Bericht bringt der Moniteur Algerien: "Eine Colonne unter den Befehlen des Marschall-Gouverneurs hat am 31 Dec. zwischen dem Lager bei Belida und der Chiffa die Truppen Abd-El-Kaders angegriffen. Der Feind hatte ungefähr 1500 Reiter, drei Bataillone Infanterie und eine Kanone. Die reguläre Infanterie des Emirs wurde zersprengt, theils von der französischen Cavallerie zusammengehauen, theils über die Chiffa geworfen. Die Kanonen, drei Fahnen des Beys von Miliana und 400 Flinten wurden genommen. In den Händen unserer Truppen blieben 300 Leichen der regulären Infanterie Abd-El-Aders; der Feind verlor überdieß gegen hundert Reiter. Am Abend kehrte die Colonne in das obere Lager bei Belida zurück. Kein Flintenschuß wurde nach dem Gefecht mehr auf sie abgefeuert." Unsere Briefe aus Algier berichten noch folgende Details: "Ein bedeutender Transport von Lebensmitteln und Kriegsmunition wurde von Algier unter Escorte einer Colonne von 2500 Mann nach Belida abgeschickt. Das dortige Lager war seit langer Zeit nicht mehr verproviantirt worden. Dieser Convoi wurde zwischen Buffarik und Belida von einer ziemlich bedeutenden Zahl Feinde angegriffen. Ueberdieß war die Landstraße an den schwierigsten Stellen zerstört worden, und es bedurfte Zeit, sie zu repariren. Der Convoi kehrte demnach wieder zurück. Auf diese Nachricht hin stellte sich der Marschall Valee an die Spitze einer Colonne von 3500 Infanteristen, 600 Reitern und einer halben Batterie. Unter seiner Begleitung brach der Convoi wieder auf. Am 30 Dec. wurde der Feind aus all seinen Stellungen geworfen, und der Convoi erreichte Belida. Am 31 war man im Begriff, das obere Lager zu verproviantiren, als der Bey von Miliana mit 5000 Mann erschien, um uns den Weg zu versperren. Die Feinde kämpften tapfer, aber die Colonne des Marschalls schlug sie nach einem vierstündigen mörderischen Feuer in die Flucht. Unsere Cavallerie zeichnete sich sehr aus. Die Araber verloren 500 Mann; noch größer war die Zahl der Verwundeten. Sie hatten dießmal nicht Zeit, die Leichen vom Kampfplatz fortzuschleppen. Wir hatten gegen 100 Todte und 200 Verwundete." In Algier war man freudetrunken. Wir wissen nicht, ob der Marschall Valee die Feinde über die Chiffa verfolgen wird. Bei El-Arbah, Fonduk und Maison carree fielen einige Scharmützel vor, die aber unbedeutend sind im Vergleiche mit jenem Gefecht vom 31 Dec., das man recht gut ein Treffen nennen darf.


Deutschland.

