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Allgemeine Zeitung. Nr. 5. Augsburg, 5. Januar 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 5.
5 Januar 1840.

Südamerika.

(Journal des Debats.) Die Correspondenzen der englischen Journale hatten kürzlich gemeldet, daß die 500 französischen Seemänner, welche Admiral Leblanc ans Land setzte, um Montevideo zu schützen, wieder eingeschifft worden seyen. Diese Nachricht wird durch neuere Mittheilungen gänzlich widerlegt. Briefe aus Montevideo melden im Gegentheil, daß die dort ansässigen Franzosen die Aufforderung erhalten haben, für die Vertheidigung der Stadt zu den Waffen zu greifen. Denselben Nachrichten zufolge waren Lavalleja, Echagua und Oribe, Parteigänger Rosas', gegen Montevideo mit 6000 Mann marschirt. Fructuoso Riveira, der ihnen nur 3000 Mann entgegenzustellen hatte, verließ seine Stellung bei Santa Lucia, und zog sich nach Canelon-Grande, neun Lieues von Montevideo, zurück.

(Gazette de France.) Die Nachrichten aus La Plata folgen sich jetzt sehr rasch. Die neuesten Mittheilungen melden, daß General Lavalle in Folge des glänzenden Gefechts, welches er in Entrerios geliefert hatte, sich rasch gegen den Staat Corrientes wandte, dessen er jetzt Meister ist. Er hat unter seinen Befehlen eine gut organisirte Armee von 4000 Mann, an deren Spitze er bereit ist, gegen Buenos-Ayres zu marschiren. In Montevideo läßt der Präsident Rivera die Invasionsarmee sich selbst aufzehren, ohne einen Schuß zu thun. Der Sturz des Dictators Rosas und die Wiederherstellung der Ordnung und Ruhe auf beiden Ufern des La Platastroms sind jetzt nahe bevorstehende Ereignisse, besonders wenn eine Expedition von Frankreich kommt, wie man uns anzeigt. ... Wolle Gott, sagt ein Schreiben aus Buenos-Ayres, daß dieß geschehe für Frankreichs Ehre! nicht für seine militärische Ehre, sondern für seine Ehre als Vaterland der Franzosen, die sich hier befinden! ...

(Globe.) Blätter aus Pernambuco vom 23 Nov. versichern nach Briefen aus Montevideo, die Provinz Corrientes habe sich zu Gunsten Lavalle's und gegen den Präsidenten Rosas erklärt, sofort gegen 1500 Mann sich unter Lavalle's Befehle gestellt.

Spanien.

Gestern Nachmittag traf ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs de la Victoria hier ein. Da er eine Bedeckung von acht Lanciers bei sich hatte, so schloß man, daß er Depeschen von Wichtigkeit überbringe. Er ritt geradenwegs nach dem Palaste, gab dort, wie es heißt, eine Depesche für J. M. die Königin-Regentin ab, verfügte sich dann nach dem Postamte, und von dort nach der Wohnung der Herzogin de la Victoria, wo er ebenfalls Briefschaften übergab. Bald darauf entstand das Gerücht, Espartero habe den Brief der Regentin dahin beantwortet, daß er den vielbesprochenen Artikel für den seinigen anerkenne, und in Folge dieser Erklärung hätten die Minister ihre Entlassung eingereicht. Dieses Gerücht war auf jeden Fall voreilig, denn erst um 11 Uhr Nachts verfügten sich die Minister in den Palast, und hielten später unter dem Vorsitz J. M. der Königin-Regentin eine Berathschlagung, die sich bis nach drei Uhr Morgens verlängerte. Schon früher erschien die Herzogin de la Victoria im Palast, und hatte eine Unterredung mit der Königin. Sämmtliche diesen Morgen erschienene Blätter beobachten ein tiefes Stillschweigen über den Inhalt des Schreibens des Herzogs. War dieses in der That an die Königin gerichtet, so kann man, den hier geltenden constitutionellen Theorien gemäß, den Inhalt desselben wohl nicht als die amtliche Willenserklärung des Obergenerals gelten lassen, und ich bin sehr begierig zu erfahren, was das Eco del Comercio zu diesem Briefwechsel zwischen der Königin und dem Herzoge, bei welchem offenbar auch die Herzogin eine Mittelsperson spielt, sagen wird. Es heißt heute, Espartero erkläre in dem Schreiben an die Königin, es thue ihm außerordentlich leid, daß der auf seinen Befehl von dem Brigadier Linage aufgesetzte Artikel, durch den er nur das Gerücht habe widerlegen wollen, als ob er irgend eine politische Partei unterstütze, eine falsche Auslegung erlitten habe; er bekümmere sich weder um das Gezänk der Parteien, noch um das Verfahren der Regierung, sondern nur um die Pflichten seines Berufs; er werde seinen Eiden treu bleiben, und bereitwillig sein Leben für die Königin Isabelle II, die Regentschaft ihrer Mutter, und die Constitution vor 1837 aufopfern etc. Die Minister sollen in ihren Meinungen von einander abgewichen, endlich aber darin übereingekommen seyn, die Angelegenheit als eine ausschließlich die Königin und den Herzog angehende, das Cabinet nicht betreffende, anzusehen, und demnach die Befehle J. Maj. abzuwarten. - Indem ich dieses schreibe, kommt abermals ein Courier mit zehn Mann Bedeckung von Aragonien an, und