In der heute stattgehabten ersten öffentlichen Sitzung der zweiten Kammer beeidigte der Präsident zwei erst nach der Eröffnung der ständischen Versammlung eingetretene Mitglieder, und verlas ein allerhöchstes Rescript, gemäß welchem Se. Maj. der König geruht haben 1) für das Ministerium des k. Hauses und des Aeußern den k. Ministerialrath Bezold, 2) für das Justizministerium den k. Ministerialrath Frhrn. v. Gumppenberg, 3) für das k. Ministerium des Innern die k. Ministerialräthe v. Mayr und v. Zenetti, 4) für das Ministerium der Finanzen den k. Ministerialrath v. Weigand, 5) für das Kriegsministerium den Oberkriegscommissär und Ministerialreferenten Habel zu k. Commissären während der gegenwärtigen ständischen Sitzungen zu ernennen, und gleichmäßig denjenigen Ministerialreferenten, welche von den k. Ministern mit allerhöchster Genehmigung Sr. Maj. außer den genannten zu den ständischen Sitzungen werden abgeordnet werden, die Eigenschaft k. Commissäre zu ertheilen. Der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, brachte folgende Gesetzesentwürfe in die Kammer, und begleitete die Vorlage der einzelnen mit umständlich motivirten Vorträgen: 1) den Schutz des Eigenthums an Werken der Litteratur und Kunst gegen Veröffentlichung, Nachbildung und Nachdruck betreffend; 2) die Aufhebung des Gesetzes vom 29 nivose XIII, die Erziehung von Söhnen jener Familien, welche sieben Kinder haben, betreffend; 3) die Abänderung des §. 6 Tit. VII der Verfassungsurkunde betreffend. - Der k. Minister der Finanzen machte sodann der Kammer Vorlagen 1) über Abänderung des §. 7 des Gesetzes vom 1 Jul. 1834, die Errichtung einer bayerischen Hypotheken- und Wechselbank betreffend; 2) über das Maximum der Kreisumlagen für 1840/41 - 1842/43; 3) über die Ausscheidung der Kreislasten und Kreisfonds für die IVte Finanzperiode; 4) bezüglich der Nachweisung über die Verwendung der Staatseinnahmen für die Jahre 1835/36 - 1837/1838; 5) bezüglich der Nachweisung über den Stand der Staatsschuldentilgungscasse für die Jahre 1835/36 - 1837/38. Ueber sämmtliche Mittheilungen werde ich des Zusammenhanges wegen das Nähere berichten, wenn dieselben von den betreffenden Ausschüssen zur Berathung in die Kammer gebracht werden. - Die Berathung und Beschlußfassung über die Urlaubs- und beziehungsweise Entlassungsgesuche, 11 an der Zahl, bot keine das allgemeine Interesse berührende Fragen. - Die Verhandlungen über den Druck der Protokolle ergaben in der Hauptsache die einstimmigen Beschlüsse der Kammer, daß alle öffentlichen Verhandlungen dem Druck übergeben, und den Journalisten alle Erleichterung zu Theil werden soll, welche die Umstände gestatten.

Der Prinz Albert hat seine Reise hierher noch durch eine Reihe edler Handlungen bezeichnet. Seit seiner Großjährigkeitserklärung im vorigen Jahre war ihm sein mütterliches Vermögen ausgeantwortet; es soll jährlich 28,000 fl. Revenue geben. Aus dieser hat er nun dem Oberhofmarschall v. Meyern, dem Oberstallmeister v. Alvensleben - der ihn schon früher nach England begleitete - dem geh. Rathe Florschütz, seinem Erzieher (2000 fl.), dem Stallmeister Schüller, seiner Wartfrau (500 fl.) u. a. Personen seines früheren und jetzigen Dienstes lebenslängliche Jahrgehalte ausgesetzt. Der Rest jenes Einkommens, man sagt 20,000 fl. jährlich, wurde von ihm seinem Bruder dem Erbprinzen Ernst überlassen. - In Gotha wird in kurzem die große englische Ambassade erwartet, welche dem Prinzen Albert den Hosenbandorden überbringt; sechzehn Edelleute sollen sie begleiten. Das dortige Prinzenpalais wird eiligst zu ihrer Aufnahme in Stand gesetzt.


der Arbeiter dem Militär ziemlichen Schaden zugefügt haben. Volksaufstände benutzen oft die neuesten Erfindungen. Fichte hatte sich 1813 auf eine eigenthümliche Art bewaffnet, Jahn träumte von einer Ausbildung der Pikenirer, und legte dem General Scharnhorst seinen Plan vor; Okens „neues Heer, neue Bewaffnung“ enthielt die merkwürdigsten Vorschläge der Art. Jetzt arbeiten preußische Predigersynoden den Schützenvereinen entgegen, aber die Regierung, welche bei Gelegenheit der Aufrufsfeste bewiesen, wie sehr sie auf das Volk rechnet, darf nicht an den ewigen Frieden denken, so lange dem Ehrgeiz und der Ruhmsucht noch stündlich Opfer an der Seine, der Loire, Rhone und Garonne gebracht werden. Deutschlands Regierungen können dem französischen Treiben nur so lange ruhig zusehen, als sie Heer und Volk verschmelzen, und eine geübte Landwehr neben der Armee erhalten.

Das Dampfboot Fulton ist so eben auf unserer Rhede eingetroffen und bringt wichtige Nachrichten aus Algier. Der Marschall Valée hat den Truppen Abd-El-Kaders ein Treffen geliefert. Es scheint, daß man keinen Pardon gegeben, denn man spricht nur von Todten, nicht von Gefangenen. Folgenden kurzen Bericht bringt der Moniteur Algérien: „Eine Colonne unter den Befehlen des Marschall-Gouverneurs hat am 31 Dec. zwischen dem Lager bei Belida und der Chiffa die Truppen Abd-El-Kaders angegriffen. Der Feind hatte ungefähr 1500 Reiter, drei Bataillone Infanterie und eine Kanone. Die reguläre Infanterie des Emirs wurde zersprengt, theils von der französischen Cavallerie zusammengehauen, theils über die Chiffa geworfen. Die Kanonen, drei Fahnen des Beys von Miliana und 400 Flinten wurden genommen. In den Händen unserer Truppen blieben 300 Leichen der regulären Infanterie Abd-El-Aders; der Feind verlor überdieß gegen hundert Reiter. Am Abend kehrte die Colonne in das obere Lager bei Belida zurück. Kein Flintenschuß wurde nach dem Gefecht mehr auf sie abgefeuert.“ Unsere Briefe aus Algier berichten noch folgende Details: „Ein bedeutender Transport von Lebensmitteln und Kriegsmunition wurde von Algier unter Escorte einer Colonne von 2500 Mann nach Belida abgeschickt. Das dortige Lager war seit langer Zeit nicht mehr verproviantirt worden. Dieser Convoi wurde zwischen Buffarik und Belida von einer ziemlich bedeutenden Zahl Feinde angegriffen. Ueberdieß war die Landstraße an den schwierigsten Stellen zerstört worden, und es bedurfte Zeit, sie zu repariren. Der Convoi kehrte demnach wieder zurück. Auf diese Nachricht hin stellte sich der Marschall Valée an die Spitze einer Colonne von 3500 Infanteristen, 600 Reitern und einer halben Batterie. Unter seiner Begleitung brach der Convoi wieder auf. Am 30 Dec. wurde der Feind aus all seinen Stellungen geworfen, und der Convoi erreichte Belida. Am 31 war man im Begriff, das obere Lager zu verproviantiren, als der Bey von Miliana mit 5000 Mann erschien, um uns den Weg zu versperren. Die Feinde kämpften tapfer, aber die Colonne des Marschalls schlug sie nach einem vierstündigen mörderischen Feuer in die Flucht. Unsere Cavallerie zeichnete sich sehr aus. Die Araber verloren 500 Mann; noch größer war die Zahl der Verwundeten. Sie hatten dießmal nicht Zeit, die Leichen vom Kampfplatz fortzuschleppen. Wir hatten gegen 100 Todte und 200 Verwundete.“ In Algier war man freudetrunken. Wir wissen nicht, ob der Marschall Valée die Feinde über die Chiffa verfolgen wird. Bei El-Arbah, Fonduk und Maison carrée fielen einige Scharmützel vor, die aber unbedeutend sind im Vergleiche mit jenem Gefecht vom 31 Dec., das man recht gut ein Treffen nennen darf.


Deutschland.