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 5.
5 Januar 1840.

Südamerika.

(Journal des Débats.) Die Correspondenzen der englischen Journale hatten kürzlich gemeldet, daß die 500 französischen Seemänner, welche Admiral Leblanc ans Land setzte, um Montevideo zu schützen, wieder eingeschifft worden seyen. Diese Nachricht wird durch neuere Mittheilungen gänzlich widerlegt. Briefe aus Montevideo melden im Gegentheil, daß die dort ansässigen Franzosen die Aufforderung erhalten haben, für die Vertheidigung der Stadt zu den Waffen zu greifen. Denselben Nachrichten zufolge waren Lavalleja, Echagua und Oribe, Parteigänger Rosas', gegen Montevideo mit 6000 Mann marschirt. Fructuoso Riveira, der ihnen nur 3000 Mann entgegenzustellen hatte, verließ seine Stellung bei Santa Lucia, und zog sich nach Canelon-Grande, neun Lieues von Montevideo, zurück.

(Gazette de France.) Die Nachrichten aus La Plata folgen sich jetzt sehr rasch. Die neuesten Mittheilungen melden, daß General Lavalle in Folge des glänzenden Gefechts, welches er in Entrerios geliefert hatte, sich rasch gegen den Staat Corrientes wandte, dessen er jetzt Meister ist. Er hat unter seinen Befehlen eine gut organisirte Armee von 4000 Mann, an deren Spitze er bereit ist, gegen Buenos-Ayres zu marschiren. In Montevideo läßt der Präsident Rivera die Invasionsarmee sich selbst aufzehren, ohne einen Schuß zu thun. Der Sturz des Dictators Rosas und die Wiederherstellung der Ordnung und Ruhe auf beiden Ufern des La Platastroms sind jetzt nahe bevorstehende Ereignisse, besonders wenn eine Expedition von Frankreich kommt, wie man uns anzeigt. ... Wolle Gott, sagt ein Schreiben aus Buenos-Ayres, daß dieß geschehe für Frankreichs Ehre! nicht für seine militärische Ehre, sondern für seine Ehre als Vaterland der Franzosen, die sich hier befinden! ...

(Globe.) Blätter aus Pernambuco vom 23 Nov. versichern nach Briefen aus Montevideo, die Provinz Corrientes habe sich zu Gunsten Lavalle's und gegen den Präsidenten Rosas erklärt, sofort gegen 1500 Mann sich unter Lavalle's Befehle gestellt.

Spanien.