In der heute stattgehabten ersten öffentlichen Sitzung der zweiten Kammer beeidigte der Präsident zwei erst nach der Eröffnung der ständischen Versammlung eingetretene Mitglieder, und verlas ein allerhöchstes Rescript, gemäß welchem Se. Maj. der König geruht haben 1) für das Ministerium des k. Hauses und des Aeußern den k. Ministerialrath Bezold, 2) für das Justizministerium den k. Ministerialrath Frhrn. v. Gumppenberg, 3) für das k. Ministerium des Innern die k. Ministerialräthe v. Mayr und v. Zenetti, 4) für das Ministerium der Finanzen den k. Ministerialrath v. Weigand, 5) für das Kriegsministerium den Oberkriegscommissär und Ministerialreferenten Habel zu k. Commissären während der gegenwärtigen ständischen Sitzungen zu ernennen, und gleichmäßig denjenigen Ministerialreferenten, welche von den k. Ministern mit allerhöchster Genehmigung Sr. Maj. außer den genannten zu den ständischen Sitzungen werden abgeordnet werden, die Eigenschaft k. Commissäre zu ertheilen. Der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, brachte folgende Gesetzesentwürfe in die Kammer, und begleitete die Vorlage der einzelnen mit umständlich motivirten Vorträgen: 1) den Schutz des Eigenthums an Werken der Litteratur und Kunst gegen Veröffentlichung, Nachbildung und Nachdruck betreffend; 2) die Aufhebung des Gesetzes vom 29 nivose XIII, die Erziehung von Söhnen jener Familien, welche sieben Kinder haben, betreffend; 3) die Abänderung des §. 6 Tit. VII der Verfassungsurkunde betreffend. – Der k. Minister der Finanzen machte sodann der Kammer Vorlagen 1) über Abänderung des §. 7 des Gesetzes vom 1 Jul. 1834, die Errichtung einer bayerischen Hypotheken- und Wechselbank betreffend; 2) über das Maximum der Kreisumlagen für 1840/41 - 1842/43; 3) über die Ausscheidung der Kreislasten und Kreisfonds für die IVte Finanzperiode; 4) bezüglich der Nachweisung über die Verwendung der Staatseinnahmen für die Jahre 1835/36 - 1837/1838; 5) bezüglich der Nachweisung über den Stand der Staatsschuldentilgungscasse für die Jahre 1835/36 - 1837/38. Ueber sämmtliche Mittheilungen werde ich des Zusammenhanges wegen das Nähere berichten, wenn dieselben von den betreffenden Ausschüssen zur Berathung in die Kammer gebracht werden. – Die Berathung und Beschlußfassung über die Urlaubs- und beziehungsweise Entlassungsgesuche, 11 an der Zahl, bot keine das allgemeine Interesse berührende Fragen. – Die Verhandlungen über den Druck der Protokolle ergaben in der Hauptsache die einstimmigen Beschlüsse der Kammer, daß alle öffentlichen Verhandlungen dem Druck übergeben, und den Journalisten alle Erleichterung zu Theil werden soll, welche die Umstände gestatten.

Der Prinz Albert hat seine Reise hierher noch durch eine Reihe edler Handlungen bezeichnet. Seit seiner Großjährigkeitserklärung im vorigen Jahre war ihm sein mütterliches Vermögen ausgeantwortet; es soll jährlich 28,000 fl. Revenue geben. Aus dieser hat er nun dem Oberhofmarschall v. Meyern, dem Oberstallmeister v. Alvensleben – der ihn schon früher nach England begleitete – dem geh. Rathe Florschütz, seinem Erzieher (2000 fl.), dem Stallmeister Schüller, seiner Wartfrau (500 fl.) u. a. Personen seines früheren und jetzigen Dienstes lebenslängliche Jahrgehalte ausgesetzt. Der Rest jenes Einkommens, man sagt 20,000 fl. jährlich, wurde von ihm seinem Bruder dem Erbprinzen Ernst überlassen. – In Gotha wird in kurzem die große englische Ambassade erwartet, welche dem Prinzen Albert den Hosenbandorden überbringt; sechzehn Edelleute sollen sie begleiten. Das dortige Prinzenpalais wird eiligst zu ihrer Aufnahme in Stand gesetzt.

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[0101/0005] der Arbeiter dem Militär ziemlichen Schaden zugefügt haben. Volksaufstände benutzen oft die neuesten Erfindungen. Fichte hatte sich 1813 auf eine eigenthümliche Art bewaffnet, Jahn träumte von einer Ausbildung der Pikenirer, und legte dem General Scharnhorst seinen Plan vor; Okens „neues Heer, neue Bewaffnung“ enthielt die merkwürdigsten Vorschläge der Art. Jetzt arbeiten preußische Predigersynoden den Schützenvereinen entgegen, aber die Regierung, welche bei Gelegenheit der Aufrufsfeste bewiesen, wie sehr sie auf das Volk rechnet, darf nicht an den ewigen Frieden denken, so lange dem Ehrgeiz und der Ruhmsucht noch stündlich Opfer an der Seine, der Loire, Rhone und Garonne gebracht werden. Deutschlands Regierungen können dem französischen Treiben nur so lange ruhig zusehen, als sie Heer und Volk verschmelzen, und eine geübte Landwehr neben der Armee erhalten. * Toulon, 5 Jan. Das Dampfboot Fulton ist so eben auf unserer Rhede eingetroffen und bringt wichtige Nachrichten aus Algier. Der Marschall Valée hat den Truppen Abd-El-Kaders ein Treffen geliefert. Es scheint, daß man keinen Pardon gegeben, denn man spricht nur von Todten, nicht von Gefangenen. Folgenden kurzen Bericht bringt der Moniteur Algérien: „Eine Colonne unter den Befehlen des Marschall-Gouverneurs hat am 31 Dec. zwischen dem Lager bei Belida und der Chiffa die Truppen Abd-El-Kaders angegriffen. Der Feind hatte ungefähr 1500 Reiter, drei Bataillone Infanterie und eine Kanone. Die reguläre Infanterie des Emirs wurde zersprengt, theils von der französischen Cavallerie zusammengehauen, theils über die Chiffa geworfen. Die Kanonen, drei Fahnen des Beys von Miliana und 400 Flinten wurden genommen. In den Händen unserer Truppen blieben 300 Leichen der regulären Infanterie Abd-El-Aders; der Feind verlor überdieß gegen hundert Reiter. Am Abend kehrte die Colonne in das obere Lager bei Belida zurück. Kein Flintenschuß wurde nach dem Gefecht mehr auf sie abgefeuert.“ Unsere Briefe aus Algier berichten noch folgende Details: „Ein bedeutender Transport von Lebensmitteln und Kriegsmunition wurde von Algier unter Escorte einer Colonne von 2500 Mann nach Belida abgeschickt. Das dortige Lager war seit langer Zeit nicht mehr verproviantirt worden. Dieser Convoi wurde zwischen Buffarik und Belida von einer ziemlich bedeutenden Zahl Feinde angegriffen. Ueberdieß war die Landstraße an den schwierigsten Stellen zerstört worden, und es bedurfte Zeit, sie zu repariren. Der Convoi kehrte demnach wieder zurück. Auf diese Nachricht hin stellte sich der Marschall Valée an die Spitze einer Colonne von 3500 Infanteristen, 600 Reitern und einer halben Batterie. Unter seiner Begleitung brach der Convoi wieder auf. Am 30 Dec. wurde der Feind aus all seinen Stellungen geworfen, und der Convoi erreichte Belida. Am 31 war man im Begriff, das obere Lager zu verproviantiren, als der Bey von Miliana mit 5000 Mann erschien, um uns den Weg zu versperren. Die Feinde kämpften tapfer, aber die Colonne des Marschalls schlug sie nach einem vierstündigen mörderischen Feuer in die Flucht. Unsere Cavallerie zeichnete sich sehr aus. Die Araber verloren 500 Mann; noch größer war die Zahl der Verwundeten. Sie hatten dießmal nicht Zeit, die Leichen vom Kampfplatz fortzuschleppen. Wir hatten gegen 100 Todte und 200 Verwundete.