Gestern Nachmittag traf ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs de la Victoria hier ein. Da er eine Bedeckung von acht Lanciers bei sich hatte, so schloß man, daß er Depeschen von Wichtigkeit überbringe. Er ritt geradenwegs nach dem Palaste, gab dort, wie es heißt, eine Depesche für J. M. die Königin-Regentin ab, verfügte sich dann nach dem Postamte, und von dort nach der Wohnung der Herzogin de la Victoria, wo er ebenfalls Briefschaften übergab. Bald darauf entstand das Gerücht, Espartero habe den Brief der Regentin dahin beantwortet, daß er den vielbesprochenen Artikel für den seinigen anerkenne, und in Folge dieser Erklärung hätten die Minister ihre Entlassung eingereicht. Dieses Gerücht war auf jeden Fall voreilig, denn erst um 11 Uhr Nachts verfügten sich die Minister in den Palast, und hielten später unter dem Vorsitz J. M. der Königin-Regentin eine Berathschlagung, die sich bis nach drei Uhr Morgens verlängerte. Schon früher erschien die Herzogin de la Victoria im Palast, und hatte eine Unterredung mit der Königin. Sämmtliche diesen Morgen erschienene Blätter beobachten ein tiefes Stillschweigen über den Inhalt des Schreibens des Herzogs. War dieses in der That an die Königin gerichtet, so kann man, den hier geltenden constitutionellen Theorien gemäß, den Inhalt desselben wohl nicht als die amtliche Willenserklärung des Obergenerals gelten lassen, und ich bin sehr begierig zu erfahren, was das Eco del Comercio zu diesem Briefwechsel zwischen der Königin und dem Herzoge, bei welchem offenbar auch die Herzogin eine Mittelsperson spielt, sagen wird. Es heißt heute, Espartero erkläre in dem Schreiben an die Königin, es thue ihm außerordentlich leid, daß der auf seinen Befehl von dem Brigadier Linage aufgesetzte Artikel, durch den er nur das Gerücht habe widerlegen wollen, als ob er irgend eine politische Partei unterstütze, eine falsche Auslegung erlitten habe; er bekümmere sich weder um das Gezänk der Parteien, noch um das Verfahren der Regierung, sondern nur um die Pflichten seines Berufs; er werde seinen Eiden treu bleiben, und bereitwillig sein Leben für die Königin Isabelle II, die Regentschaft ihrer Mutter, und die Constitution vor 1837 aufopfern etc. Die Minister sollen in ihren Meinungen von einander abgewichen, endlich aber darin übereingekommen seyn, die Angelegenheit als eine ausschließlich die Königin und den Herzog angehende, das Cabinet nicht betreffende, anzusehen, und demnach die Befehle J. Maj. abzuwarten. – Indem ich dieses schreibe, kommt abermals ein Courier mit zehn Mann Bedeckung von Aragonien an, und

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[0033/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Sonntag Nr. 5. 5 Januar 1840. Südamerika. (Journal des Débats.) Die Correspondenzen der englischen Journale hatten kürzlich gemeldet, daß die 500 französischen Seemänner, welche Admiral Leblanc ans Land setzte, um Montevideo zu schützen, wieder eingeschifft worden seyen. Diese Nachricht wird durch neuere Mittheilungen gänzlich widerlegt. Briefe aus Montevideo melden im Gegentheil, daß die dort ansässigen Franzosen die Aufforderung erhalten haben, für die Vertheidigung der Stadt zu den Waffen zu greifen. Denselben Nachrichten zufolge waren Lavalleja, Echagua und Oribe, Parteigänger Rosas', gegen Montevideo mit 6000 Mann marschirt. Fructuoso Riveira, der ihnen nur 3000 Mann entgegenzustellen hatte, verließ seine Stellung bei Santa Lucia, und zog sich nach Canelon-Grande, neun Lieues von Montevideo, zurück. (Gazette de France.) Die Nachrichten aus La Plata folgen sich jetzt sehr rasch. Die neuesten Mittheilungen melden, daß General Lavalle in Folge des glänzenden Gefechts, welches er in Entrerios geliefert hatte, sich rasch gegen den Staat Corrientes wandte, dessen er jetzt Meister ist. Er hat unter seinen Befehlen eine gut organisirte Armee von 4000 Mann, an deren Spitze er bereit ist, gegen Buenos-Ayres zu marschiren. In Montevideo läßt der Präsident Rivera die Invasionsarmee sich selbst aufzehren, ohne einen Schuß zu thun. Der Sturz des Dictators Rosas und die Wiederherstellung der Ordnung und Ruhe auf beiden Ufern des La Platastroms sind jetzt nahe bevorstehende Ereignisse, besonders wenn eine Expedition von Frankreich kommt, wie man uns anzeigt. ... Wolle Gott, sagt ein Schreiben aus Buenos-Ayres, daß dieß geschehe für Frankreichs Ehre! nicht für seine militärische Ehre, sondern für seine Ehre als Vaterland der Franzosen, die sich hier befinden! ... (Globe.) Blätter aus Pernambuco vom 23 Nov. versichern nach Briefen aus Montevideo, die Provinz Corrientes habe sich zu Gunsten Lavalle's und gegen den Präsidenten Rosas erklärt, sofort gegen 1500 Mann sich unter Lavalle's Befehle gestellt. Spanien. _ Madrid, 23 Dec. Gestern Nachmittag traf ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs de la Victoria hier ein. Da er eine Bedeckung von acht Lanciers bei sich hatte, so schloß man, daß er Depeschen von Wichtigkeit überbringe. Er ritt geradenwegs nach dem Palaste, gab dort, wie es heißt, eine Depesche für J. M. die Königin-Regentin ab, verfügte sich dann nach dem Postamte, und von dort nach der Wohnung der Herzogin de la Victoria, wo er ebenfalls Briefschaften übergab. Bald darauf entstand das Gerücht, Espartero habe den Brief der Regentin dahin beantwortet, daß er den vielbesprochenen Artikel für den seinigen anerkenne, und in Folge dieser Erklärung hätten die Minister ihre Entlassung eingereicht. Dieses Gerücht war auf jeden Fall voreilig, denn erst um 11 Uhr Nachts verfügten sich die Minister in den Palast, und hielten später unter dem Vorsitz J. M. der Königin-Regentin eine Berathschlagung, die sich bis nach drei Uhr Morgens verlängerte. Schon früher erschien die Herzogin de la Victoria im Palast, und hatte eine Unterredung mit der Königin. Sämmtliche diesen Morgen erschienene Blätter beobachten ein tiefes Stillschweigen über den Inhalt des Schreibens des Herzogs. War dieses in der That an die Königin gerichtet, so kann man, den hier geltenden constitutionellen Theorien gemäß, den Inhalt desselben wohl nicht als die amtliche Willenserklärung des Obergenerals gelten lassen, und ich bin sehr begierig zu erfahren, was das Eco del Comercio zu diesem Briefwechsel zwischen der Königin und dem Herzoge, bei welchem offenbar auch die Herzogin eine Mittelsperson spielt, sagen wird. Es heißt heute, Espartero erkläre in dem Schreiben an die Königin, es thue ihm außerordentlich leid, daß der auf seinen Befehl von dem Brigadier Linage aufgesetzte Artikel, durch den er nur das Gerücht habe widerlegen wollen, als ob er irgend eine politische Partei unterstütze, eine falsche Auslegung erlitten habe; er bekümmere sich weder um das Gezänk der Parteien, noch um das Verfahren der Regierung, sondern nur um die Pflichten seines Berufs; er werde seinen Eiden treu bleiben, und bereitwillig sein Leben für die Königin Isabelle II, die Regentschaft ihrer Mutter, und die Constitution vor 1837 aufopfern etc. Die Minister sollen in ihren Meinungen von einander abgewichen, endlich aber darin übereingekommen seyn, die Angelegenheit als eine ausschließlich die Königin und den Herzog angehende, das Cabinet nicht betreffende, anzusehen, und demnach die Befehle J. Maj. abzuwarten. – Indem ich dieses schreibe, kommt abermals ein Courier mit zehn Mann Bedeckung von Aragonien an, und

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 5. Augsburg, 5. Januar 1840, S. 0033. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_005_18400105/1>, abgerufen am 21.11.2024.