“ In Algier war man freudetrunken. Wir wissen nicht, ob der Marschall Valée die Feinde über die Chiffa verfolgen wird. Bei El-Arbah, Fonduk und Maison carrée fielen einige Scharmützel vor, die aber unbedeutend sind im Vergleiche mit jenem Gefecht vom 31 Dec., das man recht gut ein Treffen nennen darf. Deutschland. *̲München, 11 Jan. In der heute stattgehabten ersten öffentlichen Sitzung der zweiten Kammer beeidigte der Präsident zwei erst nach der Eröffnung der ständischen Versammlung eingetretene Mitglieder, und verlas ein allerhöchstes Rescript, gemäß welchem Se. Maj. der König geruht haben 1) für das Ministerium des k. Hauses und des Aeußern den k. Ministerialrath Bezold, 2) für das Justizministerium den k. Ministerialrath Frhrn. v. Gumppenberg, 3) für das k. Ministerium des Innern die k. Ministerialräthe v. Mayr und v. Zenetti, 4) für das Ministerium der Finanzen den k. Ministerialrath v. Weigand, 5) für das Kriegsministerium den Oberkriegscommissär und Ministerialreferenten Habel zu k. Commissären während der gegenwärtigen ständischen Sitzungen zu ernennen, und gleichmäßig denjenigen Ministerialreferenten, welche von den k. Ministern mit allerhöchster Genehmigung Sr. Maj. außer den genannten zu den ständischen Sitzungen werden abgeordnet werden, die Eigenschaft k. Commissäre zu ertheilen. Der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, brachte folgende Gesetzesentwürfe in die Kammer, und begleitete die Vorlage der einzelnen mit umständlich motivirten Vorträgen: 1) den Schutz des Eigenthums an Werken der Litteratur und Kunst gegen Veröffentlichung, Nachbildung und Nachdruck betreffend; 2) die Aufhebung des Gesetzes vom 29 nivose XIII, die Erziehung von Söhnen jener Familien, welche sieben Kinder haben, betreffend; 3) die Abänderung des §. 6 Tit. VII der Verfassungsurkunde betreffend. – Der k. Minister der Finanzen machte sodann der Kammer Vorlagen 1) über Abänderung des §. 7 des Gesetzes vom 1 Jul. 1834, die Errichtung einer bayerischen Hypotheken- und Wechselbank betreffend; 2) über das Maximum der Kreisumlagen für 1840/41 - 1842/43; 3) über die Ausscheidung der Kreislasten und Kreisfonds für die IVte Finanzperiode; 4) bezüglich der Nachweisung über die Verwendung der Staatseinnahmen für die Jahre 1835/36 - 1837/1838; 5) bezüglich der Nachweisung über den Stand der Staatsschuldentilgungscasse für die Jahre 1835/36 - 1837/38. Ueber sämmtliche Mittheilungen werde ich des Zusammenhanges wegen das Nähere berichten, wenn dieselben von den betreffenden Ausschüssen zur Berathung in die Kammer gebracht werden. – Die Berathung und Beschlußfassung über die Urlaubs- und beziehungsweise Entlassungsgesuche, 11 an der Zahl, bot keine das allgemeine Interesse berührende Fragen. – Die Verhandlungen über den Druck der Protokolle ergaben in der Hauptsache die einstimmigen Beschlüsse der Kammer, daß alle öffentlichen Verhandlungen dem Druck übergeben, und den Journalisten alle Erleichterung zu Theil werden soll, welche die Umstände gestatten. Coburg, 5 Jan. Der Prinz Albert hat seine Reise hierher noch durch eine Reihe edler Handlungen bezeichnet. Seit seiner Großjährigkeitserklärung im vorigen Jahre war ihm sein mütterliches Vermögen ausgeantwortet; es soll jährlich 28,000 fl. Revenue geben. Aus dieser hat er nun dem Oberhofmarschall v. Meyern, dem Oberstallmeister v. Alvensleben – der ihn schon früher nach England begleitete – dem geh. Rathe Florschütz, seinem Erzieher (2000 fl.), dem Stallmeister Schüller, seiner Wartfrau (500 fl.) u. a. Personen seines früheren und jetzigen Dienstes lebenslängliche Jahrgehalte ausgesetzt. Der Rest jenes Einkommens, man sagt 20,000 fl. jährlich, wurde von ihm seinem Bruder dem Erbprinzen Ernst überlassen. – In Gotha wird in kurzem die große englische Ambassade erwartet, welche dem Prinzen Albert den Hosenbandorden überbringt; sechzehn Edelleute sollen sie begleiten. Das dortige Prinzenpalais wird eiligst zu ihrer Aufnahme in Stand gesetzt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 13. Augsburg, 13. Januar 1840, S. 0101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_013_18400113/5>, abgerufen am 04.05.2024.